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Beziehung mit Bindungsängstler - Gehen o Bleiben?

B
Hi Zusammen,

ich (Anfang 30) habe seit fast einem Jahr eine Beziehung mit einem Mann (Mitte 30) der Bindungsängste hat. Er hat es mir während unserer Kennenlernzeit nach 2 Monaten mitgeteilt.
Zu diesem Zeitpunkt war mir nicht bewusst, was das bedeutet und habe mich darauf eingelassen.
Dazu muss ich sagen, dass er an dem Bindungsproblem arbeitet. Angefangen von Büchern, die er darüber liest bis hin zu einer Therapie, die er vor Kurzem begonnen hat.
Er hat schon einige Fortschritte gemacht, jedoch geht er auch manchmal viele Schritte zurück.
Ich würde unsere Beziehung so beschreiben, dass es zwei Phasen gibt. Eine gute und eine schlechte. Diese sind von unterschiedlicher Dauer. In der guten Phase ist alles toll und er ist sich mit mir sicher.
In der schlechten Phase ist er in sich gekehrt, denkt viel nach, schenkt mir nicht so viel Aufmerksamkeit. Zu Beginn hat sich in der schlechten Phase räumlich von mir distanziert. Das tut er mittlerweile nicht mehr. Er sagt, er will die Bindungsangst bekämpfen und sich dieser stellen. Gleichzeitig sagt er auch, dass er sich immer freut mich zu sehen und gerne Zeit mit mir verbringt.
Wir haben bereits einen kleinen gemeinsamen Miniurlaub hinter uns, haben die Eltern und Freunde gegenseitig vorgestellt.
Er sagte bereits auch mehrmals, dass er sich mal Kinder wünscht. Letztens kam das Thema Hochzeit und Kinder auf und seitdem befinden wir uns wieder in der schlechten Phase. Er verspürt einen Druck, hat Angst meine Erwartungen nicht zu erfüllen, sagt, dass er mir jetzt nicht versprechen kann irgendwann wirklich diese Schritte zu gehen, dazu müsse er geheilt sein.
Er glaubt nicht so richtig an eine anhaltende Beziehung, weil er schon so viele zerbrochene Ehen gesehen hat (im Freundes- und Bekanntenkreis, Arbeit) Seine Eltern und Großeltern sind jedoch immer noch verheiratet. Er sagt als Kind hat er die Liebe zwischen den Eltern nicht gesehen, der Vater hat viel gearbeitet für die Familie und war kaum da, die Mama hat sich sehr gut um die Kinder gekümmert.
Ich dagegen bin das komplette Gegenteil Eltern sind geschieden, 2 Enttäuschungen mit Männern hinter mir, Verlustängste und trotzdem den Glauben an die Liebe nicht verloren.
Hat jemand positive Erfahrungen mit Bindungsängstlichen Männern, die gewillt sich an sich zu arbeiten, gemacht ? Kann diese Angst tatsächlich überwunden werden und eine glückliche Beziehung geführt werden ?

Ich bin dankbar für eure Geschichten
LG
Braunbärchen

19.08.2020 09:55 • #1


mafa
Zitat von Braunbärchen:
Kann diese Angst tatsächlich überwunden werden und eine glückliche Beziehung geführt werden ?


Das kann dir hier wohl niemand sagen oder garantieren. Ich persönlich glaube nicht daran.

19.08.2020 10:17 • x 3 #2


A


Beziehung mit Bindungsängstler - Gehen o Bleiben?

x 3


scallisia
Ich glaube schon daran. Das erfordert aber viel Selbstarbeit. Was diesen Menschen wohl im Allgemeinen fehlt ist Sicherheit. Diese soll möglichst von außen kommen. Das ist aber nur eine Scheinsicherheit. Sich selbst sicher zu sein, das ist der Knackpunkt. Daran müsste man arbeiten. Das ist ein langer Weg, den man vielleicht nur mit professioneller Hilfe schafft. Und man muss es natürlich auch wirklich wollen!

19.08.2020 11:23 • x 1 #3


B
Professionelle Hilfe nimmt er ja nun seit Kurzem in Anspruch. Das hatte ich, glaube ich, in meinem Beitrag geschrieben. Er betont immer wieder, dass er an sich arbeiten möchte und repariert sein will um auch einfach mehr an Lebensqualität zu gewinnen

19.08.2020 11:28 • x 1 #4


B
Auch wenn es hart ist: Bindungsangst gibt es nicht wirklich..bzw in ganz ganz wenigen Fällen.
Die Männer sagen das weil das eine Modeausrede ist. Eine Ausrede für : ich bin nicht richtig in dich verliebt und du bist nicht die Frau die ich heiraten will aber ich bekomme halt keine andere und es is ja nicht schlecht mit dir. Auch genannt 60/ Frau.

19.08.2020 12:14 • x 6 #5


Sashimi
Zitat von Baumo:
Auch wenn es hart ist: Bindungsangst gibt es nicht wirklich..bzw in ganz ganz wenigen Fällen.
Die Männer sagen das weil das eine Modeausrede ist. Eine Ausrede für : ich bin nicht richtig in dich verliebt und du bist nicht die Frau die ich heiraten will aber ich bekomme halt keine andere und es is ja nicht schlecht mit dir. Auch genannt 60/ Frau.


Interessanter Einwand.
Im Kern absolut richtig. Wobei ich davon ausgehe dass es keine Bindungsangst ist im eigentlich Sinne ist. Es ist ein Symptom eines größeren Problems was er therapieren lässt. Vielleicht eine mittlere Depression oder ähnliches. Seine Gefühle werden schon echt sein und er versucht wirklich gegen seine Dämonen anzukämpfen. Wenn er dies als seine alleinige Baustelle sieht und Du ihn schon etwas kennst, bringt ihn das weiter. Immerhin habt ihr schon kleine Erfolge. Die Entscheidung liegt bei Dir, sehe aber dass er mit Dir zusammen das schaffen will.

19.08.2020 13:35 • x 2 #6


DieSeherin
für mich klingt das auch eher nach einer verlustangst, die ihn dfazu treibt sich erst gar nicht zu binden, weil er dann nicht enttäuscht/verletzt werden kann.

die frage ist aber für mich gar nicht, was treibt ihn an und um, sondern: was sind denn konkret deine erwartungen an ihn? kannst du gelassen abwarten, bis die schlechte phase überwunden ist und ihm auch spiegeln, dass es okay ist... und du dich auf die gute phase freust?

19.08.2020 14:53 • x 2 #7


B
Zitat von DieSeherin:
für mich klingt das auch eher nach einer verlustangst, die ihn dfazu treibt sich erst gar nicht zu binden, weil er dann nicht enttäuscht/verletzt werden kann.

die frage ist aber für mich gar nicht, was treibt ihn an und um, sondern: was sind denn konkret deine erwartungen an ihn? kannst du gelassen abwarten, bis die schlechte phase überwunden ist und ihm auch spiegeln, dass es okay ist... und du dich auf die gute phase freust?


Ja, noch kann ich ihm sagen, dass es ok ist und dass das alles Zeit braucht und er geduldig mit sich selbst sein muss. Allerdings fällt es mir auch sehr schwer und auf Dauer werde ich das nicht schaffen, da er ja immer wieder sagt, dass er Zweifel hat. Obwohl wir sehr harmonieren, viel reden, viel Verständnis haben, viel unternehmen und zusammen lachen.
Ich wünsche mir irgendwann eine Familie und habe Angst, dass ich das mit ihm nie verwirklichen kann. Auch wenn er sagt, er wünscht es sich auch. Aber erstmal muss er seine Baustellen beseitigen.

19.08.2020 15:11 • #8


D
Ich weiss nicht ob du das mitmachen solltest
Weil du daran zerbrechen könntest. Und die Frage ist auch woher kommt es? Und hat er evtl noch andere Thematiken ? Wie habt ihr euch kennengelernt und wie liefen seine Beziehungen davor bzw ist wie lang war er single ?

19.08.2020 15:18 • x 1 #9


B
Zitat von dämonen:
Ich weiss nicht ob du das mitmachen solltest
Weil du daran zerbrechen könntest. Und die Frage ist auch woher kommt es? Und hat er evtl noch andere Thematiken ? Wie habt ihr euch kennengelernt und wie liefen seine Beziehungen davor bzw ist wie lang war er single ?


Er glaubt, dass es aus der Kindheit kommt. Hat wenig Liebe zwischen den Eltern gesehen, er hat gesehen wie traurig seine Mutter oft war. Oder wie sie reagiert hat, wenn er nicht das getan hat, was sie gesagt hat. Sie hat viel geweint, weil sie sich nicht anders durchsetzen kann. Die Eltern sind zwar zusammen aber mein Eindruck ist, dass sie nicht liebevoll zueinander sind. Bzw. der Vater ganz kühl ist. Die Mutter gibt sich viel Mühe. Ich glaube als Kind muss man sehr sensibel sein, um das zu spüren. Ich habe zum Beispiel auch nie Liebe zwischen meinen Eltern gesehen, sie sind mittlerweile auch lange geschieden. Trotzdem habe ich keine Bindungsangst. Bzw. habe ich eher Verlustängste, das ist ja auch eine Art Bindungsangst, allerdings binde ich mich sehr gerne.
Wir haben uns über Freunde kennengelernt auf einer Veranstaltung. Er hatte vor mir keine richtigen Beziehungen, maximal 6 Monate. Nie jemanden den Eltern vorgestellt. Ich war die erste und bin auch nun seine längste Beziehung. Sobald er einen Druck verspürt hat, hat er die Flucht ergriffen.

19.08.2020 15:34 • #10


Tool
Das könnte sehr schwierig werden.
Ich bin auch bindungsängstlerin und habe mich gerade von meinen Freund getrennt.
Ich konnte diese ständigen Gefühlsschwankungen in mir drin nicht mehr ertragen.
Mache auch seit vielen Jahren eine Therapie die mir in anderen Situation schon sehr geholfen hat aber leider nicht mit meiner Bindungsangst.
Bindungsangst und Verlustangst hängen oft zusammen und oft nach positiven Momenten folgen dann viele negative.
Je nachdem wie stark seine Bindungsangst ist kann das noch lange dauern bis es ihm damit besser geht, was nicht heißt dass er in der Zeit nicht schon ein paar Fortschritte machen wird.
Wichtig ist dass er es erkannt hat und was dagegen macht.

19.08.2020 15:54 • x 2 #11


DieSeherin
Zitat von Braunbärchen:
Er glaubt, dass es aus der Kindheit kommt.


das klingt jetzt gemeiner, als ich es meine, aber fast jeder mensch hat sein päckchen zu tragen und fast jeder hat in seinem leben sehr unschöne erfahrungen gemacht. klar, dass es nicht jeder alleine schafft, das so zu verarbeiten, dass es keinen nachhaltigen schatten aufs leben wirft, aber es gibt mir mittlerweile viel zu viele menschen, die sich (für mein gefühl) ein wenig auf diesen schlechten erlebnissen ausruhen! so nach dem motto ich kann nichts dafür, dass ich so bin, wie ich bin - ich hatte nämlich eine schlimme kindheit!

gut ist ja zumindest, dass er für sich erkannt hat, dass er gut daran tut, sich professionell begleiten zu lassen. schlecht daran ist, dass du keinen zeithorizont hast, wann er dann vielleicht mal zuversichtlicher auf eine gemeinsame zukunft schauen kann!?

auch, wenn du erst anfang dreißig bist, hast du nicht alle zeit der welt abzuwarten, ob und wann mit ihm an familiengründung zu denken ist.

Zitat von Braunbärchen:
auf Dauer werde ich das nicht schaffen, da er ja immer wieder sagt, dass er Zweifel hat


hat er denn zweifel an sich selber, oder zweifelt er an sinn und unsinn eurer verbindung?

Nachtrag: tool, ich hoffe, du nimmst meine worte nicht persönlich

19.08.2020 16:04 • x 2 #12


Gorch_Fock
Hey Bärchen, ich wäre an Deiner Stelle auch sehr vorsichtig. Im Moment habt ihr noch nicht viel zu verlieren. Im Fall einer Trennung wird ggf. noch ein Hausstand geteilt und das wars.
Das ändert sich jedoch massiv wenn es um eine Ehe (sprich knallharter Zivilvertrag) und Kinder geht. Wenn dann ein Partner abhaut aus irgendwelchen Gründen, kann das schnell in einer Katastrophe enden.
Aus eigener Erfahrung würde ich mir heute immer sehr genau die Familienverhältnisse bei einem Partner anschauen. Ist dort kein harmonisches, ehrliches Miteinander möglich wäre ich sofort raus. Denn diese Punkte rächen sich später. Sehr oft spiegeln diese Partner dann das Leben ihrer Eltern. Das heisst: Du wirst es 1:1 am eigenen Körper erleben.
Und zu Dir: Auch Du hast Bauststellen, die bearbeitet werden sollten. Auch Verlustängste können Gift in einer Beziehung sehen. Ähnliches tritt z.B. bei Borderlinern auf. Auch diese leben immer in einem Angst Verhältnis aus Symbiose (sprich Nähebeziehung) und Verlustängsten. Das kann schon reichen, dass der Partner für ein paar Tage auf Dienstreise muss um zu Hause schon die Hölle auf Erden auszulösen. Auch das sind keine Kleinigkeiten.
Ich würde hier weitere Zukunftspläne nur unter folgenden Voraussetzungen akzeptieren:
- Du bist gewillt Dein Leben auch künftig als Alleinerziehende zu leben
- Du schließt bei einer Heirat einen Ehevertrag ab, der sämtliche Eventualiäten regelt.
- Ihr schafft keine Immobilien an oder wenn gestaltet es so, dass nur ein Part das Haus kauft und für den Kredit einsteht.
Denn das sind die typischen Fallstricke, die dann immer wieder bearbeitet werden müssen.

19.08.2020 16:09 • #13


A
Zitat von Braunbärchen:
Professionelle Hilfe nimmt er ja nun seit Kurzem in Anspruch.


Was Jahre oder jahrzehntelang an Mustern aufgrund tiefsitzender Verletzungen in der Kindheit und Traumata Bestand hat ist nicht in ein paar Sitzungen Geschichte.
Dies bedarf womöglich einer langen Zeit der Arbeit an sich selbst , verbunden mit Rückschlägen.

Wichtig als Partner ist nicht alles an Problemen in der Beziehung auf die Bindungsangst zu schieben, manche Dinge harmonieren schlichtweg auch einfach nicht oder tun einem nicht gut.

Das zu differenzieren , puh.

19.08.2020 16:14 • #14


B
Zitat von DieSeherin:


gut ist ja zumindest, dass er für sich erkannt hat, dass er gut daran tut, sich professionell begleiten zu lassen. schlecht daran ist, dass du keinen zeithorizont hast, wann er dann vielleicht mal zuversichtlicher auf eine gemeinsame zukunft schauen kann!?

auch, wenn du erst anfang dreißig bist, hast du nicht alle zeit der welt abzuwarten, ob und wann mit ihm an familiengründung zu denken ist.



hat er denn zweifel an sich selber, oder zweifelt er an sinn und unsinn eurer verbindung?

Nachtrag: tool, ich hoffe, du nimmst meine worte nicht persönlich



Schon gut, ich weiß was du meinst und sehe das tatsächlich auch so.
Um Die Familienplanung kreisen auch viele Gedanken, was ist wenn ich mit niemandem so glücklich werden kann, wie mit ihm (wenn die gute Phase da ist) Was ist wenn er in 2 Jahren geheilt sein könnte und wir dann weitere Schritte gehen könnte. Und was ist, wenn ich ihn jetzt verlasse aber niemanden finde, mit dem ich eine Familie gründen kann. Ich weiß, dass man nicht in die Zukunft sehen kann, aber das sind Themen die mich beschäftigen.

Ich glaube, die größten Zweifel hat er an sich selber. Wobei er auch manchmal sowas sagt wie:Ich hab dich lieb aber ich weiß nicht ob es reicht Er hat auch gesagt, dass er nicht sagen kann, was Liebe ist und wie er das definieren würde. Er weiß nicht mal, ob er seine Eltern liebt. Er hat die lieb, aber er weiß nicht, ob man das Liebe nennen kann.

19.08.2020 16:18 • #15


A


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