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Darf man seinen Gefühlen nach Verlassenwerden trauen?

Kamikazeherz85
Hallo ihr Lieben,
ich mache hier noch einmal ein eigenes Thema auf, das sich mit der Frage beschäftigen soll, ob man seinen Gefühlen nach dem Verlassenwerden eigentlich trauen darf.
Damit meine ich Folgendes: Kann man nach dem Verlassenwerden zwischen echter Liebe und verletztem Ego unterscheiden?
Bei mir ist es nämlich so, dass ich während der Beziehung mit meinem Expartner selbst schon des Öfteren an Trennung gedacht hatte und mir phasenweise auch gar nicht mehr sicher war, ob es eigentlich noch Liebe oder nur noch Gewohnheit ist.
Und nun, da mein Exfreund die Trennung ausgesprochen hat (das war vor sechs Wochen), habe ich das Gefühl, die Liebe meines Lebens verloren zu haben. Plötzlich strahlen mein Ex und unsere Beziehung in den hellsten Farben, ich sehe nur noch seine positiven Eigenschaften. Sprich: Die Liebe zu meinem Expartner kam nach dessen Trennung mit überwältigender Wucht wieder zurück und lässt mich nun völlig hilflos und am Boden zerstört zurück. So fühlt es sich zumindest an.
Oder ist es etwa gar nicht die Liebe, sondern die verletzten Gefühle, die sich hier melden? Kann es wirklich sein, dass es so einen großen Unterschied macht, ob man derjenige ist, der verlässt, oder derjenige, der verlassen wird? Also dass dieses Zurückgewiesenwerden dann als endlose Liebe fehlinterpretiert wird in all diesem Gefühlschaos?
Wie geht es euch in dieser Hinsicht? Versteht ihr, was ich meine?
Warum mich das so beschäftigt, ist die Tatsache, dass es mir wesentlich besser ginge, wenn ich wüsste, dass es nur mein verletztes Ego ist und dass ich nicht meine große Liebe verloren habe, wonach es sich jetzt gerade anfühlt.
Über einen Gedankenaustausch zu dieser Frage würde ich mich sehr freuen.

13.12.2018 16:31 • x 4 #1


Scheol
Das mit dem Ego solltest du selbst entscheiden.

Keiner war bei der Beziehung bei.

Nur du hast die Beziehung irgendwie empfunden. Positiv oder negativ.

Das verletzte Ego ist sicher momentan das größte Problem. Wenn aber die sachliche Ebene wieder da ist und die emotionale Ebene flacher kleiner geworden ist, wirst du klarer sehen.

13.12.2018 16:38 • x 1 #2


A


Darf man seinen Gefühlen nach Verlassenwerden trauen?

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Löwin45
Naja, ich glaube, dass es der Unterschied zwischen einer hypothetischen Erwägung und der dann tatsächlichen Realität ist.
Mir waren mein Mann und meine Ehe jahrelang auch nicht so wichtig bzw. ich bemühte mich nicht, da ich es für sicher hielt.
Zeitweise glaubte ich sogar, dass Alleine-sein eine Option sein könnte.
Allerdings hatte ich dies nie wirklich mit allen Konsequenzen durchdacht.

Als es dann tatsächlich zu der Situation kam, bei der ich mich entscheiden musste, wurde mir plötzlich klar, dass ich ihn doch noch sehr liebe. Trotzdem habe ich lange gebraucht, mir dies einzugestehen, da ich anfangs nur schwer zwischen Verlustangst und Liebe unterscheiden konnte. Zudem musste ich mich auch meinen Unzulänglichkeiten stellen. Das war ein sehr schwerer Prozess - aber sehr wichtig!

Das ist jetzt vielleicht nicht das, was du gerade hören möchtest. Aber, ich bin sehr davon überzeugt, dass eine Selbstlüge (sei sie auch noch so gnädig) falsch ist, weil dies über kurz oder lang wie eine Blase platzt.

Aber, ich schließe mich meinem Vorredner an. Du brauchst einfach Zeit, um klarer zu sehen.

13.12.2018 17:13 • x 1 #3


P
Da Du selbst für Dich schon erkannt hast, dass es in der Beziehung nicht gut lief, denke ich eher an ein verletztes Ego. Da strahlte es ja nicht so rosig.

13.12.2018 17:18 • #4


M
Huhu Du, kann man schwer sagen. Aus meiner Erfahrung heraus ist es schlicht einfacher zu verlassen weil man innerlich bereits abgeschlossen hat (ohne das der Andere oft was davon merkt) als verlassen zu werden wenn man noch in diesem Abnabelungsprozess steckt. Und was man unvorbereitet/unerwartet verliert das löst natürlich Verlustängste bzw. schlimmere *Entzugserscheinungen* aus. Im Grunde aber hat es bei Euch Beiden wohl nicht geklappt leider. wart Beide schon auf dem inneren Rückzug und er war nur schneller eben. Man kann Trennungen so leider auch provozieren durch zunehmendes Misstrauen in sich oder den Gefühlen des Partners betreffend, quasi selbsterfüllende Prophezeiung. Gibt auch Menschen die labil sind, irgendwann die rosa Brille weg ist, allerdings eine Trennung selbst noch nicht 100%ig innerlich vollzogen haben (Gewohnheit eben), noch eine Weile mitspielen bis sie merken nu bin ich stark genug da möglichst schnell wegzukommen und vielleicht auch noch als stark dazustehen während der Andere das weder bemerkt hat noch sonstwas und dann leidet wie ein Hund während der Andere schon wieder Partys feiert und frei ist für was Neues. Warme Wechsel nennt man das ab und zu auch. Aber Fazit, das verstanden, dann sollte es auf jeden Fall einfacher sein oder werden auch die eigene Gefühlswelt betreffend.

13.12.2018 17:23 • #5


A
nur Ego? worin sollte sich ein Ich denn ausdrücken, worin sollte es es sein, wenn nicht im Ego? Als Emanation von selbst.
und was ist das überhaupt, Ego?
hoch-philosophische Fragestellung. und auch nicht ganz ungefährlich. da kann es einem schnell passieren, dass einem die Egos von links und rechts um den Kopf geschlagen werden...
Dessen unbenommen finde ich aber Deine Frage gut.
ich denke inzwischen, dass in einer Liebesbeziehung Trennung einsetzt, sobald Gefühle einander verschwiegen werden. und dass dieses Einander-Verschweigen einen Machtkampf zweier Egos bedeutet und mit sich bringt. Ein Machtkampf übrigens, der nicht mit der Trennung beginnt. Das ist dann eher die offene Kriegserklärung. und plötzlich geht es ums Gewinnen, und stärker sein, glücklicher.
Schau her ich kann auch ohne Dich, und das sogar viel besser - als mit Dir.
Und das ist so unglaublich verletzend. Da hat man Vertrauen gehabt in etwas und jemanden, und dann Bamm. Verloren. Und egal, wie und was. Einer ist Verlierer.
Und bemerkenswerter Weise sehen das immer beide irgendwie so. Der Eine mehr, der andere weniger. Und jeder ist bestrebt, sein eigenes Ego irgendwie wieder zu heilen. Die eine stürzt sich in die nächste Beziehung, ein anderer von der Brücke. Der eine macht Sport, wie besessen, die andere stellt Fragen.
So wie Du.
ich find das gut.
Offensichtlich fühlst Du Dich als Verliererin, aber Du stellst kluge Fragen.
Du stabilisierst Dich damit in Deinem Inneren. Statt nur irgendwie im Außen.
Wenn Eure Trennung mal durch ist, wenn ihr beide nicht mehr nacheinander fragt, dann wirst Du die Gewinnerin sein. Weil Du dann die Stärkere bist. Allein, es wird für Euch dann keine Rolle mehr spielen. Weil dann jeder ausschließlich sein eigenes Leben lebt. Das Wir ist dann Geschichte. Und selbst wenn er der glücklichste und schlauste Mensch auf der Welt wäre. Du würdest Dich kurz freuen für ihn, aber es beträfe Dich nicht mehr. Du hättest dann die Gefühle und Gedanken anderer Menschen, insbesondere von Dir selbst, die Dich dann mehr beträfen

13.12.2018 18:09 • x 4 #6


M
Was bringt dir die Beantwortung dieser Frage?
Fakt ist - er ist weg.
Und ob du ihn jetzt wirklich liebst oder ob dein Ego verletzt ist - ändert das was?
Stell dir die Frage, wenn er zurück möchte.

13.12.2018 18:40 • #7


M
@Animo-ody ist eine sehr kluge Person! Ich könnte es nicht so gut ausdrücken, aber es stimmt, Du stellst die richtige Frage und mit etwas Abstand, wirst Du sie Dir selbst beantworten können.
Ich kenne sehr genau, was Du beschrieben hast und war selbst bereits in dieser Situation. Zweimal. Es ist das angeknackste Selbstbewusstsein, was man als Verlassener einfach hat. Da hat jemand anderer entschieden und durchgesetzt, wozu Du selbst nicht fähig gewesen bist. Man möchte ja nicht weniger geliebt werden, als man selbst liebt, selbst wenn nur noch wenig davon übrig war. Das ist wohl der narzissistische Anteil in einem.

13.12.2018 18:54 • #8


Kamikazeherz85
Danke an euch alle für eure Antworten!
Mir geht es hier auch gar nicht so sehr um mich und die Analyse meiner speziellen Situation, sondern um eure Erfahrungen bzw. wie ihr eure Gefühle nach einer Trennung erlebt habt, ob ihr es auch kennt, dass der andere plötzlich in den hellsten Farben strahlt, obwohl das während der Beziehung vielleicht nicht (mehr) so war. Und inwiefern man sich dadurch aufs Glatteis führen lässt.
Lieber Scheol, du hast wahrscheinlich Recht. Mit der Zeit sieht man klarer. Sich das im anfänglichen Gefühlschaos immer wieder zu sagen, hilft allerdings nur bedingt ... Da möchte ma ja so schnell wie möglich raus (jaja, ich weiß, das geht nicht ).
Liebe Löwin, du schreibst, dass das, was du berichtest, bestimmt nicht das ist, was ich hören will - doch, genau das. Mich interessieren eure Erfahrungen und Empfindungen. Und was du beschreibst (die Beziehung für selbstverständlich nehmen), kenne ich ja leider von mir auch ... Hinterher ist man immer schlauer, leider.
Liebe Polizistenbraut, naja, so einfach ist es eben nicht. Wir hatten eine sehr innige Bindung, nur der Alltag und die äußeren Umstände waren nicht so dolle. Deswegen weiß ich auch nicht, ob der Alltag und die äußeren Umstände die Liebe für meinen Expartner nur verschüttet haben und sie jetzt, wo der Alltag weg ist, umso furioser wieder aufflammt. Oder ob es tatsächlich mein verletztes Ego ist.
Lieber Manuel, ich finde deine Analyse sehr gut und treffend. Und ich finde meine Geschichte in dem, was du beschreibst, in Teilen wieder. Mein Exfreund hat den Absprung jetzt geschafft, nachdem er lange (Monate? jahre?) mit sich gehadert hat. Eine andere tauchte plötzlich auf der Bildfläche auf - ich denke, sie hat ihm den Absprung erleichtert, unabhängig davon, ob da was lief oder läuft. Rein emotional hat sie ihn aber gepackt und ihn aus unserer Beziehung befreit...
Von dir, lieber Amino-ody, wieder einmal ein sehr poetischer Beitrag mit philosophischer Note. Danke dafür! Tja, die Sache mit dem Ego wäre wirklich eine wissenschaftlich-philosophische Abhandlung wert ... Wäre das nichts für dich? Dein Zitat Der eine stürzt sich ins Leben, der andere von der Brücke finde ich auch sehr treffend. Du kannst wirklich gut mit Worten umgehen. Das ist was Besonderes!
Lieber Michael, es geht gar nicht unbedingt um die Beantwortung der Frage, sondern um einen Erfahrungsaustausch. Wie ihr das empfunden hat. Dass ich mir das in meiner Situation nur selbst beantworten kann (wenn der Schmerz nachlässt), ist klar. Und trotzdem ändert es für mich persönlich in der Tat etwas, ob ich meine große Liebe verloren habe (dann ist die Trauer ja wirklich angebracht) oder ob es nur mein verletztes Ego ist (in diesem Fall sollte ich mich dieser Baustelle zuwenden und nicht umsonst meine Energie darauf verschwenden, meiner vermeintlich großen Liebe hinterherzutrauern). Ist der Unterschied verständlich?

13.12.2018 19:13 • x 1 #9


M
Zitat von Kamikazeherz85:
unbedingt um die Beantwortung der Frage, sondern um einen Erfahrungsaustausch. Wie ihr das empfunden hat. Dass ich mir das in meiner Situation nur selbst beantworten kann (wenn der Schmerz nachlässt), ist klar. Und trotzdem ändert es für mich persönlich in der Tat etwas, ob ich meine große Liebe verloren habe (dann ist die Trauer ja wirklich angebracht) oder ob es nur mein verletztes Ego ist (in diesem Fall sollte ich mich dieser Baustelle zuwenden und nicht umsonst meine Energie darauf verschwenden, meiner vermeintlich großen Liebe hinterherzutrauern). Ist der Unterschied verständlich


Der Unterschied ist verständlich.
In der Zeit nach der Trennung kannst du aber nicht wissen, ob nur das Ego verletzt ist oder ob du den Ex liebst.
Es ist ein Cocktail aus allem.
Erst mit der Zeit wird man klarer sehen.

13.12.2018 19:21 • #10


Kamikazeherz85
Liebe Mitsubi, deinen Beitrag hatte ich ganz übersehen. Ja, du hast Recht: Ich bin zwar erst seit gestern hier angemeldet, aber dass Amino-ody ein sehr kluger Mensch ist, habe ich auch schon bemerkt. Und wahrscheinlich hast du auch Recht, was den narzisstischen Anteil in einem betrifft - den schiebt man ja gerne beiseite, weil man ihn nicht haben will...

13.12.2018 19:21 • #11


S
Wenn es weder Ego noch Liebe ist dann kann es ja auch einfach Verliebtheit sein.

Dein Hirn, weil es ja nicht blöd ist, treibt dich zur schnellsten und effektivsten Lösung.
Alle anderen Versionen Wie Trennung verarbeiten, alles neu aufbauen,sind aufwändig und energieraubend.

13.12.2018 19:25 • #12


Kamikazeherz85
Sohnemann, ich fürchte, das verstehe ich nicht ganz ... Du meinst, mein Hirn gaukelt mir Verliebtheit vor, nur damit ich mich nicht dem Trennungsschmerz stellen muss?

13.12.2018 19:32 • #13


P
Wenn Du wirklich offen in der Beziehung gewesen bist, Dich eingebracht hast und sie länger bestanden hat, dann kommst Du irgendwann zu einer Erkenntnis. Entweder stellst Du fest, dass es nicht harmoniert hat oder Du haderst mit Dir selbst, weil Du Schuldgefühle hast und feststellst, dass Du Dich hättest anders einbringen können. Ein verletztes Ego hat selten etwas mit dem wahren Gefühl von Liebe zu tun.
Oft bestehen Kreisläufe, die aus Gewohnheit nur schwer zu durchbrechen sind.
Ich erlebte eine längere Beziehung mit eindem Polizisten und letztendlich war das Durchbrechen des Kreislaufes, dieser unguten Beziehung, die fast in einer unguten Ehe geendet hätte, eine Befreiung.
Ich bereue es bist heute nicht, aus diesem Kreislauf ausgebrochen zu sein.
Daran wird sich nichts ändern.
Mein neuer Partner war eine ganz andere Beziehung und somit die Bestätigung, dass es gut gewesen ist, diesen Kreislauf zu durchbrechen.
S. Anziehung ist dabei nicht unwesentlich und kann auch in einer reifen Beziehung weiter existieren, ohne dass man täglich körperlich zusammen sein muss.
Gönn Deinem Partner sein neues Glück und versuche selbst auch einen passenden Partner zu finden.
Es ist Dein Erleben, aber es wird Dich nicht glücklich machen, wenn Du eine Trophäe zurückhaben möchtest,
um als Sieger hervorzugehen. Es gab diese strahlenden Farben nie.

13.12.2018 19:34 • x 1 #14


M
Zitat von Kamikazeherz85:
Liebe Mitsubi, deinen Beitrag hatte ich ganz übersehen. Ja, du hast Recht: Ich bin zwar erst seit gestern hier angemeldet, aber dass Amino-ody ein sehr kluger Mensch ist, habe ich auch schon bemerkt. Und wahrscheinlich hast du auch Recht, was den narzisstischen Anteil in einem betrifft - den schiebt man ja gerne beiseite, weil man ihn nicht haben will...



Ich weiß gar nicht, ob man sich für seinen narz. Anteil quasi schämen sollte. Den hat ja jeder von uns und so lange der nicht unverschämt hoch ist, ist ja alles okay

Ich hab mir diese Ego-oder-Liebe-Frage ja auch stellen müssen. Beim ersten Mal war ich nicht mal die Verlassene. Ich trennte mich nach langen Überlegungen. Mir ging es gut mit der Trennung, fühlte mich befreit. Genau drei Wochen lang. Dann sagte man mir, mein Ex hätte eine Neue. Ich war schockiert darüber, da er doch so ein sensibler Mensch war, der mich doch so liebte. Ich war mir seiner immer sicher. Und dann das?!? Ich war vier Monate fast schon depressiv, litt sehr. Es fühlte sich wie Liebeskummer an. Dann meldete er sich, wir trafen uns und waren sofort wieder ein Paar. Diese andere Frau war nur ein kurzes Trostpflaster. Ein Jahr später trennte ich mich erneut.
Heute würde ich sagen, es war mein Selbstwert. Der war nie so hoch, war mir dessen aber nicht bewusst. Mein Ex betete mich vier Jahre an und konnte sich schon nach 3 Wochen neu orientieren. Es rüttelte irgendwie an meinem eh schon labilen Selbstwert, dass selbst er mich so schnell abessen konnte (vermeintlich).

13.12.2018 19:40 • x 1 #15


A


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