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Depressiver Partner trennt sich von heute auf morgen

A
Hallo liebe Community,
ich habe nun schon seit ein paar Tagen still in diesem Forum mitgelesen und möchte nun gerne einmal meine Situation schildern. Einfach weil ich das Gefühl habe, dass hier in diesem Forum mehr Menschen sind die mich verstehen und mir eventuell helfen können als in meinem direktem Umfeld.
Also wie der Titel schon sagt hat mein depressiver Freund sich relativ plötzlich von mir getrennt. Wir haben uns vor etwa 2 Jahren über Freunde kennen gelernt und uns von Anfang an super verstanden. Ich habe zu ihm eine Vertrautheit und auch eine Verbundenheit gespürt, die ich vorher bei noch keinem Mann gefühlt habe. Ihm ging es wohl genauso, zumindest hat er das immer mal wieder über die 2 Jahre zu mir gesagt. So auch zuletzt vor etwa 3 Wochen. Er war zu dem Zeitpunkt als wir uns kennen gelernt haben schon sehr lange Single, etwas mehr als 5 Jahre. Seine Beziehung davor hielt wohl 8 Jahre, jedoch mit vielen Schwierigkeiten und einem ziemlich bösen Ende. Er wurde quasi von seiner Ex einfach durch einen anderen ersetzt.
Er hat mir auch schon früh erzählt, dass er selber jahrelang an Depressionen gelitten hat und das wohl auch die Beziehung mit seiner Ex sehr belastet hat und sehr viele schwierige Situationen zwischen den beiden geschaffen hat. Nach 5 Jahren allein sein hat er also mich wieder an sich ran gelassen. Wir sind ziemlich schnell ein Herz und eine Seele geworden. Haben viel miteinander unternommen weil wir auch dieselben Hobbys teilen. Allerdings war es nie so, dass ich ihm meine Anwesenheit aufgedrängt habe, da ich ja von seiner depressiven Vergangenheit wusste und auch wusste, dass er manchmal Zeit für sich braucht. Wir haben uns in den 2 Jahren natürlich auch mal gestritten, wo seine depressive Seite sehr stark zum Vorschein kam. In der Zeit wollte er mit niemanden reden und nur seine Ruhe haben. Was ich anfangs nicht verstanden habe, da ich selber vorher noch nie mit einem depressiven Menschen zusammen war. Allerdings war dann nach etwa einer Woche, in der er seine Ruhe hatte wieder alles in Ordnung. Wir haben uns ausgesprochen und keiner war dem anderen gegenüber nachtragend. Wir hatten in der letzten Zeit öfters über unsere Zukunft gesprochen, da wir beide nächstes Jahr mit dem Studium fertig sein werden und dann zusammen ziehen wollten. Momentan haben wir eher eine Fernbeziehung geführt, da ich in einer anderen Stadt als er studiere, meine Semesterferien (die teilweise über 2 Monate gingen) habe ich jedoch immer bei ihm und mit ihm zusammen verbracht. Die plötzliche Angst vor zu viel Nähe kann also nicht der Grund für die plötzliche Trennung gewesen sein. Auch weil der Vorschlag mit dem zusammenziehen als erstes aus seinem Mund kam.
Vor etwa zwei Wochen waren wir noch gemeinsam auf der Promotionsfeier meiner Schwester und alles war in Ordnung. Er hat mir am Tag davor geschrieben, dass er sich sehr auf mich freut und auch der Tag der Feier war sehr schön und harmonisch. Aber ab da begann er plötzlich wieder sich etwas zu isolieren. Er wollte zwar trotzdem, dass ich bei ihm bin jedoch hat er wenig mit mir geredet und kaum geschlafen nachts. Ich war von diesem Verhalten sehr verwirrt, denn normalerweise hat er dieses nur an den Tag gelegt wenn wir uns gestritten haben oder irgendetwas vorgefallen ist und es war doch alles vorher harmonisch zwischen uns. Ich habe also die ersten Tage mir nichts anmerken lassen, da ich mir dachte das wird schon wieder. ein paar Tage nachdem er anfing weniger mit mir zu sprechen wurden seine Schlafstörungen noch extremer und er hat lieber auf der Couch geschlafen als mit mir im Bett. Da ich das Gefühl hatte, dass er meine Nähe gerade nicht ertragen kann bzw. lieber alleine ist, habe ich mir ein paar Sachen und meinen Hund geschnappt und bin zu meinen Eltern gefahren. Ich habe ihn allerdings vorher gefragt ob er das möchte oder ob ich bleiben soll, da er sich manchmal in solchen Situationen doch sehr gewünscht hat, dass ich bei ihm bleibe. Zu fahren war im Nachhinein betrachtet mein größter Fehler. er hat sich ab diesem Punkt nur noch mehr isoliert und mir auch nicht mehr zurück geschrieben. Ich bin einmal noch bei ihm vorbeigefahren, wo er mich zwar in seine Wohnung gelassen hat aber nicht mit mir geredet oder mich angeschaut hat, er sah auch sehr fertig aus. Als ich wieder zu Hause war kam von ihm eine Nachricht, dass es ihm leid tue, dass er nicht mit mir geredet hat aber das er momentan einfach allein sein will. Etwa eine Woche nachdem ich meine Sachen geschnappt habe und zu meinen Eltern gefahren bin kam eine Nachricht von ihm ob ich irgendwann mal Zeit hätte. Ich bin noch am selben Tag zu ihm gefahren und hatte die Hoffnung, dass sich alles wieder gelegt hatte. Als ich bei ihm ankam wirkte er sehr traurig und leer und sagte mir direkt, dass er es für besser halte wenn wir uns trennen würden. Auf meine Frage hin warum er diesen Entschluss gefasst hat meinte er nur, dass er keine Kraft mehr hätte, mir nicht geben könne was ich verdiene und ich ohne ihn besser dran wäre. Ich habe ihm daraufhin gesagt, dass ich das anders sehe und egal was ist mit ihm durch diese Zeit gehen werden. Er meinte dann, dass das nicht ginge weil er einfach merkt, dass er komplett alleine besser dran wäre, da er sich dann keine Gedanken um mich machen muss. Wir haben dann noch etwa eine halbe Stunde geredet und lagen uns noch eine Stunde in den Armen wo er mir auch noch gesagt hat, dass er mich liebt. Ich habe ihn dann gefragt ob das wirklich seine Entscheidung ist und ob ich gehen solle, worauf er mir keine Antwort gab. Erst nach etwa weiteren 30 Minuten meinte er zu mir es wäre besser wenn ich gehe, da bei dem Gespräch wohl nichts mehr rum käme als noch mehr Herzschmerz. Als ich zu Hause war kam nochmal eine Nachricht, dass er mich liebt. Das ist jetzt etwa zwei Wochen her. in den zwei Wochen habe ich mich noch sporadisch bei ihm gemeldet weil ich nicht wollte, dass er sich alleine fühlt und merkt, dass ich trotzdem für ihn da bin auch wenn er sich von mir getrennt hat. Er hat mir auch auf jede meiner Nachrichten geantwortet. Oft geschrieben, dass es ihm mit dieser Situation nicht gut geht. Gestern hat er mich gefragt ob wir uns Dienstag treffen wollen. Ich weiß nun nur nicht warum er sich treffen will und ob ich mir nun doch wieder zu viel Hoffnung mache es könnte alles gut werden.
Ich bin einfach seit der Trennung total am Boden zerstört. Für mich kam das alles sehr plötzlich, da wir vorher noch sehr harmonisch miteinander waren. Ich schleppe mich so durch den Tag, mache zwar viel mit Freunden und gehe zum Sport am Ende des Tages denke ich immer nur an ihn. Ich denke, wenn ich wüsste, dass er sich aufgrund fehlender Liebe oder anderer triftiger Gründe getrennt hätte, wurde es mir nicht so schwer fallen los zu lassen. Da ich aber weiß, dass ich ihm noch sehr viel bedeute und er diese Trennung nur aufgrund seiner Depressionen wollte, fällt es mir unheimlich schwer ihn los zu lassen.

Deshalb wollte ich mal hier in der Community fragen wie ich jetzt wohl am Besten mit dieser Situation umgehen soll. ob es falsch wäre sich noch viel Hoffnung zu machen und es doch besser wäre los zu lassen?

Vielen Dank schon einmal für Eure Antworten

16.09.2019 10:58 • x 1 #1


DerVorname
Hallo Aristelle,

Du schreibst das Du keine Erfahrung mit Depressiven Menschen hast. Das ist nämlich nie ein Spaziergang. Da muss man als erstes mal wissen ob das behandelt wird, ob das erfolgreich verläuft, wie tief steckt er da drin, wie lange hat er das schon, was hat das ausgelöst? Befasse dich doch mal selbst damit. Im Internet ist da alles mögliche zu finden. Ohne Bild was da eigentlich passiert ist das schwer zu sagen. Viele erleben eine depressive Episode und dann gehts ihnen wieder gut. Der Formenkreis ist gewaltig. Ich würde dir empfehlen dich da etwas einzulesen.

16.09.2019 15:29 • x 3 #2


A


Depressiver Partner trennt sich von heute auf morgen

x 3


J
Da kann ich mich dem Vorredner nur anschließen.

Die Situation ist nicht einfach, wenn der Partner derart psychisch angeknackst ist. Allerdings ist es wichtig, zu verstehen, was da vorgefallen ist und warum es so passiert ist. Die Depression ist immer ein Anzeichen dafür, dass bisherige Bewältigungsstrategien nicht mehr funktionieren. Man fühlt sich nur noch hilflos, wertlos und emotional taub. Das Gefühl der Wertlosigkeit kann so weit gehen, dass man sich auch nicht mehr als wert empfindet, eine Beziehung zu führen, da man für andere nur noch eine Belastung ist. Ergo: Rückzug, Isolation, noch mehr Grübeln.

Das kann ich Dir als Betroffener schon mal mitgeben: Eine meiner Therapeutinnen sagte mal: Die Depression deckelt noch schlimmere Gefühle und forderte mich auf, mal darüber nachzudenken, wie ich folgenden Satz für mich weiterführen würde: Lieber depressiv sein als ... fühlen zu müssen? - Vielleicht kann Dir das in Bezug auf Deinen Exfreund weiterhelfen.

Weiterhin ist es sehr oft so, dass die Depression nicht die Henne, sondern das Ei ist. Sprich: Es gibt nicht selten eine Grundproblematik, die evtl. im Lauf des Lebens immer wieder zu depressiven Episoden führt. So war das bei mir auch, bis ich verstanden habe, dass es dabei eigentlich um das geht, war mir meine verkorsten Eltern durch physischen und emotionalen Missbrauch angezüchtet haben. Die Depression deckelte Gefühle wie Angst, Schuld, Scham, Wut und auch Selbsthass.
Als ich das erkannt habe, hat es mich schon weiter gebracht. Die Aufarbeitung des Ganzen dauert noch an, aber der Weg ist das Ziel und der Weg entsteht nicht selten erst unter den eigenen Füßen.

Es wird Dir, liebe TE, erstmal nichts anderes übrig bleiben, als die Situation, wie sie jetzt ist, zu akzeptieren.
Was ich Dir angeboten habe, sind Denkanstöße, die vielleicht helfen können, besser zu verstehen, wie es gekommen ist.
Mag sein, dass Ihr vielleicht eine Chance habt, wenn es Deinem Ex wieder besser geht, er sich helfen lässt und an sich arbeitet.
Dazu alles Gute!

16.09.2019 17:55 • x 4 #3


A
Danke erst einmal für Eure Antworten!

Zitat von jaqen_h_ghar:
Es gibt nicht selten eine Grundproblematik, die evtl. im Lauf des Lebens immer wieder zu depressiven Episoden führt.

Ja ich denke auch, dass irgendetwas in seinem Leben passiert ist, was ihn immer wieder zu diesen depressiven Phasen führt. Ich weiß allerdings nicht genau was das ist. Ich weiß, dass er eine schwierige Kindheit hatte. Er ist sehr früh von zu Hause weg und musste sich seit er 15 Jahre alt war mehr oder weniger allein durchs Leben schlagen.

Zitat von jaqen_h_ghar:
Lieber depressiv sein als ... fühlen zu müssen? - Vielleicht kann Dir das in Bezug auf Deinen Exfreund weiterhelfen.

Ich denke bei ihm wäre es wohl Lieber depressiv sein als sich für andere verantwortlich fühlen zu müssen. Das ist aber lediglich eine Vermutung darauf, dass er öfters gesagt hat, dass er sich großen Verantwortungen nicht gewachsen fühlt. Und ich denke ein Stück weit hat er sich auch für mich verantwortlich gefühlt obwohl ich aus einer liebevollen Familie komme und er sich nie ernsthaft um mich Gedanken machen musste...

Zitat von jaqen_h_ghar:
Es wird Dir, liebe TE, erstmal nichts anderes übrig bleiben, als die Situation, wie sie jetzt ist, zu akzeptieren.

Das ist mir irgendwo schon klar... ich muss sie ja auch akzeptieren alleine schon weil ich ihn zu nichts drängen will. Ich will, dass er mit mir zusammen sein will und nicht, dass er es ist weil er das Gefühl hat er müsse es mir zur Liebe tun...

Zitat von DerVorname:
Da muss man als erstes mal wissen ob das behandelt wird, ob das erfolgreich verläuft, wie tief steckt er da drin, wie lange hat er das schon, was hat das ausgelöst?

Momentan ist er nicht in Behandlung aber er meinte zu mir, dass er sich Hilfe suchen will. Ich denke schon, dass er da tief drin steckt. Immerhin zieht es sich schon über Jahre und so wie er mit mir die gesamte Beziehung über umgegangen ist, denke ich, dass er diesen Schritt der Trennung aus purer Verzweiflung gegangen ist. Er war immer sehr liebevoll und hat immer wieder betont wie froh er ist mich an seiner Seite zu haben. Über den Auslöser weiß ich leider gar nichts. Er hat mir gegenüber immer versucht seine Probleme fernzuhalten, laut eigener Aussage weil er schon immer allein klar kommen musste und keine Hilfe von anderen benötigt. Ich merke gerade während ich diese Zeilen schreibe wie wenig ich in der Hinsicht von ihm weiß... Ich habe ihn natürlich öfter darauf angesprochen und wollte ein bisschen verstehen was in ihm vorgeht aber, so offen er auch sonst zu mir war, über diese Dinge wollte er nie wirklich mit mir reden.
Ich werde Deinen Rat auf jeden Fall beherzigen und mich ein bisschen dazu einlesen um vielleicht ein bisschen besser zu verstehen was in ihm vorgeht...

16.09.2019 19:12 • x 1 #4


DerVorname
Zitat von Aristelle:
Momentan ist er nicht in Behandlung aber er meinte zu mir, dass er sich Hilfe suchen will


Das habe ich befürchtet und so länger man dieses aufschiebt, so schwieriger wird die Therapie. Es gibt ja auch endogene Formen , die sind genetisch und dann fam. gehäuft anzutreffen. Diese sind oft erfolgreich(er) zu behandeln. Hier weiß man aber ja nichts. Selbst eine konkrete Diagnose fehlt. Man kann nat. immer versuchen diesen Menschen einen Schubs zu geben. Laufen müssen sie aber selbst.

16.09.2019 19:27 • x 1 #5


J
Zitat:
Lieber depressiv sein als sich für andere verantwortlich fühlen zu müssen


Schon nicht schlecht - aber leider ist das keine (negative) Emotion, sondern ein Zustand.
Was würde es emotional für ihn bedeuten, für andere verantwortlich zu sein? Die Angst zu versagen, überfordert oder hilflos zu sein? Oder noch was ganz anderes?

Du musst diese Frage nicht beantworten können, zumal Du ja diesbezüglich nicht gerade viel von ihm erfahren hast.
Das ist eine Schutzstrategie, sich abzukapseln und alles allein regeln zu wollen z.b. angesichts der frühen Erfahrung, eh keine oder keine passende Hilfe von den direkten Bezugspersonen bekommen zu haben oder die Einstellung, niemandem zur Last fallen zu müssen. Außerdem ist Gefühlsduselei ja sowie unmännlich.

16.09.2019 20:03 • x 2 #6


Spreefee
Zitat von Aristelle:
Lieber depressiv sein als sich für andere verantwortlich fühlen zu müssen


,... als sich für sich verantwortlich fühlen zu müssen.

Weil, wenn er nicht für sich se Verantwortung tragen kann, wie dann für jemande anderen.

16.09.2019 20:19 • #7


J
Zitat:
Er ist sehr früh von zu Hause weg und musste sich seit er 15 Jahre alt war mehr oder weniger allein durchs Leben schlagen.


Niemand geht ohne vernünftigen Grund mit 15 schon von zu Hause weg. Ich vermute mal, dass da einige sehr unschöne Dinge passiert sind und das nicht nur ein Mal. Physische Misshandlung, emotionaler Missbrauch und S. Gewalt sind keine Einzelfälle. Es geschieht jeden Tag, tausendfach. Es spricht bloß keiner darüber, weil das den Mythos der heiligen Familie, die ja auch noch unter dem besonderen Schutz des Staates steht (Artikel 6 GG), entmystifizieren würde.

Das Ergebnis sind kleine tapfere Emo-Soldaten wie Dein Ex, die eigentlich schon mit dem eigenen Leben überfordert sind und nie gelernt haben, auch ausreichend positive Bindungserfahrungen zu machen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das Ergebnis dann oft die Flucht nach vorn ist. Ich gehe selbst, bevor mir wieder wehgetan wird, bevor man mich wieder betrügt.

16.09.2019 20:25 • x 1 #8


Spreefee
Zitat von jaqen_h_ghar:
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das Ergebnis dann oft die Flucht nach vorn ist.


Es ist keine Flucht nach vorn. Mit Depressionen ist es eine Flucht ins Innere eines Selbst.

Beziehungsfähigkeit ist dann oft nicht gegeben, weil es keine Augenhöhe in einer Beziehung gibt. Er vertraut sich selbst nicht. Er hat es nie gelernt. Auch der Umgang mit schwierigen Situationen überfordern dann die meisten.

16.09.2019 20:30 • x 1 #9


J
Zitat:
Mit Depressionen ist es eine Flucht ins Innere eines Selbst.

Ich verstehe, was Du meinst - aber irgendwie ist mir das zu blumig.

Zugegebenermaßen, bei mir war die Depression sehr oft Folge einer narzisstischen Kränkung. Die Folge war, dass ich enttäuscht und gekränkt war. Enttäuscht, in der jeweiligen Partnerin doch nicht das Allheilmittel für meine geschundene Seele gefunden zu haben. Die Folge: Aus dem Nichts einen Streit provozieren, die Sachen packen und gehen.
Der nachfolgende Rückzug kommt dann der Flucht nach Innen schon näher.

16.09.2019 20:43 • x 1 #10


P
Im Grunde erging es Dir jetzt so wie seiner Partnerin vorher ebenfalls.

Nur dass sie das wohl nicht mehr ertragen hat und dann zuerst geflüchtet ist.

Diesmal ist er halt zuerst geflüchtet.

Depressionen sind echt extrem belastend, für die Betroffenen und natürlich auch für die Partner.

Und wenn eine Depression zuschlägt/aktiv ist, dann überlebt da nichts mehr, auch nicht die vermeintlich größte und tollste Liebe.

Da ist alles einfach nur grau und Mist, man selbst, der Partner, die ganze Welt, das Leben allgemein.

Das ist ja keine Laune die man steuern kann irgendwie.

Sich mit der Krankheit/Störung ernsthaft beschäftigen, das als Nicht-Betroffener nicht irgendwie herunterspielen und dann staunen/jammern. Und man ist auf der sicheren Seite.

Möglich das die Depression auch wieder kurz an Stärke verliert, dann der Partner wieder vermisst, gesucht und gefühlt wird aber das wird immer wieder passieren.

Die Frage ob man das auf Dauer ertragen kann. Normal leider nicht und dann wirst Du gehen irgendwann wie seine Ex vorher die das sicher auch schon öfters mitgemacht hat.

Nehmt solche Störungen aus Verliebtheit nicht immer so auf die leichte Schulter als ob das ein Schnupfen ist.

17.09.2019 05:16 • x 3 #11


SweetCookie
Liebe Aristelle,

immer wieder spannend finde ich, dass die Exbeziehung erwähnt wird...tut aus meiner Sicht eigentlich gar nichts zur Sache, in deinem Fall schon - aus deiner Sicht - da es zeigt, wie einmalig (aus deiner Sicht) eure Beziehung ist/war.
Nun, man kann sich zwar eine Heldennadel anstecken, wenn man das will (wow, ich bin so besonders, er ist so besonders, dass wird beide schnell ein Herz und eine Seele sind --- wirklich?) aber heroisch ist das wenig.
Wie die Vorredner schon sagten, ist es mit einem Depressiven nicht wie in einer normalen Beziehung und um ehrlich zu sein, klingt dein Exfreund auf mich nicht wirklich depressiv (Ist das mal attestiert worden?) als vielmehr unschlüssig (normal in seinem Alter wenn er noch studiert oder bald fertig ist) und ggf. launenhaft.
Es ist auch nicht deine Aufgabe, ihn zu therapieren, zu schauen was die Gründe sein könnten und und und...als Partner ist man nicht der Psychologe oder Therapeut, sondern...der Partner.
Das höre ich aber ehrlich gesagt auch wenig raus bei euch, dieses partnerschaftliche. Es geht eigentlich nur darum, was er will, ob er Zeit braucht, er hier, er da...blablabla....tut mir leid, ich bin gerade wieder sehr direkt, aber es zu ignorieren, dass jemand von sich behauptet er ist depressiv und dann zu sagen, wir waren bald ein Herz und eine Seele...da ringeln ALLE Alarmglocken bei mir. Klingt nach symbiotischer Beziehung, weil oft eigene Anteile mit den depressiven Anteilen des Gegenüber klicken. Ich will das jetzt nicht weiter ausführen, dennoch klingst du wenig ausgeprägt als Persönlichkeit - orientierst dich viel/zu sehr nach dem anderen...da macht es dann schon mal Klick mit jemandem, der so jemanden braucht...das kann man dann auch Liebe nennen wenn man will.

So, nun hilft dir mein Geschreibe bis dato wenig, daher zum hilfreichen Teil.
Das einzige, was du machen kannst, ist dich auf dich besinnen und mal nicht alles mit dir machen lassen. Er macht Schluss, bittet dich zu gehen und schreibt dann, er liebt dich...Guten Morgen! Nein, das ist höchst ambivalentes Verhalten und wenig förderlich für eine Partnerschaft (die es ja nun aktuell aufgrund SEINER Entscheidung nicht gibt...bis er sich wieder anders entscheidet), noch für dich als Mensch.
Besinn dich bitte mal auf dich, nimm so großen Abstand wie möglich und Atme bitte erstmal durch. Da ist m.M.nach eine dicke Erfahrungskeule über dich drüber. Kontaktabbruch wäre das Gesündeste für dich, aber das ist freilich deine Entscheidung...und vielleicht schrillen beim nächsten Mal auch bei dir die Alarmglocken, wenn dir jmd. sagt, er sei depressiv...(hast du dich mal gefragt, warum die bei dir nicht schrillten? Kannst du mehr ab als andere? Musst du mehr aushalten als andere? Leichtes Helfersyndrom?)

Ich weiß, ich bin heute morgen ein bisschen direkt und entschuldige mich vorab, wenn ich entwaige Gefühle verletzt haben sollte.

17.09.2019 05:48 • x 4 #12


Spreefee
Guten Morgen

@SweetCookie gerade die Direktheit ist oft sehr heilsam.

Zitat von SweetCookie:
immer wieder spannend finde ich, dass die Exbeziehung erwähnt wird...tut aus meiner Sicht eigentlich gar nichts zur Sache, in deinem Fall schon - aus deiner Sicht - da es zeigt, wie einmalig (aus deiner Sicht) eure Beziehung ist/war.


Vorhergehende Beziehungen können einem die eigenen Muster aufzeigen, wenn man sich reflektieren kann. Denn kann man es nicht, nimmt man diese, seine eigenen Muster und Anteile am Scheitern oder warum man diese Beziehung eingegangen ist nicht wahr und kann eben nicht daran bewusst etwas verändern, um selbst eine Beziehung gesünder zu führen.

Zitat von SweetCookie:
Klingt nach symbiotischer Beziehung, weil oft eigene Anteile mit den depressiven Anteilen des Gegenüber klicken.


Möglich. Oft gehen nach gescheiterte Beziehungen zwei Bedürftige eine Bindung ein. Sie brauchen sich gegenseitig. Doch einer braucht den anderen immer etwas mehr. Einer verbraucht also den anderen. Der etwas Stärkere hat oft ein Helfersyndrom. Damit verstärkt er die Depression des Deprimierten unbewusst. Er meint es doch eigentlich gut und erreicht genau das Gegenteil. Er endmündigt den Depressiven fast, der kaum noch selbst Verantwortung übernehmen muss.

Mitleid, sagt es gut. Mit Leiden.

Statt ihn selbst machen zu lassen, Druck aufzubauen. Ihn gar auch überfordert.

Es passiert halt unbewusst. Trotzdem kann jetzt die TE vielleicht daraus für ihr Leben lernen.

17.09.2019 07:28 • x 3 #13


J
Zitat:
immer wieder spannend finde ich, dass die Exbeziehung erwähnt wird...tut aus meiner Sicht eigentlich gar nichts zur Sache, in deinem Fall schon - aus deiner Sicht - da es zeigt, wie einmalig (aus deiner Sicht) eure Beziehung ist/war.

Solange wir das Trauma nicht realisiert haben, müssen wir es immer wiederholen. (Pierre Janet, 1892)

Ich bleibe bei meiner Hypothese, dass die Depression oft nicht die Henne, sondern das Ei ist.
Um die Henne zu erkennen, muss man sich natürlich auch die vorausgehenden Beziehungen anschauen, um die Beziehungsmuster, die sich immer wieder reproduzieren, zu erkennen. Alice Miller nennt das den Wiederholungszwang.

Zitat:
dennoch klingst du wenig ausgeprägt als Persönlichkeit - orientierst dich viel/zu sehr nach dem anderen...da macht es dann schon mal Klick mit jemandem, der so jemanden braucht...das kann man dann auch Liebe nennen wenn man will.

Ich denke, Du meinst die eigene Abgrenzungsfähigkeit?

Das ist genau der Punkt: Zwei Menschen, die sich auf unglückselige Weise gefunden haben, ergänzen sich von ihrer Persönlichkeit her wie Schlüssel und Schloss. Jörg Willi würde das Kollusion nennen - und auf Dauer gesund ist es nicht, weil auf der sich aufopfernde Teil nicht nur aus rein altruistischen Motiven handelt, sondern auch (und manchmal vor allem) seinen Selbstwert dadurch erhöht. Das wäre mit den Worten von Bärbel Wardetzki der weibliche Narzissmus.

17.09.2019 08:39 • x 1 #14


P
Hallo,

ich kann gut verstehen, wie du dich fühlst. Meine Freundin hat sich vor 2 Wochen ebenfalls von mir getrennt- zum wiederholten Male, obwohl sie mich nach eigener Aussage liebt. Sie hat (diagnostizierte) Depressionen, eine Bindungsstörung und eine posttraumatische Belastungsstörung... alles durch ganz heftige Kindheitserlebnisse bedingt. Wir waren über 3 Jahre zusammen und diese Beziehung war nach schönen Wochen und Monaten dann immer wieder mit plötzlicher Distanz und Rückzug von ihrer Seite verbunden... Wie eine Achterbahnfahrt. Ich habe auch immer gedacht, zusammen stehen wir das durch.. Sie braucht nur Sicherheit, Stabilität und Liebe. So einfach ist es aber leider nicht, auch wenn das sch. weh tut. Du kannst deinen Freund nicht heilen, Grundvoraussetzung ist überhaupt erst einmal, dass er in eine Therapie geht. Dann wird es eine ganze Zeit dauern, in der er reflektieren und bearbeiten muss. Das kann man leider nicht mit der Reparatur eines Autos vergleichen. Ich hab mich irgendwann in meiner Beziehung völlig vergessen und war so weit, dass ich gedanklich nur noch um sie und ihre Bedürfnisse gekreist bin... Immer in der Hoffnung, dass Liebe alles schaffen kann- über 3 Jahre. Man nennt das auch Co-Abhängigkeit. Jetzt hat sie sich erneut getrennt und ich benötige selbst eine Therapie, weil mir das alle Energie gezogen hat und ich vollkommen am Boden bin. Überleg, ob du dir das antun willst... Mein Rat wäre: schau auf dich und heile. Du kannst ihn nochmal bestärken, sich aktiv um eine Therapie zu kümmern oder vielleicht auch mal über Tagesklinik nachzudenken. Aber dann bleib bei dir und kümmer dich um das Heilen deiner Wunden. Viel Kraft!

24.09.2019 07:38 • x 1 #15


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