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Der einzige Mensch, den ich je geliebt habe

E
hallo,
ich bin neu in diesem Forum und finde es echt hilfreich.
Möchte gerne meine Geschichte mit euch teilen:
Vor 3,5 Monaten hat mein Freund mich verlassen und die Trennung macht mir immer noch sehr zu schaffen.
Ich bin 18 (er: 23) und er war der erste und, ohne Ausnahme, einzige Mensch, den ich je geliebt habe und dem ich vollkommen vertraut habe. Er hat mich sehr verändert und die Beziehung hat mir sehr gut getan.
Als er gegangen ist, war ich nicht mehr ich selbst.
Ihr wisst sicher, wovon ich rede! Ich konnte nicht essen, nicht duschen, oder mich umziehen, wenn das Licht an war, mich im Spiegel anschauen, und konnte tagelang durchweinen.
Nach einer Zeit, in der ich mich versucht habe, abzulenken, kommt der Trennungsschmerz nun wieder, mit voller Wucht. Ich dachte, meine Trauer sei bereits überwunden!?
Auch das selbstverletzende Verhalten, dass ich dank ihm ablegen konnte, ist wieder da. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, noch mal so zu lieben und zu vertrauen.
Ich habe auch solche Schulgefühle und fühle mich auch billig und ausgenutzt.

Wie geht ihr damit um? Ist es normal, wenn ich das Gefühl habe, nie wieder jemand anderes lieben zu können und nie wieder einen Partner zu finden?
Ich danke euch für das Lesen.

26.09.2014 00:34 • #1


maus0904
Liebes Eichhörnchen,

wenn wir eine geliebten Menschen verlieren ,tut das in der Tat sehr weh und im ersten Moment, sprich die ersten Tage und Wochen fühlt es sich wirklich an, als könnte diesen Platz im Herzen niemand anderer mehr einnehmen.
Das ist Liebeskummer.......fühlt sich bei so vielen Menschen GENAU SO an.
Das Gute ist, aus Erfahrung, kann man sagen, dass dies wieder besser wird und vorbei geht.......insbesondere wenn man noch so jung ist, was nicht heißt, dass es nicht genauso weh tut, hat man noch soviel vor sich im Leben und da können noch viele Menschen in dein Leben treten, bleiben oder wieder gehen, oder du gehst wieder....all das gehört zum Leben ......meinen ersten schlimmen Liebeskummer hatte ich auch mit 17 Jahren und weiß noch ganz genau, wie hilflos ich mich gefühlt habe....ich nahm eine Freundin für eine Woche zu mir mit nach Hause, damit ich mich nicht so allein gefühlt habe, denn meine Mutter konnte mir in solchen Gefühlssachen nicht helfen , kann sie bis heute nicht , mein Vater ebenso wenig.
Ich fühlte mich auch sehr verloren....

Was ich nicht normal finde sind deine Aussagen, dass du dich nicht bei Licht umziehen kannst und nicht mehr in den Spiegel schauen kannst!?
Oder etwa , wenn du von selbstverletzendem Verhalten sprichst!
Möchtest du das vielleicht mal näher beschreiben...musst du nicht, aber ich denke, da hört sich irgendwas zumindest besorgniserregend an.

Hast du denn Menschen in deinem Umfeld, denen du dich anvertrauen kannst?
Ich hoffe es sehr für dich, dann tu das auch, es wird dir helfen, dich nicht ganz so alleine und verloren zu fühlen.

Ich drücke dich mal fest und hoffe wieder von dir zu hören.....

Maus

26.09.2014 05:00 • x 1 #2


A


Der einzige Mensch, den ich je geliebt habe

x 3


T
Ich sehe es ähnlich wie Maus. Du schreibst ausnahmslos und von Selbstverletzungen, was in mir die Vermutung weckt das Du mit Deinen 18 Jahren noch nicht allzu viel Gutes erlebt hast.
Beschreibe uns doch mal Dein Elternhaus, Deine Kindheit, Deine Freunde und Deinen bisherigen schulischen Werdegang. Und was Du jetzt so machst.

Jeder 18-Jährige +/- ein paar Jahre glaubt nicht das wir Älteren wissen wovon er spricht wenn er Kummer hat. Sei es in der Liebe, in der Schule, mit den Eltern, mit Pickel und Übergewicht. Alle müssen diese Jahre durchstehen, ihre Erfahrungen machen und ihren Plan vom Leben basteln.
Und egal wie alt man ist, verlassen werden und Liebeskummer allgemein tut immer gleich weh und macht aus jedem Menschen in jedem Alter ein Häufchen Elend, welches glaubt nie mehr die Sonne zu sehen.

In erster Linie musst Du Dir klar machen, dass Du kein schlechter Mensch bist und deshalb verlassen wurdest. Schlechte Menschen sind die, die anderen grausames Leid antun oder von Anfang bis Ende verarschen und ausnutzen. Ich denke dies dürfte bei euch beiden nicht der Fall sein und daher geht es bei euch wirklich um solche Ding wie Selbstfindung, Erfahrungen sammeln, erste Liebe, aber auch zu hohe Erwartungen und Vorstellungen, idealisieren, und Ersatz für etwas oder jemanden suchen.
Erzähle uns weiter Deine Geschiche.

26.09.2014 06:52 • x 1 #3


E
danke für euere lieben Antworten, Maus 0904 und Tingeltangel.

Kurz zu meinem Hintergrund:
Habe dieses Jahr Abi gemacht und beginne jetzt International Business Administration zu studieren. Eigentlich sollte es Psychologie werden, aber mein Schnitt hat dazu wohl nicht ausgereicht und ich habe 22 Absagen bekommen.
Direkt nach dem Abi war ich so ziemlich gar nicht ansprechbar: die Unzufriedenheit über meinen Schnitt und dass ich am Tag nach der letzten Prüfung verlassen wurde (angeblich wollte er nicht in der Prüfungsphase Schluss machen und verhielt sich daher die zwei letzten Wochen davor sehr abweisend). Naja..
Zu meiner Mutter habe ich so ziemlich gar kein Verhältnis. Wir reden so wenig wie möglich und ich fühle mich nicht so, als würde sie mich wirklich verstehen. Deswegen weiß sie sehr wenig über mich, und auch nach der Trennung habe ich ihr so wenig wie möglich erzählt. Irgendwie sagt sie schon, dass sie mich liebt (bzw.: hat es früher gesagt), aber anhand ihrer Taten kommt es mir nicht so vor. Mein Vater lebt seit 14 Jahren nicht mehr. Mein Stiefvater ist ein ziemlich lieber Mensch, doch er und meine Mutter können sich so ziemlich gar nicht leiden und früher wusste ich noch nichtmal, dass man auch nett zu ihn sein kann...Meine Oma wohnt im Moment auch noch bei uns. Sie ist jemand, der an der Tür lauscht (zB. wenn mein Freund da gewesen ist) und Familienstreitigkeiten anzettelt, indem sie Gerüchte ohne jegliche Wahrheitsbasis hinter dem Rücken anderer verbreitet...

Tja, eigentlich dachte ich, dass der Trennungsschmerz vorbei ist. Obwohl ich mit niemandem darüber reden konnte, habe ich es anscheinend geschafft, mich abzulenken und es runterzuschlucken. Warum er auf einmal wieder hochkommt, verstehe ich nicht... Das mit dem Umziehen und Duschen war wohl nur eine Phase ganz am Anfang und ist jetzt hinter mir.
Ist es normal, dass man nach so langer Zeit noch Schmerzen hat? -Seltsame Vorstellung, dass ein Mensch, ohne den man vorher so gut auskam, einem so viel ausmachen kann...

26.09.2014 09:46 • #4


maus0904
Liebes Eichhörnchen,

ja es ist völlig normal, dass man auch nach längerer Zeit noch unter diesen Trennungsschmerzen leidet.
Anfangs hast du vieles verdrängt, das sagtest du ja glaube ich selbst, und dieses Verdrängen führt dan ndazu, dass es einem zwar erstmal besser geht, aber das fatale ist, dass dich der Schmerz, der verdrängt wurde, wieder einholt.
Ich denke das ist das , was bei dir gerade passiert.
Du kannst nun versuchen die Trennung zu verarbeiten, den Schmerz auch zuzulassen und ihn zu akzeptieren, denn davon laufen kannst du ihm nicht.
Du wirst trotzdem immer kleine Fortschritte machen jeden Tag....auch wenn du diese anfangs nicht bemerkst.
Das Verhältnis zu deiner Mutter spricht natürlich Bände....ich weiß das, weil ich es selbst sehr gut kenn, hatte ich ja geschrieben.....
deshalb hast du vermutlich auch mehr Verlustangst und das Gefühl von verlasen sein, als das andere Menschen haben, die mit Trennungen vielleicht besser und schneller fertig werden.
Aber du wirst es trotzdem schaffen.
Du scheinst eine sehr intelligente junge Frau zu sein, der eine gute Zukunft in Aussicht steht........du wirst deinen Weg schon gehen, da bin ich mir sicher......vertrau auf Dich!

LG Maus

26.09.2014 10:04 • x 1 #5


T
Du hast geschrieben, er sei der einzige Mensch gewesen den Du je geliebt hättest.
Hast Du da nicht jemanden vergessen? Dich!?

Ich glaube auch, dass Du ein sehr intelligentes Mädchen bist, das seinen Weg machen wird.
Das mit dem schlechten Schnitt beim Abi ist doch kein Beinbruch. Du wirst sicher irgendwann über Umwege zu dem Fachgebiet kommen, das Dir liegt und welches Du gerne machen möchtest.
Manchmal braucht es Umwege.
Schau, ich habe nur mittlere Reife und konnte später nach meiner Ausbildung zur Bürokauffrau und einigen Jahren Berufserfahrung eine Zusatzausbildung (nebenbei) machen über die ich dann doch noch in mein Wunschgebiet rein kam. Heute kann ich bestätigen, erst mal etwas solides und machbares und dann öffnen sich wieder neue Türen.

Omas können sehr anstrengend sein. Da kann ich auch ein Lied von singen. Ich bin mir sicher, dass Deine Mutter Dich liebt, es aber leider nicht so rüber bringen kann wie Du es bräuchtest. Mach Dir doch mal bitte Gedanken über eure Verhaltensweisen. Ich will wieder mal auf das Thema Konditionierungen = Kindheitsprägungen kommen. Wie war es zwischen Deiner Mutter und ihrer Mutter. Bzw. wie waren auch grundsätzlich die Beziehungen beider Frauen. Kannst Du da Wiederholungen finden? Und wie siehst Du Dich als die 3. Generation Frau in dieser Familie?
Vielleicht solltest Du mal mit ihr spazieren gehen und ihr alles sagen. Unter 4 Augen, ohne Ablenkungen und Ausweichmanöver. Sag ihr, dass Du Dich oft allein fühlst und vor allem jetzt in dieser schwierigen Zeit sehr einsam bist. Es wird ihr wahrscheinlich das Herz brechen, aber nur so kannst Du alte Verkrustungen bei ihr und den damit entstandenen Panzer aufbrechen. Auch Du hast Krusten und einen Panzer. Du musst offen und lautstark um Hilfe und Unterstützung schreien, also bildlich gesprochen. Sonst wird Dich stilles und in sich gekehrtes Mäuschen niemand hören und auch niemand sehen.

Ist es so, dass Dein Ex Dir das gab was Dir innerhalb der Familie fehlt? Ich denke schon, so ist es mit jeder ersten Liebe. Jedem fehlt etwas innerhalb der Familie, bei Dir ist es etwas mehr.
Schau auf meine erste Frage oben. Liebst Du Dich selbst genug, findest Du Dich gut? Was und wen siehst Du wenn Du in den Spiegel schaust? Du kannst stolz auf Dich sein, die ersten Schritte in ein selbständiges und erwachsenes Leben sind getan, Du hast Dein Fundament schon gebaut. Das haben viele in Deinem Alter noch nicht gebacken gebracht. Und Du scheinst schon etwas reifer und erwachsener zu sein als andere. Vielleicht bedingt durch den Verlust des Vaters? Leidet Deine Mutter vielleicht auch noch darunter und hat sich deshalb so eingeigelt und abgekapselt? Wie seit ihr gemeinsam und jede für sich mit seinem Tod umgegangen? Hast Du noch Geschwister?

Maus hat Recht mit dem was sie schrieb. Der Schmerz, der Dich jetzt wieder einholt ist der eigentliche. Damals warst Du wahrscheinlich wie gelähmt und unter Schock. Dann kommt die Phase des Selbstbetruges. Und wenn diese Abwehrmechanismen sich aus dem Staub machen, die selbst gezogenen Grenzen sich langsam verwischen und aufweichen, dann kommt die Realität erst an, die Bombe schlägt ein. Lapidar ausgedrückt könnte man es auch mit einer nicht auskurierten Grippe vergleichen. Wenn der Rückfall kommt, kommt es richtig dick und fies.
Vielleicht hilft es Dir Tagebuch zu führen, in dem Du Deine Gedanken dieser Zeit notierst. Was schmerzt so und warum? Wann hattest Du früher schon mal so einen Schmerz. Wie konntest Du ihn bewältigen? Konntest Du ihn überhaupt bewältigen oder hast Du ihn verdrängt, weg geschlossen?
Glaub uns, auch wenn es sich mütterlich oder überheblich anhört, wie waren auch mal 18, der Verlust der ersten großen Liebe tut sehr weh. Das ist die erste Erfahrung mit einer anderen Form von Liebe wie Du sie bis dato kanntest. Sich einem Jungen anzuvertrauen, seine Gedanken mit ihm zu teilen, das erste Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit, gemeinsame Erlebnisse, erste Zärtlichkeit und der erste richtige S.. Ihr habt beide den ersten Schritt zum erwachsen werden gemeinsam gemacht. Aber jetzt ist euer Weg zu Ende, er will einen anderen gehen. Und auch Du wirst Deinen weiter gehen, im Studium neue Freunde finden, vielleicht auch einen neuen Freund. Und vielleicht ist er dann the one and only, aber vielleicht auch nicht. Manchmal braucht es ein paar Partner bis man den Richtigen gefunden hat.
Und dann kann es immer noch anders laufen, schau nur auf die anderen Hilferufe hier. 28 Jahre zusammen und dann bricht einer aus. Das kann passieren, das gibt es, so ist das Leben, so sind die Menschen. Mal wird man verlassen, mal verlässt man. Menschen ändern sich, das ist normal und auch gut so. Wenn sie Partner in die gleiche Richtung weiter entwickeln ist alles gut, wenn nicht, dann wird's schwierig.
Ich wünsche Dir ein gutes Wochenende. Tu was für Dich, lass es Dir gut gehen. Geniesse das hoffentlich schöne Wetter. Geh aus, triff Dich mit Freunden, oder bleibe Zuhause, leg Dich in die Wanne, pflege Dich, lies was schönes, oder sei kreativ.

26.09.2014 11:45 • x 1 #6


E
Danke euch, alles was ihr schreibt, macht die Situation um einiges erträglicher.

Was für ein Verhältnis hattest du zu deiner Oma, Tingeltangel?
Meine Mutter kann ihre Mutter ebenfalls nicht ausstehen. Früher, als wir noch kommuniziert haben, hat sie mir von ihrem schlechten Verhältnis zueinander erzählt. Durch den Vergleich zwischen den Generationen zeichnen wich wirklich Parallelen ab. Da bin ich vorher gar nicht drauf gekommen.
Das mit dem Sich Aussprechen hatte ich schon ein paar Mal versucht. Es hat bis jetzt immer mit einer ziemlich heftigen Eskalation geendet. Sie versteht jeden meiner Hilferufe als Kritik an ihrer Person. Neigt man dazu als Mutter?
Insofern habe ich die Hoffnung auf ein klärendes Gespräch vorerst aufgegeben..

Über meinen Vater haben wir noch nie geredet. Ich habe mich auch nicht getraut meine Mutter oder meinen Bruder nach ihm zu fragen. Mein Bruder ist 13 Jahre älter als ich und wohnt seit er 17 ist nicht mehr bei uns, daher haben wir kaum Kontakt und kennen uns nur sehr oberflächlich.

Über meinen Trennungsschmerz mit meiner Mutter zu reden scheint mir auch unmöglich. Sie hat die Tatsache, dass ich einen Freund hatte, verabscheut und Vorfälle, wie ihn aus der Wohnung schmeißen oder nicht mit ihm reden, waren die Regel. Denn S** ist ja böse und s.uell aktive Kinder sowieso. Gehört das auch zu dem mütterlichen Verhaltenskodex (falls es denn so etwas gibt (; )?

Deine Fragen über mich kann ich selbst für mich selbst nicht eindeutig beantworten. Ich hatte nie wirklich ein Selbstwertgefühl, fand mich ausgesprochen dick und hässlich, was ich jedoch mit Selbstsicherheit meistens gut überspielen konnte. Es gibt manchmal immer noch Phasen, in denen ich es vermeide, in der Spiegel zu sehen, weil ich das nicht ertragen kann. Doch langsam bin ich in eine Mir-egal-wie ich-aussehe-weil-sich-sowieso-niemand-dafür-interessiert-Einstellung übergegangen.

Hört sich alles wahrscheinlich ziemlich seltsam an. Dass das alles wieder hochkommt liegt vielleicht daran, dass ich gerade so fürchterliche noch nie gefühlte Schmerzen habe, ich weiß es nicht..
Danke für die Unterstützung.

26.09.2014 17:37 • #7


T
Hallo Eichhörnchen,

die eine Oma habe ich vergöttert und leider starb sie sehr früh, da war ich so 14.
Die andere starb vor 5 Jahren, 2 Wochen nach ihrem 90-sten. Und die war manchmal nicht auszuhalten. Nicht das sie geistig nicht mehr beieinander gewesen wäre. Sie war immer stur, heikel, nachtragend, hat wahnsinnig gern gelästert. Ihre 3 Kinder hat sie untereinander auch immer wieder ausgespielt.
Ihr Sohn (mein Onkel) war ihr ein und alles. Ein Looser, faul, hinterlistig, ein blöder Ar., ein Schmarotzer. Meine Tante geldgeil und auch sehr hintenrum.
Meine Mutter viel zu gutmütig und naiv.
Wer saß an ihrem Bett, hielt ihr die Hand als sie das letzte mal Luft holte? Ich.
Meine Mutter versuchte ihren Bruder zu erreichen, zig mal. Der ging nicht ans Telefon weil er dachte sie will das er seine Schulden bei ihr bezahlt.
Meine Tante rannte zwischen Krankenzimmer und meiner Mutter am Telefon im Stationszimmer hin und her. Und ich saß ganz ruhig, schon fast meditativ am Bett, hielt ihre Hand und schaute zu wie sie das Leben verließ.
Es gab wirklich nicht viel zu erben, und die 3 Kinder haben es geschafft sich darum zu streiten und reden seit nun fast 3 Jahren kein Wort mehr miteinander.
Meine Tante hat heimlich Wald verkauft und das Geld eingesteckt.
Mein Onkel hat die Hand aufgehalten und genommen was zu holen war, weil er sowieso total verschuldet ist.
Meine Mutter hat vieles zu spät bemerkt, und als sie ein Gespräch wollte hat man ihr die Türe vor der Nase zugeschlagen.
Meine 2 Geschwister und ich haben uns in die Hand geschworen, dass sowas bei uns nicht passieren wird. Als der Mann meiner Schwester ohne Vorwarnung starb kamen unsere Tante und der Onkel nicht zur Beerdigung, weil sie sich und meiner Mutter nicht begegnen wollten. Das ist alles so armselig und niederträchtig. Zu meinen 4 Cousins haben meine Geschwister und ich auch keinen Kontakt mehr. Die sind nicht besser als ihre Eltern, eher noch schlimmer. Aber mir persönlich fehlt nichts, diese Sippe existiert für mich nicht. Die haben ihr Leben und wir unseres.
Und der Ursprung allen Übels war die Oma. Dem Onkel hat sie oft Kohle zugeschoben. Und meiner Mutter hat sie das eine erzählt, der Tante das andere und alles nochmal umgekehrt.
Und weißt Du was, meine Geschwister haben auch so ein paar Charakterzüge die erahnen lassen woher die sind. Von der Familie väterlicherseits jedenfalls nicht. Die Vaterseite habe ich voll abbekommen, auch nicht immer leicht. Aber wir stutzen uns gegenseitig zurecht wenn mal wieder Gene überhand nehmen. Freundschaftlich, geschwisterlich, und manchmal auch etwas lauter. Aber nie böse, nie hintenrum, nie persönlich beleidigend.
Die liebe Familie, Eichhörnchen. Man kann sich seine Sippe leider nicht aussuchen. Entweder man macht das beste daraus oder man kehrt ihr den Rücken.
Jetzt habe ich mal von mir erzählt, muss aber auch beenden. Mein i-Pad macht gleich den Laden dicht, Akku noch 5%. Ich schreibe morgen noch den Rest was ich Dir mit auf den Weg mitgeben wollte.

27.09.2014 08:18 • #8


E
Liebe Tingeltangel,

Familiengeschichten können so grausam sein.
Vieles, von dem was du geschrieben hast, erkenne ich wieder.
Es ist so ernüchternd, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, wie nah man sich als Verwandte eigentlich stehen könnte und wie fern man sich doch ist, weil die Umstände es eben so hervorrufen.
Du warst bei den letzten Atemzügen deiner Oma bei ihr? Das ist so stark. Das ist eine echt schwierige Situation.
Dass deine Geschwister und du die familiären Ketten (wie sich was bedingt hat) erkannt habt, und ihr euch gegenseitig unterstützt ist wirklich klasse! Manche erkennen sowas ja einfach nicht, und das ist echt traurig...
Ich wünschte manchmal, die Familie könnte einem bestimmte Lebenssituationen erleichtern. Dann würde ich mich jetzt vielleicht nicht wie der unnötigste, hässlichste und schlechteste Mensch auf Erden fühlen.
Ich habe mir aber schon mal überlegt, dass man vielleicht einfach zu hohe Erwartungen an die Familie hinsichtlich Unterstützung und dem allem hat, schließlich sind es ja auch nur Menschen. Allerdings ist es vielleicht auch berechtigt sich ein wenig Rückhalt von der Familie zu erhoffen, oder ?
(Es ist so schwierig mit all dem zurechtzukommen... )

27.09.2014 21:51 • #9


H
Zitat:
Auch das selbstverletzende Verhalten, dass ich dank ihm ablegen konnte, ist wieder da.


Der Satz macht mir Sorgen. Ich denke, du hast dich nicht wirklich weiter entwickelt durch deinen Freund, sondern bloß deine inneren Probleme mit seiner Liebe betäubt. Selbstverletzendes Verhalten deutet auf eine ernste Erkrankung hin. Bis du schon mal gründlich untersucht worden und hast eine Diagnose bekommen?[/quote]

28.09.2014 15:35 • #10


E
hallo Helge,

danke für deine Antwort.
Ich habe mich bei ihm so geliebt und so unheimlich geborgen und verstanden gefühlt, und hatte nicht das Bedürfnis, seelische Schmerzen mit körperlichen zu übertönen. Ist das nicht schon eine Veränderung? Ich weiß es nicht.

Dieses Gefühl hatte ich noch nie. Er hat auch meine Einstellung zu mir selbst verändert. Er war wirklich der einzige Mensch, mit dem ich offen darüber reden konnte.
Ich glaube, das Gefühl, geliebt zu werden, gibt einem unheimlich viel Kraft und macht in dieser Hinsicht so einiges aus.
Jetzt fühle ich mich nur noch einsam und alles tut so schrecklich weh. Ich denke so oft, was ist, wenn das doch alles nicht stimmt und ich Schmerzen verdient habe? Denn wenn es nicht so wäre, dann hätte er mich nicht verlassen...

Eine Untersuchung hatte ich nicht und möchte das auch nicht.
Es gibt nicht viele Menschen in meinem Umfeld, die darüber Bescheid wissen (meine Mutter z.B. gehört nicht dazu).
Ich hoffe einfach, dass ich es alleine schaffe, da irgendwie rauszukommen.

29.09.2014 02:25 • #11


maus0904
Liebes Eichhörnchen , wie geht es dir heute?
Wenn ich lese, was du schreibst, dass du dich nutzlos, schlecht und hässlich fühlst klingeln bei mir alle Alarmglocken.
Ich weiß, dass es schwer ist wenn man glaubt keinen Rückhalt zu haben, aber wenn ich eins im Laufe meines Lebens gelernt habe, dann dass ich SELBST dieser Rückhalt bin.
Du bist jung und intelligent, schrieb ich dir bereits, dir stehen alle Wege offen, lass nicht zu , dass du wegen eines anderen Menschen deine Ziele aus den Augen verlierst.
Du bist ein wertvoller, liebenswerter Mensch, davon bin ich überzeugt, was du brauchst ist SELBSTWERT.......manchmal muß man sich dafür mal Hilfe von Menschen holen, die sich damit auskennen...ich denke ein psychologisches Gespräch kann da nicht schaden.
Es ist ganz wichtig, wirklich zurerst auf SICH SELBST zu schauen, warum fühlst du dich so?
Es tut mir in der Seele weh , wenn du schreibst, dass du es wahrscheinlich verdient hast so zu leiden....warum denkst du das?
Bitte tu etwas für Dich, suche dir Hilfe, es ist doch zumindest einem Versuch wert und da du ja sonst kaum jemanden hast , dem du vertraust, wäre das auch eine Option.
Glaube an Dich und deine Fähigkeiten...wir sind oft viel stärker, als wir denken.
Ich schicke dir mal eine Portion Kraft und Zuversicht



Maus

29.09.2014 07:34 • x 1 #12


T
Hallo Eichhörnchen,
den seelischen Schmerz betäuben funktioniert nicht. Hat es nie und wird es nie.
Ich weiß wovon ich spreche, ich habe meine Seelenqualen versucht zu ertränken mit Alk..
Gott sei Dank habe ich es nicht so derb betrieben, dass ich auf Entzug hätte müssen. Aber es war immer etwas zu viel und oft auch heimlich.
Ich war antriebslos, habe mich gehen lassen, hätte am liebsten nur noch geschlafen, mein Job, meine Familie, meine Freunde waren mir so was von egal. Am meisten jedoch mein Lebensgefährte.
Nur mit Hilfe der Therapeutin, die ich aufsuchte wegen der beschissenen Beziehung, kam ich aus dem Strudel wieder raus. Wir redeten eigentlich gar nicht so viel über meinen Partner und mich, wäre ja auch unseriös gewesen wenn er nicht mit am Tisch sitzt. Wir haben wahnsinnig viel über mich gesprochen, angefangen bei meinen frühesten Kindheitserinnerungen, über meine Familie, meinen bisherigen Lebenslauf, frühere Beziehungen und den heutigen Stand der Dinge. Meine Beziehung, mein Lebensgefährte, seine Familie, mein Job, mein Alltag. Meine Träume, meine Wünsche und Ziele.
Ich habe Dinge über mich erfahren, oder viel mehr aus mir herausgearbeitet, auf die ich nie und nimmer von selbst gekommen wäre. Mir wurde nichts suggeriert oder so. Ich bekam sozusagen ein Stichwort und analysierte es selbst. Als würde ich über jemanden anderes reden.
Mir hat das unheimlich geholfen, ich komme wieder sehr gut mit mir selbst zurecht, ich kann mich ganz gut leiden und weiß woran es liegt, wenn ich mal wieder den Blues habe. Und ich lasse es zu.
Früher habe ich mich selbst bestraft und nieder gemacht, wenn ich mein Tagespensum nicht geschafft habe. Also den Haushalt, das Büro, Termine. Wenn ich vor mich hingetrödelt habe und mir ständig selbst Ablenkungsmanöver in den Weg gestellt habe. Ich hielt mich dann für superfaul und einfach nur blöd.
Andere funktionieren doch auch jeden Tag wie ein schweizer Uhrwerk. Arbeiten 8 Stunden, versorgen 2 Kinder, spielen noch 2 Stunden Tennis und das Haus sieht aus wie geleckt und der Garten wie aus einer Zeitschrift. Außerdem sind sie auch noch superschlank und überaus attraktiv. Und ich? Was mach ich, was bin ich, wie seh ich aus?
Ich packte mir zur Strafe gleich nochmal so viel selbst auf die Schultern, machte minutengenaue Tagespläne, kaufte mir zig Bücher über Zeitmanagement, Selbstmanagement. Und?! Es brachte alles nichts, die Berge und der Frust wurden immer größer.
Ich musste lerne mich selbst nicht zu überfordern, und mir meine Freiräume und Pausen zu schaffen.
Es ist nicht schlimm wenn der Korb Wäsche mal 2 Tage länger steht oder das Unkraut im Garten steht.
Es ist nicht schlimm das ich nicht schlank bin und die ersten grauen Haare kommen.
Ich bin ein total netter und überaus hilfsbereiter und verständnisvoller Mensch. Ich besitze eine wirkliche innere Schönheit. Und wenn ich die erkenne und auch raus lasse, dann sehe ich einen ganz anderen Menschen im Spiegel. Ich muss nicht perfekt sein, die anderen sind es nämlich auch nicht. Die anderen fressen Antidepressiva, saufen auch, essen nicht richtig, trinken zu viel Kaffee und rauchen. Während die Frauen sich zerreissen um alles superklasse zu machen gehen ihre Männer fremd. Genau diese Menschen, die ich einst zu bewunderte, sind auf einem Level unglücklich und belügen sich selbst wie ich es nie gedacht hätte, und wie ich es nie sein möchte. Ich bin ich, und die sind die.

Nach der Arbeit mit der Therapeutin fühle ich mich richtig aufgeräumt. Das ehemalige Chaos, der viele Müll, die Unruhe in meinem Kopf und in meiner Seele sind aussortiert, abgearbeitet und sortiert.
Ein gutes Gefühl.
Lach jetzt nicht, ich gebe Dir einen Tipp. Trinke mal täglich 3-4 Tassen Rooibos Tee ohne Zucker und versuche noch mindestens 2,5 Liter Wasser zu trinken. Und gehe jeden Tag, bei Wind und Wetter mindestens eine Stunde spazieren. Mir hat das wunderbar gegen meine Antriebslosigkeit geholfen. Die frische Luft lüftet den Körper und den Geist, und im Tee ist ein Wirkstoff der ein ähnliches Glücksgefühl fördert wie zum Beispiel Schokolade. Das Glücksgefühl ist ja eher ein Belohnungsgefühl. Aber nach dem Genuss von Schokolade kommt ja gleich das superschlechte Gewissen. Mit dem Tee hält die gute Laune länger an und vor allem hat er keine Kalorien.
Und versuche mal abends keine Kohlenhydrate zu essen. Seit ich das nicht mehr mache, schlafe ich viel besser, habe keine schlechten Träume und schwitze nicht wie verrückt. Ich bin morgens nicht mehr so gerädert sondern stehe ausgeruht und frisch auf.
Die Weisheit: Biete Deiner Seele einen gesunden Körper damit sie Lust hat darin zu wohnen, hat mir ein neues Körper- und Lebensgefühl gebracht.
Ich habe zwar immer noch 20 kg Übergewicht, aber das macht mich nicht mehr so fertig wie auch schon.
Nachdem ich im Kopf, in der Seele und im Herzen wieder frisch und fröhlich bin, habe ich nun auch die Motivation den Speck runter zu bekommen. Ich habe mich in einem Fitnesscenter angemeldet, werde weiterhin mit der Ernährung betreut, dort sind wirklich alles total nett und aufmerksam. Ich gebe beim Training wirklich alles, manchmal krieche ich schon fast auf allen vieren in die Dusche. Aber danach fühle ich mich wie neu geboren, und dann habe ich noch einige Stunden neue Energie und Lust meine Aufgaben zu erledigen. Ich habe den Luxus über Mittag trainieren zu können.

Hätte ich mir damals nicht die Hilfe bei der Therapeutin gesucht, und vor allem hätte sie nicht erkannt das sie mit mir arbeiten muss und nicht an meiner Beziehung, würde ich heute nicht wieder so gut da stehen. Dann hätte ich mir wahrscheinlich den Kragen abgesoffen und alles verloren.
Aber nur wenn Du den Willen hast Hilfe anzunehmen, dann kann das auch alles gut gehen.
Du musst nicht unglücklich und tief traurig sein. Keiner verlangt das von Dir und es nicht Dein vorbestimmtes Ziel im Leben. Du suchst Dir das selbst aus, so wie Du Dir jeden selbst aussuchst was Du anziehst. Wenn Du das nicht mehr möchtest, dann mach es anders. Es liegt ausschließlich an und vor allem in Dir wie Du leben möchtest. Und es gibt Menschen die Dich auf diesem Weg begleiten können, und irgendwann lichtet sich der Nebel und die Sonne kommt raus und Du bist ein neuer Mensch.
Eichhörnchen, mach Dich auf dem Weg, es ist wichtig das Du das in Angriff nimmst. Tu es nur Dir zu Liebe, Du musst niemanden etwas beweisen und kein Lob und keine Anerkennung von jemanden erwarten. Du musst Dir wichtig sein, und wenn Du Dich besser fühlst ist das doch das beste Lob und die beste Anerkennung die Du Dir geben kannst.
Nur wer mit sich im reinen ist, sie sich selbst liebt, über sich selber lachen kann aber auch mit sich selbst schimpfen kann, nur wer sich ganz bewusst ist wo seine Stärken und wo seine Schwächen sind, der kommt zu einer inneren Ruhe und Stärke die ihm helfen mit den schlechten Dingen im Leben zurecht zu kommen und ihn in die Lage versetzen die schönen Dinge des Lebens noch mehr und intensiver geniessen zu können. Ein Versuch wäre es doch allemal wert, oder? Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.
Und jeder ist für sich selbst verantwortlich, niemand anders. Du kannst nicht erwarten das Dich jemand glücklich macht und liebt, wenn Du es für Dich selbst nicht schaffst. Wird Zeit etwas zu unternehmen, oder?

29.09.2014 10:02 • x 1 #13


E
Liebe Maus, liebe Tingeltangel,

danke für euere Antworten. Sie helfen und berühren mich sehr. Ich war die letzten Tage mit dem Umzug in meinen Studienort beschäftigt (weg von meiner Familie (: )und ich muss sagen, die Ablenkung tat ein bisschen gut. Zwar wurden mir dadurch andere Abgründe innerhalb meiner Familie vor Augen geführt, aber zumindest musste ich nicht an -ihn- denken.

Vieles von dem, was du schreibst, Tingeltangel, habe ich genau so erlebt. Das mit dem Erwartungen anderer erfüllen, anderen etwas beweisen oder Das Perfektsein der anderen als eigene Messlatte ansetzen...
Und ihr beiden schreibt über Hilfe von außen. Das habe ich noch nie gemacht. Es ist mir immer sehr schwer gefallen, sei es in der Schule innerhalb meiner Familie, oder in anderen Situationen, jemanden um Hilfe zu bitten. Der Gedanke daran, es jetzt zu tun, fühlt sich sehr seltsam an.

Ich hatte gestern (zum ersten Mal in meinem Leben) ein Gespräch mit meiner sehr guten Freundin; genau darüber. Obwohl wir uns wirklich nah sind, hat sie mich noch nie so erlebt und es war mir am Anfang wirklich sehr unangenehm und peinlich mit ihr über meine Probleme zu reden. Ich konnte es auch nicht mehr wirklich vermeiden, da sie mich unüberwindbar zur Rede gestellt hat, aber es hat so gutgetan. Und sie fand es gar nicht peinlich, meint sie. Irgendwie ist es für mich auf seine eigene Art und Weise unerträglich, darüber zu reden oder zu schreiben, aber vielleicht liegt das wirklich daran, dass ich das noch nie wirklich als Möglichkeit gesehen habe.

Mir fällt es im Moment nur so unheimlich schwer, zu denken, ich hätte ein besseres Leben, als das das ich jetzt führe, verdient. Dass ich es wert wäre, dass ich etwas Gutes für mich tue. Das hört sich wahrscheinlich ziemlich drastisch an, aber genau dieses Gefühl dominiert irgendwie. Denn es muss ja einen Grund geben, warum andere Menschen es auch so zu sehen scheinen, und vielleicht bin dieser Grund einfach ich?...

Danke auch für die aufmunternden Worte, Maus. Für mich hört es sich so unglaublich an, dass ich Rückhalt in mir selbst finden könnte. Ich habe eigentlich immer versucht mir nichts anmerken zu lassen, wenn was war, und habe mich innerlich aber sehr schwach und zerbrechlich gefühlt, was ich nicht wirklich verstanden habe.

Ich habe mir auch immer wieder versucht einzureden: Ich kann da selbst rauskommen. Irgendwie schaffe ich das aber es hat nie funktioniert und ich habe wohl nie wirklich daran geglaubt.. Wäre aber das Dazuholen von Hilfe nicht so etwas wie aufgeben?
Ich habe auch so Angst, dass ich es vielleicht einfach nicht schaffe. Was wäre dann? Dann habe ich selbst dabei versagt, mir helfen zu lassen. Das ist ja noch tiefer als unten. Was wäre auch, wenn meine Mutter das rausfinden würde? Das macht mir auch solche Sorgen, wenn ich daran denke..

01.10.2014 00:57 • #14


T
Guten Morgen,
schön das der Umzug läuft, eine neue Umgebung, neue Eindrücke, neue Aufgaben und vor allem neue Menschen. Ich rate Dir, gerade diesen neuen Kosmos mit all seinen Bewohnern gut zu beobachten. Du wirst erstaunt sein wie leicht andere Menschen durchs Leben gehen obwohl auch sie Probleme haben.
Wie machst Du es eigentlich finanziell? Jobbst Du? Wenn nein, rate ich Dir in die Richtung was zu machen.
Du bist jetzt schon so was von selbständig, Du beginnst ein eigenes Leben, Du bist 18 und für Dich selbst verantwortlich. Dir hat niemand mehr etwas zu sagen. Du musst jetzt anfangen Dich abzunabeln, das bedeutet auch, die Dinge die Du von Deiner Familie mitbekommen hast kritischer zu sehen und zu hinterfragen. Wie einen Würfel. Bis dato hast Du nur eine Seite sehen dürfen und sehen können. Wieviele Seiten hat ein Würfel? Fang an ihn zu drehen und schau Dir alle an, und suche Dir die Seite die Dir am besten gefällt.

Warum sollte es ein Zeichen von Aufgabe und Hilflosigkeit sein sich Hilfe zu suchen und sie auch anzunehmen? Was ist denn das für ein Mist? Das ist eine Seite des Würfels die Du gar nicht mehr anschauen solltest. Absoluter Käse. Wenn Du so denkst, muss ja jeder der das getan hat ein Null sein? Also auch ich. Jeder hier im Forum, eigentlich jeder Mensch der in eine Notsituation geraten ist aus der er alleine nicht mehr raus kommt, ist eine Null. Diese Denkweise, die Dir offensichtlich jemand mitgegeben hat, gehört äußerst kritisch hinterfragt. Von Dir!
Und Du hast mit Deiner Freundin gesprochen. Es tat gut. Und war das so schwer? Für mich war es damals unmöglich über meine Beziehungsprobleme und Lebenskrisen mit einem nahe stehenden Menschen zu sprechen. Nicht weil es mir peinlich gewesen wäre. Als die Arbeit mit der Therapeutin fertig war konnte ich es, weil ich es mit abgearbeitet hatte und meine Probleme endlich selbst verstanden hatte. Sich selbst verstehen, sich selbst kennen lernen. Dazu musste ich 44 Jahre alt werden.
Und das Du es kannst ist ja wohl offensichtlich, sonst wärst Du nicht hier, würdest nicht schreiben und die Antworten nicht annehmen und darüber nachdenken. Hier sind auch weiter Seiten vom Würfel.

Und jetzt mal Klartext. Wer sagt Du hättest nichts besseres verdient und warum? Schon mal darüber nachgedacht demjenigen eine rein zu hauen? Ich würde es tun.
Aber der, der das sagt, geht's dem gut oder ist der selbst ein Trümmerfeld?

Weißt Du Eichhörnchen, ich sehe folgende Probleme bei Dir:
Früher Tod des Vaters
Mutter hat diesen weder für sich, noch mit Dir und Deinem Bruder verarbeitet
Der fehlende Bezug zum Bruder
Jeder hat sich zurückgezogen, Dinge verdrängt, und Dich als das Kücken allein gelassen. Jeder ist mit sich beschäftigt und Dich hat man vergessen.
Zu Deinem Stiefvater hast Du kein wirkliches Vertrauen, Deine Oma ist ein Schlag Mensch der noch nicht so gut über das Leben reden kann. Wie alt ist sie denn, rein rechnerisch vermute ich mal schon recht alt.

Wenn Dir niemand gezeigt hat, dass er Dich lieb hat, Dich niemand gelobt hat und jede Deiner Leistungen selbstverständlich sind oder noch schlimmer, gerade mal so zur Kenntnis genommen wurden, dann wundert es mich nicht, dass es Dir an Selbstliebe, Selbstbewusstsein und Selbstachtung fehlt. Das hat Dir niemand gelernt, dafür aber einen Haufen anderen Mist. Und Dein Ex hat Dir wenigstens Zuneigung, Aufmerksamkeit und Wärme geschenkt. Mit ihm konntest Du wahrscheinlich auch herzhaft lachen, albern und unbeschwert sein.
Aber er war unter all diesen Aspekten auch eine Krücke für Dich. Er hätte Dir den Halt geben können, den Du brauchst. Aber Du brauchst eine andere Krücke, eine die Dir Hilft gesund zu werden. Jemand der Dir hilft Dein Ich zu finden und Dich stark und selbstbewusst zu machen. Es ist ein großer Unterschied ob man nur mit Halt stehen kann oder ohne.
Aber für diesen Lernprozess brauchst Du einfach professionelle Hilfe. Dabei kann Dir keine Freundin, keine Mutter und auch kein Forum helfen. Dafür sind wir nicht schlau genug und zu weit weg von dem Menschen der hinter Eichhörnchen steckt.
Und wie schon gesagt, Du bist 18, erwachsen, Du bestimmst Deinen Weg. Deine Mutter geht das gar nichts an mit wem Du über was redest und von wem Du Hilfe annimmst. Du kannst sie irgendwann mal, wenn Du über allem stehst und Dinge aufgearbeitet und hinter Dir gelassen hast, darüber informieren, und raten sich selbst Hilfe zu suchen, wenn sie nicht vor hat den Rest ihres Lebens innerlich abgestorben und völlig verkorkst zu verbringen.
Wenn Du irgendwann mal über die Stärke und den Mut verfügst, die es braucht um ein normales und glückliches Leben zu führen, würde ich an Deiner Stelle versuchen zum Bruder einen Draht zu bekommen. Einen Versuch ist es wert und es ist nicht zu spät um noch herzliche Geschwister zu werden.
Aber das hat jetzt keinen Vorrang, glaube ich.

Leider bekommt man das wenigste auf der Welt geschenkt, auch keine therapeutische Hilfe. An der Uni gibt es ja vielleicht so etwas wie eine Schulpsychologin für die Studenten. Oder bei ProFamilia, oder am Sorgentelefon der Jugendhilfe. Schau auch mal im Internet. Es gibt jemanden der Dir kostenlos helfen kann, darum musst Du Dich selbst kümmern, weil das der erste Schritt zur Selbsthilfe ist und weil wir hier im Forum ja nicht wissen wo Du her bist und Dir so spontan keinen Tipp geben können. Aber wie gesagt, der erste Schritt zur Selbsthilfe ist die Suche nach Hilfe von außen.

01.10.2014 07:51 • x 1 #15


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