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Der Ekel vor mir selbst

R
Guten Morgen alle zusammen!

Mein Name ist Rosaro, alleinerziehend, na ja, jetzt nicht mehr, einer inzwischen älteren Tochter. Singlemama bin ich seit 17 Jahren und, man mag es kaum glauben, glücklich. Gewesen. Aber dazu unten mehr. Hab mein Kind erzogen, hab viele schlimme Dinge verarbeitet. Ich wurde mit 14 Jahren von meinem Freund vergewaltigt, in meinen Anfang 20er Jahren von meinem Lebensgefährten halb totgeschlagen, von dem Vater meiner Tochter in eine Essstörung getrieben. Ich war in diesen bis dahin 15 Jahren Singledasein zufrieden. Zum ersten Mal. Geerdet, in mir ruhend. Und unsichtbar für Männer. Was mir sehr recht war und ich das auch so steuerte.

Ja, bis zum September 2015. Da lernte ich auf der Hochzeit meines Patensohnes einen Mann kennen. Der Gitarrist der Hochzeitsband. Ich registrierte ihn den großen Teil der Feierlichkeiten gar nicht, aber er mich und irgendwann im Laufe des Abends kamen wir während der Raucherpausen ins Gespräch und stellten fest, dass wir uns sehr sympatisch sind. Wir tauschten unsere Handynummern aus, ich ging nach Hause und ab dem nächsten Tag war die Sache eigentlich gebongt. Wir verspürten eine sehr große Vertrautheit, als wenn wir uns schon unser ganzes Leben kennen. Hatten die gleichen Ansichten, politische Meinung, Essensgewohnheiten, Filmvorlieben, Büchergeschmack.
Ich war sehr verliebt. Das erste Mal seit gut 20 Jahren. Das einzige Manko, er lebte gute 100 km weit weg und sein Beruf als Musiker führte ihn in alle Ecken unseres Bundeslandes.

Er kam, wenn er in der Nähe spielte, versuchte immer Zeit für mich freizuschaufeln, feierte Silvester 2015 mit mir und einem großen Teil meiner Familie. Es war schön. Bis auf seine spielfreie Zeit, die von Dezember 2015 bis April 2016. Da sahen wir uns verhältnismäßig wenig. Es war schlimm für mich, aber wir überbrückten die Zeit mit vielen Telefongesprächen, Whatsappnachrichten, Skypen, ein- zweimal fuhr ich zu ihm.

Als dann die Zeit wieder da war wo er mehr in meiner Nähe spielte, veränderte sich vieles. Und ich wollte es nicht sehen. Suchte Erklärungen, Entschuldigungen für sein distanziertes Verhalten. Schon es auf seinen stressigen Beruf und erkannte nicht, dass er mich nur als Bed Breakfast mit S. benutzte. Alle Warnungen von Freunden, Schwestern schlug ich in den Wind. Nein, es konnte, durfte nicht sein, dass er nur kam um einen Unterschlupf zu haben nachdem er gespielt hat und dann nicht mehr heimfahren musste. Nein! Ich verdrängte und akzeptierte, dass er mich schlecht behandelte. Keine Zärtlichkeiten, keine Küsse, Umarmungen, kein Fragen wie es mir denn ginge. Immer ein Wechselspiel zwischen Distanz und Nähe. Wenn ich gehen wollte, dann wurde ich beruhigt. Wenn ich sagte, ich wolle keine Affaire für ihn sein, dann kamen laue Versprechungen und ich ließ mich beruhigen. Wurde süchtig nach dem Distanz/Nähe-Spiel. Wollte beweisen, dass ich die EINE für ihn war, die er mochte. So verging der Sommer und Anfang Oktober teilte er mir mit, dass er den ganzen November 2016 spielfrei hätte, zuhause bleiben wolle, damit er ausruhen konnte, weil er ja seit Anfang Mai kein Wochenende zuhause gewesen ist. Gesehen hab ich ihn dann nur noch einmal im Oktober. Wieder Skypen, Telefongespräche, Whatsapp, Distanz/Nähe-Spiele das Allerheiligenwochenende verbrachte ich bei ihm. Es war sehr schön, er gab sich sehr viel Mühe, aber in der zweiten Nacht merkte ich schon wieder, dass er auf Distanz ging und am Tag der Abreise konnte er mich gar nicht schnell genug zum Zug bringen. Die Zeit verging wieder...irgendwie ich hielt durch und zu ihm. Im Dezember war ich selbst viel unterwegs und dann kam Silvester 2016.

Er kam. Widerwillig. Er musste Silvester hier in der Stadt spielen, war ja klar, und benahm sich nicht gerade nett. Hing nur am Laptop, war patzig. S. nach Schema F. Griff noch sein Weihnachtsgeschenk ab, ich bekam nichts. Wie übrigens das ganze Jahr über. Keine Blumen, keine Aufmerksamkeiten.

Er teilte mir auch mit, dass er Silvesternacht nach dem Auftritt bei seinem Bandkollegen übernachten würde, der hatte sich nämlich von seiner Frau getrennt und hatte nun eine eigene Wohnung. Und er wolle nach dem Auftritt und dem Abbau des Equipments noch Silvester feiern. Ob ich mitkommen wolle stand nicht zur Debatte. Neujahr wolle noch vorbeikommen und bis abends bleiben. Was er nicht tat. Er fuhr direkt von seinem Kollegen nach Hause, meldete sich eine ganze Woche nicht mehr, gratulierte mir zu meinem Geburtstag unpersönlich per Whatsapp.

Und mir riss der Geduldsfaden. Diese eine schäbige Nachricht von vielen öffnete mir die Augen. Keine Entschuldigungen, keine Erklärungen mehr für sein Verhalten. Schluss aus. Ich teilte ihm mit, dass ich in Ruhe über unsere Beziehung, Verhältnis, was auch immer nachdenken muss und machte ein paar Tage später über Whatsapp Schluss. Ich wollte ihn verletzen. Ihn genauso respektlos behandeln wie er mich. Telefongespräche, die folgten, ergaben nichts. Er blockierte, mauerte. Seine Liebe zu mir sei nicht weiter gewachsendas sagte er mir. Ansonsten, hohle Phrasen. Auf meinen Vorwurf, dass er mich ausgenutzt habe, reagierte er nicht. War defensiv.

Wochen später erfuhr ich, dass ich nicht die erste war, mit der er das alles machte. Er war und ist immer auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Lässt sich sehr gerne einladen.

Auf den Punkt gebracht: Ich bin einem armseligen Schmarotzer aufgesessen. Und wenn ich nicht die Reißleine gezogen hätteer hätte weitergemacht. Ohne mit der Wimper zu zucken.

Und das ist genau das, was ich nicht verkrafte. Er hätte weitergemacht. Mich eigentlich nur sympathisch gefunden, eigentlich gar nicht kommen wollen, aber doch gemusst, weil er ja eine Unterkunft braucht und ich war das notwendige Übel. Ein Übel, das saugut kochen kann und Wünsche von den Augen abliest.

Ich bin so dumm gewesen. Bin es immer noch. Denn ich vermisse ihn täglich. Ich vermisse etwas, was nie da war. Was er mir nie gab.

Und ich sitze da, studiere, denke nach. Bereue meine Offenheit im September 2016. Will wieder unsichtbar sein. Will meine Ruhe. Will die Zeit zurückdrehen.

Ich bin zutiefst verletzt. Ich fühle mich von mir selbst angeekelt.

Ich hoffe nur, dass ich es irgendwie schaffe aus dieser Spirale Liebeskummer, Schmerz, Ekel vor mir selbst zu kommen. Irgendwie. Jeden Tag Stück für Stück.

Danke fürs Lesen. So aufgeschrieben zu sehen ist es für mich fast noch schlimmer.

13.04.2017 07:25 • x 7 #1


W
Liebe ....
zunächst: dich hier anzumelden war schon der erste, gute Schritt. Wenn du dich hier mal etwas eingelesen hast, wirst du gemerkt haben, hier sind soviel Gleichgesinnte, denen es ähnlich ergangen ist/ immer noch ergeht. Das mag zunächst keinen Trost für dich sein, aber das Wissen, nicht so alleine zu sein, hilft schon

Und: du warst nicht dumm! Du hattest Sehnsüchte, wolltest daran glauben, was dieser Mann dir suggeriert hat, selbst als es für jeden Außenstehenden offensichtlich wurde, dass er dir nicht guttut. Ich kenne das, wieder in anderer Form wie du, aber ich weiß, was ein bedürftiges Herz so alles zu ignorieren versteht. Ekel dich nicht vor dir selber, ER sollte sich ekeln, aber das tut er nicht. Schau nach dir, schreibe hier alles auf, kleine Schritte nach vorn und auch die Rückschläge. Hake es als Erfahrung ab, wachse daran und tu die Dinge, die dir guttun! Es ist sehr leicht gesagt und das wird dir im Moment nicht so viel helfen, aber langsam, gaaanz langsam wird das wieder.

Auch ich vermisse etwas, was nie da war, verstehe mich da auch nicht, aber ich nehme es mittlerweile an, es ist, wie es ist und wird jeden Tag ein bisschen besser
Ganz lieben Gruß dir!

13.04.2017 07:43 • x 3 #2


A


Der Ekel vor mir selbst

x 3


_Tara_
Herzlich Willkommen hier, liebe ..... !

Es besteht keinerlei Grund, Dich vor Dir selbst zu ekeln. Du hast Dich nach vielen Enttäuschungen und Verletzungen und Jahren des Alleinseins nach Zärtlichkeit, Nähe und Liebe gesehnt. Und hast gehofft und Dir gewünscht, dies in diesem Mann zu finden, der Dir anfangs suggeriert und vorgegeben hat, Dir all das zu geben. Ich denke, nahezu jede Frau an Deiner Stelle wäre darauf 'reingefallen'. Es ist nichts Ekelhaftes daran, an Liebe zu glauben und sich nach Nähe zu sehnen!
Wenn man die rosa Brille aufhat, dann möchte man eben viele Dinge nicht sehen. Auch das ist völlig normal und menschlich.
Man ist ja voll im Hormonrausch, der einem die Sinne vernebelt.

Es ist traurig, dass dieser Typ Deine Gefühle so ausgenutzt hat. Das hätte Dir nicht passieren sollen, nach allem, was Du schon erlebt hast. Und trotzdem ist dieser Typ nur ein dahergelaufener Typ. Der seine Masche wahrscheinlich auch bei anderen Frauen abzieht. Es hat sicher gar nichts mit Dir zu tun. Auch, wenn es schwer fällt: hak ihn ab und dann vergiss ihn.
Leck Deine Wunden, richte Dein Krönchen und dann steh wieder auf und genieße Dein Leben!

Ein Gutes hat die Sache doch: Du hast festgestellt, dass Du nicht mehr 'unsichtbar' für Männer bist. Und Du hast gespürt, dass Du wieder frei für Leidenschaft und Liebe bist. Es war nur der falsche Typ. Der Richtige kommt dann eben beim nächsten Mal!

13.04.2017 08:04 • x 3 #3


R
Danke für die lieben Worte von Euch beiden.

Das Problem ist, dass ich mir selbst nicht vergeben kann. So viele schlechte Erfahrungen und ich werde nicht klüger. Falle immer wieder auf den gleichen Typ Mann rein.

Ich gehe feiern, viel sogar, mehr als früher. Hab einen tollen Freundeskreis, der mich auffängt. Aber ich möchte auch nicht ständig davon reden was mir passiert ist, was mich bewegt. Ich mache halt immer weiter. Genieße sogar mein Leben. Aber alles nur oberflächlich. Darunter ist Liebeskummer pur.

Ich lerne auch Männer kennen. Schaffe es aber nicht, mich zu öffnen. Vielleicht ist es auch zu früh. Mein Misstrauen mir selbst gegenüber ist sehr hoch und das Männern gegenüber noch höher. Ja, sicherlich, ist es es schön, nicht mehr unsichtbar zu sein. Es ist eine Herausforderung. Und doch....ich fühle mich nicht mehr wohl in meiner Haut.

Ich kann es gar nicht in Worte fassen, was in mir vorgeht. Und weiß nicht, ob ich es so rüber bringe wie ich fühle. Dass mich einer versteht.

Ich bin eine einzige offene, schwärende Wunde.

13.04.2017 08:30 • x 1 #4


_Tara_
Zitat von Rosarot48:
Ich bin eine einzige offene, schwärende Wunde.


Das klingt schlimm!
Bist Du in therapeutischer Behandlung? Vieles, was einem im Leben zustößt, kann und sollte man nicht mit sich alleine ausmachen und muss sich (professionelle) Hilfe suchen!

13.04.2017 08:40 • x 2 #5


W
Zitat von Rosarot48:
Ich kann es gar nicht in Worte fassen, was in mir vorgeht. Und weiß nicht, ob ich es so rüber bringe wie ich fühle. Dass mich einer versteht.

Das schlimme ist, das kann auch ein Außenstehender nur sehr schwer begreifen. Außenstehend ist immer einfacher, da nicht in die Emotionen verwickelt. Vielleicht wäre es wirklich gut, sich Hilfe zu suchen. Zunächst stehen dir fünf probatorische Gespräche zu, dafür muss auch kein Antrag bei der KK gestellt werden. Danach kannst du entscheiden, ob das was für dich ist.

Verstehen von außen ist schwer, aber diese Höllenqualen sind mir bekannt .... fühl dich einfach mal umarmt.

13.04.2017 08:46 • x 2 #6


R
Ich lebe in einer Großstadt. Termine zu ergattern dauert bis zu einem Jahr. Vorgemerkt bin ich. Aber bis dahin...hoffe ich, dass ich vieles verarbeiten kann und ob es dann noch nötig ist...

Vielleicht erwarte ich auch zu viel und zu schnell. Es ist ja erst drei Monate her.

13.04.2017 09:13 • x 1 #7


_Tara_
Zitat von Rosarot48:
Es ist ja erst drei Monate her.

So, wie ich das sehe, ist es ja nicht nur die Ent-täuschung mit diesem Mann, die Du zu verarbeiten hast.
Da sind ja noch ganz andere, tiefe und alte Wunden in Dir, die aufzuarbeiten Dir sicherlich mehr innere Freiheit geben würde Und mit professioneller Hilfe würdest Du sicher auch einige Deiner Muster (Warum stehe ich immer auf denselben Typ Mann? verstehen und vielleicht durchbrechen können.

13.04.2017 09:29 • x 3 #8


M
Liebe .....,

ich habe gestern deinen Threat gelesen und dieser hat mich echt berührt. Ich hatte keine Zeit mehr zu antworten, drum möchte ich das jetzt nachholen. Obwohl von meinen Vorrednern eigentlich schon alles gesagt wurde.
Gestern war noch ein Foto dabei. Ich nehme an, daß du das bist. Ich muß ehrlich sagen, ich finde, daß du wirklich eine attraktive Frau bist, du wirkst sehr gepflegt und nebenbeibemerkt auch nicht dumm. Ich glaube, daß du eine intelligente, selbstständige, bodenständige Frau bist.
Es hat mich nur echt traurig gemacht, wie du mit dieser Situation umgehst. Keine Frage - dir ist mit Sicherheit viel Böses widerfahren und mehr Negatives, als den meisten anderen. Ich finde es gut, daß du so offen darüber schreiben kannst. Aber bitte - dein Wunsch nach Geborgenheit, nach einer Beziehung, nach geliebt werden, ist doch normal! Es liegt doch nicht an dir, daß du nun an so einen Typen geraten bist. Vielleicht war es auch nicht von Anfang an so. Vielleicht war er zu Beginn genauso verliebt in dich. Möglicherweise hat er Bindungsängste und dann hat sich dadurch sein Verhalten so geändert. Ich weiß es nicht, aber ich möchte mir auch nicht vorstellen, daß er dich von Anfang an so benutzt hat. Er wird die Zeit mit dir schon genossen haben.
Und mal ehrlich - wer, wenn er verliebt ist, hört schon auf seine Freunde/Familie/Bekannten? Ich glaube, das macht keiner. Ich finde, daß DU dir überhaupt nichts vorzuwerfen hast. Wie der Schelm denkt, so ist er - das ist eines meiner Lieblingssprichwörter, denn es bewahrheitet sich immer wieder. Du bist ein guter, liebender, ehrlicher Mensch. Also bist du davon ausgegangen, daß dieser Mann genau so gut, liebend und ehrlich ist. Daran ist absolut nichts verwerfliches. Leider war er es nicht, aber das ist nicht deine Schuld. Er ist derjenige, der sich schämen müsste.
Ich hoffe wirklich, daß du diese Geschichte irgendwie schaffst zu verarbeiten und wieder bereit für eine neue Beziehung bist. Denn nur so, hast du die Chance, einen lieben Partner kennenzulernen, welcher dich aufrichtig liebt und eine Bereicherung für dein Leben ist, genauso wie du eine für sein Leben sein wirst.

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute dafür!
LG
Morgensonne

14.04.2017 09:56 • x 2 #9


R
@ Morgensonne

Vielen, vielen lieben Dank für deine lieben Worte. Sie haben mich sehr, sehr berührt.

Ich tu mich schwer mit dem Gedanken, dass er mit solch einem Kalkül an uns herangetreten ist und mag es auch noch immer nicht glauben, auch wenn viele Tatsachen dafür sprechen bzw. mir zwei Menschen unabhängig voneinander davon erzählt haben, was er so treibt. Und das waren keine Exlieben von ihm, sondern Frauen von seinen Bandkollegen, welche ich schon seit Jahren kenne und die ziemlich sauer sind, was er da mit einer persönlichen Freundin von ihnen abgezogen hat. Aber irgend etwas in meinem Herzen sperrt sich noch heute dagegen. Gegen das was sie erzählt haben und gegen meine Intuition. Ob es falsch ist? Keine blasse Ahnung.

So wie es gelaufen ist, so war es nicht schön. Aber ich hab auch mitgemacht und das ist mein Teil der Schuld. Ich hätte eigentlich schon letzten Sommer Schluss machen sollen als meine Intuition mich warnte.

Ich lebe, nachdem was mir alles widerfahren ist, eigentlich nach dem Grundsatz der Vergebung. Und versuche eine Gleich-gültigkeit zu leben.

Das soll nicht heißen, dass dieser Mensch mir egal ist, denn er hat mit seiner Art zu leben die gleiche Gültigkeit auf der Welt wie ich. Ich komme mit seiner Art zu leben nicht zurecht...also muss ich die Konsequenzen ziehen und gehen um die Achtung nicht vor mir zu verlieren. Daran arbeite ich. Täglich. Immer noch mit Liebe an ihn zu denken und mit Wohlwollen, denn es war ja nicht alles schlecht. Das weiß ich auch. Und es liest und hört ja jeder auch nur meine Version.

Gestern aber ist der Schmerz über mich hereingebrochen wie eine Naturgewalt und ich hab mir alles von der Seele geschrieben. So wie ich es sehe und empfinde und erlebt habe. Aber eben subjektiv.

Leider hat er den Kontakt zu mir komplett abgebrochen. Er erklärt nichts, sagt nichts zu meinen Eindrücken und ja, Vorwürfen, und so stehe ich da und weiß einfach nicht, warum er sich so verändert hat. Ob er von mir angeekelt war, weil er jeden körperlichen Kontakt vermieden oder, wie beim Se*, auf ein Minimum reduziert hat. Das tut heute noch furchtbar weh und gleichzeitig erfüllt es mich mit Scham. Vielleicht war er einfach nicht mehr glücklich mit mir. Oder er hat sich neu verliebt. Nichts davon weiß ich, denn er spricht nicht mit mir. Aber das Gefühl nur benutzt worden zu sein, ist einfach schrecklich. Es ist ein Vertrauensbruch. Und mein Vorwurf an ihn ist der, dass er gemerkt hat, dass er nicht die gleichen Gefühle hatte wie ich und das nicht beendet hat. Wenn ich ihm gesagt habe, dass ich ihn liebe, nicht gesagt hat, dass er es nicht tut oder ihm das jetzt zu viel wird. Nein, er hat immer schön weitergemacht, mich bestärkt. Und wenn ich mich zurückgezogen habe, weil er wieder eine unüberbrückbare Distanz aufgebaut hat, dann hat er wieder Nähe aufgebaut, nicht losgelassen. Und so drehten wir uns im Kreis. Bis das Karussell für mich zu schnell wurde und ich ausstieg. Endgültig.

Das einzige, was ich jetzt tun kann ist, mutig jeden Tag Schritt für Schritt weiterzugehen. Ohne den Menschen, den ich noch immer sehr liebe. Ihn loszulassen, ihm Glück zu wünschen und gehen.

Aber es wird täglich besser.

Das Bild hab ich rausgenommen, weil ich den Eindruck hatte, dass hier sehr wenige User Echtbilder von sich zeigen und ich nicht gegen Gepflogenheiten verstoßen möchte. Vielleicht stelle ich es auch wieder rein.

14.04.2017 13:25 • x 1 #10


M
Guten Morgen, liebe .....,

ja, es stimmt - es haben sehr wenige echte Fotos von sich drinnen. Aber ich glaube, das liegt eher daran, daß die meisten nicht identifiziert werden möchten. Also zumindest ist das bei mir der Grund. Ich würde nicht wollen, daß mein Ex, seine Neue, oder sonst irgendjemand, mich erkennen würden, würden sie zufällig auf dieser Seite landen. Und ich gehe davon aus, daß das bei vielen anderen auch der Grund ist. Du hast dir ja nichts vorzuwerfen. Du hast einfach nur dein Herz ausgeschüttet, schreibst, daß du ihn dennoch vergeben hast, er die selbe Gültigkeit auf der Welt hat, wie du. Das ist schon sehr stark von dir. So reagieren die Wenigsten, wenn sie derart verletzt wurden. Das zeigt einmal mehr, was du für ein charakterstarker Mensch bist. Ich finde, man kann das absolut aus deinen Zeilen entnehmen.

Zu deiner Geschichte:
Dieses Karussell, welches du beschreibst, bzw. wie du es betitelst, kenn ich nur zu gut. Meine beste Freundin befindet sich seit 6 Jahren in so einem. Mit einem Mann, der sie immer wieder mit seiner Ex betrogen hat. Immer wieder Lügen und noch mehr Lügen. Sie ist eigentlich die stärkste Persönlichkeit, die ich kenne. Überreisst alles. Aber hier, wo ihre Gefühle involviert sind, ist sie einfach nur dumm. Mit dumm meine ich, daß sie einfach nichts überreisst und immer wieder die falsche Entscheidung trifft. Ich habe ihr das auch schon so gesagt. Es funktioniert nicht mit den beiden. Das aktuellste Beispiel: Vor 1,5Wochen fuhr sie wiedermal zu ihm, gab ihm einen Brief und sie haben geredet. Daraufhin kam er mit zu ihr, war 2 Stunden, sie hatten S., sie war überglücklich. Er sollte jetzt übers WE in den Urlaub nachkommen. Sie hat ein Zusatzbett bestellt. In dieser Woche hatten sie 2 Mal eine Verabredung. Beide Male ist er nicht gekommen und hat nichtmal abgesagt und hatte am nächsten Tag eine lumpige Erklärung (er ist eingeschlafen,...) Natürlich ist er auch in den Urlaub nicht nachgekommen. Jetzt ist sie wieder an einem Punkt, wo es ihr reicht. Das wird jetzt eine Zeit lang so sein, dann wird wieder eine sms mit Ich werde dich immer lieben von ihm kommen und alles beginnt von vorne. So ist es seit 6 Jahren. Er benutzt sie für seine Bedürfnisse, hat aber kein näheres Interesse. Sie sieht das aber nicht, hört immer nur, was sie hören will und blendet alles andere aus.
Ich schreibe dir das nur, daß du siehst, daß du wirklich nicht die einzige bist. Und ich glaube wirklich nicht, daß er mit diesem Vorsatz in eure Beziehung gegangen ist. Du wirst ihm sicher gefallen haben. Was die Frauen der Bandkollegen erzählten, das würde ich nicht auf die Goldwaage legen. Die Leute reden viel. Alles wird aufgebauscht usw. Es ist rückblickend betrachtet natürlich fies, daß er dir das Gefühl von Liebe vermittelt hat, obwohl er es auf der anderen Seite offenbar nicht empfunden hat. Aber das siehst du jetzt im Nachhinein so. Das muß nicht zwangsläufig so gewesen sein. Möglicherweise hatte er Angst zu versagen, weil er wusste, er kann dich nicht glücklich machen, weil er dazu nicht fähig ist. Warum auch immer. Und hat sich deshalb zurückgezogen. Hat dich bewusst enttäuscht, damit er dich nicht noch mehr verletzt. Ich weiß es nicht. Wichtig ist, daß du den Fehler nicht bei dir suchst. Er hat vielleicht Bindungsängste. Scheint mir fast so. Ein erwachsener Mann, der das Leben eines Jugendlichen führt. Zumindest hört es sich für mich so an. Immer unterwegs. Kein bodenständiges Leben.
Ich glaube, du brauchst einen Mann, der genauso realitätsbezogen ist, wie du. Der fest im Leben steht, der dir Geborgenheit und Sicherheit gibt. Dazu wäre er vermutlich nicht im Stande. Vielleicht ist es das, was er gemerkt hat. Und viele Männer können in solch einer Situation nicht mehr mit der Partnerin schlafen. Weil sie ein Gefühl der Unterlegenheit haben. Möglicherweise war es bei ihm auch so. Ich möchte ihn keinesfalls verteidigen, bzw. sein Verhalten. Aber vielleicht geht es dir mit diesem Gedanken besser, damit abzuschliessen.
Sicher, es ist nicht okay, wenn sich Menschen so benehmen. Aber meistens gibt es eben einen Grund dafür. Und natürlich würde er dir so einen Grund niemals nennen und gibt dir daher lieber gar keine Antwort und lässt dich im Ungewissen. Was es für dich noch schlimmer macht, aber er versucht sich damit zu schützen. Sieh es mal so: Wenn du ihm komplett egal wärst, könnte er dir ja sagen, daß er einfach nicht mehr wollte, weil du ihm nicht mehr interessiert hast, oder dergleichen. Aber das macht er nicht, also war das anscheinend nicht der Grund.

Ich hoffe, daß du diese Geschichte bald für dich abhaken kannst und offen für was Neues bist. Vielleicht hat er dir insofern weitergeholfen, daß du dir nun wieder vorstellen kannst, mit einem Mann zusammenzusein. Daß du sehrwohl eine attraktive Frau bist, die Männern auffällt. Dann zieh diesen positiven Schluß aus der Geschichte und den Rest lege ad acta.

Alles Gute wünsch ich dir!
LG
Morgensonne

17.04.2017 06:18 • x 1 #11


Scarlett2016
Liebe @Rosarot48

Als erstes möchte ich Dich bitten zu überlegen, ob Du Dein Foto hier weiterhin drin lassen und Deinen Klarnamen nennen möchtest.

In Deinem Strangtitel sagst Du, dass Du Dich vor Dir ekelst. Weshalb?

Du sagst, Du lebst nach dem Prinzip der Vergebung. Ich möchte Dir sagen, dass das nicht stimmt.

Und diese Beziehung zu diesem Mann steht m.E. für was ganz anderes. Ist nur ein Stellvertreterproblem. Kannst Du das sehen?

17.04.2017 13:22 • #12


Karrrl
Liebe bringt einen nicht um. Sie schießt einem ins Knie und lässt ihn weiterhumpeln.

Sie macht Dich nur erfahren, so dass das nächste mal ein Voll Treffer wird.
Dir alles Gute.
Kopf hoch !

17.04.2017 13:34 • #13


R
Zitat von Scarlett2016:
Liebe @Rosarot48

Als erstes möchte ich Dich bitten zu überlegen, ob Du Dein Foto hier weiterhin drin lassen und Deinen Klarnamen nennen möchtest.

In Deinem Strangtitel sagst Du, dass Du Dich vor Dir ekelst. Weshalb?

Du sagst, Du lebst nach dem Prinzip der Vergebung. Ich möchte Dir sagen, dass das nicht stimmt.

Und diese Beziehung zu diesem Mann steht m.E. für was ganz anderes. Ist nur ein Stellvertreterproblem. Kannst Du das sehen?


Hallo Scarlett, bist du mir böse, wenn ich diese Diagnose einem Fachmann überlassen möchte? Auch das Thema Vergebung wird dort mit Sicherheit zur Sprache kommen.

Ich habe mich schon für einen Therapieplatz angemeldet und hoffe, dass es zu einem baldigen Termin kommt.

Bis dahin lebe und denke ich so positiv wie möglich um den Alltag bewältigen zu können.

Dankeschön für dein Interesse

17.04.2017 14:36 • #14


Scarlett2016
Zitat von Rosarot48:

Hallo Scarlett, bist du mir böse, wenn ich diese Diagnose einem Fachmann überlassen möchte? Auch das Thema Vergebung wird dort mit Sicherheit zur Sprache kommen.

Ich habe mich schon für einen Therapieplatz angemeldet und hoffe, dass es zu einem baldigen Termin kommt.

Bis dahin lebe und denke ich so positiv wie möglich um den Alltag bewältigen zu können.

Dankeschön für dein Interesse


Ich verstehe Deine Fragestellung nicht @Rosarot48
Welche Diagnose?

Weshalb sollte ich böse sein. Es ist schön zu lesen, dass Du Dich in therapeutische Hände begibst. Hoffentlich bekommst Du bald einen Termin.

17.04.2017 14:51 • #15


A


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