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Der Liebeskummer ist vorbei aber die Wunden müssen noch heilen

D
Hinter mir liegen stürmische Jahre. Jahre in denen ich beinahe alles verloren habe, was mein Leben ausmacht. Grund dafür war eine Liebe, die keine war. Ich dachte, ich hätte meinen Seelenverwandten gefunden und für ihn verließ ich meine Familie und meinen Job. Ich war damals so bedürftig und verblendet, dass ich seinen Lügen glaubte. Ich fiel in seine blauen Augen und versank im Strudel der Gefühle. Ich übersah alle roten Flaggen, überfuhr jedes Stoppschild. Ich hörte auf niemand außer auf meine Gefühle. Als ich endlich erkannte, was geschah, war es zu spät. Noch einmal versuchte ich, mein altes Leben zurück zu holen. Doch es war schon viel zu viel kaputt.

Jetzt ist es ruhig um mich. Die Gefühle haben sich beruhigt. Der Kummer ist vorbei. Aber noch ist meine Seele wund. Noch kann ich keine Farben sehen. Die Wunden sind verheilt aber die Narben tun noch weh. Ich bin 54! Noch 16 Jahre Leben. Vielleicht!

Bis dahin werde ich Atmen und heilen. Vielleicht werde ich es noch schaffen, mich mit meinem Kind wieder zu versöhnen. Das ist meine große Hoffnung, die mich am Leben hält.
Der Sturm ist vorbei. Er war verheerend.

17.06.2020 07:57 • x 2 #1


CaveCanem
Common Linnets... schönes Lied.

Du liebe Zeit. Klingt dramatisch.

Erzähl mal, was Du erlebt hast. Worüber hast Du Dich mit Deinem Kind entzweit?

17.06.2020 08:26 • #2


A


Der Liebeskummer ist vorbei aber die Wunden müssen noch heilen

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D
Ich hatte eine Außenbeziehung mit einem Kollegen. Für ihn habe ich mich von meinem Mann getrennt. Doch der AM wollte mich nicht mehr. Erst als ich wieder in die Ehe zurück ging, meldete er sich wieder. Ich war vorsichtig doch hielt dummerweise Kontakt. Als das aufflog, war meine Ehe am Ende. Ich verlor meinen Job und wir waren gezwungen das Haus zu verkaufen. Mein Kind kann mir das nicht verzeihen und brach den Kontakt ab. Ich bin jetzt krank und einsam. Ich hoffe, ich lebe nicht mehr allzu lange.

17.06.2020 13:22 • #3


D
Das ist jetzt keine Selbstmordansage oder so. Es ist nur so das in meiner Familie sowieso alle mit ca. 70 Jahren an Krebs gestorben sind. Da ich als LackLaborantin viele Jahre gearbeitet habe, gehe ich davon aus auch an Krebs zu erkranken. Die Jahre die ich bis dahin vielleicht noch habe, werde ich versuchen, meine Schuld abzutragen und mich mit meinem Kind wieder zu versöhnen. Ich hoffe er verzeiht mir irgendwann. Mein Mann wird dazu wohl kaum in der Lage sein.

Hoffnung auf andere Beziehungen habe ich nicht mehr. Ich wäre auch gar nicht beziehungstauglich. Ich will heilen und ich wünsche mir dass mein Mann und mein Kind heilen können. Sonst will ich nichts mehr.

17.06.2020 16:29 • #4


Plentysweet
Zitat von Desillusion:
Ich will heilen und ich wünsche mir dass mein Mann und mein Kind heilen können. Sonst will ich nichts mehr.

Das ist ja schon mal ne ganze Menge . Wie willst Du es angehen? Hast Du da eine Idee?

17.06.2020 16:35 • #5


D
Für mich selbst habe ich eine Therapie gemacht. Mein nun bald Exmann war 2 x mit. Leider lehnt er es ab, weiter teilzunehmen. Mein Sohn war dazu von Anfang an nicht bereit. Ich wäre für beide immer da und ansprechbar. Aber ich kontaktiere sie nicht von mir aus, da sie es nicht wollen. Meinem Sohn habe ich zusammen mit der Therapeutin einen Brief geschrieben. Ansonsten lasse ich die Zeit wirken. Ich atme, sonst kann ich nichts tun.

17.06.2020 16:43 • #6


DieSeherin
Zitat von Desillusion:
Die Jahre die ich bis dahin vielleicht noch habe, werde ich versuchen, meine Schuld abzutragen und mich mit meinem Kind wieder zu versöhnen.


bitte mach die therapie weiter und öffne dich neuen möglichkeiten

egal, wieviele jahre da noch sind, die du leben wirst, du kannst sie durchaus mit sinnvollem leben füllen. sitz nicht nur da und warte auf versöhnung, sondern such dir etwas, was dich erfüllen könnte. irgendein soziales engagement. oder suche dir eine selbsthilfegruppe für eltern, die keinen kontakt mehr zu ihren kindern haben, oder, oder, oder...

ich schätze mal, dass dein sohn irgendwo zwischen 25 und 30 ist? spricht er denn mit seinem vater über dich? ist dein exmann mittlerweile noch voller wut, oder habt wenigstens ihr einigermaßen frieden geschlossen?

17.06.2020 16:51 • #7


D
Ja, ich tue etwas für mich. Ich muss dringend abnehmen. Durch die Medis und den Kummer habe ich viel zu viel zugelegt. Ich gehe jetzt in einen Sportverein und will da eine shg Adipositas ins Leben rufen. Die Therapie pausiert, da ich die maximale Stundenzahl ausgeschöpft habe. In 2 Jahren erst habe ich Anspruch auf weitere Stunden. Jetzt bliebe nur die Einweisung in eine Klinik.

Frieden mit meinem Mann schließen wäre wohl zu viel verlangt. Waffenstillstand ist das richtige Wort. Jetzt haben die Anwälte das Wort. Ich habe auf nachehelichen Unterhalt verzichtet. Mein Mann bezahlt davon das Studium unseres Sohnes weiter. Er hat sich eine Eigentumswohnung gekauft und zieht bald um. Ich muss noch sehen was ich tun kann. Erstmal habe ich ein kleines Appartment möbliert gemietet. Es musste ja schnell gehen.

17.06.2020 17:07 • #8


DieSeherin
kannst du versuchen, dass du den blick öfter nach vorne richtest, als nach hinten? es klingt nämlich nach einer aufgabe, die selbsthilfegruppe zu gründen, sich selber zu motivieren, das abnehmen anzupacken, dann die kleine wohnung zu einem nest zu machen... und glaube mir, dein sohn wird irgendwann wieder offener für dich. wenn kinder selber mehr erfahrungen mit der liebe machen, werden sie gnädiger den eltern gegenüber (und ich weiß, von was ich rede ). stell dir eionfach vor, dass er aus dem nest geflogen ist und jetzt erst einmal selber seinen weg finden muss... und irgendwann kommt er dann bei dir vorbei

17.06.2020 17:21 • #9


D
Ja, ich schaue nach vorne. In der Vergangenheit gibt's nichts neues zu finden. Sie liegt wie ein verbrannter Wald hinter mir. Ich lebe und das ist gut so.

17.06.2020 17:37 • #10


D
Meine Außenbeziehung war keine Affäre. Von meiner Seite aus war es der Versuch eine neue Beziehung aufzubauen nachdem ich meine Ehe beendet hatte. Mein Fehler war, den Kontakt zum Außenbeziehungsmann nicht vollständig zu beenden, nachdem ich wieder in der Ehe war. Damit konnte mein Mann nicht leben, zumal ich es ihm verheimlichte. Der AM wollte mich aber nicht für eine Beziehung. Daher war es für ihn komfortabler, mich wieder in der Ehe zu wissen. Erst dadurch passte ich in sein Beuteshema. Aus seiner Sicht verständlich, denn er hatte gerade erst eine sehr schwierige Ehe hinter sich. Seine Frau war nach langer schwerer Krankheit verstorben. Er wollte Liebe Nähe und S. ohne direkt wieder Verpflichtungen einzugehen. Mein Mann wollte mich aber nur zu 100 Prozent oder gar nicht. Meine anhaltende Ambivalenz passte da nicht. Es gab zwar nie wieder ein persönliches Treffen mit dem AM aber mein Kopf und mein Herz pendelte noch lange zwischen beiden Männern und passte somit beiden nicht in den Kram. Obwohl ich körperlich nicht untreu wurde reichte das aus, um mein Leben zu zerstören. Ich war ein Spielball beider Männer. Meine Entscheidung jetzt kann also nur lauten, dass ich für den Rest meines Lebens nur mir selbst gehöre. Niemandem sonst! Das ist die Lehre die ich aus dieser Geschichte gezogen habe. Liebe bedeutet Abhängigkeit, in die ich mich nie wieder begeben werde. Einzig und allein meinem Kind erlaube ich es noch, mir Bedingungen aufzuerlegen. Er wurde unschuldig durch uns verletzt. Er allein hat das Recht, nun Ansprüche von Wiedergutmachung an mich zu stellen. Niemand sonst!

18.06.2020 09:30 • #11


DieSeherin
Zitat von Desillusion:
Meine Entscheidung jetzt kann also nur lauten, dass ich für den Rest meines Lebens nur mir selbst gehöre. Niemandem sonst!


das ist aber doch ein wundervoller anfang und wenn du dir das jetzt mit weniger trotz, sondern mit neugier und einem kleinen hoffnungsschimmer laut vorsagst, dann merkst du doch bestimmt selber, dass das eine chance sein kann.

das kind ist doch schon längst in den brunnen gefallen und der ist-stand ist einfach nur mist... deswegen kann es doch nur mehr aufwärts gehen

und ein ganz wichtiger schritt ist, dass du nicht alle schuld versuchst auf deinen schultern zu tragen, sondern anerkennst, dass ihr alle die verantwortung dafür tragt, wie sich das alles entwickelt hat.

18.06.2020 09:43 • x 1 #12


D
Danke liebe Seherin! Ich denke auch, wir alle tragen Verantwortung. Nur Bade ich sie eben aus und mein Kind natürlich. Die Männer sind beide längst drüber weg. Der AM macht weiter, was er eben so macht, hat wechselnde Freundinnen, die er abschießt, wenn sie Ansprüche stellen. Mein Mann leidet noch unter dem Hausverkauf aber ist inzwischen wieder auf Freiers Füßen. Ob erfolgreich weiß ich nicht, werde es aber sehen, da wir in einer Kleinstadt wohnen. Nur ich hänge noch ein bissel in der Luft. Meine Entscheidung allein zu bleiben ist aber gefällt und wirkt sehr entlastend auf mich. Endlich bin ich mein eigener Herr. Das gebe ich nie wieder auf. Nicht für irgendeinen Hormonrausch dieser Welt.

18.06.2020 10:06 • #13


D
Ich habe meine ehemalige Chefin getroffen. Sie bot mir eine Stelle an, doch ich lehnte sofort ab. Ich könnte es nicht ertragen, jeden Tag mit dem Mann zusammen zu arbeiten, der der Auslöser für die schlimmste Katastrophe meines Lebens war. Ich gebe ihm keine Schuld. Er hat getan, was bedürftige Männer, die den 2. Frühling wittern eben so tun. Er ging mit mir ins Bett ohne Gefühle für mich zu haben. Es war mein Fehler mich zu verlieben. Naiv wie ich war, legte ich mich und mein Leben in seine Hände. Er nahm sich nur, was ich ihm anbot. Ich dachte jedoch, dass ein Mann, der sich selbst als streng gläubigen Christen bezeichnet, niemals in diesem Ausmaß mit meinen Gefühlen spielen würde. Das war aber nur eine Illusion. Illusionen habe ich nicht mehr. Ich vertraue niemandem.

Meine Chefin verstand mich nicht. Sie sieht in ihm immernoch den charmanten Saubermann. Ich lasse sie in diesem Glauben. Warum sollte ich ihn anschwärzen. Er wird weiter jede Frau nehmen, die nicht bei 3 auf dem Baum sitzt und dabei auch vor verheirateten Kolleginnen und jungen Mädchen nicht Halt machen. Es ist nicht mein Problem. Ich kümmere mich um mich und meine Wunden.

Mein Sohn hat sich endlich telefonisch gemeldet. Es geht ihm gut aber sehen will er mich vorerst noch nicht. Ich dränge ihn nicht. Ich habe Kontakt zum Sportverein aufgenommen. Nach den Sommerferien will ich beim Nordic Walking und beim Aerobic mitmachen. Bis dahin trainiere ich alleine und esse kcal-reduziert. Die ersten Pfunde sind weg.

Das Alleine sein macht mir nichts aus im Moment. Der Sommer ist da und ich genieße meinen winzigen Balkon besonders am Abend bei eiskalter Alk. Weinschorle. Ich gucke nach einer neuen Bleibe doch im Moment gefällt es mir so. Ich habe neue Vorhangschals angebracht in leuchtendem Orange. So sieht es immer aus, als würde die Sonne scheinen. Selbst bei Regen. Das Leben geht weiter!

23.06.2020 14:06 • #14


DieSeherin
du klingst heute irgendwie viel mehr in dir ruhend

ein wenig klingt das danach, als könntest du das erste mal in deinem leben das erwachsenen-leben genießen, so wie du es dir vorstellst?

und das mit deinem sohn ruckelt sich schon noch zurecht! (bei unseren töchtern hat es nicht so irre lange gedauert, bis sie von selber wieder angekommen sind)

23.06.2020 16:16 • #15


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