Oh, und noch ein ganz wichtiges Detail hab ich vorhin fast überlesen - er würde quasi für Dich von Bonn nach Bayern umziehen, richtig? Das ist ein ganz ganz wichtiger Punkt, denn es betrifft das Machtgefüge in Eurer Beziehung! Mit diesem Schritt bekommst Du plötzlich die ganze Macht über Eure Beziehung, es entsteht ein Ungleichgewicht und er fühlt sich als der Unterlegene.
Unsichere, eher ängstliche Männer aber können diesen Zustand meist ganz schlecht ertragen. Er aktiviert Verlustängste, Verlassenheitsängste . und darauf reagieren leider VIELE solcher Männer (ich sag jetzt nicht, alle, aber . mit der Kuriosität des Fremdgehens.
Zum einen, weil sie hoffen, dadurch das Machtgefüge in der Beziehung wiederherzustellen - sie fühlen sich durch die Existenz einer Zweitfrau (und oft reicht ihnen das sogar, wenn diese nur virtuell irgendwo existiert) nicht mehr so emotional abhängig von der Erstfrau und dadurch wieder sicherer - und zum anderen, um ihre Verlustängste abzumildern (es gibt ja noch eine Notlösung).
Dadurch, dass Du ihm auf die Schliche gekommen bist - ich halte das für eine Provokation seinerseits - hat er das Machtgefüge wieder zu seinen Gunsten verschoben. Denn jetzt bist Du plötzlich die Unterlegene, dadurch, dass er abrupt die Beziehung beendet hat. Mit diesem Schritt hat er sich erstmal radikal von seinen drückenden Verlustängsten gelöst . wie gesagt, eine Panikreaktion, die sich in Beziehungen mit zu heftigem Machtkampf z.B. in dem berühmten On-Off-Status wiederfinden (wenn beide nicht unterlegen sein wollen und sich jeweils, sobald sie es sind, mit Wucht komplett daraus befreien, indem sie Schluss machen).
Das ist eine ganz heikle Angelegenheit jetzt bei Euch. Vier Jahre sind ja obendrein so ein Meilenstein, die meisten Beziehungen ohne Nachwuchs würden nach vier Jahren ein natürliches Ende finden, und gerade deshalb wird oft genau zu diesem Zeitpunkt etwas radikal geändert. Heirat, Kind, Zusammenziehen . um die sich lösende Bindung wieder zu festigen. Also da kommt halt viel zusammen bei Euch gerade, und die große Frage ist natürlich immer - ist da noch genug (Liebe, Anziehung) zwischen Euch, was die Arbeit, die vor Euch liegen würde, rechtfertigt? Oder ist einer/sind beide insgeheim ganz froh, dass es jetzt vorbei ist? Das kannst nur Du beantworten . genau wie die Frage, wie das Machtgefüge in Eurer Beziehung bisher war. Gab es einen klaren Überlegenen und einen klaren Unterlegenen? Oder war das mehr oder weniger auf Augenhöhe?
Also anders - ist einer von Euch eher dominierend in der Beziehung? Investiert einer von Euch deutlich mehr in die Beziehung als der andere? Vielleicht war er bisher eher der Überlegene und kommt mit seiner neuen Rolle so gar nicht zurecht?
Lesetipp zu all diesen Themen:
Ich lieb dich nicht, wenn du mich liebst (eins meiner Lieblingsbücher zum Thema Machtverhältnisse in Beziehungen)
27.01.2017 15:49 •
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