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Die Geister, die ich rief und nun an ihnen kaputt gehe

L
Zitat von LostGirl1:
Ich finde den Beitrag von Sturmhöhe sehr treffend.
Du warst sehr auf Dich fixiert, und hast getan, was Du für Dich als richtig empfunden hast. Ich habe auch den Eindruck, dass Du ihn und seine Gefühle dabei aus den Augen verloren hast.

Wenn mein Partner ein wie-auch-immer-geartetes Problem hat, und sich von mir räumlich trennen muss um das zu bearbeiten, würde ich mich so zurückgewiesen fühlen, dass es vermutlich für mich das Ende der Beziehung wäre.
Als er Dich angefleht hat, zu bleiben, was hast Du ihm als Grund genannt, warum Du Deine Probleme nicht in häuslicher Gemeinschaft mit ihm lösen kannst?
Zumindest für mein Bauchgefühl wäre diese Begründung entscheidend dafür, ob und wie man wieder anknüpfen kann.


Ja, nun, ganz so leicht habe ich es mir nicht gemacht.
Wir sind relativ schnell Eltern geworden. Er hatte schon immer eine recht konservative Rollenverteilung im Sinn. Für mich war das auch erst mal in Ordnung so.
Dann kam das Kind und wie so oft sieht man erst dann, was auf einen zukommt, wenn es denn dann wirklich so weit ist.
Ich arbeite 90km vom Wohnort entfernt. Nach unserer Tochter bin ich mit den Stunden zwar runter, hatte aber durch die fast 3 Stunden tägliche Fahrzeit trotzdem einen Volltag. Jeden Morgen um 5 mit dem Zug fahren, um dann nachmittags mit Kind und Haushalt und Familie weitestgehend alleine dazustehen war natürlich erst mal viel. Nein, an diesem Umstand ließ sich damals nicht viel ändern. Wir wollten in unserer Kleinstadt bei Freunden und Familie wohnen bleiben. Mein Ex war stark in seinen Job eingebunden und wollte noch ein bisschen Karriere machen. Das war für ihn damals sehr wichtig. Also blieb vieles an mir hängen. Und ich stieß an meine Grenzen.
Hinzu kam die Unzzfriedenheit was mein Äußeres anging. Ich wog nach der Schwangerschaft zeitweise mehr als währenddessen.
Irgendwann als ich mal wieder allein mit unserer Tochter unterwegs war, sah ich eine Tasche. Ich kaufte sie und fühlte mich kurz besser. Nach 2 Tagen war das Gefühl weg. Bis ich dann diese roten Schuhe sah....zack, im Beutel waren sie und was fühlte ich mich toll. Bis es nach 3 Tagen auch wieder nachließ. Aber dann gab es da diesen tollen neuen Duft bei Douglas....Mensch, der macht ja einen ganz neuen Menschen aus mir. Der muss sein. Und so ging das immer weiter. Sport versuchte ich nebenbei übrigens auch, ließ dann aber wieder nach weil ich abends, wenn unsere Tochter dann im Bett war, auch einfach müde war. Um 4 klingelte auch wieder der Wecker.
Also konzentrierte ich mich mehr und mehr auf den Konsum. Das brachte mich natürlich irgendwann in finanzielle Bedrängnis. Teure Urlaube, kostspielige Ausflüge....das brachte mich in Schwierigkeiten. Die konnte ich irgendwann nicht so richtig mitmachen. Das steigerte wiederum seine Unzufriedenheit. Es war ein Teufelskreis und ich wusste, dass mein offensichtlich psychisches Problem der Ursprung allen Übels war.
Aber bis ich mir das mir und vor allem ihm gegenüber eingestehen konnte... puh!
Seine Lösung war dann, wie schon erwähnt, ein Umzug als Neuanfang und ein Container, in den der ganze angeschaffte Ramsch geworfen wird. Aber das war doch nichts Dauerhaftes.
Wir stritten häufiger. Es war oft laut. Dazwischen unsere kleine Tochter. Ich wusste, ich muss mich in den Griff bekommen und ich wusste, dass das nicht von heute auf morgen geht.
Also sagte ich ihm, dass ich glaube, dass wenn wir weiter so leben wie bisher, wir uns irgendwann hassen werden. Dass ich das, was zwischen uns noch ist, retten möchte. Und dass ich glaube, dass eine räumliche Trennung uns beiden gut tun würde. Und ich war damals wirklich felsenfest davon überzeugt.
Mensch, wenn ich gewusst hätte wie das endet, ich hätte es doch nicht getan.
Ich habe ihm immer gesagt, dass das keine Entscheidung gegen ihn sondern für uns ist.

12.10.2020 11:00 • #76


L
Zitat von Nela-Mary:
Hallo Loreleyla, erst mal fühl dich gedrückt.
Tut mir Leid, dass es dir jetzt gerade so schlecht geht.



Ich verstehe, dass ihr alles weiter zusammen gemacht habt. Was ich allerdings nicht so richtig nachvollziehen kann: Habt ihr während diesen 2 Jahren gar nicht darüber gesprochen, was ihr jetzt eigentlich seid?
Ihr hättet ja auch sagen können, dass ihr zusammen seid, aber eben erst mal in getrennten Wohnungen lebt.


Das gibt es für ihn nicht. Er ist da sehr altmodisch. Entweder man ist zusammen als Familie....mit allen Konsequenzen. Oder man ist getrennt.
Natürlich hat er mal gefragt was nun ist und ich habe ihm ehrlich gesagt, dass ich finde, dass wir auf einem guten Weg sind, dass ich aber nicht da weitermachen möchte wo wir aufgehört haben und noch immer an meinen Problemen arbeite. Ich weiß heute, dass das nicht genug war.

12.10.2020 11:03 • #77


A


Die Geister, die ich rief und nun an ihnen kaputt gehe

x 3


S
Für dich ein Lösungsansatz. Für ihn nicht.
Konntest du dein destruktives Muster und deine innere Leere füllen?

12.10.2020 11:05 • #78


L
Zitat von jaqen_h_ghar:
Meine Liebe, Du hast Therapie gemacht - daher muss ich davon ausgehen, dass Dir wahrscheinlich auch einige Zusammenhänge schon klarer sind als den Menschen, die sich noch nicht so stark mit sich beschäftigt haben.
Unsere Art der Sicht auf die Realität ist nichts anderes als Konstruktion - Konstruktion, die vor allem durch unsere Emotionen zustande kommt (Greenberg nennt es dialektischen Konstruktivismus). Und jetzt überleg zusätzlich auch mal, was Du zwischenzeitlich über Dein Shopping-Problem gelernt hast und zähle 1 und 1 zusammen.


Ja, natürlich. Und meine Emotionen sind doch auch mein Problem.

12.10.2020 11:06 • #79


FrauDrachin
Zitat von Loreleyla:
Also sagte ich ihm, dass ich glaube, dass wenn wir weiter so leben wie bisher, wir uns irgendwann hassen werden. Dass ich das, was zwischen uns noch ist, retten möchte. Und dass ich glaube, dass eine räumliche Trennung uns beiden gut tun würde. Und ich war damals wirklich felsenfest davon überzeugt.
Mensch, wenn ich gewusst hätte wie das endet, ich hätte es doch nicht getan.
Ich habe ihm immer gesagt, dass das keine Entscheidung gegen ihn sondern für uns ist.


Und das war sicher kein Fehler, auch wenn es sich am Ende anders entwickelt hat, als du es gewünscht und geplant hattest.
Zerfleisch dich nicht. Auch er hätte die Chance gehabt, an seinen starren Mustern und Vorstellungen zu arbeiten.

12.10.2020 11:08 • x 3 #80


L
Zitat von Sturmhöhe:
Für dich ein Lösungsansatz. Für ihn nicht.
Konntest du dein destruktives Muster und deine innere Leere füllen?


Was die Konsumsucht betrifft? Ja, das habe ich im Griff und verstanden was dahinter stand. Aber ich kann mir einfach nicht verzeihen was es alles zerstört hat.

12.10.2020 11:10 • x 1 #81


L
Ich weiß, es klingt bescheuert....aber ich habe wirklich geglaubt, dass ich es ihm beweisen kann. Dann wenn er hier ist. In meiner Wohnung. Dass er die Veränderung sieht. Dass er sieht, dass hier kein Ramsch steht, dass ich den Haushalt im Griff habe, mich im Griff habe. Dass ich an mir arbeite, dass er mir vertrauen kann.
Aber er hat es völlig anders aufgefasst. Er sagte mal, dass es ihn verletzt habe, dass ich es mit ihm in der Wohnung nicht geschafft habe, alleine aber sehr wohl.

12.10.2020 11:14 • #82


FrauDrachin
Zitat von Loreleyla:
Was die Konsumsucht betrifft? Ja, das habe ich im Griff und verstanden was dahinter stand. Aber ich kann mir einfach nicht verzeihen was es alles zerstört hat.


Ach Mensch, du, das war doch lebensnotwendig für dich! Die Kaufsucht hätte doch über kurz oder lang genauso eure Familie zerstört!

Mein Mantra das letzte Jahr: So wie es war, hätte es nicht weitergehen können.
Ich hätte mir gewünscht, dass es anders ausgeht, ich war bereit, viel dafür zu tun, aber das hatte ich nicht allein in der Hand. Wir hätten unsere Ehe auf komplett neue Füße stellen müssen. Dass das ein riskanter Prozess ist, ist mir im nachhinein klar. Keinen trifft Schuld.

12.10.2020 11:17 • x 1 #83


J
Zitat von Loreleyla:
Ja, natürlich. Und meine Emotionen sind doch auch mein Problem.

So genau wollte ich das jetzt nicht wissen.

12.10.2020 11:19 • #84


unbel-Leberwurst
Zitat von Loreleyla:
Das hat er genauso empfunden, ja. Mein Auszug hätte ihn zerbrochen.



...was ich völlig verstehen kann.

Zitat von Loreleyla:
. Er sagte, dass er nicht wisse was er möchte, dass er nicht wisse wie wir unsere Probleme wieder in den Griff bekommen sollen,


Und warum konntest Du da keine Lösung vorschlagen?
Schliesslich hattest Du Deine Probleme doch im Griff, denke ich?
Das hätte man ihm doch vermitteln können

12.10.2020 11:23 • x 1 #85


L
Zitat von FrauDrachin:

Ach Mensch, du, das war doch lebensnotwendig für dich! Die Kaufsucht hätte doch über kurz oder lang genauso eure Familie zerstört!

Mein Mantra das letzte Jahr: So wie es war, hätte es nicht weitergehen können.
Ich hätte mir gewünscht, dass es anders ausgeht, ich war bereit, viel dafür zu tun, aber das hatte ich nicht allein in der Hand. Wir hätten unsere Ehe auf komplett neue Füße stellen müssen. Dass das ein riskanter Prozess ist, ist mir im nachhinein klar. Keinen trifft Schuld.


Ja, war es ja auch. So konnte es nicht weitergehen. Aber was hat es jetzt gebracht? Ich habe alles verloren und er hat jetzt sein Glück woanders gefunden. Das Glück, für das ich so ein Risiko eingegangen bin und das ich mir so sehr gewünscht habe. Jetzt ist einfach nichts mehr da. Und diese Leere....die macht mich kaputt.

12.10.2020 11:25 • #86


L
Zitat von unbel Leberwurst:

...was ich völlig verstehen kann.



Und warum konntest Du da keine Lösung vorschlagen?
Schliesslich hattest Du Deine Probleme doch im Griff, denke ich?
Das hätte man ihm doch vermitteln können


Wie gesagt, er hat in vielen Dingen seine eigene Wahrheit. So auch, dass es nicht funktionieren wird wenn man einmal getrennt war. Ich habe alles vorgeschlagen: Paartherapie, erst mal gemeinsame Urlaube und Ausflüge...ohne Kind, damit wir uns als Paar wieder neu kennenlernen können, neue gemeinsame Wohnung ohne Altlasten.
Hat er sich alles angehört um dann zu sagen: und die Andere stoße ich jetzt einfach so vor den Kopf? Wie soll ich das machen? Sie hat auch Forderungen an mich.

12.10.2020 11:29 • #87


L
Zitat von Loreleyla:
Hat er sich alles angehört um dann zu sagen: und die Andere

Das hattest Du ihm rund 2,5 Jahre nach Deinem Auszug gesagt, richtig?
Ich glaube einfach, das war für ihn zu spät.
Liebe ist nicht wie bei Disney und erduldet alles.
Es tut mir leid für Dich.
Ich finde seine Reaktion aber durchaus vorhersehbar, nach so langer Zeit räumlicher Trennung. Und das ist keine eigene Wahrheit, sondern seine Sicht auf die Dinge. Zu viel Unsicherheit, keine Zukunftsperspektive über lange Zeit.
Er hat seine Sicht, so wie Du Deine Sicht hast. Ihr habt es viel zu selten geschafft, über Eure unterschiedlichen Ansichten zu reden.

Zerfleischen musst Du Dich nun dennoch nicht. Du hast aus Gründen so gehandelt, wie Du gehandelt hast.
Diese waren für Dich damals so schwerwiegend, dass Du Dich (räumlich) getrennt hast.
Er hat so lange ausgehalten, wie er konnte, und sich nun schlussendlich doch anders orientiert, weil er nicht mehr konnte/wollte.
Er wirkt noch verunsichert, aber ich glaube, wäre er hier im Forum mit seiner Seite der Geschichte aufgeschlagen, hätten ihm viele dazu geraten, sein Ding durchzuziehen, auf sich und nach vorn zu schauen und nicht darauf zu warten, was von seiner Ex noch kommen könnte.
Du hast Deine Sucht in den Griff bekommen. Du wirst auch diesen Liebeskummer überstehen, auch wenn es schmerzhaft ist, da bin ich mir sicher.

12.10.2020 11:42 • x 6 #88


unbel-Leberwurst
Zitat von Loreleyla:
Wie gesagt, er hat in vielen Dingen seine eigene Wahrheit. So auch, dass es nicht funktionieren wird wenn man einmal getrennt war. Ich habe alles vorgeschlagen: Paartherapie, erst mal gemeinsame Urlaube und Ausflüge...ohne Kind, damit wir uns als Paar wieder neu kennenlernen können, neue gemeinsame Wohnung ohne Altlasten.
Hat er sich alles angehört um dann zu sagen: und die Andere stoße ich jetzt einfach so vor den Kopf? Wie soll ich das machen? Sie hat auch Forderungen an mich.


Dieses sich neu kennenlernen ist meiner Meinung nach ein Wunschtraum.
Man kann nicht einfach auf Werkseinstellung zurücksetzen, wenn man sich kennt und insbesondere belastende Dinge vorgefallen sind.
Im Gegenteil, das muss aufgearbeitet werden.

Tja, die andere hat er sicher und soll sie absägen, um sich mit Dir auf was unsicheres einzulassen?
Würde mir ausch schwerfallen...

12.10.2020 11:45 • #89


FrauDrachin
Zitat von Loreleyla:
Er sagte mal, dass es ihn verletzt habe, dass ich es mit ihm in der Wohnung nicht geschafft habe, alleine aber sehr wohl.


Und genau das ist seine Baustelle. Verletzte Eitelkeit, oder sowas?

Zitat von Loreleyla:
Ich hätte ihn damals gebrochen und er würde nie wieder so einen Schmerz spüren wollen.


Nein, du hast ihn nicht gebrochen. Was für eine schreckliche, schuldbelastete Formulierung.
Es hat ihm weh getan, dich gehen zu sehen, dir nicht helfen zu können, sich von seiner konservativen Vorstellung von Beziehung zu verabschieden, was auch immer.
Er ist nicht etwas passives, was man brechen kann, und was dann für immer zerbrochen rumliegt. Ja, es hat bestimmt weh getan, es lag aber in seiner Aufgabe, einen Weg zu finden, damit umzugehen.

Zitat von Loreleyla:
Ja, war es ja auch. So konnte es nicht weitergehen. Aber was hat es jetzt gebracht? Ich habe alles verloren und er hat jetzt sein Glück woanders gefunden. Das Glück, für das ich so ein Risiko eingegangen bin und das ich mir so sehr gewünscht habe. Jetzt ist einfach nichts mehr da. Und diese Leere....die macht mich kaputt.


Was es gebracht hat? Du bist von deiner Konsumsucht weggekommen. Du bist näher zu dir gekommen. Ganz viel wert, bitte vergiss das nie!
Und bitte vergiss nie, du hast den Weg eingeschlagen, bei dem du das maximum an Wohl für alle gesehen hast. Einen risikofreien Weg, den du hättest gehen können sehe ich ehrlich nicht.
Und drittens, klar, dass du jetzt diese Leere spürst. Deine ganze Zukunftsperspektive mit diesem Mann an deiner Seite ist vaporisiert. Es werden sich neue Wege auftun, versprochen.

12.10.2020 11:48 • x 1 #90


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