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Die Jahre nach der Affäre, ein Tagebuch

Wurstmopped
Zitat von paulaner:
Und dieses eklatante Gefälle wird natürlich (auch dem Betrüger) klar, wenn die Affäre beendet ist. Aber eben auch dem Betrogenen. Darum sprechen so viele von zweiter Wahl, was ja eigentlich genau das ausdrückt. Der Betrüger hat mit einem anderen Menschen etwas erlebt, was er mit seinem Partner so niemals hätte erleben können. Was der ihm nicht bieten konnte/kann.
Und diese Schieflage auszuhalten, ist für beide Seiten eine ziemlich schwierige Übung. Aus meiner Sicht allerdings für den Betrogenen doch schon deutlich schwerer und schmerzhafter.


Jepp und ich glaube, dass bekommt man nur schwer wieder in die Waage! Ehrlich gesagt, müsste der betrogenen auch eine Affäre erleben um dann mit dem Partner wieder auf Augenhöhe zu kommen...da haben dann beide das Gefühl...hey Auswärts ist spannend, aber wir zwei wissen doch was wir einander haben!

29.05.2019 11:42 • x 3 #46


paulaner
Zitat von Wurstmopped:
Jepp und ich glaube, dass bekommt man nur schwer wieder in die Waage! Ehrlich gesagt, müsste der betrogenen auch eine Affäre erleben um dann mit dem Partner wieder auf Augenhöhe zu kommen...da haben dann beide das Gefühl...hey Auswärts ist spannend, aber wir zwei wissen doch was wir einander haben!

Erleben. Dann vielleicht.
Wenn man es allerdings nur als Retourkutsche macht, dann ist es eben nicht dasselbe. Dann fehlen eben diese ganzen außergewöhnlichen Gefühle.

29.05.2019 11:55 • #47


A


Die Jahre nach der Affäre, ein Tagebuch

x 3


S
Zitat von Wurstmopped:
Jepp und ich glaube, dass bekommt man nur schwer wieder in die Waage! Ehrlich gesagt, müsste der betrogenen auch eine Affäre erleben um dann mit dem Partner wieder auf Augenhöhe zu kommen...da haben dann beide das Gefühl...hey Auswärts ist spannend, aber wir zwei wissen doch was wir einander haben!



Ja, das ist ein Problem. Wir haben das in einer gemeinsamen Therapiestunde aufzulösen versucht. Zunächst mal habe ich meinem Mann glaubhaft versichern können, dass die S. Auswärtserfahrung in meinem Fall alles andere als toll war. Der AM war in diesem Bereich nicht besonders bewandert. Möglicherweise lag das an seiner sehr konservativen und religiösen Erziehung. Egal! Jedenfalls hat er Bauklötze gestaunt, was ich unscheinbares Mauerblümchen da zu bieten hatte. Ich hatte davon wenig bis gar nichts. Ein halber Orga., der aufgrund seiner Unkenntnis über die weibliche S. mittendrin beendet wurde.

Und zweitens habe ich meinem Mann angeboten, diese außereheliche Erfahrung nachzuholen. Notfalls in einem Bord.. Er will das nicht. Aber alleine diese Option zu haben, hat die Waage wieder etwas mehr in seine Richtung ausschlagen lassen.

29.05.2019 11:57 • #48


M
Wobei ich denke das die psychische Erkrankung von shedia es ihrem Mann, zumindest auf der Seite, erleichtert das eben nicht so zu sehen. Weil es höchstwahrscheinlich nicht an ihm liegt/gelegen hat. Dafür hat er mit ganz anderen Sachen zu kämpfen und auszuhalten. Aber er scheint bisher so gefestigt und stark zu sein das auszuhalten. Und das ist in meinen Augen Shedias wahres Glück-ihr Partner. Jemand der zur Seite steht und die Möglichkeit gibt zu heilen

29.05.2019 12:01 • x 2 #49


S
Ja, natürlich ist mein Mann und seine Stärke ein großes Glück und ein sicherer Haltegriff. Gerade, wenn das schwarze Loch der Depression sich mal wieder unter meinen Füßen öffnet.

Für ihn ist es vielleicht gerade durch diese Erkrankung leichter, zu verzeihen. Er muss nicht alles persönlich nehmen, sondern darf vieles auf meine labile Psyche schieben. Auch ich nutze das manchmal, um mich dahinter zu verstecken. Die Depression hat eine Schutzfunktion für uns beide. Aber der Preis, den wir dafür zahlen ist mir inzwischen zu hoch. Viele Jahre habe ich grübelnd auf dem Sofa verbracht. Manchmal war ich nichtmal in der Lage, mich zu waschen, geschweige denn meine Arbeit zu machen. Das war schon vor der Affäre da, in der Affäre war ich ein anderer Mensch. Ich nahm ab, kleidete mich anders und hatte Energie ohne Ende. Danach dann der totale Absturz.

Ohne die Depression, wären wir vielleicht jetzt geschieden. Mit ihr zu leben hat uns aber dennoch viel gekostet. Ich will das nicht mehr. Die Depression darf gehen!

29.05.2019 12:36 • #50


Wurstmopped
Zitat von paulaner:
Erleben. Dann vielleicht.
Wenn man es allerdings nur als Retourkutsche macht, dann ist es eben nicht dasselbe. Dann fehlen eben diese ganzen außergewöhnlichen Gefühle.

Nee, Retourkutsche ist ne doofe Idee!
Eigentlich muss sich der Betrüger neu in den Partner verlieben, damit er das Gefühl hat, dass es sich ehrlich anfühlt. Aber das ist verständlicher Weise für die Betrüger kurz nach der Äffare fast unmöglich. Und wenn der Betrüger dann trotzdem Liebe und Treue schwört, dann fühlt sich das wie ein Rettungsversuch an.

29.05.2019 12:36 • x 1 #51


S
Zitat von Wurstmopped:
Nee, Retourkutsche ist ne doofe Idee!
Eigentlich muss sich der Betrüger neu in den Partner verlieben, damit er das Gefühl hat, dass es sich ehrlich anfühlt. Aber das ist verständlicher Weise für die Betrüger kurz nach der Äffare fast unmöglich. Und wenn der Betrüger dann trotzdem Liebe und Treue schwört, dann fühlt sich das wie ein Rettungsversuch an.



Da muss ich leider Paulaner Recht geben. Die Gefühle in einer Affäre sind so stark, dass kann man mit einer Partnerschaft, erst recht mit einer langjährigen Partnerschaft nicht vergleichen. Und jeder Versuch, so etwas in der Ehe zu erleben, ist zum Scheitern verurteilt. Eine Affäre lodert, wie ein Waldbrand in der Seele. Eine langjährige Ehe ist dagegen ein kleines Lagerfeuer in einer brandsicheren, gut isolierten Feuerschale. Der Unterschied: ein Waldbrand zerstört. Das Lagerfeuer wärmt!

Das müssen beide akzeptieren, nur dann hat die Beziehung eine reelle Chance!

29.05.2019 12:49 • x 3 #52


fengaraki
Zitat von Wurstmopped:
Jepp und ich glaube, dass bekommt man nur schwer wieder in die Waage! Ehrlich gesagt, müsste der betrogenen auch eine Affäre erleben um dann mit dem Partner wieder auf Augenhöhe zu kommen...da haben dann beide das Gefühl...hey Auswärts ist spannend, aber wir zwei wissen doch was wir einander haben!


Das ist genau das, worüber ich mir schon seit 1 1/2 Jahren den Kopf zermarter. Die Waage hat eben kein Gleichgewicht. Der Betrogene würde vielleicht auch gerne genau das Neue, Prickelnde spüren. Kann er aber nicht, er geht ja nicht fremd. Und eine Langbeziehung kann das eben nie mehr geben, egal, wie sehr man sich danach abstrampelt. Vielleicht ist es auch einfach Neid darauf, was der Betrogenr genossen hat, man selbst aber in die Röhre geguckt hat.

Zitat von Wurstmopped:
Nee, Retourkutsche ist ne doofe Idee!
Eigentlich muss sich der Betrüger neu in den Partner verlieben, damit er das Gefühl hat, dass es sich ehrlich anfühlt. Aber das ist verständlicher Weise für die Betrüger kurz nach der Äffare fast unmöglich. Und wenn der Betrüger dann trotzdem Liebe und Treue schwört, dann fühlt sich das wie ein Rettungsversuch an.


Nicht nur der Betrüger muss sich neu verlieben, auch der Betrogene. Für diesen ist es aber um Längen schwieriger.
Kann der Betrüger sich nicht neu verlieben, kommt dieses Gefühl der 2. Wahl noch heftiger durch.

29.05.2019 12:55 • x 1 #53


paulaner
Zitat von fengaraki:
Vielleicht ist es auch einfach Neid darauf, was der Betrogenr genossen hat, man selbst aber in die Röhre geguckt hat.

Gaanz viel

29.05.2019 13:11 • x 1 #54


fengaraki
Zitat von paulaner:
Gaanz viel


Und dann stellt man sich auch die Frage, warum gönnst du dir nicht auch mal was nettes...

29.05.2019 13:16 • #55


M
Die Augenhöhe und das liebe Gleichgewicht. Mag ja bei Paaren stimmen wo es vorher die Waage war und sich durch den Betrug verschoben hat. Sehe ich in einer Konstellation wie sie Shedia und ihr Mann hat anders. Sie beschreibt ihren Mann als souverän und stark, sich selber als labil und schwach. Da war schon immer ein Ungleichgewicht zu Shedias Ungunsten und sie hat versucht sich aufzuwerten-natürlich ein Trugschluss. Ihr Mann hat sich als noch stärker und souveräner erwiesen als gedacht. Shedia, Du kannst den Preis und die verlorene Zeit bedauern, bringt Dich/Euch aber nicht weiter-leider. Du solltest, so schwer das auch ist, akzeptieren. Es ist und bleibt Teil Deines Lebens. Die Depression, wenn es denn wirklich nur eine Depression ist, ist der Punkt mit dem Du lernen musst umzugehen, zu kontrollieren. Schwer genug. Sagt Dein Mann das ihr ohne Depression jetzt getrennt wäre oder ohne Deine daraus folgende Einsicht das Du ein Problem hast und Dir Helfen lässt?

29.05.2019 13:17 • #56


vilrum
Zitat von Shedia2:
Und zweitens habe ich meinem Mann angeboten, diese außereheliche Erfahrung nachzuholen. Notfalls in einem Bord.. Er will das nicht. Aber alleine diese Option zu haben, hat die Waage wieder etwas mehr in seine Richtung ausschlagen lassen.

Wenn ich als Mann so etwas angeboten bekommen würde, würde mich dass traurig machen. Es würde mich erniedrigen und an meine Würde kratzen. Warum? Ich wünsche mir eine Frau, die mich so liebt, dass sie so etwas trotz ihrer eigenen Verfehlung nicht ertragen kann. Eine, der es nicht egal wäre, wenn ich etwas nachholen wollte, eine, der es weh tun würde, wenn ich so etwas tun würde.
Diese Option angeboten zu haben, hat die Waage meiner Meinung nach nicht in seine Richtung ausschlagen lassen, genau der Gegenteil ist wahr. Du kommunizierst indirekt: ich erlaube dir, du darfst es auch machen. Mir ist es eigentlich egal, es ist deine Entscheidung. Mir ist es gleichgültig. Ich brauche dich nicht.

Der Grundregel jeder menschliche Beziehung (nicht nur Liebesbeziehung, sondern alle Beziehungen) ist:
der, der den anderen weniger braucht, hat mehr Macht.
Du hast verdammt viel Macht in dieser Beziehung, ob es dir klar ist, oder nicht, bzw. ob du willst oder nicht.

29.05.2019 13:20 • x 2 #57


S
Dann müsste der Betrogene aber beide Seiten der Affäre mitmachen. Denn das Auswärtsspiel und das rauschhafte Gefühl des Verliebtseins ist ja nicht nur Genuss. Es bringt Tiefs und Schmerz mit sich, der genauso extrem wie das Hochgefühl ist. Und wenn es sich nicht um notorische Fremdgänger handelt, sondern um Personen, die sich fremdverliebt haben und deswegen eine einmalige Affäre eingegangen sind, kommt hinterher das Entlieben vom AP. Und dieses Entlieben geht einher mit zunehmender Klarheit, zunehmenden Selbstvorwürfen, Schuldgefühlen, und einem ungläubigen wie konnte ich nur. Viele haben sich in der Affäre ja auch völlig aufgegeben, erniedrigt, eigene Werte verraten, und stehen hinterher vor einem selbst verursachten Trümmerhaufen. Mit dem Gefühl, nur noch eine Hülle zu sein. Mit der Frage, warum einen der eigentliche Partner überhaupt noch liebt. Denn von einem selbst ist ja irgendwie nichts mehr da.

Aus meiner Sicht die ich meinen Mann betrogen und verlassen habe und wieder mit ihm zusammen bin ist das Gefälle andersrum.

Ja, ich hatte Sechs mit einem anderen, und der war toll. Vergleiche ich, denke ich noch daran? Nein. Es ist wie eine Erinnerung an Sechs mit einem Exfreund, lange her, inzwischen irrelevant. Hat nichts mehr mit meinem Leben zu tun.

Ich werde langsam wieder ich selbst. Aber anders. Viel verständnisvoller gegenüber menschlichen Schwächen und Verhaltensweisen, die ich nicht verstehe. Ich kämpfe damit, was ich getan habe. Mein Mann muss sich nichts verzeihen. Moralisch ist er eindeutig in der besseren Position. Das ist die Schieflage, die ich sehe.

Und das ist alleine mein Problem. Er hat mir verziehen, er war und ist für mich da, und irgendwann, bei der x-ten Entschuldigung, meinte er nun halt mal den Ball flach, du hast ja niemanden umgebracht oder so.

Ich bin nicht unbedingt neu verliebt in ihn. Nicht so, wie ich in den AM verliebt war. Ich möchte aber sagen: Nicht so ungesund, wie ich in den AM verliebt war. Ich weiß ihn viel mehr zu schätzen. Ich mag Dinge an ihm, die vorher selbstverständlich waren.

29.05.2019 13:34 • x 2 #58


fengaraki
Zitat von Sankaty:
Ich weiß ihn viel mehr zu schätzen. Ich mag Dinge an ihm, die vorher selbstverständlich waren.


Den Mehrwert aus der Affäre hat aber nur der Betrüger. Oder soll ich als Betrogene plötzlich glücklich sein, dass er mich doch nicht abserviert hat.

29.05.2019 13:52 • x 3 #59


S
Nein, ich sehe es umgekehrt.

Eine Affäre kommt nicht nur mit Mehrwert. Sie kommt mit ebenso viel Schmerz.

Und ich bin glücklich, dass mein Mann mich noch will.

29.05.2019 13:55 • #60


A


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