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Die Tragödie meines Lebens

W
Hallo ihr Lieben,

Ich habe in den letzten Jahren immer wieder mal in diesem Forum gelesen, ohne mich anzumelden. Viele Geschichten haben mich sehr berührt und in manchen fand ich mich zum Teil auch wieder. Nun scheint mir der Zeitpunkt gekommen, etwas zu dieser Plattform beizutragen, die mir in der Vergangenheit des Öfteren Zuversicht, Trost und Halt geschenkt hat. Aus diesem Grund möchte ich meine Geschichte mit Euch teilen:

Ich (29) Jahre hatte in Sachen Liebe leider schon viele Enttäuschungen hinzunehmen. Unglücklicherweise schien ich dabei stets ein Händchen für Männer mit ungelösten Mutterproblemen zu haben. So auch dieses mal. Ich lernte ihn (26) vor etwa 7 Jahren über unseren Freundeskreis kennen und ehrlich gesagt regte sich schon damals ein Gefühl der Zuneigung in mir. Gleichzeitig sagte mir aber auch irgendetwas, dass es besser wäre, in dieser Sache keine Gefühle zuzulassen. Vielleicht war es nur die Angst davor, wieder verletzt zu werden. Vielleicht war es aber auch Intuition...

Wie dem auch sei, ich versagte mir jegliches Aufkeimen von Gefühlen und das über Jahre hinweg. Ich versuchte, Distanz zu wahren, den Kontakt mit ihm zu meiden und verhinderte es erfolgreich, unsere Freundschaft intensiver werden zu lassen. Doch eines Tages machte mir das Schicksal einen Strich durch die Rechnung. Immer öfter fragte er an, ob wir nicht unsere Freizeit miteinander verbringen möchten. Wie ein streunender Fuchs strawenzelte er scheinbar zufällig genau dann den Gehweg entlang, wenn ich gerade das Haus verließ, schlug via Handy und Messenger gemeinsame Videoabende vor und schien gezielt meine Nähe zu suchen. Natürlich zögerte ich, denn ich wusste, ein gemeinsames Sitzen auf der Couch genügte, um mir Herzrasen und Schweißausbrüche zu bescheren. Als es schließlich doch zu regelmäßigen Treffen kam, rutschte ich jedes Mal panisch ans andere Ende des Sofas, damit er nicht merkte, wie sehr seine Anwesenheit mich beunruhigte. Eines Tages stand er dann plötzlich mit einer Stofftasche voll Gemüse vor meiner Tür und wollte für mich kochen. In diesem Augenblick war es dann um mich geschehen. Wir kamen also zusammen und ich schob meine Kontaktscheu beiseite, dich mich schmerzvolle Beziehungen zuvor gelehrt hatten. Allerdings dauerte es nicht lange, bis sich herausstellte, dass bei ihm einiges im Argen lag.

Da ich hier aus Respekt vor seiner Person nicht allzu sehr ins Detail gehen möchte, schildere ich nur, was zum Verständnis notwendig ist. Sein Elternhaus war von Gewalt geprägt, seine Mutter kann ihn bis heute nicht loslassen und aufgrund herber emotionaler Verletzungen in der Kindheit hat er sich einen Fluchtreflex in Konfliktsituationen angeeignet, den er meiner Ansicht nach von seinem gewalttätigen Vater übernommen hat. Erstaunlicher Weise war er selbst aber nie gewaltsam, im Gegenteil. Ich habe noch nie einen Mann erlebt, der so zärtlich zu mir war. Er überhäufte mich mit Blumen, traumhaften Gerichten und romantischen Zitaten aus Theaterstücken und lyrischen Werken. Ich glaubte nach gut einem Jahrzehnt der Suche und Enttäuschung endlich meinen Traummann gefunden zu haben. Das einzige Problem daran: Seine Familie.

Ich fand es von Beginn an seltsam, dass er in seinem Alter noch daheim wohnte, auch wenn er es damit erklärte, durch sein Studium sporadisch dort zu kampieren zu müssen, wenn er Semesterferien hatte. Denn seine Aufenthalte in diesem Haus schienen mir alles andere als sporadisch. Seine Mutter hatte ihn offensichtlich zum Ersatzpartner gemacht, nachdem ihr Mann und einstiger Familientyrann durch einen Schlaganfall an den Rollstuhl gebunden war. In der ersten Zeit stand sie manchmal sogar vor meiner Tür, fragte, warum er nicht nach Hause käme und übte einen Telefonterror ungeahnten Ausmaßes auf ihn aus. Natürlich waren ihm ihre Aufzüge immer äußerst peinlich und ich konnte erkennen, dass er mit aller Kraft versuchte, von seinem Elternhaus loszukommen. Ich begriff recht schnell, dass es bei ihm zu Hause niemals Liebe, Geborgenheit oder Verständnis für ihn gab. Umso mehr sehnte er sich danach und versuchte, unserer Beziehung wegen, endlich einen Schlussstrich unter das psychische Minenfeld seiner Vergangenheit zu ziehen. Was nicht leicht für uns war, hatten die Erlebnisse seiner Kindheit doch tiefe Spuren an ihm hinterlassen. Bei Konfrontationen ergriff er wie bereits erwähnt stets die Flucht, wurde abweisend und emotionslos, meldete sich Tage lang nicht mehr oder machte gleich ganz Schluss. Danach tat ihm sein Verhalten freilich Leid, doch für mich war es jedes mal aufs Neue eine nervliche Zerreissprobe, sein Vertrauen zurück zu gewinnen und ihm klar zu machen, dass nicht jede Meinungsverschiedenheit gleich zum Äußersten führen muss.

Trotz allem schafften wir es nach 2 Jahren des Kampfes endlich, sein Studium, meine Selbstständigkeit und unsere Beziehung gegen alle Widerstände durchzusetzen. Dass wir uns größtenteils nur am Wochenende sahen, war zwar eine zusätzliche Herausforderung, fiel für mich aber nicht weiter ins Gewicht. Und endlich, als sich in allen Bereichen die lang ersehnte Besserung einstellte, kam der nächste Schock. Ich wurde schwanger. Von einem Schwangerschaftsabbruch wollte ich bis dato nichts wissen. Es kam für mich aus Gründen der Überzeugung schlichtweg nicht in Frage. Doch konnte ich es verantworten, ihm nach all den emotionalen Ausnahmezuständen, der Herausforderung seines Studiums und seiner frisch gewonnenen Freiheit nun auch noch ein Kind zu zumuten? Konnte ich es mir und diesem Kind zumuten, seine Unsicherheiten erneut auf die Probe zu stellen? Zwei Wochen nach der Diagnose kamen wir zu dem Schluss, dass es besser war, mit der Familienplanung noch zu warten und so begabg ich mich schweren Herzens in eine Klinik.

Das ganze ist nun etwa 1 1/2 Monate her. Seither fuhr er mich täglich zur Arbeit und versuchte mich zu entlasten, wo er nur konnte. Doch die Tatsache, dass ich nach dem Eingriff beruflich und 'beziehungspädagogisch' gleich wieder funktionieren musste, brachten mich an einen Punkt, an dem ich einen absoluten Nervenzusammenbruch erlitt. Es war letztes Wochenende, kurz vor Beginn seines neuen Semesters und der lang ersehnte Anfang meiner Ferien. (tolles Timing, ich weiß) Natürlich wollte ich die letzten Tage mit ihm verbringen und hätte mich nicht das berühmt berüchtigte 'PMS-Phänomen' zum ersten Mal nach dem Eingriff wieder ereilt, wäre womöglich alles gut gegangen. Das Schicksal aber wollte es mal wieder anders. Schon am Sonntag war ich sehr gereizt, denn anstatt den Samstag Abend mit mir zu verbringen, ging er mit Freunden bis spät in die Nacht weg. Er schlief unangekündigt bei seinen Eltern, da er mich nicht wecken wollte, wenn er heimkam, also wartete ich vergebens und weinte mich schließlich frustriert in den Schlaf. Am Montag rief dann auch noch eine Bekannte von ihm an und fragte, ob er ihr nicht kurz bevor er am Dienstag zu seinem Praktikumssemester aufbrach beim Umzug helfen könne und ich verstand nicht, dass er tatsächlich einwilligte, anstatt wenigstens die letzten paar Stunden vor seiner Abfahrt mit mir zu verbringen. Zu allem Überfluss hielt ihn dann auch noch seine Mutter mit ihrer üblichen Verzögerungstaktik stundenlang zu Hause fest, sodass wir uns erst spät Abends am Montag wieder sahen. Da bin ich aufgeplatzt. Was folgte, war ein dreistündiger Streit, in dessen Verlauf auf beiden Seiten so manches böse Wort fiel und er schließlich Schluss machte. Diesmal sei es endgültig, versicherte er mir, packte Nachts um drei seine Sachen und war weg.

Und nun? Stehe ich alleine da mit der wohl schlimmsten Regelblutung meines Lebens, dem Schuldgefühl um ein verlorenes Kind und der Sorge, dass alles, wofür ich die letzten zweieinhalb Jahre gekämpft habe, unwiederbringlich verloren ist. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, ob es nur einer seiner üblichen Fluchtreflexe ist oder ein Indiz dafür, dass ich wieder einmal Energie und Zeit in den falschen Mann investiert habe. Ich will ehrlich sein, am liebsten würde ich Abends tot umfallen, anstatt in dieser Situation alleine einschlafen zu müssen. Ich gebe mir die Schuld daran und befürchte, den Mann meines Lebens aufgrund einer flüchtigen Laune verloren zu haben.

Ich würde gerne wissen, wie ihr die Sache seht, denn ich selbst bin gerade nicht mehr in der Verfassung, die Lage einzuschätzen. Bitte, liebe Forenmitglieder, helft mir.

01.04.2015 16:18 • #1


T
Hallo Willowtree,

klingt sehr traurig, ja. Ich denke du brauchst Ruhe und Zeit für dich und zum nachdenken. War das alles diesen Montag, vorgestern? Er ist sicher bei seinen Eltern und gut geht es ihm bestimmt auch nicht.

Bestimmt war er nicht der Mann deines Lebens, sonst wäre vllt einiges anders gelaufen. Bin auch nicht sicher, ob man mit den Freunden bis früh weg gehen muss und unangekündigt bei den Eltern schläft. Da wäre ich auch traurig und sauer gewesen.

Gib dir Zeit für dich allein, geh mit Freunden aus oder treffe dich mit deiner Familie, lenke dich ein wenig ab.

Viel Glück und auf dass dein Kummer bald weniger wird.

01.04.2015 16:49 • x 1 #2


A


Die Tragödie meines Lebens

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W
Liebe Theresa,

Danke für deine Antwort.

Zu Hause ist er jetzt nicht mehr. Er hat sein neues Semester im anderen Ende des Bundeslandes angetreten und kommt vor Freitag wahrscheinlich auch nicht mehr zurück.

Die Eskalation ist in der Nacht von Montag auf Dienstag passiert, ja. Ist also alles sehr frisch und ich stehe noch völlig neben mir. Kann nicht schlafen, kaum essen, geschweige denn einen Fuß vor die Türe setzen. Ich weiß, das ist nicht gut, also werde ich die nächsten Tage mal versuchen, mich aufzuraffen und etwas zu unternehmen.

01.04.2015 17:01 • #3


A
Zitat von Willowtree:
Ich (29) Jahre hatte in Sachen Liebe leider schon viele Enttäuschungen hinzunehmen. Unglücklicherweise schien ich dabei stets ein Händchen für Männer mit ungelösten Mutterproblemen zu haben.

Seine Mutter hatte ihn offensichtlich zum Ersatzpartner gemacht, nachdem ihr Mann und einstiger Familientyrann durch einen Schlaganfall an den Rollstuhl gebunden war. In der ersten Zeit stand sie manchmal sogar vor meiner Tür, fragte, warum er nicht nach Hause käme und übte einen Telefonterror ungeahnten Ausmaßes auf ihn aus.

Doch konnte ich es verantworten, ihm nach all den emotionalen Ausnahmezuständen, der Herausforderung seines Studiums und seiner frisch gewonnenen Freiheit nun auch noch ein Kind zu zumuten? Konnte ich es mir und diesem Kind zumuten, seine Unsicherheiten erneut auf die Probe zu stellen?

Und nun? Stehe ich alleine da mit der wohl schlimmsten Regelblutung meines Lebens, dem Schuldgefühl um ein verlorenes Kind und der Sorge, dass alles, wofür ich die letzten zweieinhalb Jahre gekämpft habe, unwiederbringlich verloren ist.
hallo Willowtree

was mir auffällt ist, dass du jahre gebraucht hast um -trotz warngefühl- dann doch eine beziehung mit ihm eingegangen bist.

du bist genauso wenig sein retter, wie er der retter seiner mutter ist, jeder ist für seine gedanken, worte und handlungen selbst verantwortlich, deshalb ist falsche rücksichtsnahme unangemessen und verstärkt nur die probleme. konfrontation ist die möglichkeit lösungen zu finden und daran zu wachsen. du bist wie er in einer opferrolle und da könnt (müsst) ihr beide aussteigen wenn sich etwas ändern soll.

ob er jetzt für immer gegangen ist wissen wir alle nicht, deshalb kümmere dich jetzt erstmal um dich. schaue dir an, was diese situation mit dir gemacht hat und auch wie du dahinkommen konntest.
was fehlte vorher ?
was war zuviel ?
was war zu wenig ?
warum glaubst du das du um seine liebe kämpfen muss/test ?
wie sah dein elternhaus aus ?
hat deine mutter auch verantwortung für alles und jeden übernommen ?

auch wenn es schwer fällt, richte deinen fokus mehr auf dich, gehe notfalls zum doc, lasse dir helfen wenn es dir schlecht geht.
und überlege dir ob du wirklich ihm gefolgt bist oder einem unbewussten muster, welches du durch ihn aufrechterhalten konntest?

alles gute!

01.04.2015 17:18 • x 1 #4


F
Hey

Ich will dir erstmal sagen das ich es echt toll finde was du an Zeit und Energie in die Beziehung gesetzt hast. Daran merkt man das es ware Liebe ist und das die der Mensch viel Wert ist. Ich würde mich danach sehnen wenn mal ein Mensch soviel für mich tuen würde weil er mich liebt. Ich hab oft das Gefühl das in einer Beziehung einer immer mehr gibt als der andere und dadurch ein Ungleichgewicht entstehen kann es aber net sein muss. Ich würde aber nicht gleich denken oder behaupten das es der falsche Mann war für dich auch wenn es grade so aussieht und du viel in der Beziehung kämpfen müsstest. Ich finde fast alles hat einen Sinn und es hatt auch Sinn wenn du soviel in die Beziehung investiert hast. Schau doch mal manche werfen soetwas was sich grade anbahnt nur wegen einiger Unstimmigkeiten komplett weg weil sie keine Kraft haben zum investieren usw und das ist doch schade. Man wirft doch auch nicht ein Rad Weg nur weil es en Platten hat oder ? Weißt du man kann auch versuchen eine Beziehung zu reparieren und sich neu kennenzulernen anstatt zu sagen nee ich werf das weg und such mir was einfaches und ich find so ticken die Menschen heutzutage und das is schlimm.

Ich würde an deiner Stelle es erstmal sacken lassen und mit ihm reden wenn er in eurer Heimatstadt wieder ist. Geh das langsam an und erwarte nicht zuviel und drück ihn Vorallem nicht in die Ecke und setz ihn nicht Unter Druck ! Das is wichtig !

01.04.2015 17:44 • x 1 #5


W
Hallo Alena,

Auch dir lieben Dank für deine Antwort.

Du hast mein Dilemma schon richtig erkannt. Allerdings sollte ich erwähnen, dass ich bereits seit meinem jungen Erwachsenenalter versuche, an genau dieser Problematik zu arbeiten. Bevor ich mit ihm zusammengekommen bin, habe ich mir selbst eine vierjährige Beziehungspause verordnet. Ich wollte mich nie mehr in diese 'Ersatzmutterrolle' begeben. Mein nächster Partner sollte gefestigt sein, dazu in der Lage, sich selbst zu reflektieren usw. Leider wirkt er von außen genau so und ist in vielen Punkten sogar vernünftiger und erwachsener als mancher Mann mit 30 oder 40.

Ich musste auch nicht um seine Liebe, sondern um den Freiraum für unsere Liebe kämpfen bzw. wir mussten uns diesen Freiraum mühevoll einrichten unter den gegebenen Umständen eben. Das ist schon ein Unterschied, wie ich finde...

Ich gehe meinen Weg schon sehr lange unabhängig, versuchte auch immer darauf zu achten, mich nicht mehr selbstlos für andere aufzuopfern. Was ich in jüngeren Jahren ohne Zweifel in ungesundem Maße getan habe, das gebe ich offen zu. Doch solche Dinge lassen sich schwer aufrecht erhalten, wenn man abwägen muss: ob es sich lohnt, Dinge gemeinsam durchzustehen oder nicht. Ich war nunmal der Meinung es lohnt sich, in diesem Punkt Geduld zu beweisen, da ich ihn liebe und er ansonsten in allen Punkten meiner Vorstellung von meinem Wunschpartner entsprach.


Hallo freack,

Du sprichst mir aus der Seele und dein Verständnis tut gut. Unter Druck will ich ihn auf keinen Fall setzen. Ich warte nun einfach mal ab und versuche, mir dennoch nicht allzu viele Hoffnungen zu machen. Das würde im worst-case ein Abschließen nur erschweren.

01.04.2015 18:23 • #6


Adeja
Hallo liebe willowtree,

ich bin gerade sehr traurig für euer ungeborenes Kind.
Du hast so viel Liebe in diesen Mann gesteckt... :'(

Ich wünsche dir von Herzen einen Mann, der DICH auf Händen trägt.

Alles Liebe!

01.04.2015 18:37 • x 1 #7


W
@ Adeja *dich mal umarm* Das ist so lieb von dir, ich weiß das wirklich zu schätzen. :'(

01.04.2015 19:55 • #8


A
Zitat von Willowtree:
Ich wollte mich nie mehr in diese 'Ersatzmutterrolle' begeben. Mein nächster Partner sollte gefestigt sein, dazu in der Lage, sich selbst zu reflektieren usw. Leider wirkt er von außen genau so und ist in vielen Punkten sogar vernünftiger und erwachsener als mancher Mann mit 30 oder 40.
hallo Willowtree

du hast wahrscheinlich unter seine äussere masken schauen können und hast dich deshalb auch gewarnt gefühlt.

Zitat:
Ich musste auch nicht um seine Liebe, sondern um den Freiraum für unsere Liebe kämpfen bzw. wir mussten uns diesen Freiraum mühevoll einrichten unter den gegebenen Umständen eben. Das ist schon ein Unterschied, wie ich finde...
das liegt am auge des betrachters. meine einstellung ist, es geht auch um die liebe zu dir, die er in hinsicht auf seine mutter vernachlässigt weil er sich immer noch für ihr heil verantwortlich fühlt und du hast deshalb oft hintenanstehen müssen ....
Zitat:
Was ich in jüngeren Jahren ohne Zweifel in ungesundem Maße getan habe, das gebe ich offen zu. Doch solche Dinge lassen sich schwer aufrecht erhalten, wenn man abwägen muss: ob es sich lohnt, Dinge gemeinsam durchzustehen oder nicht.
Ich war nunmal der Meinung es lohnt sich, in diesem Punkt Geduld zu beweisen, da ich ihn liebe und er ansonsten in allen Punkten meiner Vorstellung von meinem Wunschpartner entsprach.
ja, das verstehe ich. auch er braucht geduld für dich und wenn beides ausgewogen gelebt werden kann, ist das ok.
ich hatte es so verstanden, als wärest du diejenige die öfter zurückgesteckt und zuviel rücksicht auf ihn genommen hat - und deshalb auch das kind nicht leben durfte.
und wo bist du dabei wirklich geblieben ?

ich finde sein verhalten ziemlich egoistisch und das unterstütze ich nicht. während du die abtreibung und deren auswirkungen verarbeiten musst, hilft er anderen beim umzug und nimmt sich mal wieder zeit für seine mutter - nur für dich nimmt er sie sich nicht.
mein wirklicher wunschpartner verhält sich anderes...
Zitat:
Doch konnte ich es verantworten, ihm nach all den emotionalen Ausnahmezuständen, der Herausforderung seines Studiums und seiner frisch gewonnenen Freiheit nun auch noch ein Kind zu zumuten?
wenn ein kind nicht zu euch passt, hat auch ER die verantwortung und kann darauf achten, das ER dir kein kind zumutet in eurer situation, deshalb lasse die schuldgefühle los.
Zitat:
Ich gebe mir die Schuld daran und befürchte, den Mann meines Lebens aufgrund einer flüchtigen Laune verloren zu haben.
wenn er das handtüch wegen einer nachvollziehbaren hormonell bedingten laune von dir wirft - hat die beziehung keinen wert.
wo bleibt die rücksicht und das verständnis für dich ? schliesslich hast du euer kind abgetrieben weil du es diesem mann nicht zugetraut hast, dass er in der lage ist ein kind mitaufzuziehen und musst jetzt allein sehen wie du mit all dem klarkommst.
für mich gleicht sein verhalten einem alptraum-mann!
willst du einen zuverlässigen partner, mit dem du dein leben aufbauen kannst oder ein egoistisches kind an deiner seite ?

01.04.2015 19:59 • x 1 #9


Z
@Willowtree: wie geht es dir jetzt? Hat er sich nochmal gemeldet?

Es ist sehr traurig was du schreibst.
Aber du, ich muss zugeben, dass ich auch kein gutes Gefühl beim Lesen hatte, als du von ihm (und seinem Umfeld) berichtetest.

Wichtig ist, dass du nun konsequent an dich denkst...und du wieder auf die Beine kommst.
Drück dich lieb!

01.04.2015 20:13 • x 1 #10


W
Eure Beiträge sind mir gerade wirklich sehr viel wert. Ich kann nicht aufhören, mich zu bedanken.

@ Alena: Es war halt sehr schwer seine 'wollen' gegen 'das nicht können' abzuwägen. Er war der erste Bindungsphobiker, an den ich jemals geraten bin und ich habe es eindeutig unterschätzt, wie gut solche Menschen ihre emotionale Unreife hinter der Maske nahezu harmonisch wirkender Unreife verstecken können. Heute Abend bin ich zumindest an dem Punkt, für mich zu entscheiden, dass ich nicht länger warten will, bis er vielleicht irgendwann mal so weit ist, mir in Sachen emotionaler Reife ebenbürtig zu sein. Ich werde keine Zeit und Energie mehr in vage Hoffnung investieren und weiter meiner Eigenständigkeit folgen. Zum Glück hab ich mir das auch während der Beziehung erhalten. Wahrscheinlich eine intuitive Vorsichtsmaßnahme, um nicht von der Partnerschaft abhängig zu werden. Dennoch schmerzt es halt, ich hoffe das kannst du nachvollziehen.

@ Zophia: Dank einer lieben Freundin, eines lieben Freundes und wirklich tollen Gesprächen, auch mit meinen Eltern, geht es mir inzwischen etwas besser. Und gerade die Tatsache, ein Elternhaus zu haben, das mir Rückhalt bietet, ist für mich gerade von unschätzbarem Wert. Ja, wir haben nochmal geredet und offensichtlich hatte er nachdem er mich am Montag verlassen hat den schlimmsten Tag seines Lebens. Zumindest hat er mir das so gesagt. Doch das wird mich jetzt nicht mehr erweichen. Er meinte, er brauche Zeit, sich an seiner neuen Praktikumsstelle einzuleben und wolle dann auch eingehend seine Gefühlswelt analysieren. Vielleicht wird er so eines Tages feststellen, dass er die einzige Person, der er sich jemals öffnen konnte und bei der er zum ersten Mal in seinem Leben Liebe, Zuneigung und Geborgenheit erfuhr, für den panischen Drang nach flüchtigen Freuden eingetauscht hat. Doch dann wird es zu spät sein, denn ich werde nicht länger auf ihn warten. Zu dem Entschluss bin ich nun, am zweiten Abend nach dieser Tragödie endgültig gekommen. Auch wenn ich immer noch fertig mit den Nerven bin, oder vielleicht gerade deswegen...

02.04.2015 01:13 • #11


Z
Liebe Willowtree,


ich finde das total stark wie du reagierst.
Er hat seine Zeit gehabt gut zu reagieren und vor allem auch mal auf dich einzugehen, eben weil du ein Kind weggeben musstest.
Mensch, wie unreif ist der denn bitte!

Jetzt denke an dich, lass die Traurigkeit und den Schmerz zu (denn nur dann kann er auch wirklich gehen) und sieh nach vorne. Der Frühling steht vor der Tür und holt dich nun ab.... Drück dich!

02.04.2015 06:30 • x 1 #12


W
Zitat von Willowtree:
Er war der erste Bindungsphobiker, an den ich jemals geraten bin und ich habe es eindeutig unterschätzt, wie gut solche Menschen ihre emotionale Unreife hinter der Maske nahezu harmonisch wirkender Unreife verstecken können.


Ich meinte hinter der Maske nahezu harmonisch wirkender Ausgeglichenheit. Nur zur Korrektur.

@ Zophia: Damals und auch jetzt noch habe ich mich viel bei meinem kleinen Würmchen entschuldigt. Ich habe ihm versucht zu sagen, dass der Zeitpunkt einfach sehr ungünstig ist, gleichzeitig aber auch versprochen, dass ich alles tun werde, damit es einst in ein sicheres und wohl behütetes Zuhause geboren werden kann. Schon allein deswegen erscheint es mir die einzige Lösung, diese Beziehung jetzt aufzugeben. Hoffe, du behältst Recht mit diesem Frühling. Ein aufblühen könnte mein Leben bei all den welken Blättern an meinen Seelenästen wirklich gebrauchen. :/

02.04.2015 10:21 • #13


A
Zitat von Willowtree:
@ Alena: Es war halt sehr schwer seine 'wollen' gegen 'das nicht können' abzuwägen. Er war der erste Bindungsphobiker, an den ich jemals geraten bin und ich habe es eindeutig unterschätzt, wie gut solche Menschen ihre emotionale Unreife hinter der Maske nahezu harmonisch wirkender Unreife verstecken können.
hallo Willowtree

aspekte dieser Masken bekommst du jetzt zu spüren. ich bin der meinung, wer wirklich will, kann auch - natürlich braucht es seine zeit um das neue umsetzen zu können, die muss man ihm auch zugestehen können, dennoch müssen sich im laufe der zeit auch erfolge abzeichnen, gerade in dieser schweren phase eures lebens läßt er sich wieder von der mutter bestimmen und läßt dich, mit den auswirkungen, allein zurück.
Zitat:
Ich werde keine Zeit und Energie mehr in vage Hoffnung investieren und weiter meiner Eigenständigkeit folgen.

Zum Glück hab ich mir das auch während der Beziehung erhalten. Wahrscheinlich eine intuitive Vorsichtsmaßnahme, um nicht von der Partnerschaft abhängig zu werden. Dennoch schmerzt es halt, ich hoffe das kannst du nachvollziehen.
ich glaube ich kann dich verstehen und nachvollziehen wenn es dich schmerzt, vielleicht mehr als du aus meinen zeilen herauslesen kannst. du befindest dich jetzt in einem schmerzlichen loslass-prozess, den du doppelt zu bewältigen hast. du hast euer kind und auch ihn verloren. dazu gehört auch der prozess der vergebung, der erst durch völlige annahme, der situation und deren auswirkungen, geschehen kann.
alles macht sinn, auch wenn wir das anfangs noch nicht begreifen können- erst der schmerz, den wir erleiden, kann bewirken, dass wir bereit sind unser leben zu ändern und es in bahnen zu lenken, die gut für uns sind weil sie unser wachstum fördern und wir daraus wichtiges lernen können.

du wirst für den ablöseprozess eine zeit brauchen und kannst dankbar sein, für die rückenstärkung, die du von aussen erhälst und auch dafür, dass du dir deine eigenständigkeit erhalten hast. diese wird dir helfen auch diese situation leichter zu bewältigen.

dein verstand ist klar, die gefühle brauchen länger um hinterherzukommen, deshalb habe mitgefühl und verständnis für dich wenn deine gefühle dich zu überrollen scheinen. sei achtsam und gebe ihnen das, was sie von dir brauchen, damit sie sich langsam wandeln können.

lasse dich über ostern verwöhnen und trösten, zuwendung und mitgefühl ist balsam für frische wunden.

alles gute!

02.04.2015 14:06 • x 1 #14


W
@ Alena: Erfolge waren ja da. Aber sie waren halt nicht wirklich groß. Seine Mutter wusste gar nichts von dieser Schwangerschaft, aber nachdem sie mich am Dienstag telefonisch genervt hat, hab ich sie mal von den Dingen in Kenntnis gesetzt. Sie stand dann mit Blumenstraus, Marmelade und Eisentabletten vor meiner Tür und wollte mir 200 Euro für meine Umstände geben. Materielle Entschädigung für all das, was sie verbockt hat. Ich fands so lächerlich. Geld als Wiedergutmachung für seelische Verstümmelung ist das ewige Mantra dieser Familie. Ich hab genug davon.

Wer weiß, wann er zur Einsicht kommt. Ob er zur Einsicht kommt. Ich zweifle stark daran, dass er in nächster Zeit wirklich langfristige Entscheidungen bezüglich unserer Beziehung treffen wird und ich kann mich, darf mich dieser Hoffnung nicht hingeben. Zumal ich ihm einfach nicht mehr vertrauen kann bei seiner wankelmütigen Art. Dass er es nicht anders gelernt hat, ist mir klar. Doch noch länger mittragen kann ich das nicht mehr.

Werde nun zum ersten Mal seit Tagen wieder einen Fuß vor die Tür setzen und mir die nächste Zeit viel Gutes tun, wie du und andere es vorgeschlagen haben. Ein wenig hat der Schmerz schon nachgelassen und das ist doch schon mal ein positives Zeichen.

02.04.2015 14:45 • #15


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