14

Ein letztes Mal kämpfen? Kann nicht Loslassen

S
Hallo,

nach monatelangem Mitlesen fasse ich mir nun doch auch ein Herz und schreibe meine Geschichte.

Kurz zu mir: Ich habe innerhalb der letzen vier Jahre den Rest meiner schon durch Krebs ausgedünnten Familie (Eltern und Geschwister) komplett verloren und trotzdem nicht aufgegeben und weiter gekämpft. An meiner Seite die ganze Zeit mein damaliger Freund. Natürlich war ich in der Zeit nicht leicht, da ich trauerte und geschockt war durch die Schicksalsschläge. Dennoch waren wir sehr verliebt und haben das Ganze zusammen durchgestanden. Wir waren wirklich beide überzeugt, dass wir die große Liebe gefunden haben. Aber gerade, als wieder etwas Ruhe eingekehrt ist und wir eigentlich wie geplant eine Familie gründen wollten, macht mein Freund von einem Tag auf den anderen Schluss. Dazu muss ich sagen, dass er Probleme in der Arbeit hatte, seine Selbstständigkeit einen Rückfall erlebt hat und er komplett überarbeitet war. Trotzdem, er hat mich einfach im Urlaub stehen lassen und ist abgereist und bis auf einen kurzen Versuch seine Meinung auch nicht mehr zurück genommen. Ich hatte keine Chance.

Das war Ende März. Leider war die Art und Weise der Trennung auch sehr respektlos und ich frage mich immer noch, wie er von einer Sekunde auf die nächste so sein konnte. Dass er eine andere hat, was sein Verhalten am besten erklären würde, hat er verneint.

Ich habe dann relativ schnell die Konsequenzen gezogen, bin ausgezogen und habe meinen Job gekündigt und bin für einen Neuanfang 800 Kilometer weit weg gezogen. Trotzdem liebe ich ihn noch immer, was ich ihm auch bei unserem letzten Treffen im April gesagt habe. Seitdem haben wir nicht mehr gesprochen. Vor einem Monat habe ich ihn per Email gebeten, ob wir noch einmal miteinander reden könnten, einfach auch, damit das Ende nicht die - wirklich ansonsten sehr gute Beziehung - so negativ überschattet. Denn das schmerzt mich, die ich schon meine Familie durch den Tod verloren hat, am meisten, weil das ist es nicht wert: Ich möchte irgendwann einmal mit einem Lächeln an die Beziehung zurück denken und nicht mit Wut.

Auch wenn ich in der Email darum gebeten hatte, dass er mir bitte in jedem Fall Bescheid geben soll (ob ja/nein) hat er sich nicht darauf gemeldet. Auch zu meinem Geburtstag kurz zuvor kam nichts. Und nun sitze ich jetzt in der großen Stadt, ohne Wohnung, ohne Familie, ohne Hoffnung, in den Anfängen meiner Freiberuflichkeit (so schnell konnte ich keinen Job finden und da das immer schon mein Traum war, dachte ich, ich probiere es jetzt einfach mal, aber bedeutet natürlich dreifach Druck) und komme einfach nicht über ihn hinweg. Nun bin ich auch schon 33, d.h. dazu kommt jetzt auch noch die Angst, den Traum von der eigenen Familie, die wir eigentlich dieses Jahr gründen wollten (zu Sylvester haben wir noch lächelnd darauf angestoßen), nicht mehr realisieren zu können.

Immerhin habe ich hier viele, gute Freunde, die mich gerade in der Anfangszeit sehr unterstützt haben. Aber auch die können jetzt nicht mehr helfen, da ich mich ja nur im Kreis drehe (um einen Therapieplatz habe ich mich schon bemüht, bekomme aber erst im Winter einen freien Platz). Ich kann nur einfach nicht mehr. Ich war wirklich glücklich mit ihm und liebe ihn noch immer, auch wenn er zum Abschied zu mir gesagt hat, dass ich ohne ihn und seine Familie nichts sei. Und das finde ich immer noch so gemein und unter der Gürtellinie, dass ich keine Ahnung habe, ob ich das jemals vergessen könnte. Ich glaube also nicht, dass wir noch eine Zukunft haben. Und er hat durch sein Verhalten ja sehr deutlich gemacht, dass er kein Interesse mehr an mir hat (zu meinem Geburtstag hat er sich auch nicht gemeldet, was mir auch sehr weh getan hat). Trotzdem frage ich mich, sollte ich ihm noch einmal schreiben, dass ich ihn immer noch liebe? Ein letzter Versuch? Ihn anrufen (wobei ich bestimmt das Weinen anfange, wenn ich seine Stimme höre). Bei der letzten Email hatte ich ja nur ziemlich neutral ein Treffen vorgeschlagen. Oder aber soll ich es lieber lassen? Bzw.: Wie schaffe ich es, loszulassen und wieder Vertrauen in die Welt zu bekommen?

Meine Freunde sagen alle, ich soll wieder ein bisschen Stolz finden, er war am Ende ein Ar., das überwiegt seine guten Seiten davor. Aber von außen ist das immer so leicht zu sagen. Ich habe nur Angst, nicht alles versucht zu haben und mir das dann später vorzuwerfen (gegen die Email waren auch alle, aber danach hatte ich mich tatsächlich ein bisschen besser gefühlt, hat nur leider nicht lange angehalten). Vielleicht kann mir ja jemand helfen bzw. auch mit positiven Erfahrungsberichten weiterhelfen, die Mut machen, loszulassen. Ich bin nur wirklich komplett am Boden, obwohl ich eigentlich vor einem Jahr schon dachte, dort gewesen zu sein.

Danke und VG,

stillsad

20.09.2017 10:05 • #1


Luto
Zitat von stillsad:
Trotzdem frage ich mich, sollte ich ihm noch einmal schreiben, dass ich ihn immer noch liebe? Ein letzter Versuch?

wenn Du hier schon viel mitgelesen hast, kennst Du die Antwort: Nein, auf keinen Fall!
er hat keinerlei Liebe oder Interesse mehr, scheinbar ja auch keinen Respekt mehr, und das würde in keinster Weise besser, wenn Du noch hinterherklammerst. Das ist leider so.


Zitat von stillsad:
Ich habe dann relativ schnell die Konsequenzen gezogen, bin ausgezogen und habe meinen Job gekündigt und bin für einen Neuanfang 800 Kilometer weit weg gezogen.

erst einmal ohne perspektive in der neuen Stadt? wofür?

20.09.2017 10:42 • #2


A


Ein letztes Mal kämpfen? Kann nicht Loslassen

x 3


K
Liebe Stillsad,

du hast gekämpft, in dem du ihm nicht heulend hinterher gerannt bist! Glaub mir!

Du hast ihm Zeit gegeben, um dich zu vermissen. Aber das tut er scheinbar nicht.

So hart es ist. Nach so langer Zeit wirst du einen Weg finden müssen, mit dem Ganzen abzuschließen. Wie der Weg aussehen kann, weiss ich leider auch nicht. Ich bin selbst noch auf der Suche danach.

Liebe Grüße
Kerstin

20.09.2017 10:43 • x 1 #3


L
Zitat:
Vor einem Monat habe ich ihn per Email gebeten, ob wir noch einmal miteinander reden könnten, einfach auch, damit das Ende nicht die - wirklich ansonsten sehr gute Beziehung - so negativ überschattet.


Nur leider wirst du mit solchen Handlungen zu einer negativen Überschattung beisteuern. Wenn man noch Gefühle hat und selber noch Beziehung führen will, dann gibt es keine schöne Trennung und Verlasser, die meist an einem ganz anderen Punkt sind, können und wollen sich nicht mehr auf irgendein weiteres Techtelmechtel einlassen. Die sind schon ganz woanders. Wenn du also nicht willst, dass er sich weiterhin wie ein A. benimmt, dann wirst du für dich ganz alleine einen Abschluss finden müssen. Glücklicherweise brauchst du ihn nicht dafür.



Zitat:
Ich habe nur Angst, nicht alles versucht zu haben


Und ab wann hast du alles versucht und dein Bestes gegeben? Wie kann man in dieser Hinsicht überhaupt sein Bestes geben, wenn es der andere gar nicht sehen oder hören will?

20.09.2017 11:17 • x 2 #4


M
Hey, erstmal mein Beileid habe auch meine Familie an Krebs verloren! Ich würde am deiner Stelle fortan mehr am mich selbst denken. Sage dir jeden Tag was für ein wundervoller Mensch du bist. Wie stark du gewesen bist. Und Vergiss eines nicht, deine Lebenszeit ist begrenzt. Wenn dein ex Partner so gefühlskalt ist und alles, was willst du mit Ihm? Wünsche dir viel Kraft und alles

20.09.2017 11:33 • #5


S
Hallo.
Erst einmal vielen Dank für die Beiträge. Allein beim Lesen merke ich noch, wie sehr ich an ihm hänge, weil ich ihn im Kopf ständig gegen Eure Worte verteidige, aber natürlich habt ihr Recht. Würde er mich noch wollen, hätte er sich gemeldet. Oder aber nie Schluss gemacht. Trotzdem kann ich es anscheinend nicht akzeptieren, ganz einfach, weil ich sonst zusammenbrechen würde. Nicht auch noch er ...

Wegen des Umzugs war es eine ganz einfach Rechnung: Wo ist mein größtes, soziales Netzwerk? Da ziehe ich hin, denn meine Freunde sind das einzige, was mich gerade noch am Leben hält. Außerdem ist mein berufliches Netzwerk hier sehr groß, auch wenn der Schritt in die Freiberuflichkeit (in meiner Branche unumgänglich) natürlich anfangs immer schwer ist. Ohne die Trennung wäre ich jetzt immer noch in dieser Kleinstadt, in der ich nach meinem Studium wegen ihm geblieben bin (abgemacht waren zwei Jahre, bis auch er beruflich Fuß gefasst hat) und würde mich mit einem Teilzeitjob parallel zur Freiberuflichkeit über Wasser halten und hätte das Gefühl, nicht vorankommen. Aber so habe ich die Energie der Trennung genutzt, all in zu gehen. Hätte ich mich sonst nie getraut.

Trotzdem vermisse ich ihn so sehr und habe das Gefühl, nie glücklich werden zu dürfen.

20.09.2017 14:19 • #6


S
Zitat:
Ich habe nur Angst, nicht alles versucht zu haben


Und ab wann hast du alles versucht und dein Bestes gegeben? Wie kann man in dieser Hinsicht überhaupt sein Bestes geben, wenn es der andere gar nicht sehen oder hören will?[/quote]

Und das alles versucht zu haben beziehe ich auf mich. Ich muss mit mir selber Frieden schließen in der Sache, so blöd es klingt. ich habe Angst, dass, wenn ich ihm nicht sage, dass ich jetzt noch was für ihn empfinde, ich mir das irgendwann einmal vorwerfe. Von diesem Taktieren halte ich nämlich nicht sehr viel.

20.09.2017 14:22 • #7


Luto
Zitat von stillsad:
ich habe Angst, dass, wenn ich ihm nicht sage, dass ich jetzt noch was für ihn empfinde, ich mir das irgendwann einmal vorwerfe. Von diesem Taktieren halte ich nämlich nicht sehr viel.

ich auch nicht und mache nach jeder Trennung denselben nutzlosen Quatsch,
und Du schließt genau keinen Frieden, wenn Du ihm jetzt noch etwas sagst, und Du wirst danach kurze Zeit ruhiger sein, weil Du Dampf abgelassen hast, und dann wird der Wunsch wieder entstehen, ihm noch was Liebe zu zeigen ...
aber je öfter Du das machst, desto jämmerlicher wird er Dich finden... und das ist nicht dein Bestes, mit Sicherheit nicht!
Wenn Dir das egal ist ok... ich habe mich auch oft jämmerlich verhalten, das war dann Jahre später aber pupsegal, bekam weder einen Vorwurf von mir noch von meinen Exen, mit denen ich größtenteils auch noch/wieder im Kontakt stehe.

20.09.2017 16:29 • x 1 #8


M
Höchsten Respekt an Dich, liebe FS, ich finde Du hast außerordentlich gekämpft und darfst daher jetzt zur Ruhe kommen. Du hast viel mitgemacht und eure Beziehung hat das zunächst scheinbar ausgehalten. Möglicherweise war es aber doch zu viel für ihn und als es wieder ruhiger wurde, entschied er sich zu gehen. Nach dem zu urteilen was Du geschildert hast, denke ich ebenfalls, dass es Zeit wird loszulassen. Du bist die totale Kämpferin, schließlich bist Du soweit weg gezogen und hast Dich selbstständig gemacht. Meine Hochachtung! Viele können das nicht und Du hast diesen Schritt getan, ihn dabei nicht verloren und es nochmals mit der Mail versucht. Du hast alles gegeben. Jetzt ist es tatsächlich Zeit sich frei zu machen von ihm. Du kannst Dir eine Beziehung ohnehin nicht vorstellen. Möglicherweise ist es die Illusion an der Du festhältst?! Du darfst Ziele und Träume haben, aber die sollten nicht an Vergangenem geknüpft sein.
Dein Alter betreffend darfst Du Dich entspannen. Familienplanung ist absolut noch möglich, allerdings solltest Du die verbleibende Zeit nicht mit Gedanken an ihn vergeuden.
Fühl Dich gedrückt

20.09.2017 16:57 • x 2 #9


S
Vielen Dank! Es tut gut, das zu hören. Das Problem ist ja nur, dass man gekämpft hat und verloren. War bei ihm so. Und bei meiner Familie auch. Aber das brauche ich euch ja nicht zu erzählen, ich denke mal jeder, der hier im Forum unterwegs ist, weiß, wie schlimm sich Verlust anfühlt.

Habe mir jetzt - inspiriert durch eure Worte - mein früheres Lieblingsparfüm gekauft. Das hat er gehasst und ich dann nicht mehr benutzt. Jetzt werde ich mir es jeden Tag drauf sprühen. Vielleicht hilft das ja meinem Unterbewusstsein, mich zu lösen .

Ich wünsche uns allen viel Kraft und Hoffnung, dass es bald aufwärts geht!

20.09.2017 20:00 • x 2 #10


Luto
das klingt gut!

20.09.2017 20:04 • x 1 #11


K
Zitat:
Habe mir jetzt - inspiriert durch eure Worte - mein früheres Lieblingsparfüm gekauft. Das hat er gehasst und ich dann nicht mehr benutzt. Jetzt werde ich mir es jeden Tag drauf sprühen. Vielleicht hilft das ja meinem Unterbewusstsein, mich zu lösen


Habe ich auch gemacht! Guter Plan!

Ich bin beeindruckt davon, wie Du die Trennung für Deine Pläne so konsequent als Chance genutzt hast. Es ist wohl fast zwangsläufig so, dass die Trauer noch mal mehr und tief zuschlägt, wenn der Aktionismus, den Du betrieben hast, in etwas ruhigere Bahnen übergeht. Du schaffst das!

20.09.2017 20:14 • x 3 #12


S
Zitat von Luto:
ich auch nicht und mache nach jeder Trennung denselben nutzlosen Quatsch,
und Du schließt genau keinen Frieden, wenn Du ihm jetzt noch etwas sagst, und Du wirst danach kurze Zeit ruhiger sein, weil Du Dampf abgelassen hast, und dann wird der Wunsch wieder entstehen, ihm noch was Liebe zu zeigen ...
aber je öfter Du das machst, desto jämmerlicher wird er Dich finden... und das ist nicht dein Bestes, mit Sicherheit nicht!
Wenn Dir das egal ist ok... ich habe mich auch oft jämmerlich verhalten, das war dann Jahre später aber pupsegal, bekam weder einen Vorwurf von mir noch von meinen Exen, mit denen ich größtenteils auch noch/wieder im Kontakt stehe.


Und was hat dir dann letztendlich geholfen?

21.09.2017 08:38 • #13


Luto
Zitat von stillsad:
Und was hat dir dann letztendlich geholfen?

nur die Zeit, sonst nichts!
Trennungstrauer ist leider etwas Quälerei, aber da müssen täglich sehr viele durch, und wagen nach einer Zeit trotz dieser Erfahrung wieder neu die Liebe...

21.09.2017 09:35 • x 1 #14


S
Also i hab ihm nach langer Zeit meine Gedanken Gefühle per WA niedergeschrieben. Mir hat es sehr geholfen, mich ihm nochmal mitzuteilen, was er mir angetan hat bzw.hatte....

Aber jeder Mensch ist anders- zum Glück auch. Jeder geht mit Trennungen Liebeskummer anders um. Auch das muss erst lernen , was ihm am Besten gut tut wie er aus dem Loch wieder herausfindet...

Mir hat zB.die Kontaktsperre nicht gut getan. Mir ging es damit von Monat zu Monat schlechter. Un so nahm i damals nach 5 Monaten den Kontakt wieder auf. Klar gab es wieder viele viele Tränen.

Aber nur so konnten mir meine Fragezeichen im Kopf meine ständigen kreisenden Gedanken genommen werden. Er hat sich auch für seinen Betrug sein Verhalten entschuldigt...

Heut zu Tage ( 2,5 J.nach der Trennung ) haben wir keinen Kontakt mehr. Es ist alles gesagt . Er lebt sein Leben mit Next i wieder als Single...

Innerlich habe i Frieden mit ihm geschlossen habe verziehn. Ich denke nur noch an die schöne Zeit mit ihm.
Allerdings liebe i ihn noch sehr. Das geht irgendwie nicht aus meinem Körper. Aber auch das habe i angenommen, denn dafür gibt es ja keinen Hebel .....

Allerdings bin i nicht mehr in der Lage jemand anderes zu lieben. Aber auch da lass i mir Zeit....

Was will i dir damit sagen , es gibt kein Patentrezept fürs entlieben gegen Liebeskummer. Ich habe auch nichts gelöscht oder weggeschmissen von ihm. Er gehört zu meiner Vergangenheit...sowie ich auch.... das schmeiße i definitiv nicht weg. Ich schau mir Bilder an denke dabei an unsre schöne Zeit.....

Finde deinen weiteren Weg, den du schon super begonnen hast wenn es dir ein Bedürfnis ist , nocheinmal deinen Gedanken ihm mitzuteilen , dann du es !

Aber erwarte nichts... mach dies nur für dich !

Wünnsch dir alles Gute viel Kraft dabei !
VlG

21.09.2017 12:05 • #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag