Zitat von Maya1967:Und warum heiraten Leute und geben sich ein Versprechen (das mittlerweile nichts mehr zählt)? Ich vertrete übrigens auch die Ansicht, dass ein System, in dem die Ehen arrangiert werden, nicht per se mehr Kummer und Leid schafft als die sog. Liebesheiraten. Ich finde das schizophren. Auf welcher Grundlage verhalten sich die Menschen, die immer wieder auf Lebenszeit angelegte Verbundungen eingehen und diese wieder auflösen? Das verstehe ich gar nicht! Oder der Kapitalismus hat sie irgendwann derart zugerichtet, dass auch zwischenmenschliche Beziehungen reinen Warencharakter haben.
Dein letzter Satz trifft für manche Menschen durchaus zu: Menschen sind austauschbar. Im Beruf, im Sport und eben leider auch in der Liebe. So hat es mir mal eine Psychologin erklärt, weil ich einst ähnlich wie Du mit dem mir ergangenen Schicksal und der damit einhergehenden Traurigkeit und Kummer nicht so klar kam, wie ich es erhoffte.
Das Problem ist unsere Zeit, in der wir leben, ich nenne es schlicht ein Systemfehler, und zwar in einigen Bereichen. Niemand wird leugnen können, dass wir in einer regelrechten Leistungsgesellschaft leben. Immer mehr, immer mehr usw. Man kann es auch wie ein Krebsgeschwür betrachten. Dieser wächst in einem Körper stetig voran und gewinnt an eigener Leistung, während der davon betroffene Mensch quasi vor die Hunde geht. Das ist oft im Beruf so, später spricht man dann von Burnort, Kollaps o.ä.
In der Liebe heißt es dann: Entlieben, Warmduschen o.a. Heutzutage werden oft (aber sicher nicht immer) Beziehungen zu schnell aufgegeben, besonders dann, wenn Paare nicht miteinander reden. Hinzu kommt, dass es unterm Strich sehr viele Möglichkeiten gibt, den Partner zu wechseln. Es war wohl kaum leichter als heutzutage, einen anderen neuen Menschen kennenzulernen, das Internet alleine macht da schon viel möglich - aber oft auch leider viel kaputt. Es ist Segen und Fluch zugleich.
Darüber hinaus haben sich die Wertvorstellungen einer Beziehung und die Lebenshaltungsbedingungen insgesamt sehr verändert. So können Frauen heute Arbeit und Familie eher unter einem Dach verbinden als früher. Dadurch sind sie nicht mehr so abhängig von bestehenden Partnerschaften, was früher und auch heute teilweise noch eine unschöne Sache ist, wenn diese nicht harmonisch verlaufen. So können sich beispielsweise Frauen in dieser Hinsicht eher erlauben, die Beziehung zu beenden, ohne gleich Angst haben zu müssen, ihre Existenz und ihr Ansehen in der Gesellschaft seien ruiniert. Das war vor wenigen Jahrzehnten noch ganz anders.
Männer, die gerne springen, haben als Gegenbeispiel ein leichteres Spiel, neue Frauen kennenzulernen, alleine durch die Plattformen im Internet sind da Tür und Tor offen.
So, jetzt fragst Du Dich sicher, wenn dem so sein sollte, gibt es überhaupt noch wahre liebe und wie lässt sie sich finden? Nun, das ist schlicht gesagt nicht leicht und erfordert viel Geduld, Mut, Kompromissbereitschaft und auch viel Arbeit. An einem Selbst, aber auch am Partner. Die heutige schnellebige Zeit droht uns zu überlaufen und wir müssen dem Tempo schritthalten, was jedoch sehr individuell ist. Menschen sind ja nicht alle gleich. Und hier liegt m.E. die Hoffnung, auch für Dich: Es gibt Menschen, die denken ganz anders als ich und sehen mich natürlich in einem ganz anderen Licht als Menschen, die mit mir konform gehen. An solche sollten wir uns orientieren, auch in der Partnerschaft, was Treue, Verständnis von Liebe, Interessen etc. betrifft. Dann sind die Chancen, einen Menschen zu finden, der so empfindet wie wir, höher als Menschen, die total anders leben und denken.
Und ja, liebe TE, auch für Dich gibt es irgendwo da draußen eine neue Liebe. Sie wird Dich finden, wenn alles passt. Aber vorher musst Du lernen, Dich selbst zu lieben und die alten Geschichten abzulegen. Sonst verhagelst Du Dir den Blick für das Wesentliche und versinkst in Hoffnungslosigkeit, wie es jetzt auch rüberkommt.
Und nein, ein Leben als Nonne ist sicher keine 1A-Lösung. Das Anlegen einer schwarz-weißen Kleidung könnte man auch als Spiegelbild der Seele betrachten und ist auch bei Dir keine Lösung. Suche nach den Farben des Lebens und blicke voraus. Die Vergangenheit kannst Du nicht ändern, die Zukunft nicht so sehr beeinflussen, wie Du oft vielleicht gerne möchtest. Aber das Hier und Jetzt kannst Du steuern. Ich vermute, Dir fehlt einfach noch der Mut, das Alte gänzlich im Kopf loszulassen und sich in das reale Leben zu wagen. Diesen Schritt musst Du gehen, wenn Du Dein Leben wieder positiv gestalten willst.
Ich drücke Dir alle Daumen.
L.G.