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Eine neue Liebe finden - mit welcher Hoffnung?

omnom
Zitat von Maya1967:
Für mich ist die Liebe nichts, was plötzlich erscheint und dann wieder verschwindet. Die Verliebtheit kommt vielleicht angeflogen wie ein Samen, aber die LIebe ist wie die Pflanze, die aus diesem Samen wächst (um mal ein Bild zu bemühen Wie oft kann man denn miteinander so eine Pflanze säen, aufziehen, pflegen und dann an den Punkt gelangen, an dem der andere die Gießkanne in die Ecke stellt und sich aus dem Staub macht? Ich bin so müde..


Ich denke du musst an deiner Grundeinstellung zum Thema Liebe arbeiten. Ich kann dich verstehen, aber mit dieser Einstellung hängst du doch in dieser Die EINE/EINZIGE Liebe-Schleife fest. Wie gesagt, ich meinte auch so zu denken, aber wenn ich meinem Ex jetzt dieses Podest gebe, kommt er da nie wieder runter. Dann wird er mein Leben lang auch die einzig wahre Liebe bleiben und ich werde damit todunglücklich, denn ein paar Jährchen habe ich ja hoffentlich noch.
Versuche es vielleicht für den Moment festzulegen. Im Moment eurer Beziehung ist die Pflanze gewachsen und erblüht und war wunderschön. Aber Pflanzen können auch sterben und demnach verschwinden. Du kannst es aber auch anders sehen. Vielleicht hast du ja ein Foto der Pflanze gemacht und trägst es in deinem Herzen immer bei dir um dich dran zu erfreuen und zu denken, dass du irgendwann wieder mit jemand anderem eine so schöne Pflanze pflegen kannst. Vielleicht wird sie schöner, vielleicht nicht und vielleicht ist deine erste Pflanze eine perfekte rote Rose gewesen, während die zweite irgendwann eine wunderschöne Kirschblüte wird. Beide wunderbar aber nicht zu vergleichen, da komplett verschieden.
Jaja ich habe gut reden, aber ich kann mir vorstellen, dass deine Einstellung zur Liebe, dass diese kommt, wächst, aber nie verschwinden kann dich immer noch so stark mit deinem Ex verbindet...

27.06.2017 20:32 • x 1 #31


Maya1967
Vielen Dank für die liebe Antwort - ja, ich finde noch nicht einmal, dass es eine perfekte rote Rose war, aber eben genau das meine ich. Es kommt doch vielmehr darauf an, dass sich beide auf die Liebe einlassen und die ist dann eben so schön wie die beiden das vermögen. Und warum heiraten Leute und geben sich ein Versprechen (das mittlerweile nichts mehr zählt)? Ich vertrete übrigens auch die Ansicht, dass ein System, in dem die Ehen arrangiert werden, nicht per se mehr Kummer und Leid schafft als die sog. Liebesheiraten. Ich finde das schizophren. Auf welcher Grundlage verhalten sich die Menschen, die immer wieder auf Lebenszeit angelegte Verbundungen eingehen und diese wieder auflösen? Das verstehe ich gar nicht! Oder der Kapitalismus hat sie irgendwann derart zugerichtet, dass auch zwischenmenschliche Beziehungen reinen Warencharakter haben.

Als ich noch sehr jung war, wollte ich etwas über die Liebe wissen und lernen und zu diesem Zweck schien mir Die Kunst des Liebens geeignet. Ich werde das Buch jetzt noch einmal lesen und erlaube mir ein kurzes Zitat daraus zum Thema Trennung:

So sind beide Auffassungen richtig, die Ansicht, daß die ero. Liebe eine völlig individuelle Anziehung, etwas Einzigartiges zwischen zwei bestimmten Personen ist, wie auch die andere Meinung, daß sie nichts anderes ist als ein reiner Willensakt. Vielleicht sollte man besser sagen, daß die Wahrheit weder in der einen noch in der anderen Auffassung zu finden ist. Daher ist auch die Idee, man könne eine Verbindung ohne weiteres wieder lösen, wenn sie sich als nicht erfolgreich herausstellt, ebenso irrig wie die Ansicht, daß man eine Verbindung unter keinen Umständen wieder lösen dürfe. (Erich Fromm 1956)

Womöglich wäre ein Leben im Kloster für mich auch eine Option.

Viele Grüße

27.06.2017 21:26 • #32


A


Eine neue Liebe finden - mit welcher Hoffnung?

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Sommermalve
Ein sehr schönes Zitat, danke dafür!

27.06.2017 21:49 • #33


omnom
Ja das mit dem Versprechen kann ich gut nachvollziehen. Warum gibt man es sich überhaupt, wenn man es nicht hält. Und was für ein Heuchler muss es sein, wenn er es bricht?
Aber der Punkt ist doch, dass man nicht immer die Macht über seine Gefühle haben kann. Das Versprechen macht Sinn, wenn man sich liebt. Aber was wenn einer plötzlich nicht mehr liebt? Hat er da die Macht drüber? Ich glaube nicht. Auch wenn man das nicht wahr haben will. Ich bin so wütend auf meinen Ex, aber wenn die Gefühle nicht mehr gereicht haben? Ich habe gesehen wie weh es ihm tat, dass er mir so weh getan hat, mit dem Mist den er abgezogen hat. Trotzdem bin ich wütend, aber eigentlich habe ich keinen Grund direkt auf ihn wütend zu sein. Denn er kann auch nichts für seine Gefühle.
Zur arrangierten Ehe:
Klar, dir kann viel Kummer und Leid dadurch erspart werden. Aber die Gefühle, die wir uns wünschen, die können nicht durch eine Zweckehe hervorgerufen werden. Außer man hat verdammtes Glück. Die Chance geht doch aber gegen Null. Vielleicht empfindet man nach vielen Jahren ein partnerschaftliches Gefühl. Aber das was wir suchen entspricht dem bestimmt nicht. Die Frage die sich daraus stellt, ist ja, ob sich das alles in anbetracht des Kummers lohnt. Kann ich dir nicht sagen, vielleicht in 1-3 Jahren wenn ich irgendwann einmal über meinen...nein meiner ist er nicht mehr... hinweg bin.

27.06.2017 22:19 • x 2 #34


U
Zitat von Maya1967:
Und warum heiraten Leute und geben sich ein Versprechen (das mittlerweile nichts mehr zählt)? Ich vertrete übrigens auch die Ansicht, dass ein System, in dem die Ehen arrangiert werden, nicht per se mehr Kummer und Leid schafft als die sog. Liebesheiraten. Ich finde das schizophren. Auf welcher Grundlage verhalten sich die Menschen, die immer wieder auf Lebenszeit angelegte Verbundungen eingehen und diese wieder auflösen? Das verstehe ich gar nicht! Oder der Kapitalismus hat sie irgendwann derart zugerichtet, dass auch zwischenmenschliche Beziehungen reinen Warencharakter haben.


Dein letzter Satz trifft für manche Menschen durchaus zu: Menschen sind austauschbar. Im Beruf, im Sport und eben leider auch in der Liebe. So hat es mir mal eine Psychologin erklärt, weil ich einst ähnlich wie Du mit dem mir ergangenen Schicksal und der damit einhergehenden Traurigkeit und Kummer nicht so klar kam, wie ich es erhoffte.

Das Problem ist unsere Zeit, in der wir leben, ich nenne es schlicht ein Systemfehler, und zwar in einigen Bereichen. Niemand wird leugnen können, dass wir in einer regelrechten Leistungsgesellschaft leben. Immer mehr, immer mehr usw. Man kann es auch wie ein Krebsgeschwür betrachten. Dieser wächst in einem Körper stetig voran und gewinnt an eigener Leistung, während der davon betroffene Mensch quasi vor die Hunde geht. Das ist oft im Beruf so, später spricht man dann von Burnort, Kollaps o.ä.

In der Liebe heißt es dann: Entlieben, Warmduschen o.a. Heutzutage werden oft (aber sicher nicht immer) Beziehungen zu schnell aufgegeben, besonders dann, wenn Paare nicht miteinander reden. Hinzu kommt, dass es unterm Strich sehr viele Möglichkeiten gibt, den Partner zu wechseln. Es war wohl kaum leichter als heutzutage, einen anderen neuen Menschen kennenzulernen, das Internet alleine macht da schon viel möglich - aber oft auch leider viel kaputt. Es ist Segen und Fluch zugleich.

Darüber hinaus haben sich die Wertvorstellungen einer Beziehung und die Lebenshaltungsbedingungen insgesamt sehr verändert. So können Frauen heute Arbeit und Familie eher unter einem Dach verbinden als früher. Dadurch sind sie nicht mehr so abhängig von bestehenden Partnerschaften, was früher und auch heute teilweise noch eine unschöne Sache ist, wenn diese nicht harmonisch verlaufen. So können sich beispielsweise Frauen in dieser Hinsicht eher erlauben, die Beziehung zu beenden, ohne gleich Angst haben zu müssen, ihre Existenz und ihr Ansehen in der Gesellschaft seien ruiniert. Das war vor wenigen Jahrzehnten noch ganz anders.

Männer, die gerne springen, haben als Gegenbeispiel ein leichteres Spiel, neue Frauen kennenzulernen, alleine durch die Plattformen im Internet sind da Tür und Tor offen.

So, jetzt fragst Du Dich sicher, wenn dem so sein sollte, gibt es überhaupt noch wahre liebe und wie lässt sie sich finden? Nun, das ist schlicht gesagt nicht leicht und erfordert viel Geduld, Mut, Kompromissbereitschaft und auch viel Arbeit. An einem Selbst, aber auch am Partner. Die heutige schnellebige Zeit droht uns zu überlaufen und wir müssen dem Tempo schritthalten, was jedoch sehr individuell ist. Menschen sind ja nicht alle gleich. Und hier liegt m.E. die Hoffnung, auch für Dich: Es gibt Menschen, die denken ganz anders als ich und sehen mich natürlich in einem ganz anderen Licht als Menschen, die mit mir konform gehen. An solche sollten wir uns orientieren, auch in der Partnerschaft, was Treue, Verständnis von Liebe, Interessen etc. betrifft. Dann sind die Chancen, einen Menschen zu finden, der so empfindet wie wir, höher als Menschen, die total anders leben und denken.

Und ja, liebe TE, auch für Dich gibt es irgendwo da draußen eine neue Liebe. Sie wird Dich finden, wenn alles passt. Aber vorher musst Du lernen, Dich selbst zu lieben und die alten Geschichten abzulegen. Sonst verhagelst Du Dir den Blick für das Wesentliche und versinkst in Hoffnungslosigkeit, wie es jetzt auch rüberkommt.

Und nein, ein Leben als Nonne ist sicher keine 1A-Lösung. Das Anlegen einer schwarz-weißen Kleidung könnte man auch als Spiegelbild der Seele betrachten und ist auch bei Dir keine Lösung. Suche nach den Farben des Lebens und blicke voraus. Die Vergangenheit kannst Du nicht ändern, die Zukunft nicht so sehr beeinflussen, wie Du oft vielleicht gerne möchtest. Aber das Hier und Jetzt kannst Du steuern. Ich vermute, Dir fehlt einfach noch der Mut, das Alte gänzlich im Kopf loszulassen und sich in das reale Leben zu wagen. Diesen Schritt musst Du gehen, wenn Du Dein Leben wieder positiv gestalten willst.

Ich drücke Dir alle Daumen.

L.G.

28.06.2017 09:50 • x 6 #35


Maya1967
Vielen Dank, ich bin ganz gerührt von den vielen freundlichen und mitfühlenden Reaktionen. Der Austausch hat mir sehr gut getan. Ich bin jetzt schon ein wenig zuversichtlicher, aber ob ich das noch einmal versuche, weiß ich noch nicht. Die Idee mit dem Kloster oder einem klosterähnlichen Ort gewinnt für mich zunehmend an Attraktivität (allerdings denke ich dabei nicht daran, einem christlichen Orden beizutreten; ich bin noch nicht einmal Mitglied einer christlichen Kirche).

28.06.2017 20:59 • #36




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