Hallo zusammen, ich hab schon viel in div. Foren geforscht aber nirgends etwas gefunden, was meiner Situation tatsächlich nahe kommt.
Würd euch gern mal meine Geschichte erzählen.
Mein Freund (34) und ich (30) sind noch gar nicht so lang zusammen. 2 Jahre. Nach vielen gescheiterten Beziehungen seinerseits und einer langen Austobphase meinerseits trafen wir uns und es hat BÄHM gemacht. wir waren uns von Anfang an sicher- wir heiraten. wir hatten eine sehr intensive und emotionale Zeit. Viel erlebt. Es fühlt sich einfach so an.
Das Problem war bei uns beiden damals nur, dass wir irgendwie einen Dachschaden haben. Er hat (wie ich heute weiß) Bindungsangst aktiver Form und ich litt stark unter Verlustängsten. Wer sich mit sowas auskennt, weiß, dass wir dann zum damaligen Zeitpunkt keine ebenbürtige erwachsene Beziehung führten, sondern da zwei kleine Kinder aufeinander trafen. Wir liebten uns einerseits aber taten uns auch ständig weh mit unseren Forderungen. Wenn er mir wehtat, wollte ich es ihm zurückgeben und andersrum. war er eifersüchtig und kontrollierend, tat ich es auch, damit er merkt, wie sch. das ist. klingt so gar nicht nach Liebe, denn wo Hass ist, ist keine Liebe. Aber der Hass und das Böse sein, war ja nicht immer da.
Also alles in allem eine ganz ganz traurige Nummer. Ich weiß. Nach knapp 9 Monaten zog ich dennoch zu ihm. Mit etwas Angst im Nacken, dass er dann die Macht über mich hat- Bindungsphobiker trennen sich sehr gern, wenns zu eng wird, was Vertrauen erschwert, aber ich wagte es. Daraufhin erfuhr ich, er habe seine Ex mal betrogen und sah ihn mit anderen Augen. So behandelte ich ihn auch. Es lief immer schlechter. Kein S. mehr ( er wollte nicht, hatte nen neuen Job und ich stresste dauernd rum weil er nicht wollte) , keine gemeinsamen Unternehmungen, viel Streit. Eines Tages dann merkte ich, da stimmt was nicht. Er ging nur noch allein weg, unter der Woche traf er nen Kumpel, machte Überstunden, mehr Körperpflege- das volle Programm, vielleicht. kennt das ja einer.
Er kündigte mehrmals an, wenn ich mich nicht ändere bzw. meine Eifersucht und meine Verlustängste in den Griff bekäme, würde er sich trennen. Er tat es aber nicht. Allerdings bettelte ich auch dass er bleibt und uns nicht aufgibt.
Kurz vor unserem Urlaub fand ich dann heraus, dass er mit einem Mädel schreibt. Er behauptete das sei eine Kollegin mit der er sich gut verstehe. Er habe es mir nicht gesagt, weil ich ausgerastet wäre- mein Freund hält nämlich nichts von Freundschaft zwischen Mann und Frau.
In Unserem Urlaub las ich dann Nachrichten zwischen den beiden die eindeutig auf S. hinwiesen. Ich machte ihm vor all seinen Freunden (wir waren auf einer Hochzeit eingeladen) eine Szene und rauschte ab. Verließ den Ort, war weg.
Er fuhr mir quer durchs Land hinterher, weinte, bereute und beteuerte, sie hätten nur rumgeblödelt, das wäre nur Spass gewesen. Es täte ihm alles so leid. Er habe jetzt erst gemerkt, was er da kaputt gemacht habe, er wollte uns noch eine Chance geben aber seine Zweifel kamen wieder. Er wollte dass ich ihm verzeihe, dass alles wieder gut wird, er habe jetzt verstanden, dass alles Mist war, dass er sich auf mich hätte konzentrieren müssen.
Ich blieb bei ihm, glaubte ihm aber nie wirklich und machte mich auf Suche nach Details.
Fand über Wochen hinaus, dass sie keine Kollegin war, sondern sie sich beim Feiern kennengelernt haben. Und dass sie sich getroffen hatten. Das war dann auch das einzige, das er zugab. Sie hätten sich einmal getroffen.
Naja, ich litt stark darunter, verglich mich mit ihr, dachte, wenn ich so sei wie sie, habe er ja was er braucht usw. total kaputt. Hab mich völlig nieder gemacht. Ich war überhaupt nicht mehr ich selbst und vor der Person die ich war, erschrecke ich heute immernoch.
Er hielt das nicht mehr aus und trennte sich im Oktober letzten Jahres von mir- zum Glück. Wir konnten beide einfach so nicht mehr leben! Waren beide völlig kaputt. Da wir zu dem Zeitpunkt eigentlich eine neue Wohnung angemietet und die alte gekündigt hatten, mussten wir auch beide ausziehen. Dieser Betrug brachte also viel Leid mit sich.
Wer schon mal betrogen wurde, weiß, dass man, wenn man in der Opferrolle feststeckt, den anderen auch sehr leiden lässt. Und wer schon mal betrogen hat, der weiß, dass sich das fast schlimmer anfühlt, als die unglückliche Zeit davor, obwohl man jetzt vielleicht. alles noch retten will.
Wir waren dann einige Monate getrennt und das hat mir persönlich sehr viel gebracht, ich kann behaupten, ich bin wieder die Alte, Verlustängste hab ich aufgearbeitet- war damals schon in Therapie, mein Selbstbewusstsein ist zurück und ich übernehme keine Verantwortung mehr für seine Gefühle. Ich bin völlig bei mir selbst. Wir hatten ab und an mal Kontakt und irgendwann dateten wir uns wieder. Verstanden uns immer besser und fanden irgendwie wieder zueinander. Wir hatten beide auch eingesehen, dass wir nun einfach ankommen wollen und unsere Ruhe, kein Trubel mehr und so ein Mist.
Er hat sich auch sehr verändert, er hat gemerkt, wie sehr er mir das Leben zur Hölle gemacht hatte, er ist offener, redet über seine Gefühle, ist respektvoll. Irgendwie wirklich ein anderer Mensch. Er gestand mir und sich selbst aber auch ein, dass er Angst vor der Bindung habe. Was schon mal sehr gut ist, wenn man dann weiter daran arbeitet. Wir setzen uns neue Grenzen, sobald aus einem mal wieder das Kind spricht und man sich so verhält, gehen wir anders miteinander um, einer bleibt dann erwachsen und es gibt keinen Kampf mehr, viel wichtiger- es gibt keinerlei Forderungen oder Kontrollen mehr- wir lassen den anderen wie er ist, wir schätzen einander. Wir sind liebevoll miteinander. Also echt so, wie man es sich wünscht.
Letzte Woche kam dann aber der Hammer. Ich war feiern und traf dieses Mädel. Da ich ihr auch echt schwerwiegende Dinge angetan habe aus Hass, war mir wichtig, mich bei ihr zu entschuldigen und meinen Seelenfrieden zurück zu erlangen.
Das tat das Mädel auch, steckte mir dabei aber auch, dass sie sich nicht nur einmal getroffen hatten, sondern eine Affäre hatten. Das hat mich dann schon aus den Latschen gehauen und somit hab ich bei ihm jetzt um Bedenkzeit gebeten.
Es tat ihr sehr leid und sie sagte dann auch, sie hoffe, sie habe damit nun nichts kaputt gemacht, was wir uns wieder aufgebaut haben, sie sagte, er habe alles in mir gefunden, was er sucht, sonst hätten wir nicht nochmal zueinander gefunden. Sie sei für ihn nur Ablenkung vom Alltag und Streit gewesen ( er behandelte sie auch nicht gut, bot sie auch seinen Freunden an etc.)
Ich sprach ihn darauf an, dass ich es nun wüsste und er stritt nichts ab. Erst wurde er sauer, weil er die Opfer-Täter Rolle tauschen wollte, mit Schuld kann er nicht so umgehen, Verantwortung übernehmen auch nicht.
Dann verstand er mich aber und gewährte mir meine Zeit. Er sagte, er habe gewusst, welche Konsequenzen das haben würde, er wusste dass er mich verlieren würde und wollte es deswegen nicht zugeben. Nun hätte er damit abgeschlossen (was m.E. gar nicht geht, basierend auf einer Lüge) und sieht die neue Beziehung als Neustart ohne alte Laster. Er wolle damit also nichts mehr zu tun haben.
Klar, er hat sich selbst wohl auch noch nicht verziehen, verdrängen ist einfacher.
Einerseits denke ich, naja, , ich hab das letztes Jahr schon richtig verarbeitet, ich glaube ihm ja nie, dass da nur ein Treffen war und hab mich dennoch für ihn entschieden.
Andererseits hat mein Herz jetzt die Bestätigung bekommen, dass sich meine Ängste und Befürchtungen als wahr erwiesen. Jetzt weiß ich zumindest, dass ich meinem Gefühl vertrauen kann. Das habe ich daraus gelernt.
Er hasst sich selbst sehr für seine Tat, ich hab für vieles Verständnis und will gar nicht urteilen, wieso man sowas tut oder nicht oder sonst was.
Ich weiß, dass wir beide einfach sch. zueinander waren und uns unglücklich machten.
Jetzt führen wir eine Beziehung unter anderen Vorzeichen und ich weiß nicht, ob ich die aufgeben soll, für diesen Fehler, für diese Lüge, nachdem nun alles so ist, wie wir beide es immer wollten.
Jetzt wo wir zufrieden sind und uns gut tun statt uns wehzutun.
ich hab halt Angst, dass er auch aufgrund seiner Bindungsangst doch irgendwann wieder in seine alten Muster fallen wird und sobald er sich wieder unmännlich und unglücklich fühlt, nicht doch wieder solch einen schwerwiegeneden Fehler machen wird.
Vielleicht ist hier ja auch jemand, der selbst mal betrogen hat und seine Beziehung retten wollte oder vielleicht. war mal jemand in einer ähnlichen Situation oder selbst mit Bindungsangst?
Ich würde mir nun also wünschen, nicht zu hören, wie dumm ich bin, oder so dieses typische schieße ihn in den Wind, einmal Fremdgänger, immer Fremdgänger oder kein Wunder, so wie du warst, hätte ich dich auch betrogen sondern eher konstruktive Meinungen zum Thema.
09.08.2018 07:55 •
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