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Er ist depressiv und hat sich selbst verloren

wiene
Hallo zusammen, bisher habe ich nur mitgelesen und das gab mir schon Hoffnung. Schön, dass es so ein Forum gibt.
Heute schreibe ich euch, weil ich gerade mal wieder einen Tiefpunkt habe. Ich bin 35 und war 12 Jahre mit meinem Freund zusammen. Vor zwei Jahren der erste Bruch. Er wusste nicht, ob er die Beziehung noch will. Das war ein Hin und Her über 5 Wochen - bis ich es dann beendet habe, weil ich körperlich und psychisch am Boden war. Ich habe da schon vermutet, dass er an Depression / Burnout leidet. Er hat das immer bestritten. Nach zwei Monaten kam er wieder, er hätte sich selbst verloren, aber wollte mich nicht verlieren. Ein romantisches Comeback war es aber nicht, dazu war er gar nicht in der Lage. Ich konnte ihn dann zu einer Therapie bewegen - die er bis heute noch macht. Diagnose: Depression / Burnout. Er hat Medikamente genommen, ihm ging es nach einer Weile besser, Medikamente wieder abgesetzt. Für ihn war er damit wohl geheilt.

Im Juni kam dann - für mich überraschend - die Trennung. Er würde sich nicht mehr wohlfühlen, er glaubt, die Liebe würde nicht reichen, er hätte sich sonst immer auf die Wochenenden mit mir gefreut, jetzt aber nicht mehr. Ich habe nicht mehr gekämpft. Ich kann das nicht nochmal. Ich habe die letzten zwei Jahre - und auch eine lange Zeit davor schon, denn eine Depression kommt nicht über Nacht - für ihn und uns gekämpft. Ich war selbst unheimlich unglücklich in der Beziehung, da er mir nichts mehr gegeben hat. Er war nur da. Alles mit ihm war dumpf und schwierig, er war früher so lebenslustig und wir haben viel gelacht. Das war nicht mehr der Fall. Er hat keine gemeinsame Zukunft mit mir geplant. Zwei Wochen vor der Trennung habe ich ihm gesagt, wie unglücklich ich bin. Aber es kam nicht an ihn heran. Er hat noch beteuert er würde mich lieben. Dann *peng* die Trennung. Mein Kopf sagt mir, dass es wohl das beste ist, so. Aber mein Herz tut so unglaublich weh. Er ist dann ausgezogen, aber auch das hat sich gezogen und gezogen. bis er jetzt im Oktober eine eigene Wohnung gefunden hat (vorher war er bei den Eltern) und mittlerweile sind auch fast alle seine Sachen weg. Wir hören uns nur, wenn es noch etwas zu klären gibt und haben ein freundliches Verhältnis.
Jedes Mal, wenn er mich sieht, weint er. Und drückt mich, als würde er mich nie wieder loslassen wollen.

Ich habe das Gefühl, ich habe gekämpft und verloren.
Die letzten Jahre der Beziehung gingen so aufs Ego. Ich hab das Gefühl, alles aufrecht erhalten zu haben, habe mich so viel um ihn gekümmert. Und bin am Ende jetzt die, die sitzen gelassen wird.

Es lähmt mich so und ich frage mich nach dem Sinn in meinem Leben. Ich bin antriebslos.
Durch die Trennung vor zwei Jahren weiß ich, dass ich es auch allein schaffe. Auch finanziell - ich bleibe erstmal in der gemeinsamen Wohnung. Aber es trifft mich so. Ich dachte immer, wir könnten gut reden. Über alles. Wisst ihr was? Ich glaube, nur ich habe geredet. Er hat sich ja einfach getrennt.

Ich kann euch gar nicht sagen, was ich mir hier jetzt erwarte. Aber ich danke euch schon jetzt fürs Lesen, also zuhören.

Liebe Grüße
wiene

04.11.2017 19:14 • x 4 #1


S
Fühl dich gedrückt! Da hast du ja etwas mitgemacht..
Auch wenn jeder das Recht hat,sich zu trennen,aber er hätte es nach all dem besser hinkriegen müssen. Hat er leider nicht und die Art und Weise ist schon..naja.
Du hast viel investiert, es wird leider dauern,bis es dir besser geht. Du brauchst jetzt Zeit zu heilen,versuch eine Kontaktsperre, wenn alles geregelt ist und komm zur Ruhe..Schreib dir hier alles von der Seele.

04.11.2017 19:20 • x 1 #2


A


Er ist depressiv und hat sich selbst verloren

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wiene
Hallo Sonnenblume,
vielen Dank für deine Worte. Ja, manchmal will ich einfach nicht wahrhaben, wie lange es dauert, bis man wieder fit ist. Ich kann wieder schlafen, essen, etc. Ich denke, das ist schon mal gut. So blöd es klingt, es war auch ein Stück weit eine Erleichterung, dass er gegangen ist. Weil er mich so unglücklich gemacht hat. Ich hatte immer das Gefühl, ich müsse mich um alles kümmern, ihn glücklich machen. Und ich glaube, das ist auch das, was er von der Beziehung erwartet hat. Dass diese ihn glücklich macht. Wo er selbst so viel Leid und Unglück in sich trägt. Das wird doch keine Beziehung können
Ich habe ihn so geliebt und deswegen so gekämpft. Und so muss ich mir auch nichts vorwerfen.
Aber es fühlt sich so ungerecht an. Er sagt, wir hätten immer so eine tolle Verbindung gehabt, aber die wäre weg. Ich hab ihm auch erklärt: das ist wie, wenn du eine Blume hinstellst, aber dich nicht kümmerst. Klar, die geht kaputt.

Wir wollten Urlaub planen und er eröffnet mit Wir müssen reden. Und dass er sich trennen will und ich doch bitte ruhig bleiben soll. Ja ist klar, das mach ich. Ist ja nicht so schlimm

04.11.2017 19:27 • x 2 #3


S
Es ist tatsächlich ungerecht.Uns so sehr es schmerzt, du musst jetzt nicht mehr für zwei kämpfen. Ich hoffe,du hast liebe Menschen um dich..Solche 12 Jahre zu verarbeiten wird dauern,scheu dich nicht,Hilfe in Anspruch zu nehmen

04.11.2017 19:38 • x 2 #4


wiene
Ja, ich habe liebe Menschen um mich, wobei ich mich auch schon gefragt habe.. er hat in der letzten Zeit viel mehr in seine / neue Freundschaften investiert... ich in die Beziehung. Vielleicht hätte ich das machen sollen, wie er

Ich habe mir schon Hilfe geholt, mit Unterbrechung. Zuletzt vor zwei Jahren, weil ich mit der Situation nicht umgehen konnte und auch wegen der Depression. Seit Anfang des Jahres schon, gehe ich wieder hin. Weil es mir da schon so schlecht ging, ich aber nicht sagen konnte, warum. Jetzt weiß ich es: Die Beziehung war es. Ich habe immer meinen Platz im Leben gesucht und war nicht mehr glücklich - aber ich habe mir nicht eingestanden, dass es die Beziehung war, die das in mir ausgelöst hat.

Trotz allem ist es so unfair, dass er mich verlässt! Nach 12 Jahren. Ich komm mir vor, wie so ein Lappen, den man nicht mehr will.
Die Psychologin kennt ihn auch (wir sind in der gleichen Praxis, ich weiß, das ist eigentlich nicht so ideal) und meinte, er wüsste gar nicht, was er im Leben will, könne keine Entscheidungen treffen, hätte Probleme sich festzulegen.

Vielleicht ist er auch deswegen immer so emotional, wenn wir uns sehen.
Ich hoffe, dass diese Wunde irgendwie überhaupt heilen kann.

04.11.2017 19:45 • #5


S
Distanzier dich davon, dass er weint.Du hast es nicht verdient, dass er sich trennt und dich dann noch als emotionalen Mülleimer benutzt..Schau jetzt ganz auf dich und komm zu Kräften. Er wollte allein sein,dann soll er auch seinen Weg gehen.

04.11.2017 20:14 • x 1 #6


wiene
Ja, da hast du recht. Und ich frage mich ständig, wie es ihm geht. Ob er jetzt auch in seiner neuen, recht kahlen, Wohnung sitzt und traurig ist und an mich denkt? Oder mit seinen Kumpels Party macht. Oder schon wen neues hat? Dann ärgere ich mich, dass ich ihm noch so viel Raum gebe.
Es ist Samstag Abend und ich hocke deprimiert allein daheim. Toll gemacht. Danke für deine Worte

04.11.2017 20:22 • #7


wiene
Ich komme mir manchmal einfach vor, als hätte ich versagt. Jeder ist glücklich, vergeben, heiratet, baut, bekommt Kinder. (Ich weiß, dass es nicht wirklich so ist, aber so fühlt es sich an). Und ich habe es nicht kommen sehen? Dass ich das mit ihm nie haben werde? Ich war mir ganz sicher, das, was wir hatten, war etwas ganz besonderes. Er war mein zuhause. Und er sagt nichts und trennt sich... ohne Vorwarnung. Als wäre ich es nicht wert. Ich weiß, mit 35 ist noch nicht alles verloren, aber manchmal fühlt es sich so an. Und dann wünsche ich mir so sehr jemanden an meiner Seite - und dann auch wieder nicht. Manchmal denke ich, sowas brauche ich nie wieder. Werde ich doch nur wieder hocken gelassen.

04.11.2017 20:36 • #8


S
Wir sind für Liebeskummer und Trennungschmerz einfach in einem doofen Alter weil gefühlt alle um uns herum Partner haben und Kinder kriegen.
Wir müssen jetzt einfach lernen, uns selbst ein Zuhause zu sein..So mies es klingt.
Bist nicht allein

04.11.2017 20:48 • x 3 #9


mafa
Ich bezweifel dass jeder glücklich vergeben ist. Du glaubst garnicht wie viele nach außen eine gute Show machen. Und daheim läuft es schon ewig nicht mehr. Das sind eben immer diese sch. Dämonen in unserem Kopf, die lassen und immer das Schlimmste glauben, wir Menschen sind uns aber ähnlicher als man sich oft vorstellen kann . ich bin jetzt auch knapp über 40, und man merkt schon, mit wie viel Illusionen man damals in die Zukunft sah .
Aber 35 ist noch kein Alter, natürlich ist diese Phase erstmal sehr bedrückend. Aber eins wird einem klar, es gibt keine Sicherheit, niemals durch irgend eine Person. Aber das verdrängt man eben gern. Das Leben kann schon grausam sein.

Eine Depression, fixiert einem auch extrem auf sich selbst, da ist man garnicht mehr im Stande irgend jemand zu lieben. Ich habe das auch schon hinter mir, und ich wollte einfach nur noch alleine sein. Du hast keine Chance,
die Depression hat dich voll in Hand

04.11.2017 21:03 • x 3 #10


Lebensfreude
Liebe Wiene, das Zusammenleben mit einem Depressiven ist sehr anstrengend und verbraucht viele Kräfte.
Du hast alles gegeben, er hat alles genommen. Diese Krankheit ist sehr tückisch.

Dir selbst ging es ja auch immer schlechter. Nun kannst Du Dich ganz um Dich selbst kümmern. Der Schock über das plötzliche Ausgeliebtsein ist normal.
Er kann es niemals mehr ausgleichen, was Du alles für ihn getan hast.
Der Schmerz und die Trauer werden mit der Zeit weniger, es dauert halt. Es ist ein Prozess.
Gut, dass Du hier im Forum bist und Dir therapeutische Hilfe gesucht hast.

Mit der Zeit wird es leichter, Dir wird es wieder besser gehen.
Ich wünsche Dir viel Kraft.

04.11.2017 21:03 • x 3 #11


Lebensfreude
Ich habe im Alter von 46 m einen ExMann kennengelernt. Nach der Scheidung habe ich dann mit 58! einen großartigen Mann kennengelernt.
Die Männers in Deinem Alter sind nicht alle vergeben.!
Lass Dir Zeit, lass Deine Wunden heilen!

04.11.2017 21:12 • x 2 #12


M
Ich habe gerade meinen depressiven Freund verlassen...ich konnnte ihn nicht tragen.Jemanden zu verlassen, dem es schlecht geht, ist so schwer.
Aber ich will nicht unglücklich sein und ihn kann ich nicht ändern. Egal wie egoistisch es ist.

04.11.2017 21:26 • x 2 #13


mafa
An dich zu denken ist nicht egoistisch.Leider wird das immer wieder verwechselt. Jeder ist für sich selbst Verantwortlich.

04.11.2017 21:32 • x 2 #14


H
Hey,
mir kommen deine Gedanken so bekannt vor. Ich bin auch 35 und stehe vor den Scherben meiner Ehe. Wenn ich das so lese, werde ich in meiner Vermutung, dass es meinem Mann nicht gut bzw. er vielleicht in eine Depression abgleitet, bestätigt. Auch ich sitze allein auf dem Sofa und habe genau die gleichen Gedanken. Es hilft vielleicht nicht viel, aber du bist echt nicht allein.
Fühl dich umarmt

04.11.2017 21:41 • x 3 #15


A


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