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Er muss sich ausleben

A
Hallo zusammen!
Mir geht es momentan richtig schlecht, und ich hoffe, irgendjemand kann mir weiterhelfen oder mich wenigstens unterstützen.

Zur Vorgeschichte: Ich bin 21 Jahre alt, seit ich 15 bin mit meinem Freund zusammen (er ist heute 22). Wir haben 4 Jahre eine Fernbeziehung geführt (Bayern-Wien), haben uns da alle 1-2 Wochenenden gesehen. Nach diesen 4 Jahren ging es ihm und seiner Mutter finanziell nicht gut, sie musste ihr Geschäft (in dem er ausgebildet wurde) aufgeben. Die Ausbildung konnte er gerade noch beenden. Dann ging er auf Jobsuche - gleichzeitig in Wien und in Bayern, da wir uns noch nicht entschieden haben, wo wir mal leben möchten. Er bekam nur Antworten aus Wien, und auch eine positive, wo er dann gleich anfangen konnte. Der Umzug ging ziemlich schnell, erstmal in mein Elternhaus. Dort haben wir dann ein Jahr gewohnt, weil unsere Wohnung leider Bauverzug hatte. Mittlerweile wohnen wir seit einem Jahr in der Wohnung, und es läuft eigentlich fantastisch. Er hat erst vor einem Monat einen neuen Job begonnen.

Vor 2 Wochen war er mal wieder übers Wochenende in Bayern, um sich mit alten Freunden zu treffen. Seitdem hat er sich ein bisschen merkwürdig verhalten, und mittlerweile steckt er wie in einer Art Midlifecrisis. Er möchte gerne zurück nach Bayern, er vermisst seine Freunde, hier ist alles zu perfekt, er fühlt sich hier aber nicht zuhause, und gleichzeitig hat er das Gefühl, er müsste sich ausleben, er möchte gerne mal alleine und frei sein, also ohne Beziehung. Ich habe ihm vorgeschlagen, öfter raus zu fahren (weil er sonst nur alle paar Monate mal fährt), vielleicht legt sich das Heimweh dadurch ein bisschen. Aber dann kam er mit der Auslebens-Sache an und ich weiß absolut nicht mehr weiter.
Ich weiß, wir sind noch sehr jung, aber uns ging es immer gut dabei, wir waren auch nie die Menschen fürs Partymachen etc. Er meint auch, dass er mich liebt, und dass er sich eigentlich auch die Zukunft (Kinder, Hund, Haus etc.) mit mir vorstellt. Im Moment ist er selbst im Zwiespalt, und ich kann weder ihm noch mir helfen. Ich bin noch dazu sehr nah am Wasser gebaut, und bekomme in den letzten Tagen keinen geraden Satz heraus wenn ich ihn sehe, was auch nicht wirklich hilfreich ist.

Vielleicht hat da draußen jemand Tipps oder wenigstens ein paar aufmunternde Worte für mich!
Ich bedanke mich jetzt schon mal fürs Lesen!

12.06.2018 08:02 • x 2 #1


A
Zitat von Auuustrian:
Er möchte gerne zurück nach Bayern, er vermisst seine Freunde, hier ist alles zu perfekt, er fühlt sich hier aber nicht zuhause, und gleichzeitig hat er das Gefühl, er müsste sich ausleben, er möchte gerne mal alleine und frei sein, also ohne Beziehung.

Deinem Freund scheint etwas Wichtiges zu fehlen, er macht das am Aussen fest, ob das wirklich so ist, kann nur er selbst wissen. Es kann sein, dass er glaubt etwas versäumt zu haben und dieses jetzt nachholen zu müssen.

Zitat von Auuustrian:
... aber uns ging es immer gut dabei, wir waren auch nie die Menschen fürs Partymachen etc.
Du kannst nur für dich sprechen, du warst zufrieden damit und vielleicht ging es ihm nicht immer so?

Du schreibst er möchte sich ausleben und möchte frei sein, sich nicht mehr gebunden an dich, warum könnte er sich unfrei fühlen mit dir ?

Möglich ist das seine Gefühle nicht mehr ausreichen um eine Beziehung mit dir zu führen.
Glaubst du wenn er dich noch lieben würde, dass er dich dann aufgeben könnte ?

Wie stellt er es sich vor wie es dann weitergehen sollte mit euch sofern er zurück nach Bayern geht ?

Was du tun kannst ist zu versuchen deine Tränen zurückzuhalten vor ihm, denn diese könnten ihm Druck machen, ein schlechtes Gewissen vermitteln und das könnte u.U. dazu beitragen, dass er eine voreilige Entscheidung trifft.

Hole dir Trost von Familie, Freunden damit du deine Trauer ausdrücken kannst und dich nicht allein damit fühlst, die Zeit wird zeigen wie es mit euch weitergeht.

Ich wünsche dir viel Glück !

12.06.2018 08:33 • x 3 #2


A


Er muss sich ausleben

x 3


A
Danke für deine Antwort!

Er trinkt keinen Alk. und hat seine Meinung zum Fortgehen immer kundgetan. Ich denke nicht, dass er da was falsches gesagt hat.

Ich wüsste schon ein paar Dinge, die in unserem Leben nicht perfekt sind. Aber ich habe sie alle ausgesprochen, gesagt, dass ich damit doch auch nicht zufrieden bin und sie ändern möchte. Er meinte aber, dass es daran nicht liegt. Dass es ein Gefühl von innen heraus ist.

Er weiß, dass ich nicht mit nach Bayern gehen würde. Dort würde er vermutlich erst mal bei seiner Mutter wohnen, versuchen einen Job zu finden. Für uns würde es das Ende bedeuten. Ob der Kontakt ganz abgebrochen wird, meinte er, liegt an mir.

Ich werde versuchen, mehr bei meiner Familie zu weinen - danke für den Tipp schon mal!
Und danke auch für deine Worte!

12.06.2018 08:41 • x 2 #3


hahawi
Ich kann Deinen Freund ein Stück weit verstehen, allerdings nicht ganz.
Das mag aber daran liegen, dass ich schon 30 war, als ich von Graz nach Wien gezogen bin.
Es ist schon ein massiver Bruch der Lebensumstände, aus einem kleinstädtisch, ruralen Bereich in eine eher anonyme Grossstadt zu ziehen, das gewohnte, sichere Umfeld zu verlassen und sozial von 0 zu beginnen.
Es mag aber Eurem Alter geschuldet sein, dass da die Verunsicherung noch ein Stück weit grösser ist.
Es ist halt schlicht und einfach Heimweh was ihn beschäftigt.
es war auch für mich ein Unterschied, ein WE in Wien zu verbringen oder ganz hier zu leben.
Wichtig wäre es, wenn ihn hier sein Job so richtig in Anspruch nehmen würde und er ein paar gute Kontakte schliessen könnte. Dann fällt es leichter.

12.06.2018 08:47 • x 1 #4


A
Danke für deine Antwort!

Ich glaube, dass das Thema erst jetzt aufkommt, weil er eben den neuen Job hat. Er arbeitet sehr früh, hat um 14:30 Feierabend und dann den ganzen Nachmittag nichts zu tun. Wirklich gute Freunde hat er hier leider auch nicht gefunden. Ich denke schon, dass das der Grund dafür ist, warum das alles hochkommt. Er hat viel zu viel Zeit zum Grübeln, ihm ist auch sehr langweilig. Er meinte auch mal, dass das Leben hier wie im Hamsterrad ist.

Er könnte Zusatzdienste machen, sich im Fitnessstudio anmelden, an seinem Auto basteln. Hab ich ihm auch alles vorgeschlagen. Aber er ist nicht bereit, nach der anstrengenden Arbeit noch etwas zu machen. Ich weiß leider nicht, was ich ihm da sonst noch raten soll. Ich kann ihn schlecht zwingen, rauszugehen.

Dass der Umzug in die Großstadt schwierig war, war uns beiden bewusst. Aber damit ist er eigentlich (die letzten 2 Jahre zumindest) gut zurecht gekommen. Zumindest schien es so.

Was hast du denn damals gegen das Heimweh gemacht?

12.06.2018 08:53 • #5


hahawi
Zitat von Auuustrian:
Was hast du denn damals gegen das Heimweh gemacht?

Die lokale Gastronomie erkundet und Freunde gefunden.
Ich habe nach Lokalen gesucht, die denen, wo ich Graz gerne hingegangen bin, ähnlich waren.

12.06.2018 08:58 • x 1 #6


A
Zitat von hahawi:
Die lokale Gastronomie erkundet und Freunde gefunden.
Ich habe nach Lokalen gesucht, die denen, wo ich Graz gerne hingegangen bin, ähnlich waren.


Klingt jetzt vielleicht ein bisschen blöd, aber wo hast du denn Freunde gefunden? Arbeit, Sport, über den Partner?

12.06.2018 09:39 • #7


R
Zitat von Auuustrian:
Er weiß, dass ich nicht mit nach Bayern gehen würde.

Wieso kommt das für Dich nicht in Frage?

12.06.2018 09:48 • x 1 #8


A
Zitat von regenbogen05:
Wieso kommt das für Dich nicht in Frage?


Ich habe hier einen tollen, sicheren Job und eine Wohnung. Ich bin in der Großstadt groß geworden, das Dorf, aus dem er kommt, habe ich oft am Wochenende schon nicht mehr ausgehalten. Das heißt, wenn dann müssten wir in die nächstgrößere Stadt ziehen - und das will er genauso wenig, weil das ja auch nicht wirklich seine Heimat ist. In dem Dorf würd ich es nicht aushalten. Abgesehen davon, dass ich dort keine Arbeits- und Wohnmöglichkeiten hätte.

Natürlich hab ich auch meine Familie und Freunde hier. Aber uns war immer klar, dass einer von uns diesen Part aufgeben muss. Deshalb kann ich ihn ja so gut verstehen mit dem Heimweh. Ich kann nicht mal böse sein. Ich möchte ihm ja helfen, möchte aber selber nicht daran zerbrechen.

12.06.2018 09:58 • x 2 #9


R
Zitat von Auuustrian:
Deshalb kann ich ihn ja so gut verstehen mit dem Heimweh. Ich kann nicht mal böse sein.

Das ist leider jetzt Realität. Du liebst die Großstadt; kannst Dir das Leben auf dem Land nicht vorstellen für Dich. Und er kommt im Großstadtdschungel nicht klar. Da gibt es vermutlich keinen Königsweg für Euch beide.
Er zerbricht an der Großstadt - Du am dörflichen Leben. Euer Ende ist hiermit leider besiegelt.

12.06.2018 10:03 • x 2 #10


E
Ihr seid am Scheideweg angekommen.Du bist in deiner Heimat,hast dein Umfeld und möchtest es nicht verlassen.Er möchte auch in seine Heimat,sein gewohntes,ländliches Umfeld.Fantastisch scheint es nur in deinen Augen zu laufen. Du musst ihn wohl ziehen lassen.Von ihm etwas fordern ,was du nicht zu geben bereit bist, ist kein Fundament für eine Beziehung.Ich kann ihn verstehen.

12.06.2018 10:18 • x 4 #11


Ayaka
ich denke er hat einfach Heimweh und der neue Job scheint etwas sehr an seiner Substanz zu zehren

ich bin selbst im November von Wien in eine Kleinstadt nach Norddeutschland gezogen. Ist halt eine brutale Umstellung, man vermisst seine Freunde und findet schwer neue (bin auch keine Partymaus mehr... neben einem fulltime Job wird das schon etwas anspruchsvoller) und man hat eben nicht den Aktionsradius und die Möglichkeiten die man dort hatte wo man aufgewachsen ist - das muss man sich mühsam neu aufbauen. Da fühlt man sich ab und an etwas gefangen auch wenn man jederzeit was machen könnte.

Jetzt wieder ein neuer Job für ihn - das schlaucht am Anfang ungemein. In Bayern asoziiiert er halt alles immer noch mit seiner entspannten zeit - Ausbildung bei Mama und keine sonstigen Sorgen.

unternehmt ihr was mit freunden oder Familie gemeinsam? Mir hilft das viel auch was mit anderen zu unternehmen.

wie Amilia es sagt... mach ihm keinen Druck wenn es geht und versuch ihn zu verstehen und wenn es möglich ist ihn bei Aktivitäten die ihm helfen sollen zu unterstützen. ich fürchte viel mehr kannst du jetzt nicht tun

12.06.2018 11:06 • x 1 #12


A
Zitat von Auuustrian:
Er weiß, dass ich nicht mit nach Bayern gehen würde.

Für uns würde es das Ende bedeuten. Ob der Kontakt ganz abgebrochen wird, meinte er, liegt an mir.
Es ist manchmal so im Leben, eine Zeit können wir den Weg gemeinsam gehen, etwas zusammen erfahren und dann müssen die Weichen neu gestellt werden weil einer von uns die Richtung ändern muss um seine Ziele zu erreichen.

Vielleicht ist bei euch der Zeitpunkt jetzt gekommen, ich stelle es mir schwierig vor von einer Liebesbeziehung auf die Freundschaftebene zu wechseln, möglich wäre es nachdem die Trennung verarbeitet wäre und der Andere losgelassen werden konnte damit dieser sein Glück woanders finden kann.

12.06.2018 12:28 • x 1 #13


hahawi
Zitat von Auuustrian:
Klingt jetzt vielleicht ein bisschen blöd, aber wo hast du denn Freunde gefunden? Arbeit, Sport, über den Partner?

Meine ersten im Job und über meine Frau. Dann auch über meinen Job, Kunden.
Man muss halt wollen.

Dass Du nicht in die Pampas ziehen willst, verstehe ich, ich würd heute auch nicht mehr nach Graz retourwollen, ausser für Kurztrips.
Zu eng.

12.06.2018 12:34 • #14


A
Zitat von Auuustrian:
Zur Vorgeschichte: Ich bin 21 Jahre alt, seit ich 15 bin mit meinem Freund zusammen (er ist heute 22).


@Auuustrian
ihr seid beide noch sehr jung. Du warst 15 , er 16 Jahre, seitdem seid ihr mehr oder weniger ein Paar.
Deshalb wäre meine Frage, ob es nicht sein könnte, dass dein Freund Angst hat, jetzt, als ebenfalls noch sehr junger Mann, irgendetwas zu verpassen, zu versäumen...........ich meine damit nicht unbedingt, andere Frauen.

Sondern Träume, Wünsche, die jeder im Leben hat und versucht zu verwirklichen, als eigenständige Persönlichkeit, ohne Verantwortung für einen anderen Menschen...........bevor eine feste Beziehung gelebt wird.

Ganz oft sind es die Erwartungen von außen, die uns dabei im Weg stehen. Wir haben dann vielleicht das Gefühl, fremdgesteuert zu sein, und fühlen uns durch diese fremden Erwartungen eingeschränkt und gefangen weil wir eben immer im Kopf haben, was wir eigentlich sollten, müssten und nicht dürfen. Und das hält uns vielleicht auch manchmal davon ab, das zu tun, was wir eigentlich möchten. Oder diejenige zu sein, die wir eigentlich sein möchten.
Ein erster Schritt, um sich ein bisschen von diesen leidverursachenden Erwartungen zu befreien, ist, sie erst einmal herauszufinden..............vielleicht ist dein Freund gerade dabei, einen Weg für sich zu finden?

12.06.2018 13:36 • #15


A


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