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Erkenntnis nicht wirklich akzeptiert worden zu sein

M
Ich greife jetzt ein für mich persönlich sehr schwieriges, aber auch generell nicht einfaches Thema auf. Ich bitte ausdrücklich um ehrliche Meinungen, aber ich bitte auch darum, vor dem Tippen der Antwort möglichst ehrlich zu sich selbst zu sein.

In meinen Threads lässt sich ein Teil meiner Geschichte halbwegs gut nachlesen. In den letzten zwei Jahren hat sich meine Welt auf den Kopf gestellt, beruflich wie privat. Mein komplettes System, in welchem ich bis dato immer gut funktionierte, brach zusammen. Damit auch meine Kompensationsstrategien, von welchen ich bis dahin naturgemäß nichts wusste. Zurück blieb ein demolierter Selbstwert und Ängste, die ans Tageslicht kamen.

Ich bin seit knapp einem Jahr in therap Behandlung. In den Sitzungen wird viel getriggert, das gehört wohl dazu. Ich dachte aber, ich sei auf einem guten Weg.

Meine letzte Beziehung endete nicht mal eine Woche nach dem Vergleich vor dem Arbeitsgericht. Ich lernte ihn kennen, zwei Wochen ca. bevor die Odysee im Job in die Hochphase kam. Bis dato hoffte ich noch, es würde gut weitergehen auf der Arbeit. Unsere Beziehung war also von Beginn an mit dieser Situation belastet, ich gab mir aber große Mühe, stark zu bleiben und die Belastung nicht mit in die Beziehung zu nehmen.

Er machte beim Kennenlernen einen sehr souveränen und tiefgründigen Eindruck, mir imponierte das sehr. Ich dachte er sei jemand, der genau weiß was er will und sich nicht von Oberflächigkeiten leiten lässt. Beim Kennenlernen hatte ich nie den Eindruck, es könnte ein Problem mit meiner Erscheinung haben.

Meine Erscheinung ist, ich bin sehr sportlich, mein Kleiderschrank enthält Kleid wie auch Jeans, Sneaker wie auch Heels. Ich schminke mich, allerdings - wie ich finde - nicht übermässig. Nur genau das wird wohl individuell unterschiedlich empfunden. Ich betone meine Augen, aber eben nicht mit dicken schweren Farben. Ich trage Concealer, aber sonst keine Foundation. Ich kann mich sehr weiblich kleiden und aufhübschen, aber auch sehr sportlich-legere um die Ecke kommen. Mit beiden Stilen identifiziere ich mich. Ich war eigentlich mit meinem Look zufrieden, also mit dem was ich aus mache. Generell aber bin ich sehr kritisch mit mir, in allem. Daher optimiere ich, was ich optimieren kann. Konkret bedeutet das, ich lasse mir Botox gegen die Zornesfalte spritzen. Ich habe meine Haut behandeln lassen und werde dies auch in Zukunft machen. Alles in allem finde ich, dass diese Maßnahmen im Rahmen sind.

Ich weiß das ich auffalle und polarisiere. Ich bin keine klassische, makellose Schönheit, aber eben ein Typ. Viele finden an mir etwas Geheimnisvolles. Mir war bis vor kurzem nie klar, warum. Noch nie hatte ich während einer Beziehung damit zu tun, dass man mich schon optisch nicht wirklich mag. Sowas sortiert sich doch im Vorfeld. Oder nicht?

Mein Ex ließ irgendwann durchblicken, dass er diese Maßnahmen nicht gut findet. Ich sei zu jung (38). Er ist allerdings jemand, der sich auch gern verschönert, allerdings auf eine andere Weise: er hat sehr viele Tattoos; der gesamte Oberkörper ist komplett voll. Wenn man es genau bedenkt, sind seine Maßnahmen längerfristiger wirksam, nämlich dauerhaft, als meine. Weiterhin ließ er irgendwann durchblicken, immer alles relativ subtil und beiläufig in Gesprächen bzw auf meine konkrete Nachfrage, dass alle seine Exen eher der natürliche Typ Frau waren und ich für seinen Geschmack zu viel geschminkt bin. Ich sagte ihm damals, er hätte schon an den Fotos auf Tinder sowie bei den ersten Dates feststellen müssen, dass ich mich schminke. Seine Antwort, er dachte ich hätte dies nur für die Fotos getan.
Zudem schlug er mir mal ungefragt neue Frisuren vor. Ich habe eine sehr hohe Stirn, die sich nicht verbergen lässt, auch durch Frisiuren nicht.
Während solcher Äußerungen hat es mich max verwundert, aber nicht verletzt oder mich dazu gebracht, mehr zu hinterfragen. Als er sich dann per WhatsApp trennte, brach aber all das über mich herein. Sicherlich auch, weil meine mentale Verfassung ohnehin angeschlagen war, aufgrund der langen Kämpfe im Job.

Heute war beim Therapeuten Thema, dass ich mich schwer akzeptieren kann wie ich bin und dies in dieser Form aber auch erst seit kurzem. Die Trennung und die Äußerungen des Ex haben im Nachgang deutliche Spuren hinterlassen. Ich glaube aber, dass er nur einen wunden Punkt getroffen hat, der vorher schon da war, nun aber offen liegt, weshalb ich sehr verletzlich und empfindsam in diesem Thema bin.

Ich möchte nochmal betonen, dass ich keine Person bin die sich völlig unverhältnismäßig übertrieben oder stark anmalt. Ich bin ungeschminkt kein anderer Mensch. Ich betonend Alltag einfach nur meine Augen; noch nie hat mir jemand gespiegelt, es sei zu viel. Im Gegenteil. Außer dieser Ex.

Heute, nach vier Monaten der Trennung und absoluter Kontaktsperre von mir, überflutet mich das Gefühl, dass er mich vermutlich nie wirklich akzeptiert hat bzw ich für ihn eine Art Experiment war?! Während unserer Zeit habe ich durchaus zwischendurch das Gefühl gehabt, er müsse mich (leicht und subtil) abwerten, um sich selbst aufzuwerten. Aber das er vielleicht die ganze Zeit wirklich den Gedanken hatte, wir passen nicht zusammen, auch optisch nicht, hat mich heute so richtig getroffen. Es fühlt sich an wie eine Täuschung und es verletzt mich extrem. Hat er mich angesehen und gewünscht, ich sei anders?

Ich versuche die ganze Zeit, mich von diesen Gedanken zu distanzieren und ihn als das zu sehen, was er wohl war, nämlich ein A. Kognitiv weiß ich, dass Menschen nicht zusammen passen können, dies sich erst im Laufe der Zeit erkennen. Kognitiv weiß ich, ich sollte meinen Wert weder von ihm noch von anderen abhängig machen. Kognitiv weiß ich, ich hätte ihn rauswerfen müssen und nicht länger an der Bez festhalten. Kognitiv weiß ich, ich brauche mehr Selbstakzeptanz. Ich weiß das wirklich alles. Ich lese sehr viel. Aber all das umzusetzen, einzubauen in das eigene Empfinden ist deutlich schwieriger. Es gelingt mir nicht.
Wir alle wollen doch gefallen. Wir alle freuen uns, wenn uns jemand sagt das er uns mag/liebt/hübsch findet etc. Wie also soll man sich davon frei machen, dass der Ex möglicherweise einen nie akzeptiert hat. Er sagte mir, er findet mich hübsch. Ich sei wie eine Orchidee bla bla bla. Nur zwischen den Zeilen sagte er auch etwas anderes.

Ich hab das Gefühl, mich nicht mal mehr auf Basics verlassen zu können. Ob man jemanden optisch mag oder nicht, entscheidet sich doch sehr schnell.

Direkt nach der Trennung dachte ich, es seien zwischenmenschliche Defizite, die nicht gepasst haben. Ich muss zugeben, dass ich auch in diesen Dingen häufiger die Fehler bei mir suche. Nun kommen die oben beschriebenen Gedanken noch hinzu.

Wie distanziert man sich davon? Ich meine innerlich. Oberflächig schnell getippte Parolen helfen mir nicht, denn wie gesagt, kognitiv hab ich alles erfasst. Ich hab seit der Trennung nicht mehr gedatet und will es auch nicht. Tinder und Co sind für mich tabu. Ich möchte dieses Problem angehen und in die Selbstakzeptanz kommen. Vielleicht geb ich mir nicht genug Zeit, es war alles sehr viel und ist noch nicht lange her. Nur diese Gedanken kommen immer mal wieder und treffen mich sehr hart. Mir fehlt es an Abgrenzung. Wem ging es auch so?

04.04.2019 11:48 • x 3 #1


W
Liebe Mitsubi,
in meiner Ehe erging es mir ein wenig ähnlich. Mein Exmann hätte auch gern viel an mir verändert. Schneid Dir die Haare doch mal so, trag doch mal solche Klamotten, warum trägst Du immer wieder sowas, usw usf.
Ich kann Dir nachfühlen - sowas verunsichert tierisch.
Wirklich geholfen hat bei mir nur Zeit. Und Achtsamkeit mir selbst gegenüber. Ich mein, ich habe vor, mein restliches Leben mit mir zu verbringen. Warum sollte ich wer anders sein, als ich bin? Warum sollte ich mich anders geben, als es MIR gefällt?
Es wird hier ganz gern das Buch Das Kind in Dir muss Heimat finden empfohlen. Ich selbst kenn es nicht, hab aber Gutes davon gehört. Vielleicht ist das was für Dich?

Mit dem Kleidungsstil geht es mir übrigens wie Dir. Ich hab in meine Kleiderschrank eine bunte Palette unterschiedlicher Stile, in denen ich mich je nach Situation wohl fühle.

Und das mit dem Botox -ich habe auch bei Frauen schon stark ausgeprägte Zornesfalten gesehen. Ich kann es verstehen, wenn manche sich dafür entscheiden. So lange das nicht in einem Optimierungswahn gipfelt, und Du irgendwann auch noch Lippen wie Autoreifen hast - why not.

LG

04.04.2019 12:41 • #2


A


Erkenntnis nicht wirklich akzeptiert worden zu sein

x 3


DieSeherin
ohh... es muss wohl wirklich schon eine ganz massive unsicherheit in dir verborgen gewesen sein, wenn es ein einziger mann schafft, dich innerlich so zu demontieren

Zitat von mitsubi:
Heute, nach vier Monaten der Trennung und absoluter Kontaktsperre von mir, überflutet mich das Gefühl, dass er mich vermutlich nie wirklich akzeptiert hat bzw ich für ihn eine Art Experiment war?!


ich kann mir eher vorstellen, dass er dich so toll fand am anfang, dass er gedacht (und gehofft) hat, es funktioniert mit euch beiden, auch wenn du äußerlich nicht so wirklich seinem geschmack entsprichst.


Zitat von mitsubi:
Aber das er vielleicht die ganze Zeit wirklich den Gedanken hatte, wir passen nicht zusammen, auch optisch nicht, hat mich heute so richtig getroffen. Es fühlt sich an wie eine Täuschung und es verletzt mich extrem. Hat er mich angesehen und gewünscht, ich sei anders?


auch hier glaube ich eher, dass er sich selber mehr getäuscht hat!

ist es dir denn noch nie passiert, dass du eine beziehung(sanbahnung) zugelassen hast, obwohl da irgendwas war, was nicht so ganz dem entsprochen hat, was du sonst gut findest? dass du dachtest, dass sich das mit der zeit schon eingrooved? und dann festgestellt hast, dass es doch nicht so einfach ist, darüber hinwegzusehen?

04.04.2019 13:00 • #3


G
Guten Tag,
ich denke das er eine Frau gesucht hat die genauso farb-und inhaltslos ist wie Deine Vorgängerinnen...damit er besser glänzen kann in seiner ganzen Tatooschönheit..
Polarisiert auf Äußerlichkeiten ist das für mich eher ein Zeichen davon nicht mit einem Partner auf Augenhöhe umgehen zu können.Vielleicht warst Du ihm einfach zu *erwachsen* , zu selbstbewußt und zu selbstständig.....
Dieses Rumkritteln an Äußerlichkeiten kennt wohl fast jede Frau....Bei anderen ist es *anziehend* ...an Dir als Frau ist es *nuttig...*...
Er konnte sich an /mit Dir nicht so ausleben wie er wollte weil er zu einem wirklichen Zusammen nicht bereit war. Das ist SEIN Ding...mit Dir ist ganz sicher alles ok.
Lass ihn weiter ein blasses Mäuschen suchen die seine Tatoos bewundert...und bleine bei Dir...stark, selbstsicher und souverän...
Ich wünsche Dir alles Gute.

04.04.2019 13:03 • x 2 #4


M
Hallo @Wölkchen82
Danke für Deine Antwort. Bist Du denn zuvor zufrieden mit Dir gewesen? Hast Du eine Idee, warum Dein Ex Dich umgestalten wollte?
Das Buch von Stefanie Stahl war eines der ersten, welches ich mir kaufte. Danach folgen unzählige andere. Seit Monaten bin ich auf einem Selbstfindungstrip und versuche für mich einen Weg zu finden, mich zu stabilisieren. Mittlerweile lasse ich etwas los von dem Versuch, es auf kognitiver Ebene zu versuchen, da dieses ganze Intellektualisieren mich nicht dahin führt, es zu verinnerlichen auf geistiger Ebene.

Ich kann es nicht mal über psychoanalytische Sicht versuchen und meinem Ex ein kleines Ego nachsagen, dass versucht hat mich abzuwerten. Er hat mehrere Erkrankungen, die sich in seinem äußeren Erscheinungsbild widerspiegeln und das auch sehr deutlich. Ich habe darüber nachgedacht, ob er es nicht ertragen konnte, dass ich gesund und viell attraktiver bin als er. Aber solche Gedanken und Diagnosen würden mich zu dem machen, was er ggf ist, nämlich oberflächlich. Solche Gedanken hat man ja auch nur, um das eigene Ego aufzuwerten, womit ich ja dann das machen würde, was ich ihm dann unterstelle. Also ist diese Art der Erklärung für mich nicht akzeptabel oder tolerierbar.

04.04.2019 13:10 • #5


S
Hallo Misubi,

so wie ich das verstanden ging eure Beziehung 5 Monate, also keine sonderlich lange Zeit. Die Ursache einem seinem manipulativen Verhalten wird vermutlich die sein, dass

Zitat von mitsubi:
Viele finden an mir etwas Geheimnisvolles.


auch er das erstmal auch so wahrgenommen hat und grundsätzlich von deiner Person so faszinert war, sodass er sich auf eine Beziehung eingelassen hat, um zu sehen wie sich das Ganze entwickelt.

Ging mir gerade mit Mitte 20+ auch so und nach paar Monaten war dann jeweils Schluss, weil mir plötzlich störende Sachen auffielen, die zuvor nicht gegeben waren. Beispiele: Auf einmal zu klein, Mädchenhände, neue Frisur die mir nicht gefiel, lange Schneidezähne ...Furchtbar ich weiss! Wurde aufgrundessen natürlich als Narzisstin abgestempelt. Habe ihnen aber nichts von meinen Gedanken erzählt, sondern verhielt mich nach und nach immer mehr abweisend.

Der Grund war schlichteinfach der, dass es für eine kurze Verliebtheit gereicht hat, aber daraus keine Liebe enstanden ist. An was es genau liegt kann man dabei schwer beantworten, denn mein jetziger Freund ist für mich persönlich natürlich der Schönste und Tollste überhaupt, aber alles andere als mein ursprüngliches Beuteschema, dennoch hat mich verzaubert und das bis heute. Auf und ab inkl. natürlich.

Fakt aber ist: Für meine Knoten im Kopf konnte keiner der Herren was dafür, schließlich wurden sie relativ schnell anderweitig fündig und hatten danach langjährige Beziehungen, einer davon auch direkt danach geheiratet und mittlerweile 2 Kinder.

Du bist du mit allem was dazugehört, lass dich ja durch niemanden verunsichern und erst recht nicht zu etwas werden, das du nicht sein willst. Auch wenn du dich zukleistern würdest und dich damit wohl fühlst, dann gilt das Friss-oder-Stirb-Prinzip! Alles andere wäre Maskerade, bis sie eben fällt!

Deine Gedanken sind aber mehr als normal, hatte ich auch immer als ich verlassen wurde. Monate später kratzt man unverständlich den Kopf, wirft den innerlichen Ballast ab und geht seinen Weg. So auch du!

04.04.2019 13:17 • x 2 #6


monchichi_82
Zitat von mitsubi:
Wir alle wollen doch gefallen. Wir alle freuen uns, wenn uns jemand sagt das er uns mag/liebt/hübsch findet etc.

Das sehe ich auch so, dass wohl alle Menschen gefallen wollen, Zuwendung und Anerkennung möchten aber wo ich mit dir nicht mehr konform gehe, ist, dass man diese Einstellung auch dann noch aufrecht erhält wenn es eine dysfunktionale/selbstschädigende Komponente einnimmt.
Zitat von mitsubi:
Ich sagte ihm damals, er hätte schon an den Fotos auf Tinder sowie bei den ersten Dates feststellen müssen, dass ich mich schminke. Seine Antwort, er dachte ich hätte dies nur für die Fotos getan.

...dann müsste ihm aufgefallen sein, dass das beim 1. Date, beim 2. Date und fortlaufend immer noch so war.. Ihr werdet euch nicht über Tinder kennengelernt haben und beim Ersttreffen sofort zusammen gewesen sein. Er hatte doch Zeit um für sich herauszufinden ob du als Partnerin zu ihm passt. Mir persönlich wäre dieses narzisstische Verhalten zu viel. Das du dich verunsichern lässt und er dich mit subtilen Bemerkungen nach seinen Vorstellungen formt. Ich empfände es auch als abwertend mit ExPartnerinnen verglichen zu werden. Da vermisse ich irgendwie das Niveau.

Unsicherheit strahlt man aus, ob bewusst oder unbewusst und man ist damit prädistiniert an Typen zu geraten die ja selbst auch ein Problem haben und es brauchen/genießen andere manipulieren zu können. Du musst dich hier gar nicht rechtfertigen. Selbst wenn du der Typ Frau wärst die untertags mit 3 Schichten Make up und Smokey Eyes einkaufen geht dann macht es doch. Das ist doch deine Sache, dein Leben. Du kannst/sollst und darfst dich nach deinem Geschmack kleiden und schminken. Wenn andere damit nicht umgehen können ist es nicht dein Problem sondern deren Problem.

04.04.2019 13:21 • #7


M
Zitat von DieSeherin:
ohh... es muss wohl wirklich schon eine ganz massive unsicherheit in dir verborgen gewesen sein, wenn es ein einziger mann schafft, dich innerlich so zu demontieren


Ja, muss es wohl. Jedoch war die Gesamtsituation für mich sehr schwierig, ich war ja gerade dabei meinen Job zu verlieren nach 15 Jahren. Ich denke alles zusammen hat mich in eine Selbstwertkrise gestürtzt.

Er hat sehr früh Komplimente gemacht. Er fand meine sportliche Figur toll, mein Äußeres ja auch. Daher war ich ja überrascht, dass er später anderes durchblicken ließ.
Natürlich kenne ich es, dass man bei gewissen Dingen Abstriche macht. Das hab ich bei ihm ja auch getan.
Beziehungsanbahnung. Na ja, wir waren 5 Monate zusammen. Ob man jemanden optisch als Typ mag oder nicht, anziehend findet oder nicht, weiß man doch spätestens nach dem ersten Date.

Ich weiß nicht. Vielleicht ist das jetzt nur ein weiteres Symptom meiner doch recht tiefen Verunsicherung. Er hat nie mit einem Wort erwähnt, dass er nicht zufrieden ist. Fragte ich nach, war er sehr (!) zufrieden. Dann per WhatsApp abserviert zu werden, von jetzt auf gleich. Ich hab wohl die ganze Sache noch nicht überwunden.

04.04.2019 13:25 • x 1 #8


W
Zitat von mitsubi:
Bist Du denn zuvor zufrieden mit Dir gewesen?

Ja. Ich hab es noch nie gemocht, mich dem gängigen Modetrend anzupassen. Erstmal grundsätzlich nicht.
Ich hab immer das getragen, was ich gut fand. Wenn ich manch altes Foto anschaue, vielleicht auch nicht immer die beste Wahl Aber das nur am Rand.
Klar, hat (fast?) jeder Dinge an seinem Äußeren, die ihm nicht oder nicht so sonderlich gefallen. Eine zeitlang war ich damit auch deutlich kritischer als ich es heute bin. Aber im Grundsatz: Zufrieden.

Zitat von mitsubi:
Hast Du eine Idee, warum Dein Ex Dich umgestalten wollte?

Hm. Mein Ex ist 13 Jahre älter als ich. Ich glaube, da war es nicht das reine optische Umgestalten was irgendwann zum Problem wurde. Er dachte anscheinend, er hat grunsätzlich eine junge, nach seinen Wünschen formbare Frau vor sich. Bis zu einem gewissen Punkt funktioniert das bei mir auch - ich bin ein durchaus kompromissbereiter Mensch. Aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Ab da ist dann Feierabend. Es war also bei ihm eher ein generelles Bevormunden. Nicht nur auf das Aussehen bezogen. Ich halte meinen Ex (mittlerweile) für einen Menschen mit narzisstischen Zügen (Sorry, wenn ich das Klischee Alle Ex sind Narz hier bemühe - ich rede aber bewußt von solchen Zügen, und stelle keine Diagnose). Ich denke, er wollte durch Druck auf Veränderung mich zum Einen klein und 'kontrollierbar' halten. Um mich vorzeigen zu können, und dafür Anerkennung zu erhalten. Außerdem spielt da immer auch ein gewisses Machtgefühl mit rein - wenn man kein gutes Selbstbewusstsein hat, dann hätte man gern Macht. Wenn das beruflich nicht klappt, möchte man wenigstens daheim, dass alles nach seiner Pfeife tanzt.
Was mich damals sehr verunsichert hat, ist dass mein Widerstand, meine durch sein Verhalten angekratzten Gefühle nicht bei ihm angekommen sind. Er hat nicht erkannt / wollte nicht erkennen, dass es den Selbstwert absolut zu Boden drückt wenn der Mann, der Dich eigentlich lieben sollte, Dir erzählt, Du sollst Dich doch mal mehr wie Deine eigene Mutter kleiden, die hat wenigstens Geschmack. Das perfide war, dass sich das langsam eingeschlichen hat. Wär der mir gleich am Anfang so gekommen, wär Ende der Fahnenstange gewesen. So wurden die Zweifel langsam auf- und ausgebaut. Ich halte mich auch für niemanden, der wahnsinnig auf Bestätigung von außen angewiesen ist. Ich bin mit mir optisch zufrieden - nicht mehr, nicht weniger. Wenn jemand, der einem Nahe steht, über längere Zeit hinweg Zweifel am eigenen Selbstbild und an der eigenen Wahrnehmung streut und nährt kann das anscheinend auf Dauer zermürben. Denn meinem Partner möchte ich schon gern gefallen.
Wenn mich andere Leute sehen schütteln die auch eher den Kopf, dss ich da groß zweifeln konnte.

Ich weiß nicht, ob Dir das in Deinem Fall weiterhilft - sind ja lediglich meine Überlegungen zu meiner eigenen Situation.

Zitat von DieSeherin:
es muss wohl wirklich schon eine ganz massive unsicherheit in dir verborgen gewesen sein, wenn es ein einziger mann schafft, dich innerlich so zu demontieren

Ja - früher hätte ich das ebenso gesehen. Mittlerweile bemühe ich ein Sprichwort: Nicht die Kraft des Wassers - die Stetigkeit des Tropfens höhlt den Stein. Ich war mit meinem Ex allerdings 9 Jahre liiert, davon 7 verheiratet. Ich vermute allerdings, dass die Mechanismen bei mitsubi und mir schon ähnlich gewesen sein könnten.

04.04.2019 13:29 • x 2 #9


Liessa
Ich weiß gar nicht direkt, wie ich das ausdrücken soll, aber mir fällt massiv auf, wie du dich in deinem Text rechtfertigst und erklärst. Wie doll oder eben nicht du dich schminkst und alles andere eben auch. Das lässt bei mir den Verdacht aufkommen, dass du eben nicht in dir ruhst und dich selbst akzeptierst und dich als Person, optisch wie auch charakterlich, sehr davon abhängig machst, wie du nach außen wirkst. Und ich denke mir so, wenn man selbst unsicher ist und sich nicht akzeptiert und das immer rechtfertigt, was man tut und wie man aussieht, dann gerät man schneller mal an Typen, die das auch nicht tun.
Bei mir gab es ähnliche Probleme und auch ich habe die Erfahrung machen müssen, dass das Wissen nicht reicht, um Dinge zu verändern. Und ich kann dir auch keinen Weg verraten, wie es dann letztlich bei mir dazu kam, dass es auch gefühlte Wahrheit wurde. Ich habe lange und hart therapeutisch daran gearbeitet, aber was dann den Ausschlag gab, weiß ich nicht.

04.04.2019 13:33 • x 4 #10


M
Zitat von Liessa:
Ich weiß gar nicht direkt, wie ich das ausdrücken soll, aber mir fällt massiv auf, wie du dich in deinem Text rechtfertigst und erklärst. Wie doll oder eben nicht du dich schminkst und alles andere eben auch. Das lässt bei mir den Verdacht aufkommen, dass du eben nicht in dir ruhst und dich selbst akzeptierst und dich als Person, optisch wie auch charakterlich, sehr davon abhängig machst, wie du nach außen wirkst. Und ich denke mir so, wenn man selbst unsicher ist und sich nicht akzeptiert und das immer rechtfertigt, was man tut und wie man aussieht, dann gerät man schneller mal an Typen, die das auch nicht tun.
Bei mir gab es ähnliche Probleme und auch ich habe die Erfahrung machen müssen, dass das Wissen nicht reicht, um Dinge zu verändern. Und ich kann dir auch keinen Weg verraten, wie es dann letztlich bei mir dazu kam, dass es auch gefühlte Wahrheit wurde. Ich habe lange und hart therapeutisch daran gearbeitet, aber was dann den Ausschlag gab, weiß ich nicht.


Ja, ich rechtfertige mich. Das stimmt. Eigentlich wollte ich hier nur möglichst deutlich machen, dass seine Kritik ungerechtfertigt war. Ich bin eigentlich nicht der Typ Mensch, der das macht was andere wollen. Als mir langsam dämmerte, er hat vielleicht ein Problem mit meiner Erscheinung, habe ich mich nicht angepasst. Verändern lasse ich mich also nicht und ich versuche auch nicht, mit Anerkennung von außen zu holen. Aber letztlich hat er Knöpfe gedrückt, die da waren. In mir geruht habe ich absolut nicht aufgrund der Gesamtsituation.
Ich dachte in ihm einen souveränen Menschen gefunden zu haben. Das er dies nicht war, stellte sich erst nach und nach heraus. Definitiv hab ich mich selbst nicht gut genug geschützt.

04.04.2019 13:41 • x 2 #11


K
Hallo,

Anderer Blickwinkel : wer sucht, der findet auch. Auch bei sich selbst.

Ich will dir deine Ängste/Sorgen nicht absprechen!

Lass es einfach laufen, analysiere nicht so arg viel (seine Worte, sein Benehmen, seine Worte), denn hinter die Stirn schauen kannst du allerhöchstens nur dir selbst.

Ähnliche Gedanken und eben auch Emotionen hatte ich nach der Forengrund-Zeit auch und auch in Sachen Mutter. Manchmal braucht es einfach Zeit etwas sacken zu lassen, unabhängig davon wie lange es schon gebrodelt hat.

Etwas gedanklich zur Priorität machen, bedeutet in der Regel es somit auch emotional zur Priorität werden zu lassen.
Und Emotionen (sorry, wenn ich mit meinen Beiträgen da immer wiederhole) sind nicht die in Stein gemeisselte Wahrheit .

Deine Zweifel wurden durch ihn vielleicht aufgedeckt, die für dich passenden Fragen stellst du dir jedoch selbst. Und Antworten gibt es nun Mal nicht immer.

Liebe Grüße
Kerstin

04.04.2019 13:54 • #12


M
@Sahnekirsche Ja ich weiß was Du meinst. Ich kenne es selbst, dass man am Partner plötzlich irgendwelche Makel findet. Die sind objektiv betrachtet klein und lächerlich, aber dennoch werden sie unübersehbar. Mir ging es mit ihm nicht anders. Ich hatte auch meine Zweifel. Nur wusste ich, woher die kommen. Ich wusste, da fängt mein inneres Kind an die Distanz vergrößern zu wollen, die beginnende Nähe sabotieren zu wollen. Also gab ich den Zweifeln kein Gehör mehr.

@Wölkchen82 Genauso wird es gewesen sein. Es waren die kleinen zarten Tröpchen.


@monchichi_82 Als Narz würde ich ihn nicht beschreiben. Er war egoistisch, mitunter, ja. Ich möchte meine Anteile bearbeiten und hab daher kein Interesse an einer Opferhaltung, daher muss ich richtig stellen, dass er mich nicht verglichen hat. Ich habe ihn ganz konkret gefragt, ob seine Exen mehr die natürlichen Typen waren. Er hat mehrfach kleine Kommentare, die er sicher als Neckereien klassifizieren würde, abgelassen, die mich zu der Idee brachten, ich könne quasi ein neuer Typ Frau für ihn sein. Bestätigte sich dann ja auch.

04.04.2019 13:57 • #13


DieSeherin
Zitat von mitsubi:
Ob man jemanden optisch als Typ mag oder nicht, anziehend findet oder nicht, weiß man doch spätestens nach dem ersten Date.


echt? gut, natürlich kann es ein wow! sein, aber ich brauche bei vielen menschen oft eine ganze weile, bis ich das äußere und das inner erscheinungsbild zusammen bekomme. und manchmal schlägt dann sympathie in antipathie um (und umgekehrt)

04.04.2019 14:02 • x 1 #14


M
Ich kann es selbst nicht glauben, dass ich folgendes schreibe, da es die Oberflächigkeit (von ihm? von mir? von unserer Beziehung?) unterstreicht. Mir fiel eben ein, dass er einmal beim TV-Programm zappen meinte, dass ihm der Look von Sylvie Meis gefiele. Ich war etwas erstaunt, da sie ja nun eher nicht dem natürlichen Typ Frau entspricht. Somit scheint er gestylten Frauen doch nicht abgeneigt, ausser, es ist seine? Es war eine der Widersprüchlichkeiten bei ihm.
Definitiv muss ich mich von diesem Thema distanzieren. Die Gedanken um ihn sind weniger geworden, nur manchmal kommt es hoch. Ablenkung funktioniert zwar, aber es ist eben nur Ablenkung. Damit löse ich das Problem nicht. Ggf ist es normal, dass man von einer Therapiestunde so getriggert wird. Nur eine Frage bleibt immer: wie kommt man zu einem gesunden Selbstwert? Und zwar ohne Kompensation oder Fassade.

04.04.2019 15:04 • #15


A


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