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Esstörungen / Beziehungen - Erfahrungen?

Ally04
Mal so als vielleicht blöde Frage,

gibt es hier User, die Erfahrungen zum Thema Sucht - insbesondere Essstörungen - und Beziehungen haben? Über Spielsucht habe ich schon einiges gelesen, trifft aber nicht ganz den Kern. Ansonsten spuckt die Suchfunktion zum Thema Sucht eher das Verb aus.

Hintergrund ist, dass ich als (ehemals) langjährig Essgestörte anscheinend immer noch nicht begriffen habe, wie das Gegenüber in so einer Situation tickt. Mein Ex bemühte sich darum, mich zu verstehen, wir führten intern eine Art Tagebuch, in dem ich aufschrieb, wie oft ich erbrochen hatte. Für mich waren das aber nur *beep* Zahlen, die keine Auskunft über meinen derzeitigen Zustand ausgaben. Und damit nichtssagend. Gefragt, wie es mir geht hat er nur selten. Das wäre mir wichtiger gewesen.

War meiner Meinung nach auch nie unser Hauptproblem aber mich würden mal Meinungen von ebenfalls Betroffenen interessieren. Sind wir einfach nur egoistisch? Reden alles klein (wie er immer behauptet hat) ? Ich glaube, am Ende war es ihm doch unwichtig, meine Zahlen sprachen für mich und trotzdem konnten wir uns nicht besser verstehen. Daran lag es also nicht.

03.08.2018 23:02 • #1


M
Also ich glaube es lag dann wohl eher daran, dass es nicht der richtige war. Wenn er nichtmal fragt wie es dir geht! Da hätte er mehr auf dich eingehen können.

03.08.2018 23:08 • #2


A


Esstörungen / Beziehungen - Erfahrungen?

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Ally04
Zitat von Malina84:
Also ich glaube es lag dann wohl eher daran, dass es nicht der richtige war. Wenn er nichtmal fragt wie es dir geht! Da hätte er mehr auf dich eingehen können.


Ja, das auf jeden Fall. War er leider nicht der Typ für. Habe ich so akzeptiert und mitgemacht, glücklich war ich nicht. Ich habe mich immer nur in solche Männer verliebt, die im Grunde wenig Interesse zeigten. Ahne, dass das auch irgendwie mit der ES zusammenhängt. Begriffen warum und wieso habe ich es aber noch nicht.

03.08.2018 23:12 • #3


M
Dann seih froh das es vorbei ist und such dir einen Mann der dich respektiert und das auch zeigt. Wenn es meinem Partner schlecht geht, ist das erste zu fragen wie es ihm geht und warum. Sich sorgen machen und darüber reden. Du hast bestimmt kein grosses Selbstbewustsein und das solltest du ändern.

03.08.2018 23:23 • #4


Butterkrümel
Ich vertrete die Ansicht, dass man in einer Beziehung nur eins sein kann - Partner ODER Therapeut. Beides geht nicht.

Dazu gehört für mich, dass man einen Partner unterstützt, ihm zuhört, hilft, einen Therapieplatz zu finden. Aber gemeinsame Protokolle über die Häufigkeit der Symptome führen oder Therapiegespräche führen, welches Gefühl gerade zu einer Verschlimmerung führt, finde ich unpassend. Das ist vom Partner zu viel verlangt, der schließlich auch emotional involviert ist und schafft zudem ein ganz ungesundes Abhängigkeitsverhältnis.

Mag sein, dass er den falschen Weg gewählt hat, um dich zu unterstützen. Ist auch nicht verwunderlich, denn er ist ja kein Psychotherapeut. Aber ich finde auch, dass du zu viel von ihm verlangst. Er kann ja nur von dir wissen, wie oft du dich wann erbrochen hast und dein Symptom-Tagebuch ist auch für dich gedacht. Er war dein Partner, nicht dein Therapeut.

03.08.2018 23:24 • x 1 #5


Ally04
Zitat von Butterkrümel:
. Er war dein Partner, nicht dein Therapeut.


Ich auch! Ich wollte das nicht, habe ihm gesagt, dass ich daran keinen Erfolg messen kann, aber ihm war das offenbar wichtiger.

Er hat meine ES nie offenbar wahrgenommen, am Meisten vielleicht noch in meinem Verhalten. Mit ihm habe ich aber alles über Bord gekippt, was für mich eigentlich immer typisch war - Kontrolle haben, kopflastig sein, sich nicht einlassen. Das waren die Eigenschaften, die er immer wieder benutzt hat, um einen Grund zu haben, sich nicht auf mich einzulassen.
In vier Jahren habe ich ein einziges Mal gehört, dass er mich liebt. Das war nach Trennung Nr. 12. (vermutlich). Nie davor, nie wieder danach. Ich weiß, dass er an mir hängt und meine Blockade auf whatsapp wird ihn aktuell zutiefst frustieren. Mich übrigens auch. Aber das ist doch keine Liebe?!

03.08.2018 23:33 • #6


M
Nein das ist vermutlich keine Liebe. In 4 Jahren 1 mal zu sagen das man einen liebt. Vielleicht war er auch überfordert aber scheint als ob er auch ein Problem mit Gefühlen hat oder mit dir zu reden!?

03.08.2018 23:39 • #7


Ally04
Zitat von Malina84:
Nein das ist vermutlich keine Liebe. In 4 Jahren 1 mal zu sagen das man einen liebt. Vielleicht war er auch überfordert aber scheint als ob er auch ein Problem mit Gefühlen hat oder mit dir zu reden!?


Ja, vermutlich. Er hat das immer begründet, dass er zu kopflastig sei und zwischen uns erst alles stimmen muss (wir hatten tolle Urlaube, tolle Wochenenden, aber der Alltag war nix). Er wollte vom Kopf zu den Füßen. Ich wollte von den Füßen zum Kopf (wird schon alles, wenn wir uns lieben). Das hat einfach nicht gepasst.

03.08.2018 23:44 • #8


Femira
Hey Ally,

ich bin durch Zufall auf dein Thema gestoßen. Eine gute Freundin hat ES und hat dann auch das Problem, dass sie einen bestimmt Typ man kennenlernt und anzieht.
Sie meint, dass die ES einfach dafür sorgt, dass sie ziemlich mit sich zu tun hat und ja auch nicht in einem so guten Kontakt mit sich steht, sonst wäre sie ja gut zu sich...
Deshalb sucht sie sich - natürlich nicht bewusst - emotional nicht verfügbare Männer aus. Zum einen kann sie dann um die kämpfen (nach Liebe und Aufmerksamkeit etc) und das lenkt ab, zum anderen kommen sie ihr nicht zu nah.
Bist du in Therapie?

23.08.2018 06:31 • x 1 #9


T
Meine Sicht der Dinge: Süchte sind Kompensationen. Diese Kompensation projeziert der kranke Mensch gerne auch auf potentielle Partner, die dann oft einem bestimmten Typus entsprechen, da gewisse Dinge in deren Grundpersönlichkeiten triggern. Ich möchte dazu sagen, dass es wenige Grundpersönlichkeiten bei Menschen gibt, obwohl wir grade zur jetzigen Zeit und die letzten Jahre über alle möglichen Kanäle eingetrichtert bekommen, wie krass individuell wir doch alle sind.

Meine Erfahrungen und Erkenntnisse habe ich auch mit essgestörten Menschen gemacht (stationärer Aufenthalt) und ambulante Therapie(n). Ich selbst bin nicht betroffen, jedoch eine Ex-Partnerin.
Grade im Bereich der ES ist es problematisch, da das nur ein Symptom des eigentlichen Problems darstellt. Traumata, pbts, manisch depressive Menschen (neudeutsch Borderline) sind zumeist die Probleme, die dahin stecken. Das eigene Ablehnen seines selbst. Und hier liegt die Krux, wenn dann die Partnerschaft dazu kommt. Der Partner wird nicht selten zur Medizin oder zum Therapeuten. Auch ich habe das so erlebt.
Grade diese Menschen (nicht alle, aber viele) versuchen eine Art fehlendes Puzzleteil zu suchen, was sie glauben, nicht bei sich selbst zu finden.
So wird man als Partner nicht selten missbraucht. Das passiert nicht mal bewusst.
Sei mir nicht böse, aber solange diese Menschen sich nicht in professionelle Hände begeben und somit auch hart an sich arbeiten, würde ich mit meinem Wissenstand jetzt sagen: sie sind beziehungsunfähig, weil auch nicht selten ein gesunder Partner mit in diesen Strudel gezogen wird.

Ich hoffe, liebe TE, du kannst für dich aus meinen Erfahrungen was für dich ziehen.

23.08.2018 07:05 • x 2 #10


M
Zitat:
Grade im Bereich der ES ist es problematisch, da das nur ein Symptom des eigentlichen Problems darstellt. Traumata, pbts, manisch depressive Menschen (neudeutsch Borderline) sind zumeist die Probleme, die dahin stecken.

Die Erfahrung kann ich teilen. Sofern ich mir als Laie ein Urteil darüber bilden darf.
Meine Ex war aufgrund einer traumatischen Situation in ihrer Jugendalter in Therapie. Wegen dieses Traumatas hatte sie die Essstörung entwickelt. Das hatte sich in der Therapie herausgestellt, wie sie mit mitteilte.
Die ES als einzige Möglichkeit die Kontrolle zu wahren, da sie diese Kontrolle wegen des traumatischen Erlebnisses komplett verloren hatte.
Da hilft nur Therapie. Sich in die richtigen Hände begeben.

23.08.2018 08:24 • x 2 #11


Ally04
Zitat von Femira:
Hey Ally,
Sie meint, dass die ES einfach dafür sorgt, dass sie ziemlich mit sich zu tun hat und ja auch nicht in einem so guten Kontakt mit sich steht, sonst wäre sie ja gut zu sich.
Deshalb sucht sie sich - natürlich nicht bewusst - emotional nicht verfügbare Männer aus. Zum einen kann sie dann um die kämpfen (nach Liebe und Aufmerksamkeit etc) und das lenkt ab, zum anderen kommen sie ihr nicht zu nah.
Bist du in Therapie?


Ja, das sehe ich bei mir definitiv als ein großes Problem an. Meine erste Beziehung klammerte zu stark, das hat mich unglaublich abgeschreckt und war dann auch schnell vorbei. Danach waren meine Beziehungen (gut so viele waren es nicht) durchweg Partner, die die Emotionalität eines Teebeutels (danke Hermine ) besaßen, und es eig. gar nicht so genau wissen wollten. Einer meiner Partner hat über 1,5 Jahre überhaupt nichts gemerkt und dann war es auch schon vorbei, mein jetziger Ex wusste es von Anfang an und hat auch mal nachgefragt, aber so wichtig war es ihm dann auch nicht. Dennoch hat er es immer als einen Hauptgrund für sein nicht-einlassen-können angebracht. Ich bin heute in einem ganz anderen Stadium als noch vor 4,5 Jahren, das fand ich immer sehr unfair. Bei ihm habe ich so gut wie nie erbr* . (Ja ich bin in Therapie, seit einigen Jahren und würde mich als einigermaßen stabil bezeichnen. Die letzten Wochen waren allerdings zugegeben dahingehend auch ein ziemlicher Rückschlag, gut, dass er das nicht mehr mitbekommen hat) Dafür ist meine Leidensfähigkeit bei Männern schon immer sehr hoch angesiedelt gewesen, mein Ex hat dem da nochmal die Krone aufgesetzt. Im Nachhinein muss ich über so viele Vorfälle den Kopf schütteln . wie konnte ich das nur mitmachen [/quote]


Zitat von Tin:
Meine Sicht der Dinge: Süchte sind Kompensationen. Diese Kompensation projeziert der kranke Mensch gerne auch auf potentielle Partner, die dann oft einem bestimmten Typus entsprechen, da gewisse Dinge in deren Grundpersönlichkeiten triggern. Ich möchte dazu sagen, dass es wenige Grundpersönlichkeiten bei Menschen gibt, obwohl wir grade zur jetzigen Zeit und die letzten Jahre über alle möglichen Kanäle eingetrichtert bekommen, wie krass individuell wir doch alle sind.


Aaah, damit hatte ich immer meine Probleme. Bei mir gibts und gabs keine tiefen traumatischen Erlebnisse zu überwinden, als ich das erste Mal in Therapie war (muss gut und gern 13 Jahre her sein), wollte mir mein damaliger Therapeut auch irgendwelchen tiefgründigen Erklärungen entlocken, warum ich so eine schlimme Kindheit gehabt haben muss. War zum K* - ich habs gehasst und auch ziemlich schnell abgebrochen. Meine jetzige Th. kommt da mit ihrer Verhaltenstherapie viel besser durch. Ich bin bis heute der Meinung, dass sich das anders entwickelt hat. Mag naiv sein aber ich fahre grundsätzlich ganz gut damit und ich werde mir auf meine alten Tage auch nichts anderes mehr erzählen lassen.

Danke auf jeden Fall für eure ehrlichen Antworten. Mir ist bewusst, dass ich sicher keine einfache Persönlichkeit bin und es meinen Partnern auch nie wirklich leicht gemacht habe. Das waren aber auch immer sehr spezielle Exemplare, tatsächlich wollte ich in erster Linie geliebt werden. (Da schließt sich der Kreis wieder). Ich glaube sogar, mein Ex hat das. Er konnte das leider nur nie zeigen. Das war mir dann zu wenig.

23.08.2018 20:33 • #12


Ally04
Zitat von Tin:
Meine Sicht der Dinge: Süchte sind Kompensationen. Diese Kompensation projeziert der kranke Mensch gerne auch auf potentielle Partner, die dann oft einem bestimmten Typus entsprechen, da gewisse Dinge in deren Grundpersönlichkeiten triggern. Ich möchte dazu sagen, dass es wenige Grundpersönlichkeiten bei Menschen gibt, obwohl wir grade zur jetzigen Zeit und die letzten Jahre über alle möglichen Kanäle eingetrichtert bekommen, wie krass individuell wir doch alle sind.


Auf den Punkt gebracht. Würde ich selbst unterschreiben. Wobei ich das nicht ausschließlich auf Süchtige herunterbrechen würde, ich kenne in meinem Umkreis einige Menschen, die immer wieder auf den gleichen Typ Mensch anspringen, bei denen, die labiler veranlagt sind, natürlich etwas extremer.

Zitat von Tin:
Der Partner wird nicht selten zur Medizin oder zum Therapeuten. Auch ich habe das so erlebt.
Grade diese Menschen (nicht alle, aber viele) versuchen eine Art fehlendes Puzzleteil zu suchen, was sie glauben, nicht bei sich selbst zu finden.
So wird man als Partner nicht selten missbraucht. Das passiert nicht mal bewusst.


Gebe ich dir grundsätzlich wieder Recht. So würde ich mich zumindest heute aber nicht mehr sehen. Ich habe in den letzten Jahren viel an mir gearbeitet und ich bin mir ziemlich sicher, meinen Ex in der Hinsicht nicht benutzt zu haben. Im Gegenteil, er hat immer darauf bestanden, dass ich ihm erzähle, wieviel und wie oft täglich wobei er allerdings nie verstanden hat, dass sich ein Erfolg einer Therapie nicht an Zahlen ablesen lässt. Helfen wollte er mir natürlich, aber so sehr interessiert hat es ihn dann doch nicht, da saß er doch lieber auf dem Rad oder vorm Handy/Tablet. Ich hätte mir natürlich gern eine Beziehung gewünscht, in dem ich ihn auch mal von meinen Sorgen erzählen kann, zu der die ES nachwievor gehört, so einen festen Platz hat sie aber längst nicht mehr. Das stand nie im Vordergrund.

Edit Beitrag davor - Tins Zitat sollte das von MrPbody sein. Da fehlte auf einmal der Mittelteil

23.08.2018 20:50 • #13


Femira
Hast du schon mal überlegt, an deiner Partnerwahl zu arbeiten? Also das ist eine Sache, die ich gerade mit mir rumtrage, weil man sucht sich ja schon immer den gleichen Typ aus. Und die tun einem ja nicht unbedingt gut...entweder mit Selbsthlfebüchern oder halt auch in der Therapie ansprechen?

23.08.2018 23:06 • #14


Ally04
Zitat von Femira:
Hast du schon mal überlegt, an deiner Partnerwahl zu arbeiten? Also das ist eine Sache, die ich gerade mit mir rumtrage, weil man sucht sich ja schon immer den gleichen Typ aus. Und die tun einem ja nicht unbedingt gut...entweder mit Selbsthlfebüchern oder halt auch in der Therapie ansprechen?


Ja definitiv, ich war letztes Jahr in einer unserer Trennungsphasen mal 2-3 Wochen mit einem zusammen, der war unglaublich lieb. Hat mich mit Komplimenten überschüttet, ständig gesagt, wie toll ich wäre etc.
Ich war schlicht überfordert. Ich weiß gar nicht mehr, wie es ist, von einem Mann Komplimente zu bekommen, bin in der Öffentlichkeit einigermaßen selbstbewusst, aber wenn ich mal ein Kompliment bekomme, werde ich klein mit Hut Weiß gar nicht, ob das mit der ES zu tun hat, ich denke, ich habe das schlicht von meinen Ex-Partnern eigentlich nie gehört und kann heute damit nicht mehr umgehen.
Da wirds dann echt schwierig, das Muster zu durchbrechen.

23.08.2018 23:25 • #15


A


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