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Ex Freundin mit gemeinsamen Kind loslassen oder kämpfen

M
Hallo Ihr Lieben,

das ist das erste mal das ich mich in einem Forum anmelde. Ich hoffe das ich hier die Unterstützung bekomme, welche ich mir erhoffe.

Meine Ex Freundin (32) hat sich im September 2020 von mir (36) getrennt. Es kam nicht wirklich überraschend. Im Grunde lief es schon länger nicht mehr rund. Ich bin selbstständig, wir haben gemeinsam ein Haus über 3 Jahre hinweg saniert und einen wundervollen 4 jährigen Sohn.

Sie nannte mir als Trennungsgrund, das ich Sie kleingehalten habe. Ihre Bedürfnisse hätten nicht gezählt. Ein neuer Mann, ist wohl bis heute nicht im Spiel. Ich bin eine starke Persönlichkeit, gerade das schätzte Sie am Anfang an mir. Meine Zielstrebigkeit. Ich wollte alles richtig machen. Frau, Haus, Kind.
Letztendlich war es zu viel. Zu viel für Sie, mich, uns. Die Beziehung scheiterte. Zu recht. Wir waren beide nicht glücklich.

Nach der Trennung fiel ich in ein tiefes Loch. Ich brach wegen Depressionen eine Fortbildung zum Betriebswirt ab. Ging einfach nicht mehr. Saß dort im Unterricht und mir liefen die Tränen runter. So etwas kannte ich zuvor nicht. Ich bin Handwerksmeister, war Soldat auf Zeit, war im Auslandseinsatz und hab auch sonst einige Schicksalsschläge wegstecken müssen. Nichts berührte mich im Kern, nie. Jedoch als Sie ging. es war echt schlimm, dann noch der Lockdown. Ich versuchte mich mit viel Alk., Frauen, Antidepressiva abzulenken bzw. am funktionieren zu halten. Ich war bei der Hypnose, bei Sozialarbeitern, Therapeuten. Nichts half mir wirklich.

Sie zog von heut auf morgen zu Ihrer Mutter. Ich musste sofort als Semi-alleinerziehender Vater funktionieren (Wechselmodel). Diese krasse Gefühlskälte, das Ignorieren, das auf und ab, es machte mich alles fertig. Plötzlich waren alle Versprechen als ungültig erklärt worden. Wir sind im August 2020 mit dem Haus fertig geworden. 3 Monate später, wollte Sie unbedingt verkaufen. Sie hat mich übel beleidigt, mir die komplette Schuld für alles gegeben. Mit meiner damaligen Schwiegermutter hatte ich bis dato ein super Verhältnis. Auch Sie brach den Kontakt vollständig zu mir ab. Das alles löste in mir so starke Gefühlsschwankungen aus, wie ich Sie bis dahin nicht kannte. Ich flehte Sie an zurück zukommen, machte Ihr dann wieder Vorwürfe, entschuldigte mich, machte wieder Vorwürfe. So ging das ewig hin und her (mal von Ihr ausgehend mal von mir), bis ich im April den Kontakt abgebrochen habe. Ich sperrte Sie auf allen Kanälen bis auf E-Mail, unsres Sohnes wegen.

2 Monate konnte ich Sie so aus meinem Leben schließen. 2 Monate, in denen es mir langsam aber stetig endlich wieder besser ging. Ich konnte wieder lachen und war eigentlich auf einem guten Weg. Dann kamen E-Mails. Unser Sohn hat sich beim spielen verletzt. Nichts wildes, schrieb Sie selber. Es folgte etwas emotionaler E-Mail verkehr. Letztendlich rief Sie auf meinem Festnetz an. Das Gespräch war völlig sinnlos, da im Grunde alles per Mail geklärt werden konnte. Jedoch, als ich Ihre Stimme hörte, wurde ich wieder weich. Der Kontakt wurde auf SMS ausgeweitet. Es folgten Telefonate und letzet Woche entsperrten wir uns gegenseitig auf WhatsApp (Kindergarten ich weiß).

Die Sache ist, das ich das Gefühl habe, das Sie auch nicht 100% abschliessen kann. Sie legt mir wirklich nur Krümel hin. Eine einfache Bitte um Rückruf, ich springe und wir telefonieren eine Stunde. Wir entsperren uns auf Whatsapp, ich bekomme sofort Bilder und Videos von unserem Sohn, wobei Sie auch zu sehen ist. Wenn ich mich länger als 7 Tage nicht melde, kommt immer etwas von Ihr. Jedoch immer unter dem Vorwand, es ginge um unseren Sohn oder das Haus. Wir trafen uns die letzten 2 Wochen sogar mehrere male, um gemeinsam mit unserem Sohn Zeit zu verbringen, obwohl Sie vor 6 Monaten sagte, das wir niemals mehr zu dritt auf einen Spielplatz gehen würden. Die Treffen waren schön. Wir lachten, es war eine vertraute Atmosphäre, gewissermaßen war Intimität vorhanden.

Als wir vor einigen Wochen unser erstes Treffen mit unserem Sohn ausmachten, gestand ich Ihr, noch etwas für Sie zu empfinden. Ich sagte Ihr dies, weil ich Ehrlichkeit wichtig finde. Ich meinte zu Ihr das ich unserem Sohn zur liebe, dem Treffen zustimmen würde, allerdings Ihr nichts vormachen will und nicht möchte, das Sie sich dabei unwohl fühlt. Daraufhin bedankte Sie sich für meine Ehrlichkeit und stimmte dem treffen zu. Heute zur Mittagszeit knickte ich wieder ein. Ich schrieb Ihr, das ich oft an Sie denke würde. Daraufhin fragte Sie mich, was genau ich damit meine. Ich gestand Ihr also, das Sie noch immer in meinem Herzen und Gedanken wäre und ich Sie vermisse. Ihre Antwort kam zügig. Danke für deine Ehrlichkeit, aber ich wisse ja, wir werden kein Paar mehr werden können.
Sie hoffe ich wäre die letzten Wochen, nicht aus Hoffnung nett zu Ihr gewesen und Sie wünsche sich für unseren Sohn ein gutes Gefühl, wenn wir gemeinsam Zeit verbringen.

Deshalb schreibe ich hier. Das letzte Jahr hat mich wirklich geprägt. Ich konnte soviel über mich selber und Beziehungen lernen. Auch die alte Beziehung zu meiner Ex Freundin, konnte ich gut verarbeiten. Es war wirklich nicht alles schön. Ich konnte meinen Anteil des Scheiterns bestimmen, weiß aber auch was ich nicht mehr will und bis wohin ein Kompromiss sinnvoll ist.

Obwohl fast 1 Jahr vergangen ist und die Trennung unglaublich schmerzhaft war, liebe ich meine Ex Freundin noch immer. Das ist auch der Punkt. Normalerweise bin ich total selbstbewusst und lustig. Ich sehe auch nicht schlecht aus, bin kontaktfreudig und gesellig. Ich kann Frauen ansprechen und werde auch von Frauen angesprochen. Warum mache ich mich vor ihr so zum Affen und mach mich selber klein?

Obwohl Sie es mir klar und deutlich sagt, fällt es mir schwer Ihren Worten zu glauben. Das ganze ist so kräftezehrend und anstrengend und jedesmal tut es wieder weh. Soll ich auf subtile Art weiter kämpfen und hoffen das Sie die Veränderung bemerkt oder soll ich versuchen loszulassen? Wie lässt man eigentlich los? Wie habt Ihr das geschafft?

Tut mir leid für den langen Text. Allerdings ist bereits das Schreiben eine kleine Wohltat für meine Seele.

03.08.2021 01:45 • #1


Balu85
Zitat von Mahoni111:
Tut mir leid für den langen Text. Allerdings ist bereits das Schreiben eine kleine Wohltat für meine Seele.

Das kenne ich und wenn das so ist, dann schreibe ruhig. So lange und viel du willst. Allein das hilft manchmal schon.

Zitat von Mahoni111:
Danke für deine Ehrlichkeit, aber ich wisse ja, wir werden kein Paar mehr werden können.

Ich denke dir bleibt im Moment nichts anderes übrig als das zu akzeptieren.
Wenn ihr einen guten Umgang miteinander habt, eurem Sohn zuliebe habt ihr schon mehr erreicht als viele andere die sich trennen und gemeinsame Kiner haben.
Ich weiß das es schwer ist, aber versuche nicht in jede Kleinigkeit, jeden Brotkrumen etwas hineinzudeuten.
Wahrscheinlich meldet sie sich wirklich nur wegen wenn es etwas wegen dem Haus oder eurem kleinen zu besprechen gibt.
Vielleicht mag sie dich als Mensch und Freund das sie auch mal über andere Dinge mit dir spricht.
Aber eigentlich hat sie sich unmissverständlich ausgedrückt.
Springe nicht auf jede bitte um Rückruf an....du musst nicht alles sofort stehen und liegen lassen. Frag von mir aus ob es wichtig ist und wenn nicht dann meldest du dich wenn du Zeit dafür hast.
Und Nachrichten mit ich vermisse dich, ich muss an dich denken.....denke sie dir. Oder nutz das Thema hier im Forum dafür, schreib sie da rein...aber nicht an sie.
Ob sich da jemals wieder etwas etwickeln würde...wer weiß. Aber ich würde da jetzt keinen Silberstreif am Horizont sehen.
Du warst willenstark und zielstrebig...das steckt in dir. Sei es auch jetzt. Akzeptiere es so wie es im Augenblick ist, mach dich ihr gegenüber nicht kleiner als du bist.
Und wenn es eben erstmal nicht anders geht, dann sprech mit ihr nur über Dinge die euren Sohn betreffen und absolut nichts persönliches.

Und nur nebenbei bemerkt....wenn eine Beziehung scheitert, gerade in stressigen und kräfteraubende Zeiten, ist es in den seltensten Fällen die Schuld von nur einem der beiden. Jeder hat da seine Aktie dran.
Aber das ist Schnee von gestern. Eine Aufrechnung der Schuld bringt dir nichts mehr.

Gruß Balu

03.08.2021 02:18 • x 2 #2


A


Ex Freundin mit gemeinsamen Kind loslassen oder kämpfen

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Heffalump
Zitat von Mahoni111:
Warum mache ich mich vor ihr so zum Affen und mach mich selber klein?

Machst du das? Du hast geliebt, hast die Grundpfeiler der Vorstellung von Familie geschaffen - Haus und wurdest Vater.
Trennungen sind nie leicht oder einfach. Weil man auch vermisst und idealisiert.

Normal wird das Gefühl mit der Zeit weniger, wenn man sich Zeit für den Abschied nimmt. Du bist immer noch mit ihr verbunden, durch euren Sohn.
Nur das die Paarbeziehung durch einiges zum Ende führte und die Elternarbeit noch nicht ganz bei dir angekommen ist.



Zitat von Mahoni111:
Ich versuchte mich mit viel Alk.


Nicht gut. Weißte selber.

Zitat von Mahoni111:
Diese krasse Gefühlskälte, das Ignorieren


Das war ihr Weg, dich aus ihrem Gefühlsleben zu entfernen. Nur ist sie damit schon deutlich weiter, wenn sie jetzt wieder auf dich zugehen kann, mit dir scherzen und lachen kann.

Zitat von Mahoni111:
Die Sache ist, das ich das Gefühl habe, das Sie auch nicht 100% abschliessen kann.


Ich glaube mehr, das sie die Trennung schon verarbeitet hat, Du hingegen fängst irgendwie gerade erst an. Du kannst ihr sicherlich sagen, das du noch am Anfang der Verarbeitung und des Loslassen stehst und es für dich nicht so einfach ist, weil du durch ihre Kontaktaufnahme immer noch Hoffnung entwickelst.
Sie wird es verstehen.

Bitte sie, nur mit Elterngesprächen auf Dich zu zugehen. Alle Sachen die Euch als Paar betrifft, ignoriere bitte auch Du.

Zitat von Mahoni111:
Letztendlich war es zu viel. Zu viel für Sie, mich, uns. Die Beziehung scheiterte. Zu recht. Wir waren beide nicht glücklich

Wenn man nicht mehr glücklich sein kann zu zweit, ist eine Trennung besser als auf Krampf und Kampf zusammen bleiben zu wollen. Erinnere Dich - warum auch Du nicht mehr glücklich mit ihr warst. Hilft ein bisschen beim loslassen

03.08.2021 04:27 • x 3 #3


M
vielen Dank für die zügigen Antworten und aufbauenden Worte.

Leider geht es mir heute so wie ich es erwartet habe. Die Nacht war sehr kurz und bis jetzt liefen mir schon mehrfach die Tränen. Dieser Zustand ist einfach nur Mist. Frei für etwas neues geht nicht, wäre ja nicht fair.

Außer dem Gefühl von Liebe, ist da noch diese grenzenlose Enttäuschung. Wie seid ihr damit umgegangen? Die Phase der Enttäuschung, folgt stets der Liebesphase. Es fühlt sich an, als hätte man den ganzen Tag eine Klausur geschrieben. Man ist völlig leer und ausgelaugt. Danach folgt die Trauer und auch teilweise Wut, einen Lebensabschnitt, durch die Entscheidung von jemand anderem aufgezwungen bekommen zu haben.

Es ist teuflisch und so sinnlos von der Natur...

03.08.2021 12:46 • #4


Heffalump
Du frägst, wie es bei Anderen war? Kann man nicht immer vergleichen, ich durfte fast ein viertel Jahrhundert verarbeiten. Die Nächte waren kurz, die Tage zu lang. Und wenn ich schlief, träumte ich nur Mist. Das Unterbewusstsein macht auch seinen Teil der Bewältigung. Auf Hochphasen kamen Tiefschläge, aber die Abständen da zwischen wurden immer länger - und plötzlich war es weg.

Zitat von Mahoni111:
Es ist teuflisch und so sinnlos von der Natur

So sehe ich das nicht. Ich kann mich wieder verlieben, ich kann mit jemanden wieder eine Beziehung eingehen, der jetzt besser zu mir und meinem Lebensumständen passt. Das kann durchaus ein ganz toller Vorteil sein, den man frisch getrennt noch gar nicht erkennen will

03.08.2021 14:51 • #5


Gorch_Fock
Mahoni, Kleinkind von einem Jahr und noch drei (!) Jahr Hausausbau? Welche Frau soll das mitmachen? Ich denke hier war einfach auch viel Überforderung am Start. Klar, gerade als SaZ hast Du gelernt, Aufträge auszuführen. Aber das war zu viel für die Beziehung.

03.08.2021 16:32 • x 1 #6


B
Zitat von Mahoni111:
Es ist teuflisch und so sinnlos von der Natur...

Der Natur ist Dein Liebeskummer egal. Aber Deine Seele hat Probleme, das Verlassensein, das Scheitern, die Einsamkeit und auch die Aussichstlosigkeit zu akzeptieren.
Das ist aber völlig normal, wenn auch sehr lästig und unbequem. Der Verstand weiß oft schon, dass es so vielleicht besser ist, aber dann kramt das Gefühlsgedächtnis wieder alte Begebenheiten hervor, die einem suggerieren, dass es damals und da und dort ja so schön und harmonisch war.
Die Seele möchte nämlich gerne den alten Zustand der Zweisamkeit und vor allem der Kummerlosigkeit wieder herstellen und aktiviert dann Dein sehr gut funktionierendes Gefühlsgedächtnis.
Die Konsequenz: sofortige Frust, Trauer, Tränen, ein überwältigendes Gefühl der Einsamkeit und der Sinnlosigkeit können aufkommen, weil Dir umgehend bewusst wird, dass es jetzt vorbei ist
.
Das dauert - meist einige Monate. Hat man mit dem Expartner keinerlei Verbindung mehr, geht es schneller, hat man Verbindungen wie Ihr Euren Sohn und ist Kontakt unvermeidlich, kann es länger dauern, weil Du ja immer wieder erinnert und getriggert wirst.

Du hast geschrieben, dass Du eigentlich selbstbewusst, willensstark und zielstrebig bist und das wahrscheinlich in einem sehr hohen Maße. Offenbar bist Du in der Beziehung auch dominant aufgetreten, was bei ihr ein Gefühl des Kleinseins hervorgerufen hat. Das hast Du nicht erkannt oder auch nicht akzeptiert, sollte sie sich entsprechend artikuliert haben. Keiner kann auf Dauer in einer Beziehung überleben, in der er immer die gefühlte untergeordnete Rolle einnehmen muss. Das zermürbt, schädigt das Selbstgefühl und irgendwann wird die Reißleine gezogen.
Menschen wie Dir fällt es dann aber auch viel schwerer, das Verlassensein, das sie veranlasst hat, zu akzeptieren. Denn das - die Machtlosigkeit Deiner Person, das Kaltstellen, das Ignorieren und die vom Partner verordnete Distanz zu akzeptieren, entspricht nicht Deinem Selbstbild und Deiner Persönlichkeit. Ich denke, dass Du daher große Akzeptanzprobleme hast, denn es steht konträr zu dem, wie Du normalerweise Dein Leben lebst.

Ich will ein Haus, ich kann es finanzieren, also suche und finde ich eines oder baue eines, kümmere mich um den Umzug und dann sind wir die glückliche Familie. Deine Pläne, Deine Absichten und Deine Vorstellungen wurden nun zunichte gemacht. Menschen, die planerisch veranlagt sind, haben es oft schwer, mit veränderten Umständen zurecht zu kommen. Denn es ist etwas geschehen, was sie aus der Hand geben müssen und was sie nicht mehr steuern können. Das stört das eigenen Selbstbild.

Was kannst Du tun?
1. Akzeptiere, dass sie weg ist und rechne nicht einer Rückkehr. Sie hat es Dir gesagt, dass aus Euch kein Paar mehr wird. Also verinnerliche das und träume nicht von Dingen in ferner Zukunft, die kommen können, wahrscheinlich aber nicht kommen werden.
Sag Dir, sie ist weg und sie bleibt weg. Sag das laut und wiederhole es.

Ist das blöd? Nein, ich glaube, Selbstaktivierung durch lautes Aussprechen von Tatsachen ist weitaus schwieriger als nur das Denken, aber so hart es auch ist, es wirkt anders in Deinem Bewusstsein. Du redest Dir quasi selbst ein, besser gesagt, Du sagst es Dir selbst, es ist so wie es ist und meine Gefühle für sie werden nicht mehr gebraucht.
Mir haben Selbstgespräche beim Verarbeiten geholfen. Ich lag am WE oft im Bett, ließ Situationen Revue passieren und dann erzählte ich mir quasi selbst, wie es war und wie ich es empfunden hatte. Ich erzählte einer nicht vorhandenen Person über die gescheiterte Beziehung. Das Bedürfnis hatte ich wieder und wieder und es laugte mich aus. Nach spätestens einer Stunde war ich fix und fertig und konnte nichts mehr denken, ich war leer und ausgebrannt. Ich nehme an, dass das für mich ein geeigneter Weg war, damit abzuschließen. Irgendwann ließ das nach, schleichend, es hatte seine Funktion erfüllt im Verarbeitungsprozess.

Auch Schreiben ist nützlich. Ich schrieb ellenlange Emails, in denen ich ihn nach Befinden beschimpfte oder in denen ich ihm nachtrauerte, die ich aber nie abschickte. Das half auch. Von der Seele in die Hand und von der Hand sozusagen aufs Papier. Es erfordert auch, Struktur in die wirren Gedanken zu bringen und trägt zur Klärung bei. Kann ich nur empfehlen. Ich denke, es hat damit zu tun, dass man es im wahrsten Sinn des Wortes dann eher be-greift. In diesem Wort ist ja schon das Wort Greifen, also mit der Hand etwas tun, enthalten. Was wir schreiben, verinnerlichen wir besser und wir merken es uns besser und wir verstehen es auch besser.

2. Gefühle wie Einsamkeit, Trostlosigkeit, Aussichtslosigkeit sind da und müssen wohl auch durchlebt werden. Das ist nicht schön, weil es weh tut. Aber es ist auch normal im Prozess des Verarbeitens. Du bist kein Automat und Deine Seele zweimal nicht. Sie führt sozusagen ein Eigenleben, ist aber ein Teil von Dir und das ist auch gut so. Also lass sie das durchleben, lass sie zu Wort kommen, höre sie und nehme sie wahr. Je mehr Du Dich dagegen sperrst, desto schädlicher für Dein Innenleben.
Auch Gefühle wie Hass auf Dich, auf sie sind normal, aber sie dürfen sich nicht dauerhaft etablieren. Sie fressen Energie, rauben Dir Schlaf und Wohlbefinden und sind nur schädlich für den, der sie empfindet. Eine Zeitlang sind sie normal, weil Du damit auch Abstand schaffst, aber auf lange Zeit schädigen sie Dich, denn Hass vergiftet den, der ihn empfindet.

Ich fand sämltiche Tiernamen für ihn, wünschte ihm alles Unglück. Meine Lieblingsfantasie: ich manipuliere die Bremsen seines Autos (ich weiß gar nicht wie das geht!), er fährt los und wenn er gerade schön in Fahrt ist, kann er die Kiste nicht mehr steuern. Sein dämliches Gesicht, die Panik, die aufkommt - diese Fantasien waren Balsam für mich, wenn auch kindisch. Noch besser: als er recht bald eine Neue hatte, wünschte ich ihm einen schweren Unfall und stellte mir vor, wie er im Rollstuhl sitzen würde, während ich noch gehen konnte. Noch besser: er sollte sterben, verrecken und ich würde nicht auf seine Beerdigung gehen. Oh nein, ich würde später an seinem Grab stehen und triumphieren und sagen: Du miese Ratte, da liegst Du nun und ich lebe noch!

Ob es tatsächlich so gekommen wäre, wenn er gestorben wäre, sehe ich skeptisch, aber ich sehe solche Fantasien als nützlich an. Sie helfen ein wenig in der Zeit der Hilflosigkeit. Aber das vergeht auch wieder.

Irgendwann nabelt man sich dann doch ab, schaut nach vorne, stellt sein Leben notgedrungen neu auf und dann ist oft der Raum frei für die Erkenntnis, dass die Beziehung im überwiegenden Teil nicht gut funktionierte. Man kann auch als Verlassener erkennen, dass man nicht das ausgesonderte Opfer ist, sondern auch seinen Teil zum Scheitern beigetragen hat. Die Schuld ist meistens recht gleich verteilt und jeder hatte seinen Anteil daran. Es ist gut, das eigene Verschulden anzuerkennnen, denn das heißt auch, Verantwortung für sich und sein Handeln zu übernehmen und Konsequenzen akzeptieren zu können. Aber genauso auch das Verschulden des Expartners muss und darf gesehen werden, denn auch er trug dazu bei.
Wenn man das leisten kann, die Beziehung nüchtern betrachten und bewerten kann, hat man damit abgeschlossen. Das dauerte bei mir an die zwei jahre und es war eine recht kurze Beziehung von nur 14 Monaten.
Dennoch hat mich gerade diese, denn ich war bereits Mitte 40, als ich sie hatte, entscheidend weiter gebracht, was Selbstwert, Selbstakzeptanz, aber auch eine Sicht auf die eigenen Verhaltensmuster und Defizite anbelangt. Ich erkannte dank dieser Beziehung viel mehr von mir selbst als die Jahre vorher.

Jede Beziehung hat ihren Wert und jede Beziehung kommt dann, wenn man sie braucht. Die Partnerwahl ist kein Zufall, sondern wird zum Großteil unbewusst gesteuert. Jede Beziehung ist auch lehrreich.

Du trittst noch ein wenig auf der Stelle, verharrst noch zu sehr in Traurigkeit, wie mir scheint. Ab und an muss man sich auch selbst einen Tritt geben und wieder anfangen zu leben. Das Leben ist nie nur schlecht.

3. Dein Kontakt zu ihr:
Nun, sie kam nach einer Sendepause wieder auf Dich zu. Was ihre Beweggründe sind, weiß möglicherweise nicht mal sie selbst. Interpretiere da nichts hinein. Es kann an Eurem Sohn liegen, es kann am Abstand zu Dir liegen, aber Absichten in Richtung Beziehung hat sie nicht. Das hat sie gesagt, also höre darauf.
Aber ich möchte Dir vorschlagen, den Kontakt zu reduzieren. Nur weil Dein Söhnchen sich das Knie aufgeschlagen hat, ist das kein Anlass für einen weitergehenden Nachrichtenverkehr. Die Versuchung ist groß sich wieder ins Spiel zu bringen, aber es wirft Dich auch zurück. Beschränke den Kontakt auf das Nötige, denn damit suggerierst Du auch Deiner Seele eher, dass ihr getrennt seid. So aber begibst Du Dich jedes Mal wieder in eine Gefühlslage von so was wie Geborgenheit, Gemeinsamkeit, was aber nicht der Realität entspricht. Damit stellst Du Dir immer wieder selbst ein Bein und triggerst womöglich die realitätsfremde Hoffnung auf eine Neuauflage.
Beschränke den Kontakt auf das Notwendige und das Sachliche und höre auf, sie mit Deinen Gefühlslagen zu überfallen.
Sie hat für sich entschieden, es ist besser so, also respektiere ihre Entscheidung, aber zeige ihr auch die Konsequenzen daraus. Du bist noch Vater, das wird Dir bleiben und das ist gut so, aber Du bist nicht mehr ihr Partner.
Höre auf, sofort hinterher zu telefonieren. Sie gewöhnt sich dran, dass Du wie das Hündchen übers Stöckchen springst, aber Du tust Dir damit selbst nicht gut. Beende es und kontaktiere sie dann, wenn es nötig ist. Verordne Dir selbst Abstinenz.
Du könntest schon weiter sein, wenn Du den Kontakt nicht mehr auf emotionaler Ebene weiter führen würdest. Und was Du fühlst und empfindest, das sind Deine Gefühle. Es ist nicht zielführend ihr das mitzuteilen und eigentlich solltest Du Dir dafür auch zu schade sein. Was willst Du damit erreichen?
Du verbrämst es geschickt vor Dir selbst mit Deiner ach so edlen Ehrlichkeit, die aber nicht gefragt ist, schon gar nicht bei ihr. Also unterlasse das künftig. Ein wenig mehr Selbstachtung wäre hier angebracht!

Eure Spielplatzbesuche zu dritt sind auch so ein Thema, das bei mir unangenehme Gedanken hervorruft. Ihr spielt für eine Zeitlang happy family, aber ihr seid keine. Kannst Du nicht mehr Zeit mit Deinem Söhnchen allein verbringen? Muss sie immer dabei sein? Ich meine nur, Du hältst Dich damit wieder temporär in einer Traumwelt auf, positive Ankänge an etwas, was sein könnte, aber nicht ist und wohlige Gefühle lullen Dich wieder ein und das ist nicht unterstützend beim Loslassen. Aber das ist Deine Entscheidung. Ich kann nur meine Sichtweise darlegen.

Du hast noch nicht losgelassen, aber Du solltest alles tun, um das zu können. Du kannst Dein Leben nicht in einem Traum von vergangenen Zeiten verbringen, Du musst es weiter leben und auch mal einen Blick in die Zukunft wagen. Vermutlich hältst Du Dich noch zu sehr in der Vergangenheit auf, weil Gegenwart und Zukunft nicht als angenehm empfunden werden.
Loslassen ist auch eine Sache des Willens und eine Entscheidung. Ich gebe Dich frei, ich lasse Dich Dein Leben leben und lebe meines - das müssten Deine Selbstbotschaften an Dich sein.
Das ermöglicht Dir dann auch, die Trennung hinzunehmen, ja vielleicht sogar als gewinnbringend anzusehen.

Es gibt nun mal nicht die ultimativen Tipps, die für Jeden passen. Tue dies und das und jenes nicht und sofort wird es Dir besser gehen. Nein, jeder muss seinen eigenen Weg finden und die Strategien wählen, die ihm helfen. Das Endziel sind die endgültige Akzeptanz der Wirklichkeit und die Erkenntnis über sich selbst. Das wäre dann auch ein gutes Kapital für das weitere Leben und vielleicht auch eines Tages für eine neue Beziehung.

03.08.2021 16:40 • x 6 #7


M
Zitat von Begonie:
Offenbar bist Du in der Beziehung auch dominant aufgetreten, was bei ihr ein Gefühl des Kleinseins hervorgerufen hat.

Genau das ist es. Ich hab Sie nicht wie meine Frau behandelt, mehr wie einen Angestellten. Es standen ja ständig Planungen in Bezug auf technische Lösungen, Verzug, Abnahmen usw. an. Wobei ich nie vulgär oder cholerisch geworden bin. Eher das tot-argumentieren. im Job gut. In einer Beziehung, sehr destruktiv.

03.08.2021 21:09 • #8


M
Zitat von Begonie:
Du miese Ratte, da liegst Du nun und ich lebe noch!

Wow, heftig, aber wenn es dir geholfen hat, natürlich völlig legitim. Meine Wut richtet sich gar nicht so sehr gegen sie als Person, sie hat mich einfach nur maßlos enttäuscht. Wütend bin ich eher auf mich.

03.08.2021 21:17 • #9


M
Ich bin wirklich überrascht, für soviel Ratschläge und Anteilnahme von euch. Es hilft und ist gleichzeitig beruhigend.
Das Hauptproblem ist eigentlich, das sie stets und ständig mit unserem Kleinen kommen kann wie sie will. Bin ich Ihrer Meinung nach zu kalt, bin ich das Ar...loch, welches sie zum Glück verlassen hat. Bin ich zu nett, bin ich ein Schleimer, der sie zurück will. Echt frustrierend. Sollte ich irgendwann eine andere Frau kennenlernen, wird der ganze Spaß erst richtig losgehen.
An dieser Stelle möchte ich erstmal danke sagen und euch allen einen schönen Abend wünschen.

03.08.2021 21:49 • x 1 #10


Heffalump
Zitat von Mahoni111:
Eher das tot-argumentieren.

Nach spätestens 5 Minuten hört keiner mehr zu. Es gibt viele Wege nach Rom, du gehst gern rational, sie eher romantisch, beide führen ans Ziel, ihr Weg wäre der schönere gewesen.
Zitat von Mahoni111:
sie hat mich einfach nur maßlos enttäuscht

nanana. Du sie auch. Möchte ich einen Partner, der mir sagt, wie ich was zu fühlen haben? Der den Schlüssel zu allen Problemen hat, aber ihn mir nicht gibt, weil da muss man sich erst für tot argumentieren lassen? Dann behalte deine Weisheit und ich mache es es so wie ich möchte.

Man reagiert und agiert gemäß seinen Erfahrungen,
du hast, vermute ich Feldwebelhaft Beziehung geführt, schwadronierend Probleme gewälzt und militärisch gedrillt Gehorsam erwartet?
Ich bitte dich, wir Frauen neigen zu Ungehorsam und sind chaotisch liebenswert. Der einzige General zuhause ist mein Bodenputzmittel.
Überspitzte Darstellung*

Klar strukturiert muss mein Berufsleben, mein Privatleben kann zur Gänze anders sein.
Zitat von Mahoni111:
Echt frustrierend.

Ist ja auch logisch, sie kann Dich nicht einschätzen, wie auch - sie kennt doch nur den Macher und Anschaffer, den Anderen in dir, den du anfänglich ihr gezeigt hast, sonst hätte sie sich kaum verliebt, den hast du versteckt im Manöver.

Klar Hausbau kann Beziehung arg strapazieren, besonders wenn sie kaum mitreden darf, Bsp: Form oder Farbgebung Küche, Fliesen im Bad, Blumen im Garten usw.
Da wird jede, früher oder später, flüchten.



Zitat von Mahoni111:
sie hat mich einfach nur maßlos enttäuscht.

Nochmal. Sie ist nicht Du, sie geht ihre Probleme nur auf ihre Art an, bestimmt hat sie versucht, mit dir zu reden, aber *aus eigener Erfahrung* Frau kommt nicht zu Wort.
Es gibt zwei Reaktionen, wenn mein Partner alles besser weiß, die erste:
Man resigniert
die zweite:
Man geht.

Und das hat sie schlussendlich getan. Ist auch ne Menge Eigenschutz dabei.

04.08.2021 06:06 • #11


M
Guten Morgen Heffalump,

puh also danke für deine Anregungen. Mit dem meisten was du beschreibst, liegst du richtig. Allerdings war der Hausbau ein Riesen-Projekt. Wir leben in einer Landeshauptstadt, das Haus ist ein MFH in Citylage. Wir haben dort ausser unser eigenen Wohnung, noch mehrere Ferienwohnungen saniert.

Vielleicht noch als Hinweis. Ich bin kein Militär oder Survival Freak. Ich hab mich mit 20 Jahren freiwillig gemeldet, um mir von dem Geld meinen Meister zu finanzieren. Ich bin kein Pedant, meine T-shirts sind nicht alle auf DIN A4 gefaltet. Ich bin Italienischer Herkunft, ich Feier gerne, habe einige sehr gute und wirklich langjährige Freundschaften, viele Bekannte. Ich blödel gerne rum und bin dem spirituellen nicht gänzlich abgeneigt. Das Haus war ein Projekt was erfolgreich abgewickelt werden musste. Da hing ja auch richtig viel Geld dran. Ich meine wenn für z.B. Fliesen nur 12,00/m2 da sind, da können die für 35,00Euro noch so schnucklig sein. Es geht einfach nicht. Der Rahmen war ja mit 12,00Euro gesetzt. Nur der Rahmen. Aber egal, es bringt ja nichts mehr. Der Druck war letztendlich zu groß und ich denke sie hat die Trennung als unglaubliche Befreiung gefühlt. Die Möglichkeit ihr Leben nochmals selber und nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Pech für mich. Wobei wenn ich das so schreibe, der Aspekt eigentlich ja auch für mich gültig sein könnte. Problem ist nur, diese riesige Fehlinvestition, als solche zu akzeptieren, dies abzuschütteln und sich neuen Aufgaben oder schönen Dingen zu widmen.

Wütend auf mich, ich hätte es besser wissen sollen. Wie Gorch Fork schreibt, das hätte niemand oder nur sehr wenige ausgehalten. Rückblickend sehr einfach zu einzuschätzen.

Enttäuscht bin ich, nicht weil sie sich getrennt hat (nicht mehr) Eher wie. Wobei ich scheinbar noch ganz gut wegkomme, wenn ich manche Geschichten hier im Forum lese.

Ich werde gerade Finanziell ausgenommen. Habe aber auch in der Beziehung alles gezahlt. Den vollen Kredit, sie lediglich die Nebenkosten. Ich habe weit über 1.000 Std. in dem Haus gearbeitet. Das alles ist jetzt wurscht. Das ist halt so bei Trennungen, hat sie mir gesagt. Wobei es mir wirklich nicht um das Geld geht. Ich hätte sowieso 50/50 vorgeschlagen. Es ist eher die fehlende Wertschätzung. Bis heute kein Dankeschön. Abgesehen davon das es völliger Irrsinn ist das Haus zu verkaufen. Es trägt sich selber mit Überschuss. Das ist schon sehr schwer für mich, weil es total unvernünftig ist. Natürlich fühle ich mich da völlig ausgenutzt.

Dann erwartet natürlich jeder, das man nun nicht mehr auf Paarebene funktioniert, aber zum Kindeswohl doch bitte auf Elternebene ganz vernünftig miteinander umgehen soll. Das ist schon eine echte Herausforderung.
Wenn ich an den tiefen, brennenden Schmerz, in den ersten Wochen nach der Trennung denke. Das kannte ich einfach nicht und es war so unglaublich intensiv. Und danach diese dumpfe Schmerz mit Trauer. Das ging ja wirklich ewig. Die düsteren Gedanken, mir selbst gegenüber. Da bin ich heute schon wieder recht fit und ein ganzes Stück weiter.

Und trotzdem ist die Sehnsucht nach Ihr da. Das ist verrückt und nicht logisch zu erklären. Als würde man immer wieder auf die heiße Herdplatte fassen wollen.

04.08.2021 10:04 • x 1 #12


M
Das fällt mir gerade noch ein. Circa 6 Monate vor der Trennung hat sie ihre Arbeitsstelle gewechselt. Ich merkte auch das irgendetwas im argen liegt, s.h. sie distanzierte sich von mir. Ich sprach sie an, ob sie einen Mann kennengelernt hat. Sie verneinte, jedoch mit einem sehr komischen Blick.
Kurz nach der Trennung, meinten viele meiner weiblichen Freunde, das da bestimmt jemand neues ist. Deshalb auch diese Gefühlskälte. In einem Anfall von rasender Eifersucht, checkte ich die E-Mails (war vorher niemals eifersüchtig, in keiner Beziehung). Passwörter waren ja alle auf unserem Computer die gleichen. Da fand ich die Mails. Sie und ein Arbeitskollege. Von wegen Sehnsucht nach einander und die Vögel singen nicht so schön, wenn du nicht da bist. Sie stritt dies als Witz ab, als blödelei unter Kollegen. Sie würde so etwas niemals tun. Das hatte ich schon wieder vergessen...

04.08.2021 10:29 • #13


B
Zitat von Mahoni111:
Und trotzdem ist die Sehnsucht nach Ihr da. Das ist verrückt und nicht logisch zu erklären. Als würde man immer wieder auf die heiße Herdplatte fassen wollen.

Das verstehe ich gut, wenn dieser brennende, lodernde Schmerz in einem wütet. Das macht einen fertig, vergällt einem das Leben, lässt alles aussichtlos erscheinen.
Der Hausbau war ein riesiger Stressfaktor, der Euch aber auch gezeigt habt, wie verschieden Ihr unterwegs seid. Du der planerische, bestimmende Teil, der nach dem Verstand agiert. Dies und jenes steht an und muss gemacht werden. Das ist auch stressig, weil man ständig Gedanken wälzt bzgl. Fliesen, Fußböden, dann kommt der Elektriker und dann klappt wieder etwas nicht wie gedacht.
Der innere Stress führt logischerweise auch dazu, den Partner wie einen Untergebenen zu behandeln, der zu funktionieren hat. Sie fühlte sich dann eben als klein und unbedeutend, weil Du sozusagen mit der Keule durchmaschiert bist und das war für sie kein Lebensmodell.

Ich verstehe Deine Haltung, ich verstehe auch ihre Haltung. Hättet Ihr in dieser Hochstressphase die Paarebene verloren, sondern weiter gepflegt, wäre es vielleicht anders gekommen.

Wer jetzt wen ausnützt oder ausgenützt hat - so what? Auch das wird sich im Endeffekt aufheben. Du hast Deine Sicht der Dinge, sie die ihre.

Zu Deiner Enttäuschung. Du hattest es Dir anders vorgestellt, Du wolltest etwas verwirklichen und schaffen und das hat Dir viel abverlangt. Der Invest an Finanzen, Nervenkraft, Fleiß angesichts des teueren Umfeldes sind wirklich enorm. Aber war das auch ihr Leben? Wollte sie das überhaupt oder hätte es nicht ein kleines Häuschen am Stadtrand auch getan? Ein ruhigeres Leben, ein behaglicheres als immer wieder Verpflichtungen, Kommandoton und Druck? Ich verstehe auch sie.

Daran kannst Du vielleicht ein wenig erkennen, dass die vermeintliche Schuld, ich nenne es lieber Anteile am Scheitern, auch relativ gleich verteilt sind.
Du bist enttäuscht, weil sei nicht mitgezogen hat und ausgeschert ist. Aber sie ist nicht dazu da, alles zu machen, was Du vorgibst. Sie entzieht sich Dir, Du hast wenig Macht und Zugriffsmöglichkeiten und das wurmt Dich.
Sie ist nicht dazu da, ihr Leben mit Dir zu teilen, wenn es sie nicht mehr glücklich macht. Das musst Du ihr schon zugestehen.
Und wenn Du hier auch ein wenig lockerer und entspannter ran gehen könntest, würde auch Deine Enttäuschung kleiner werden.

Ich schlage Dir einen Perspektivwechsel vor. Versuche Dir vorzustellen wie sie sich gefühlt hat. Nur noch rationelle Entscheidungen müssen getroffen werden, Stress hoch zehn aufgrund eines Mammutprojektes, Spaßfaktor ausgeblendet, Zeit für Entspannung gibt es nicht. Stattdessen Termine, unzuverlässige Handwerker, Material das nicht oder zu spät geliefert wird, jeder Tag hält neue unerfreuliche Überraschungen bereit.
Und irgendwann sagt sie sich: nein, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. So kann ich längere Sicht nicht leben. Zu viel Druck, wenig Zeit und vor allem keine Zeit mal entspannt essen zu gehen oder mit dem Bübchen sich ins Grüne zu setzen. Das laugt auf längere Sicht aus und nicht jeder ist so leistungsfähig und fleißig wie Du.
Stülpe ihr nicht Deine Wesensmerkmale über. Sie ist vielleicht anders, lockerer, möchte auch mal Spaß haben, entspannt leben dürfen.
Sie ist nicht Du und das muss sie auch nicht sein. Und Du bist nicht sie. Mit dieser Einstellung kann man mit anderen Menschen ganz gut zurecht kommen.
Und sie ist auch nicht dazu da, Dich nicht zu enttäuschen. Die Enttäuschung ist das Resultat Deiner Sichtweise auf ihre Person.

Du wirst auch die Enttäuschung überwinden und sie wird einem inneren Gleichmaß Platz machen. Akzeptanz statt Enttäuschung - ein schönes Projekt für die Zukunft, meinst Du nicht auch?

Eben gelesen - sie hatte sich wohl schon einen Neuen ausgeguckt. Sprich, Du bist abgemeldet. Aber auch das ist ihr Recht. Aber es geht ganz klar zu Deinen Lasten. Du wirkst ein wenig verbittert, davon solltest Du wegkommen, denn es schadet auch nur Dir selbst. Wie die brennende Herdplatte, die Du immer wieder zwanghaft anfasst.
Lass sie in ihrem Leben, tue alles was nötig und möglich ist, für Deinen Sohn, aber distanziere Dich innerlich von ihr. Dann lässt auch die Enttäuschung nach.
Ich verstehe diese auch, ich empfand sie auch und als er wenige Monate nach der Trennung schon seine Next am Start hatte, zog es mir endgültig den Boden unter den Füßen weg. Erst da kapierte ich, dass ich ihn nun ganz und gar verloren hatte und mich jetzt von ihm lösen musste.
Das gelang auch, dauerte allerdings wieder Monate. Wichtig ist das Endresultat, nicht der Zeitaufwand. Loslassen, ihn sein Leben leben lassen ohne dass ich Einblick oder Einfluss darauf haben konnte, ihm die Next zugestehen, ihn in Ruhe lassen.
Erst das brachte auch mir irgendwann eine innere Ruhe und Entspannung. Heisse Herdplatten kann man auch abschalten, lieber Mahoni.

04.08.2021 10:58 • x 2 #14


M
Das alles muss ich erstmal sacken lassen und nachdenken. Vielen Dank.

04.08.2021 13:34 • #15


A


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