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Familie zerbricht aufgrund von Egoismus

Blanca
Exkurs

Je länger ich diesen Thread hier mitlese und mich daran beteilige, desto mehr vermisse ich etwas, das „früher“ zumindest in meinem sozialen Umfeld noch gang und gäbe war: Feste Regeln, die dazu dienen, Leben unter einem Dach und auch sonst miteinander zu erleichtern.

So sehr er mich „früher“ oft nervte: Der Satz „Sowas tut man einfach nicht – ohne wenn und aber“ – mittlerweile dämmert mir, dass diese Regeln gar nicht mal so autoritär gemeint waren, wie das damals bei mir ankam. Sondern dass sie vielmehr halfen, eben solche Szenen wie von @Sensibelchen5 hier berichtet von vornherein zu vermeiden – solange „man“ (also alle) ihnen schlicht folgten.

Moderne Zeitgeister hören das bekanntlich überhaupt nicht gern. Aber seien wir doch mal offen und tolerant. Hören wir uns also ein paar Glaubenssätze an, deren Einhaltung „man“ sich „früher“ schlicht und selbstverständlich erwartete:

· „Feste Zusagen und Versprechen gehören eingehalten.“
„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er gleich die Wahrheit spricht.“

· „Wenn man nicht alles selbst macht…“
„Man kann sich nur selbst vertrauen.“
„Du kannst Dich auf nichts und niemanden je wirklich verlassen.“

· „Wenn einem etwas nicht passt, sagt man das gefälligst auch und zwar nicht erst dann, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist.“

· „Wer den Ton macht, spielt die Musik.“

· „Niemand tanzt mir auf der Nase herum. Meine Kinder* am allerwenigsten.“
(* hier: meine ‚kleine‘ Schwester)

· „Man kann doch nicht einfach machen, was man will.“

· „Wenn jemand sich Mühe macht, ist das zu würdigen; Arbeit schändet nicht.“

· „Wo kommen wir denn hin, wenn das jeder machen würde?“

· „Man kann nicht auf jede(n) (Befindlichkeit) Rücksicht nehmen.

· „Du musst aber auch immer mit dem Kopf durch die Wand!“

Einige (aber nicht alle) der o.g. Aussagen stammen aus diesem Artikel hier:
https://birgit-ising.com/kriegsenkel-ah...enssaetze/

Da steht natürlich noch viel mehr, aber der Rest führt m.E. hier im Thread jetzt zu weit.

Worauf ich hinaus möchte: Jungen Menschen treibt das womöglich schon beim Lesen die Nackenhaare hoch und über den Ton lässt sich natürlich streiten.

Eigentlich waren solche Regeln aber eben nicht dafür gedacht, Menschen zu gängeln, sondern deren Miteinander möglichst unfallfrei zu steuern. Jede Kollision ist nämlich ärgerlich, verursacht Stress und mitunter sogar erhebliche Kosten – was sich durch schlichtes Befolgen dieser Grundsätze hätte verhindern lassen.

In welchem Verhältnis steht das letztlich zueinander?

Hier z.B. geht es nicht allein um ein völlig für die Katz vorbereitetes Abendessen für 30 Personen und die abrupt zerstörte Vorfreude von @Sensibelchen5 auf diesen „ihren“ Tag, an dem auch sie endlich „mal dran“ hätte sein sollen. Letztlich sitzen alle Beteiligten mittlerweile wahlweise traurig, beleidigt oder auch stinksauer in einer Sackgasse, aus der sie allein immer weniger gesichtswahrend herauszufinden drohen. Evt. wird eine Mediation erforderlich – hat sich mal jemand näher damit beschäftigt, was das ggfs. noch obendrein kostet?

Nach der gestrigen Recherche (s. Beitrag #250) dachte ich die in einem der Mediationsangebote erklärte Vorgehensweise mal konkret zuende:

Das Erstgespräch ist noch kostenlos. Die Mediatorin wird sich den Fall anhören und dann einschätzen, ob sie ihn übernimmt oder nicht. Falls ja, wird es Aufgabe des Anrufenden (hier: der TE), ihre Geschwister von der Möglichkeit einer Mediation zu unterrichten und deren Zustimmung einzuholen, dass deren Telefonnummern an die Mediatorin weitergegeben werden.

Das allein kostet also schon wieder Zeit für ein Telefonat und die Vorbereitung einer Nachricht an alle, die dem einen oder anderen dann auch noch näher erläutert werden muss, ehe man sich darauf einlässt - sofern die Idee nicht eh gleich beiseite gewischt wird.

Aber setzen wir mal voraus, alle sind einverstanden und die Rufnummern werden der Mediatorin übermittelt. Ergo wird diese bei jedem Geschwister erst mal einzeln anrufen und sich dessen Sichtweise schildern lassen. Bei fünf Geschwistern macht das – denke ich mal – je eine Stunde Aufwand. So die Mediatorin um die Euro100 bis Euro200 pro Stunde berechnet, sind da also schon mal die ersten Euro500 bis Euro1.000 weg.

Jede weitere Gesprächsrunde – und die kommen ganz sicher – kosten nochmal extra. Ohne sowas je persönlich beansprucht zu haben und daher auch ohne jede Garantie auf Richtigkeit: Schon nach erstem Durchlesen würde es mich nicht wundern, wenn man am Ende so anderthalb bis zwei Tausender dafür los geworden ist.

Nicht nur all die hier im Thread erwähnte, vergebene Vorbereitungsmühe, den Schock im Chatraum angesichts der hochgehenden Daumen, den Ärger über das Verhalten der jeweils anderen, die Traurigkeit über den so entstandenen Status quo hätte man so verhindern können. Sondern auch solche handfesten Folgekosten.

Also indem man schlicht mal zuhört und tut, was „die Alten“ sagen – ohne wenn und aber, ohne hättste, wärste, könnste, ohne ich, ich und nochmal ich – ohne danach zu trachten, aber auch wirklich alles bei jeder sich bietenden Gelegenheit für sich selbst zu optimieren.

Was die heutzutage wahlweise als „falsch“ oder „überholt“ titulierten Glaubenssätze vielleicht auch erklärt oder zumindest nachvollziehbar macht:

Bis Mitte der 1950er ging es einem guten Teil der Bewohner hierzulande materiell schlicht dürftig. Also nicht allein während und zwischen den beiden Weltkriegen, sondern auch in den Jahrhunderten davor – insbesondere, als noch keine Bismarck’schen Sozialgesetze existieren.

Ob die Menschen damals das bisschen, was ihnen zum Leben über blieb dann auch noch für so einen Mediationspalaver ausgeben wollten oder stattdessen lieber „blind und hörig“ jahrhundertealte Regeln befolgten, die einem von den eigenen Eltern nahegelegt wurden – Menschen also, die es normalerweise definitiv gut mit einem meinen und nach eigener Bekundung auch selbst stets gut so durchs eigene Leben geschippert waren – na Ihr seht schon, worauf ich hinaus möchte.

Die „Alten“ waren nämlich nicht nur bekloppt und früher war auch nicht alles schlecht – so wie heute nicht alles besser klappt, nur weil es medial überall rumgetrötet wird und zudem die Kassen der Beratungsindustrie klingeln lässt.


Ich fühlte mich tief berührt als @Sensibelchen5 schrieb, ihre Eltern hätten die Kinder seinerzeit gebeten, einander die Hand zu reichen, statt miteinander rumzustreiten. Aus solchen Sätzen spricht nämlich eine Menge Güte und Innigkeit. Gut möglich, dass junge Menschen dafür heutzutage gar keine Antenne mehr haben, da sie diese Zeit und ihr Lebensgefühl nie selbst erlebten oder auch nur Umgang mit deren Vertretern hatten.

Auch deshalb meine Einlassung, man solle als erwachsener Mensch mittleren Alters nicht nur sein Elternhaus für alles verantwortlich machen. Das funktioniert nämlich sehr wohl auch anders herum:

Hätte die Schwester sich mal an elterliche Regeln wie die weiter oben genannten gehalten, so wäre diese Situation nämlich gar nicht erst entstanden. Denn dann hätte sie nicht darauf geblickt, wie sie den Heiligabend nun doch noch für sich optimiert und aber auch wirklich alles unter ihren Hut bekommt, sondern auf ihre Schwester und hätte sich spätestens angesichts von deren irritierter Nachfrage im Chat auch mal in deren Schuhe wenigstens hineingedacht. Das gilt übrigens auch für ihre Geschwister – jawohl.

Klar kann die TE sich momentan herzlich wenig kaufen, dass sie in der Sache recht, aber dennoch keinen Kontakt mehr zu ihren jede Einsicht diesbezüglich hartnäckig verweigernden Geschwistern hat. Aber so und nicht anders ist es nun mal und nein:

Eine nach vier Monaten passiv-aggressiven kollektiven Schweigens im Familienchat gepostete, einsilbig und als Gegenfrage formulierte Textnachricht hat mit der im elterlichen Sinne aufrichtig ausgestreckten Hand ungefähr soviel zu tun, wie eine Schachtel Billigpralinen vom Discounter mit einer liebevoll von Hand hergestellten Mousse au Chocolat auf dem mit viel Bedacht geschmückten Weihnachtsesstisch.


Hoffentlich bekommen alle Familienmitglieder noch irgendwie die Kurve – denn das und nichts anderes hätten ihre Eltern jedenfalls gewollt und darüber würden sie sich auch sicher immer noch freuen – egal von wo aus sie auf ihre Kinder jetzt herabschauen.

@Sensibelchen5 - falls meine Einlassungen Dir zuviel werden: Sag was Du willst und Du kriegst es auch. Bei dieser hier hoffe ich, dass sie vielleicht noch ein paar Gedanken beinhaltet, an die Deine Geschwister und Du – auch im ehrenden Gedenken an Eure seligen Eltern – irgendwann vielleicht doch nochmal gemeinsam wieder anknüpfen könnt. Wo ein aufrechter Wille, da auch ein Weg, an dessen Ende eine offene Tür mit jemand auf der Schwelle steht, dessen Hand ausgestreckt bleibt.

Wenn nicht auf dieser Welt, dann halt im nächsten Leben.

--- Exkurs beendet ----

25.04.2025 17:23 • x 6 #256


S
@Sensibelchen
Wie realistisch ist es, dass du als Long Covid Patientin ein Weihnachtsessen plus Kaffeetrinken für 30 Personen stemmen kannst? Hast du dich da nicht etwas übernommen? Wollten deine Familienangehörigen deshalb lieber umswitchen auf einen Plan B? Was hattest du denn an Essen, Menü geplant und vorbereitet? Ist das nicht alles wahnsinnig teuer? Und nein, ich will dich nicht verletzen. Ich finde das Verhalten deiner Schwester seltsam. Und der Familienstreit tut mir sehr leid. Wegen Weihnachten sollte man sich nicht streiten.

25.04.2025 19:28 • #257


A


Familie zerbricht aufgrund von Egoismus

x 3


Blanca
@Sensibelchen5
Zitat von Sensibelchen5:
Wie oft denke ich mir: Was würde ich dieses falsche Pflichtbewusstsein einfach gerne mal ablegen und eine ist mir doch sch.gal Haltung und Denkweise annehmen.

Frage 1:
Daß es zwischen extremem Pflichtbewußtsein und einer Sch...egaldenke auch noch sowas wie Achtsamkeit (gesunder Egoismus) gibt, ist Dir bewußt?

Frage 2:
Was konkret würde denn geschehen, wenn Du mal nicht 100%, sondern 80% Deine (wie auch immer geartete) Pflicht erfüllst? Schon mal probiert? (Tipp: Selbst Kinder testen ihre Grenzen immer mal wieder aus...)

Zitat von Sensibelchen5:
Ich habe mich nie aufgedrängt oder dies erwartet. Es geschah auf Nachfrage meinerseits.

Das widerspricht sich für meine Begriffe. Dir ist klar, inwiefern?

Zitat von Sensibelchen5:
andere haben es mit einem widerwilligen Blick getan, wegen ich muss jetzt - da ich wie gesagt auch viel für meine Geschwister tue. Ich habe damals viel Pflege der Eltern übernommen - denn alle hatten ja Familie und Beruf. Ich habe oft stundenlang Kinder gesittet - denn man war ja so erschlagen von Familie und Beruf. Ich habe teilweise Geld geliehen, welches heute noch manchmal ein Thema ist - denn man muss ja alles mitnehmen was geht an Urlaub und Luxus.

Oops - da machst Du gerade ein großes Fass auf.

Wenn Deine Geschwister Dir erst auf Nachfrage und dann (teilweise) offenkundig auch mehr aus Pflichtgefühl heraus geholfen haben, dann gingen sie zumindest schwer davon aus, daß Du Dir ihre Hilfe auch erwartet hast - ob's nun tatsächlich so war oder sie sich das trotz Deiner Nachfrage nur einbildeten, lassen wir mal dahingestellt. Jedenfalls war das ihr Gefühl dabei und abgesehen vom widerwilligen Blick schluckten sie das artig runter.

Umgekehrt hast Du Dich ihnen ziemlich ähnlich verhalten, indem Du Pflichten übernahmst, die Deine Geschwister sich doch selbst kreiert hatten (Kinder) oder die eigentlich nicht nur Deine waren (Eltern). Also mal ganz abgesehen davon, daß sicher niemand verpflichtet ist Leuten sein sauer verdientes Geld zu leihen, nur damit die sich Urlaub und Luxusgüter davon kaufen.

So wie letzteres bis heute noch manchmal ein Thema ist, dürften Deine Geschwister ihre Hilfe an Deinem Hausbau noch nicht ganz vergessen haben. Versetz Dich bitte in ihre Lage hinein: Das waren freie Abend- und Wochenendstunden, die sie normalerweise im eigenen Familienkreis verbringen und zog Energie, die sie eigentlich in ihre Berufe stecken.

Solange all diese Dinge wirklich von Herzen kamen würde ich sagen: Super, was für ein Traum von Familienverband. Aber ab dem Moment, wo dem nicht mehr so war und das Ganze in eine (vermeintliche) Pflicht umschlug, schaut es schon anders aus.

Beim Durchblättern der Mediationsangebote in Beitrag #250 war mir das übrigens aufgefallen: Also daß auch nachgeschaut wird, ob der Geschwisterzwist eine Vorgeschichte hat, die zumindest nicht allen Beteiligten gleichermaßen bewußt ist. Wenn ich beispielsweise sowas hier lese:
Zitat von Sensibelchen5:
Ich denke nicht, dass sich da jemand ausgenutzt oder unfair behandelt fühlte.

Sicher?

Was mich betrifft: Wetten würde ich an Deiner Stelle darauf aber lieber nicht. Offenbar haben einige Deiner Geschwister nicht mal immer nur gute Miene zu Deinem Hausbau(spiel) - sondern (sogar für Dich) erkennbar widerwillig mitgemacht. Klar: Offen gesagt wurde Dir nichts - sowas tut man ja nicht. Vielleicht gesteht man sich nicht mal selbst zu, so auch nur zu denken. Aber Gefühle sind nicht verhandelbar und Augen lügen überhaupt nie.

Ich werde da nicht tiefer drauf rumreiten, denn ich war nicht dabei und kenne Deine Leute auch nicht persönlich. Aber so wie sich das liest, würde ich zumindest mal drüber nachdenken, ob nicht auch Deine Geschwister im Hinterkopf (und vielleicht auch nur unbewußt) der Meinung waren, wenigstens Heiligabend jetzt auch mal selbst dran zu sein. Also nach all der Mühe, die sie sich das ganze Jahr über im Job, mit ihren eigenen Familien - aber eben auch mit Deinem Hausbau gemacht hatten.

Eine Lage, die sie zudem alle miteinander geteilt hatten. Sowas eint, und sei es erst mal nur subtil. Erst in dem Moment, wo Du Heiligabend schon wieder mit einem Sonderwunsch im Familienchat um die Ecke kamst, brach es dann aus Deiner Schwester abrupt hervor - achte mal auf die rot markierte Betonung:
Zitat von Sensibelchen5:
Stell dich doch jetzt nicht so an!, Immer musst du Drama machen!, Mach doch kein Fass auf und komm mal runter!

Das ist die Crux mit schriftlicher Kommunikation: Man sieht weder Mimik, noch hört man den Tonfall. Sonst könnte man auch die Botschaft leichter und klarer deuten. Ob meine Markierungen passen oder nicht - ich weiß es nicht. Aber würdet Ihr miteinander reden - am besten geführt von einem versierten neutralen Dritten (Stichwort: Mediator) - dann könnte man Deinen Geschwistern da vielleicht mehr aus der Nase ziehen.

Irgendwas wird Deine Schwester jedenfalls geritten haben, sonst stünde es nicht da.

Eben drum übrigens auch meine Frage ob Deine Geschwister sich untereinander vielleicht auch öfter mal treffen als mit Dir - etwa um ihre Kinder miteinander spielen zu lassen. Denn wenn sie sich so schon rein begegnungstechnisch näher kommen, führen sie auch mehr Gespräche - vielleicht auch über Dich. Also sowas wie (ich erfinde mal frei):

Boah, bin ich froh wenn der Hausbau bei @Sensibelchen5 endlich mal bald zuende ist. Da haben wir aber dieses Jahr mal alle was gut bei der. Das war echt viel Arbeit. Hoffentlich ist sie zufrieden mit dem, was wir da alles gemacht haben für sie.

Hinter sowas steckt zunächst mal überhaupt kein böser Gedanke. Sondern das ist erst mal einfach nur blabla. Doch heimlich, still und leise formiert sich auch so eine informelle Gruppe, die eins eint: Sie haben geschafft, und Du bist jetzt Heiligabend auch mal dran, nämlich mit Fünfe gerade sein und der schon mit ihren Schwiegers so gebeutelten Schwester ihren Faux-pas mit der Party durchgehen lassen.

Bitte nicht mißverstehen:
Ich spinne hier gerade ein wenig herum und gebe mal wieder den Advocatus diaboli. Ganz sicher wird das jetzt keine 180 Grad-Kehrtwende, mit der ich mich plötzlich auf die andere Seite rüberschlage. Nach wie vor sehe ich es so, daß niemand ein Recht hatte, Deine Party zu sprengen, Dich vor versammelter Chatmannschaft anzumotzen oder Dich geschlossen mit einem Textflächenbombardement zu belegen, um Dich weichzukochen - versprochen.

Aber wenn das mit Deinen Geschwistern in diesem Leben noch was werden soll, dann mach Dich darauf gefaßt, daß auch sie eine Sicht haben - und zwar nicht nur auf Heiligabend, sondern auf Dich in Gänze: Diese eine Schwester, die halt doch bißchen anders lebt und tickt als sie und die damals am Heiligabend den Nerv hatte, alle gleich wieder auszuladen, nur weil eine von ihnen dringend das Programm änderte.

Ein Programm, über das sie gar nicht zu bestimmen und von dem sie selbst sich sogar zwei Tage vorher sogar ausgeklinkt hatte, um mit Schwiegers unter sich zu feiern. Aber angesichts all der Rabattmarken, die wir letztes Jahr bei Dir gesammelt hatten, stell Du Dich jetzt uns gegenüber bloß nicht an, @Sensibelchen5 ...

Könnte so eine Dynamik dahinterstecken?

Ich kann darüber nur spekulieren. Selbst wenn es so gewesen sein sollte: Gut möglich, daß Du gar nicht mitbekommen hast, was sich da vielleicht schon länger hinter Deinem Rücken zusammenbraute. Das ist halt das Tückische, wenn Probleme unter dem Teppich wabern oder mit allen besprochen werden - nur nicht mit den Hauptbetroffenen.

Wie könnte eine Lösung ausschauen?

Ganz grundsätzlich so, daß alle gut damit leben können, ohne sich dafür verbiegen zu müssen.

Dafür muß erst mal die Luft zwischen Euch gründlich gereinigt werden. Deine Geschwister sollten sich bei Dir wegen der Feier entschuldigen. Aber auch Du wirst dasselbe bei ihnen tun, falls sich da jemand an ganz anderer Stelle noch eine Baustelle mit Dir offen hatte, deren Existenz Dir nicht mal bewußt gewesen ist.

Vorweg schreib Dir bitte auf, wie Du Dir den weiteren Umgang im Versöhnungsfall vorstellst. Vgl Beitrag #246: Laß Deine Geschwister in Deinem Leben wieder vorkommen, aber richte es deutlich weniger nach ihnen aus als zuvor.

Verabschiede Dich von dem Bild, das Du bis Heiligabend von Deiner Familie im Kopf hattest: Sie existiert spätestens jetzt nicht mehr.

Schraub Deine Erwartungen auf ein realistisches Maß runter, dann wirst Du künftig auch nicht enttäuscht. Sieh beispielsweise künftig von rauschenden Festen in Deinem eigenen Haus ab: Ihre eigenen Feiern können sie ja gern umdisponieren, so oft sie wollen, dann kann Dir ihre Spontaneität auch egal sein.

Auch sie sollten mit ihren Erwartungen runter. Vielleicht rufst Du sie künftig am Geburtstag auch mal einfach nur an, fährst aber nicht mehr mit Geschenk unterm Arm zu ihnen hin. Du hast dran gedacht, das bleibt die Hauptsache.

Umgekehrt spann Du sie nicht mehr für Arbeiten an Deinem Haus ein, sondern leiste Dir Handwerker. So kannst Du auch emotionsfrei Gewährleistung geltend machen, wenn mal etwas nicht ganz ordentlich ausgeführt worden ist.

Sie brauchen jemand für ihre Kinder? Ab und an sicher o.k., aber auf Dauer ist ihre Work-Life-Balance nicht Deine Verantwortung, sondern ihre eigene - vielleicht sollten sie mal über ein Au Pair nachdenken, ihre Arbeitszeiten reduzieren oder vorübergehend Hobbies und Freizeitaktivitäten etwas einschränken. Es sind nämlich immer noch ihre und nicht Deine.

Geld verleihst Du bitte grundsätzlich nicht - für sowas gibt es Banken und falls Du selbst mal in eine Notlage gerätst, ist sonst keins mehr da.

Überhaupt werden Deine Geschwister und Du sich künftig gegenseitig nichts mehr zumuten, das sie innerlich ärgert, weil Ihr es eigentlich nicht wollt. Denn Ärger bedeutet Stress und Stress verkürzt das Leben. Lasst das - gebt Euch mit 80% zufrieden und lebt lieber alle etwas länger und gelassener.

Wünsche Dir ein schönes Wochenende.

25.04.2025 22:01 • x 4 #258


Blanca
Zitat von Blanca:
Verabschiede Dich von dem Bild, das Du bis Heiligabend von Deiner Familie im Kopf hattest: Sie existiert spätestens jetzt nicht mehr.

Korrektur: Da fehlt ein so zwischen existiert und spätestens. Denn natürlich besteht Deine Familie fort, nur eben anders als in der vor Heiligabend 2024 von Dir gepflegten Vorstellung. Letztere war insofern eine Illusion.

26.04.2025 10:32 • x 1 #259


S
Ich finde es ja schon irgendwie ein bisschen lustig (nein eigentlich traurig) wie der TE zwischen den Zeilen Mitschuld an der Sache gegeben wird. Sie hat eingeladen, alle sagten zu. Schwester sagte ab, Grund m. E. nachvollziehbar, wenn auch sie ihrerseits den Schwiegers hätte absagen können aber jo, dass das evtl hätte schwierig werden können, versteh ich. Dann aber aus dem Nichts die Feier eigenmächtig zu sich umzuswitchen ohne Nachfrage/Absprache ist einfach nur ein NoGo. Völlig wurst, wer der TE beim Hausrenovieren geholfen hat und ob gern oder nicht gern. Das ist keine Art! Und dass die Schwester ihr noch den schwarzen Peter zuschiebt, ist die nächste Unverschämtheit.
Wie @Blanca das weiter oben geschrieben hat: Es gibt Dinge, die macht man nicht!

26.04.2025 12:27 • x 5 #260


T
Ich denke, ihr will niemand eine Mitschuld geben, sondern eine andere Sichtweise aufzeigen. Es gibt halt nicht immer nur schwarz und weiß, gut und böse.
Ansonsten müsste man sagen: jawohl, du hast recht. Die anderen sind schuld. Kontaktabbruch auf ewig.

26.04.2025 12:41 • x 4 #261


Blanca
Vor allem geht es darum, ob die Kuh* sich noch vom Eis holen lässt und wenn ja, wie.

__
* hier: Das Problem

26.04.2025 12:48 • x 4 #262


S
Ja, es geht darum neue Blickwinkel aufzuzeigen. Aber natürlich auch zu trösten.

Für dich, liebe TE, ist das alles Mist! Du hattest eine tolle Idee und die wurde leider sabotiert von deiner Schwester und deiner Familie.

Man kann niemanden zwingen, Weihnachten hier oder da zu feiern. Jeder entscheidet das selbst.

26.04.2025 14:59 • x 1 #263


B
@Sensibelchen5, was machst du mit dem vielfältigen Input, wie geht es dir damit, wie wirst du deiner Familie gegenüber auftreten, was hast du vor?

28.04.2025 11:41 • x 2 #264


Blanca
@Sensibelchen5 - gerade noch gefunden:

https://rp-online.de/leben/gesundheit/p...d-19561757

https://www.malteser.de/dabei/familie-f...inden.html
Im Artikel werden u.a. Familientherapeutische Einrichtungen empfohlen. Für die Suche (nach PLZ) kannst Du es vielleicht hier versuchen: https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-o...hrer-naehe

Es scheint auch reine Online-Beratungsmöglichkeiten zu geben, hier ein Beispiel:
https://www.caritas.de/hilfeundberatung...ilie/start
Offenbar kostenfrei und auch überkonfessionell verfügbar.
Da ihr ländlich wohnt, ist diese Möglichkeit vielleicht nicht uninteressant...

Vielleicht ist ja was dabei für Euch.

Gerade auch noch gefunden:

28.04.2025 22:16 • #265


S
Guten Morgen ihr Lieben,

ich liege mal wieder wach und habe die letzten Tage viel nachgedacht. Ich war etwas überrollt von meinen eigenen Gefühlen und was in mir arbeitet, deswegen habe ich ein paar Tage nicht reingeschaut, um das Thema etwas sacken zu lassen und meine Gedanken zu ordnen. Das hat nur bedingt funktioniert, aber ich hab ein paar schöne Dinge unternommen, die mich zumindest kurzzeitig mal auf andere Gedanken gebracht haben. Ich merke, dass mir das Thema absolut nicht gut tut im Moment und dass ich im Moment nicht genug Kraft und Energie habe, mich damit zu beschäftigen. Einer Konfrontation bzw einem Gespräch wäre ich im Moment überhaupt gar nicht gewachsen. Schon gar nicht, wenn ich mit mehreren Personen sprechen müsste.

Ich habe für mich entschieden, dass ich alles so stehen lasse und mich aus meiner Familie zurückziehen werde und das Thema erst einmal von mir wegschieben und untertauchen werde. Alle wissen, wo ich wohne. Wenn jemand reden möchte, steht meine Tür offen. Aber ich werde auf keine SMS im Chat oder sonstige unpersönliche Formen der Kommunikation reagieren.

Wenn etwas kommt, werde ich mir überlegen wie ich darauf reagiere, wenn nichts mehr kommt, kommt nichts mehr. Dann ist das eben so.

29.04.2025 04:19 • x 6 #266


F
Zitat von Sensibelchen5:
einem Gespräch wäre ich im Moment überhaupt gar nicht gewachsen


Zitat von Sensibelchen5:
Wenn jemand reden möchte, steht meine Tür offen.

Wie passt das zusammen?

29.04.2025 05:23 • x 2 #267


Hedwig11
@Sensibelchen Kann ich verstehen. Nach Ostern und dem Familientreffen war ich ja sehr down und schwor mir, dass ich in Zukunft raus bin aus solchen Zusammenkünften. Jetzt lasse ich das alles erstmal ruhen und verblassen. Der Alltag hat mich wieder und dadurch, dass ich den sowieso alleine bewältigen muss, hab ich gar keine Energie, weiter darüber nachzudenken. Die Zeit wird zeigen, wie sich die Dinge entwickeln.

29.04.2025 05:25 • x 3 #268


S
@Felica2024 ich kenne meine Geschwister. Nach der Situation an Ostern wird sich jetzt erstmal lange Zeit niemand mehr melden - schon gar nicht persönlich vorbeikommen. Eher könnte ich mir vorstellen, dass irgendwann früher oder später weitere Kontaktversuche über den Chat erfolgen. Vielleicht kommt auch gar nichts mehr.

Aber dass das Gespräch persönlich gesucht wird und jemand vor meiner Haustür steht oder vielleicht mal ein Brief in meinem Briefkasten liegt, das kann ich mir wirklich nicht vorstellen.

29.04.2025 05:50 • x 3 #269


CanisaWuff
@Sensibelchen5 es ist richtig, was Du machst. Erst kommst Du und dann irgendwann andere.
Lass es mal laufen und konzentier Dich auf Dich selbst.
Mach schöne Sachen für Dich, triffst Du einen der Geschwister gibt es ein freundliches Guten Tag und guten Weg.

29.04.2025 05:54 • x 2 #270


A


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