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Familienplanung vs Hobby

T
Mit meiner Lebensgefährtin bin ich seit 3 Jahren zusammen und seit bald einem Jahr wohnen wir auch zusammen. Sind beide 33 Jahre alt, haben beide vernünftig bezahlte Jobs, wobei sie bereits ihre Arbeitsstunden reduziert hat (35std/Woche) und da sind wir auch schon fast beim Thema.

Durch ihr exzessives Hobbyausleben ist bei ihr immer sehr viel Freizeit verplant. Sie hatte sich einige Jahre bevor wir uns kennenlernten ein eigenes Pferd gekauft. Anfangs hatte ich das Thema völlig naiv unterschätzt, aber auch heute bin ich eigentlich noch der Meinung, dass zumindest in ihrer Konstellation der wirkliche Pflegebedarf eigentlich nicht so extrem hoch wäre (Vollpension mit viel Auslauf + Pflegebeteiligungen) aber sie verbringt dort trotzdem sehr viel Zeit (6x die Woche, werktags 2-3h, Wochenende 3-8h).

Naja irgendwie hat sich das Ganze jetzt trotzdem einigermaßen eingependelt. Aber wenn ich mal wirklich ehrlich zu mir selbst bin, dann bin ich auch jetzt schon nicht 100%ig glücklich mit der Menge an Zeit die wir zusammen verbringen. Ich kann mich irgendwie damit arrangieren aber auch mal so alltägliche Dinge wie Einkaufen gemeinsam zu erledigen fehlt mir schon irgendwie etwas.
Es scheint ihr irgendwie auch wichtig zu sein, dass sie der zeitlich limitierende Faktor ist. Wenn ich beispielsweise mal eben eine andere Verabredung nicht danach ausrichten möchte, wann sie mal voraussichtlich etwas mehr Zeit hat, führt das dann teilweise sogar zu Streit. Obwohl ich ja vermeintlich der bin, der sich mehr gemeinsame Zeit wünscht.

Allgemein kam bei uns schon immer mal wieder das Thema Familienplanung auf. Dabei ging es schon mehrfach um das Thema Zeit- und Aufgabenverteilung und somit zwangsläufig um ihr Hobby, was dann in ergebnislosen Diskussionen endete. Sie bringt dabei gerne das Argument, dass sie „ein eigenes Pferd als Ausgleich unbedingt benötigt“ und scheint es auch irgendwie als ihr Grundrecht zu sehen, dass ihr geholfen wird das unter allen denkbaren Szenarien zu ermöglichen. Gerade in solchen Momenten frage ich mich dann häufig ob es nicht eigentlich eher eine „Sucht“ als ein „Hobby“ ist. Natürlich habe ich auch meine Hobbies, die ich auch gerne weiter ausüben möchte. Aber eben nicht auf Kosten übergeordneter Lebensziele.

Generell ist es mir sehr wichtig für eine potentiell gegründete Familie auch möglichst viel da zu sein und daher würde ich meine Arbeitszeit reduzieren wollen um das Familienleben auch wirklich ausleben zu können.

Sie stellt sich das andererseits immer so vor, dass sie nach der Elternzeit halbtags arbeiten geht, ihre Stallzeit etwas reduziert und sich das andere drumherum schon irgendwie ergeben würde. Wenn ich da nachbohre stellt sie sich das „ergeben“ wohl so vor, dass ich oder die potentiellen Großeltern sich so um den Nachwuchs kümmern, dass sie ihrem Hobby in einem nur etwas reduzierten Umfang nachgehen kann.

Ich gebe zu, ich bin tendenziell schon ein etwas verkopfter Mensch aber auch wenn ich versuche das Ganze mit etwas Abstand zu sehen, dann kommt mir ihre Vorstellung irgendwie so vor wie „Familiengründung nebenbei“ und wenn ich das mit dem Alltag tatsächlicher Familien mit Kindern vergleiche erscheint mir das auch ziemlich blauäugig.

Außerdem sehe ich es auch nicht so richtig ein, warum ich deutlich mehr arbeiten soll um ihr teures Hobby mit zu finanzieren und mich dann als Ausgleich auch noch als alleinerziehender Vater zur Verfügung stellen soll, damit sie deutlich mehr Freizeit hat, als ich es haben werde.

Das potentiell sehr deutliche Ungleichgewicht hatte ich auch schon angesprochen aber von ihr kommt dann eher so ein Argument zurück wie „du hast mich so kennengelernt“, als ob ich damals unterschrieben hätte mich für ihr Hobby aufzugeben. Das finde ich auch deshalb manipulativ, weil sie z.B. auch einmal zugegeben hatte, dass sie beim Kennenlernen bewusst beschönigt hatte wie zeitintensiv sie ihr Hobby betreibt.

Lange Rede kurzer Sinn: Jetzt frage ich mich gerade ernsthaft wie es weiter gehen soll.
- Darauf vertrauen, dass es sich schon irgendwie fair aufteilen wird, so dass am Ende alle glücklich sind? Das würde mir ehrlich gesagt ziemlich schwerfallen, bei ihren ziemlich „gesetzten“ Vorstellungen.
- Irgendeinen Kompromiss vorschlagen, der versucht das Ganze in eine Richtung zu lenken, die für uns beide gut sein könnte?
- Oder die Reißleine ziehen und hoffen, dass wir beide jemanden anderes finden, der besser zu unseren Lebensvorstellungen passt?

Eins noch: Versteht mich bei dem ganzen Text bitte nicht falsch. Ich schildere hier natürlich nur das Problem und wenn unsere Beziehung nicht auch ihre sehr schönen Seiten hätte, dann würde mir die Entscheidung ja auch leicht fallen…
Würde mich jedenfalls sehr über eure Sichtweisen und Denkanstöße freuen.

16.04.2023 18:27 • x 6 #1


Milly85
Zitat von tigeroctopus:
Außerdem sehe ich es auch nicht so richtig ein, warum ich deutlich mehr arbeiten soll um ihr teures Hobby mit zu finanzieren und mich dann als Ausgleich auch noch als alleinerziehender Vater zur Verfügung stellen soll, damit sie deutlich mehr Freizeit hat, als ich es haben werde.

Ich bin stolz auf dich, dass du wenigstens so eine klare Sichtweise auf die Dinge hast! Das ist eine sehr gute Voraussetzung.

auch, dass du siehst, dass sie dich manipulieren möchte, ist schon einmal sehr gut.

ein Pferd zuhaben ist natürlich ein Riesen Laster. Sicher auch schön aber echt so zeitintensiv… ich sehe es ehrlich gesagt auch so, dass das alles am Ende an dir hängen bleibt.

sie scheint da ja schon eher der dominate part zu sein, aber es ist gut, dass du da gegenhalten und es nicht mit dir machen lässt!

ich finde auch, du solltest dir eher eine andere Frau für die Familienplanung suchen… so richtig wichtig scheint es ihr auch nicht zu sein?!

16.04.2023 18:34 • x 8 #2


A


Familienplanung vs Hobby

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Einfachatmen
Nur kurz, wenn ich mir umgekehrt vorstelle ich hätte einen Mann der von mir ähnliches erwartet (also dass ich sein Hobby mittrage das so zeitintensiv und teuer ist und ich soll der Hauptverdiener sein und die Kinder betreuen) würde ich schnell das Weite suchen.

16.04.2023 18:36 • x 4 #3


A
Ich weiß noch wie ich mit dem 1 Kind schwanger war und dachte gut, 1 Jahr Elternzeit. Da werde ich jetzt Italienisch lernen
Ich kann bis heute kein Italienisch und kann dir sagen: Kinder sind ein Vollzeitjob.

Solange die Kinder noch in der Grundschule sind kann ich mir nicht vorstellen mehr als 50% zu arbeiten.
Gut, natürlich gehe ich Mal mit einer Freundin aus oder zum Sport ( OK, ich gehe töpfern, aber das klingt alt und Öko )

Aber aus meiner Erfahrung sind Arbeit, Kind und ein Pferd in dem Umfang nicht möglich.

Sie kann sich das jetzt sicher auch nicht so vorstellen. Die Idee ist ja immer, dass das Baby halt viel schläft.
Aber wenn das Kind dann da ist, da wird einem deutlich bewusst was das heißt. Vorher weiß man es nur in der Theorie. Echten Schlafentzug zu fühlen ist dann doch anders.

Kannst du deutlich mit ihr reden? Deine Sorgen und Ängste schildern?
Geht sie auf diese Sorgen ein? Macht einen Plan mit dir?
Z.b könnte sie ja zusagen später eine Reitbeteiligung für ihr Pferd zu suchen.

Persönlich würde ich aber mit niemanden ein Kind bekommen, wo ich auch nur die kleinsten Bedenken habe.
Hör auf dein Bauchgefühl

16.04.2023 18:39 • x 13 #4


Kranich71
Frauen und Pferde…
Ich habe einen Bekannten, der war auch mal mit einer mit Pferd zusammen.
Wenn sie es nicht einschränken möchte, wird sich nichts ändern.
Sieht so aus als wärst du die Nummer 2 nach dem Pferd.

Wenn dann noch ein Kind kommt kann es sich vielleicht ändern, glaube ich aber nicht.

Du bist ja jetzt schon zeitlich mehr alleine als mit Partner, mit Kind dann wahrscheinlich alleine erziehend.

Ich würde sie da mal konsequent vor die Wahl setzen. Kind oder Pferd.

16.04.2023 18:41 • x 4 #5


Cagy
Hallo tigeroctopus,
ihr habt weder die gleiche Lebensplanung noch die gleichen Ziele.
Möchtest Du ein Partner auf Augenhöhe sein oder ein Finanzier ihres *Hobbys* dem nach Ihrem Ermessen Zeit zugebilligt wird....
Deine Entscheidung...triff sie bevor das erste Kind unterwegs/da ist.
Alles Gute Dir.

16.04.2023 18:46 • x 5 #6


Bücherfreundin
Zitat von tigeroctopus:
Irgendeinen Kompromiss vorschlagen, der versucht das Ganze in eine Richtung zu lenken, die für uns beide gut sein könnte?

Dein Beitrag liest sich ehrlich gesagt nicht so, als wäre da viel Kompromissbereitschaft von ihrer Seite vorhanden, oder? Zu einem Kompromiss gehören doch immer zwei. Ich fürchte, da bleibt dir nur eine der anderen beiden Optionen...

16.04.2023 18:50 • x 2 #7


B
Zitat von tigeroctopus:
Aber wenn ich mal wirklich ehrlich zu mir selbst bin, dann bin ich auch jetzt schon nicht 100%ig glücklich mit der Menge an Zeit die wir zusammen verbringen. Ich kann mich irgendwie damit arrangieren aber auch mal so alltägliche Dinge wie Einkaufen gemeinsam zu erledigen fehlt mir schon irgendwie etwas.

Ich finde, das ist der entscheidende Satz. Denn die Situation wird mit einem Kind nicht besser. Habt ihr euch mal zusammen gesetzt und einen Plan gemacht, wie ihr euch die jetzt schon existierenden Aufgaben gerecht aufteilen könnt? Wie schaut es mit der finanziellen Belastung für Wohnung und Haushalt aus, kompensierst du jetzt schon ihr Einnahmendefizit oder kann sie das aus eigenen Mitteln ausgleichen?

Wenn du schon jetzt latent unzufrieden bist, geh keine faulen Kompromisse bei der Familiengründung ein. Das ergibt sich sonst wirklich irgendwie. Zu deinen Lasten. Denn sie ist ja schon ausgelastet. Mit Ansage. Redet Klartext miteinander und macht euch gegenseitig nichts vor.

16.04.2023 18:59 • x 2 #8


unbel-Leberwurst
Wenn du deinen Beitrag mal selber liest, gibst du dir doch schon die Antwort, was Du tun müsstest

16.04.2023 19:01 • x 4 #9


Ayaka
du streitest jetzt schon um Zeit für dich

wenn du sie unbedingt - unbedingt willst würde ich sie an deiner Stelle vor die Wahl stellen - Pferd oder Kinder aber ich hätte an deiner Stelle wenig Lust auf einen Partner dem jeder Funken Fairness fehlt

ach ja - pass lieber mal mit der Verhütung auf

16.04.2023 19:31 • x 9 #10


L
Zitat von tigeroctopus:

Außerdem sehe ich es auch nicht so richtig ein, warum ich deutlich mehr arbeiten soll um ihr teures Hobby mit zu finanzieren und mich dann als Ausgleich auch noch als alleinerziehender Vater zur Verfügung stellen soll, damit sie deutlich mehr Freizeit hat, als ich es haben werde.

Du siehst jetzt genau, wie der Mensch mit dem Du Kinder in die Welt setzen möchtest, bei Konflikten agiert und wie sie mit Verantwortlichkeiten umgeht.

Du kannst jetzt entscheiden, ob Du das so willst, denn es wird sich nichts ändern, wenn die Kinder da sind. Du wirst dann tun und machen, weil einer ja muss, unzufrieden sein... der Anfang vom Untergang.

16.04.2023 19:34 • x 2 #11


Einfachatmen
Was natürlich nur fair wäre, wenn du deine Bedenken (so wie hier) ganz gnadenlos besprichst.
Auch wie für dich die Konsequenz aussehen würde, falls sich ihre Zeiteinteilung nicht zu eurem Gunsten ändert.
Habt ihr Freunde mit Kind? Weiß sie was es heißt ein Kind zu haben?

Ich wollte auch mit Baby einfach fertig studieren, ich kann dir nur sagen, das es nicht easy war und ich schlussendlich eine Tagesmutter für ein paar Stunden suchen musste. Obwohl mein Partner und ich uns das mit der Betreuung wirklich gut aufgeteilt hatten.

Hör auf dein Bauchgefühl und auf die Alarmglocke in deinem Kopf.

Du willst hier nicht in paar Jahren schreiben : Ich hätte es wissen können, meine Frau ist mit ihrem Pferd durchgebrannt und lässt mich mit Kind sitzen

16.04.2023 19:41 • x 7 #12


G
Das klappt nur, wenn ihr zwei ein Fohlen zeugt.

16.04.2023 19:47 • x 8 #13


Minusdioptrie
@tigeroctopus
Ich schmunzele gerade etwas, in etlichen Threads liest man über Schwangerschaften, die völlig unerwartet eintrafen, man sich z.T. maximal 3 Monate kannte, oder nach 2 Kindern, beide Elternteile an ihre Grenzen kamen und nichtsdestotrotz ein 3. Kind gezeugt wurde.
Die meisten User hier befürworten diese unklug eingegangen Schwangerschaften.
Hier hat die Frau ein zeitintensives Hobby, jetzt,.. tja, soetwas, schliesst natürlich ein Kind aus.
Dem ist eben nicht so, alles eine Frage der Organisation, der Seilschaften, finanziellen Möglichkeiten und dem Zusammenhalt von Frau und Mann.
Frauen können Kinder haben auch wenn sie ihren Hobbys nachgehen oder Karriere machen wollen.
Sie kann das Kind zum Stall mitnehmen, oder bei einer Tagesmutter abgeben, jedenfalls das Hobby, ist kein Ausschlusskriterium für eine Schwangerschaft.
Viel eher sehe ich hier die wackelige Bereitschaft des Te zum Kind.

16.04.2023 19:49 • x 2 #14


Bücherfreundin
Ich weiß, das hier ist kein witziges Thema, aber darüber:
Zitat von Einfachatmen:
Du willst hier nicht in paar Jahren schreiben : Ich hätte es wissen können, meine Frau ist mit ihrem Pferd durchgebrannt und lässt mich mit Kind sitzen


musste ich gerade wirklich lachen

16.04.2023 19:50 • x 3 #15


A


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