24

Fernbeziehung mit Missbrauchsopfer - was tun?

S
Hallo Leute,

Ich hoffe es kann mir jemand von euch einen Rat geben, der vielleicht schon mal in einer ähnlichen Situation war.

Ich habe vor vier Monaten, während einer Reise ein Mädchen kennengelernt und von Anfang an haben wir uns blendend verstanden. Seit unserem ersten Treffen ist kein Tag vergangen an dem wir nicht in Kontakt waren und ich war mittlerweile schon zwei weitere Male in ihrer Stadt um Zeit mit ihr zu verbringen. Zweimal jeweils ein Wochenende und beide Male war es eine sehr schöne Zeit, die wir beide sehr genossen haben. Natürlich ist es qualvoll genug, dass sie so weit weg ist und wir uns nur so selten sehen können, doch bisher hatte ich das Ziel, dass wir, wenn Sie nächstes Jahr im Juni ihr Studium beendet hat, zusammenziehen können und uns ein gemeinsames Leben aufbauen können. Doch nun hat sich herausgestellt, dass es noch ein größeres Problem gibt, das zwischen uns steht:

Letztes Wochenende war ich wieder bei Ihr und mir ist schon bei den letzten beiden Treffen aufgefallen, dass sie bei Körperkontakt sehr zögerlich ist. Allerdings gab es auch einen Schicksalsschlag in ihrer Familie und es war für mich klar dass sie deshalb nicht in Stimmung für so etwas war und außerdem dachte ich, dass sie obendrein extrem schüchtern ist. Mittlerweile ist in ihrer Familie aber wieder alles in Ordnung und ich freute mich darauf, dass wir uns endlich küssen würden, miteinander kuscheln, und natürlich auch s.uell etwas laufen würde. Zu meiner Überraschung war es aber wieder extrem schwierig, ihr näher zu kommen, also sprach ich sie am zweiten Tag darauf an und dann kam die Wahrheit ans Licht: Sie erzählte mir unter Tränen, es wäre ihr vor ca. einem Jahr etwas Schlimmes passiert und seitdem ist sie unfähig zu körperlicher Liebe. Auch ihre Beziehung, die sie damals noch hatte, ist dadurch in die Brüche gegangen. Sie wollte mir trotz mehrerer Versuche von meiner Seite, keine Details erzählen. Zuhause habe ich sie per Nachricht angefleht, mir zumindest ganz kurz in einem Satz zu sagen was passiert war, weil ich mit dieser Ungewissheit nicht klar gekommen bin und dadurch weiß ich mittlerweile, dass ihr jemand körperlich wehgetan hat. Keine Ahnung ob geschlagen, oder sogar s.uell missbraucht, ich weiß es nicht, und ich habe ihr versprochen, nicht weiter nachzubohren, wenn sie mir nur einen Satz schreibt, daran hab ich mich auch gehalten. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie viel Wut und Traurigkeit ich bei dem Gedanken empfinde, dass meiner süßen Maus jemand so etwas angetan hat und ich habe jetzt absolut keine Ahnung wie ich ihr helfen soll oder kann.

Sie sagt, sie braucht einfach Zeit, aber ich bin besorgt, dass Zeit allein nicht helfen wird, es ist schon ein Jahr her. Ich meine, es ist nicht so, dass sie gar keinen Körperkontakt zulässt. Umarmen ist ok, Händchen halten auch noch ok, aber ich hab dann mal ihre Hand geküsst und gefragt wie sich das anfühlt und sie meinte es wäre für Sie so, als wenn Sie eine Schildkröte wäre die sich in ihren Panzer zurückziehen will. Sie sagte aber auch immer wieder, dass es absolut nicht an mir liegt und wie sehr sie mich mag. Und sie dachte eigentlich selbst nicht, dass es noch immer unmöglich wäre für sie, Zärtlichkeiten auszutauschen, aber sie kann es einfach nicht ändern.

Tja und nun weiß ich also dass die Distanz zwischen uns nicht das einzige Problem ist und dass es wenn überhaupt, dann wohl sehr lange dauern wird, bis wir ein Liebesleben wie ein normales Paar haben können. Ich habe sehr starke Gefühle für sie, aber ich überlege ob das reicht um weiter so zu leiden, egal ob wir zusammen sind oder getrennt. Vielleicht sollte ich die Sache einfach beenden, aber ich will sie nicht im Stich lassen, sie hat so starkes Vertrauen zu mir entwickelt und ich wäre wohl bereit, sehr viel Zeit und Energie zu investieren um ihr zu helfen, wenn es ihr hilft und wir irgendwann zusammen glücklich sein können.

Aber meine Frage ist nun: Bringt das überhaupt was? Kann sie das ohne psychologische Hilfe überstehen? Und was konkret soll ich tun? Immer wieder darauf drängen, dass sie mit mir darüber redet? Immer wieder versuchen, mehr Körperkontakt aufzubauen? Oder das Thema komplett totschweigen? Ihr Raum geben und warten bis sie selbst mehr Körperkontakt sucht? Oder soll ich sogar darauf drängen, dass sie sich professionelle Hilfe von einem Psychologen holt? Ich bin total ratlos, aber ich hoffe, dass jemand der das hier liest, eine ähnliche Situation kennt und mir helfen kann.

Danke fürs durchlesen und ich bin dankbar für jede Meinung!

11.10.2017 12:57 • #1


J
Schwierige Situation. Druck ausüben macht die Sache jedenfalls nur schlimmer. Letztendlich kannst du nur dein Bestes geben und ihr beistehen, wenn du willst. Da dieser schwerwiegende Vorfall noch nicht so lange her ist, wird sie realistisch betrachtet noch sehr lange brauchen, bis sich eine deutliche Veränderung in eine positive Richtung einstellt, was den 6 betrifft. Professionelle Hilfe wäre anzuraten. Aber letztendlich muss sie das selber entscheiden und vor allem wollen, du selbst kannst da nicht viel tun, außer eben für sie da zu sein. Dann allerdings nicht aus Mitleid, denn damit wäre weder ihr noch dir geholfen. Also überleg dir gut was du willst und dann triff eine entsprechende, konsequente Entscheidung.

11.10.2017 13:11 • x 1 #2


A


Fernbeziehung mit Missbrauchsopfer - was tun?

x 3


Traveller
Hallo Stefan

Ich für meinen Fall denke sie sollte sich dringend Hilfe suchen, wenn es so schlimm ist für sie körperliche Nähe zuzulassen.
Was genau du tun sollst kann ich dir aber leider nicht sagen. Wenn du sie drängst sich Hilfe zu suchen, kann es sein, dass sie sich nur von dir zurückzieht, denn letzen Endes ist es ihre Entscheidung. Du kannst ihr nicht wirklich helfen außer da zu sein.
Dir sollte aber bewusst sein, dass auch wenn sie sich Hilfe sucht, das dazu führen kann, dass es ihr nur noch schlechter geht und dir damit ganz schön viel aufbürdest.
Auf jedenfall sehe ich keine Lösung ohne professionelle Hilfe, denn sie wird vermutlich keine Versuche unternehmen zu Körperkontakt und selbst wenn sie sich irgendwann überwindet, wird es immer wieder zu Problemen zwischen euch führen.
Ich würde auf jedenfall das Gespräch mit ihr suchen und sie fragen was sie denkt wie sie sich das Ganze vorstellt.
Große Chancen auf ein baldiges Glück sehe ich da allerdings nicht, es wäre wohl eine ziemliche Leidenssituation für euch beide.
Lg

11.10.2017 13:13 • x 1 #3


U
Zitat von Stefan32:
Kann sie das ohne psychologische Hilfe überstehen?


Wie Du gerade live mitbekommst, nein.

Zitat:
Und was konkret soll ich tun? Immer wieder darauf drängen, dass sie mit mir darüber redet?

Auf keinen Fall, Du bist der Liebhaber (oder besser gesagt Du wärst gerne in der Rolle), und nicht der Psychologe. Damit brächtest Du Dich in eine katastrophale Rolle.

Das Berührungen, Zärtlichkeiten und S. zu eine Beziehung fest dazu gehören, ist doch klar. Die einzige option wäre also, sie sucht sich, durch ihr eigenes Zuwollen, Hilfe. Das sollte eigentlich schon jetzt ganz alleine von ihr kommen, wenn sie was von ihr will.

Das jetzt immer vorausgeschickt das sie ehrlich ist und kein anderes Problem vorliegt, und sie die Gewalterfahrung vorschiebt. Vielleicht ist sie sich auch nur nicht sicher und hält Dich warm.

Und jetzt unter uns Männern: Du solltest Dir wirklich die Frage stellen, ob Du da hineininvestieren willst.
Du scheinst da schon viel weiter zu sein als die Frau, wenn Du an zusammenziehen denkst. Das könnte ein Energieloch hoch zehn werden. Also Helfersymptom abschalten, und auf Deine eigentlichen Gefühle vertrauen.

11.10.2017 13:15 • x 2 #4


S
Sie benötigt eine Traumatheraphie. Dort lernt sie Strategien um mit dem Geschehenen umzugehen. Das braucht Zeit. Nein, spreche sie nicht weiter darauf an. Erst eine Traumapatientin, die gefestigt ist, kann darauf antworten.
Ob du diesen langen Weg mit ihr gehst, entscheidest du.

11.10.2017 13:20 • x 4 #5


A
Zitat von Stefan32:
Sie erzählte mir unter Tränen, es wäre ihr vor ca. einem Jahr etwas Schlimmes passiert und seitdem ist sie unfähig zu körperlicher Liebe.

Sie wollte mir trotz mehrerer Versuche von meiner Seite, keine Details erzählen. Zuhause habe ich sie per Nachricht angefleht, mir zumindest ganz kurz in einem Satz zu sagen was passiert war, weil ich mit dieser Ungewissheit nicht klar gekommen bin und dadurch weiß ich mittlerweile, dass ihr jemand körperlich wehgetan hat.

Hallo Stefan

ich vermute sie ist schwer traumatisiert und hat vor allem eher psychische Wunden davongetragen, die körperlichen heilen schneller.

Dieses Trauma ist im Zellgedächnis abgespeichert und jede Berühung, jede Geste, jeder Geruch, Geschmack, Sonne, Dunkelheit, Farben u.v.m. kann sie antriggern und unbewusst daran erinnern.

Erwachsene haben eher Chancen mit Hilfe eines geeigneten Therapeuten und einer Traumatherapie das Vergangene zu bewältigen, dazu braucht es erstmal Vertrauen, viel Zeit und Geduld.

Du wirst sehr viel Geduld und Verständnis für sie aufbringen müssen und darfst es nicht persönlich nehmen sofern sie unangemessen auf dich reagiert.

Du kannst dir auch Unterstützung holen, sie vielleicht auch zum Therapeuten begleiten und dir Tipps geben lassen und selbst eine Selbsthilfegruppe für betroffene Angehörige aufsuchen.

Es wird nicht leicht sein sie auf ihrem Weg zu begleiten, dafür viel Kraft und alles Gute !

11.10.2017 14:14 • x 4 #6


Gretchen
Von der Trauma Therapie wurde ja schon gesprochen. Das muss sie wollen.
Was sagt sie, wenn du es vorschlägst?

(Die Wartezeiten können leider lang sein, ist also nix, was sie sofort machen könnte)

Wird auf jeden Fall alles einen langen Atem erfordern. Für sie und letztlich auch für dich.

(Gibt es Indizien, dass das nicht stimmen könnte, was sie erzählt? - wurde ja weiter oben schon mal angebracht der Gedanke)

Kann sie ihrem Alltag sonst nachkommen?

Ich würd mich mehr auf mich konzentrieren. Als Gedankenanstoss: warum schreibst du entweder drauf drängen mit ihr zu sprechen oder todschweigen?

Gibts nichts dazwischen?

Extreme werden da nicht weiterhelfen, sondern eher erneut zu einer Ohnmachterfahrung führen. (Retter/ gerettet werden, Täter, Opfer...)

Guck auf deine Bedürfnisse und ihre Erfüllung auch mal.

Meine Empfehlung (hab dein altes Thema überflogen) wäre, sich nicht zu stark in dieses Geschehen verwickeln zu lassen bzw zu überlegen warum du dich so schnell verwickeln bzw einlässt.

Dir (und natürlich auch ihr) alles gute!

12.10.2017 17:49 • x 1 #7


S
Danke für eure Antworten, freue mich sehr über eure Meinungen dazu!

@gretchen:

Zitat von Gretchen:
Von der Trauma Therapie wurde ja schon gesprochen. Das muss sie wollen.
Was sagt sie, wenn du es vorschlägst?


Sie sagt sie braucht nur Zeit, sie sagt ihre Schwester meint auch, dass sie psychologische Hilfe suchen soll, aber sie will es nicht machen.

Zitat von Gretchen:
(Gibt es Indizien, dass das nicht stimmen könnte, was sie erzählt? - wurde ja weiter oben schon mal angebracht der Gedanke)


Eigentlich nicht, ich vertraue ihr und sie hat auch geweint. Ich weiß, dass bei manchen Menschen auch Tränen Lügen sein können aber ich schätze sie nicht so ein und es wäre auch unlogisch für mich. Warum sollte sie monatelang so engen Kontakt mit mir haben, mich schon zum dritten Mal treffen, nur um mich dann mit einer erfundenen Geschichte abzuweisen? Nein, ich denke meine Menschenkenntnis ist gut genug um mir sicher sein zu können, dass sie die Wahrheit sagt.

Zitat von Gretchen:
Kann sie ihrem Alltag sonst nachkommen?


Ja, problemlos, sie ist eigentlich ein Energiebündel und höchst erfolgreich in Job und Studium, hat viele Freunde, unternimmt viel, also man merkt ihr es überhaupt nicht an, deswegen war ich auch sehr überrascht.

Zitat von Gretchen:
Ich würd mich mehr auf mich konzentrieren. Als Gedankenanstoss: warum schreibst du entweder drauf drängen mit ihr zu sprechen oder todschweigen?

Gibts nichts dazwischen?


Ok, du meinst ab und zu mal versuchen, das Thema anzusprechen aber nicht ständig, das klingt vernünftig.

Zitat von Gretchen:
Guck auf deine Bedürfnisse und ihre Erfüllung auch mal.

Meine Empfehlung (hab dein altes Thema überflogen) wäre, sich nicht zu stark in dieses Geschehen verwickeln zu lassen bzw zu überlegen warum du dich so schnell verwickeln bzw einlässt.


Ja, ich denke sowieso, wenn ich ganz ehrlich bin, dass ihre Gefühle für mich auch nicht stark genug sind. Ich habe sie ja auch offen darauf angesprochen wie es mit uns nun weitergehen soll. Sie sagte sie weiß es nicht. Ich fragte, was sie denn möchte was ich für sie bin, ihr Freund - also Partner, nur ein Freund oder irgendwas dazwischen? Sie sagte wieder sie weiß es nicht. Ich fragte sie, ob sie glaubt, dass es eine Chance gibt für uns zwei, wieder die gleiche Antwort, sie weiß es nicht.

Und seit gestern Vormittag herrscht übringes auch Funkstillie zwischen uns, ich schreibe ihr nicht, weil ich nachdenken muss, was ich will und was ich machen soll. Und sie meldet sich nicht...tja, warum auch immer, aber ich vermisse sie und merke aber, dass es wohl nichts mehr bringt und dass ich da wieder mal sehr viel Zeit und Energie in etwas investiert habe, das sich letztendlich als Enttäuschung herausstellt.

Tja, wenn du mein Thema vom letzten Jahr überflogen hast, dann kannst du dir vielleicht vorstellen, dass es mir ein bisschen wie ein deja vu vorkommt. Meine Hoffnung auf die große Liebe endet erneut in Liebeskummer. Und du siehst das schon ganz richtig, ich lasse mich zu schnell zu sehr emotional auf etwas ein und klammere mich daran, klar dass sowas meist mit einer Enttäuschung endet...

12.10.2017 22:14 • x 1 #8


Gretchen
Ja, du sprichst es selber an, vielleicht zeichnet sich ein Muster ab. (Meine Hoffnung auf die ideale Person werden immer enttäuscht)

Vielleicht gibt es nicht die ideale Person, bzw ist es schwer zu ertragen, für den gegenüber so idealisiert zu werden?

(Jede Person hat ja bekanntlich positive und negative Seiten)

Das Wort Lüge würde ich jetzt nicht benutzen, du denkst so schwarz- weiß?
(Mir würden schon Erklärungen dafür einfallen)

Vielleicht entgeht dir ein zwischenmenschlicher Zwischenton? Sozusagen das Grau, feine Schattierungen?

Du bist schon total in eine Richtung unterwegs, hast das Ziel vor Augen und merkst nicht, dass der andere dir vielleicht sagen will halt, ich kenn da einen anderen weg bzw gibt Unstimmigkeiten über das (gemeinsame) Ziel bzw wie es zu erreichen wäre?

Sehe schon einen Widerspruch zu dem Trauma und der scheinbar sehr guten Alltagsbewältigung.

Abwarten (und Tee trinken) was von ihr nun kommt.

12.10.2017 22:42 • x 2 #9


S
Zitat von Gretchen:
Das Wort Lüge würde ich jetzt nicht benutzen, du denkst so schwarz- weiß?
(Mir würden schon Erklärungen dafür einfallen)


Also nicht die Wahrheit aber trotzdem keine Lüge? Das verstehe ich nicht ganz, welche Erklärungen würden dir dafür einfallen?

Zitat von Gretchen:
Vielleicht entgeht dir ein zwischenmenschlicher Zwischenton? Sozusagen das Grau, feine Schattierungen?

Du bist schon total in eine Richtung unterwegs, hast das Ziel vor Augen und merkst nicht, dass der andere dir vielleicht sagen will halt, ich kenn da einen anderen weg bzw gibt Unstimmigkeiten über das (gemeinsame) Ziel bzw wie es zu erreichen wäre?


Ja, ich denke, das war letztes Wochenende einfach zu viel für sie. Ich suchte permanent den Körperkontakt und sie gab ja auch ihr bestes, dabei mitzuspielen. Sie sagte mir, dass sie seit dem Zwischenfall damals vor einem Jahr, nie wieder so viele Nähe mit wem zugelassen hatte. Kann mir gut vorstellen, dass sie jetzt deshalb auch Distanz sucht, vielleicht selbst enttäuscht ist, dass es nicht geklappt hat, weil sie wollte es ja, das sagte sie zumindest, nur sie konnte es nicht.

13.10.2017 07:32 • #10


A
Zitat von Stefan32:
Ja, ich denke, das war letztes Wochenende einfach zu viel für sie.

Ich suchte permanent den Körperkontakt und sie gab ja auch ihr bestes, dabei mitzuspielen.


Du hast es hier mit einem traumatisierten Missbrauchsopfer zu tun, es gab einen Menschen, der ihre Grenzen überschritten hat und sie auch bedrängt hat etwas zu tun, was sie nicht will -genau wie du mit diesem Verhalten, jetzt, ihr gegenüber - glaubst du das sie dadurch wieder Vertrauen bekommen und sich fallenlassen kann wenn sie spürt, dass du sie auch nicht achtest und respektierst ?

Wenn du ihr helfen und nicht weiter schaden willst, respektiere erstmal die Grenzen, die sie dir zeigt.
Lasse sie machen, auch wenn es dir schwer fällt zu warten, zeige ihr, dass du bereit bist zu warten bis auch sie eines Tages soweit ist. Übt z.B. ganz langsam und behutsam wieder Körperkontakt, z.B. ein gemeinsames Bad, durch kleine Massa.n, eincremen, sie muss angeben wieweit sie sich darauf einlassen kann und wann es sie anfängt zu triggern.
Überfordere sie nicht, das kann retraumatisieren.
Es ist für euch beide ein steiniger Weg bis ihr es geschafft habt, dafür braucht es Verständnis, Geduld und Zeit.

13.10.2017 09:01 • x 1 #11


Gretchen
Sie scheint (aus welchen Gründen auch immer) Nähe nicht gut auszuhalten gerade.

Du suchst diese.

Ihr ergänzt euch da in euren beziehungserfahrungen aktuell eher negativ.

Hypothese: sie ersehnt Nähe, befürchtet sie aber zugleich, weil sie Angst vor der Vereinnahmung/ ausgeliefert sein hat. (Das kann man ja auch ohne einmaligen traumatischen Übergriff haben, einfach in der Persönlichkeit liegen. Das meinte ich mit nicht direkt eine Lüge- vielleicht kann sie es nicht besser sagen)

Du möchtest zwar ebenfalls Nähe, befürchtest jedoch die Zurückweisung. (Als die du den Rückzug ja eher empfindest?)

Gerade erfüllen sich leider beide Befürchtungen. Deine und ihre.

Weißt du, was genau du so sehr an ihr magst?

Lass ihr Zeit, Weniger ist mehr.

13.10.2017 09:13 • #12


S
Zitat von Ajvar:

Du hast es hier mit einem traumatisierten Missbrauchsopfer zu tun, es gab einen Menschen, der ihre Grenzen überschritten hat und sie auch bedrängt hat etwas zu tun, was sie nicht will -genau wie du mit diesem Verhalten, jetzt, ihr gegenüber - glaubst du das sie dadurch wieder Vertrauen bekommen und sich fallenlassen kann wenn sie spürt, dass du sie auch nicht achtest und respektierst ?


Ajvar, ich möchte dazu sagen, dass ich vor Allem BEVOR sie mir das gestanden hat, den Körperkontakt gesucht habe, da dachte ich noch, dass sie einfach nur sehr schüchtern ist. Nachdem Sie mir das erzählt hat war ich natürlich wesentlich vorsichtiger und hab respektiert, wo ihre Grenzen liegen - nicht dass du hier einen falschen Eindruck von mir hast.

Und es gab ja sogar immer wieder von ihrer Seite Körperkontakt, wir gingen ständig Hand in Hand spazieren, sie umarmte mich oft, sie massierte sogar mal meinen Rücken, das kam alles von ihr. Nur sobald es ums küssen geht, wird es schlimm für sie. Sie gab mir auch ein paar Küsse (ohne Zunge) auf den Mund, aber gestand mir danach, dass sie das extrem viel Überwindung gekostet hat und es nicht schön für sie war. Sogar Küsse auf ihre Hand empfindet sie als unangenehm.

Zitat von Gretchen:
Du möchtest zwar ebenfalls Nähe, befürchtest jedoch die Zurückweisung. (Als die du den Rückzug ja eher empfindest?)

Gerade erfüllen sich leider beide Befürchtungen. Deine und ihre.

Weißt du, was genau du so sehr an ihr magst?

Lass ihr Zeit, Weniger ist mehr.


Ja, Gretchen, du siehst das schon richtig, es tut weh, weil ich es als Zurückweisung empfinde, aber ich glaube ihr, dass es nicht an mir liegt, also ich nehme es nicht so persönlich.

Was mag ich an ihr so sehr: Ich mag an ihr natürlich ihr Aussehen, aber auch ihre Persönlichkeit. Sie ist 10 Jahre jünger als ich. Also 23 und ich bin 33, aber ich merke diesen Unterschied nicht wenn ich mit ihr rede. Die Themen die sie interessieren, ihre Ansichten und Einstellungen, es ist beeindruckend wie reif sie schon ist für ihr Alter. Und ich mag wie ehrgeizig sie ist und versucht ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und ihr Potential voll auszuschöpfen. Trotzdem ist sie aber auch sehr einfühlsam. Obwohl wir uns erst so kurze Zeit kennen, fühlt sie immer wie es mir geht, merkt wenn gerade etwas in meinem Kopf vorgeht, usw.

Mittlerweile hat sie mir auch wieder geschrieben. Einfach ganz belanglose Dinge, was sie gestern gemacht hat und so. Ich hab da jetzt einfach mal mitgespielt. Ich will sie jetzt nicht vor eine Entscheidung stellen, wir sehen uns leider sowieso erst in 2 Monaten wieder frühestens, bis dahin gibt es wohl nicht viel, das ich machen kann...

13.10.2017 10:25 • #13


S
Zitat von Stefan32:
Keine Ahnung ob geschlagen, oder sogar S. missbraucht, ich weiß es nicht, und ich habe ihr versprochen, nicht weiter nachzubohren, wenn sie mir nur einen Satz schreibt, daran hab ich mich auch gehalten. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie viel Wut und Traurigkeit ich bei dem Gedanken empfinde, dass meiner süßen Maus jemand so etwas angetan hat und ich habe jetzt absolut keine Ahnung wie ich ihr helfen soll oder kann.


Zitat von Stefan32:
Aber meine Frage ist nun: Bringt das überhaupt was? Kann sie das ohne psychologische Hilfe überstehen?


Hallo @Stefan32 ,

ich hatte es schon mit einigen Missbrauchsopfern zu tun, weil ich in einer SHG für Depressionen bin.
Missbrauchsopfer sind traumatisiert und keine noch so große Liebe wird es schaffen sie zu heilen.

Deine Gefühle für sie und auch deine Hilfsbereitschaft in allen Ehren, nur sieh das jetzt mal ganz rational. Du kannst gar nichts für sie tun.
Deine Freundin benötigt eine stationäre professionelle Traumabehandlung, die in bestimmten psychosomatischen Kliniken von speziell ausgebildeten Therapeuten durchgeführt wird.

So eine Behandlung ist ein langer Prozess und wird nicht zusammenhängend durchgeführt, weil es für den Patienten viel zu belastend wäre.
Die Traumabehandlung wird in 3 Stufen geplant, dazu fährt mal einmal im Jahr für mehrere Wochen in diese Klinik, was die KK auch bezahlt.

1. Stabilisierungsphase, mit den Therapiezielen........ (ich könnte dir die Schritte jetzt im Einzelnen aufführen....ist aber zu umfangreich). Auf jeden Fall kommt es in dieser Phase bei den meisten Patienten schon zu Flashbacks, die sehr anstrengend und belastend sind.

2. Phase der Traumaexposition, mit wiederum bestimmten Therapiezielen........

3. Abschließende Phase der Trauer und Neuorientierung, mit wiederum entsprechenden Therapiezielen........

Ob du diesen wirklich anstrengenden und langen Weg mit deiner Freundin gehen möchtest, solltest du dir genau überlegen. Du bist erst 33 Jahre alt, dein ganzes Leben liegt noch vor dir.
Mit deiner Freundin kannst du langfristig keine Lebensplanungen vornehmen.

Wenn sie so eine Therapie durchgeführt hat, dann ist sie nicht sofort ein völlig anderer Mensch. Sie hat ihren Missbrauch zwar emotional verarbeitet, nur hat sie nicht die Leichtigkeit, die andere Menschen teilweise haben.

Du kennst sie jetzt seit 4 Monaten und ich persönlich würde dir abraten, mich auf so eine schwierige Beziehung einzulassen.
Du redest von süßer Maus.....deine Freundin ist eine schwer gestörte Frau, die keine Nähe zulassen kann und das wahrscheinlich ihr Leben lang nicht kann.
Mit dieser Frau wirst du kein normales Leben führen können.

Sei ihr ein Freund, wenn du möchtest, aber lebe dein Leben mit einer Frau, die diese schlimmen Erfahrungen nicht machen musste.

Denn du darfst eines nicht vergessen, die Partner von Missbrauchsopfern oder auch anderweitig psychisch gestörten Menschen, werden so tief mit diesem Thema konfrontiert, dass sie selbst sehr oft daran zerbrechen. Du setzt deine eigene psychische Gesundheit dabei aufs Spiel

Alles Gute
Santosha

13.10.2017 11:07 • #14


Gretchen
Das was du an ihr magst, wie sieht es damit bei dir selber aus?

Oder anders gefragt: wie autonom bist du? (Zum nachdenken gedacht)

Achtung: keiner fühlt IMMER wie es dem anderen geht (da ist es wieder das schwarz weiß Denken und der Wunsch nach Symbiose)

Klingt doch erstmal sinnvoll wie du es nun machst. Lockerer Kontakt scheint das zu sein, was möglich und realistisch ist.

10 Jahre finde ich viel in dem Alter.
(Vielleicht brauchst du sie mehr als sie dich.)

13.10.2017 11:42 • x 2 #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag