Hallo liebes Forum und schön, dass es euch gibt.
Ich wurde heute Abend von meiner Verlobten verlassen. Zur Vorgeschichte: Wir lernten uns vor fast 5 Jahren im Zuge eines Auslandssemesters kennen, waren sofort unfassbar verliebt und sind den Weg über eine 2- jährige Fernbeziehung (komplett andere Ecke Deutschlands) gegangen. Vor 2 Jahren zog ich dann zu ihr, besser gesagt zusammen mit ihr in den Vorort einer großen Stadt. Dafür habe ich Familie, Freunde und einfach alles hinter mir gelassen. Da ich kein Großstadtmensch bin war der Vorort unser Kompromiss, 40 Min mit den Öffentlichen zum Hbf besagter großen Stadt, aus der sie ursprünglich kommt. Im Sommer habe ich ihr im Urlaub einen Antrag gemacht (nicht unter Druck, aber wohlwollend begleitet von einigen Anspielungen ihrerseits, es war offensichtlich, dass sie sich das sehr gewünscht hat). Alles schien perfekt und die Hochzeitsplanungen konnten starten.
Bis vor 2 Wochen gab es für mich keinerlei Anzeichen. Da hat sie mir eröffnet, dass sie mit ihrer Lebenssituation gerade unglücklich ist. Irgendwie hatte es was von einem Trennungsgespräch, was mir komplett den Boden unter den Füßen wegriss. Im Endeffekt haben wir es aber dann auf einige Umschwünge in ihrem Leben geschoben (erste richtige und sehr zeitintensive Arbeitsstelle nach kraftraubenden Studium, Absetzen der Pille- nicht aufgrund von Kinderwunsch. ), denn zunächst ging es auch nur um ein allgemeines Unglücklichsein.
Da sie familiär diesbezüglich vorbelastet ist, haben wir ihre körperliche Situation- Herzrasen, große Schlafprobleme, Unzufriedenheit, ein Gefühl der Leere auf eine Depression geschoben, oder zumindest etwas in der dieser Art. Da sie in dem Moment die Nähe zu anderen Menschen nicht ertragen konnte und sich auch unter Druck gesetzt und beobachtet fühlte, wenn sie eine depressive Phase hatte, zog sie zu einer Freundin in eine 2er WG. Dies ging so schnell, da wir den Plan schon länger hegten, auch als noch alles 100% ok war, dass wir uns in der Stadt, in der sie nun auch arbeitet, eine kleine Wohnung als Zweitwohnung nehmen. Unter der oben genannten Erklärung in mit dem Glauben, dass es sich um eine Depression handelt, war das für mich ok. Könnte sogar vielleicht frischen Wind in die Beziehung bringen. Heute, wo wir dann eigentlich verabredet waren, also über das Wochenende hier in unserer Hauptwohnung, rief sie dann an und machte Schluss.
Irgendwas an ihren Gefühlen hat sich in den letzten Monaten verändert. Vielleicht ausgelöst durch die Hochzeitsplanung, wo man den eingeschlagenen Lebensweg natürlich nochmal viel genauer reflektiert. Das Gespräch war, meiner Einschätzung nach, so respektvoll und konstruktiv, wie ein solches Gespräch eben sein kann. Es gibt ein paar kleinere Gründe, aber keinen wirklich triftigen. Ich muss auch sagen (keine Ahnung, ob das jeder nach einer gescheiterten Beziehung behauptet), dass wir eine unglaublich intensive und liebevolle Beziehung hatten. Andere Paare waren immer neidisch auf unseren liebevollen und wertschätzenden und auch verliebten Umgang miteinander, auch nach fast 5 Jahren. Ich habe es wirklich nicht kommen sehen. Sie ist auch total fertig und tut mir auch leid, denn sie hat keinen richtig starken familiären Rückhalt, allerdings tue ich mir auch selbst leid, denn durch den Umzug habe ich hier keine Familie oder so enge Freunde, die mir durch diese Phase helfen könnten.
Was könnte ich noch schreiben? Sie ist 25, ich 30. Bei mir wäre der nächste logische Schritt heiraten und Kinder bekommen. Das war eigentlich auch ihr Plan. Jetzt fühlte sie sich wohl ein bisschen davon eingeengt und fühlt sich so, als hätte ihr das Leben noch ein bisschen mehr von dem zu geben, was wir in unserer verrückten und schönen Anfangszeit während des Auslandssemester erlebt haben. Ihr fehlt die Großstadt (die eigentlich sehr nah ist, im Gegensatz zu meiner Heimat) und sie würde gerne ein bisschen mehr feiern gehen (Clubs und so). Was sich jetzt aber wahrscheinlich falsch liest, denn wir sind sehr unternehmungslustig gewesen, und auch wenn ich ne gemütliche Party dem Abtanzen im Club vorziehen würde, kann man mich dafür schon auch überreden. Im Großen und Ganzen sehe ich keinen wirklichen Punkt, der zwischen uns nicht gepasst hätte. Sie sieht das eigentlich auch so, ihr tut das auch unglaublich weh, dass es bei ihr gefühlsmäßige Änderungen gegeben hat. Habe da eigentlich Verständnis, ich stand auch schon auf der anderen Seite.
Trotzdem komme ich gerade überhaupt nicht klar, relativ weit weg von meiner Heimat, mit unglaublich viel Arbeit ab nächster Woche, in der Wohnung, die wir gemeinsam ausgesucht und eingerichtet haben.
Hilfe
05.01.2019 01:11 •
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