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Funkstille obwohl noch Liebe da ist?

Tiflo2020
Hallo,
Ich bin neu hier und hoffe, hier Rat und Denkanstöße zu bekommen, da ich gerade sehr irritiert bin und heftig Liebeskummer habe.
Kurz worum es geht: Mein Freund und ich waren knapp 1 Jahr zusammen, die Gefühle waren groß, aber leider auch die Probleme.
Ich bin Mutter, er hat keine Kinder und wollte auch nie welche. Meinen Sohn hat er akzeptiert, mehr aber auch nicht.
Wir haben uns aufgrund der Entfernung nur am Wochenende gesehen, einen Alltag in dem Sinne gab es also nicht.
Er ist depressiv, hat da auch von Anfang an offen drüber geredet, jedoch hat sich das im Laufe der Beziehung verschlechtert. Er hat nicht mehr viel geredet (am Anfang haben wir stundenlang telefoniert jeden Tag, zum Ende hin nur noch ein paar Minutenallerdings nach wie vor täglich, er meinte immer, er müsse wenigstens meine Stimme hören).
S. hat ebenfalls keine Rolle mehr gespielt (er ist auch körperlich eingeschränkt, aber am Anfang lief ganz vieles über Kopfkino und andere Arten der S. habe da zumindest nie etwas "vermisst")wenn wir uns gesehen haben, dann gab es aber immer viel Nähe und auch Lust, nur eben am Telefon nicht mehr.
Ich habe gemerkt wie er sich immer mehr zurück gezogen hat, immer mutloser wurde und irgendwie keinenLust auf irgendwas hatte. Alles war nutzlos oder negativ. Selbst die Bahnfahrt zu mir wurde ihm zu viel. Er hat es zwar getan, weil er meinte, er müsse mich einfach sehen, hatte dann aber immer schlechte Laune, wenn er ankam, so dass unsere gemeinsame Zeit immer schwieriger wurde.
Ich habe dann gedacht, ich tue das richtige, wenn ich ihn quasi freigebehabe ja gemerkt, dass er alles als Belastung empfindet, auch mich. Er hat sich zwar in Therapie begeben, aber das wird noch ein sehr langer Weg. Und ich wollte, dass er den so unbelastet wie möglich gehen kann, weil er meinte, er würde ständig grübeln, weil er wüsste, dass er mir nichts "bieten" könne.
Er hat sogar vorgeschlagen, dass ich mir einen anderen Mann suchen soll.
Daher sagte, er wüsste einfach nicht, was er tun soll, hab ich ihm dann gesagt, dann übernehme ich jetzt die Entscheidung, da ich denke er braucht jetzt eine gute Freundin, aber keine Partnerin.
Wir haben beide geweint, und versichert wie sehr wir uns lieben und nicht verlieren wollen.
Er meinte dann, er meldet sich in den nächsten Tagen, was aber bisher (2 Wochen) nicht passiert ist.
Jetzt hänge ich hier und frage mich, warum er sich so gar nicht mehr meldetpassiert oä ist ihm nichts, da er bei WhatsApp online war.
Bin gerade hin und hergerissen zwischen meinem schlechten Gewissen, ihn im Stich gelassen zu haben, und der Befürchtung, dass er tatsächlich sehr erleichtert ist, dass wir keinen Kontakt mehr haben, weil er sich darum keinen Kopf mehr machen muss.
Ich danke euch fürs lesenwar jemand mal in einer ähnlichen Situation bzw wie ist eure Einschätzung?

LG, Tiflo2020

23.08.2021 09:15 • #1


S
Hallo Tiflo, bin in einer ähnlichen Situation, ich weiss, es tut furchtbar weh aber im Moment würde ich eine Kontaktsperre von mind. 30 Tagen verhängen, um aus dem Chaos auszusteigen und zu schauen, ob er sich meldet bzw. ihm die Chance zu geben dich zu vermissen....alles Liebe S.

23.08.2021 10:05 • x 1 #2


A


Funkstille obwohl noch Liebe da ist?

x 3


B
So etwas ähnliches ist mir auch passiert. Trotz tiefer Anziehung, Verbundenheit und Liebe getrennt und jeder geht seine eigene Wege. Manchmal ist es einfach nicht die richtige Zeit, nicht der richtige Ort. Ich würde es auf sich beruhen lassen.

23.08.2021 10:09 • x 1 #3


Tiflo2020
Danke für eure Einschätzung! Ja ich neige auch dazu, mich nicht zu melden, denn er meinte ja, er würde anrufenwill ja nicht, dass er sich unter Druck gesetzt fühlt.
Dennoch verstehe ich es nicht, weil er sonst täglich anrief und jetzt anscheinend ganz gut ohne den Kontakt klar kommt. Ich weiß eben nicht, ob er froh drüber ist, sich nur nicht getraut hat, selbst diesen Schritt zu gehen oder ob er so sehr leidet, dass er deshalb keinen Kontakt mehr möchte. Das nagt sehr an mir, weil es sich so unabgeschlossen anfühlt.

23.08.2021 10:34 • x 1 #4


S
@Tiflo2020 ich bin im selben Boot wie du...es wird nichts nützen: aufstehen, Krone richten, weitergehen....Alles Liebe wünsch ich dir

23.08.2021 14:40 • x 1 #5


B
Zitat von Tiflo2020:
Dennoch verstehe ich es nicht, weil er sonst täglich anrief und jetzt anscheinend ganz gut ohne den Kontakt klar kommt. Ich weiß eben nicht, ob er froh drüber ist, sich nur nicht getraut hat, selbst diesen Schritt zu gehen oder ob er so sehr leidet, dass er deshalb keinen Kontakt mehr möchte. Das nagt sehr an mir, weil es sich so unabgeschlossen anfühlt.

Das weisst du nicht. Wie gut er ohne dich klar kommt. Und warum er sich nicht mehr meldet. Kann 1000 Gründe haben. Bestimmt leidet er auch. Nur halt auf seine Art und Weise. Und was meinst du mit unabgeschlossen? Schluss machen ist doch klar und deutlich. Zumindest hat er dich verstanden. Was soll er da noch groß rum lamentieren? Wie du selbst sagst, hat er mit sich selbst genug Probleme. Soll er sich noch um deine kümmern? Wer weiss schon was in seinem Kopf vorsich geht.

Aber was ändert das für dich? Angenommen, er ist froh darüber, leidest du dann? Angenommen, er leidet darunter, freust du dich dann? Oder leidest oder freust du dich dann mit ihm? Was spielt sein Umgang damit für dich eine Rolle? Warum ist das so wichtig für dich und deinen weiteren Weg? Ich meine, nach dem Schlussmachen ihn ergründen zu wollen, ist schon reichlich spät. Zu spät. Jetzt braucht es dich auch nicht mehr interessieren. Oder? Genau darum macht man ja Schluss.

23.08.2021 16:23 • x 1 #6


Tiflo2020
Zitat von Bumich:
Das weisst du nicht. Wie gut er ohne dich klar kommt. Und warum er sich nicht mehr meldet. Kann 1000 Gründe haben. Bestimmt leidet er auch. Nur halt ...


Normalerweise ja, da gebe ich dir recht. Aber hier ist es etwas anders
Er hat mir seit längerem zu verstehen gegeben, dass ihm alles zu viel wird. Dass ich mehr Zeit mit ihm verbringen wollte, dass ich mehr an seinem Leben teilhaben wollte, gerade auch mit seinen ganzen Schwierigkeiten. Dass ich den Weg mit ihm zusammen gehen wollte. Das war ihm zu viel. Deshalb ja seine Aussage, ich sollte mir lieber einen anderen suchen, der mit etwas bieten könnte. Hab ihm klar gesagt dass ich ja gar keinen anderen will, aber das es so wie jetzt eben nicht weitergehen kann. Kaum noch Kontakt, ein Umgang wie beste Kumpel.
Deshalb meine ich auch, dass es nicht abgeschlossen ist. Ich habe ja nicht gesagt, ok das wars, es ist Schluss. Nur dass ich den Druck von ihm nehmen will, weil ich keine Belastung für ihn sein möchte. Dass ich als Freundin für ihn da sein möchte, wenn ihm eine Partnerschaft zu viel ist.
Daraufhin hat er nichts entgegnet, nur dass er mich liebt und nicht verlieren möchteund dass er sich eben in ein paar Tagen melden wird.
Das war irgendwie von uns beiden kein klarer Schnitt, Sondern eher keine Kraft mehr haben und keine Lösung wissen.

23.08.2021 16:33 • #7


Plentysweet
Hier spricht all das:
Zitat von Tiflo2020:
Meinen Sohn hat er akzeptiert, mehr aber auch nicht.

Zitat von Tiflo2020:
Wir haben uns aufgrund der Entfernung nur am Wochenende gesehen

Zitat von Tiflo2020:
Er ist depressiv, hat da auch von Anfang an offen drüber geredet, jedoch hat sich das im Laufe der Beziehung verschlechtert

Zitat von Tiflo2020:
S. hat ebenfalls keine Rolle mehr gespielt.

Zitat von Tiflo2020:
Ich habe gemerkt wie er sich immer mehr zurück gezogen hat, immer mutloser wurde und irgendwie keinenLust auf irgendwas hatte.

Zitat von Tiflo2020:
hatte dann aber immer schlechte Laune, wenn er ankam

Zitat von Tiflo2020:
Er hat sogar vorgeschlagen, dass ich mir einen anderen Mann suchen soll.

Zitat von Tiflo2020:
wie sehr wir uns lieben und nicht verlieren wollen.
Er meinte dann, er meldet sich in den nächsten Tagen, was aber bisher (2 Wochen) nicht passiert ist.

Zitat von Tiflo2020:
warum er sich so gar nicht mehr meldetpassiert oä ist ihm nichts, da er bei WhatsApp online war.

dafür, diese Beziehung beendet zu lassen, weil sie anscheinend mehr zermürbt, als gut zu tun.

Zitat von Tiflo2020:
und der Befürchtung, dass er tatsächlich sehr erleichtert ist, dass wir keinen Kontakt mehr haben, weil er sich darum keinen Kopf mehr machen muss.

Ich fürchte und denke, daß das eher der Fall ist. Es ist eine Last von ihm abgefallen. Manche Beziehungen tun einfach nicht gut. Und nicht alle Menschen können und wollen enge Beziehungen auf Dauer führen.
Deshalb schließe ich mich den Vorschreibern an: Lass es auf sich beruhen und lebe Dein Leben.
Freu Dich an Deinem Sohn, er braucht Dich!

23.08.2021 16:40 • x 4 #8


B
Zitat von Tiflo2020:
Deshalb meine ich auch, dass es nicht abgeschlossen ist.

Verstehe.
Zitat von Tiflo2020:
Das war irgendwie von uns beiden kein klarer Schnitt, Sondern eher keine Kraft mehr haben und keine Lösung wissen.


Also aus purer Verzweifelung und Hoffnungs,- Ausweglosigkeit heraus. Sie sind keine guten Ratgeber. Vielleicht solltest du doch noch mal...? Aber in 2 Wochen wird zwischen euch das vermutlich noch nicht verflogen sein.

23.08.2021 16:56 • x 1 #9


Tiflo2020
Zitat von Bumich:
Verstehe. Also aus purer Verzweifelung und Hoffnungs,- Ausweglosigkeit heraus. Sie sind keine guten Ratgeber. Vielleicht solltest du doch noch ...

Darf ich fragen, was du mit deinem letzen Satz meinst? Dass "es" nach 2 Wochen nicht verflogen ist? Die Gefühle oder die Probleme?

23.08.2021 17:01 • #10


B
@Tiflo2020 Die Probleme. Und vermutlich auch die Gefühle.

23.08.2021 17:24 • x 1 #11


L
Zitat von Tiflo2020:
Darf ich fragen, was du mit deinem letzen Satz meinst? Dass es nach 2 Wochen nicht verflogen ist? Die Gefühle oder die Probleme?

jeder von euch muss jetzt auf sich gucken. du kannst ihn nicht zwingen. depressionen sind schwer. wenn er nicht will/kann, kannst du nichts machen und treibst ihn eher weg..

23.08.2021 17:34 • x 1 #12


D
Liebe Tiflo,

dein Freund hat von Anfang an gesagt, dass er unter Depressionen leidet. Anscheinend wird er derzeit wieder sehr stark von seiner Erkrankung eingeholt, ein normales Leben, ein normaler Alltag (Zug fahren), normale Gefühle sind derzeit für ihn nicht möglich.

Ein Teil von ihm will eine Partnerschaft, will möglichst "normal" sein - und sein anderer (kranker) Teil wird gerade wieder größer, stärker, einnehmender Er spürt das und er kennt sich vermutlich gut mit seiner Erkrankung - und muss sich daher zurückziehen. Wieder auf sich selbst konzentrieren, zur Ruhe kommen, eigene Kraft schöpfen (in ärztlicher / therapeutischer Behandlung ist er bereits, hast du geschrieben).

Du solltest es nicht persönlich nehmen. Die Erkrankung von ihm hat ja nichts mit dir zu tun.

Und wenn seine Depressionen stark sind (und danach liest es sich), ist es mit zwei Wochen Pause nicht getan, und Rückfälle sind leider auch wieder möglich.

Als ich deinen Text gelesen habe, habe ich mich gefragt, wie alt du wohl bist? Warum du dich auf einen depressiven Partner eingelassen hast und mehr und mehr Kompromisse eingehen möchtest. Man gerät in solchen Situationen auch leicht in die Co. Abhängigkeit, will den anderen retten und helfen - und vergisst sich zu leicht selbst.

Und was ist mit deinem Kind? Auch nicht schön, wenn der Partner sich nicht ehrlich dafür begeistern kann, oder?

Daher möchte ich dir als Tipp mitgeben, achte auch auf dich, auf deine Schmerzgrenze. Und auf dein Kind, denn das hat eine entspannte, lockere und fröhliche Mama verdient.

Vielleicht kann ich dir mit meinen Zeilen etwas weiterhelfen. Die Erkrankung von deinem Freund ist alles andere als lustig, aber dafür gibt es Profis. Als Angehöriger ist man schnell überfordert oder braucht auch Unterstützung / Rückenstärkung.

23.08.2021 17:38 • x 2 #13


Tiflo2020
Zitat von DieDirekte:
Liebe Tiflo, dein Freund hat von Anfang an gesagt, dass er unter Depressionen leidet. Anscheinend wird er derzeit wieder sehr stark von seiner ...


Vielen Dank für deine lieben Worte!
Ich bin tatsächlich nicht mehr so jung, wie man evtl vermuten könnte. Ich bin auch nicht naiv in diese Beziehung reingestolpert, sondern mir war bewusst, was Depressionen bedeuten (mein Vater ist ebenfalls stark depressiv). Wir habens intensive Gespräche geführt, denn ich weiß selbst, wie es ist, wenn man nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht. Bei mir ist es eher körperlicher Natur, ich bin krebskrank und habe eine Herzkrankheit, bin bereits berentet und aufgrund meiner Krankheiten nicht sehr mobil.
Wir konnten uns beim anderen fallen lassen und so sein, wie wir sind, ohne dafür verurteilt zu werden. Das hat eine ganz besondere Nähe geschaffen.
Nur leider ist keiner von uns beiden stark genug, um den anderen zu stützen (was ja in der Ausprägung auch nicht die Aufgabe des Partners ist).
Dazu kommt bei ihm, dass er viele Beziehungen hatte und keine ging länger als ein Jahr. Er hatte den großen Wunsch, dass es diesmal anders wird, aber ich fürchte, er ist gar nicht bereit dazu. Die Nähe und damit verbundene Verantwortung sind wohl zu viel für ihn.

Ich weiß, dass es so der richtige Weg ist. Für ihn, für mich und vor allem auch für meinen Sohn. Dennoch zerreißt es mich gerade, dass der Kontakt wie abgeschnitten ist.

23.08.2021 17:50 • x 2 #14


D
Liebe Tiflo,
Danke für deine Antwort, jetzt verstehe ich dich noch besser!

Ja, aufgrund deiner Erkrankung und deiner Erfahrung mit deinem Vater, weißt du, worauf du dich eingelassen hast.

Anscheinend oder vielleicht war euch beiden nur eine gewisse, gemeinsame, schöne Zeit vergönnt? Sehr schade, aber das Schicksal / (oder das Leben?) ist nicht immer gerecht. Ich hoffe, du konntest aus diesen besonderen Momenten umso mehr schöpfen.

Und das Loslassen fällt verständlicherweise nicht leicht. Vielleicht stabilisiert sich sein Zustand wieder etwas. Vielleicht meldet er sich wieder. Du wirst sehen.

Jetzt wünsche ich dir von Herzen erstmal alles Gute für dich, auch für deine Gesundheit - und für deinen vermutlich wertvollsten Schatz Zuhause, deinen Sohn! Macht euch gemeinsam ein möglichst schönes Leben

23.08.2021 18:45 • x 3 #15


A


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