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Geben in einer Beziehung unnötig?

A
@Kaetzchen laut deiner Theorie würde eine Beziehung für mich ja am besten laufen, wenn ich gar nichts in die Beziehung investiere, denn dann ist die unerfüllte Liebe ist ja unglaublich stark in meiner Partnerin.
Aber ohne geben eine Beziehung aufbauen/halten, das geht doch irgendwie auch nicht. Wo ist mein Denkfehler?

21.09.2018 17:16 • #16


Gwenwhyfar
Du kennst doch sicher den Hype um eine limited edition oder hast schon mal Menschen gesehen, die nachts vor einem Laden mit dem angebissenen Apfel kampieren, um als einer der ersten mit dem neuen Teil angeben zu können?
Da werden Güter künstlich verknappt. Du musst einen riesen Aufwand betreiben, um dabei zu sein. Und dann kannst Du mit stolz geschwellter Brust behaupten, ich war dabei und siegreich . Dieses Gut wirst Du hüten, denn es erinnert Dich an Deine ruhmreiche Leistung und wenige haben es. Bedeutet, es ist wertvoller als sein Preis.

So ähnlich ist es mit einem Partner, der sich *verknappt*. Du merkst, dass Du so recht nicht an ihn ran kommst. Immer nur ein bisschen und dann wieder ein bisschen zurück, ein bisschen wieder vor usw. Womöglich gibt es sogar Konkurrenten. Verdammt, DU willst diesen Partner allein für Dich. Er soll nur noch an Dich denken, 24 Stunden und Du beginnst immer mehr Gas zu geben. Irgendwie muss das doch zu schaffen sein. Deine Verlustängste steigen und der Partner erscheint in immer hellerem Licht. Diesen oder nie wieder einen....

Steht der Partner dagegen mit offenen Armen da und hat nur auf Dich gewartet, findest Du das zunächst ganz toll. Dann kühlst Du allmählich ab, Fehler fallen Dir auf. Gibt es da nicht noch wertvollere Menschen, die es eher verdient hätten an Deiner Seite zu sein? Jemand, der Dir jeden Tag sagt, wie sehr er Dich liebt, kann doch so wertvoll nicht sein. Für den Du alles bist, er selber immer weniger wird und immer kleiner. Der (fast) nur noch ein Hobby hat, Dich! Also neee, das nervt Dich so langsam wirklich. So eine Klette. Aber hey, da drüben die schicke Maus, die kurz gelächelt hat und sich jetzt angeregt mit einem jungen Mann weiter unterhält, der Dir mindestens ebenbürtig ist..... was könntest Du tun, um die Telefonnummer dieser interessanten Dame zu bekommen. Mal überlegen...

Hast Du eine Idee bekommen, was ich meine?

Wer denkt, dem Partner stets alles preis geben und feil bieten zu müssen, weil nur das ist ja authentisch, könnte schnell *beep* da stehen. Irgendwann gehen die Scheinwerfer an und der andere Part beleuchtet gnadenlos die Macken. Irgendwas muss ja auch schließlich schlecht sein, denn warum liegt dieser Mensch da ständig im Regal rum und schreit: *Bitte nimm mich und verlass mich nicht*. Diese Eindrücke gewinnt man unter Umständen sehr subtil.

Natürlich wird grundsätzlich erstmal angefüttert. Es sei denn, Deine Ausstrahlung wäre so bombastisch, dass die Mädels bei einem Augenzwinkern reihenweise sabbernd auf die Knie gehen. Mittlerweile haben das viele Menschen im Blut oder perfektioniert: Love bombing und dann Rückzug. Ein Mensch mit niedrigem Selbstwert ist Dir danach für Monate oder Jahre eine treuer Gefährte. Das Forum ist voll von solchen Geschichten. Jemand mit hohem Selbstwert ist und bleibt allerdings verschwunden.

Will sagen, alles ist eine Gratwanderung. A little bit of this and a little bit of that.... und die Liebe bleibt lange frisch.

Es braucht so viel und eigentlich nur Selbstverständliches: Ein eigenes Leben haben, seinen Wert und seine Grenzen kennen und dafür eintreten, dennoch tolerant und locker sein zu können. Und zu wissen, welche Herausforderung man nicht annehmen möchte, weil sie nur Nerven kosten wird oder zu wissen, wann es Zeit ist zu gehen.

Ein Mensch, der sich und sein Leben liebt, hat eine Ausstrahlung von hier bis zum Mond. Und was nicht passt, wird geändert.

Du hast noch viel (Lebens-)Zeit, aber ich finde es bewundernswert, dass Du Dich intensiv mit solchen Themen beschäftigst.

22.09.2018 06:37 • x 4 #17


A


Geben in einer Beziehung unnötig?

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M
Zitat von Anker17:
Eine Beziehung lebt doch vom Geben und Nehmen. Wenn einer den anderen nicht mehr möchte, dann ist die Beziehung doch schlichtweg kaputt?

Es gibt Zeiten, wo man sich in einer Beziehung zurück zieht, das bedeutet nicht automatisch das Ende, sondern lediglich: Bitte gib mir Freiraum, aber lass mich nicht hängen.

Mit Verständinis für ihre Situation hättest Du mehr bewirkt.

22.09.2018 07:04 • #18


E
Wie hast du reagiert,als sie dir den Hinweis gab,dass sie gefühlt keine Zeit mehr für sich hat?

22.09.2018 07:16 • #19


K
Dein Problem scheint aus meiner Sicht zu sein, dass Du Gegenleistungen für das Geben in Form von Gefühlen erwartest.

Du solltest Dir klar machen, dass aus Deinem Geben für einen anderen keine Verpflichtung erwächst - weder in Form von Zuneigung noch in Form von Gesten oder materiellen Gegenwerten.

Wenn jemand Dein Geben nicht möchte, es ihn überfordert, er keinen Kopf oder keine Zeit für oder schlicht keine Lust auf Gegenleistungen hat, fühlt er sich davon mitunter bedrängt.

Man muss anderen Menschen auch Raum geben, die Lust zu entwickeln, auf einen zu zukommen, etwas für einen zu tun, sich eine Freude für einen anderen zu überlegen, ohne dass derjenige das Gefühl entwickelt, unter Zugzwang zu sein.

Leider lösen sehr aufmerksame, freigiebige und zugewandte Menschen nämlich genau das bei anderen oft aus.

Ich habe so eine Kollegin, die macht mir dauernd kleine Freuden. Meinetwegen müsste sie das nicht. Ohne würde ich sie nicht mehr oder weniger mögen. Aber manchmal ist es nicht leicht, das Gefühl der Verpflichtung zu Gegenleistung abzustreifen.

22.09.2018 08:44 • x 2 #20


P
Ja, ihr habt ja alle Recht...irgendwie! Es gibt ja auch das Sprichwort, willst du gelten mach dich selten.

Aber Anker ist ja noch sehr jung und seine Liebe war ebenfalls jung und unschuldig. Da sollte solches Kalkül außen vor bleiben. Ich hatte z b. einmal einen Freund in jungen Jahren, der mir jeden Monat an unserem Kennenlerndatum eine Rose schenkte. Ich habe sie alle getrocknet und gehütet, wie einen Schatz.

Ankers Freundin war aber so belastet und voller Pflichtgefühl, dass sie einfach nichts annehmen konnte. Ich hoffe, mit der nächsten jungen Frau hat er mehr Glück!

Alles Gute
Pauline

22.09.2018 09:43 • x 2 #21


T
Ich persönlich finde erschreckend wie berechnend hier laut manchen so Beziehungen von sich gehen müssen. Und teile diese Meinung übrigens nicht.

Wer mit sich selbst im reinen ist, der weiß einen liebevollen Partner zu schätzen. Wer nur denen hinterher läuft, die einen nicht gut behandeln haben im Verborgenen oft das Gefühl es nicht anders verdient zu haben.

Für die kennenlernphase mag das alles noch irgendwie stimmen. Wenn man da von Anfang an immer verfügbar ist , wirkt es schnell bedürftig. Aber in einer Beziehung ist es schön, dass du bereit warst zu investieren! Werde jetzt bitte nicht zum A. weil du in jungen Jahren auf eine Frau getroffen bist, die sich davon eingeengt gefühlt hat.
Ab dem Moment wo sich ein Part von so etwas eingefühlt führt (unter der Prämisse dass es vorher als liebenswürdig empfunden wurde) stimmt mit der Beziehung schon etwas gewaltig nicht.

Ja vielleicht hättest du durch Kalkül und auf Abstand gehen kurzfristig dafür gesorgt dass die Beziehung noch ein wenig hält. Dafür hättest du aber deine Gefühle unterdrücken und dich verstellen müssen. Und wahrscheinlich wäre sie dann doch früher oder später gegangen. Und du würdest noch mehr leiden.


Also bittw zieh dir nicht den Schuh an dass alles deine alleinige Schuld ist. Und erst recht nicht weil du denkst du warst zu nett zu deiner Freundin!

Ich habe den Artikel übrigens mal gegoogelt und gelesen. Da geht's ausschließlich um die Dating Phase. Nicht um bestehende Beziehungen. Ist dir das bewusst?

22.09.2018 11:03 • x 2 #22


K
Hat hier jemand etwas davon geschrieben, dass gegenseitige Aufmerksamkeiten und liebevolles Füreinander in Beziehungen nicht sein sollen?

Also ich nicht. Ich kann Geben und Nehmen gut genießen, aber wenn einer so viel mehr gibt, als der andere annehmen kann, funktioniert es halt nicht. Das sind dann die verzweifelten 'Ich habe doch alles für sie/ihn getan-Menschen', die glauben, dass dieses mit Gefühlen belohnt werden muss und einfach nicht verstehen, dass sie die tollsten Menschen der Welt sein können, aber dass es deshalb nicht zwangsläufig passen oder mit Liebe honoriert werden muss und leider auch häufig Umstände gegen Beziehungen sprechen.

Wenn ich mich bedrängt fühle von den Aufmerksamkeiten eines anderen oder das Gefühl nicht ablegen kann, deswegen in Schuld zu geraten, passt es halt nicht.

Es ist ein Lernprozess. Jeder von uns hat sicher schon mal mehr gegeben, als ein anderer haben wollte und mehr bekommen, als er gebrauchen könnte.

22.09.2018 12:05 • x 1 #23


P
Ja, nach unserer Ehekrise vor vielen Jahren wollte ich mir ein kleines gebrauchtes Auto von meinem eigenen, selbst verdienten Geld kaufen, um ein Stück Freiheit zu bekommen. Mein Mann aber wollte mir partout einen nagelneuen VW Beetle Cabrio schenken. Da fühlte ich mich so als wolle er mich kaufen. Klar, sowas gibts!

Das hat aber nichts mit den Erlebnissen von Anker zu tun. Ich denke, da ging es nur um kleine Aufmerksamkeiten.

Man kann nicht alles über den selben Kamm scheren!

LG Pauline

22.09.2018 17:47 • x 1 #24


A
@Paulinchen2 @Tomte
Vielen, vielen lieben Dank für eure Worte! Das hilft mir sehr mein stark angeknackstes Selbstwertgefühl wieder aufzubauen. Dass der Artikel sich auf die Kennenlernphase beschränkt war mir übrigens nicht klar, danke für den Hinweis Tomte!

Habe mir mittlerweile auf anraten von @Kaetzchen das Buch Ich lieb dich nicht, wenn du mich liebst gekauft und mittlerweile innerhalb von 2 Tagen Rund 16 Stunden darin gelesen.
Finde das Buch irgendwo realitätsnah und entdecke mich und meine vergangene Beziehung darin wieder aber irgendwo auch verstörend. Es geht um die sogenannte paradoxe Leidenschaft. Ein Partner, der alles für einen gibt, würde man emotional sicher an sich gebunden haben. Das würde die Angst vor Zurückweisung auf null setzen und dadurch würde die Leidenschaft weggehen.
Fehlende Leidenschaft hingegen würde die Liebe verringern und der Partner würde sich zurückziehen. Beim anderen würde der Rückzug des Partners eine große Verlustangst auslösen, was die Leidenschaft erhöht und die Liebe zu dem anderen Partner noch steigert. Das paradoxe sei also: Einer zieht sich zurück, der andere liebt den anderen noch mehr. Wenn jetzt der liebende Part aus Verlustangst dem Partner noch mehr Liebe schenken würde, so das Buch, würde sich der sich zurückziehende Partner noch mehr bedrängt fühlen und die Liebe würde noch mehr abnehmen.

Finde es irgendwo nachvollziehbar. Klar, wenn der Partner Distanz sucht bringt es wenig ihm hinterherzulaufen, dann muss er wieder einen Schritt auf einen zumachen.

Was mich allerdings noch immer stört, beziehungsweise weshalb ich z.t. wirklich Zuhause sitze und das Gefühl habe die Welt nicht mehr zu verstehen, ist, dass man dann ja, theoretisch, einfach gar nichts mehr geben müsste in einer Beziehung und der Partner würde einem ja, nach der Theorie, unendliche Liebe schenken, da man der Part ist, der sich zurückzieht. (Das Buch sagt es gibt immer einen Überlegenen und einen Unterlegenen in der Beziehung)

Und überhaupt habe ich noch, auch aus dem Artikel der Welt, die Worte im Ohr, dass Geben nur den Bindet, der gibt. Warum soll ich dann überhaupt geben, wenn mir die Menschen zu Füßen liegen, wenn man nur nimmt? - Das widerspricht meinen sozialen Kompetenzen die ich mir in 21 Jahren angesammelt habe.

Meiner Meinung nach ist es doch so, dass sich Gegenseitig Liebe geben, auch in Form von kleinen Aufmerksamkeiten, das schöne an einer zwischenmenschlichen Beziehung ist. Und wenn der Partner das annehmen kann, was ich ihm schenke, z.B. einen Liebesbrief, dann stärkt das doch auf beiden Seiten die Beziehung, oder nicht?
Laut dem Buch würde man sich damit nur in die Position des Unterlegenen bringen, wenn man sehr viel investiert, denn der andere sei sich unserer Gefühle sicher.

Bin echt am verzweifeln. Glaube auch ich sehe das alles zu theoretisch zurzeit. Aber ich suche halt mit Krampf Gründe für das Verschwinden ihrer Gefühle. Hoffe jeden Tag dass sie mir schreibt, seit mittlerweile einem Monat. Aber es kommt nix.

23.09.2018 13:54 • #25


P
Lieber Anker,

dass du trauerst und grübelst und grübelst und trauerst, ist nur zu verständlich. Das dumme und zugleich schöne an der Liebe ist aber, dass man ihr Geheimnis auch mit noch soviel Grübelei nicht lüften wird. Man bekommt sie geschenkt oder eben nicht.

Natürlich gibt es einige Gesetzmäßigkeiten, die teilweise auch in der Liebe funktionieren. Z.B. Loverboys überschütten ihre ahnungslosen Opfer zunächst mit Aufmerksamkeit und Zuwendung und ziehen sich dann immer mehr zurück. Dabei geraten die Mädchen in immer tiefere emotionale Abhängigkkeit, die gezielt ausgenutzt wird. Das funktioniert besonders dann hervoragend, wenn das Mädchen sowieso einen geringen Selbstwert und emotionale Defizite hat.

Solche Techniken zu kennen ist ok, anwenden würde ich sie aber bewusst niemals. Das wäre für mich das Gegenteil von Liebe.

Bitte mach dir daher nicht zu viele Sorgen. Du bist ein sympathischer junger Mann. Du wirst diesen Kummer überstehen und dann kommt vielleicht schon bald die wirklich große Liebe in dein Leben. Und hoffentlich begegnest du ihr mindestens genauso offenherzig und großzügig, wie deiner Exfreundin!

LG Pauline

23.09.2018 14:55 • x 1 #26


Urmel_
Zitat von Paulinchen2:
Natürlich gibt es einige Gesetzmäßigkeiten, die teilweise auch in der Liebe funktionieren. Z.B. Loverboys überschütten ihre ahnungslosen Opfer zunächst mit Aufmerksamkeit und Zuwendung und ziehen sich dann immer mehr zurück. Dabei geraten die Mädchen in immer tiefere emotionale Abhängigkkeit, die gezielt ausgenutzt wird. Das funktioniert besonders dann hervoragend, wenn das Mädchen sowieso einen geringen Selbstwert und emotionale Defizite hat.

Also was Du meinst sind Begleiterscheinungen von Borderline und da ist Lovebombing und anschließenden Ghosten recht häufig zu beobachten. Allerdings ist diese Störung überwältigend oft bei Frauen zu finden. Ebenfalls sehr häufig ist dabei ein gestörtes Selbstbewusstsein bei den Frauen.

Bei Männern tendiert es deutlich mehr zum Narzissmus. Da wird durch Push/Pull und Distanz eher für Abhängigkeit gesorgt, aber klappt auch meist nur, wenn die Dame ebenfalls einen Treffer hat.

23.09.2018 15:11 • #27


K
@

schaut mal auf das Alter des TE und dessen Freundin...und in Relation gesetzt zu dem, was
die alten Häsinnen und Hasen zu Besten geben, lässt sicher AUCH erkennen, dass mit
Lebenserfahrung/Beziehungserfahrung sehr viel von dem wettmachen lässt, was den TE und
dessen Freundin arg belastet.

23.09.2018 15:41 • #28


A


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