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Geben in einer Beziehung unnötig?

A
Hey Leute,

wurde vor 3 Wochen von meiner Partnerin verlassen. Sie sagte mir, dass Sie mit sich selbst nicht im reinen ist und sich innerlich angespannt fühlt, wenn ich da bin. Sie könne mir nicht das Geben, was ich möchte. Dazu muss mann sagen, dass ihre Mutter Krank ist, sie Arbeitet und sich nebenbei weiterbildet und kürzlich einen kleinen Welpen geholt hat. Rational gesehen denke ich einfach, dass sie damit überfordert war, da auch noch eine Beziehung zu pflegen. Sie ist auch erst 18, vielleicht fehlt ihr da auch noch ein wenig die Reife. (Ich bin 21)

Leider habe ich nach der Trennung im Internet verschiedene Artikel gelesen, da ich den Fehler seitdem ununterbrochen bei mir suche. Ein Artikel der Welt namens Warum netten Männern die Frauen weglaufen beschäftigt sich unter anderem damit, dass über-investieren der Beziehung schadet. Dieser Artikel beschäftigt mich seit 2 Wochen innerlich. Ich finde mich in Ansätzen dort wieder. Ich hatte am Ende alles für Sie gegeben, ihr nach der Arbeit Blumen gebracht und ähnliches. (Es kriselte schon) Der Artikel lässt mich an meinen gesamten sozialen Kompetenzen zweifeln. Der Artikel schreibt, dass Geben oder investieren nur den bindet, der gibt. Zu viel Geben würde eher bedrängen. Das zu viele Aufmerksamkeiten und Annehmlichkeiten bedrängen können, kann ich nachvollziehen. Aber die Aussage, dass Geben generell nur den bindet, welcher gibt, finde ich verstörend. Wenn ich Gebe, sei es eine Geste oder auch mal eine kleine Aufmerksamkeit (Geschenk) möchte ich damit ja unsere Beziehung stärken. Klar, eine Beziehung sollte ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Geben und Nehmen sein, somit gibt ja jeder. Finde es aber irgendwie trotzdem krass, dass man sich laut dem Artikel nur in dem Moment des Gebens binden soll. Wenn derjenige das, was ich Gebe, annehmen kann und will, weil er sich genau das wünscht, dann stärkt sich doch unsere Bindung gleichermaßen oder nicht? Mir ist natürlich klar, dass nur durch geben keine Beziehung entsteht. (Siehe z.B Stalker - Gestalkter). Aber wenn beide die Beziehung, oder auch als anderes Beispiel Freundschaft möchten, dann stärkt doch der Akt des Gebens die Beziehung und die Bindung auf beiden Seiten, oder nicht?

Wäre cool wenn ihr mir da meine Gedanken nochmal ordnen könntet. Rational weiß ich, dass es so ist aber der Artikel verunsichert mich sehr. Habe schon fast das Gefühl es ist eine Art Zwangsgedanke geworden.
Sehe den Sinn des Gebens nicht mehr, aber ohne investieren und Geben ist eine zwischenmenschliche Beziehung doch unmöglich.

Danke euch!

21.09.2018 14:28 • #1


P
Lieber Anker,

Das tut mir sehr leid, dass Deine Beziehung nicht gehalten hat. Ich denke auch, dass Deine Freundin sehr überfordert war und deshalb die Beziehung nicht halten konnte oder wollte. Vielleicht ist sie auch ein Mensch, der nicht gut annehmen kann. Das gibt es. Dann haben deine Geschenke und deine Aufmerksamkeit sie natürlich zusätzlich unter Druck gesetzt.

Ich kenne nun den Artikel nicht, aber ich kann nicht erkennen, dass du große Fehler gemacht hast. Mach dir keine Sorgen. Ich finde es eher schön, dass es noch aufmerksame junge Kavaliere wie dich gibt.

Du wirst nun eine Weile Liebeskummer haben. Dann aber wirst du sicher wieder eine liebe Freundin finden, die deine Aufmerksamkeit gerne annimmt. Lass dich nicht von solchen pseudopsychologischen Artikeln verunsichern.

Alles Liebe Dir
Pauline

21.09.2018 14:49 • x 3 #2


A


Geben in einer Beziehung unnötig?

x 3


gala
Und @Urmel_ in 3... 2... 1...

21.09.2018 14:54 • x 3 #3


A
Danke dir @Paulinchen2 für deine Worte! Das hilft mir sehr. Bist du der Meinung, dass vieles aus diesen Beziehungsratgebern à la psychologie eher quatsch ist?

21.09.2018 14:57 • #4


Urmel_
Zitat von Anker17:
Rational gesehen denke ich einfach, dass sie damit überfordert war, da auch noch eine Beziehung zu pflegen.

War ich pünktlich auf der 6 hier? =)

Zum Thema: Wenn mein Mädel am Anschlag ist, die Welt über ihr zusammenbricht, dann zieht sie sich zu mir zurück, damit ich ihr den Rücken freihalten kann, damit sie abschalten kann (beispielsweise durch 6) und damit sie das Gefühl hat, dass jemand weiß wie es ihr geht und jemand da ist, der rationale Schritte abseits von Emotionen empfehlen kann, wenn es gewünscht ist.

Vielleicht solltest Du mal erläutern, was Du unter Beziehung pfelgen verstehst?

21.09.2018 15:00 • x 1 #5


A
@Urmel_ Beziehung pflegen heißt für mich zum Beispiel Zeit für den anderen haben, Zweisamkeit. Sie sagte mir zum Beispiel sie habe das Gefühl, dass Sie keine Zeit mehr für sich hat. (wegen der genannten Dinge)

21.09.2018 15:16 • #6


P
Zitat von Anker17:
Beziehungsratgebern à la psychologie eher quatsch ist?



Nicht direkt Quatsch, aber nicht immer passgenau für die individuelle Problemstellung des Lesers. Zieh dir bitte nicht jeden Schuh an, den irgendein karrieregeiler Redakteur sich ausdenkt, um Quote zu machen.

Dein Bauchgefühl ist ein guter Ratgeber. Und wenn das mal versagt, Wende dich an einen guten Kumpel! Du machst das schon richtig!

LG Pauline

21.09.2018 15:18 • x 1 #7


G
Zitat von Urmel_:
War ich pünktlich auf der 6 hier? =)

Zum Thema: Wenn mein Mädel am Anschlag ist, die Welt über ihr zusammenbricht, dann zieht sie sich zu mir zurück, damit ich ihr den Rücken freihalten kann, damit sie abschalten kann (beispielsweise durch 6) und damit sie das Gefühl hat, dass jemand weiß wie es ihr geht und jemand da ist, der rationale Schritte abseits von Emotionen empfehlen kann, wenn es gewünscht ist.



Spannend wie unterschiedlich Menschen sind. Hab ich zu viel auf den Schultern, will ich nur allein sein und keinen bei mir und auch keinen 6, sondern echt nur Ruhe. Da finde ich dann schon telefonieren oder WhatsApp zu viel.

Lieber TE, dein Kummer tut mir leid.

Ich denke, ihr war echt alles zu viel und hat sich dann dazu entschlossen, den geringsten 'Widerstand' (aus ihrer Sicht) aus ihrem Leben zu streichen.

Ich wünsche dir, dass du es gut verarbeitest.

Und glaube nicht alles was du liest, deine Einstellung ist schon richtig.

21.09.2018 15:27 • x 3 #8


K
Zitat von Grace_99:

Spannend wie unterschiedlich Menschen sind. Hab ich zu viel auf den Schultern, will ich nur allein sein und keinen bei mir und auch keinen 6, sondern echt nur Ruhe. Da finde ich dann schon telefonieren oder WhatsApp zu viel.

.


Ich bin auch grad etwas irritiert, weil es eigentlich allgemein bekannt ist, dass 6 für Männer wohl zum Stressabbau dienen kann, Frauen aber bei Stress null Bock auf 6 haben

Lieber TE,

das was Du da gelesen hast ist schon ganz richtig. Aber es ist immer die Frage, ob eine Beziehung noch auf Augenhöhe ist oder nicht. Meistens variieren die Gefühle der beiden Beteiligten ja. Mal hat der eine mehr davon, mal der andere.
Wenn nun derjenige, der gerade unten ist (heißt, derjenige, der gerade stärkere Gefühle hat, der die Beziehung stärker braucht als der andere) auch noch zusätzlich gibt, also investiert, gerät die Schieflage endgültig in eine Missstellung. Diesen Fehler machen leider sehr viele Menschen in Beziehungen - sie stellen fest, dass der andere nicht mehr so zugewandt, nicht mehr so verliebt ist, und investieren dann mehr, um die Gefühle des anderen wieder zu erwecken. Doch leider passiert in dem Fall das genaue Gegenteil. Besser wäre es also gewesen, selbst auf Distanz zu gehen und sich zurückzuziehen und zurückzuhalten. Und wenn Deine Freundin gerade sowieso Stress hat, hast Du sie damit natürlich zusätzlich unter Druck gesetzt.

Es tut mir leid, aber Du bist noch sehr jung und dies wird nicht Deine letzte Beziehung gewesen sein. Der Liebeskummer jetzt tut natürlich sehr weh, aber er wird vorbeigehen - auch wenn man sich das im Moment noch nicht vorstellen kann

21.09.2018 15:45 • #9


A
@Kaetzchen Beziehung stärken, indem ich sie aufhöre zu Pflegen? Wie soll das denn gehen?
Darf man jetzt nichts mehr geben oder was?

21.09.2018 16:07 • #10


K
Zitat von Anker17:
@Kaetzchen Beziehung stärken, indem ich sie aufhöre zu Pflegen? Wie soll das denn gehen?
Darf man jetzt nichts mehr geben oder was?


Klar darf man. Solange der andere auch gibt, und zwar ungefähr gleichermaßen. Wenn aber einer aufhört, zu geben (oder aufhört, zu binden), der andere dann NOCH mehr gibt als vorher, hast Du eine Schieflage, die zu nichts Gutem führt (in der Regel halt zur Trennung).

Das Buch Ich lieb dich nicht, wenn du mich liebst bringt da bisschen Licht ins Dunkel kann ich sehr empfehlen.

21.09.2018 16:35 • #11


A
@Kaetzchen kann absolut nicht nachvollziehen, was du mir sagen möchtest. Eine Beziehung lebt doch vom Geben und Nehmen. Wenn einer den anderen nicht mehr möchte, dann ist die Beziehung doch schlichtweg kaputt? In einer intakten Beziehung wollen doch beide den anderen, wollen, dem anderen etwas geben und etwas bekommen. Wie soll denn eine Beziehung funktionieren, in welcher einer nicht mehr möchte.

Und überhaupt: Können nicht in einer glücklichen Beziehung beide lieben?

21.09.2018 16:40 • #12


K
Zitat von Anker17:
@Kaetzchen kann absolut nicht nachvollziehen, was du mir sagen möchtest. Eine Beziehung lebt doch vom Geben und Nehmen. Wenn einer den anderen nicht mehr möchte, dann ist die Beziehung doch schlichtweg kaputt? In einer intakten Beziehung wollen doch beide den anderen, wollen, dem anderen etwas geben und etwas bekommen. Wie soll denn eine Beziehung funktionieren, in welcher einer nicht mehr möchte.

Und überhaupt: Können nicht in einer glücklichen Beziehung beide lieben?


Natürlich lieben in einer glücklichen Beziehung beide. In einer sehr glücklichen Beziehung lieben beide auf gleichem Level. Das ist aber nicht immer der Fall - so kann es passieren, dass einer von beiden im Laufe der Beziehung ein wenig Gefühle verliert, aus welchen Gründen auch immer. Und das passiert nun mal eben sehr sehr häufig, sonst gäbe es nicht so viele Trennungen.
Wenn nun A ein wenig Gefühle für B verliert, und B dann versucht, durch mehr Invest die Beziehung zu retten, wird A durch den zu hohen Invest noch mehr Gefühle verlieren. Das ist ein Gesetz der Liebesgefühle (die größten Liebesgefühle gehören bekanntlich zu den unerfüllten/unerwiderten Lieben, das allein sagt ja schon alles ).

21.09.2018 16:52 • #13


Urmel_
Zitat von Anker17:
Ich hatte am Ende alles für Sie gegeben, ihr nach der Arbeit Blumen gebracht und ähnliches. (Es kriselte schon) Der Artikel lässt mich an meinen gesamten sozialen Kompetenzen zweifeln.

In dem Kontext ist es für uns Männer sehr wichtig, dass wir auf Basis der Realität den Stand der Dinge bewerten.

Denn es ist ein extremer Unterschied, ob Du in einem Abschwung der Dame Blumen schenkst oder in einem Aufschwung. Im ersten Fall besteht ein Problem und die Dame empfindet die Blumen als nervig, weil obwohl sie sich emotional entfernt, Du dann durch die Blumen das Binden ankurbelst. Ist alles in Butter und die Dame steht auf Dich, dann freut sie sich schlichtweg über die Blumen.

Es gibt dabei aber auch ein Aber. Denn wie schon gesagt wurde besteht eine Beziehung aus Sicherheit und Unsicherheit (Männer und Frauen sind hier unterschiedlich!). Sicherheit, dass man sich geborgen fühlt, unsicherheit, dass der wertvolle Partner nicht selbstverständlich ist, man sich anstrengen muss, was bedeutet, dass er Wert hat.

Gibst Du als Mann nur Sicherheit, dann kann man abstrakt sagen, dass der Wert des Mannes in der emotionalen Wahrnehmung der Frau abnimmt, obwohl der Mann rational betrachtet genau so wertvoll ist wie vor 2 Wochen. Aber, wenn Du nur SIchrheit in einer Frau erzeugst, dann nimmst Du die Unsicherheit aus der Gleichung. Dann wird Anziehung nicht mehr durch Unsicherheit angekurbelt, sondern Anziehung durch zu viel SIcherheit im Zaum gehalten. Und dann taucht ein anderer Mann auf der Bildfläche auf, deer die exakte Kopie von Dir ist, der aber auf Seiten der Unsicherheit mehr Anteile bringt, weil sie ihn noch nicht kennt, noch nicht gebunden hat. Und da die Auswahl der Frauen Unsicherheit über Sicherheit wertet, weil nur für das, was man erkämpfen muss, auch Wert angesetzt wird, sinkt Dein gefühlter Wert, obwohl er rein Rational genau so ist wie vor 2 Wochen.

21.09.2018 16:57 • x 2 #14


V
Zitat:
Der Artikel schreibt, dass Geben oder investieren nur den bindet, der gibt.


Es kommt auf die Persönlichkeitsstruktur der beiden Partner an.
Evtl. ist das Geben tatsächlich eine funktionale Strategie eines dependenten Partners, die andere Seite zu binden.
Es entspringt dann einer biografisch begründeten Angst, alleine nicht leben zu können und damit dem Wunsch, jemanden haben zu müssen, der solidarisch ist, der unterstützt und mir meine Entscheidungen abnimmt. Das ist motivintransparentes Handeln bei Leuten mit dependenten Persönlichkeitszügen, um zu verhindern, dass sie verlassen werden und allein sind.
Dabei besteht selbstverständlich die Gefahr, dass die andere Seite sich bedrängt oder eingeengt fühlt - was sich nicht gerade bindungsfördernd auswirkt.

21.09.2018 17:09 • #15


A


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