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Gefühle gegen verstand

Plentysweet
Zitat von Traumwandler:
Und ich tue mich sehr schwer damit das zu akzeptieren, weil eben viele so sind.

Viele, aber nicht alle sind so. Das ist ja noch immerhin das Gute!

Aber man darf auch nicht zu verkrampft und verzweifelt-suchend an die Sache herangehen. Wie ich schon sagte, der Zusammenhalt ergibt sich aus einer guten Beziehung, an der beide festhalten, ja eigentlich zwangsläufig. Jemand den man liebt und der diese Liebe erwidert, wird mit Dir länger zusammensein wollen. Aber Du kannst nicht in der Gegend herumlaufen und krampfhaft nach jmd.Ausschau halten, der diese Wertvorstellungen mit Dir teilt. Das ergibt sich INNERHALB und aus einer guten und beiderseits gewollten Beziehung heraus. vielleicht brauchst Du etwas länger, um so jemand zu finden
, der ebenfalls etwas Tiefgründiges sucht. Aber resignieren würde ich nicht. Schon allein hier im Forum bekennen sich nicht wenige zu solchen Werten. Steck ja nicht den Kopf in den Sand !

13.06.2019 19:28 • x 3 #16


L
Zitat von Dattel:
Neue Zeiten erfordern neue Regeln.


Das lässt sich schwer bestreiten.
Wenn ich mir die neuen Regeln und vor allem auch die hiesigen Werte so anschaue, hege ich allerdings große Zweifel daran, dass diese unbedingt besser sind.
Denn neu heißt nicht automatisch besser und viele Werte, Traditionen aber auch Konzepte haben sich bewährt und heute noch Gültigkeit,
Nicht nur beim Thema Liebe, dies gilt auch für andere Lebensbereiche, weswegen auch die Philosophie zeitlos ist.
Noch heute lesen Manager in Asien das Werk von Sunzi und hier in Europa hat ebenfalls mancher Politiker seinen Macchiavelli gelesen. Und das gute alte divide et impera funktioniert nach wie vor hervorragend, schaut man sich in der Welt um.
Man kann also nicht pauschal sagen das Altes irgendwann zwangsläufig seine Berechtigung verlieren muss. Im Gegenteil denn in der Moderne sehe ich nicht viel Substantielles, was die nächsten 1000 Jahre überdauern wird.

Aber um mal wieder den Bogen zurückzuschlagen:
Ich glaube Liebe ist sogar eine der Grundkonstanten im Universum. Das wird sich niemals ändern, nur die Menschen und die Zeiten, die immer schnelllebiger werden.
Wer tut sich denn heute noch einen anderen Menschen wirklich an? Die meisten sind doch beim kleinsten Problem weg.
Und warum auch nicht?
Man kann sich doch das nächste Abenteuer oder die nächste 3 Wochen Love Story einfach ertindern. Daumen hoch/Daumen runter, womit wir wieder bei den guten alten Zeiten sind und im Kolosseum angelangt sind.
Diese Oberflächlichkeit der Menschen ändert aus meiner Sicht aber nichts an der grundsätzlichen Wertigkeit der Liebe oder der menschlichen Werte. Die bleiben, wenigstens aus meiner Sicht, immer dieselben.
Meinetwegen kann sich die ganze Gesellschaft so oft wandeln wie sie möchte und noch an Tempo zulegen. Ich bleibe trotzdem bei meiner Auffassung. Nicht weil ich mich für moralisch überlegen halte, sondern weil ich daran glaube.

Das sie antiquiert wirken oder ich dafür bemitleidet bzw, belächelt werde, ist in Ordnung für mich.
Eine Zeit lang hatte ich starke Zweifel an meinem Konzept. Dann hat mir ein Freund von der Liebe zu seiner verstorbenen Frau erzählt, die er bis in den Tod gepflegt hat.
Der hat mir gesagt, ich soll niemals zweifeln. Denn viele die einen auslachen oder nicht verstehen, die können es vielleicht gar nicht. Weil sie einfach noch nicht die richtige Person getroffen haben und die wahre Liebe überhaupt nicht kennen.
Das hat mir eingeleuchtet und seitdem habe ich eigene Beobachtungen angestellt, die mich dann letzen Endes zu meinen Ansichten gebracht haben.
Und im letzten Jahr hatte ich dann dieses Gespräch, wo es eigentlich um Theologie im weitesten Sinne ging. Da ist der Groschen dann endgültig gefallen.
Vielleicht irre ich mich damit auch, dass kann sein. Aber es fühlt sich für mich sehr richtig an.

13.06.2019 20:01 • x 1 #17


A


Gefühle gegen verstand

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D
Danke @Lishan für einen sehr schönen Beitrag.

Es ist gerade genau DIE Zeit, die ewigen Gesetzte der universellen Liebe eben nicht zu vergessen.
Es gibt ein Grundgerüst der Nähe zwischen Menschen, das zwar permanent angegriffen wird, das aber immer tragen wird.

Und, TE, ob man sich weiterhin mutig schlimme Schmerzen abholt oder sich vornehm zurückzieht, ist wirklich eine freie Entscheidung im Wortlaut.
Schlimm finde ich die weitreichenden Schäden des aktuellen Trends dieser Austauschbarkeit, denn rein wirtschaftlich ist die Belastung kaum zu tragen.
Während zu Luthers Zeiten Liebeskummer ein Luxus war, weil rein existentielle Notwendigkeiten die Menschen zum weitermachen trieben, ist das Ganze heute ein Phänomen, das die Arztpraxen, Therapiezentren und Kliniken mit Wartelisten füllt.

Diese neue Zeit erfordert von jedem Einzelnen, sein eigenes emotionales Scheitern professionell zu managen.
Sprich, Enttäuschungen und Schmerzen möglichst rasch und möglichst effektiv zu verarbeiten, um gestärkt und reflektiert aus der Krise hervorzugehen.
Schlecht für die Idealisten, gut für die Verkäufer von Selbsthilfebüchern, wenn man zynisch ist.

Niemand bereitet einen Menschen auf die Schmerzen vor, die ihn womöglich erwarten.
Ich wüsste auch gar nicht, wie?
Luther ist lange tot, seine Abhandlung ist im Zuge des Wandels nicht mehr gültig.
Aber wenn man seine Kernaussage beherzigen würde, nämlich dass eine Ehe eine Lebensaufgabe ist, an der man wächst oder zugrunde geht:
Würdest Du selbst heute noch in einer Beziehung leben wollen, die geprägt ist durch Lieblosigkeit, Gewalt und Desinteresse?

13.06.2019 21:04 • #18


Luto
Zitat von Dattel:
Aber wenn man seine Kernaussage beherzigen würde, nämlich dass eine Ehe eine Lebensaufgabe ist, an der man wächst oder zugrunde geht:
Würdest Du selbst heute noch in einer Beziehung leben wollen, die geprägt ist durch Lieblosigkeit, Gewalt und Desinteresse?

das ist der Punkt. man kann eine Beziehung notfalls auch als Aufgabe sehen, an der man wachsen kann, aber es sollte kein Muss sein... wenn die Gefühle nicht mehr stimmen, und wirklich nicht mehr da sind, warum auch immer, dann macht es in der heutigen Zeit keinen Sinn, eine Beziehung nur noch aus Not oder Nostalgie weiter zu führen ... das ist ein Gewinn der heutigen Zeit und das Beste, was sie bieten kann ... auch wenn es für Verlassene weh tut ....

13.06.2019 22:27 • x 1 #19


VictoriaSiempre
Zu Luthers Zeiten wurden Männer im Schnitt 30 Jahre als, Frauen starben durchschnittlich noch jünger (z. B. wegen des Kindbettfiebers). Es gab die Ständegesellschaft, Kriege, Krankheiten und Hungersnöte. Daneben war nicht mehr ganz so viel Zeit, sich Gedanken über Scheidung oder das Beziehungsleben zu machen. Im höheren Stand/Adel wurde sowieso meist politisch geheiratet; dass Liebe zur Ehe gehören sollte, ist eine relativ neumodische Erfindung

Von daher sind Luthers (der olle Revoluzzer), Gedanken sicher interessant, aber nicht 1 : 1 adaptierbar.

13.06.2019 22:47 • x 1 #20


C
Zitat von Dattel:
Aber es ist doch bezeichnend, dass unglaublich viele Menschen angeblich etwas Festes und Stabiles suchen, ernsthaft (!) etwas von ewiger Treue und Seelenverwandschaft daher reden, um beim ersten Krach schneller verschwinden als eine Kakerlake beim Einschalten des Lichts



Ist es nicht traurig, dass es so ist? Dass man von Lebensabschnittpartnern redet. Dass man nicht erwartet lange zusammen zu bleiben. So eine Art 'Selffulfilling Prophecy'. Dass es als unattraktiv gilt, sich gegeseitig zu lieben, vertraut miteinander zu sein und tatsächlich miteinander glücklich zu sein ohne Fifty Shades of Grey, Kama. oder olympische Turnübungen und Ausdauermatratzentraining mit Kick für ein erfülltes Leben zu benötigen?

Angeblich war früher und ganz ganz früher nur die Versorgung im Vordergrund oder die Politik. Komisch! Wie sind dann Schriftsteller auf solche Sachen wie Romeo und Julia und ähnlichem gekommen?

Liebe ist nicht gleich verliebt sein ..und nur verliebt sein, reicht nicht aus, um auch mit der Routine des Alltags und den Widrigkeiten des Lebens fertig zu werden. Es gehört mehr dazu einen Partner auch dann zu schätzen und zu lieben, wenn er keine 20 mehr ist, Ecken und Kanten hat, schnarcht oder die Zahnpastatube quetscht.

Alle wollen so akzeptiert und geliebt werden wie sie sind, vergessen aber dabei, dass der Partner genau das Gleiche will.

Dann laufen sie davon, um bei jemanden anderen ihre Lücken zu füllen. Das Ich/Ego steht im Vordergrund und die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse sind das Bestreben schlecht hin.

Liebe oder Verliebt sein sind die einzigen Gefühle, die man haben darf. Alle anderen existieren nicht.

13.06.2019 22:48 • x 3 #21


BrokenHeart
Zitat von Corbian:
Ist es nicht traurig, dass es so ist? Dass man von Lebensabschnittpartnern redet. Dass man nicht erwartet lange zusammen zu bleiben.


Ich bin der Meinung, dass es heutzutage nicht mehr pauschalisiert werden kann.

Es gibt Lebensabschnittspartner und es gibt die große Liebe für immer und ewig.
Jeder Mensch ist anders, hat andere Bedürfnisse und andere Vorstellungen von einem Leben.

Ich bin froh, in einer Zeit zu leben, in das alles möglich ist

13.06.2019 22:55 • x 1 #22


Barbina
Zitat von VictoriaSiempre:
Zu Luthers Zeiten wurden Männer im Schnitt 30 Jahre als, Frauen starben durchschnittlich noch jünger (z. B. wegen des Kindbettfiebers). Es gab die Ständegesellschaft, Kriege, Krankheiten und Hungersnöte. Daneben war nicht mehr ganz so viel Zeit, sich Gedanken über Scheidung oder das Beziehungsleben zu machen. Im höheren Stand/Adel wurde sowieso meist politisch geheiratet; dass Liebe zur Ehe gehören sollte, ist eine relativ neumodische Erfindung

Von daher sind Luthers (der olle Revoluzzer), Gedanken sicher interessant, aber nicht 1 : 1 adaptierbar.


Danke, wollte ich gerade anmerken. von daher gab es zu diesen zeiten auch jede Menge Lebensabschnittsgefährten- nur unfreiwillig ... man hat nach dem Tod des Partners natürlich meistens sofort wieder geheiratet.
Abgesehen davon gabs sehr viele uneheliche Kinder, und Affären ebenfalls.
Wäre einen Thread wert : die Liebe in Mittelalter u Neuzeit




(Übrigens ist dieser Thread hier ein ergiebiges Thema für Dich, oder? @6rama9 )

13.06.2019 23:10 • #23


D
Selbstverständlich liegen auch enorme Vorteile in der heutigen Zeit, das ist unbestritten.
So, wie zu Luther gewiss viele geflucht haben, dass der Ehebund unauflöslich sei.
Damals war man bestenfalls 20-25 Jahre gebunden.
Heute muntere 60-65 Jahre.
Wachsen wir an der zunehmenden Zeit?
Der Trend sagt, dass das eher nicht der Fall ist.

13.06.2019 23:18 • #24


Luto
Zitat von Dattel:
Wachsen wir an der zunehmenden Zeit?
Der Trend sagt, dass das eher nicht der Fall ist.

das ist falsch! Natürlich wachsen wir daran, wenn wir es wollen.
wir wachsen, wenn wir uns dem Leben stellen, und auch akzeptieren, dass ein Lebensabschnitt vorbei ist, und fähig sind, ohne Zwänge in die Zukunft zu springen ... ist nicht immer leicht, ok, aber es fördert das Wachstum!

13.06.2019 23:31 • #25


Otto_Feige
Zitat von Luto:
langweiliges Lutherleben,

Hast du schon mal Luthers Biografie gelesen? Hast du dich mal mit dem Leben vor 500 Jahren beschäftigt? Hast du bloss mal versucht, so zu leben wie die Menschen im ausgehenden Mittelalter?
Langweiliges Lutherleben ... aber Hallo.

An den TE: Tatsächlich waren die Beziehungen zu Zeiten unserer Eltern und Grosseltern genauso glücklich oder unglücklich wie heute. Tatsächlich hat die wirtschaftliche Abhängigkeit der Frau viele Beziehungen zusammengehalten. Heute sind Frauen in der Lage, sich zu trennen, wenn die Beziehung nicht mehr stimmt und alle Anstrengungen, sie zu kitten nichts helfen.
Insofern ist es schon eine Menge Arbeit, eine Beziehung zu erhalten. Aber man muss es nicht bis zum bitteren Ende aushalten als Frau.

13.06.2019 23:47 • x 2 #26


6rama9
Zitat von Barbina:
(Übrigens ist dieser Thread hier ein ergiebiges Thema für Dich, oder? @6rama9 )

Nö. Der Titel Gefühle gegen Verstand passt überhaupt nicht zum Inhalt. Der nämlich befasst sich mit dem Thema Ziehe ich mein Ding auf dem Rücken andere Menschen durch oder nicht. Das ist eine grundsätzliche ethische Frage über sie seit Anbeginn der Zeit diskutiert wird. Die nur im Kontext von Partnerschaften zu betrachten ist meiner Meinung nach nicht zielführend, weil das grundsäztliche charakterliche Dispositionen betrifft. Oder anders: Wer einen langjährigen Partner im Regen stehen lässt, weil er seinem Hormonrausch folgen wird, der lässt ihn auch im Regen stehen, wenn es um seine persönliche Selbstverwirklichung in Bezug auf Macht, Beruf, Sport oder Finanzdingen geht. Da gibt es nur einen sehr geringen neurologischen Unterschied im Hirn bgzl der aktiverierten Hirnareale.

Es gibt halt solche und solche Menschen, daher predige ich ja auch immer, dass es wichtig ist einen Menschen zum Partner zu haben, der die gleichen Werte wie man selbst vertritt. Dann klappts auch mit der Beziehung.

Ansonsten sind die Einlassungen zu Luther und der mittelalterlichen Lebensweise recht oberflächlich und kindisch.

14.06.2019 08:44 • #27


Otto_Feige
Zitat von 6rama9:
Ansonsten sind die Einlassungen zu Luther und der mittelalterlichen Lebensweise recht oberflächlich und kindisch


Meinst du damit mich? Falls ja, darfst du mir das gern persönlich sagen. Notfalls können wir das auch diskutieren.

14.06.2019 09:12 • #28


Barbina
Hier etwas mehr dazu:

https://www.deutschlandfunk.de/ehe-als-..._id=333846

14.06.2019 09:25 • #29


E
Gefühle werden bei erwachsenen Menschen, die in der Regel über einen präfrontalen Cortex verfügen, immer vom Verstand reguliert.
Das Problem sind daher nie die Gefühle, sondern immer der Verstand. Da lassen sich ja die unterschiedlichsten Ausprägungen finden.

Ich gehöre auch zu den Dinosauriern mit der Sichtweise lebenslange Loyalität, Freude am Partner, Unterstützung, Rücksichtnahme. Das wurde mir aber auch so vorgelebt,- nur goldene und eiserne Hochzeiten in der Familie.

Jetzt hatte ich mich aber mit einem verehelicht, der bereits in 3. Generation Scheidungskind war. Der tat sich irgendwann relativ leicht, mich zu verlassen und konnte auch sehr positiv und genußvoll sein neues Leben gestalten, was mir heute noch schwer fällt. Ich denke daher, die jeweilige Sozialisation spielt da eine große Rolle. Ich sage das wertfrei und hätte sehr gerne eine größere Portion Leichtigkeit und Egoismus mit auf den Weg bekommen.

Die Dinge wandeln sich eben und vielleicht sind viele heute nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch aus dem, was ihnen vorgelebt wurde eher zur Trennung bereit.

Was Martin Luther angeht:
In der Woche zwier schaden weder ihm noch ihr! (Das finde ich immer noch zeitgemäß )

14.06.2019 09:33 • #30


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