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Gehen oder bleiben?

C
Schon gut. Es gibt Foren wie dieses und alle raten dazu, das Forum nicht zu nutzen. Sie hat doch ausführlich beschrieben, dass ihre Verwandtschaft wohl auf der Seite des Freundes steht, da sie der Ansicht sind, dass sich nichts Besseres findet. Das ist natürlich Blödsinn, denn die Qualität eines Partners beurteilt immer der andere Partner selbst und nicht die Freunde oder Verwandten etc.

Natürlich ist es schwer einen Rat zu geben, eine Trennung erfolgt vermutlich in deinem Fall dann, wenn du jemanden kennen lernst (oder eben er) an dem das Herz wirklich hängt. Das ist immer schwierig, solange man noch in einer solchen Konstellation fest hängt, denn welcher Dritte im Bunde will schon eine fest gezurrte Frau herauslösen? Jeder Neue im Bunde würde sich dann seinerseits als Ablöse fühlen.

Schluss machen, Abstand, zu sich selbst finden ist der perfekte Weg. Aber den wirst du nicht schaffen zu gehen, sei denn er trennt sich mit dir, also ihr trennt euch gemeinsam.

17.09.2014 08:49 • #16


N
Liebe(r) Calt100,

vielen Dank für Deinen Beitrag!

Die Trennung ist nun eine Woche alt. Die Woche ging es mir erstaunlich gut, ich konnte mich das erste mal seit langer Zeit so richtig auf meine Zukunft freuen und hatte einfach ein tolles Gefühl, wieder mal aus dem Nichts Freude zu empfinden, ein sehr diffuses Gefühl, schwer zu beschreiben. Geweint hatte ich nur am Tag nach der Trennung, bin dann direkt zu Freunden und habe mich auf die Wohnungssuche gemacht.

Da ich die Gastfreundschaft meiner Freunde nicht überstrapazieren wollte, haben wir uns mit meinem Ex-Freund darauf geeinigt, dass ich für eine Woche in die alte Wohnung komme und er eben auszieht. Also bin ich seit gestern wieder zu Hause und es geht mit nun viel schlechter als die ganze Woche nach der Trennung. Gestern und heute habe ich oft geheult, weil die Erinnerungen hochkamen, an all die schönen Zeiten die wir mal hatten. Ich war mir eigentlich sicher, mit der Sache abgeschlossen zu haben, nun ist es aber nicht mehr so. Es ist natürlich normal, um die Beziehung zu trauern, aber ich bekomme Angst, einen Fehler gemacht zu haben, den ich mein ganzes Leben lang womöglich bereuen werde. Ich habe im Moment nur das Gute vor den Augen, was er für ein aufmerksamer, intelligenter und fürsorglicher Partner war. Ich mache mir Vorwürfe, ihn schlecht behandelt zu haben. Bin ich auf nem Egotrip? Bin ich womöglich eine Egoistin, die beziehungsunfähig ist, weil sie ihr eigenes Wohl vor das Wohl des Partners steht? Konnte ich mich deshalb nicht auf die Beziehung einlassen, oder weil er eben nicht der Richtige war? Muss man vielleicht lernen, damit zufrieden zu sein was man hat, anstatt dem Glück hinterherzurennen welches womöglich nicht existiert? Habe ich Bindungsängste? Kann man die Gefühle steuern, wenn man nur genug Willen hat? Das sind alles Fragen, die mir durch den Kopf schießen, und ich finde keine Antworten darauf...und ich vermisse meinen Ex.

Dabei würde ich keinen weiteren Versuch einer Parnterschaft mit meinem Ex angehen. Ich will ihm meine Zweifel nicht mehr antun - und die Zweifel kommen, wie sie schon immer kurz nach dem wir wieder zueinander gefunden haben, kamen. Und solche Zweifel sind immer verletzend. Eigentlich gab es sehr viele Zeichen, dass ich einfach nicht in einer richtigen Partnerschaft lebe... und wir haben ja schon mehrmals probiert, sind sogar zusammengezogen...aber mein Bauchgefühl wurde immer stärker, und irgendwann kann man es nicht ignorieren. Nur habe ich jetzt Angst vor der Zukunft, Angst, künftige potenzielle Kandidaten mit meinem Ex zu vergleichen, wo er doch so tolle Eigenschaften hatte..ich weiß, vergleichen ist blöd, aber.. im Moment denke ich, nie wieder eine Partnerschaft angehen zu wollen, um mir und dem anderen diesen Schmerz und das ganze Durcheinander zu ersparen..ich wollte so gerne, dass es funktioniert...

Sorry, es musste einfach raus. Ich würde so gerne einfach mal zu mir finden, verstehen, was ich will. Denn ich glaube, sonst würde bei mir keine Partnerschaft funktionieren. Oder war er schlicht der Falsche? Kann das sein? Ich bin so verwirrt, es ging mir doch so gut nach der Trennung und nun bin ich in ein ganz tiefes Loch gefallen. Hat jemand ähnliche Erfahrungen? Wie kann man die Zweifel abstellen, ob die Entscheidung richtig oder falsch war? Es lässt mich einfach nicht in Ruhe....Freue mich auf jeden Kommentar und nochmals danke fürs Durchlesen dieses verwirrtens Textes..

Verzweifelte Grüße
Njuscha

22.09.2014 11:25 • #17


A


Gehen oder bleiben?

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T
Ich denke folgendes: Jetzt mit etwas Abstand wird Dir die Endgültigkeit der Entscheidung erst richtig klar. Untermauert oder vielmehr verstärkt wird es dadurch das Du wieder in der Wohnung bist.
Dies ist ein besonderer Ort. Dein Zuhause, Dein Nest. Euer Zuhause, euer Nest. Hier gibt es so viele schöne Dinge, die Du oder ihr gestaltet habt. Hier gibt es viele schöne Erinnerungen.
Und mit der Trennung trennst Du Dich nun auch von Deinem Nest. Der Gedanke, dass jetzt alles auseinander zu reissen und die Wärme und Gewohnheit zu verlieren, macht Angst und es kommt ein Gefühl der Leere und des ungebremsten Fallens.
So lange Du bei Freunden warst, hattest Du diesen Aspekt gar nicht auf dem Schirm. Und jetzt trifft er Dich wie ein Hammer aus dem Nichts heraus.

Als ich damals für die Trennung auf Zeit weg ging hatte ich den gleichen Schmerz. Ich war tagsüber immer mal wieder Zuhause und saß manchmal minutenlang da und schaute mich um. Mein Zuhause, angefangen bei den Gardinen und aufgehört beim Bücherregal. Hier steckt ganz viel von mir drin, meine Seele, meine Wärme ist in diesen Räumen. Und deshalb ist es meine Basis, mein Schutzraum, mein Rückzugsort. Und all das will ich jetzt auch noch aufgeben? Von meinem kleinen Garten will ich erst gar nicht reden. Von unseren Tieren die hier aufgewachsen sind, über die wir gelacht haben und mit denen wir gelitten haben. Dieser Flecken Erde hat so viel Freude, Lachen und Wärme mit uns und durch uns.
Und ich will das jetzt alles auseinander reissen, und muss auch so viel zurück lassen?
Und als ich eine Wohnung besichtigte konnte ich es mir schon ganz genau vorstellen. Ich hätte eine tolle Wohnung, mit Garten, perfekte Lage für mich und die Tiere haben können. Sie war wirklich sensationell. Aber trotz aller Perfektion und allem Vorstellungsvermögen, freuen konnte ich mich nicht. Ich hatte mich von meinem Zuhause nicht abgenabelt weil die Beziehung für mich noch nicht erledigt war. Ich denke, wenn einem das ganz klar ist, dann kommt der Killerinstinkt von ganz allein und man will raus. Wenn dieser Instinkt und die Tatsache des persönlichen Abschlusses im Kopf und im Herz angekommen ist, dann empfindet man sein Zuhause nicht mehr als Nest. Es engt eher ein und die Seele schreit nach Veränderung, Neuanfang und einfach nur raus da.

Wenn man so zurück denkt, wenn man vom Elternhaus weg geht. Die Neugier und Freude auf ein eigenes Leben, ohne die Regeln der anderen, überwiegen den Trennungsschmerz. Auch weil man weiß das man ja immer wieder zurück kann. Zu Besuch oder wenns klemmt. Das Elternhaus ist nicht aus der Welt nur weil man flügge geworden ist. Aber das Ende einer Beziehung und das Scheitern eines gemeinsamen Lebensplans ist nun mal nicht vergleichbar mit dem flügge werden.

Ich glaube, Du bist ganz bei Dir mit dem Eingeständnis das ER es dann doch nicht war. Du hast Dich bemüht und viel gegeben, aber mehr geht nicht, weil er es nun mal nicht ist. Und das ist nicht schlimm. Schlimm wäre es gewesen wenn Du so weiter gemacht hättest. Dann hättest Du Dich und alles was Du Dir vom Leben und der Lieber erträumst aufgegeben. Man kann Liebe nun mal nicht erzwingen, weder von sich selbst noch vom anderen. Diese Erkenntnis hast Du nun und den ersten Schritt getan.

Der zweite ist, sich nun von dem Leben, das bisher zu Dir gehörte, auch zu verabschieden. Es los zu lassen und Dir etwas neues aufzubauen. Das Du es kannst und willst, hast Du Dir selbst bewiesen in der Zeit bei Deinen Freunden. Klar, sie trugen Dich auch ein paar Tage und lenkten von vielen Dingen ab.
Aber Du warst nicht fremdgesteuert, Deine Gedanken und Pläne kamen ganz allein von Dir, aus Dir.
Erinnere Dich an die guten Tage die jetzt erst hattest. Und vergleiche sie mit denen die Du jetzt hast.
Welche besser waren und Dich optimistisch in die Zukunft schauen liessen dürfte klar sein.
Welches Gefühl Du lieber möchtest, dürfte auch klar sein. Du musst nur den Schritt dahin zurück gehen, wo Du emotional schon warst.
Der Rückschritt war vielleicht nötig. Du hast den Wert Deines bisherigen Lebens mit ihm erkannt und geschätzt. Aber ein Punkt hat halt nicht gestimmt, dummerweise der wichtigste überhaupt. Du weisst jetzt was Du innerhalb einer Beziehung und eines gemeinsamen Lebens leisten und einbringen kannst. Und mit dem Richtigen an Deiner Seite kannst Du das auch, sogar noch besser und schöner, für Dich selbst und für den, der dann irgendwann mal kommen wird.

23.09.2014 09:52 • #18


N
Hallo Tingeltangel,

ich bin Dir unendlich dankbar für Deine Worte und dafür, dass Du Dir Zeit genommen hast, diesen tollen Beitrag zu verfassen! Das minutelange herumsitzen und herumschauen (bei mir war es vorgestern eher stundenlang ) kenne ich nur zu genau. Es ist alles andere als einfach, sich vom Nest zu trennen. Den Vergleich mit dem Elternhaus finde ich sehr zutreffend, nur dass in dieser Situation nochmal eine Endgültigkeit dazu kommt: man kann nicht mehr zurück, wenn es mal klemmt Bei mir kommt aber noch hinzu, dass ich schon lange das Gefühl hatte, herauszubrechen zu wollen, hier weg zu müssen. Ich hoffe, es wird das Ganze ein kleines bisschen leicht machen, aber der Umzug wird sicherlich nicht einfach sein.

Du schreibst über das Scheitern des gemeinsamen Lebensplans. Ich befürchte, einen solchen hatten wir nicht wirklich. Ich glaube, meine Erkenntnis (jede Trennung beginnt ja im Kopf, manchmal schon sehr früh, nur dauert es dann manchmal sehr lange, bis es ausgesprochen wird), dass es einfach nicht ER ist und dass ich mir nicht vorstellen kann, mit ihm was langfristiges aufzubauen, war schon früh da, nur hatte ich mich nicht getraut, dies zu akzeptieren. Es ist gar nicht so einfach, zu sich ehrlich zu sein und seine Ängste abzustellen. Dies muss man aber tun.

Ich bin auch Deiner Ansicht, dass ich mit der Entscheidung ganz bei mir bin. Die Tage bei den Freunden war super, ich war voller Freude, einfach so, und konnte optimistisch in Zukunft blicken. Der Rückzug in die gemeinsame Wohnung haben Erinnerungen an die schönen Zeiten hervorgerufen, damit einher kamen die Zweifel- was, wenn es eine falsche Entscheidung war? Aber Du hast es alles richtig auf den Punkt gebracht, mehr ging eingach nicht in der Beziehung und uns blieb nichts anderes übrig. Alles Andere wäre meinem Freund gegenüber total unfair, und mir selber auch.

Ich hoffe, ich habe bald eine Wohnung. Gar nicht so einfach, was tolles zu finden, was noch bezahlbar ist aber ich bin optimistisch.

Nochmals tausend Dank für die Unterstützzung und die lieben Worte! Es ist sehr wichtig, solche Unterstützung in schwierigen Momenten zu erhalten.

Liebe Grüße
Njuscha

23.09.2014 11:24 • #19




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