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Gute Beziehung aber fehlende Emotionen

B
Liebe alle,

Da ich momentan sehr verzweifelt bin und nicht weiter weiss, wende ich mich an euch.

Ich bin seit gut 2 Jahren mit meinem Freund zusammen. Gemeinsame Wohnung seit zwei Jahren.
Bereits zu Beginn merkte/wusste ich, dass er weniger der Emotionale ist. Während er zwar viel kuscheln, küssen, händchenhalten etc. will, bekomme ich auf der romantischen und emotionalen Seite sehr wenig. Konkrete Beispiele: Er sagt mir beispielsweise selten bis nie, dass er mich hübsch findet, gern hat, Romantik, und sei dies nun nur mal eine Kerze anzumachen, gibt es quasi nicht. Kurz: Nebst all seinen sehr positiven Eigenschaften fehlt es mir in dieser Beziehung stark an Emotionen.

Gleichzeitig weiss ich, dass ich mich eigentlich glücklich schätzen sollte. Mein Freund ist extrem zuverlässig, macht viel im Haushalt, denkt und arbeitet an einer gemeinsamen Zukunft.

Diesen Zwiespalt war ich mir von Anfang an bewusst. Da ich ihn sehr für seine positiven Eigenschaften schätze, habe ich die fehlende Emotionalität in Kauf genommen. In der letzten Zeit habe ich jedoch gemerkt, dass mir doch etwas fehlt. Als erstes ist mir bewusst geworden, dass wir sehr anders kommunizieren und empfangen. Während ich sehr stark auf der Beziehungsebene kommuniziere, ist er ein sehr sachlicher Mensch. Spricht er Dinge an, die ihn z. B stören, kommt dies doch des öfteren sehr verletzend bei mir an. Dies resultiert nicht selten in unangenehmen Situationen für beide. Zudem konnte er mir die drei Worte während der ganzen Beziehung noch nie sagen, was mir doch irgendwie weh tut. Vor kurzem kam dann noch dazu, dass ich mich in einer sehr wichtigen Situation von ihm sitzengelassen gefühlt habe. Während die Sache für ihn nach einem Gespräch gegessen war, hat diese Verletzung mein Verständnis dieser Beziehung arg ins Wanken und mich zum Nachdenken gebracht.

Wie ich es momentan sehe: Unsere Beziehung fühlt sich für mich an wie diejenige zwischen zwei besten Freunden. Man vertraut sich, kann offen reden und über ähnliche Dinge lachen. Zunehmend fehlt mir jedoch die Tiefe, das gewisse Etwas, welches eine Freundschaft zur Beziehung werden lässt.
Auf der einen Seite frage ich mich deshalb, ob er mir bis ans Lebensende genug dessen geben kann, was ich mir in einer Beziehung wünsche. Dies bringt mich ins Grübeln. Gleichzeitig spielt er eine absolut wichtige Rolle in meinem Leben, ich schätze ihn für sehr vieles sehr stark und möchte ihn nicht verlieren.

In Gesprächen zu diesen Themen meinte er, dass er halt so sei und sich nicht ändern will, was ich absolut okay finde. Dies u. A auch deshalb, weil ich merke, dass er sich auf seine Art Mühe gibt, mir den Alltag so leicht als möglich macht etc. Und trotzdem: Mir fehlt etwas! Und dies ist stark mit der Angst verbunden, dass ich langfristig unglücklich werde, da es mich zunehmend belastet oder aber, dass zunehmend andere attraktiver werden, die mir dieses Etwas geben können und wollen. Dies möchte ich nicht, da ich sehr viel Wert auf Treue lege und mich/uns nicht in solche Situationen bringen will.

Aufgrund meines Zwiespalts habe ich mich in den letzten paar Monaten doch recht von ihm distanziert. Ich versuche aktiv, diese Distanz zu durchbrechen, was mir aufgrund meiner Zweifel nur bedingt gelingt.

Nun meine Frage: Hat jemand Erfahrungen, Tipps oder Anregungen, die mir weiterhelfen könnten?

Vielen Dank im Voraus,
BF

07.03.2019 17:51 • #1


M
Na ja, Mr. Perfect gibt es nicht. Du hast Dein Dilemma gut abzeichnen können und Dein Bedürfnis, mehr emotionale Verbundenheit spüren zu wollen ist nachvollziehbar.

Spürst Du denn, dass er Dich liebt?

Er scheint emotional sehr eingekapselt zu sein und das wird einen Grund haben. Die drei Worte nicht zu sagen, ist zwar heftig, aber auch konsequent. Wie viele Leute sagen diese Worte und meinen es gar nicht so?

Da Du für Dich bereits einen Mangel festgestellt hast, weiß ich gar nicht, was Dir andere Meinungen bringen sollen. Jeder muss doch für sich entscheiden, was in einer Beziehung wichtig ist, welche Grundelemente da sein sollen. Du wirst hier wahrscheinlich nur Meinungen einfangen können, die die Werte der Antwortenden wiedergeben. Aber es sind Deine Werte bzw eure, die entscheidend sind.

Eigentlich klingt Dein Eintrag schon so, als wäre bei Dir eine Entscheidung gefallen. Sollen wir sie für Dich formulieren?

Nur in einem möchte ich Dich quasi warnen: eine Partnerschaft bis ans Lebensende zu wollen ist zwar romantisch und schön, aber leider auch selten. Darauf solltest Du nicht hoffen. Wenn Du jemanden findest und es dann so ist, super, aber setze es Dir Deinetwillen nicht zum erklärten Ziel.

07.03.2019 18:16 • x 1 #2


A


Gute Beziehung aber fehlende Emotionen

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Scheol
Wenn er Dir zeigt und beweist das er dich liebt ist es doch viel wert.


Viele zeigen es nicht , reden aber viel darüber , und betrügen ihren Partner.

07.03.2019 18:34 • #3


B
Ich stimme beiden Beiträgen zu.

Einerseits zeigt er mir wirklich oft, dass er mich schätzt und wohl auch mag. Die Frage, ob er mir zeigt, dass er mich liebt, finde ich schwierig zu beantworten. Ich merke, dass er mich wohl lieb hat. Ich fühle mich aber eher gemocht als geliebt. Wohl eher wertgeschätzt als Kollegin statt geliebt als Freundin. Das ist genau der Knackpunkt. Oft habe ich das Gefühl, dass er mit angezogener Handbremse fährt. Nachdem das zu Beginn verständlich war und auch ich vorsichtig war kommt in mir langsam die Frage auf, ob er die Handbremse irgendwann überhaupt löst...

07.03.2019 20:17 • #4


M
Ich habe kürzlich einen Artikel gelesen über Partner, die nur mit Handbremse lieben. War, glaube ich, auf beziehungs-weise. Der Artikel könnte Dich wohl ansprechen.

Was an Gefühlen bei Dir ankommt, kann ebenfalls ein Sender-Empfänger-Problem sein. Vielleicht liebt er Dich nach (seinen) Leibeskräften, das was für ihn drin ist. Bei Dir kommt es anders an.

Hast Du ihn mal gefragt, was er empfindet? Ich würde wohl die Reißleine ziehen, wenn dann nach 2 Jahren als Antwort käme, dass ich gemocht werde.

07.03.2019 20:26 • #5


B
Mitsubi, danke für Deinen Beitrag. Ich sehe definitiv ein Sender-Empfänger-Problem. Zumindest auf die Kommunikation bezogen habe ich dieses auch angesprochen und auch er stimmt dem zu. Wir versuchen beide, Verständnis für den Anderen aufzubringen und seine Art des Sendens und Empfangens zu akzeptieren und verstehen. Manchmal klappts, manchmal nicht.

Das Lieben vs. Mögen anzusprechen ist wohl ein guter und der nächste Schritt. Ich bin ihn bis anhin noch nicht gegangen, da ich mir (noch) nicht sicher bin, die Konsequenzen des nur Mögens tragen zu können. Denn genau wie für Dich würde dies für mich mit ziemlicher Sicherheit das Aus bedeuten. Zusätzlich möchte ich natürlich auch keine schlafenden Hunde wecken. Muss mir gut überlegen, wann und wie ich das gut ansprechen kann.

07.03.2019 20:41 • #6


L
Habt ihr auch eine sechsuelle beziehung und funktioniert diese?
Sagt er manchmal dass er Kinder und Familie mit dir plant?

07.03.2019 20:44 • #7


B
Wir haben eine sechsuelle Beziehung, die, ich würde mal sagen, solala klappt. Anfangs war der körperliche Teil ganz gut. Unterdessen ist die Frequenz merklich gesunken. Für mein Empfinden geht er zu mechanisch an die Sache ran und ich fühle mich, zumindest von ihm, zu wenig begehrt als dass oft und starke Lust aufkäme. Dass der Sechs abgenommen hat liegt aber sicher auch an meinem momentanen Zwiespalt.

Er hat lange Zeit sehr oft von Kindern und heiraten gesprochen und hatte den starken Wunsch nach Familie. Unterdessen ist er sich dessen aber nicht mehr sicher. Ein weiterer Punkt, der mich extrem verunsichert auch wenn er beteuert, dass dies nichts mit mir zu tun hat.

07.03.2019 20:49 • #8


M
Oh je, das klingt aber echt nicht gut. Wenn 6 und Lebenspläne auch nicht überein sind, habt ihr in der Tat eher eine Freundschaft denn eine Partnerschaft. Manchen reicht das ja. Dir nicht. Daher ansprechen, ohne Druck zu machen. Ich würde ihn einfach und direkt fragen: was empfindest Du eigentlich für mich? Das darf man nach 2 Jahren schon mal wissen sollen

07.03.2019 21:01 • #9


Einsamsa
Höre auf dein Bauchgefühl.. wenn dir etwas fehlt und es sich durch Gespräche nicht ändert, kann es immer schwerer werden.. Wenn man selbst ein emotionaler Mensch ist und dann versucht, nur noch pragmatisch zu denken (nach dem Motto: Er tut doch alles für mich.. eigentlich ist es doch gut..), geht das meist nicht gut auf Dauer.. Es reicht dir nicht, was das Herz betrifft.. Sprich es offen aus! Da hilft nur Klarheit.. Es ist schwer.. ich weiß! Aber du bist es dir selbst wert Klarheit zu schaffen. Sonst kann es immer wieder nur weh tun.. Fühle mit dir und wünsch dir alles Gute!

07.03.2019 23:06 • x 1 #10


Thommy75
Hey BF123,

Zitat von BF123:
Gleichzeitig spielt er eine absolut wichtige Rolle in meinem Leben, ich schätze ihn für sehr vieles sehr stark und möchte ihn nicht verlieren.


Du sprichst viel über das, was er dir entgegen bringt und was du erwartest bzw du dir von ihm wünschst. Deine Wünsche sind absolut verständlich und nachvollziehbar. Wie sieht es denn aber mit deinem Gefühl für ihn aus? Kurz gefragt: Liebst du ihn?

Das wäre die einzige Frage die ich mir stellen würde...

LG

08.03.2019 07:25 • #11


D
Ich war damals auch in so einer ähnlichen Situation. Mein Ex konnte nicht gut Gefühle ausdrücken, zumindest nicht mit Sprache, mit Taten schon. Dann wurde das weniger. Er wurde unzuverlässiger, hat Treffen abgesagt oder erst dann verschoben, wenn ich gefragt habe, wo er bleibt.
Das hat alles den Blick von mir darauf gelenkt, dass er wohl nicht verliebt ist oder halt auch nicht liebt. Ich habe ihn dann gefragt und er sagte: Ich habe dich schon lieb.
Das hat gesessen. Und dann habe ich hin und her überlegt. Reicht mir das? Ich selbst liebte ihn, unser S... war super. Und so zog es sich noch ein paar Wochen. Und dann habe ich für mich festgelegt, dass ich Standards haben darf in einer Beziehung und für mich gehört dazu, dass ich geliebt werde. Das darf sich gerne in Worten und / oder Taten zeigen oder in der Gewissheit. Aber egal in welcher Form, in einer Beziehung will ich geliebt werden. Sonst wäre es eine Freundschaft plus oder halt s... Treffen. Ich habe es dann beendet, obwohl ich nach wie vor verliebt war. Das war unangenehm. Aber das Richtige. Und ich würde es immer wieder so machen.
Du musst es nicht sofort entscheiden. Lebe ein paar Tage mit den Gedanken zu bleiben. Lebe ein paar Tage damit, dass du dich trennst. Guck, wie es sich anfühlt. Fühle rein in das, was du hast und in das, was du dir wünschst.
Und irgendwann ist es ganz klar.
Und wenn du dich trennst, tut es natürlich trotzdem weh. Aber du weißt, dass es so nicht bleibt. Und ich habe mir immer vor Augen gehalten, dass eine Beziehung mit wirklich schönen Seiten einem auch fehlen darf und schmerzhaft sein darf. So war es einigermaßen auszuhalten.

Schreib auf jeden Fall von deinen Überlegungen. Das klärt und tut gut.

08.03.2019 09:18 • x 2 #12


B
Vielen Dank allen da draussen, die mir so wertvolle Inputs geben und mich zum Nachdenken anregen. Genau danach habe ich gesucht..

Es wurde die Frage gestellt, ob ich ihn liebe. Diese kann ich nicht mit einem Ja oder Nein beantworten. Zu Beginn habe ich ihn vergöttert (wohl normal), dann ist vorerst Liebe daraus geworden. In der letzten Zeit, ich würde sagen, ca. im letzten 3/4 Jahr hatte ich jedoch öfters mal Krisen. Dies aufgrund der Fehlenden Emotionalität. So stark wie die momentane Krise war jedoch noch keine. Die Frage danach, ob ich ihn liebe, beantworte ich momentan mit ich weiss es nicht. Ich habe sehr, sehr tiefe und starke Gefühle für ihn. Ich schätze die Sicherheit und das zu Hause, welches er mir gibt. Ich schätze seine Nachhaltigkeit und die Selbstverständlichkeit, die er der Beziehung, meinen Fehlern und Schwächen beimisst. Aber es fehlt was, das wird mir immer klarer.

Momentan geht's mir mies. Hier wurde oft das Thema Trennung angesprochen. Ein Thema, welches seit Tagen wie eine Regenwolke über mir schwebt. Denke ich an eine Trennung, zerreisst es mir erstmal das Herz. Ich weiss, dass er sich auf seine Art bemüht und ich wertschätze, was er für mich tut. Meine Zukunftsgedanken bauen auf und mit ihm und beim Gedanke, dass es all das Schöne, was wir zusammen erlebt haben nicht mehr gibt, zieht sich mein Magen zusammen. Gleichzeitig bin ich müde von der Suche nach seiner Liebe, müde von den Versuchen, das gewisse etwas noch aus ihm rauszukitzeln. Ich würde mir wünschen, mich in seinen Armen wieder warm zu fühlen, nicht nur 99 sondern 100 Prozent sicher zu sein, dass er mich liebt. Ich sehne mich danach, endlich richtig anzukommen.

09.03.2019 17:54 • #13


unbel-Leberwurst
Ich verstehe dein Problem nicht. Er drückt seine Zuneigung mit Gesten statt mit Worten aus. Ich kenne Paare, die sich zehnmal am Tag Ich liebe dich sagten und sich von einem Tag auf den anderen getrennt haben.

Du solltest mal nach dir selber schauen, warum dir das so unheimlich wichtig ist.

09.03.2019 21:53 • #14


B
Es geht ja sehr bewusst NICHT nur um das gesprochene ich liebe dich, sondern um das Gefühl, mehr gemocht als geliebt zu werden.

09.03.2019 23:53 • #15


A


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