53

Habe mich getrennt und habe Mitleid mit ihm

W
Hallo,
ich wende mich zum ersten Mal an ein Forum und erhoffe mir ein paar Tipps, wie ich mit meinen Gefühlen umgehen soll.

Die Situation:
Ich war nun 4 Jahre mit einem Mann zusammen. Wir sind sehr unterschiedlich, doch das machte das Ganze ziemlich spannend.
Er braucht viel Freiheit, das war mir schnell klar, aber die Zeit, die wir zusammen hatten, habe ich sehr genossen und er war dann auch voll für mich da - als wir noch nicht zusammen gewohnt haben.
Vor zwei Jahren sind wir zusammen gezogen. Seither ging es stetig bergab. Beim Umzug hat er kaum geholfen, ist Monat für Monat immer mehr aus gegangen, kam immer Stunden später als aus gemacht nach Hause und hat immer mehr getrunken (eigentlich täglich, wenn er nicht beruflich unterwegs war).
Ich habe mich vor allem im letzten Jahr immer mehr von ihm zurück gezogen, da das nicht das Leben ist, das ich führen möchte. Doch immer wenn ich angesprochen habe, was mir nicht gefällt, hat er es nicht verstanden und dann mir noch Vorwürfe gemacht.
Das Thema Trennung habe ich auch oft angesprochen, da ich der Meinung bin, wenn jemand so wenig Zeit für eine Beziehung "opfern" kann, braucht man keine zu führen. Doch dann hat er mir immer wieder versprochen sich zu ändern - was nie passiert ist.
Nun habe ich letzte Woche endlich den Mut gefunden und gesagt, dass ich mich trenne. Das akzeptiert er auch soweit doch mir geht es echt schlecht, da seine ganze Welt gerade in Scherben liegt - sei es finanziell, im Job hat er nun schlechte Nachrichten bekommen und grundsätzlich läuft alles schief bei ihm. Zudem kommt, dass ihm die Trennung wirklich weh tut, ich aber erst in vier Wochen in eine neue Wohnung kann - er mich also jeden Tag sehen muss.
Ich würde ihm gerne helfen, aber weiß nicht wie. Das wegen mir bei ihm alles kaputt ist tut mir so unendlich weh.

Habt ihr einen Rat, wie ich damit umgehen kann? Meine Freundin meinte nur, das sollte alles nicht mehr mein Problem sein. Doch ich sehe wie schlecht es ihm geht und das will ich nicht für ihn.

Ich danke euch für eure Antworten.

Liebe Grüße

28.05.2021 14:59 • x 1 #1


alleswirdbesser
Puh, irgendwie finde ich es gut, dass auch die Verlasser ein Gewissen haben und sich Gedanken machen über den Menschen, mit dem sie immerhin Tisch und Bett geteilt haben. Die Einstellung deiner Freundin wird leider immer verbreiteter, deine finde ich aber viel besser. Hast du die Möglichkeit kurzfristig auszuziehen, bei einer Freundin unterzukommen zum Beispiel? Bis du in die neue Wohnung einziehen kannst? Oder habt ihr mehrere Zimmer und könnt euch räumlich weitgehend abgrenzen?
Für seine Probleme auf der Arbeit und mit den Finanzen bist du natürlich nicht verantwortlich, aber dass du trotzdem dir Gedanken darum machst, finde ich gut.

28.05.2021 15:10 • x 1 #2


A


Habe mich getrennt und habe Mitleid mit ihm

x 3


Unterwegs
Hört sich hart an und wird dir akut nicht helfen, aber meistens sind es solche Situationen, die einen Menschen dazu bewegen sich ordentlich Gedanken über das Leben und seine Zukunft zu machen

Ist natürlich blöd, wenn man am Boden ist und das wünscht man natürlich keinem, aber dein Ex Freund muss sein Leben selbst auf die Reihe kriegen.

Das ständige trinken ist wahrscheinlich ein Symptom seiner Unzufriedenheit im Leben etc.

Außerdem hast du ihn ja mehrere Möglichkeiten gegeben an der Beziehung zu arbeiten, die er nicht genutzt hat :/
Vielleicht ist er ja auch eigentlich gar kein Beziehungstyp.

Aber es wäre auch blöd, wenn er sich durch deine Bemühungen ihm zu helfen (was sehr nett von dir ist), Hoffnungen auf ein Come Back macht, da er unabhängig von einem anderen Menschen sein Leben ordnen muss.

Und du kannst ihm ja psychologische Beratung empfehlen ( vor allem, wenn sich das Trinken zu einer Sucht entwickelt hat). Sich mal ganz neutral mit jemand zu unterhalten und alles rauszulassen was einen bedrückt, kann auch schon ordentlich helfen.

28.05.2021 15:34 • x 1 #3


W
@alleswirdbesser vielen Dank für deine Nachricht. Na klar mache ich mir Gedanken um ihn. Ich finde auch, dass diese "egaleinstellung" fürchterlich ist und sich leider immer mehr ausbreitet. Aber durch dieses denken mache ich mir selbst leider das Leben schwer - da ist es leichter wenn man anders denken kann. Ich hätte eine Freundin aber die hat auch ihre Familie und da will ich ihnen nicht wochenlang auf die Nerven gehen. Wir leben nun so, dass er sich im Wohnzimmer aufhält und ich im Schlafzimmer und jeder versucht so wenig wie möglich zuhause zu sein. Für mich eine doofe Situation, denn ich bin eigentlich ein Mensch der gerne zuhause ist.

@Unterwegs auch dir vielen Dank für deine Rückmeldung. Ich hoffe se Herr, dass er sich Gedanken macht ob es so weiter gehen kann. Da aber gerade wieder alles schief geht, was schief gehen kann und er generell ein sehr negativ denkender Mensch ist (und oft sind auch die anderen schuld an seiner Situation) wird ihn das nur weiter bestärken zu denken, dass er ein schlechter Mensch ist. Einen Therapeuten habe ich ihm auch empfohlen - aber ein Mann braucht ja sowas nicht.

28.05.2021 16:02 • x 3 #4


alleswirdbesser
Zitat von Unterwegs:
Aber es wäre auch blöd, wenn er sich durch deine Bemühungen ihm zu helfen (was sehr nett von dir ist), Hoffnungen auf ein Come Back macht, da er unabhängig von einem anderen Menschen sein Leben ordnen muss.

Da ist natürlich was dran, bin da nicht besser

28.05.2021 16:08 • x 1 #5


L
Zitat von Worzel:
Habt ihr einen Rat, wie ich damit umgehen kann? Meine Freundin meinte nur, das sollte alles nicht mehr mein Problem sein


Damit hat sie auch vollkommen Recht! Er kann Mitgefühl von allen Seiten gerade gebrauchen, aber sicherlich nicht von dir, das macht es für ihn gerade noch schlimmer.

Das beste für ihn würde ich darin sehen, mich deutlich abzugrenzen und ihn selbständig und in Eigenverantwortung sein Leben ordnen zu lassen.

28.05.2021 16:15 • x 3 #6


D
Zitat von Worzel:
Meine Freundin meinte nur, das sollte alles nicht mehr mein Problem sein.

Recht hat sie.

28.05.2021 16:17 • x 3 #7


D
Hallo Worzel,

wie alt ist dein Noch-Freund und wieviel trinkt er täglich bzw. wie hoch ist sein Alk.?

Nachdem was du alles so schreibst und beschreibst "riecht" es schon nach mehr...?

28.05.2021 16:22 • x 2 #8


W
Hallo @DieDirekte, er trinkt sehr viel - meist weiß er teile des Abends oder der Nacht nicht mehr. Manchmal ist er sehr lieb und manchmal total launisch und unverschämt mir gegenüber (er hat mir aber noch nie etwas getan).
Von der Menge sind es immer mind 5 Flaschen B.

28.05.2021 16:51 • x 1 #9


D
Hallo Worzel,

dann sind viele seiner Probleme / Verhaltensweisen und auch seine unterschiedlichen Launen wohl eher auf ein Alk. oder zumindest Alk. zurückzuführen.

Hast du dich da schon einmal darüber informiert? Ist dir bewusst, dass du ihn nicht retten kannst?

28.05.2021 16:55 • x 3 #10


W
Mein Kopf weiß, dass ich ihn nicht retten kann und nach zwei Jahren "Kampf" habe ich ja nun den Schritt gewagt.
Aber mein Herz tut ganz schön weh und möchte ihm so gerne helfen.

28.05.2021 17:05 • x 1 #11


D
Hallo Worzel,

sagt dir der Begriff Co. Abhängigkeit etwas?

Du trennst dich zwar von ihm, aber deine kreisenden Gedanken um ihn und helfen-retten-wollen lassen dich noch nicht so richtig los.

Bei einem Alk. kommt an erster Stelle der Alk., die Flasche. Er kann nicht anders, er ist süchtig.

Und dein Noch-Freund ist erwachsen, er kann machen was er will. Du bist nicht seine Therapeutin, Helferin, Krankenschwester.

Falls er wirklich Hilfe haben wollen würde, könnte er dies sofort organisieren (zum Beispiel zum Hausarzt gehen, den Notarzt rufen (die fahren ihn an die richtige Stelle), oder zur Suchtberatung gehen. Vermutlich hast du dir deswegen auch schon während eurer Beziehung den Mund fransig geredet. Aber der Alk. ist stärker.

Lass ihn los. Konzentriere dich auf deinen eigenen Weg.

Und Glückwunsch und Kompliment an dich zum Beenden und zum Auszug aus dieser Beziehung.

Ein Mensch mit Sucht-Thema ist leider nicht gesund beziehungsfähig.

28.05.2021 17:18 • x 6 #12


WillyWichtig
Hallo und ich befürchte, Du wirst ihn dadurch am meisten helfen, wenn Du das durchziehst!

Manch einer muss richtig auf die Schnauze fallen, damit er merkt, etwas im Leben ändern zu müssen.

Trinken geht gar nicht und DU bist nicht seine Therapeutin.
Das sollte Dir klar sein...
Sonst landest du früher oder später in eine ungesunde Abhängigkeit.

Und das hat nichts damit zu tun, dass er Dir egal ist.
Aber er hat sich ja auch selbst in die Situation gebracht.

Alles Gute, Willy

28.05.2021 17:19 • x 4 #13


alleswirdbesser
Das mit dem Alk. habe ich nicht wirklich registriert, das ist natürlich was anderes. Deine Entscheidung zur Trennung war auf jeden Fall richtig. Er muss sein Problem tatsächlich selbst als solches erkennen, damit etwas passiert.

28.05.2021 20:31 • #14


C
Hallo Worzel
ich kann dir vielleicht einen kleinen Ausblick in die Gefühle evtl. die Zukunft deines Ex geben, da ich eine Ähnlichkeit zu meiner Geschichte sehe.
Meine Ex-Freundin hat sich vor einem Jahr getrennt. Es flossen viele Tränen und auch sie hatte viel Mut aufbringen müssen um diesen Schritt zu gehen. Sie sah wie schlecht es mir ging. Es folgten viele Versuche meinerseits um sie wieder umzustimmen. Sie hat sich immer darauf eingelassen sich mit mir zu treffen. Aus Mitleid. Es fühlte sich bei jedem treffen am Anfang gut an, aber sobald es wieder vorbei ist, kam es mit doppelter Wucht zurück.

Nach 4 monatigen Versuchen meinerseits habe ich erst bemerkt, dass das nichts bringt, da sie zwar aus Mitleid die Treffen zustimmt, aber ihr Herz nicht mehr erreichbar war.
Auch ich war zu der Zeit arbeitslos gewesen. Nach diesen gefühlt endlosen Versuchen, hatte ich das Glück eine Ausbildung anzufangen. Durch diese Ausbildung konnte ich mich etwas abnabeln, mir blieb trotzdem noch durch ihre Nettigkeit und Mitgefühl ein Funken der Hoffnung auf Wiederkehr. Sporadischer kontakt. Die Zeit verging. Jeden Tag gab es einen kurzen Moment wo ich an sie gedacht hatte. Ich konnte nicht loslassen.
Nach einem Jahr, vorgestern, schrieb sie mir schweren Herzens, dass sie seit paar Monaten jemand neues kennengelernt hatte. Wir hatten das bei der Trennung vor einem Jahr abgesprochen, dass wenn jemand jemanden neuen gefunden hat, soll diese bitte den anderen mitteilen.
Es war nur ein Chat. Ich wünschte ihr alles gute. Sie weinte. Ich vermute aus Mitleid. Diese Nachricht hat mich trotzdem wieder weit zurückgeworfen und trifft mich immernoch sehr.

Ich hoffe du kannst aus meiner Geschichte eine Meinung ziehen. Vielleicht kannst du damit eine Entscheidung treffen wie du dich zukünftig bei ihm verhalten kannst.

02.06.2021 08:43 • x 2 #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag