Oha, hier meine Geschichte, mit einem kleinen Disclaimer, ich werde mich wahrscheinlich beim Erzählen wieder aufregen:
Vor etwa 1,5 Jahren waren ich bei der Vorsorge und es ist erst nach meinem Drängen dann zum Abschluss auch Blutdruck gemessen wurde, der leider in deutlich zu behandelnder Höhe war.
Außerdem konnte ich nicht schlafen und wenn ich das schreibe, dann meine ich, dass das irgendwann in der Pandemie anfing und sukzessive schlechter wurde, als ich bei Hausarzt endlich zu dem Thema etwas gesagt habe, war es so, daß ich in der Nacht wenigstens zwei- meist dreimal aufgewacht bin und in der Regel pro Nacht etwa 4h Schlaf zusammen bekommen habe.
Ausgangspunkt zu dem Zeitpunkt also, deutlicher Bluthochdruck und kaum Schlaf.
Dazu kamen Hitzewallungen, massiv gesunkene Frustrationstoleranz und permanente Blaseninfektionen, obwohl ich zuvor nie etwas damit zu tun hatte.
Mein Hausarzt meinte er verschreibt mir Blutdrucksenker, aber aufgrund einer Genetik wollte er das auch mal mit einer 24h Messung abgestimmt haben und meinte noch, daß Brustkrebs- und Gebärmutter(hals)Krebsvorsorge jetzt nochmal deutlich ins Gewicht fallen, daher wäre es gescheit, wenn ich auch beim Gyn vorbeischaue. Daß nicht schlafen können wäre halt Stress.
Daß eine der Nebenwirkungen von Bluthochdruck nicht schlafen können wäre, wurde nicht angesprochen, das durfte ich hinterher dann nachlesen.
Gyn 1 der Herr Dr. Babymacher:
Der Herr Babymacher hat eine Privatordination und dort gelandet bin ich nur, weil ich bei seinem Vorgänger einer Kassenordination Patientin für die jährliche Vorsorge war. Ansonsten hatte ich zu dem Zeitpunkt keinen Gyn mehr gebraucht, weil ich die Pille abgesetzt hatte und das mit den Kindern hat sich halt anders entwickelt.
Der Herr Babymacher, heißt Herr Babymacher, weil der sich darauf spezialisiert hat, Schwangerschaften zu begleiten, so war dann auch seine erste Frage, als ich mit der Einleitung naja, ich bin jetzt Mitte 40 und ich (...), also eine Schwangerschaft in ihrem Alter ist statistisch auf biologischem Weg nicht mehr erreichbar.
Das wäre dann der erste Mann, in einer Reihe von solchen, gewesen, die statt mich mal ausreden zu lassen, mir nicht gefragte Informationen über meinen Körper zukommen ließen, der vor allem etwas mit meiner Re-produktions-fähigkeit aber weniger mit meiner Lebensqualität oder bewahre mit meiner Frauengesundheit zu tun hatte.
Der Herr Babymacher empfahl mir eine Spirale, die er aber nicht einfach selbst einsetzen wollte, sondern dies ginge dann nur beim befreundeten Privatordinar in einem Spital, und ansonsten käme für ihn nicht in Frage, Hormone zu verordnen. Das wurde mir aber so nicht direkt gesagt, sondern mittels eines 45min Vortrags, daß die Ehefrau des Herrn Babymacher an Brustkrebs früh verstorben war, so halb klar gemacht.
Ob und inwieweit die Ehefrau überhaupt Hormone genommen hat, die möglicherweise etwas mit der Brustkrebserkrankung zu tun hatte, wurde nicht thematisiert, genauso wenig, ob ich den jetzt im Wechsel wäre und meine Schlafprobleme wurde damit abgetan, daß ich mich psychisch einfach nicht von den sozialen oder nicht sozialen Aspekten der Pandemie erholt hätte. Ist ja, auch klar, ich bin qua Geschlecht der nicht eingebildete aber immerhin psychisch erkrankte; also die.
Immerhin ein Hormontest wurde gemacht. Ich aber hatte Fragen.
Immer wenn ich Fragen habe, dann rede ich da mit bekannten und befreundeten Frauen drüber und mit meiner Herkunft als Ostdeutsche haben ich Frauenärzte:innen als deutlich Frauenorientierter in Erinnerung. zunächst ist mir das Buch Women on Fire empfohlen worden. Steht auf der Spiegelbestsellerliste und war jetzt irgendwie gerade die Bibel um sich über den Wechsel zu informieren. Es gibt eine Form von Selbsthilfelektüre, die ist mir zu plakativ, ständig wird man zu irgendetwas aufgefordert und alles ist immer so wahnsinnig positiv. Das Buch ist so. Weshalb ich nur die ersten drei Kapitel gelesen habe, in denen verständlich erklärt wird, wozu Östrogen und Progesteron dazu und was es so an insgesamte Beschwerden im Wechsel geben könnte.
Man stelle sich vor, daß ein kleiner Prozentsatz von Frauen in der schon etwas bedrohlicher klingenden Menopause mit dem Ausbruch von Schizophrenie abfinden darf. nun gut, ich wollte den Teufel nicht an die Wand malen, aber auch bei häufig bis immer vorkommenden Symptomen würde ich plenty fündig. Plötzlich auftretende Gelenksschmerzen, vermehrte Blasenentzündungen, Brainfog, Osteoporose (Knochenporösität) und Muskelschwund plus Gewichtszunahme.
Ach da lacht das Frauenherz, nachdem man endlich nach 20 Jahren so ein bissl den Zyklus Riding the Dragon gemeistert hat, fängt der ganze Kram mit einer neuen Lektion an.
Das Buch selbst fliegt noch irgendwo in diesem Haushalt herum, sollte jemand keine 10 Euro dafür übrig haben, ernst gemeint, wir leben in knappen Zeiten, aber es unbedingt lesen wollen, sagt Bescheid, ich schicke mein Exemplar gern jemandem.
Mit diesem wissen ausgestattet, ging es zu Gyn 2 dem Herrn Dr. Männeraberauch. Nach einigem Hin und Her, hatte ich es geschafft, mir eine Frauengesundheitsordination, die Kassenpatienten nehmen würde (im österreichischen System, was etwas anders ist als das Deutsche), aufzustellen. Ersttermin zur Neuaufnahme war dann vier Monate später. Da die ziemlich ausgebucht sind, landet man bei der Neuaufnahme, beim dem Arzt:in, welcher noch frei Termine hatte. In meinem Fall bei dem einzig praktizierenden Mann, einen durchaus nicht unsympathischen Ungarn.
Das Gespräch lief im Hauptmoment folgendermaßen ab:
Dr.Maa: Wissen Sie es ist ja eine ganz natürliche Phase, bissl unangenehm, aber
a) wenn die Kinder langsam aus dem Haus sind, fühlt es sich für eine Frau halt leer an.
E-Claire, sitzt da und ist schon wieder (zur Erinnerung, ich bin ständig geplatzt) sauer, weil ein Gyn ja meine Akte vor sich hat und wer wenn nicht dieser, weiß, daß es keine solchen gibt.
Gesagt, ja sie können ja das ja eh sehen, aber ich habe keine.
b) ja also wenn es dann ein bissl in der Beziehung kriselt
E-Claire: ach mit der Katze ist es eigentlich sehr nett, sie wird halt als, das tut mir weh, aber stressig ist das jetzt nicht so. Und wir wohnen ja auch so nett.
c) die Karriere stagniert, weil man von den anderen nicht mehr so gesehen wird.
E-Claire: ach schauen Sie, ich war gerade of der OPEC Development Fund Konferenz und ich hätte nie geglaubt, daß ich es da mal hinschaffe. Und ja eh, ich bin fordernder, aber meine Chefs verdienen das eh auch. Ich find das so ganz gut.
d) suchen sich ein neues Hobby.
E-Claire: kay, etwas neues lernen, verändert Perspektive, got you. Aber ich kann trotzdem nicht schlafen und ich kann mir jetzt nicht vorstellen, daß das besser wird, nur weil ich beschließe Oboe zu lernen.
e) ganz wichtig ist ja Sport.
E-Claire: kleinlaut, ja eh.
d) und eine Ernährungsumstellung.
E-Claire interessiert, okay, was denn? Intervallfasten? Keto oder lowcarb? Was wäre denn was?
Und auf dieses Gespräch kam dann der für mich tatsächlich bei einem Frauenarzt so nicht erwartete, Segway into naja Männer haben auch den Wechsel. Auch bei Männer sinkt das Testosteron. Es folgte ein 35min Vortrag, wie schwer es Männer haben, wenn diese im Wechsel sind.
Ich war unzufrieden und ich hatte noch immer Fragen.
Die Praxis verließ ich mit einem Rezept für Remifemin was ein Brandname ist, wir verkaufen dir alles zur Menopause, und deren Einsteigertabletten.
Remifemin Einsteiger ist vor allem Johanneskraut und Traubensilberkerze. Aber ich sollte in drei Monaten wieder kommen, und dann würden wir weiter schauen.
Da ich zwar grundsätzlich viel Verständnis für Männer habe und ich es jetzt auch nicht uninteressant finde, daß die auch in einem Wechsel sind, das aber irgendwie nicht meine dringendsten Probleme waren, habe ich dann innerhalb der Praxis nach etwas hin und her, nochmal gewechselt und diesmal, hey ich hatte mich von zwei Männern belehren lassen, meine Freundinnen gefragt und hatte immerhin drei Kapitel der Bibel gelesen, zu einer Frau, die sich explizit mit der Perimenopause und der Menopause auskannte.
Vier Monate später bei meiner ersten Begegnung mit Frau Dr. HiersindihreOptionen, war es ein bissl so, als gingen die Türen zum Himmel auf. Ich kam dorthin und mir wurde sofort ein Fragebogen mit den wichtigsten Beschwerden überreicht, die ich ranken durfte.
Freundliche Begrüßung und gute Aufklärung, sie meinte, ja, grds ist ein Hormontest nur eine Momentaufnahme, aber eben auch ein Indikator, wo denn etwa diese eine Frau gerade auf der eigenen Hormonreise steht und ansonsten kann sie das eh ganz gut ablesen anhand der Beschwerden.
Der Mythos Hormone seien schlecht, geht auf eine 2011 veröffentlichte Studie zurück, die an einigen Mängel leidet. 2017 oder war es 2019 gab es eine erneute Studie, die annehmen lassen, daß es, wenn man sich denn für Hormone entscheidet, daß es auf den Blutdruck und andere Faktoren wie Blasenentzündungen positiv auswirkt.
Wir waren in einem komplett wertschätzenden Austausch und haben uns dann gemeinsam nach Aufklärung dazu entschieden, daß Schlafprobleme mein größtes und drängendstes Problem wären und da wäre Progesteron (Gelbkörperhormon, wird in der zweiten Hälfte des Zyklus ausgeschüttet und macht weich und müde) ein guter Einstieg wäre.
In der Zwischenzeit war dann der Termin beim Internisten, der meinen Blutdruck 24h erheben sollte. Eigentlich ging es mir schon viel besser, ich konnte schlafen, aber das Gerät, was mich wahnsinnig gemacht hat, und vermutlich auch noch fehlendes Östrogen, haben ihn dazu veranlassen wollen, mir nicht mehr nur Blutdrucksenker sondern echte Beta-Blocker verordnen wollen. Dabei hatte ich schon, obwohl ich eine fürchterlich faule Kartoffel bin, mit Sport angefangen.
Progesteron hat wunder gewirkt. Ich nannte es meine kleine weiße Zauberkugel. Ich wache nur noch einmal pro Nacht auf und ich schlafe super schnell ein. Und da waren sie wieder meine 6-9h Nachtschlaf.
Nach 6 Wochen merkte ich aber, daß ich immer PMSiger wurde. Oh ein Welpe, heul.
Das habe ich beim Folgetermin angesprochen und bekomme jetzt auch noch das Östrogen-Gel. Das hilft zudem auch gegen beständige Blasenentzündungen. Es kann auch die Libido wieder steigern, wenn das nicht hilft, ist es möglich, daß es auch noch etwas Testosteron braucht, das ist aber wahnsinnig individuell.
Seitdem ich Östrogen bekomme, ist mein Blutdruck um 15-20 Punkte nach unten gegangen, einfach so. Und dank Progesteron kann ich (endlich) wieder schlafen. Ansonsten versuche ich meinen Hintern zwei mal die Woche zum Sport zu bekommen, macht leider einen echten Unterschied und ich hab mir noch so Ergänzungsmineralien für die Menopause von Pure zugelegt.
Stand jetzt: mein Körper verändert sich und ich habe noch nicht herausgefunden, wie ich ihm klar mache, daß wir hier nicht unbedingt Mitten im 100jährigen Krieg sind, wir müssen wirklich nicht jede Kalorie speichern. Das ist nervig, aber ich jedenfalls rennen nicht mehr die ganze Zeit, wie ein Rumpelstilzchen durch die Gegend.
Spannend finde ich, ich nehme zwar zu, aber ich fordere auch mehr Raum ein. Als Mensch. Einerseits bin ich gelassener geworden und andererseits gibt es eine bestimmte Art von BS meist von Männern, da bin ich wieder 13 und habe dafür echt keinen Nerv. Da ich nicht weiß, wie es ist schwanger zu sein, ist es meine erste große Hormonumstellung seit Jahren.
Aber menopausal Brainfog ist so real wie Baby-Brain. Ich bin noch immer super empört darüber, daß zwei behandelnde Ärzte, Hausarzt und Internist, nicht mal im Ansatz auf die fehlende Schutzwirkung des Östrogens hingewiesen haben.
Ich bin echt nicht happy damit, wie Dr. Babymaker und Dr. Männerauch mit mir umgegangen sind. Und die Gewichtszunahme nervt.
Andererseits, bin ich jetzt wenigstens ganz gut aufgestellt und es gibt tatsächlich Seiten an der ganzen Geschichte, die ich ganz cool finde.
Ich habe drei Sachen gelernt:
a) gute Betreuung und Stand der Wissenschaft 2025 ärztlicher Rat sind Gold wert, denn ansonsten würde ich auf Betablocker gesetzt, nehme aller 8 Wochen ein Antibiotika wegen der erneuten Blasenentzündung, die einfach hartnäckig ist und ich könnte verd*mmt noch mal noch immer nicht schlafen.
Ärzte wechseln, wenn man kann, bis man jemanden gefunden hat.
b) sich ein bissl damit auseinanderzusetzen um ein Patient in eigener Sache zu werden, ist keine schlechte Idee
c) der Wechsel hat unglaublich viele und sehr verschiedene Gesichter und es ist jeder Frau absolut selbst überlassen, wie sie damit umgehen mag,
es ist aber an der Gesellschaft, daß Frauen Zugang zu dieser Wahlfreiheit bekommen.
Schizophren bin ich noch nicht geworden, aber schau mer mal.
02.04.2025 17:38 •
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