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Hochzeit absagen wegen Bindungsangst?

NeonCat
Hallo Ihr Lieben!

Ich w(25) und mein Partner m(30) sind seit 4 Jahren ein glückliches Paar. Wir beide haben hin und wieder mit psychischen Problemen wie Depressionen zu kämpfen. Er schlimmer als ich, aber bisher konnten wir uns immer gegenseitig unterstützen und raus helfen.

Vor ca. 1,5 Jahren hat mein Freund mir einen Antrag gemacht und seitdem sparen wir fleißig auf die anstehende Hochzeit Ende diesen Jahres und planen alles. Kleid ist gekauft, Location, Fotografin etc. alles organisiert.

Vor ca. 2 Wochen haben wir auch die Bestätigung vom Termin beim Standesamt bekommen. Damit kam der plötzliche Schock: er will nicht mehr heiraten.

Er erklärte es damit, dass er plötzlich richtig starke Panik bekommen hat und hatte auch ein Notfallgespräch mit einer Psychologin deswegen, sowie ein Notfallmedikament vom Arzt.

Er entschuldigte sich bei mir und war total aufgelöst und erklärte: „Ich kann das einfach nicht.“
Natürlich bin ich sehr verletzt und auch verunsichert. Wir haben viel darüber gesprochen wie es zu dem plötzlichen Sinneswandel kam und konnten keine Antwort finden. Zum aktuellen Zeitpunkt steht die Hochzeit noch, jedoch werde ich immer unsicherer ob diese auch tatsächlich wie geplant stattfinden wird.

Er erklärte zudem auch, dass er zwar tief in sich weiß, dass er mich liebt aber es in ihm seit der Bestätigung vom Hochzeitsdatum Panik auslöst wenn wir zB kuscheln oder uns umarmen.

Ende diesen Monats haben wir auch einen Termin bei einer Paartherapeutin und er sucht zudem einen Platz bei einem Psychologen für eine Einzelbehandlung, da im Notfallgespräch bestätigt wurde dass er dringend seine recht traumatische Kindheit und Jugend aufarbeiten muss.

Nun wollte ich fragen ob jemand von euch vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht hat?
Ich bin sehr sehr traurig über den plötzlichen Gefühls- und Sinneswandel seinerseits. Wir haben eine tolle, liebevolle und verständnisvolle sowie vertraute Beziehung. Plötzlich soll das alles weg sein?

Ich bitte dringend um Rat! Sollte man wirklich alles absagen und so tun als wäre nichts passiert?

Ich danke euch jetzt schon für eure Antworten.

12.03.2024 19:08 • #1


Teardrop_ine
Zitat von NeonCat:
Sollte man wirklich alles absagen und so tun als wäre nichts passiert?

Diese Frage kannst nur du für dich selbst beantworten.
Keine schöne Situation für dich und natürlich macht es dich traurig und ist verletzend. Aber in dem Fall wäre mir das Wohl meines Partners wichtiger als eine Hochzeit, wenn diese so negative Gefühle auslöst.

Ich selbst würde auch unter den Voraussetzungen nicht mehr heiraten wollen, das wäre mir zu unsicher. Möchte ja nicht am Altar stehen gelassen werden falls wieder ein Panik Anfall kommt. Und bewusst zumuten will er das Ganze hin und her ja dir nicht, du schreibst ja dass es ihm auch schlecht mit seiner Reaktion geht.
Diese finde ich allerdings eindeutig und sollte man ernst nehmen.

12.03.2024 19:14 • x 5 #2


A


Hochzeit absagen wegen Bindungsangst?

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M
Zitat von NeonCat:
da im Notfallgespräch bestätigt wurde dass er dringend seine recht traumatische Kindheit und Jugend aufarbeiten muss.

Unter diesen Umständen würde ich Dir dringend von einer Heirat abraten, denn Du weißt nicht, was Du Dir damit aufhalst. Alle seine Gemütszustände werden sich auf Dich übertragen und Dich beeinflussen und das kann Dich zeitweise an Deine Grenzen bringen.Und Liebe allein hilft da auch nichts, denn die bringt das Trauma nicht weg.

Weißt Du, wie lange es dauert, eine traumatische Kindheit aufzuarbeiten? Das kann ein Lebenswerk sein, aber durchaus Jahre in Anspruch nehmen, je nach Schwere der traumatischen Erfahrungen. Mit ein paar Sitzungen ist es nicht getan, denn dafür wäre ggf. eine tiefenpsychologische Behandlungen anzuraten. Aber das müssen Ärzte entscheiden und einen guten Therapeuten zu finden, ist auch nicht einfach.

Auch wenn Du jetzt traurig bist, es kann sich für Dich sogar gut auswirken, dass er jetzt diese Panikzustände bekommt, denn das kann Dich vor Schlimmeren bewahren.
Du bist 25. Treffe jetzt noch keine Entscheidung für Dein Leben, am allerwenigsten mit einem psychisch instabilem Partner, zumal Du ja auch betroffen bist.

12.03.2024 19:35 • x 4 #3


Scheol
Zitat von NeonCat:
...dass er dringend seine recht traumatische Kindheit und Jugend aufarbeiten muss.

tja solch absage macht auch was mit dir.

was ist wenn ihr das durch zieht und Er nach 2 Wochen , 4 Wochen , 3 Monaten sagt er kann das nicht ? Er die Scheidung Trennung auf Zeit oder Ähnliches will. Was ist dann ?

besser wäre die Therapie abzuwarten, was Jahre dauern kann , und dann zu schauen wie es weiter geht, mit euch beiden.

12.03.2024 19:36 • x 4 #4


A
Also deine Enttäuschung kann ich verstehen, aber ich sehe es wie die anderen hier. Mir wäre das zu unsicher und er würde es wenn dann nur Dir zu liebe tun und das willst du doch nicht?

12.03.2024 19:44 • x 4 #5


M
Zitat von Anika41:
und er würde es wenn dann nur Dir zu liebe tun und das willst du doch nicht?

Und er kann es auch nicht, denn jetzt wo alles in trockenen Tüchern ist kommt die Panik durch und die ist keine vorübergehende Laune, die sich schon wieder legt.Wieder mal ein Zeichen dafür wie wenig sich Menschen selbst kennen. Da werken weitreichende Pläne gemacht, es wird jede Menge Zeit und Energie und Geld in die Vorbereitungen gesteckt, Eltern und Freunde freuen sich auf die Hochzeit und dann macht es Pu. und der Luftballon ist kaputt.

Bedenke, liebe Anika, das kann auch ein Wink des Schicksals sein, das Dich vor schlimmerem bewahrt. Traurigkeit angesichts dessen ist klar, aber wer weiß, wie Du nächstes oder übernächstes Jahr darüber denkst.

12.03.2024 19:55 • x 3 #6


ElGatoRojo
Zitat von NeonCat:
Sollte man wirklich alles absagen und so tun als wäre nichts passiert?

Wieso willst du einen so unsicheren Mann heiraten? Wie soll der für Haus, Hof und vor allem gemeinsame Kinder Verantwortung übernehmen, wenn er schon vor der Heirat davon läuft? Sei froh, dass er jetzt bereits aufgibt und nicht vor Standesamt oder Altar.

12.03.2024 19:59 • x 6 #7


Vegeta
Es liest sich wirklich sehr unschön aber lasst ihr denn nur die Hochzeit sein oder euch komplett als Paar?

12.03.2024 20:59 • #8


RosaKaffee
Ich denke, um mit einem Menschen zusammen sein zu können, der Bindungsangst hat, ist sehr herausfordernd und bedarf vieler Kompromisse. Dass er eine Therapie macht, ihr so offen redet, beide eure Probleme kennt und kommuniziert, ist dabei sehr viel wert und ganz sicher nicht die Regel, nein eher die Ausnahme in solchen Konstellationen. Das solltest du dir wirklich bewusst machen. Das ist sehr wertvoll, wie ich finde.
Darum würde ich ihm entgegenkommen, die Hochzeit absagen und ihm zeigen, dass du ihn als Menschen willst. Egal ob mit oder ohne Trauschein. Bindungsangst verträgt meist keinen Druck und ist auch meist nur eine versteckte Angst dem Partner nicht zu genügen. Zeig Verständnis. Es geht doch um euch als Paar.
Vielleicht findet ihr eine Alternative. Eine andere, nicht staatliche Zeremonie und eine andere rechtliche Absicherung. Vielleicht kann er sich darauf einlassen. Und wer weiß, wenn er die Therapie macht und an sich arbeitet, dann kann die Hochzeit ja in ein paar Jahren nachgeholt werden. Und wenn nicht? Ist das so wichtig?

12.03.2024 21:08 • x 4 #9


Julx
Du kannst im Endeffekt froh sein, das er jetzt damit um die Ecke kommt. So verletzend es auch für dich ist.

12.03.2024 21:30 • x 3 #10


tlell
Hast du ihn mal gefragt was genau sich für ihn ändert durch die Heirat? Also was genau macht ihm da Panik.

Im Grunde ist es nur eine Unterschrift auf einem Stück Papier. Man hat vorher wie hinterher die selben Werte und Ansichten in einer Beziehung. Es ändert sich eben nur rechtlich einiges.

13.03.2024 05:54 • x 1 #11


Gorch_Fock
Ich halte die Absage der Hochzeit auch für sinnvoll. Nicht nur wegen romantischen Vorstellungen die durch ihn jetut zerstört sind, sondern auch wegen der ca. 1000 Paragrafen des BGB die Du bei einer Hochzeit mitheiratest.

Durch die Heirat würdest Du ebenfalls unterhaltspflichtig für ihn für Krankheiten, die während der Ehezeit entstehen. Ob und wann hier überhaupt psychotherpeutische Maßnahmen starten und Diagnosen kommen, weist Du nicht. Auch Eure Methode, ggf. sich selbst zu helfen, war nicht wirklich clever, da Du selbst Probleme hast und ein Partner nie Therapeut sein sollte.

Letztlich ist eine Ehe ein knallharter zivilrechtlicher Vertrag. Da er jetzt schon ausbrechen will, würde eine Ehe nur ein sehr teurer Spaß für Euch im Nachgang. Annullierungen sind nur in einem sehr kurzem zeitlichen Rahmen möglich, ansonsten bleibt nur die klassische Scheidung mit Kosten von mehreren tausend Euro, selbst im günstigsten Fall. Und dies wie gesagt ohne Unterhaltsfolgen.

Manche Betroffene verweigern übrigens nach kurzer Zeit der Therapie die Fortfühurung, gerade wenn es an die Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit geht. Seine Aussagen erscheinen daher auch nicht belastbar, insb. da wohl keine Therapierfahrung oder bereits feste Strukturen mit einem Therapeuten vorliegen. Auch er wird mit mehrmonatigen Wartezeiten rechnen müssen, wenn er nicht in der PKV oder Selbstzahler ist.

13.03.2024 06:13 • x 3 #12


Y
Lasst die Hochzeit sein, nehmt das gesparte Geld und fahrt miteinander in einen Urlaub von dem ihr immer geträumt habt.

13.03.2024 08:10 • #13


Julx
Zitat von tlell:
Hast du ihn mal gefragt was genau sich für ihn ändert durch die Heirat? Also was genau macht ihm da Panik. Im Grunde ist es nur eine Unterschrift ...

So leicht ist das nicht abgehakt. Bloß weil für dich ein Hochzeit „nur eine Unterschrift“ auf einem Blatt Papier ist…. Ist es nicht für alle so. Für mich ist eine Hochzeit schon weitaus mehr.

13.03.2024 08:30 • x 1 #14


C
Zitat von NeonCat:
Ich w(25) und mein Partner m(30) sind seit 4 Jahren ein glückliches Paar.

Hallo Neoncat,
tut mir sehr leid, dass du diese sehr enttäuschende Erfahrung machen musst, aber wie schon andere schrieben: Besser jetzt als später.
Angesichts der massiven Panik vor dem Heiratsprojekt, die sich bei deinem Partner zeigt, würde ich an deiner Stelle selber auch einen großen Schritt zurücktreten und mir die gemeinsame Beziehungsgeschichte genauer anschauen, am besten mit irgendeiner Art von Begleitung.

Kann es wirklich sein, dass eigentlich alles gut ist und sich jetzt nur eine behebbare Fehlfunktion beim Partner zeigt?

Wie seid ihr zusammengekommen, warum seid ihr zusammengeblieben, was seid ihr füreinander, gibt es Dominanzthemen, gibt es eine verborgene Agenda von euch als Paar oder von euch einzeln?
Wie gut kennt ihr euch überhaupt, wurde oft Kommunikation durch Aktion ersetzt?
Hat dein Partner Sehnsüchte für sein Leben, die er sich selbst bisher nicht zugesteht?

Ich wünsch dir viel Kraft!

13.03.2024 08:59 • #15


A


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