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Ich bin depressiv in der Beziehung - will mehr Nähe

L
Hallo zusammen,

nach langem hin und her habe ich mich dazu entschlossen den Versuch zu wagen, mich von meiner Beziehung zu trennen. Mir kommt es aber in meinem gegenwärtigen Gefühlschaos so vor, als würde ich nicht mehr klar denken können und ich wäre um jedes REFLEKTIERTE Feedback sehr dankbar. Damit Ihr mich besser versteht, hier ein paar Eckdaten:

Ich, 28 Jahre alt, männlich, SEHR konservative Werte (Treue, Ehre, Ehrlichkeit, etc.), Marketing-Student der zwei Jahre ein eigenes Unternehmen in Berlin hatte. Da das Unternehmen im Kreativbereich war, war ich mit vielen Künstlern konfrontiert und bin über diese in einen intensiven Gras-Konsum hinengeraten. Mein Unternehmen ist leider fehlgeschlagen, ich hatte im Zuge dessen Depressionen und habe gleichzeitig mit dem Gras aufgehört in der Erkenntnis, dass es mich nur schwächer macht. Nunmehr bin ich seit 6 Monaten clean, spüre aber immer wieder Depressionsschübe.

Meine Beziehung, 22 Jahre alt, weiblich, arbeitet im Unternehmen ihrer Eltern. Ein lieber Mensch, der aber einen Hang zum Lügen hat, unzuverlässig ist und nicht auf meinem intellektuellen Level (ich will nicht wie ein Ar. klingen, aber es ist halt so). Sie ist eine absolute Spaßperson die raus will, Party machen etc. während ich ein eher ruhiger, zurückhaltender Mensch bin, der lieber Zweisamkeit möchte.

Wir sind ein knappes Jahr zusammen und ich habe mich Hals über Kopf in den Menschen verliebt. Im Zuge meiner Depressionen hat sie sich immer weiter zurückgezogen und ich habe mich in Gesprächen nie wirklich verstanden gefühlt. Ihr Rückzug hat mich noch depressiver gemacht, weil ich neben Firma und Depression noch zusätzlich anhaltenden Beziehungsstress hatte. Die Eckpunkte unserer Streits sind:
- ich suche massive Nähe, während sie lieber eine Beziehung möchte in der man sich 2 - 3 Mal pro Woche sieht
- ihre Freunde lehnen mich kategorisch ab. Sie sehen mich als intellektuellen Snob und A.
- ich trage eine große Eifersucht in mir, weil sie am Anfang der Beziehung heimlich noch mit anderen Männern sehr intensiv geflirtet hat
- ich versuche aktiv an der Beziehung und unseren Problemen zu arbeiten, während sie mir laufend sagt: Lass doch einfach ne gute Zeit haben, der Rest kommt von selbst.

In den letzten Wochen bin ich in eine immer tiefere Verzweiflung geraten. Seit 8 Wochen sind wir nur noch am streiten, dass ich mehr Nähe suche und eine schützende Hand brauche. Jeder meiner Versuche ist gescheitert. Sowohl an ihrer Sturheit als auch an meiner verzweifelten Aggression und meinem Unverständnis. Denn für mich gehört es auch zu dem Begriff Liebe, dass man den anderen auffängt, wenn man fällt.
Ich hab mich dann vor 14 Tagen völlig angetrunken und habe sie in meiner Verzweiflung angerufen und gesagt ich habe Angst, dass ich sch. bauen könnte. Da saß ich in meiner Verzweiflung schon am Fenster und habe aktiv überlegt mich aus Liebeskummer und Ablehnung ihrerseits runter zu werfen. Sie ist gekommen, hat mich runtergezogen und ich bin eingeschlafen. Als ich aufgewacht bin war sie weg und meinte sie möchte nichts mehr mit mir zu tun haben. Die letzten 14 Tage stehen wir seitdem in loßem Kontakt in dem ich ihr versuche klar zu machen, dass ich verzweifelter denn je bin und emotionale Unterstützung suche. Sie ist dennoch mit ihren Freundinnen jetzt in einen 14 tägigen Urlaub nach Kroatien gefahren und ich weiß nicht mehr ein noch aus.

Sie schreibt mir immer wieder mal nette Worte, aber jeder Versuch ihr zu sagen, dass ich an der Beziehung aktiv arbeiten möchte und wir dafür Zeit brauchen scheitert an der Aussage, dass ich sie einsperren möchte und ihr alles wegnehmen. Für mich hat das alles ein enormes Ausmaß an Absurdität erreicht. In mir drinnen bin ich mir bewusst, dass es so nicht mehr weiter gehen kann. Aber jede liebe Nachricht von ihr irritiert mich und gibt mir wieder Hoffnung. Ich hätte gerne ein friedliches und klärendes Gespräch, weil ich fest daran glaube, dass man jedes zwischenmenschliche Problem mit Worten lösen kann. Aber ich beiße mir an ihr die Zähne aus.

Und jetzt sitz ich da, esse kaum noch, schlafe schlecht, bin völlig deprimiert und will aus diesem Gefühl raus. Ich sag ihr, dass es mir so geht, aber sie scheint es nicht zu verstehen.

Was ist Euer Eindruck? Ich habe das Gefühl ich zerbreche innerlich.

13.08.2017 08:23 • #1


bleistift
Ludo ich hätte da einen Ansatz für Dich!

1. Trenne Dich und irgendwann kommt die Partnerin, die zu Dir passt.

Oder!

2. Mach Dich hübsch, geh shoppen, mach Sport und geh aus.

Ohne Sie!

13.08.2017 08:37 • x 3 #2


A


Ich bin depressiv in der Beziehung - will mehr Nähe

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S
Ich habe das Gefühl, dass du dringend Hilfe brauchst. Deine Depression ist sehr ernst zu nehmen. Niemand und besonders kein Mädel mit 22 kann es schaffen deine Bedürfnisse und Leerstellen zu füllen. Was für eine Verantwortung bürdest du diesem Mädchen auf, wenn sie dich quasi davon abhalten muss, dass du nicht aus dem Fenster stürzt? Ich kann gut verstehen, dass sie überfordert ist und sich zurück zieht.
Suche dir professionelle Hilfe, um deine Depression zu bekämpfen. Übernehme Verantwortung für dich selbst.

13.08.2017 09:14 • x 4 #3


Tiefes Meer
Zitat:
Und jetzt sitz ich da, esse kaum noch, schlafe schlecht, bin völlig deprimiert und will aus diesem Gefühl raus. Ich sag ihr, dass es mir so geht, aber sie scheint es nicht zu verstehen.
Wie kommst Du darauf, dass sie es nicht versteht ? Aber offenbar möchtest Du etwas von ihr, was sie gar nicht leisten kann. Weil es dafür eines Therapeuten bedarf.

Wenn Du Depressionen hast, gehe bitte zum Arzt und lasse Dich behandeln. Damit ist nicht zu spaßen. Nicht Deine (Ex-)Freundin ist dafür verantwortlich, dass da was passiert. Du bist dafür verantwortlich für Dich zu sorgen.

Wenn Du es nicht schaffst, dann bitte jemanden aus Deiner Familie oder guten Freund, Dich beim Ausmachen eines Arzt-Termins zu unterstützen und Dir dabei zu helfen, dass Du tatsächlich hingehst. Nur sie lass da raus. Sowas steigert nämlich nicht gerade Deine männliche Attraktivität. Wenn Du suizidgefährdet bist, wende Dich bitte umgehend an eine Klinik. Depressionen sind eine gefährliche Krankheit, die aber zum Glück gut behandelbar ist. Also tu was für Dich. Der Rest kommt dann später.

Edit: Sehe gerade, dass Sarina fast genau das gleiche geschrieben hat.
Nur mit viel weniger Worten

13.08.2017 09:17 • x 1 #4


B
Sorry aber 22? Ehrlich? Ich meine es wäre ja wohl etwas zu viel verlangt wenn sie auf deinem Lebensstil wäre oder?

Versetz dich mal zurück ins Alter von 22 Jahren, da war jeder normale Mensch auf ganz andere Dinge aus als wie jetzt mit 29. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass alles was unter 25 Jahre ist, noch lange nicht bereit ist für eine Beziehung auf der Ebene. Menschen wie du und ich, also die kurz vor der 30 stehen, haben natürlich andere Wertvorstellungen als eine junge Frau mit 22 Jahren.

Ein großer Altersunterschied funktioniert ab 28 aufwärts, alles was darunter ist, kann in meinen Augen nur schief gehen. Wenn du jetzt 36 und sie 28 wäre, dann würde das funktionieren aber sie ist in einer Phase wo sie sich erst kennenlernt, ihre Jugend voll auskosten will, also hat sie keine Lust eine intensive Beziehung zu führen.

Das was du suchst wirst du nur bei älteren Frauen finden, Frauen die sich ausgelebt haben, natürlich gibt es Ausnahmen aber auch da zeigt meine Erfahrung dass es früher oder später schief gehen kann weil solche Frauen die schon anfangen mit 20 auf erwachsen machen am Ende glauben etwas verpasst zu haben.

Ich bin mit meiner ex mit 22 zusammengekommen und jetzt mit 29 meinte sie etwas verpasst zu haben und das obwohl sie viel erlebt hat, also leider passiert so etwas immer wieder und deswegen hast du keine Chance in der Beziehung, lass sie laufen und such dir eine Frau die in deinem Alter ist oder etwas jünger bzw älter.

13.08.2017 09:27 • x 1 #5


B
Für mich hat das alles ein enormes Ausmaß an Absurdität erreicht.

Du bürdest ihr ja extremst viel auf! Das ist schon bissi psycho was du da machst!

Hast du dir schon überlegt eine Therapie zu machen, wenn nein dann fang damit an!

13.08.2017 09:45 • x 2 #6


Gretchen
Eine doofe Situation in die du da geraten bist.

Als erstes stach mir ins Auge, dass du nicht von der Freundin erwarten kannst dich (wie eine Mutter?) zu umsorgen und zu behüten. Das musst du selbst tun.

Du sagst, dir sind konservative Werte sehr wichtig. Was hat dich zu der Frau hingezogen? (Die diese Werte deiner Ansicht nach ja nicht immer vertritt)

Ehrlichkeit ist ja erstmal Ehrlichkeit zu dir selbst. Damit hast du ja schon angefangen in dem du das mit dem Gras sein gelassen hast.
Das ist klasse!

Welche Funktion hatte der Konsum für dich? (Bei Konsum geht es ja auch oft darum etwas zu bekommen, etwas zu brauchen)
Wie hast du geschafft aufzuhören?
Das ist doch eine große Stärke!

Du bist gekränkt (fehlende wahrgenommene Unterstützung von ihr) und setzt sie herab (du hast den Bildungsgrad angesprochen)

Da würde ich an deinem Selbstwert arbeiten, was macht dich aus, was willst du? Es sind deine Ziele?

Suizidgedanken kann man haben, solange es Gedanken bleiben.
Wie müsste dein Leben sein, damit du gerne lebst?
Was kannst du dafür tun?
(Ansonsten Klinik!)

Ich hoffe du kannst deine Gefühle sortieren und bewerten und mehr Klarheit haben.

@blake: ja stimme dir zu was den Altersunterschied betrifft. Ist schwieriger so aber nicht unmöglich. (Bin selber so ein beispiel.)

13.08.2017 10:00 • x 1 #7


L
Ohje ohje... hier ist irgendwie ein falsches Bild von mir entstanden. Zur Erklärung.
- ja ich bin depressiv
- ja ich bin in Behandlung
- ja der Altersunterschied ist ein echtes Problem. Das weiß ich.
- ja ich weiß, ich sollte einfach locker lassen können aber ich bin eben sehr verkrampft. Und an dieser Verkrampfung arbeite ich momentan am stärksten. Gehe jeden Tag stundenlang raus, gehe in die Sauna, hab wieder mit Sport angefangen und bereite mich auf meinen neuen Job vor.

Was mich kränkt ist das ständige auf und ab. Und was ich suche sind Verlässlichkeit und Zuneigung. Und aus einem gekränkten Ego, dass nicht ich der bin, der ihr ständig nachläuft, sondern dass es auch mal umgekehrt ist... (und ja. den letzten Punkt erachte ich selbst als problematisch).

13.08.2017 10:49 • #8


B
Zitat von Ludo:
Gehe jeden Tag stundenlang raus, gehe in die Sauna, hab wieder mit Sport angefangen und bereite mich auf meinen neuen Job vor
.

Sehr gut!

Zitat:
Und was ich suche sind Verlässlichkeit und Zuneigung.


Das war auch der Grund der Ankündigung eines Sprung, welcher eh nie passiert wäre! (Aus purer Verzweiflung weil die mütterliche Zuneigung nicht kam)

Es wurde schon mal gesagt, du suchst in ihr eine Mutter!

Jetzt hinterfrage dich einmal warum du diese Art von Zuneigung von deiner Partnerin verlangst?

13.08.2017 11:01 • #9


S
Verlässlichkeit und Zuneigung kannst du nicht erzwingen. Du erweckst in mir das Bild eines Menschen, der dem anderen die Luft abschnürt, weil du nämlich mit dir selbst ruderst und dir Stabilität durch einen anderen erhoffst. Das wird nicht funktionieren. Dass du in Behandlung bist, ist sehr gut. Den Punkt an dem du quasi einen Suizid angedroht hast und das Mädchen damit konfrontiert hast, ist nicht wegzudiskutieren. Das ging eindeutig zu weit und schafft mit Sicherheit keine Nähe. Sie hat im Sinne eines gesunden Selbstschutzes richtig gehandelt. Sie kann das nicht leisten, keiner kann das leisten. Arbeite an dir und deiner eigenen Stabilität, dann kannst du auch verlässliche Partnerschaften führen.

13.08.2017 11:03 • x 2 #10


L
Okay... ich seh das ein, dass ich an mir arbeiten muss. Aber ich glaube nicht, dass ich die Liebe einer Mutter suche. Meine Mama liebt mich - eventuell zu viel - und sie ist immer für mich da wenn ich sie brauche. Das ist nicht das Grundproblem denke ich.

Ich habe das Gefühl, dass mein Liebes-Begriff einfach ein völlig anderer ist als ihrer. Für mich ist Liebe, dass man dem Partner wirklich zuhört, seine Gefühle erkennt, Empathie zeigt, wenn's dem Partner zu viel wird, Briefe schreibt, liebe Nachrichten schreibt, erreichbar ist, Zeit miteinander verbringen will und sich darüber bewusst ist, dass man wirklich durch Dick und Dünn geht. Mir kommt es andauernd so vor, dass ihr Liebesbegriff ein ganz anderer ist. Und ich sehe so klare Lösungswege für unsere Probleme:

- ich entspanne mich mehr und lass ihr Freiraum wenn sie ihn braucht - dafür geht sie mehr auf mich zu
- ich wollte schon lange eine Paartherapie machen, weil ich sie nicht einsperren will, aber ich will halt mehr Nähe zu ihr und sie lehnt es ab, sich mit mir und einem Dritten in einen Raum zu setzen
- ich schreibe lange Briefe, bastel Geschenke für sie, mach das volle Programm - aber es kommt eigentlich nie was zurück
- ich bin immer erreichbar wenn es ihr schlecht geht oder schlecht gegangen ist und höre ihr zu und gebe ihr Rat - wenn es mir schlecht geht umarmt sie mich und sagt mir reiß dich zusammen, du bist ein starker Mensch...

13.08.2017 11:13 • #11


L
Und eine Frage habe ich noch:
Wenn ihre Freundinnen mich ablehnen: ist es legitim, wenn sie sagt, dass es halt ihre Freundinnen sind und ich soll da drüber stehen oder ist es angemessen von ihr zu verlangen, dass sie auch mal auf den Tisch haut und sagt, dass sie nicht so negativ über mich sprechen sollen. Da kamen jegliche Formen der Beleidigung die möglich sind...

13.08.2017 11:16 • #12


S
Und du bist der Mensch, der sich aus dem Fenster stürzen will, wenn er nicht das erhält, was er sich wünscht. Kommt das eigentlich bei dir an? Weißt du, was das bei einem anderen Menschen macht , ihm die gesamte Verantwortung für sein Leben aufzuerlegen? Du selbst hast auch das Wort Aggression in deinem Eingangspost beschrieben. Du baust Druck auf und nimmst dem anderen die Luft zum Atmen. Außerdem akzeptierst du nicht, dass sie für sich gesunde Grenzen setzt. Es braucht keine Paartheraphie sondern eine verdammt gute Einzeltheraphie für dich.

13.08.2017 11:22 • x 1 #13


L
@Sarina80: seh ich alles ein. Aber diese Aktion war nicht geplant. Es war ein Kurzschluss aus Verzweiflung.

13.08.2017 11:50 • #14


Gretchen
Wie kann eine Mutter zu viel lieben? Vielleicht empfindet das deine Freundin was dich betrifft auch so...

Niemand kann immer alle Gefühle eines anderen erkennen und sich genau so verhalten wie er es erwartet.

Liebe kann man auch schwer aufrechnet...ich mach jetzt das... im Gegenzug du das...

Eine paartherapie hätte ich mit 22 nicht gemacht...da habe ich noch gedacht Beziehungen laufen einfach und ich lass das auf mich zu kommen. (Mein Mann ist deutlich älter als ich)

13.08.2017 11:53 • x 2 #15


A


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