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Ich mache alles kaputt, was soll ich tun?

B
Liebes Forum,

ich kämpfe aktuell schlimm mit mir selbst, und vielleicht hat jemand ja einen Rat für mich.

Ich bin mit meinem Partner seit fast 2 Jahren zusammen. Wir sind vermutlich beide HSP. Es ist eine Fernbeziehung, wir sehen uns regelmäßig. Ich hatte vor ihm Beziehungen, aber niemals war ich so verliebt wie in ihn. Ich finde ihn toll. Leider liegt mir das Herz nicht so auf der Zunge. Schon früh sagte er mir, wie wichtig ihm Kommunikation sei, dass man miteinander redet. Ich fing an, an mir zu arbeiten. Also z.B. nicht nur zu denken: ich find ihn toll. Sondern es ihm zu sagen. Für mich ist das neues Terrain, und ich tastete mich vor. Mein Herz hüpfte, als er mich mal mein Schatz nannte. Oder mir sagte, dass er mich liebt. Und ich genoss es, das ebenfalls laut auszusprechen. Zum ersten Mal in meinem Leben.

Dann hat uns ein schwerer Schicksalsschlag getroffen. Jeden von uns auf eigene Art. Er war bedingunglos für mich da. Trotz aller Trauer war ich glücklich, dass wir zusammenhalten, uns aufeinander verlassen können. Ich sagte ihm das auch. Er konnte es nicht annehmen. Schlimmer noch: er sah es völlig anders, fühlte sich nicht gesehen, überfordert, er sei über seine Grenzen gegangen, müsse eine Weile allein sein. Ich hab nie so wirklich verstanden, was ich hätte anders machen sollen, was seine Erwarungshaltung war. Wir hatten sehr unterschiedliche Bedürfnisse, versuchten, einen Weg zu finden. Ich war entsetzt, dass ich offenbar nicht bemerkt hatte, wie anders er das alles sieht. Er sagte, er könne das alles nicht mehr, es blieb aber offen, ob er die Beziehung meinte oder die Situation. Es war eine sehr schwierige Zeit.

Für mich ist es nicht leichter geworden. Seit diesem Schicksalsschlag hat sich sehr vieles verändert, auch sein Verhalten mir gegenüber. Er sagt so gut wie nicht mehr, dass er mich liebt. Er ist in Sachen S. sehr zurückhaltend – wenn es dazu kommt, ist es wunderbar, aber halt viel seltener. Er, der Kommunikation so betont hatte, kommuniziert seine Gefühle überhaupt nicht mehr, er wirkt distanziert. Er ist gestresst und erschöpft, die Ärzte diagnostizieren ihm eine Depression (oder depressive Episode), das weist er von sich. Er hat nie gesagt, dass er sich trennen will.

Mein Kopf kommt aber nicht klar damit, dass wir die Sache so unterschiedlich wahrgenommen haben. Also scanne ich sein Verhalten, Verhaltensabweichungen; versuche, über viele Kilometer hinweg sein emotionales Wetter zu ergründen. Ich will keinesfalls wieder etwas sagen oder tun, was ihn verletzt. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass er mir sofort sagen soll, wenn ihn etwas stört, aber das tut er nicht - er sagt, das würde sowieso nichts bringen. Ich bin wie vor den Kopf gestoßen. Ich war nie kontrollsüchtig in meinen Beziehungen, jetzt nehme ich wahr, dass er meine Nachrichten zwar gelesen hat, aber nicht antwortet - hat das was zu bedeuten? Dass er plötzlich deutlich weniger liebevolle Emojis schickt als früher - liebt er mich nicht mehr? Dass er online ist, aber meine Nachrichten nicht liest - schreibt er mit anderen? Plötzlich habe ich den Drang, mich der Beziehung zu versichern, das kenne ich so gar nicht von mir - es sind so viele Ebenen gleichzeitig betroffen, wenn es nur eine wäre, wäre es mir leichter damit umzugehen. Ich verstehe nicht, wie wir so falsch abbiegen konnten. Es fühlt sich immer so an, als wären wir nur ein klärendes Gespräch, ein reinigendes Gewitter von einer Lösung entfernt. Aber Beziehungsgespräche möchte er nicht führen. Er fasst generell vieles sehr schnell als vernichtende Kritik auf, interpretiert seinerseits Dinge hinein, die ich nie gesagt (und schlimmer noch: nie gedacht) habe. Ich hab so viel gelesen zu gewaltfreier Kommunikation, Ich-Aussagen und so weiter. Aber in seiner Wahrnehmung scheint das keinen Unterschied zu machen.

Er quält sich, und es tut mir in der Seele weh, das zu sehen. Mit meinem verlustängstlichen Verhalten mache ich alles noch schlimmer. Habt ihr einen Rat für mich, wie ich da rauskomme? Ich habe durchaus ein eigenes Leben, Hobbies usw., das ist nicht der Punkt. Aber ich möchte, dass er - weiterhin - ein Teil davon ist.

Traurige Grüße.

19.05.2025 15:24 • x 2 #1


Heffalump
Knuddels tröst

Zitat von balkonkasten:
Mein Kopf kommt aber nicht klar damit, dass wir die Sache so unterschiedlich wahrgenommen haben

Das ist aber, völlig normal, das Mann und Frau vieles anders wahrnehmen
Und es ist auch gut so, das du nicht mehr diese, zuvor gelebten 100% hast

So ein, fast Traumpartner kann auf Dauer ermüden, statt erfreuen.
Zitat von balkonkasten:
Ich will keinesfalls wieder etwas sagen oder tun, was ihn verletzt

Großer Fehler

Harmonie wird nicht erduldet, sondern erkämpft, immer und immer wieder.
Zitat von balkonkasten:
Dass er plötzlich deutlich weniger liebevolle Emojis schickt als früher - liebt er mich nicht mehr?

Das macht du an Emojis fest?
Gesten - ja, Gespräche - ja, Anwesenheit - ja - aber was man auf son Handy tippt?

Willst du mit ihm ne Beziehung führen oder mit seinen Emojis?
Zitat von balkonkasten:
die Ärzte diagnostizieren ihm eine Depression

Wenn er das hat, auch wenn er es nicht wahrhaben will - man hat keinen Zugang mehr zu seinen Gefühlen und ist mit Partnern, die das aber wollen - überfordert.

Bedenke auch, du bist nicht sein Therapeut - und kannst dies auch nicht leisten, nimmt er Medikamente, macht er ne Therapie?

19.05.2025 17:06 • x 5 #2


A


Ich mache alles kaputt, was soll ich tun?

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FrauDrachin
Zitat von balkonkasten:
Mein Kopf kommt aber nicht klar damit, dass wir die Sache so unterschiedlich wahrgenommen haben.

Ja, verstehe ich total.
Und momentan hast du die ganze Schuld auf dich genommen, letztlich weil du nicht Gedanken lesen kannst.

Ich denke, das ist das erste, was du dir klar machen solltst. Du hast in der besten Absicht gehandelt, sogar mehr als das, hast auf seine Wünsche und Bedürfnisse reagiert.
Dass sich das jetzt so sehr gegen dich gewendet hat, dafür kannst du nichts. Nochmal, du kannst ja keine Gedanken lesen. Du bist offenslichtlich eine sehr warmherzige Person, die ihr bestes gibt, wenn sie liebt, die bereit ist, sich weiter zu entwickeln. Ich sehe wirklich keine Fehler bei dir.
Insofern wäre es auch sein Job gewesen, seine Grenzen wahrzunehmen und zu kommunizieren. Dir jetzt diffus sagen und das Gefühl geben, du hättest irgendewas falsch gemacht, ist nicht fair. Und noch weniger sinnvoll ist es, wenn du das für dich annimmst.

Vielleicht war ja auch deine Zurückhaltung in Sachen Gefühle kommunizieren ein gar nicht soooo unsinniger Schutzfaktor. Jetzt hast du dich total nackig gemacht, angepasst, und kannst dich überhaupt nicht mehr schützen oder abgrenzen.
Letztlich führt es dazu, dass du selber zutiefst verunsichert mit dir selbst bist, und dass auch dieses Problem in der Beziehung NULL Platz hat.

Also, was solltest du meiner Meinung nach tun:
Grenz dich ab. Ja, der Schiksalsschlag ist zu einem großen Problem für ihn geworden, aber eben SEIN Problem. Weder kannst du etwas gegen den Schiksalsschlag, noch hast du ihn irgendwie böswillig an ihm ausagiert. SEINE Grenzen, die ER nicht rechtzeitig erkannt und gewahrt hat, und wo er ja jetzt scheinbar auch keinerlei Anstalten macht, das irgendwie innerlich wieder gerade zu rücken. Ist ja nicht so, dass du deine Unterstützung dabei nicht angeboten hast.

Diese tiefe Verunsicherung wiederum ist dein Problem. Mach dir klar, dass du dich offenbar zu sehr von seiner Zustimmung abhängig gemacht hast. Und schau, dass du jemanden findest, der dir den Rücken stärkt, dass du dich selber wieder mögen und annehmen kannst. Ob das jetzt eine gute Freundin ist, oder eine professionelle Begleitung, das musst du wissen.

Zitat von balkonkasten:
Wir sind vermutlich beide HSP

Weißt du, bei dieser Hochsensitivität rolle ich immer ein bisschen die Augen, weil die Menschen sich nicht klar machen, was das bedeutet, und es quasi als eine Entschuldigung vor sich hertragen, dass alle auf Zehenspitzen um sie rumlaufen müssen.
Ja, HSP kann ein Geschenk sein.
Wenn man damit umgehen kann. Dazu gehört erstens sich zu schützen. z.B. in dem man anderen sagt, dass man eben nicht permantent ins rosa Einhornland gehen kann, sondern als gegengewicht ein gewisses Maß an Schutzmauern und Rationalität braucht. Und eben eigene Verantwortung bei sich behalten muss, und fremde Verantwortung dort lassen muss.
Was für jeden wichtig und hilfreich ist, ist für HSP ein NOTWENDIGKEIT

Und auf der Beziehungsebene ist zu sagen, wenn euch beide eure Verbindung so krank macht und euch so sehr zum negativen beeinflusst, dann seid ihr halt vielleicht, trotz rosarotem Einhornland, nicht dir richtigen Menschen füreinander.

Das mag sich jetzt alles furchtbar kalt und unromantisch anhören, aber ich denke, dich auf diesen rationalen Standpunkt mit klarer Abgrenzung zurückzuziehen, ist, wenn das denn möglich ist, auch die einzige Möglichkeit, diese Beziehung zu retten.

19.05.2025 17:18 • x 5 #3


Scheol
@balkonkasten ein Schicksal….also ein schlimmes Ereignis , nehmen Personen subjektiv war und können diese auch unterschiedlich verarbeiten.


Was eine Person aus dem Weg wirft , bringt eine andere Person nur ins schlingern.

Ein Schicksalsschlag ist im Normalfall was gewaltiges , was überwältigendes. Also schon eine schlimme Sache.

Wie lange ist das Ereignis her ?

19.05.2025 17:34 • #4


Emma14
Ich habe da nur den einen ganz simplen Rat: Ziehe dich deinerseits mal etwas von ihm zurück. Lass ihn auf dich zukommen.
Kontrolliere ihn nicht und bedränge ihn nicht. Wenn er das Gefühl bekommt, eingeengt zu werden, hast du keine Chance mehr.

19.05.2025 17:39 • x 3 #5


Nur-ein-Mensch
Für mich sieht es beim ersten drüber schauen wie eine Vermeider /ambivalente Beziehung aus.

Darüber könntest du dich mal schlau machen.

Und fürs erste ,wie auch schon hier geschrieben, zieh dich erstmal zurück aber biete ihm bitte an,wenn er rede möchte, das du Dann da bist.

Ansonsten kannst du es erstmal nur laufen lassen,wenn du anfängst mehr nach zu bohren,wirst du ihn weiter von dir wegtreiben.

Werde dir ebenfalls bitte bewusst,daß nichts für die Ewigkeit halten muss und jeder im einer Beziehung, das Recht hat,wieder seiner eigenen Wge zu gehen,auch wenn sich das jetzt hart anhört.

Und als Vermeider kann ich sagen,das es in unseren Augen meistens nur zwei Wege gibt,entweder er schafft es sich zu öffnen, oder er geht.

Aber egal was kommt,du darfst für dich einen Weg finden mit dem gegebenen umzugehen.

19.05.2025 18:40 • x 2 #6


M
Zitat von balkonkasten:
er sah es völlig anders, fühlte sich nicht gesehen, überfordert, er sei über seine Grenzen gegangen, müsse eine Weile allein sein. Ich hab nie so wirklich verstanden, was ich hätte anders machen sollen, was seine Erwarungshaltung war. Wir hatten sehr unterschiedliche Bedürfnisse, versuchten, einen Weg zu finden. Ich war entsetzt, dass ich offenbar nicht bemerkt hatte, wie anders er das alles sieht. Er sagte, er könne das alles nicht mehr

Ich denke, du solltest dich damit auseinandersetzen. Seither seine Verhaltensänderung. Was war da? Was hat ihn gestört?

19.05.2025 19:53 • x 1 #7


B
Hallo,

vielen Dank für eure herzlichen Antworten. Es ging mir gestern sehr schlecht. Eure Reaktionen haben mir weitergeholfen. Ich möchte versuchen, auf eure Fragen und Anregungen kurz einzugehen, ohne mich zu sehr in Details zu verstricken; vor allem auch ohne den Eindruck zu erwecken, ihn durch den Kakao zu ziehen.

@FrauDrachin, du triffst so ins Schwarze: ich hab mich nackig gemacht. So viele Schutzschilde heruntergefahren, die mich normalerweise umgeben. Und jetzt habe ich Angst, dass genau das ein Fehler war. In der Rückschau kann ich sagen: ja, es wäre schön gewesen, wenn ich mich an einigen Stellen anders verhalten hätte. Ich kann nur sagen: ich hab getan, was mir in dem Moment möglich war, ich war gefangen in meiner Trauer, das Hormonchaos machte mich fertig, die Schmerzen. Ich hatte unser Kind verloren, und ich fühlte (und fühle) mich irgendwie schuldig. Ein Traum, der jäh zerplatzte, für uns beide. Und ich weiß, dass er unendlich darunter leidet, auch wenn er es ganz anders verpackt als ich. Mich leiden zu sehen war schlimm für ihn, und er meinte, ohne ihn hätte ich das alles nicht durchmachen müssen. Ich fand diese Sichtweise nicht gut.
Das mit dem rosa Einhornland verstehe ich nicht so richtig. Ich nutze HSP für mich nicht als Ausrede, es fühlt sich mehr so an, als würde es mir das Leben unendlich erschweren. Ich nehme bei anderen Feinheiten wahr, fühle deren Stimmungen, und es wäre so viel leichter, wenn einiges davon einfach mal an mir vorbeigehen würde. Denn für mich selbst bleibt da kein Platz.

@Heffalump, das Beispiel mit dem Emojis habe ich angeführt um zu verdeutlichen, wie blöde meine Gedanken da inzwischen sind – ich versteh mich selbst nicht mehr, das ist ja das Problem. Ich überanalysiere, weil ich nicht verletzen will, nicht danebentreten will, es nicht noch schlimmer machen will als es ohnehin schon ist. Und darüber hab ich ein Stück weit die Kontrolle verloren. Mir würde manchmal helfen, in den Arm genommen zu werden, zu hören es ist okay, zu hören ich will auch, dass wir das schaffen. Ein bisschen Sicherheit, ein bisschen Regulierung von außen, damit ich wieder anfangen kann, mich selbst zu regulieren.
Er hat zahlreiche körperliche Symptome, aber er vermutet eine körperliche Krankheit dahinter, auch wenn die Ärzte bislang nichts finden und halt die Diagnose Depression im Raum steht. Er verfolgt diesen Ansatz nicht, also keine Medikamente oder Therapie.

@mitBauchweh, der schlimmste Punkt ist wohl, dass er das Gefühl hat, mir nicht zu genügen, mich zu enttäuschen. Dabei habe ich sowas nie gesagt und, schlimmer noch, auch nie gedacht. Er sagt aber, er fühlt das, und ich solle ihm seine Gefühle gefälligst nicht absprechen. Und ich bin ratlos, gerade weil ich ihn doch toll finde. Aber selbst dass ich das laut ausspreche bedeutet ihm nichts, weil es ja dem zuwiderläuft, was er fühlt. Für mich ist das wie ein Affront, weil in meinem Kopf ich liebe dich und du funktionierst nicht so, wie ich das will absolut gegensätzlich sind und nicht zusammenpassen. Er fühlt auch häufiger, ich sei wütend, in Situationen, in denen ich mich absolut nicht wütend fühle, sondern vielleicht müde, traurig oder überfordert. Und da kommen wir dann nicht zusammen, er zieht sich zurück, weil er mit meiner unbändigen Wut nicht umgehen kann. Und ich fühle mich hilflos, denn nichts, was ich sage oder tue, macht es irgendwie besser.

Auch auf die Gefahr hin, dass ihr mich auslacht, sage ich euch, wie es sich anfühlt: zu Anfang der Beziehung war er offen, ich hatte meine Schutzschilde. Und jetzt, wo ich die so stark heruntergefahren habe, ist er nicht mehr verfügbar, hat sich zurückgezogen. Und ich habe Angst, dass ich selbst schuld daran bin, dass ich zu lange gebraucht hab, auf ihn zuzugehen, dass ich ihn wiederholt verprellt hab. Durch etwas, das ich nicht bewusst mache, nicht einmal wahrnehme. Auch mein Freundeskreis hat mir nie gespiegelt, ich sei ein wütender Mensch, sogar ganz im Gegenteil. Aus therapeutischer Sicht wurde mir gesagt, ich sei viel zu geduldig, lasse zu viel mit mir machen. Und ich müsse - ha, ha - eine gewisse Wut entwickeln, um mich abgrenzen zu können. Was denn nun?!

Ich danke euch und dem Forum, dass ich das hier aufschreiben kann.

Viele Grüße.

20.05.2025 11:55 • #8


FrauDrachin
Zitat von balkonkasten:
Ich kann nur sagen: ich hab getan, was mir in dem Moment möglich war, ich war gefangen in meiner Trauer, das Hormonchaos machte mich fertig, die Schmerzen. Ich hatte unser Kind verloren, und ich fühlte (und fühle) mich irgendwie schuldig. Ein Traum, der jäh zerplatzte, für uns beide.

Hey, mal ein ganz dickes Beileid für den furchtaren Verlust.
Darf ich fragen, in welcher Phase du das Baby verloren hast?
Dass da ganz viel Chaos bei dir ist, und ein ganz blödes Gefühlsmischmasch ist ja klar.

Leider ist es auch nicht so ungewöhnlich, dass Beziehungen an so etwas zerbrechen.
Weil jeder anders trauert, und sich dann vom anderen nicht aufgefangen und verstanden fühlt.
Das ist sehr traurig, aber das ist so.

Nochmal die Frage: hast du, oder magst du jetzt, im Nachhinein, dir vielleicht nochmal hilfe suchen, diese Trauer zu verarbeiten? Wenn er nicht bereit ist, sich diesbezüglich hilfe zu holen, einzeln oder mit dir zuammen, wenn ihr schon merkt, dass ihr es nicht schafft (was keine Schande ist, weil es eine enorme Belastung ist), dann kannst du halt auch wenig tun.

Ich weiß nicht genau, ob es Wut braucht, um sich abzugrenzen. Meiner Meinung nach reicht Klarheit. Mein Problem- Dein Problem. Ja, Schuldgefühle sind da, was nicht bedeutet, dass ich Schuld habe. Ja, er hat das Gefühl hat, nicht zu genügen, ist das da. Heißt aber nicht, dass du Schuld daran hast, und ihm dieses Gefühl gegeben hast. Verstehst du?

Und bitte, bitte...
Du bist, wie du bist, du hast von ganzem Herzen alles gegeben in dieser Beziehung, das ist so spürbar. Bitte höre auf, dir Schuld zu geben, Fehler bei dir zu suchen... Wenn ich in einer Beziehung bin, wo ich keine Fehler machen darf, wo jedes Wort und jede Handlung auf die Goldwaage gelegt werden... Ja, dann ist es eben auch nicht die richige Beziehung.

20.05.2025 12:15 • x 1 #9


M
Zitat von Nur-ein-Mensch:
Für mich sieht es beim ersten drüber schauen wie eine Vermeider /ambivalente Beziehung aus

Dafür spricht auch eine Fernbeziehung. In der hat man von vornherein einen gewissen Abstand, man kann nicht dauernd aufeiannder sitzen, aber selbst das ist ihm jetzt zu viel geworden.

20.05.2025 12:33 • #10


Heffalump
Zitat von balkonkasten:
Er verfolgt diesen Ansatz nicht, also keine Medikamente oder Therapie.

er ist dreimal sechs Jahre alt

Mir hat mal jemand gesagt, wenn einer sich nicht helfen lassen will - muss man das hinnehmen
Zitat von balkonkasten:
Mir würde manchmal helfen, in den Arm genommen zu werden, zu hören es ist okay, zu hören ich will auch, dass wir das schaffen

Knuddels

da dies dein *Partner nicht tut, musst du dies selbst übernehmen.
Ein Partner sollte ergänzen, was schon vorhanden ist - statt zu minimieren

20.05.2025 12:36 • x 2 #11


chocomoko
Zitat von balkonkasten:
Trotz aller Trauer war ich glücklich, dass wir zusammenhalten, uns aufeinander verlassen können. Ich sagte ihm das auch. Er konnte es nicht annehmen. Schlimmer noch: er sah es völlig anders, fühlte sich nicht gesehen, überfordert, er sei über seine Grenzen gegangen, müsse eine Weile allein sein. Ich hab nie so wirklich verstanden, was ich hätte anders machen sollen, was seine Erwarungshaltung war.

Ein Schicksalsschlag ist etwas großes. Ich werde nie verstehen, warum sich Leute beschweren, in dieser Zeit nicht gesehen zu werden, obwohl es gerade nicht um ihn geht, sondern um deine Trauer und deinen Schmerz, weil du einen Schicksalsschlag erlebt hast. Ich werde nie verstehen, warum das sofort ans Ego gehen muss, und der andere sofort denkt, er muss zurückstecken statt einfach absichtslos für dich da zu sein.

Sich zu beschweren in so einer Zeit nicht gesehen zu werden finde ich egozentrisch und sowas von daneben. Eine Durststrecke gehört manchmal eben auch dazu, und wenn das an an sein Ego geht, dann ist das seine eingeschränkte Sicht und kein offenes Herz und Anteilnahme oder Mitgefühl. Unter für den anderen in einer schweren Zeit da zu sein verstehe ich etwas anderes als sich hinterher zu beschweren oder Vorwürfe zu machen, dass er mit seinen Dingen nicht gesehen wurde, obwohl ein Schicksalsschlag nichts alltägliches ist wie eine Spülmaschine auszuräumen. Ich finde das ziemlich unreif. Wenn er für dich da war, dann bitte ohne Vorwurf hinterher. Entweder aus vollem Herzen oder eben nicht. Ich finde sein Verhalten ziemlich unpassend in solch einem Kontext.

20.05.2025 19:02 • x 2 #12


Laetitia2024
@balkonkasten Es ist nun mal sehr schwer mit einem depressiven Partner. Es wird Verletzungen geben und Missverständnisse. Wenn du trotzdem bei ihm bleiben willst, kannst du dich z. B. einer Selbsthilfegruppe anschließen, von Menschen mit Depressionen und ihren Angehörigen. Schau doch mal bei Nakos im Internet, ob da das passende für dich dabei ist.

20.05.2025 21:14 • x 1 #13


Lukrethia
Liebe @balkonkasten
Bei deinem Freund wurde eine Depression diagnostiziert und ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass sich durch einen depressiven Schub eine Person komplett in ihrem Verhalten ändern kann und sich auch die Gefühlswelt der Betroffenen ändern kann. Und damit sind auch Angehörige oft mit betroffen. Mit dir muss seine Änderung überhaupt nichts zu tun haben, auch nicht mit eurer Beziehung, sondern die Ursache kann schlichtweg seine Erkrankung sein - und es hört sich, wenn ich mir die Symptome ansehe, schon ein bisschen so an .

Du solltest ihn ermutigen, sich mit dieser Diagnose auseinanderzusetzen und ggf nochmal mit den Ärzten zu sprechen.

Warum glaubt er, dass er trotz Diagnose nicht depressiv ist? Informiert euch einmal über funktionale Depression und Männerdepression. Viele glauben, Depression = nur mehr im Bett liegen, nicht mehr arbeiten können, Suizidgedanken haben usw, aber so ist das nicht. Viele können nach außen ihre Depression sehr lange verheimlichen und damit auch ganz geschickt vor sich selbst leugnen.

Ich lebe seit 23 Jahren mit meinem Mann zusammen, er ist chronisch depressiv und während Schüben nicht krankheitseinsichtig. Das macht es superschwer, denn der Mann während eines Schubes hat so gut wie nichts mit meinem gesunden Mann gemein. Das ist wirklich ätzend und sehr belastend, du musst in der Zeit unbedingt auch auf dich schauen.
Wenn du kannst, schau, dass er sich Hilfe sucht, weil sonst wird es schwer.
Es kann auch sein, dass er von alleine wieder auftaucht, dann solltet ihr im Nachgang unbedingt sein Verhalten besprechen. Wenn er einen schlimmen Schicksalsschlag zu verarbeiten hat, kann es durchaus sein, dass seine depressive Stimmung sich mit der Zeit von alleine wieder bessert. Aber mit Unterstützung ginge es vielleicht schneller.
Depression ist eine grausame Krankheit. Du erhoffst dir jetzt verständlicherweise emotionale Unterstützung von deinem Partner, aber er kann dir das jetzt vermutlich nicht geben. Nicht weil er nicht will, aber weil er nicht kann. Um das auszuhalten, braucht man sehr viel innere Stärke und/oder ein gutes, soziales Netzwerk.
Dass er eine Trennung nicht in Erwägung zieht, halte ich für ein gutes Zeichen. Gib die Hoffnung nicht auf, Depressionen sind heilbar .
Alles Gute
Luki

20.05.2025 21:19 • x 1 #14


S
Nach 2 Jahren entlieben sich leider viele Männer meiner Erfahrung nach. Das ist ein kritischer Zeitpunkt. Entweder die Liebe wächst oder die Männer entlieben und entfremden sich. Sie suchen sich eine neue jüngere Liebe und starten dann mit neuer Energie durch. Ich würde dir raten, dich aktiv zu trennen und dich begleiten zu lassen durch eine liebe Therapeutin. Sonst verschwendest du noch mehr Lebenszeit... Er zeigt dir offen, dass da keine Verliebtheit mehr ist! Du hast keinerlei Vorteile einer Beziehung mit diesem Menschen... Auf dieses Pferd kannst du nicht setzen! Dann lieber die nächsten Jahre wieder ins Singleleben und die Welt erkunden! Was gibt er dir? Nichts! In deinem Alter hast du noch letzte Chancen einen neuen Partner zu finden und ein paar Jahre Beziehung zu leben.

20.05.2025 23:57 • #15


A


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