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Ich schaff den Schritt nicht zum Bruch

blackwhitecat
@Heavydreamy
Dankeschön
Familie ist nicht mein Ankerplatz, meine Eltern sind sehr alt und brauchen selber Zuwendung. Meine Schwester ist nicht sehr empathisch, eher pragmatisch, der konnte ich noch nie erzählen.
Freunde sind rar, aber es gibt ein paar.
Aber keiner so richtig nah.
Er war es eigentlich auch nicht

29.08.2025 09:25 • x 1 #61


A
Wenn er Kurde ist, dann kannst du von einer arrangierten Ehe seit Kindertagen ausgehen, vermutlich mit seiner Cousine. Im Islam darf ein Mann mehrere Frauen haben, sowohl offizielle als auch inoffizielle, solang die inoffiziellen keine Muslima sind. Er macht also seinen (und ihren) Wertvorstellungen gemäß nicht viel falsch. Ich kann dich trösten, auch seine muslimische Gattin und Familie in der Heimat erwartet das nicht von ihm. Ihr ist vermutlich lieber, er hat eine und nicht viele, schon gar keine Profis, denn dann könnte er seine eigentliche Rolle schlechter ausfüllen: die des Versorgers.

Was also nicht geht ist, sich scheiden und seine Frau zu verlassen. Das hat auf der einen Seite mit Verantwortung zu tun, auf der anderen Seite würde ihn wohl die gesamte Familie verstoßen. Es ist nicht seine Pflicht, nur einer Frau treu zu sein, aber es ist seine Pflicht, solang sie sich nichts zu Schulden kommen lässt, sie lebenslang als ehrbare Ehefrau zu halten und vor allem zu versorgen. Also Scheidung kommt da nicht in Frage, zumal seine Mutter vermutlich ihre Tante oä ist. Das geht nicht. Das Szenario musst du dir aus dem Kopf schlagen.

Kurz: Du könntest hier seine Lebensgefährtin sein, auch ohne gröbere Schuldgefühle. Aber du müsstest akzeptieren, dass er der Versorger seiner Ehefrau ist und bleibt und sich nie scheiden lassen wird. Er würde eben zwei getrennte Leben leben, wobei das Hauptleben zumindest die nächsten Jahre dir gehören würde. Ob er tatsächlich irgendwann tatsächlich mit der Gattin in der Heimat leben wird, kann tatsächlich keiner wissen. Vermutlich eher nicht, außer er wird pflegebedürftig. Aber davon auszugehen, mit ihm alt zu werden, kannst du nicht. Aber gut, wer kann das schon wirklich.

Obs meins wäre, glaub ich nicht.. Aber klar ist, du könntest ein Leben mit ihm haben oder zumindest ein paar schöne Jahre. Solang du deinen Platz kennst und ihr nicht den Versorger wegnehmen oder in der Familie eine Rolle spielen willst, fällt in dieser Konstellation zumindest die Sorge um die verletzte Ehefrau weg.
Zumal die Gute ja nicht blöd ist. 30 Jahre, ich bitte dich. Die wird insgeheim eher froh sein, weil Profis meistens teurer sind. Geredet wird halt nicht drüber. Da es für sie wohl auch zumindest eine sanfte Zwangsheirat war, könntest du das durchaus genauso pragmatisch sehen. Romantische Liebe ist ein westliches Konstrukt, die spielt bei muslimischen Ehen genauso eine untergeordnete Rolle wie bei den Habsburgern. Gibt’s, aber ist äußerst selten. Da sind ganz andere Faktoren wichtig.

Aber: DU musst für dich entscheiden. Ob dir das reicht und du dich damit arrangieren kannst. Eine Affäre in unserem Verständnis ist das nicht, sondern du wärst halt die inoffizielle Zweitfrau. Die Mätresse von Ludwig, dem 14., wenn du so willst. Die eine ist standesgemäß für das Außen, die andere selbstgewählt für die Liebe

Wenns dir also nur um den Mann und gemeinsame Zeit und Liebe geht, vielleicht ein gangbarer Weg. Wenns dir um eine gemeinsame Lebenskonstruktion im westlichen Sinn geht, dann lass die Finger davon. Alles Gute!

29.08.2025 09:31 • x 4 #62


A


Ich schaff den Schritt nicht zum Bruch

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E-Claire
Zitat von blackwhitecat:
Familie ist nicht mein Ankerplatz, meine Eltern sind sehr alt und brauchen selber Zuwendung. Meine Schwester ist nicht sehr empathisch, eher pragmatisch, der konnte ich noch nie erzählen.
Freunde sind rar, aber es gibt ein paar.
Aber keiner so richtig nah.
Er war es eigentlich auch nicht

Das klingt alles danach, als bräuchtest Du allgemein mehr Halt im Sozialen.

Mir ging es vor langer Zeit mal ähnlich und eine Freundin hat mir dann folgende Frage gestellt: E-Claire, steckst Du die gleiche Energie, die Du in diesen oder jenen Mann gesteckt hast, eigentlich auch in den Aufbau oder Erhalt von Freundschaften oder der Beziehung zu Deiner Familie?

Diese Sichtweise hat für mich sehr viel verändert und zu einem langfristigen Umdenken geführt.

29.08.2025 09:33 • x 6 #63


blackwhitecat
@Arnika sehr gute Zusammenfassung
Hilft
Danke

29.08.2025 09:41 • x 1 #64


M
Zitat von blackwhitecat:
Ja, er sagt er liebt mich 100%, die Frau 20%. An sowas klammert man sich dann.

Jeder glaubt das, was er glauben will. Dass man Liebe in Prozenten ausdrücken kann, wusste ich noch gar nicht, aber es scheint wohl so zu sein, wenn er es sagt. Denn was er sagt, hat Hand und Fuß.

Er nimmt halt, was Du ihm gibst und wenn er keine Lust mehr darauf hat, weil er Deiner überdrüssig geworden ist oder eine Neue im Revier ist, dann liebt er Dich halt nur noch zu 5 %.

Wenn Du gerne mit einem Lügner zusammen bist, der Dir das Blaue vom Himmel erzählt hat und seine privaten Verhältnisse schön verschwieg, dann bleib doch bei ihm und lass Dich von seiner Stimme beruhigen.

Es ist die Frage, was Du Dir wert bist.

29.08.2025 09:43 • #65


blackwhitecat
@Margerite
Oh, das war jetzt etwas zu zynisch. Botschaft ist angekommen, aber bitte doch etwas mehr Verständnis und Wertschätzung meiner Beweggründe.
Ging jetzt bisschen in Richtung verächtlich. Bitte nicht mehr davon.
E.

29.08.2025 09:52 • x 5 #66


Scheol
Zitat von blackwhitecat:
Er war ständig krank und müde, keine Energie für freudvolle Unternehmungen.

Also warst du Energiegeber ?

ihr habt keine Unternehmungen gemacht , was habt ihr dann bei Treffen gemacht ?
Du ihn betreust und S. ?



Zitat:
Beziehungsburnout…

Wegen den ständigen Problemen ?

29.08.2025 09:58 • #67


Ema
Zitat von Arnika:
Die Mätresse von Ludwig, dem 14., wenn du so willst. Die eine ist standesgemäß für das Außen, die andere selbstgewählt für die Liebe

Das stimmt so nicht.
Die Mätresse von Ludwig XIV hatte durchaus einen festen Platz am Hof, eine feste, wohldefinierte offizielle Rolle und war allerbestens versorgt.
So wie in der Regel alle Mätressen der besseren Gesellschaft in der damaligen Zeit.

Ich finde es sehr verwunderlich, dass gerade in der heutigen, angeblich emanzipierten Zeit, sich so viele Leute (vor allem Frauen) in Affären begeben, in denen sie einseitig keinerlei Ansprüche und keinerlei offiziellen Platz einnehmen, sondern im Schatten so nebenher laufen und insgesamt die Klappe zu halten haben und nirgendwo in Erscheinung treten dürfen. Und das mitnehmen dürfen, was eben für sie übrig bleibt. Und das ist in der Regel nicht besonders viel.
Sehr oft läuft es sogar darauf hinaus, dass sie sechsuell zur Verfügung stehen, ohne im sonstigen Lebensplan des Herrn die geringste Rolle zu spielen.

Die Gesellschaftsordnung anderer Länder oder die in früheren Zeiten, die wir hier so sehr verachten, waren dagegen regelrecht frauenfreundlich.
Das Konkubinat in China oder ähnliche Ordnungen in anderen Ländern unterlag festen Regeln: Diese Frauen hatten nicht dieselben Rechte wie die Hauptfrau, aber sie hatten Rechte. Auch was die Versorgung betraf. Und sie hatten einen definierten gesellschaftlichen Platz.

Das Konstrukt, das diesem kurdischen Herrn hier vorschwebt, ist hingegen ausschließlich zu seinem Vorteil. Er hat nette Gesellschaft, solange er hier ist, ist ansonsten zu rein gar nichts verpflichtet, kann die Verbindung jederzeit wieder auflösen, wenn es ihm genehm ist und dann sagen: Ja, aber das wusstest du doch. Du hast das doch freiwillig (ab einem bestimmten Zeitpunkt zumindest) mitgemacht. Also beschwer dich nicht.

Und eben darum sollte man bei so etwas keineswegs mitspielen.
Ginge es um etwa einen geschäftlichen Vertrag, der den einen vollumfänglich begünstigt, während der andere im Prinzip leer ausgeht und rechtlos bleibt, würde sich jeder vernünftige Mensch sofort an die Stirn tippen und die Frage stellen, ob der andere noch alle Tassen im Schrank hat, ihm solche Vertragsbedingungen vorzuschlagen.
Wenn es um die angebliche Liebe geht, machen hingegen viele Leute mit.

Steig da aus, liebe TE.
Du kloppst nicht nur deine eigene Würde und deinen Selbstwert in die Tonne, du wirst das Ganze auch irgendwann bitter bereuen, wenn dir klar wird, wie viel du da reingebuttert und wie wenig du zurückbekommen hast.

29.08.2025 10:03 • x 4 #68


blackwhitecat
@Scheol
Ja
Viel Probleme (Gesundheit) wenig Freude

29.08.2025 10:23 • #69


A
Zitat von Ema:
Das stimmt so nicht. Die Mätresse von Ludwig XIV hatte durchaus einen festen Platz am Hof, eine feste, wohldefinierte offizielle Rolle und war ...

Klar stimmt das, zumal wie hier die standesgemäße Königin auch oft auf einem anderen Schloss in weiter Entfernung saß und das Hauptleben mit der Mätresse stattfand. Wieso? Weil die Ehen schon im Kleinkinderalter arrangiert wurden, besonders auch bei Kurden meist innerhalb der engsten Familie. Wir leben eben nicht in emanzipierten Zeiten, wir leben vielleicht unter mehrteilig emanzipierten Europäern, mehr aber auch nicht.

Und wenn man emanzipiert ist, braucht man keinen Mann, der einem in der Pflicht ist. Womit denn genau? Dann reicht vielleicht ein Mann, der einem das Leben schöner macht. Alles andere kriegt man ja wohl alleine hin. Im Gegensatz zur Gattin. Die braucht den Versorger und den Status, den Mann dagegen braucht sie eher nicht und hat ihn sich auch nicht ausgesucht, zumindest nicht im europäischen Sinn. Die konnte nach kurzer Brautschau vielleicht bei 2-3 Bewerbern ihr Veto aussprechen, wenn überhaupt. Bei Kurden wird das meist schon lange von den Eltern festgelegt, entschieden wird nach Vermögen und Familie, und nicht nach Romantik oder gar Leidenschaft.

Kurz und gut, von welchen Verpflichtungen einer emanzipierten Frau gegenüber sprichst du? Sie wird ihn nicht beerben, keine Familie gründen und nicht offiziell in Kurdistan eingeführt. Das ist aber nichts, was die meisten emanzipierten Frauen anpeilen. Das war’s unterm Strich schon. Seine Lebensgefährtin in seinem echten Leben könnte sie aber sein. Seine offizielle Familie lebt in Kurdistan, also was spielen die für die beiden schon wirklich für eine Rolle? Das ist eben nicht wie mit der christlich-braven Ingrid inkl. Liebesheirat, die im Nebenort wohnt und mit dem Gatten Tisch und Bett teilt und die westlichen Wertvorstellungen gemäß von seiner Treue ausgeht.

29.08.2025 10:24 • #70


blackwhitecat
Ich möchte darum bitten, die Einschätzungen Muslimische Ehe etc. Jetzt mal auszusetzen. Keiner von uns allen hier weiß, was dort und in diesem Fall wirklich los ist und war.
Das überfordert mich gerade mächtig.
Was ich weiß ist, dass er bisschen von seinen Schwestern gedrängelt wurde, zu heiraten. Jetzt sitzt er da fest. Hat aber dafür 2 Kinder und Sicherheit fürs Alter.

29.08.2025 10:39 • x 2 #71


A
Zitat von blackwhitecat:
@Scheol Ja Viel Probleme (Gesundheit) wenig Freude

Das würde ich eher als irgendwelche aufgezeichneten Verpflichtungen hinterfragen. Die gibt’s im westlichen Verständnis ja sowieso nur bzgl. Kindern, PartnerInnen gegenüber aber in der Wirklichkeit eigentlich nicht.

Nur: Wenn es wenig Freude gab, dann war es für dich eher die Angst vorm Alleinsein, oder wie verstehe ich das? Was gab er dir? Gattin in Kurdistan hin oder her?

29.08.2025 10:40 • x 1 #72


blackwhitecat

Ema
Zitat von Arnika:
Und wenn man emanzipiert ist, braucht man keinen Mann, der einem in der Pflicht ist. Womit denn genau? Dann reicht vielleicht ein Mann, der einem das Leben schöner macht. Alles andere kriegt man ja wohl alleine hin. Im Gegensatz zur Gattin. Die braucht den Versorger und den Status

Man braucht womöglich oder hoffentlich keinen Mann, der finanziell in der Pflicht ist.

Aber wer will einen Mann, der sich sowohl in finanzieller, als auch in jeder anderen Hinsicht einer anderen sehr wohl verpflichtet fühlt und einem selbst nur die Brosamen hinwirft, die aus dieser Verpflichtung übrig bleiben?

Sein zeitliches, sein soziales, sein finanzielles und auch sein sonstiges Engagement sind für eine andere reserviert.
Von der Nebenfrau will er Zuwendungen, wann es ihm passt.

Du kannst das emanzipiert nennen, ich nenne es, sich weit unter Wert zu verkaufen.
Emanzipiert nenne ich eine Partnerschaft, in der sich beide das gleiche Engagement entgegenbringen und dies durchaus nicht nur in finanzieller Hinsicht. Sondern in jeglicher Hinsicht.

Aber bitte, jeder, wie er will. Ich rede da sicher niemandem rein

Nur hat die TE um Einschätzungen gebeten und das oben war eben meine.

29.08.2025 10:52 • x 1 #74


FrauDrachin
Zitat von blackwhitecat:
Es war das Füreinander dasein



Verstehe total.

Ich denke immer allgemein, so wie es bei @E-Claire schon etwas angeklungen ist: Es ist ein Konstruktionsfehler unserer akutellen Gesellschaftsorganisation, dass wir einerseits LIebesbeziehungen auf Liebe gründen, und insofern Liebesbeziehungen in den seltensten Fällen für ewig halten und manchmal auch über einen längeren Zeitraum gar keine da sind, und dass wir anderseits unser tiefes Bedürfnis nach dauerhaften und verlässlichen Beziehungen einzig in Liebesbeziehung erfüllen wollen.

Schau erst mal, dass du nach Möglichkeit da aussteigst.

29.08.2025 10:55 • x 4 #75


A


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