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Ich sollte mich trennen, doch ich schaffe es nicht

M
Hallo ihr Lieben

Ich bin in meiner Beziehung sehr unglücklich. Wir sind seit 11 Monaten ein Paar, seit ungefähr fünf Monaten hat sich mein Freund charakterlich stark verändert, er ist 34.
Anfangs war es eine richtig schöne Beziehung, ich war total glücklich, er hat mich toll behandelt, heute tut er es nicht mehr. Für mich kam diese Veränderung wirklich sehr unerwartet, anfangs hat er mich mit Liebe schon fast überhäuft, er hat sehr viel getan, damit er mich für sich gewinnt, es verging kein Tag, an dem er mich nicht sehen wollte, ich bekam so viel Aufmerksamkeit, die ich vorher nie kannte. Anfangs kam es mir etwas komisch vor und ja, ich war sogar ein bisschen misstrauisch, da er schon nach wenigen Tagen von großer Liebe sprach, direkt Zukunftspläne mit mir machte, nach wenigen Tagen sprach er schon vom zusammenziehen usw. Das ist natürlich bis heute nicht passiert und schon lange kein Thema mehr, war anscheinend nicht ernst gemeint. Ich fand es früh, immer wieder etwas unglaubwürdig, doch ich fühlte mich so glücklich und geliebt, dass ich mich einfach darauf einließ und vertraut habe. Da ich vorher schon aus einer schwierigen Beziehung kam, fiel mir das Vertrauen anfangs sehr schwer, er tat alles dafür, damit ich ihm vertraue. Nun bin ich nicht mehr glücklich, sondern ziemlich am Ende in dieser Beziehung. Er behandelt mich schlecht, er ist sehr respektlos geworden, er hält sich nicht an Verabredungen, sagt diese nichtmal ab. Eine Absage ist zu viel verlangt. Er wird plötzlich sehr laut, meckert mich grundlos an. Ich stehe manchmal sprachlos da und weiß überhaupt nicht, was da gerade los ist, schlagartig ändert sich seine Stimmung. Er kritisiert mich immer häufiger, vieles passt ihm nicht mehr, vieles soll ich ändern, ich glaube, am liebsten wäre es ihm, wenn ich mich komplett anpassen würde. Ich darf ihn selbst aber nicht kritisieren, ich darf keine Sorgen und Probleme mehr ansprechen, da er sofort ausrastet und mir die Schuld für alles gibt, immer wieder Schuldumkehr. Er sagte vor ein paar Wochen sogar schon, dass er sich trennen wird, wenn ich nicht endlich akzeptiere, dass er eben so ist. Das war kurz nachdem ich angesprochen habe, ob er mir beim nächsten mal nicht wenigstens absagen könnte, was doch wohl völlig verständlich ist? Das war wieder so ein Moment, wo ich einfach nur hätte weinen können, wo ich mir wieder dachte, dass ich ihm anscheinend gar nichts mehr bedeute, wo ich einfach verzweifelt war. Ich hatte mich entschuldigt und sprach es seitdem nicht wieder an. Natürlich ist das ein Fehler, aber ich kann nicht anders. Mittlerweile gibt es so viele Dinge, die mich einfach nur unglücklich machen, ich aber so hinnehme, weil ich weiß, dass es nichts bringt, wenn ich ihn nochmals darauf anspreche. Ich habe Angst vor seiner Drohung, ich habe Angst, dass er mich dann wieder tagelang ignoriert. Ich bin nicht mehr ich selbst, ich liebe ihn sehr, aber er ist nicht mehr der Mensch, den ich kennenlernte. Ich funktioniere nur noch, passe mich an, jede Nachricht oder jedes Kommentar von mir könnte wieder falsch sein, alles könnte er wieder in den falschen Hals bekommen, deshalb meide ich nur noch, was mich innerlich kaputt macht. Alles dreht sich nur noch um ihn, er will das alles so, aber er macht sich keine Gedanken, wie es mir dabei geht, es interessiert ihn anscheinend nicht. Und trotzdem bekomme ich jedesmal auch noch zu hören, dass er noch mehr von seiner Freundin erwartet! Das ich ihn niemals verstehen werde, dass ich anstrengend sei, dass ich klammern würde! Das macht mich sprachlos, ich nehme schon alles hin, weil ich einfach nicht mehr kann, tu und mach so viel für ihn und trotzdem werde ich noch runtergemacht! Es ist also egal was ich mache und sage, es ist nie genug! Wie oft ich schon hörte Trenne dich doch, dann gehe doch, wenn du das so nicht kannst, ich brauche keine Freundin, die mir alles nur schwerer macht, diese Worte habe ich in den letzten Monaten so oft bekommen und er weiß, dass mich das verletzt.
Jetzt meldet er sich seit drei Tagen nicht mehr. Das kam in letzter Zeit schon öfters vor, ich bin es gewohnt. Sein nicht melden kommt am häufigsten vor, wenn ihm mal wieder irgendwas nicht passte, dann ignoriert er mich, das längste waren vor ca 4 Monaten mal 6 Tage! Die Nachrichten wurden nichtmal geöffnet, unsere Verabredung nicht eingehalten, Anrufe weggedrückt, ich musste mich gefühlte hundert mal entschuldigen, bis er danach plötzlich anrief und so tat, als sei nichts gewesen, er hätte mich ja so vermisst, plötzlich wollte er mich sehen. Ich weiß bis heute nicht, für was ich mich entschuldigte! Ich entschuldige mich oft, obwohl ich nichtmal Schuld habe, obwohl es keinen Grund gibt, nur damit wieder Frieden ist, er wieder redet. Ich hänge an ihm, ich kann nicht anders, leider weiß er das. Wir wollen uns eigentlich morgen sehen, aber glaube ich nicht daran, ich kann mich einfach nicht mehr verlassen, ich freue lieber nicht mehr auf irgendwas. Mir ist es auch wirklich zu blöd, da wieder hinterher zu sein und zu fragen, was nun mit morgen ist! Ich fühle mich jedesmal total erniedrigt.
Trotz all dem Negativen, kann er auch super lieb sein. Das ist es, was mich so verzweifeln lässt und wahrscheinlich auch bleiben lässt. Er kann super fürsorglich, sehr verlässlich und so lieb sein, dann ist alles wunderschön, er kümmert sich, ist für mich da, dann fühle ich mich wieder geliebt, dann ist alles vergessen. Aber es hält nie lange an, von einer Sekunde auf die andere schlägt es wieder um. Er ist nicht durchgehend wie oben beschrieben, nein, es ist eine Mischung aus beidem. Mal bin ich der angeblich wichtigste Mensch für ihn, dann bin ich wieder viel zu viel. Gerade noch super lieb, plötzlich total respektlos und dann ist doch wieder alles gut.
Er sagt mir so oft, wie sehr er mich liebt, während er kurze Zeit später wieder auf mir herumtrampelt. Ich verstehe ihn nicht, ich weiß nicht, ob ich diesen Menschen überhaupt kenne, er hat mehrere Gesichter, ich kann ihn nicht mehr einschätzen.

Ich habe keine Kraft mehr, ich weiß nicht, wie oft ich in letzter Zeit zuhause saß und einfach nur geweint habe. Ich fühle mich oft nur noch unwohl wenn ich bei ihm bin, weil ich ständig Angst haben muss, dass ihm irgendwas wieder nicht gefällt, dass die tolle Stimmung nur kurz ist. Laut ihm würde ich mich anstellen, ich sei viel zu empfindlich. Im Moment kontrolliert er mich sogar, er war schon immer extrem eifersüchtig, jetzt bekomme ich mehrere Nachrichten oder Anrufe, sobald er weiß, dass ich draußen unterwegs bin. Aber wehe ich frage mal genauer nach, ich darf es natürlich nicht! Ich weiß nicht, was hier passiert und was mit mir passiert ist. Ich schäme mich dafür. Oft sage ich mir, dass ich mich endlich trennen sollte und werde, ich möchte es jetzt, am liebsten morgen, doch ich schaffe und kann es nicht, ich weiß nicht, wie ich das aushalten soll.

07.05.2020 12:35 • x 2 #1


Lilli70
Liebe TE, herzlich willkommen! Hier sind viele für dich da. Ich denke du weißt, dass du es beenden musst. Er kommt mir sehr verhaltensgestört vor. Und er macht es, weil er es kann! Du entschuldigst dich für Dinge, die eigentlich sein Part wären. Das heißt, du nimmst ihn seinen Teil der Verantwortung für die Beziehung ab. Es liegt aber an beiden, dass es funktioniert. Jetzt eine ehrliche Antwort: was liebst du MOMENTAN an ihm?

07.05.2020 12:43 • x 1 #2


A


Ich sollte mich trennen, doch ich schaffe es nicht

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S
Ganz schnell weglaufen! Speedy Gonzales sozusagen. Nicht umdrehen, einfach nur schnell die Flatter machen. Das klingt extrem toxisch und vollkommen respektlos, was er tut.

07.05.2020 12:46 • x 1 #3


Lilli70
Ich denke auch, sehr narzisstisch. Es hat überhaupt nichts mit dir zu tun, liebe TE. Du machst ihm voll die Tür auf. Ich schließe mich @ Sternentaler an: Lauf, und auf nichts mehr einlassen. Du wirst bald dankbar sein!

07.05.2020 12:49 • x 2 #4


DieSeherin
Zitat von Malene:
Er sagte vor ein paar Wochen sogar schon, dass er sich trennen wird, wenn ich nicht endlich akzeptiere, dass er eben so ist.

Zitat von Malene:
Ich habe Angst vor seiner Drohung, ich habe Angst, dass er mich dann wieder tagelang ignoriert. Ich bin nicht mehr ich selbst,


ist denn noch irgendeine minute des tages für dich voller liebe und unbeschwertheit? wenn er nett ist, hast du angst, dass die stimmung bald kippt und wenn er nicht nett ist, dann fühlst du dich grässlich...

Zitat von Malene:
Trenne dich doch, dann gehe doch, wenn du das so nicht kannst, ich brauche keine Freundin, die mir alles nur schwerer macht


darauf ist die einzig richtige antwort: mensch, jetzt wo du es sagst.... ich brauche eigentlich auch keinen freund, der mir das leben schwer macht.... uuuuund tschüss!

07.05.2020 12:53 • x 1 #5


FrauLindemann
Ih gitt! So benimmt man sich nicht , zu keiner Zeit. Und schon garnicht nach nur elf Monaten.

Diese Beziehung gibt dir nichts außer Erniedrigung und schlechter Gefühle.

Nein, beim besten Willen. Sofort den polnischen Abgang hinlegen und weg. Das ist keiner großen Aussprache mehr wert.

07.05.2020 12:54 • x 1 #6


B
Ich glaube, Du verwechselst Liebe mit Selbstaufgabe. Du ziehst etwas für Dich aus der Selbstaufgabe, die alles hinnimmt, sich alles bieten lässt, denn sonst wärst Du schon längst weg.
Ich glaube ferner, Du liebst nicht ihn, sondern die Art, wie er mit Dir umgeht, denn sie füllt eine innere Leerstelle in Dir aus.
Du kannst Dich nicht lösen, weil Du als Individuum mit einem gesunden Selbstwertgefühl praktisch nicht existiert. Du bist zu einem willenlosen Objekt geworden, das unbewusst Gewinn aus dem Leiden zieht. Du hast einen Hang zum Masochismus, denn irgend etwas hält Dich bei ihm.

Er ist auf seine Art völlig berechenbar, nämlich dahingehend dass Du nie weißt, was er als Nächstes aus dem Ärmel zaubert. Sind es ausnahmsweise mal liebe Worte oder sind es böse Worte. Ablehnung oder Zuneigung, Wärme oder Kälte - dieser Gegensatz zieht Dich an und hält Dich bei der Stange.

Wie bist Du aufgewachsen, wie waren Deine Eltern zu Dir und wie gingen Deine Eltern miteinander um. Derlei Prägungen wurden meist in der Kindheit erworben und ziehen sich dann ins Erwachsenenleben. Du hast eine große Leidensfähigkeit erworben und bist unselbstständig, weil Du keinen Willen hast, keinen Mut hast und dennoch bleibst, obwohl Dir klar ist, dass es selbstschädigend ist, was Du Dir gefallen lässt.

Es ist ein Muster in Deinem Leben. Finde die Ursachen - bei Dir, nicht bei ihm. Er ist völlig uninteressant, denn er erfüllt etwas bei Dir, was Du unbewusst suchst und zu brauchen meinst. Hier musst Du ansetzen - bei Dir. Wenn Du das verweigerst, bleibst Du in einer Endlosschleife hängen.
Es mangelt Dir eklatant an Selbstbewusstsein (wer bin ich, was will ich?), an Selbstwertgefühl (ich leide und das ist irgendwo fü rmich auch in Ordnung so, denn wer leidet, der liebt), an Eigeninitiative (Kraftlosigkeit, Mutlosigkeit), an Selbstvertrauen und an Selbstfürsorge.
Du gehst nicht gut mit Dir um, Du gehst nicht pfleglich bei Dir um und Du suchst Dir auch keinen Partner der pfleglich mit Dir umgeht.

Was jammerst Du? Er geht so mit Dir um, weil er egoistisch, selbstsüchtig und von einem Selbsthass erfüllt ist, aber auch, weil Du die ideale Projektionsfläche für ihn bist. Er ist böse und aggressiv und Du bist wie ein Schwamm der alles aufsaugt und keinen Gegendruck bietet. Er geht so mit Dir um weil er es kann.

Zum Quälen, zum Demontieren einer schwachen Persönlichkeit braucht es zwei. Einer der es tut und einer der es hinnimmt.

Willst Du hier Ratschläge, wie Du ihn ändern könntest oder was Du tun sollst, damit er ... ? Vergiss es, ihn kannst Du nicht ändern. Du kannst nur Dich ändern und lernen, Verantwortung für Dich und Dein Wohlergeben zu übernehmen, anstatt das in die Hände eines anderen Menschen zu legen. Das ist ein weiter Weg, aber es ist auch Deine Entscheidung, ob Du Dich weiterhin schlecht behandeln lässt oder endlich Mut fasst und diese Dramödie beendest.
Noch ist der Gewinn, den Du daraus ziehst, größer. Sonst wärst Du längst weg und hättest ihm eine lange Nase gezeigt.

Begonie

07.05.2020 13:05 • x 6 #7


A
Er hat sich eben nicht verändert. Er ist so! Er hat sich nur in der Anfangszeit zusammengerissen, und auch jetzt vereinzelt, damit er einen Dodel zum schikanieren hat. Da kommt er sich besser vor.

Mich wundert immer, wie man noch Lust auf so einen Spacken haben kann. Lauf! Der ist so! Das wird nicht besser, sondern nur schlechter.

07.05.2020 13:11 • x 1 #8


K
Also Ihr seid 11 Monate ein Paar. Davon läuft es seit 5 Monaten aufgrund seiner Veränderung schlecht. In den 6 Monaten davor hast Du lange gebraucht, bis Du vertrauen konntest. Wie lange Zeit war es nun normal schön?

Das kann ja nicht sehr lange gewesen sein. Und deshalb so eine Zerrreißprobe? Wie liefen Deine Beziehungen vorher ab? Und was war in Deiner Kindheit los? Hast Du Therapieerfahrung?

Du verschwendest Deine Lebenszeit. Ich sage immer, auch Mörder, Vergewaltiger, Kinderschänder können total lieb sein. Ich glaube, der getrennt lebenden Vater, der hier um die Ecke vor ein paar Tagen seine Familie angezündet hat, konnte auch total lieb sein. *beep* konnte auch lieb sein. Auch Trump kann wahrscheinlich sehr, sehr lieb sein. Möchte man sie wegen der wenigen guten Momente als Partner? Also ich nicht.

07.05.2020 13:21 • x 3 #9


Rosa-91
Der Typ ist toxisch. Ein Energievampir. Im Internet findest du viel zum Thema toxische Beziehung z.B. Lovebombing, Abwertung usw.
Gib ihm keine Chance mehr dir näher zu kommen.

Viel Erfolg!

07.05.2020 13:30 • x 2 #10


D
TE, du hast es nicht nur geschehen lassen, Du hast er gefördert!
Alles Schlechte und Gemeine in ihm hast Du zum Vorschein gebracht.

Ertragen, dulden, hinnehmen und recht machen: das ist DAS Patentrezept, um wie Dreck behandelt zu werden.
Es macht einen Menschen erbärmlich klein, das weckt weder Liebe noch Beschützerinstinkte sondern nur tiefste Verachtung, davon bekommst Du entsprechend viel zu spüren.

Du hast nie gleiche Rechte eingefordert, ihn nie gespiegelt und erst recht nie kritisiert, weil Du seine Ausfälle fürchtest.
Warum? Er ist doch nur ein launisches Großmaul, dass auf Deine Kosten sein mikriges Ego stärkt.
Eine Luftpumpe mit Großmannssucht, eine arme Wurst.

Er wird sich niemals ändern und Du wirst erst die Reißleine ziehen, wenn Du zusammenbrichst.
Manche Menschen müssen erst komplett zerbrechen, bevor sie mühsam ins Leben zurück kriechen, hoffentlich schickst Du den Spacko vorher in die Wüste.

07.05.2020 18:03 • x 4 #11


E
So liebe @malene, da hast Du ja wohl den Klassiker erwischt - mit allem. Da Du noch recht jung bist, kennst Du das Drehbuch noch nicht, aber es ist immer das Gleiche:
1. Stufe Love Bombing: Er überschüttet Dich so lange mit übermäßiger Zuwendung und Liebesschwüren, dass Deine innere Alarmglocke (und die war ja offensichtlich schon erst mal da!) quasi zugeschleimt wird und Du von seiner Zuneigung abhängig wirst.
2. Stufe Abwertung: Wenn er merkt, dass er Dich so weit hat, fängt er an Dich klein zu machen (Du bist anstrengend, Du klammerst usw.)
3. Stufe Erziehungsmaßnahmen: Du verhältst Dich nicht nach seinem Belieben? Er verschwindet tagelang, bis Du am Boden bist und um seine Zuneigung bettelst .
Dann wieder 1-3 bis Du völlig kraftlos und ausgelaugt bist, wahrscheinlich professionelle Hilfe brauchst und für ihn nicht mehr nützlich bist. Dann sucht er sich ein neues Opfer!
Einzige Lösung: Trennung und zwar in diesem Fall per SMS (persönlich kann das bei den Typen unangenehm bis gefährlich werden). Schreib ihm klipp und klar, dass Du gemerkt hast, dass Du diese Beziehung nicht mehr willst und den Kontakt auch komplett abbrechen wirst. Dann blockier in überall, lasse Dich unter keinen (!) Umständen auf klärende Gespräche ein und rufe sofort Zeugen an, falls er bei Dir auftaucht. Öffne nicht die Tür, sprich nicht mal mit Dritten über ihn. Meide seine Wohngegend! Falls er einen Schlüssel von Dir hat: Sofort die Schlösser wechseln.
Klingt krass? Ja, aber krass ist hier der einzige Weg Dich noch selbst zu retten - ich weiß genau von was ich rede. Und jetzt ans Handy und los! Rette Dich! Schnell!

07.05.2020 18:31 • x 2 #12


Lilli70
@emma75, liebe Emma, liebe TE, kann ich alles unterschreiben! Genauso läuft es, bitte mach Tabula Rasa. Und zwar schnell!

07.05.2020 19:34 • #13


B
In solchen Beziehungen, die ja immer nach demselben Muster ablaufen, kann man bei sich selbst sehr schön beobachten, welche destruktiven Mechanismen in einem selbst stecken.

Ich hatte vor Jahren auch eine Beziehung dieser Art, die aber nicht so schlimm war. Aber dennoch war das Muster ganz ähnlich.
Erst Wolke 7, Liebesbeteuerungen, Komplimente und die Botschaft: Du bist die Frau, auf die ich immer gewartet habe, aber jetzt erst gefunden habe ....
Ich fühlte mich super, angekommen, von einer warmen Wolke umhüllt und ging auf Sprungfedern durchs Leben.

Die Phase dauerte nicht lange und er wurde merklich kühler. Ich fühlte es, aber schob es beiseite. Nur keine Panik, wird schon wieder und ja auch normal, dass die große Verliebtheit mal vorbei ist. Bis dahin hatte er mich so in sein Netz eingewoben, dass ich schon gar nicht mehr raus wollte, obwohl auf Samtpfötchen ein gewisses Misstrauen bei mir erwachte. Ich schob es zwar beiseite, aber ich hatte bereits Vorahnungen, dass es mit der großen Liebe wohl doch nicht so weit her ist.
Bereits da ging es schon an mit dem Selbstbetrug. Innere Alarmanzeichen wurden überhört, nicht wahrgenommen, beiseite geschoben. Du bist zu misstrauisch, zu ängstlich, das hat er nicht verdient usw.
Ich fing bereits an, die Schuld bei mir zu suchen.
Gleichzeitig fing ich an, zu versuchen, ihn bei der Stange zu halten. Ich wurde zu der Frau, von der ich glaubte, dass er sie haben wollte und ab da an verbog ich mich kategorisch.

Tränen wurden unterdrückt, das Ziehen im Herz beiseite geschoben, die Fassade aber aufgemöbelt. Ich wollte die ideale Frau für ihn sein. Von der tollen Geliebten bis hin zu einer Art Lebensberaterin und Psychotherapeutin.
Ab da hatte ich schon verloren, aber ich merkte es nicht. Wer sich verbiegt, wer nicht authentisch ist und eine Rolle spielt, die er nicht fühlt, verrät sich selbst. Er wird zu einer SChauspielerin, die so tut als ob.
Dahinter steckt ein sehr niedriges Selbstwertgefühl. Sei so und so, dann wird er Dich lieben. Sei so und so und er wird (hoffentlich) bleiben. Mach keine Probleme, denn das kommt nicht gut an.

Im Gegenzug, wie ich mich selbst manipulierte und mich damit selbst beschädigte, entschuldigte ich sein Verhalten und legte meinen Fokus auf seine guten Eigenschaften.
Er war doch auch lieb, er konnte doch auch so zuwendend sein, so zärtlich, so zugewandt. Er ist halt schwierig - liegt an seiner Kindheit und er kann auch nicht so viel dafür.
Wo ich dabei blieb, interessierte mich schon gar nicht mehr, denn ich hatte nur ein Ziel: halte diese zerbrechliche Beziehung um jeden Preis!
Ich hatte nur ein Thema in meinem Leben und das war er und diese schwierige Beziehung, die nicht so wurde wie ich sie mir gewünscht hatte. Und trotzdem hielt ich eisern daran fest.

Ich schluckte kritisierende Äußerungen von seiner Seite runter (ein Ansporn, mich noch mehr anzustrengen!), ich schluckte demontierende Aussagen von ihm runter, ich bemerkte die Ausreden und Unwahrheiten, die er sagte und stand ihnen ziemlich hilflos gegenüber. Auf brennende Fragen meinerseits gab es verschwurbelte Äußerungen, Aussagen wie das hab ich doch nie gesagt, das hast Du falsch verstanden etc.) und ich blieb im Ungewissen.
Planungen für die nähere Zukunft: Unmöglich.
Alles musste spontan entschieden werden, damit er sein Hintertürchen offen hielt bis kurz vor knapp.
Gemeinsame Urlaubsreisen: ach woher denn? Undenkbar.

Und trotzdem blieb ich. Dann kam noch eine andere Frau ins Spiel, die ihm schöne Augen machte. Ich wusste es, weil ich seine Mailbox gesehen hatte. Mir wurde heiß und kalt. Was sollte ich nur tun? Anstatt sofort weg zu fahren, blieb ich und kämpfte auf meine Weise um ihn. Es war das einzige Mal, dass ich merkte, auch ich konnte etwas bewegen, auch ich konnte Einfluss nehmen und auch ich hatte so was wie Macht.
Ich gewann ihn damals für mich, aber was habe ich damit gewonnen? In den veränderten Machtbedingungen, einer Frau, die auf einmal den Mut hat, Dinge anzusprechen und Forderungen zu stellen, konnte er nicht umgehen. Und dann ging er.

Hinterher habe ich viel erkannt:
Ich war von Anfang an in der untergeordneten Position. Ich war von seiner Liebe (die keine war) und von seiner Anerkennung abhängig. In Phase 1 wurden meine Bedürfnisse befriedigt.
Dann nicht mehr. Er hatte mich eingewoben wie eine Spinne ihr Opfer einwebt. Das Opfer macht noch ein paar hilflose Zappelversuche, merkt dann, dass es sich nicht befreien kann und wird still und machtlos und abwartend. Es versucht, durch gutes Zureden noch Boden zu gewinnen, aber das war umsonst. Die Spinne beobachtete mich, wie ich mich abstrampelte mit kalten Augen. Die Spinne war er.

Bis ich merkte, dass er nicht so war, wie ich glaubte, war ich schon in der unterlegenen Position gelandet und das verstärkte sich immer mehr. Vor lauter Angst gab ich klein bei, wehrte mich zu wenig oder gar nicht und spielte ihm was vor. Er wurde zum bestimmenden Thema in meinem Leben. Wo ich dabei blieb, interessierte mich dabei nicht.
Zwar fühlte ich, dass es nicht gut lief, aber ich hielt dennoch hartnäckig an ihm fest, belog und betrog mich selbst und redete mir vieles ein.Er ist nicht so, Du musst nur warten und viel Geduld haben, dann wirst Du eines fernen Tages dafür belohnt. Womit? Ha, mit einem defizitären Mann? Nicht zu glauben, wie genügsam Frau wird! Hauptsache, der Typ bleibt. Dafür ist jedes Mittel recht, auch das der Selbstaufgabe.

Und die schönen Seiten und Zeiten mit ihm? Na, die wurden natürlich immer weniger. Interessant ist auch, dass man beginnt, die schönen Zeiten zu idealisieren. Genau diesen Zustand möchte man wieder erreichen und dafür tut man alles. Denn die schönen Dinge werden kostbar, weil sie seltener werden. Und gerade deswegen giert man so sehr danach, nach ein paar lieben Worten, nach Gesprächen und Austausch, nach Zärtlichkeiten, die einem bewiesen, dass man doch noch attraktiv war.

Aber ach, die Phase der Abwertung kam dann doch sehr bald. Nicht ist so unattraktiv wie eine Partnerin, die nichts entgegen setzt, sich stattdessen brav anpasst und dem Mann, wenn er es will, die Füße ableckt ( er wollte es nicht, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es abgelehnt hätte, wenn er es gewollt hätte).
Erst war ich gepflegt, dann eitel. Erst war ich attraktiv, dann passte dies und jenes nicht mehr. Erst freute er sich über meine mitgebrachten Kräuter aus meinem Garten, dann schmeckten sie ihm nicht mehr so gut. Erst sollte ich ihm beim Kleiderkauf begleiten (Wahnsinn, mit Dir macht es sogar Spaß, einen Anzug zu kaufen!), dann ging er lieber alleine.
Ich wurde zu einem willfährigen Nichts und litt unter seinen Zurückweisungen. Aber ich ging nicht. Du musst nur warten, Geduld und Verständnis aufbringen, dann ...

Eines ist sicher: das Blatt wendet sich nicht! In der Phase der Abwertung angekommen wird man als reizlos, langweilig und unattraktiv empfunden und es ist schwierig bis unmöglich, das zu wenden. Denn man wurde eingereiht in eine Frau, die ihm nichts entgegen setzen kann, die ängstlich und verkrampft wird und das merkt er.
Sein Interesse erlahmt, die Frau an der nächsten Ecke ist interessanter und er streckt seine Fühler aus. Er behält einen noch, denn schließlich ist man ja auch irgendwo nützlich, aber er ist bereits auf dem Absprung. Die Ängste steigen und die Panikgefühle erreichen ungeahnte Tiefen. Nur bei der Partnerin natürlich. Ihm geht es gut, denn er ist oben auf dem Podest und darf sich alles erlauben.

Monate nach der Trennung begriff ich immer noch nicht, wie ich mich in eine solche Abhängigkeit begeben konnte, wieviel Ängste und Sorgen ich seinetwegen ausstand und wieviel Energie er mir raubte.
Energievampir, das trifft es. Sie bereichern sich an der Energie der Partnerin, saugen diese aus und reichern damit ihre Machtposition an. Und die Partnerin merkt es nicht oder will es nicht merken.

Er ist der Antreiber. Rauf noch eine Runde, los? Was, Du kannst nicht mehr?! Dir werde ich Beine machen, lauf! Und dann läufst Du, Runde um Runde und er schaut Dir dabei zu. Vielleicht voll heimlicher Freude, wie Frau sich abstrampelt. Sturz in den Wassergraben, egal, aufstehen und weiter laufen. Hürden umgelaufen, macht nichts. Aufgeschlagene Knie, egal, immer weiter laufen bis zur Erschöpfung. So fühlte ich mich oft.

Dass er sich trennte, war rückblickend meine Rettung. Das Beste, was er für mich tun konnte. Denn es zwang mich zum Innehalten, zur Besinnung und letztendlich zu mehr Verständnis.Nur dass ich mich so aufgab, das verstehe ich heute noch nicht. Ich bin sonst nicht so, aber bei ihm ...

Nie mehr solch einen Mann! Nie mehr so eine Beziehung, in der man seine Würde verliert und sich selbst demontiert, weil man es geschehen lässt. Und nie mehr so eine Blauäugigkeit gegenüber einem Mann!

Bis jetzt konnte ich diese Vorsätze halten. 10 Jahre ist es her, dass ich mich verlor und wieder fand. Vielleicht aber auch mich erst fand. Immerhin, solche Beziehungen sind sehr lehrreich. Wahrscheinlich habe ich es gebraucht.

Begonie

08.05.2020 12:53 • x 8 #14


Lilli70
@begonie, wie immer, schön auf den Punkt gebracht. Das was du erlebt hast, geht ja hier ganz vielen so. Ist mir auch passiert, hab aber schnell die Reißleine gezogen, und ward nie wieder erreichbar. Anders geht es auch nicht. Umdrehen und nie wieder ein Wort. Liebe TE, wenn du es erstmal gemacht hast, ist es gar nicht mehr so schwer, weil du die Macht und deine Würde zurückerlangen kannst. Jahre später noch wirst du dir selber auf die Schulter klopfen und kannst stolz auf dich sein. Es ist immer besser, wenn man selbst entscheidet, als wenn es der andere tut. Viel Glück!

08.05.2020 13:21 • x 1 #15


A


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