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Ich stresse ihn sagt er

I
Du erzählst ausschweifend von bestimmten Situationen in denen du vielleicht anders hättest agieren können - hast du aber nunmal nicht. Na und?

Das ist überhaupt nicht dein wahres Problem.
Mit eurer ganzen Beziehung stimmt etwas nicht (mehr?). Es wurde erst jetzt wegen seiner durch Corona geprägten Arbeitssituation deutlich. Sein Nervenkostüm ist verständlicherweise lädiert.
Die Frage ist, inwieweit bist du bereit, das dauerhaft hinzunehmen?
Er kann nicht ständig seine Launen an dir auslassen, ohne dass etwas Elementares bei euch kaputt geht.

Daher meine Frage, wie es vorher bei euch im zwischenmenschlichen Miteinander lief?
Wie lange seid ihr schon ein Paar und wie ist eure Wohnsituation?

19.10.2020 10:42 • #16


K
Es lief vorher sehr sehr gut zwischen uns. Wir wohnen seit 2 Jahren zusammen, sind seit 4 Jahren zusammen in einer sehr großen aber für München günstige Wohnung . Er hat davor seine Launen nie an mir ausgelassen, er war dann eher still. Er hat nie gemeckert und genörgelt, er war ein gut gelaunter Mann. Jetzt ist er eigentlich nur noch miespetrig und schlecht gelaunt, sein ganzes Leben ist angeblich so schlecht. Zwischen diesen Meckereien ist er dennoch sehr liebevoll zu mir, viel Umarmung usw. aber die Grundeinstellung bleibt dass sein Leben schrecklich ist und ich würde überhaupt immer Stress machen. Er ist leicht reizbar, ich habe das Gefühl als würde ich auf Eierschalen laufen.

19.10.2020 11:26 • #17


A


Ich stresse ihn sagt er

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Catalina
Dein Freund verhält sich anscheinend momentan wie ein unreifer Schuljunge, kümmert sich um nix, lebt einfach in den Tag hinein. Und wenn du dich erwachsen verhältst, Dinge planst, dich darum kümmerst, dass ihr pünktlich seid, euren Flug erreicht, pampt er dich an und behauptet hinterher noch, dass du jetzt schuld an seiner schlechten Laune bist. Das ist Schuldumkehr vom Feinsten und den Schuh solltest du dir keinesfalls anziehen.

Bei der Situation an deinem Geburtstag, wo er dich mit allem alleine gelassen hat und dir hinterher noch einen dummen Spruch gedrückt hat, wäre ich an deiner Stelle mal richtig wütend geworden und hätte ihn auf den Pott gesetzt.

Hast du denn mal in einer ruhigen Minute mit ihm darüber gesprochen und ihm gesagt, dass dich sein Verhalten belastet?

Zitat von Kestase87:
Er möchte nicht im Restaurant arbeiten, weil das wäre ihm zu stressig und das Alg1 wäre mehr als den Mindestlohn den er dort bekommt. Aber an der Rezeption findet er momentan einfach keinen Job (nur Teilzeit), obwohl er 100e Bewerbungen schreibt.

Ist schon klar, dass er es in der momentanen Situation kaum schaffen wird, einen neuen Job im Hotelbereich zu finden. Aber dann sollte er halt so flexibel sein, sich auch mal in anderen Bereichen umzuschauen, statt sich auf ALG 1 auszuruhen und miese Laune zu schieben.

Zitat von Kestase87:
Ich denke wenn ich mich jetzt auf Knien entschuldige dann ist es wieder in Ordnung, aber ich werte mich doch damit selber ab oder wenn ich mich entschuldige obwohl ich nicht etwas wirklich schlimmes getan habe?

Wofür willst du dich denn entschuldigen? Du hast nichts falsch gemacht und eigentlich ist er derjenige, der sich entschuldigen müsste. Und ja, ich finde, damit würdest du dich klein machen und ein falsches Signal setzen, nämlich, dass er sich alles erlauben kann und keine Konsequenzen zu befürchten hat.

19.10.2020 12:03 • x 1 #18


S
Als mein Ehemann damals seinen Job verloren hat (ist nun lange her-wir waren noch nicht verheiratet) hat er seine Laune ständig an mir rausgelassen. Ich habs zuerst mit Verständnis versucht, seine Situation tat mir ja leid, aber genug war genug. Irgendwann bin ich geplatzt. Kurz gesagt, ich habe aufgehört, mich zu kümmern. Wenn er schlechte Laune hatte, hab ich ihn angelächelt und gesagt, dass ich mir den schönen Tag nicht versauen lasse und habe den Raum/die Wohnung verlassen. Immer und immer wieder, bis er eins gelernt hat: Ich bin da für ihn, allerdings bin ich nicht sein Boxsack. Respektvoller Umgang oder gar kein

Selbstverständlich hat er manchmal schlechte Tage, ich auch, aber dann lassen wir uns einfach in Ruhe. Seine schlechte Laune hat er an mir allerdings nie wieder rausgelassen

19.10.2020 12:48 • x 2 #19


B
Zitat von Shakur:
Als mein Ehemann damals seinen Job verloren hat (ist nun lange her-wir waren noch nicht verheiratet) hat er seine Laune ständig an mir rausgelassen. Ich habs zuerst mit Verständnis versucht, seine Situation tat mir ja leid, aber genug war genug. Irgendwann bin ich geplatzt. Kurz gesagt, ich habe aufgehört, mich zu kümmern. Wenn er schlechte Laune hatte, hab ich ihn angelächelt und gesagt, dass ich mir den schönen Tag nicht versauen lasse und habe den Raum/die Wohnung verlassen. Immer und immer wieder, bis er eins gelernt hat: Ich bin da für ihn, allerdings bin ich nicht sein Boxsack. Respektvoller Umgang oder gar kein

Selbstverständlich hat er manchmal schlechte Tage, ich auch, aber dann lassen wir uns einfach in Ruhe. Seine schlechte Laune hat er an mir allerdings nie wieder rausgelassen


Genau richtig reagiert und würde ich der TE auch raten.Einfach mal stehenlassen

19.10.2020 12:57 • x 1 #20


A
Das Thema Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit oder unerwünschtes Homeoffice ist bei vielen präsent. Deshalb erst einmal durchatmen.

Mich würde interessieren, ob es bei euch ein Gefälle gibt. Soll heißen, verdienst du mehr, hast du einen interessanteren Job oder bessere Perspektiven? Das kann bei einem Partner Neid oder das Gefühl auslösen hinter den eigenen Möglichkeiten zurück zu bleiben. Wenn er deshalb knautschig ist, das Thema ansprechen und gezielt nach Möglichkeiten suchen. Gegebenenfalls auch nach einer von der Argentur für Arbeit unterstützten Weiterbildung, die ihm eine bessere Chance bietet. Dafür müsste er genau seine Pläne kennen.

Als Partnerin ist man für solche Gespräche oft zu nah dran. Gibt es für euch jemanden, dem er vertraut und den er als kompetent einstuft? Würde dieser jemand bereit sein mit ihm ein Gespräch über seine Zukunft zu führen. Nicht anklagend, sondern eher coachend. Wenn nicht, gibt es tatsächlich gute Coaches, die einem weiterhelfen können. Das geht online, ist nicht exorbitant teuer und kann als berufsorientierende Maßnahme steuerlich geltend gemacht werden.

Dann könnt ihr vereinbaren, dass ihr Konfliktgespräche nicht mehr Zuhause führt. Dass ihr dafür raus und spazieren geht. Das mindert das klaustrophobische Gefühl, das er vielleicht hat, baut beim Laufen Adrenalin ab und hält euch in der Öffentlichkeit davon ab laut oder beleidigend zu werden. Erklärt euer Zuhause zum schützenswerten Ort, in dem kein Streit stattfindet.

Dann überprüfe dein Handyverhalten. Vielleicht ist es tatsächlich exzessiv und du siehst ihn nicht mehr soviel an, weil du aufs Handy blickst. Für einen bereits angegriffenen Menschen kann das der Punkt sein den Tanz zu starten, weil er sich ignoriert und in einer wichtigen Situation als kleingemacht empfindet. Mich macht es immer irre, wenn jemand in einen Supermarkt geht und sofort auf die Verkäufer losstürzt, um zu fragen wo dies und das und jenes ist, während ich selbst die Antwort habe und das Ganze schnell lösbar wäre. Vielleicht blickst du ihn mehr an und kommunizierst mehr mit ihm als mit Google. Denn wenn das so ist und du das Handy oft im Anschlag hättest, dann wäre ich auch top genervt.

Als letztes, Paare haben in der Krise bessere Chancen, wenn sie zugeben, dass sie sich auch bescheuert fühlen und unter der Situation leiden. Vorwürfe bringen nie etwas. Eher sagen, dass du dich durch Corona auch belastet fühlst und du ihn verstehst. Dann statt anrufen und weiterreden wenn er bereits die Auszeit signalisiert hat, ist auch kontraproduktiv. Geh lieber los und besorg oder koch euer Lieblingsessen und zeig durch Taten, dass du da bist.

19.10.2020 13:21 • #21




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