Hier ein kleines Update von mir, auch wenn es länger ist als Text.
Heute war ein blöder Tag, hatte Ärger auf Arbeit und dazu noch ganz anderer Ärger mit meinem Prof, was für ein blöder Sack. Aber ich bin froh, dass ich mich spüren kann und es nur ein blöder Tag ist und kein schlimmer Tag so wie die letzten Wochen. Langsam kriege ich auch ein Zeitgefühl zurück.
Die Art der Trennung hat etwas in mir ausgelöst, was ich körperlich spüren kann und dafür werde ich noch Zeit brauchen.
Aber ich habe auch - und ich will damit nicht in die Falle einer Diagnostizierung tippen - über das Lesen über Symbiose und schwere Trennung hin mich mit dem Thema Borderline beschäftigt.
Ich will wie gesagt nicht diagnostizieren, das steht niemandem zu ohne Fachwissen und Bereitschaft, aber mir hilft, folgende Punkte in diesem Thema Borderline wiederzufinden, auch in Anbetracht, dass natürlich jeder Mensch Ambivalenzen und auch Leere in sich trägt:
Er erzählte von einer großen Leere in seinem Leben und von langjährigen Depressionen. Für mich ist das total okay und gut, wenn sich jemand so öffnet, ich kenne schließlich auch schwere Zeiten. Dennoch fragte er nicht mich ebenfalls danach, also nach meinen Erfahrungen. Er meinte auch, er hätte früher viel gelogen, um den Schein zu wahren. Das Schlechtmachen von allen Beziehungen vorher und auch von seinen Dates vorher passt auch - an sich können die ja gar nicht so schlecht gewesen sein, es waren bestimmt liebe und tolle Menschen darunter - gut, dass ich hier sofort misstrauisch war! Ich habe ihm seine großen Gefühle geglaubt, denn sie waren auch für mich spürbar, ich war ja dabei in dem Moment. Aber nur für den Moment eben. Zudem hatte ich den Eindruck, er spricht eine ganz andere Sprache und kann außerdem gar nicht in irgendeinen Lösungsvorschlag gehen, es gibt nur SchwarzWeiss für ihn, keinerlei Entwicklung. Oft habe ich versucht, ein Gespräch einzuleiten mit dem Vorschlag: komm doch mal auf eine gemeinsame Seite, wir sind nicht gegeneinander, was kurz geholfen hat. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass er längst viele weitere Dates hatte und hat, und nicht den Kummer mit uns irgendwie aufarbeitet. Ist alles seine Sache, aber so nehme ich das weniger auf mich. Und ich hatte auch große Vorsicht, ihm persönliche Dinge von mir zu erzählen, normalerweise ist das ganz anders auch wenn ich schüchtern bin - auch ein Punkt, der an mein Bauchgefühl geht.
Mir hilft das, denn so kann ich seine großen Gefühle annehmen bzw. so stehen lassen, aber eben auch all die Probleme, die er mir verursacht hat, aus einer anderen Sicht sehen. In meiner Welt handelt man ganz anders, wenn man Gefühle hat - das war so eine große Frage für mich. Und das ist gut so, für mich. Ich bat ihn auch immer um Vorschläge, wie er denn mit früheren Situationen umging, aber da kam nur: Mit dir ist alles anders. (Aber ohne selbst einen Anteil zum Gelingen mitzubringen)
Zu meinem Anteil. Ich habe die Schuld auf mich genommen, weil ich von allem von ihm verwirrt war und nach Lösungen gesucht habe. Darin liegt eben auch ein Teil meiner Vergangenheit. Genau da hätte mich ein Partner abgeholt statt mich allein zu lassen - das steht aber in weiter Ferne zu seinem Verhalten. Ich sollte da stärker sein und auf mich hören.
Und ich merke jetzt auch, „normalerweise“, natürlich ist jede Trennung speziell, hätte ich da nach ein paar Tagen noch so heftigen Kummer und Grübeln auch für mich rausgefunden, so wie sonst eben.
Ich werde noch Zeit brauchen, um die Heftigkeit zu verarbeiten und was es für mich ausgelöst hat. Aber nicht mehr mit Grübeln.
Noch etwas nehme ich mit: Ich brauche wirklich nicht so hart mit mir zu sein. Ganz wichtiger Punkt. Und wie schon gesagt, möchte ich mir beim nächsten Problem früher Hilfe und Rat suchen. Und vielleicht wird mir auch klar, dass ich statt Härte ganz viel Wärme, Tiefe und Verständnis mitbringe - was nur ein Gewinn sein kann für einen potentiellen Partner.
Und noch etwas, er gab mir das Gefühl, so schön zu sein. Ich hatte das verloren, nach langer Zeit chronischer Erkrankung konnte ich das nicht mehr sehen. Aber ich bin immer noch genauso schön, auch nach der Trennung, wenn ich in den Spiegel schaue. Und es gab noch etwas, sein ambivalentes Verhalten hat mich oft dazu gebracht, meine Bedürfnisse und Grenzen viel klarer zu sehen (nicht nach der Trennung, aber vorher, mir ist dadurch nochmal klarer geworden, warum ich eine tiefe emotionale Verbindung möchte).
Für mich persönlich habe ich vor ein paar Monaten mein Leben verändert, bin umgezogen, habe einen riesigen und schweren Neuanfang gewagt. Gerne hätte ich ihn dabei gehabt. Ich dachte, was für ein schöner Winter das jetzt hätte werden können, on top zu meinem neuen Leben. Ich weiß noch, wie ich zu ihm sagte: Hey, ich weiß gar nicht, wie ich diesen neuen schönen Lebensort annehmen kann, alles ist so unwirklich und schön, während wir hier spazieren gingen.
Jetzt aber möchte ich anknüpfen an die Zeit vor ihm, als ich gerade erst anfing, mich hier einzuleben und ganz neue und schöne Seiten an mir und um mich herum zu entdecken. Klar bin ich sehr traurig, dass ich den Übergang vom Sommer in diese dunkle Zeit jetzt so blöd verbringen musste, ich hatte mir das komplett anders gewünscht, das war jetzt echt so richtig für den A.rsch. Aber ich kann mir jetzt vielleicht so langsam Gedanken darüber machen, wie ich den dunklen Winter verbringen will, das wünsche ich mir. Mal schauen, was morgen bringt. Freu mich umso mehr über eure Ideen, wie ihr den Winter angeht.
Ich schicke eine liebe Umarmung in dieses Forum.
Villanelle
09.11.2022 01:12 •
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