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Wie nicht mehr an ihn denken nach Trennung?

V
Hallo liebe Forenmenschen!

Ich hab jetzt vier Wochen geschafft, mich nicht zu melden. Der Liebeskummer war sooo schlimm, obwohl wir noch in der Kennenlernphase waren. Ich versteh nicht, warum ich immer noch so dran hänge. Eigentlich beginnt für mich erst nach 6 Monaten die Frage, ob es eine Beziehung werden könnte, aber hier hat mich vorher schon irgendwas „erwischt“. Könnt Ihr mir eventuell meinen Kopf helfen zu waschen? Ich hab versucht, strukturiert zu schreiben:

Das Trennungs“gespräch“ vor vier Wochen lief im Chat und das wollte ich ganz sicher nicht so. Ich war mit meinen Abschlussprüfungen endlich fertig und wollte ihn unbedingt sehen. Wir wohnen 40 Minuten entfernt, aber er war zu der Zeit auf einem Wandertrip. Es hat Tage gebraucht, bis ich ihn erreichen konnte und naja, dann kam es auch noch zu diesem seltsamen Chat:

Er meinte, er hätte noch nie so viele Gefühle für jemandem gehabt. Er würde jetzt wieder weinen, wenn er an mich denken müsste. Und dann schickte er mir sogar einen Screenshot von einer früheren Unterhaltung mit seinem Freund, in dem er schrieb, er hätte mehr Gefühle für mich als in seinen drei Beziehungen davor.

Das mit dem Screenshot fand ich an sich schon irgendwie drüber, naja, und auch nicht so nice den Beziehungen gegenüber? Naja, und trotzdem wollte er mich nicht sehen und meinte, er wäre schon vorher unsicher wegen uns gewesen - ohne aber zu sagen wegen was, also total schwammig und ohne konkrete Vorschläge. Er meinte auch, dass er in so einer Situation schon vorher oft war und alles nur noch schlimmer werden würde laut seiner Erfahrung, darum müsse er jetzt auf seine Erfahrung hören. Also irgendwie war dann „Schluss“, ich konnte auch nicht mehr nach diesem Chat-Marathon und dem tagelangen Warten vorher.

Am nächsten Morgen schickte ich ihm eine letzte Nachricht, dass das alles keinen Sinn machen würde, dass man Gefühle nicht im Chat mit Screenshots zeigt und gleichzeitig revidiert und dass er weiß wie er mich persönlich erreichen kann, wir eine gemeinsame Lösung finden können. Und dass ich aber nicht mehr in diesen Chat gehen werde. Das hab ich auch geschafft. Ich hab in dieser letzten Nachricht aus Stolz auch gesagt, dass er sich melden kann, aber dass ich nicht auf ihn warten werde und jetzt endlich eine gute Zeit haben werde - nun frage ich mich sogar, ob das ein Fehler war? Von ihm kam nichts mehr.

Aber das was er da über seine Gefühle gesagt hat - mir hat das das Herz gebrochen wie nach dem Motto: Hier ist ein Krümel und den nehme ich Dir auch noch weg? Ich komme darauf einfach nicht klar. Es wirkt auch so, als hätte ich schuld, dass es vorbei ist, aber ich kann es nicht einordnen.

So hatten wir uns vorher das letzte Mal gesehen, das kann ich auch nicht einordnen: Zwei Wochen vor dieser seltsamen Trennung - ich war noch mitten in den Prüfungen - da hat er ein seltsames Gespräch mit mir angefangen darüber wie er unsere Beziehung sieht. Wieder: soo viele Gefühle, mit mir würde alles anders werden (hä?), seine vorherigen Beziehungen seien alle eher kühl und unnahbar gewesen. Und er meinte aber auch, er würde irgendwann in einer Beziehung seine Partnerin nicht mehr küssen wollen, aber Zärtlichkeit anders zeigen. (Ich muss jetzt weinen wenn ich daran denke)

Das war auch völlig schräg, weil wir die ganze Zeit körperlich aneinander hingen und nicht genug voneinander kriegen konnten und ich dachte wir sind grad total verknallt? Ich war auch null auf so ein ernstes Gespräch vorbereitet, ich wollte einfach nur einen schönen Abend haben, mitten in meiner Prüfungszeit sowieso, und fand es auch zu früh für ein Beziehungsgespräch.

Ich hab darauf zwei Sachen klar gesagt: Mit mir wird nichts anders, wenn alles nur an mir hängt und er nicht seinen Anteil an seinen Beziehungen aufarbeitet. Und das mit Nicht-Küssen kommt für mich nicht in Frage, das wäre dann ja keine Beziehung. Ich war echt enttäuscht, eher überrumpelt, und hab ihn dann zum Bahnhof gebracht, dem Zug nachgeschaut und gedacht: Ich date nie wieder.

Da ich ja mitten in der Prüfungszeit war, schrieb ich ihm später nur noch, dass er diese Punkte für sich erstmal klären soll und mich solange in Ruhe lassen soll, da mir das weh tut und ich alle Kraft für meine Prüfungen brauche. Zum Glück waren meine Freunde da und haben mich unterstützt. Von ihm kam, er könne jetzt nicht für mich da sein, da es ihm schlecht geht. Und zwei Wochen später kam dann das oben beschriebene Chat-Trennungs“gespräch“ mit Screenshot und allem, als ich ihn nach meiner letzten Prüfung wiedersehen wollte.

Und da komme ich nicht raus: zwei Wochen plus vier Wochen keinen Kontakt nun schon. Ich bin wie geblendet. Ich komme nicht an den Punkt, mich zu spüren, bin nur bei ihm. Ich hab mehrfach versucht mich abzugrenzen, ich sehe dass er sich null bewegt hat, ich hab klar gesagt was ich brauche, oder doch nicht? Aber seitdem von ihm kam, wie viele Gefühle er für mich hat und dass er weinen müsste - ich komme nicht zur Ruhe, ich finde keine Klarheit in meinem Kopf, weil ich auch hier sitze und weine, was macht das denn für einen Sinn? Ey und mir fehlt so viel gerade, ich bin sooo kaputt von den Prüfungen und hab mich immer noch nicht davon erholt seit vier Wochen. Wenn ich mir lieb sage: Hey, schau mal er war/ist jetzt nicht für dich da und dir geht es nicht gut, dann antwortet mein Kopf: weil ich es nicht verdient habe, schließlich hatte er doch so viele Gefühle, es kann also alles nur meine schuld sein. Und von vorne der ganze Gedankenkreisel.

Ich versuche echt alles: weinen, reden, atmen, radfahren, Sonne, Freunde, Zeit, Schlafen, langsam neue Projekte anfangen, arbeiten. aber ich sitze hier und lasse nicht los und fühle mich so mies, als würde alles an mir liegen. Warum?

Danke für ein bisschen mehr Klarheit, ich komme da wirklich nicht allein raus. Und es tut gut, schreiben zu können. Danke für das Forum. Passt alle lieb auf euch auf,

Villanelle

29.10.2022 12:56 • #1


I
Ganz schön viel Drama, zu viel Drama. Letztendlich legst du jedes Wort nun auf die Goldwaage, das ist bei Trennungen aber kontraproduktiv. Wobei ich bei euch nicht von einer Trennung sondern einem gescheiterten Kennenlernen sprechen würde.
Letztendlich egal, es zählen die Taten, nicht die Worte. Die Tat ist, er hat kein Interesse an einer Beziehung mit dir, hat dich abserviert. Per WhatsApp, nach dem anfänglichen Versuch zu ghosten/es kommentarlos auslaufen zu lassen...

Die umschmückenden Worte vonwegen noch nie solche Gefühle bla bli blubb, sollen es dir einfacher machen, mehr nicht. Er würde ja gerne, aber kann eben nicht klingt nun mal besser wie, er hat keinen Bock mehr auf dich.
Und das Gesülze er küsst in einer Beziehung nicht, war die Vorbereitung aufs Ende, bzw die Verdeutlichung, dass er eben keine Beziehung mit dir will...
Abhaken

29.10.2022 14:27 • x 1 #2


A


Wie nicht mehr an ihn denken nach Trennung?

x 3


V
Dankeschön für deine Antwort!

Zitat von Iunderstand:
Ganz schön viel Drama, zu viel Drama.


Ich hab mich auch über das viele Drama von ihm gewundert. Aber ich hatte erstmal keinen Kopf um mich darum zu kümmern und nach den Prüfungen kam das dann so richtig.

Ich glaube, ihn hat das wirklich überrascht und verletzt, dass ich bei seinem „Beziehungsvorschlag“ so klar Grenzen gesetzt habe und ihn zum Bahnhof gebracht habe, er war wirklich total aufgelöst. Für ihn kam das aus heiterem Himmel, er meinte, er hätte nie gerechnet, dass es so mit uns läuft.

Zitat von Iunderstand:
Und das Gesülze er küsst in einer Beziehung nicht, war die Vorbereitung aufs Ende, bzw die Verdeutlichung, dass er eben keine Beziehung mit dir will...


Das mit dem Küssen war immer so in seinen letzten Beziehungen, irgendwann wollte er das da nicht mehr und meinte, das könne auch bei uns passieren. Das ging für mich aber eben wie gesagt nicht.

Zitat von Iunderstand:
Die umschmückenden Worte vonwegen noch nie solche Gefühle bla bli blubb, sollen es dir einfacher machen, mehr nicht.


Das verstehe ich als Prinzip, aber es macht ja genau das Gegenteil.

Ein bisschen glauben tue ich ihm das sogar mit den „vielen Gefühlen“. Aber eine große Rolle scheinen Gefühle ja nicht in seiner Welt zu spielen. Denn wenn es wirklich stimmen würde, wäre er ja an meiner Seite, nicht? Also irgendwas stimmt da auf jeden Fall nicht.

Zitat von Iunderstand:
Letztendlich egal, es zählen die Taten, nicht die Worte.


Taten statt Worte, ja ich liebe diesen Spruch, lese seit Jahren hier mit!

Apropos Taten: Trotzdem, ich verstehe nicht, warum ICH so drin hänge und mich nicht lösen kann wegen seinen vielen Gefühlen. Ich würde das gerne lernen und mitnehmen, damit es mir nicht wieder so schlimm passiert! Ohne das hab ich nur noch Schiss, mich nochmal zu verlieben, und kann damit nicht umgehen, das will ich nicht. Den Schmerz jetzt nur wegschieben und verdrängen reicht nicht, ich möchte auch die Erfahrung mitnehmen. Und die sagt nur: Angst, nie wieder, als wäre ich dem Ganzen nur ausgeliefert und schuld. Wie komme ich da zu meinem Anteil?

V

30.10.2022 11:00 • #3


V
Ich hab irgendwie - weil er immer von so vielen Gefühlen sprach - nicht mehr auf mich und meine Grenzen und auch nicht auf seine Taten geachtet. Das hat mich total vernebelt.

30.10.2022 11:02 • #4


V
Ich erinnere mich noch an das erste superlange Telefonieren, danach wirkte er irgendwie kurz angebunden und ich fragte, was los ist. Er meinte, er hätte für seine Erfahrung im Vergleich zu sonst ungewöhnlich viele Gefühle für mich seit dem Telefonieren.

Ich nahm es als überraschendes Kompliment und gab ihm Raum, ich versuchte, Ruhe reinzubringen. Denn ich kenne das, wenn man so überladen ist. Aber das wirkte schon so, als könnte er nicht gut mit Gefühlen umgehen.

Was ganz anderes ist es aber, dass ich damit sein Verhalten oft auch mal entschuldigt habe! Warum? Mir ging es ja nicht gut damit.. und es ging dann oft viel um ihn und nicht auch um mich.

Ich verstehe noch nicht, warum ich das so mitgemacht habe und so viel gegeben habe.. danke für Feedback!

30.10.2022 11:08 • x 1 #5


C
Hallo, liebe @villanelle

Zitat von villanelle:
Wie komme ich da zu meinem Anteil?

Beim Lesen Deines Eingangstextes schien es mir so als würdest Du nach Deinen Anteilen krampfhaft suchen.

Ich glaube, das wird maßgeblich bestimmt durch zwei Faktoren: Einerseits durch sein Theater um seine Gefühle, die so übergroß und übermächtig seien und andererseits das Fallenlassen, das er Dir angetan hat. Das sind zwei total konträre Umstände und dazwischen liegt eine Kluft. Lieg in dieser Kluft Dein Anteil? Wie kann er von so viel Gefühl zu so wenig Festhalten kommen? Das muss ja etwas mit Dir zu tun haben.
Mir scheint, das ist Dein emotionales Verständnis von der Situation und ihrer Entwicklung.

Deshalb finde ich es total gut, dass Du hier versuchst, die rationale Seite in den Vordergrund zu stellen, sie zu beleuchten und hierfür hilfreiche Erkenntnisse für Deine Emotio herauszustellen. Allerdings pass bitte gut auf Dich auf, dass Du Dich auf diesem rationalen Weg nicht verrennst, wird daraus einfach unheimlich schnell ein Grübeln (und das ist der sichere Weg ins eigene nicht enden wollende Unglück). Denn letztlich bleibt nur, zu akzeptieren, was Status quo ist. Unabhängig von Nachvollziehbarkeit, Anteilen oder Begründungen.

Mir scheint es also so als würdest Du empfinden, dass es an Dir liegen muss, dass er Dich nun auf einmal so schlecht behandelt wie etwas unheimlich Liebgewonnenes, das einen (aufgrund der eigenen starken Gefühle, denn das nimmst Du ja nun auch gerade wahr, nicht wahr?) sehr verletzen konnte. Sein Dich wegstoßendes Verhalten kann also, so scheint mir Deine emotionale Interpretation, nur aufgrund einer Verletzung durch Dich erfolgt sein. So als habe er sich an Dir verbrannt.

Hier wurde schon einiges zu Worten und Taten gesagt, auch zum Drama. Letztlich möchte ich auch hier wieder eine Aussage machen, die ich erst gestern Abend in einem anderen Thread machte, weil ich diese Erkenntnis für mich selbst so hilfreich fand und hoffe, sie hilft Dir vielleicht auch weiter:

Halte Dir mal versucht objektiv vor Augen, wie es Dir mit all dem geht, lies Dir nochmal Deinen Eingangspost durch und frag Dich, ob man so in einer Konstellation empfinden sollte, in der man glücklich ist. Läuft so eine glückliche Beziehung ab, egal, wie frisch sie ist? Ist es das, was Du suchst? Ist es das, was Du Dir für Dich sehnlichst wünschst?

Die Antwort wird vermutlich - hoffentlich! - nein zu allen Fragen sein.
Mir hilft das sehr, mich umzudrehen und einen anderen Weg zu gehen. Denn letztlich gilt nur noch eins, damit Du Dein Glück finden kannst: Du musst Dich nun trennen. Als Einzige bist noch Du in der Situation verhaftet. Erst, wenn Du Dich löst, findest Du Deine Ruhe wieder, Deinen inneren Frieden und damit auch Dein Glück - ohne einen Menschen, der aus welchen Gründen auch immer nicht darauf bedacht war, das Glück, das er mit Dir hätte haben können, zu pflegen und zu wollen.

30.10.2022 11:30 • x 1 #6


V
Leider wurde der Titel geändert und passt jetzt nicht mehr. Mir geht es stattdessen darum, Ordnung in dieses Gedanken-Chaos zu bringen.

30.10.2022 11:47 • #7


V
Clumsy,

danke für deinen Text. Darin finde ich so viele treffende Punkte, ich musste erstmal heftig losweinen und lese ihn grad etwas ruhiger nun zum dritten Mal.

Danke schonmal für: „Theater“ + Fallenlassen = Kluft. Das trifft es sehr, das ist ein sehr hilfreiches Bild für mich.

Ich antworte in Ruhe, lasse das erstmal setzen. Danke!

V

30.10.2022 12:15 • #8


Blanca
Zitat von villanelle:
Er meinte, er hätte noch nie so viele Gefühle für jemandem gehabt.

Er war also noch nie über beide Ohren verliebt?
Spätzünder oder Dampfplauderer, das ist hier die Frage...

Zitat von villanelle:
Und dann schickte er mir sogar einen Screenshot von einer früheren Unterhaltung mit seinem Freund, in dem er schrieb, er hätte mehr Gefühle für mich als in seinen drei Beziehungen davor.

Warum sucht er Dir so unmotiviert etwas zu beweisen, was Du gar nicht bezweifelt hast?

Da hätte der Herr doch besser schlicht den Mund weniger voll nehmen und weniger mehr sein lassen sollen.

Davon ab könnte die Chatgeschichte auch inszeniert gewesen sein: Entweder abgesprochen mit seinem Kumpel oder schlicht mit Bildbearbeitung, etc.

Zitat von villanelle:
trotzdem wollte er mich nicht sehen

... womit er sich denn als Dampfplauderer vor dem Herrn geoutet hat.

Zitat von villanelle:
er wäre schon vorher unsicher wegen uns gewesen - ohne aber zu sagen wegen was, also total schwammig

Zitat von villanelle:
Er meinte auch, dass er in so einer Situation schon vorher oft war und alles nur noch schlimmer werden würde laut seiner Erfahrung, darum müsse er jetzt auf seine Erfahrung hören.

Wenn das stimmen sollte stellt sich natürlich die Frage, warum er seine Baustelle nicht erst mal bearbeitet hat, statt munter zu daten, obwohl er gar nicht beziehungsfähig ist - und so bewusst in Kauf zu nehmen, andere emotional zu verletzen.

Bestenfalls ein unreifer Kindskopf, schlimmstenfalls ein Casanova, der sich das als Masche zurechtgelegt hat, um seinen Datingpartnerinnen nicht auf den Kopf zusagen zu müssen, daß er ihrer überdrüssig geworden ist.

Zitat von villanelle:
Am nächsten Morgen schickte ich ihm eine letzte Nachricht, dass das alles keinen Sinn machen würde, dass man Gefühle nicht im Chat mit Screenshots zeigt und gleichzeitig revidiert und dass er weiß wie er mich persönlich erreichen kann, wir eine gemeinsame Lösung finden können.

Ich hätte nach revidiert einen Punkt gemacht. Denn der letzte Halbsatz ist überflüssig. Hätte der nur halb soviele Gefühle für Dich wie behauptet, hätte er von sich aus alles daran gesetzt, Dich telefonisch oder persönlich zu erreichen. Das muß man einem Mann nicht schreiben. Er sieht ja, daß Du ihn noch nicht blockiert hast. Den Rest muß er schon selbst auf die Kette bekommen - so er denn will.

Zitat von villanelle:
Ich hab in dieser letzten Nachricht aus Stolz auch gesagt, dass er sich melden kann, aber dass ich nicht auf ihn warten werde und jetzt endlich eine gute Zeit haben werde - nun frage ich mich sogar, ob das ein Fehler war?

Hättest Du Dir sparen können. Er kann sich auch selbst denken daß Du weiterziehst, wenn er jetzt nicht ganz fix auf seine Hufe kommt.

Zitat von villanelle:
seine vorherigen Beziehungen seien alle eher kühl und unnahbar gewesen. Und er meinte aber auch, er würde irgendwann in einer Beziehung seine Partnerin nicht mehr küssen wollen, aber Zärtlichkeit anders zeigen. (Ich muss jetzt weinen wenn ich daran denke)

Hätte er Dir viel früher sagen müssen, statt erst einen auf normal zu machen, was das Küssen betrifft. Zumal wenn es schon vorher ein Problem damit gab.

Zitat von villanelle:
Ich war auch null auf so ein ernstes Gespräch vorbereitet, ich wollte einfach nur einen schönen Abend haben, mitten in meiner Prüfungszeit sowieso, und fand es auch zu früh für ein Beziehungsgespräch.

Ich find's ziemlich daneben, daß er keine Rücksicht auf Deine Situation genommen und seinen Sermon nicht für sich behalten hat.

Zitat von villanelle:
Ich hab darauf zwei Sachen klar gesagt: Mit mir wird nichts anders, wenn alles nur an mir hängt und er nicht seinen Anteil an seinen Beziehungen aufarbeitet. Und das mit Nicht-Küssen kommt für mich nicht in Frage, das wäre dann ja keine Beziehung.

Gut gemacht.

Zitat von villanelle:
Da ich ja mitten in der Prüfungszeit war, schrieb ich ihm später nur noch, dass er diese Punkte für sich erstmal klären soll und mich solange in Ruhe lassen soll, da mir das weh tut und ich alle Kraft für meine Prüfungen brauche.

Gut gemacht.

Zitat von villanelle:
ich hab klar gesagt was ich brauche, oder doch nicht?

Hast Du.

Zitat von villanelle:
ich sitze hier und lasse nicht los und fühle mich so mies, als würde alles an mir liegen. Warum?

Weil man Dir irgendwo auf der bisherigen Lebensstrecke das Gefühl gab egoistisch zu sein, wenn Du Grenzen setzt.

Jetzt ist da dieses kleine Teufelchen, daß Dich damit zu pieken sucht. Guck mal in den Spiegel, stell Dir vor Du siehst es dort auf Deiner Schulter sitzen und Dir diese Gedanken einflüstern.

Grins es mit etwa diesen Worten an: Fast hätt ich Dir geglaubt, Du kleiner Luzifer. Aber eben auch nur fast. Netter Versuch, aber das wird nix, Meister. Muhahahahah... .... und dann lach ihn laut aus, aber richtig!

Schönen Sonntag noch.

30.10.2022 12:36 • x 1 #9


V
Liebe clumsy,

danke für deine ausführliche und hilfreiche Antwort. Ich gehe auf einige Sachen ein, es wird etwas länger auch wegen den vielen Zitaten, ich versuche mich trotzdem kurz zu halten.

Zitat von clumsy:
Beim Lesen Deines Eingangstextes schien es mir so als würdest Du nach Deinen Anteilen krampfhaft suchen.

Genau, ich habe die Situation so verstanden, dass es an mir liegen muss. Danke für „krampfhaft“, das entlastet mich grad etwas.

Zitat von clumsy:
Ich glaube, das wird maßgeblich bestimmt durch zwei Faktoren: Einerseits durch sein Theater um seine Gefühle, die so übergroß und übermächtig seien und andererseits das Fallenlassen, das er Dir angetan hat. Das sind zwei total konträre Umstände und dazwischen liegt eine Kluft. Lieg in dieser Kluft Dein Anteil? Wie kann er von so viel Gefühl zu so wenig Festhalten kommen? Das muss ja etwas mit Dir zu tun haben.
Mir scheint, das ist Dein emotionales Verständnis von der Situation und ihrer Entwicklung.

Danke für das Bild! „Theater“: ja. Fallenlassen: ja. Kluft: bingo. Ich kann das aber erst durch diese Worte und Bilder von außen auch so sehen! Ist das normal, dass das so schwer fällt, auch nach 4 Wochen Abstand oder überhaupt? Gibt es da vielleicht Tipps fürs nächste Mal? Wie kann ich da sowas wie einen „Check“ machen, denn wenn ich in dieser Kluft zwischen Theater und Taten stecke bin ich wie gelähmt?

Und vor allem: Ich hab mich auf die Ebene seines „Theaters“ eingelassen, weil ich seinen Worten vertraut habe und dachte, er hat viele Gefühle aber kann sie schwer zeigen, ich muss also Rücksicht nehmen. Was wäre denn hier eine andere Logik, die mehr bei mir ist? Ich hab zum Beispiel auch klar zu ihm gesagt: Wenn ich dir wichtig bin, dann zeig mir das. Aber da kam nix. Ich fand es dann blöd, das zu „fordern“, ist ja auch blöd. Wie kann ich da bei mir bleiben? Einfach Schulter zucken und sagen: Magst ja viele Gefühle haben aber warm wird mir davon nicht?

Zitat von clumsy:
Deshalb finde ich es total gut, dass Du hier versuchst, die rationale Seite in den Vordergrund zu stellen, sie zu beleuchten und hierfür hilfreiche Erkenntnisse für Deine Emotio herauszustellen. Allerdings pass bitte gut auf Dich auf, dass Du Dich auf diesem rationalen Weg nicht verrennst, wird daraus einfach unheimlich schnell ein Grübeln (und das ist der sichere Weg ins eigene nicht enden wollende Unglück). Denn letztlich bleibt nur, zu akzeptieren, was Status quo ist. Unabhängig von Nachvollziehbarkeit, Anteilen oder Begründungen.

Leider bin ich in genau diesem Grübelunglück seit 4 Wochen drin, fast jede Sekunde. Danke dass du das so klar als liebevolle Warnung aussprichst. Es kostet wirklich alle meine Kraft jeden Tag und bringt nichts voran, ich gehe nur die Wände hoch und habe keine Kraft für anderes!

Zitat von clumsy:
Mir scheint es also so als würdest Du empfinden, dass es an Dir liegen muss, dass er Dich nun auf einmal so schlecht behandelt wie etwas unheimlich Liebgewonnenes, das einen (aufgrund der eigenen starken Gefühle, denn das nimmst Du ja nun auch gerade wahr, nicht wahr?) sehr verletzen konnte. Sein Dich wegstoßendes Verhalten kann also, so scheint mir Deine emotionale Interpretation, nur aufgrund einer Verletzung durch Dich erfolgt sein. So als habe er sich an Dir verbrannt.

Ja das ist genau meine Vermutung. Vor allem der letzte Satz: „So als habe er sich an Dir verbrannt.“ Ich komme aus einer sehr schwierigen Familiensituation, als gebranntes Kind, das immer die Schuld tragen musste, zu viel war. Ich hab viel davon aufgearbeitet, hinter mir gelassen, aber hier in dieser Verwirrung und dem Kummer kam diese tiefe Verunsicherung vermutlich zurück. Ich hab solche Angst davor, jemand könnte wieder diese Knöpfe bei mir drücken.

Das wäre aber mein Teil. Dass er sich so verhält und mir indirekt und unklare Vorwürfe macht, ist sein Teil. Er hat ja auch seine Erfahrungen und Ängste und ich glaube, da ist bei ihm viel Schmerz und Negativität dabei, auf die er seine Entscheidungen basiert - wieder, sein Anteil, keine Entschuldigung.

Aber um bei dem Bild des „Verbrennens an jemandem“ zu bleiben. Er sagte oft, ich wäre so „warm“ - und ich mochte die Idee natürlich sehr, dass ich ihm gut tue! .. aber mein „Feuer“ ist vor allem eins: hell. Hell ist für mich das Gegenteil von Schmerz, nämlich Freude - und das hat er vielleicht gar nicht verstanden. Ich glaube, er hat alles gegen sich genommen, konnte keine Kritik nutzen, ist total in so eine dunkle Richtung gegangen oder war da schon immer, wer weiß.

Und ich bin ein Stück mitgegangen in diese dunkle Richtung, weil ich ihn so gerne hatte und an seiner Seite sein wollte und für ihn da sein wollte. Das hat mir aber gar nicht gut getan, denn ich hab mich in meinem Leben für die helle Seite entschieden. Mein Leben ist/war schon schwer genug. Ich bin grad ein bisschen stolz auf mich.

Zitat von clumsy:
Hier wurde schon einiges zu Worten und Taten gesagt, auch zum Drama. Letztlich möchte ich auch hier wieder eine Aussage machen, die ich erst gestern Abend in einem anderen Thread machte, weil ich diese Erkenntnis für mich selbst so hilfreich fand und hoffe, sie hilft Dir vielleicht auch weiter:

Halte Dir mal versucht objektiv vor Augen, wie es Dir mit all dem geht, lies Dir nochmal Deinen Eingangspost durch und frag Dich, ob man so in einer Konstellation empfinden sollte, in der man glücklich ist. Läuft so eine glückliche Beziehung ab, egal, wie frisch sie ist? Ist es das, was Du suchst? Ist es das, was Du Dir für Dich sehnlichst wünschst?

Die Antwort wird vermutlich - hoffentlich! - nein zu allen Fragen sein.
Mir hilft das sehr, mich umzudrehen und einen anderen Weg zu gehen. Denn letztlich gilt nur noch eins, damit Du Dein Glück finden kannst: Du musst Dich nun trennen. Als Einzige bist noch Du in der Situation verhaftet. Erst, wenn Du Dich löst, findest Du Deine Ruhe wieder, Deinen inneren Frieden und damit auch Dein Glück - ohne einen Menschen, der aus welchen Gründen auch immer nicht darauf bedacht war, das Glück, das er mit Dir hätte haben können, zu pflegen und zu wollen.

Danke, aber dieses objektive vor Augen halten klappt bei mir immer nicht. Es gibt ja auch den Rat: Stell dir vor, ein Freund erzählt dir genau das, wie würdest du reagieren. Ich krieg das einfach nicht hin, ich hab da irgendwie einen blinden Fleck. Vermutlich bin ich (noch) zu sehr darauf getrimmt, schwierige Beziehungen auszuhalten. Ich weiß auch, mir fehlt noch ein Stück an dem Glauben, dass ich es wirklich grundlegend verdient habe, dass man mich gut behandelt. Im Moment habe ich leider mit so viel Angst zu tun, obwohl oder weil ich solche Fortschritte mache, keine Ahnung. Eine neue Therapeutin habe ich immer noch nicht gefunden, seit der Pandemie werden die Wartelisten nur länger. Und ich weiß, das Internet ist voll mit lauter Quatschanleitungen zu Selbstliebe. Wie habt/hast du/ihr das denn gelernt? Sagt man zu sich: Ich hab alle Liebe verdient, bis man das glaubt? Hier Hilfe suchen ist ja auch schon ein Teil davon. Danke dafür! Ich hätte auch nicht so lange damit warten sollen.

V

30.10.2022 18:05 • x 1 #10


V
Liebe Blanca,

danke für deine Antwort! Du bringst damit so einen bestimmten Humor und Schwung für mich rein, ich musste echt loslachen zwischen den ganzen Tränen. Danke dafür!

Zitat von Blanca:
Er war also noch nie über beide Ohren verliebt?

Ich hab mich auch darüber gewundert. Das kam auch insgesamt viel zu früh von ihm, fand ich. Und so unfair gegenüber seinen früheren Beziehungen..

Zitat von Blanca:
Warum sucht er Dir so unmotiviert etwas zu beweisen, was Du gar nicht bezweifelt hast?

Da hätte der Herr doch besser schlicht den Mund weniger voll nehmen und weniger mehr sein lassen sollen.

Davon ab könnte die Chatgeschichte auch inszeniert gewesen sein: Entweder abgesprochen mit seinem Kumpel oder schlicht mit Bildbearbeitung, etc.

Danke, genauso ging es mir auch. Ich wollte ja gar keinen Beweis. Ich denke schon, dass der Screenshot echt war (wozu auch sowas machen), aber egal wie viele Gefühle er hatte, die Frage ist ja nur, was er draus macht. Ich war stattdessen davon echt gelähmt/hypnotisiert wie das Kaninchen vor der Schlange.

Zitat von Blanca:

Ich hätte nach revidiert einen Punkt gemacht. Denn der letzte Halbsatz ist überflüssig. Hätte der nur halb soviele Gefühle für Dich wie behauptet, hätte er von sich aus alles daran gesetzt, Dich telefonisch oder persönlich zu erreichen. Das muß man einem Mann nicht schreiben. Er sieht ja, daß Du ihn noch nicht blockiert hast. Den Rest muß er schon selbst auf die Kette bekommen - so er denn will.

Danke für die klare Ansage, das werde ich mir versuchen zu merken!

Zitat von Blanca:
Gut gemacht.

Zitat von Blanca:
Gut gemacht.

Zitat von Blanca:

Hast Du.

Danke, das ist wieder ein Stück mehr Klärung für mich.

Zitat von Blanca:
Schönen Sonntag noch.

Hatte sofort Lust auf Kaffee. Danke für Deinen Schwung!

V

30.10.2022 18:22 • #11


C
Liebe villanelle,

Zitat von villanelle:
Danke für das Bild! „Theater“: ja. Fallenlassen: ja. Kluft: bingo. Ich kann das aber erst durch diese Worte und Bilder von außen auch so sehen! Ist das normal, dass das so schwer fällt, auch nach 4 Wochen Abstand oder überhaupt? Gibt es da vielleicht Tipps fürs nächste Mal? Wie kann ich da sowas wie einen „Check“ machen, denn wenn ich in dieser Kluft zwischen Theater und Taten stecke bin ich wie gelähmt?

Meiner Meinung nach liegt die Antwort auf diese Fragen in Deinem Grübeln. Dieses Gedankenkreisen, von dem man glaubt, es helfe einem durch Verstehen, die Dinge rationaler zu sehen und dann eben nicht mehr so hart zu empfinden, weil man sie sich ja erklärt hat, ist in Wirklichkeine eine fiese Fratze, die nichts anderes tut als sich mit aller Macht in einen hineinzuschrauben, um zu bleiben.
Das Einzige, das man dadurch bewirkt, ist das Nichtloslassen.

Auf diese Weise bleibt Dir das Problem, es bleiben aber auch die schönen Erinnerungen in Deinem System ganz weit vorne. Allerdings bleiben sie da nicht als schöne Erinnerungen, über die Du Dich auch rückblickend freuen kannst, sondern ihr Abruf ist immer verbunden mit diesem tiefen Schmerz des Verlustes und der Trauer.
Das Problem wird ein Dauerproblem, Du denkst den ganzen Tag darüber nach, nachts träumst Du möglicherweise davon. Dein Kopf hält daran fest, Dein Herz kann nicht zur Ruhe kommen. Es ist nichts weiter als eine Abhängigkeit.

Und sicher ist das für manche von uns normal - für mich ist es das jedenfalls. Ist es gut? Keinesfalls.
Wie geht man damit um? Am besten so wie man das bei einer beliebigen anderen Sucht handhabt: mit Entzug. Die Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Entzug ist der Wille. Und den bekommt manch einer von uns erst durch einen entsprechend hohen Leidensdruck. Daraus kann man aber wiederum für spätere Erfahrungen ähnlicher Art lernen, denn wenn Du einmal dieses Gedankenkreisen mit all seinen fiesen Auswirkungen hattest, dann bist Du für die Zukunft gewarnt und gehst bestenfalls anders damit um.

Zitat von villanelle:
Und vor allem: Ich hab mich auf die Ebene seines „Theaters“ eingelassen, weil ich seinen Worten vertraut habe und dachte, er hat viele Gefühle aber kann sie schwer zeigen, ich muss also Rücksicht nehmen. Was wäre denn hier eine andere Logik, die mehr bei mir ist? Ich hab zum Beispiel auch klar zu ihm gesagt: Wenn ich dir wichtig bin, dann zeig mir das. Aber da kam nix. Ich fand es dann blöd, das zu „fordern“, ist ja auch blöd. Wie kann ich da bei mir bleiben? Einfach Schulter zucken und sagen: Magst ja viele Gefühle haben aber warm wird mir davon nicht?

Bei Dir zu bleiben heißt, dass Du den Blick auf Dich selbst richtest.

Die Energie, die Du jetzt auf das Nachdenken verschwendest, das Dich nicht loslässt, könntest Du wenigstens in einzelnen Momenten fokussiert auf Dich selbst lenken. Welche Bedürfnisse hast Du? Sicherheit? Klarheit? Kommunikation? Augenhöhe? Vertrauen? Du könntest Dir das aufschreiben. Wenn Du möchtest, kannst Du Dich gern via PN nochmal bei mir melden, ich habe da noch ein paar Informationen, die ich Dir gern weitergeben kann. Ich fand sie für mich total hilfreich.

Häufig merkt man nämlich erst, welche Bedürfnisse nicht erfüllt werden, wenn sie nicht erfüllt werden.
Kaum einer von uns benennt Bedürfnisse einfach so, also ohne den Grund der Nichterfüllung. Es ist ein bisschen spät, wenn man erst im Moment der Nichterfüllung (und des Problems, das man in diesem Moment mit der Situation hat) damit zu tun bekommt. Für Dich schonender ist es, wenn Du Dich schon ganz gut kennst, bevor jemand in Dein Leben tritt, Deine Bedürfnisse kennenlernen soll - ebenso wie umgekehrt Du seine.

Wenn man seine Bedürfnisse kennt, ist es verhältnismäßig leicht, sie zu formulieren, auch ohne zu sagen: Hey, mach mal das oder das. Wie gesagt, gern per PN mehr dazu.

Zitat von villanelle:
Leider bin ich in genau diesem Grübelunglück seit 4 Wochen drin, fast jede Sekunde. Danke dass du das so klar als liebevolle Warnung aussprichst. Es kostet wirklich alle meine Kraft jeden Tag und bringt nichts voran, ich gehe nur die Wände hoch und habe keine Kraft für anderes!

Ja, das ist leider der große Trugschluss, den ich vorhin ansprach. Erst fällt man tief, und um sich zu helfen, hält man sich an einem Grashalm fest. Leider ist es der falsche, der das eigene Leid verlängert. Diesen Kreislauf gilt es unbedingt zu unterbrechen.

Mach einen Entzug.
Ich bin gern bereit, mich per PN mit Dir über Wege raus aus diesem Kreislauf auszutauschen, wenn Du meinst, dass Dir das helfen könnte. Es lohnt sich auf jeden Fall, diesen Weg zu gehen. Eigentlich ist es nur ein Knoten, der platzen muss.

Zitat von villanelle:
Dass er sich so verhält und mir indirekt und unklare Vorwürfe macht, ist sein Teil.

Kennst Du das Vier-Seiten-Modell von Schulz von Thun?

Ich kann Dir nahelegen, Dich damit mal auseinanderzusetzen, falls es Dir noch nicht bekannt ist. Manchmal hilft das - ganz generell, rückblickend oder eben auch für die Zukunft. Es hilft vor allem, zu verstehen, dass manche Dinge einfach sind wie sie sind und man sie ebenso nehmen muss.

Zitat von villanelle:
Das hat mir aber gar nicht gut getan, denn ich hab mich in meinem Leben für die helle Seite entschieden. Mein Leben ist/war schon schwer genug. Ich bin grad ein bisschen stolz auf mich.

Das finde ich schön und das freut mich sehr für Dich.

Zitat von villanelle:
Danke, aber dieses objektive vor Augen halten klappt bei mir immer nicht. Es gibt ja auch den Rat: Stell dir vor, ein Freund erzählt dir genau das, wie würdest du reagieren. Ich krieg das einfach nicht hin, ich hab da irgendwie einen blinden Fleck.

Dazu hatte ich Dir kürzlich eine PN geschickt. Ich hoffe, es ist okay, wenn ich darauf verweise.

Zitat von villanelle:
Und ich weiß, das Internet ist voll mit lauter Quatschanleitungen zu Selbstliebe. Wie habt/hast du/ihr das denn gelernt? Sagt man zu sich: Ich hab alle Liebe verdient, bis man das glaubt?

Ich finde den Begriff der Selbstliebe schwer verständlich. Tatsächlich gibt es Affirmationen wie Ich bin liebenswert, die man sich sagen kann. Das muss man allerdings richtig tun (dafür gibt es klare Regeln) und über eine bestimmte Dauer regelmäßig immer wieder.

Ob das irgendwann gespeichert wird, hängt von der Richtigkeit der Durchführung und der Empfänglichkeit für diese Methode ab. Es kann helfen, das für sich auszuprobieren. Schaden wird es jedenfalls nicht.

Für mich ist die Selbstliebe - ähnlich wie die Liebe - ein Gefühl, das sich aus verschiedenen Gefühlen zusammensetzt. Natürlich ist die Liebe das stärkste Gefühl, das wir empfinden können, aber die Grundlage dafür oder die einzelnen Bestandteile sind noch eine Reihe anderer Gefühle. Das ist jedenfalls meine Auffassung, meine Definition. Selbstverständlich muss man diese nicht teilen.

Die Selbstliebe setzt sich für mich aus den Komponenten des Selbstbildes, des Selbstkonzeptes, - ganz wichtig - der Selbstwirksamkeit und der Selbstachtung zusammen und ist am Ende eine Überzeugung bezüglich der eigenen Person und ihrer Qualitäten, aber eben auch ihrer Fehlbarkeit. Denn genauso wie im Fall der (romantischen) Liebe ist ja zum Glück nicht nur das Perfekte liebenswürdig.

So bin ich das auch als ich selbst mit meinen Fehlern oder mit meinen Unfähigkeiten, vielleicht finde ich die manchmal sogar ganz charmant an mir selbst. So differenziert denke ich über mich persönlich gar nicht nach. Aber es hat durchaus einen Grund, weshalb ich im Handwerksexamen ein T-Shirt mit der Aufschrift Ich lass das jetzt so trug.

Maßgeblich beeinflusst wird die Selbstliebe für mich (übrigens auch hier wieder eine klare Verbindung zur romantischen Liebe) durch die eigenen Werte und Normen. Mir ist es wichtig, dass ich über meine Werte auch immer wieder nachdenke, dass ich mich damit beschäftige, was auf meiner Seite z. B. die Eigenschaft der Offenheit und des Interesses, aber auch der Toleranz und der Unvoreingenommenheit bedingt.
Für mich ist es wichtig, dass ich mich nach meinen Werten verhalte, was manchmal, wenn auch zum Glück sehr selten, wirklich schwierig ist.

Letztlich ist die Frage nach der Selbstliebe eine, die eine Introspektive bedeutet. Die zuvor angesprochene Frage nach Deinen Bedürfnissen bringt Dich auf einen wichtigen Weg dorthin. Es macht Spaß, sich auch mal mit sich selbst zu beschäftigen und einen genaueren Blick auf sich, auf sein Innerstes, zu werfen.

Positiver Nebeneffekt: Während Du ganz vieles über Dich herausfindest, denkst Du auch mal nicht über etwas nach, wovon Du Dich ohnehin lösen solltest.

Zum Thema Lösen will ich noch sagen: Für mich war diese Begrifflichkeit immer mit dem Bild verbunden, einen heliumgefüllten Luftballon in der Hand zu halten und loszulassen. Du siehst ihm noch hinterher und bist schon traurig, irgendwann verschwindet er aus Deinem Blickfeld. Und alles, was Du übrig behältst, ist die Erinnerung, von der Du weißt, dass auch sie verblassen wird.

Inzwischen habe ich festgestellt, dass Loslassen gar nicht den völligen Verlust bedeutet. Gerade im Hinblick auf emotionale Verbindungen bedeutet das Loslassen, wenn es einem so geht wie Dir, dass man sich für sich entscheidet, dass man sich entscheidet, die verkrampften Hände und Arme zu öffnen, dass man das, was vorhanden ist, nicht mehr umklammert. Das Vorhandene bleibt vorhanden. Es ist nicht weg. Es geht auch nicht weg.

Erinnerungen an Menschen bleiben häufig ein Leben lang, und je intensiver jemand in Deinem Herzen verankert war, desto weniger kannst Du denjenigen doch vergessen. Loslassen bedeutet vor allem, wieder atmen zu können, die Sonne wieder reinzulassen, dem Glück wieder die Tür zu öffnen und sich in der Folge einfach mal über etwas freuen zu können, das man spontan genießt, ohne dass da dieser bleierne Schmerz ist, der in einem hochkriecht und alles kaputtmacht.

Das war jetzt ein bisschen OT, aber ich finde es immer wieder wichtig, das zu betonen, und ich hoffe, es kommt nicht oberlehrerhaft rüber.

Ich wünsche Dir, dass Du für Dich den richtigen Weg findest, aus diesen Gedankenkreisen herauszufinden und biete Dir nochmals gern an, Dich da ein Stück zu begleiten. Melde Dich gern, ein paar Ideen hab ich.

Liebe Grüße an Dich

01.11.2022 10:48 • x 1 #12


V
@clumsy

Danke für deine lange Antwort und all die Mühe. Ich bin so dankbar für dieses Forum.

Dein Feedback klingt bei mir so sehr nach, wie schon angedeutet. An stärksten war erstmal die Kombination von „Theater“, Fallenlassen und Kluft. Ja, und in dieser Kluft finde ich mich wieder, das trifft es so gut, genau da tut es weh und ich hadere. Ich hab so jetzt einen ersten Zugang, ein Bild, zu dem, was mich so blind und gelähmt gemacht hat. Meine Freunde sagen zum Beispiel, auf ganz liebevolle Weise, dass dies nach einem schwierigen Menschen klang, der vielleicht mit seiner Vergangenheit nicht abgeschlossen hat. Dass ich das Schwere loslassen soll. Und das versuche ich natürlich.

Aber das Bild mit „Theater“, Kluft, Fallenlassen, ich staune einfach darüber. Fast wie ein Kind, was auf etwas zeigt und sagt: schau mal da! Es hat sich beim Lesen für mich angefühlt, wie wenn etwas „eingerückt“ ist. Das ist ein richtig hilfreiches Feedback für mich.

Und seitdem arbeitet es in mir. Aber anders, nicht mit Grübeln, sondern eher so im Hintergrund kommt manchmal eine Erinnerung an ähnliche Situationen mit ihm, die sich wieder damit deckt. Ich habe den Eindruck, dass ich einen Startpunkt habe, von dem ich aus gehen kann.

Und dass ich mich zumindest wieder etwas bewegen kann. Ich konnte am Sonntag raus, hatte auch ein paar ruhige Momente seitdem. Ich brauche wohl Zeit, um das einordnen zu können für mich.

Heute bin ich sogar an einem mutigen Punkt, an dem ich denke: Vielleicht ist es gut, dass mich das so heftig erwischt hat, gerade weil es ja eine sehr kurze Noch-nicht-Beziehung war. Dass ich vielleicht die Chance habe, dem jetzt zu begegnen und es auch mal zu verstehen, warum es mir so schwer fällt loszulassen, wenn mich jemand nicht so behandelt, wie ich es brauche. Mal sehen, ich versuche zu berichten, erstmal muss ich Kraft finden.

Etwas anderes noch, ich habe jetzt auch Raum für Gedanken, wie es anders hätte sein können.

Zum Beispiel kann ich mir sagen, dass er viele Chancen hatte, anders zu reagieren oder überhaupt zu reagieren.

Dazu gehört, dass er hätte Rücksicht auf meine Prüfungszeit nehmen können, worum ich ihn ja bat. Dass er nach diesem blöden Beziehungsgepräch hätte einfach auf mich zugehen können und sagen können: Hey, ich nehme das zurück, das war zu viel und zu früh, ich bin ja gar nicht auf dich eingegangen. Das wäre nämlich das, was man in einer Beziehung tut, eine Beziehung setzt sich ja aus den Wünschen von zwei Menschen zusammen.

Das mit den vielen Gefühlen macht auch keinen Sinn. Mag es noch so sehr für ihn stimmig sein, aber wenn man verliebt ist, meldet man sich, will Zeit mit dem andern verbringen, ihn nicht verlieren. Im Prinzip tut man dann das Gegenteil von dem, was er tat.

Ich schickte ihm sogar zum Abschluss noch einen Text über all die wunderschönen Dinge, die wir nicht zusammen erleben oder erlebt haben. Darin steckt so viel von mir, von meiner Liebe, meinem Vermögen - ich hoffe, ich finde für mich einen Weg dorthin zu mir zurück, zu dem Schönen was ich ja in mir trage, was ich brauche, damit es mir nicht mehr fehlt.

Mal sehen, was noch alles kommt und in mir passiert. Danke!

V

03.11.2022 23:52 • x 2 #13


V
Kurz gesagt, es ist einfach etwas passiert, was mich total den Fokus/Rücksicht auf ihn hat legen lassen und ich war so gar nicht mehr bei mir.

Daraus resultiert für mich: Was war das denn? Wie kann ich mehr darauf achten, wieder zu mir zu kommen und da zu bleiben.

03.11.2022 23:55 • x 1 #14


K
@villanelle

drei Gedanken von mir)

Erstens: Warum sollte dein Leiden von der Zeit abhängen? Vergleichen wir die Liebe mal - etwas vereinfacht zugegebenermaßen - mit Jahrmarkt: Was bewirkt die stärkeren Emotionen in Dir, 15 Minuten im Riesenrad oder 5 Minuten Achterbahn? Insbesondere wenn die Achterbahn auch noch verdammt gut aussieht?

Zweitens: Du suchst nach Deinen Anteilen,das ist immer eine gute Einstellung. Solange du dabei nicht zu hart mit Dir bist und dich nicht im Kreis drehst. Hier vielleicht ein Ansatzpunkt: Dieses Beziehungsgespräch aus dem Nichts,die Ansage er würde dann halt irgendwann das Küssen einstellen. Das hat Dich wie ein Hammer getroffen. Hast du dir - etwas überspitzt gefragt - mal die Frage gestellt, ob er vielleicht den Hammer haben könnte?

Drittens: Und jetzt mal keine Frage sondern eine Einschätzung: Ein Mann meldet sich in der Verliebtheitsphase ewig nicht. Dann kommt er im Chat mit der Beichte großer Gefühle - bewiesen durch Screenshot sogar. Um sodann macht er Schluss.

Ich tippe auf entweder a) er hat eine andere und wollte seinen Abgang vermeintlich mit einem Superlativ ausklingen lassen oder b) er hat eine emotionale Störung.

In beiden Fällen war da nix zu retten.

04.11.2022 00:42 • #15


A


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