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Kollege und Hormone explosive Mischung

V
Hallo liebe Forengemeinde,

ich war seit Jahren nicht aktiv im Internet unterwegs. Doch jetzt muss ich mir etwas anonym von der Seele reden. Ich brauche jemanden der zuhört oder liest, weil ich sonst platze.

Ich bin in einer sehr glücklichen Beziehung. Wir heiraten bald und ich zweifle keine Minute daran, dass das der richtige Schritt ist.

Ich bin mittleren Alters, bin sehr reflektiert und habe sehr viel Wissen im Bereich Philosophie, Psychologie, Partnerschaft usw. Ich hatte vor dieser Beziehung gute und schlechte Beziehungen. Und mit Menschen diverser Geschlechter.

Das alles erzähle ich, weil ich wirklich gefestigt bin und mir nichts vormache im Bezug auf Liebe und Partnerschaft.

Zuletzt: ich bin weiblich und queer. Mein Partner ist transsexuell. Auf Männer (also solche die auch als Männer geboren wurden) stehe ich nicht. Das ist - obwohl ich es eigentlich irrelevant finde - leider doch etwas wichtig für das Problem:

Ich habe einen Kollegen, der mich - oder meine Hormone - vollkommen durcheinander bringt. Ich habe die schönsten ero. Träume mit ihm. Ich verbringe unheimlich gern Zeit mit ihm. Wenn er nicht da ist, fehlt eine gewisse Spannung die in der Luft liegt.

Ich finde ihn wunderschön und anziehend. Das passiert mir sonst nur bei Frauen oder Menschen mit nicht-herkömmlichen Geschlechtern. Und obwohl viele den Kollegen als schwierig bezeichnen, sind wir inzwischen befreundet und vertrauen uns in einem gewissen Maß.

Ich kann an manchen Tagen an bald nichts anderes mehr denken, als ihn zu küssen. Das alles fing vor ca einem Jahr an und wird immer schlimmer.

Mehr will ich nicht. Kann ich mir auch nicht vorstellen. Weiß ich auch dass nicht funktioniert. Ich stehe halt einfach nicht auf S. mit Männern.

Ich will keine Affäre und kein Leben mit ihm. Aber:

Wenn wir uns berühren, was bisweilen passiert wenn wir z.B. Unterlagen übergeben, brennt die Luft und ich bin hoch elektrisiert. Schon diese kleinen Berührungen sind so hoch ero., dass ich platzen könnte.

Ich habe Grund zur Annahme, dass es ihm ähnlich geht. Natürlich reden wir nicht darüber. Obwohl ich sonst für offene Kommunikation stehe: das kann einfach zu viel kaputt machen.

Ich weiß nicht was das soll. Was das ist. Wofür es steht. Ich weiß nur: ich freue mich auf Meetings oder Pausen mit ihm. Ich genieße unendlich diese ero. und doch so harmlose Spannung. Ich bin fast schon süchtig nach der Sehnsucht ihn zu küssen.

Und doch küsse ich Abends daheim meinen Partner und bin glücklich, aufgehoben, geborgen und zuhause.

Gerne dürft ihr kommentieren, Vermutungen anstellen oder eigene Erfahrungen berichten. Ich bin nur so froh, es los zu sein.

11.10.2018 12:35 • #1


Kummerkasten007
Zitat von VollVer-liebt:
Und doch küsse ich Abends daheim meinen Partner und bin glücklich, aufgehoben, geborgen und zuhause.


Fühlst du da die gleiche säxxuelle Anziehungskraft?

11.10.2018 13:15 • #2


A


Kollege und Hormone explosive Mischung

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V
Naja, genau die gleiche sicherlich nicht. Nach vielen Jahren Beziehung verändert sich sowas ja auch. Wird weniger knisternd, dafür tiefer und intensiver.

Aber ich empfinde durchaus bei meinem Partner Lust, Anziehung und ero. Spannung.

11.10.2018 13:44 • #3


V
Kann es sein, dass ich nur das Gefühl vermisse, wenn sich etwas zwischen zwei Menschen anbahnt?

Dass es knistert und man noch nicht so genau weiß wie es dem anderen geht?

Das fand ich früher immer die schönste Zeit einer Beziehung. Bis ich meinen jetzigen Partner kennen- und lieben gelernt habe. Seither fand ich das was danach kommt, das tiefe Vertrauen, das sich in und auswendig kennen und doch ständig gemeinsam oder am andren neues entdecken usw. viel schöner.

Ist das Gefühl gegenüber meinem Kollegen eine Art Echo von früher? Eine Art Abschied von etwas, das ich mochte, aber verloren ist, weil ich den Menschen gefunden habe, mit dem ich alt werden will?

12.10.2018 11:15 • x 1 #4


E
Klingt zumindest plausibel.Und nur,weil du dir S. mit einem Mann nicht vorstellen kannst, heißt es ja nicht, dass du dich nicht von einem angezogen fühlen kannst.Vielleicht springst du auch nur auf ganz bestimmte Details an?Vielleicht hat auch der Prozess deines Mannes etwas damit zu tun,dass du jetzt für einen Mann schwärmst ?Alles Vermutungen.

12.10.2018 11:24 • x 1 #5


K
Schwierige Menschen haben oft das gewisse Etwas. Vielleicht liegt es daran. Wenn dir dann noch exklusiv Vertrauen geschenkt wird, hat das eine weitere Wirkung.
Solange keine Grenzen überschriten werden, kannst du es doch genießen.

Denke es geht vielen so, dass sie sich mal in einen Menschen verknallen, welcher sonst gar nicht in das übliche, persönliche Schema passt. Finde sowas gerade schön, weil es den Geist und eingefahrenes Denken erweitert.

12.10.2018 11:33 • x 2 #6


S
Ob du queer bist oder nicht, finde ich in dem Zusammenhang wirklich egal.
Fakt ist doch: in jedem Menschen schlummert s. Aktivität, die durch unterschiedlichste Trigger angesprochen wird.
Mir ist es auch nicht so häufig passiert, dass Männer mich richtig körperlich berührt / elektrisiert haben und wenn, dann kam das immer zu den unerwartetsten Momenten und mit den ungewöhnlichsten Männern daselbst.

Ich kenne diese massive Sehnsucht - von der ich auch genau wusste, dass es keine echte option in meinem leben darstellt- auch sehr gut.
ich kann aus meiner Erfahrung nur sagen: wenn du ihr nahrung gibst, also das küssen zB verwirklichst, wird sie davon eher noch größer. jedenfalls war das bei mir so.
ich musste mich in solchen momenten immer erst mühsam entlieben.

seit ich mich tief und innig an den einen menschen gebunden habe, stelle ich fest, dass es mir nur noch sehr selten widerfährt und ich bin aufrichtig froh darüber. auch weiß ich , dass ich den anfängen keine nahrung mehr geben darf, um nicht in konflikte zu kommen, die ich vor jahren laser schmerzlich empfunden habe.

ich wünsche dir viel glück!

12.10.2018 14:12 • x 1 #7


L
Ich glaube man kann auch total verliebt sein ohne dass man sich s vereinigen will. Mir ist was ähnliches Mal passiert. Ich war extrem verliebt in jemand. Da bin ich mir ganz sicher. Aber nicht einmal habe ich an etwas s mit ihm gedacht oder mir vorgestellt. Ich wollte nur in seiner Nähe sein. Eine Art seelische liebe.
Ist es sowas vielleicht?

12.10.2018 15:11 • x 1 #8


V
Wow, danke für eure hilfreichen Antworten.

Dass er etwas hat, das mir fehlt oder mich ergänzt beziehungsweise einfach extrem konträr zu meinen Eigenschaften ist: stimmt.
Den Lehren von Yin und Yang folgend, wäre eine Anziehung wahrscheinlich.

Auch war ich schon immer auf der Seite der Ausgestoßenen oder nicht verstandenen. Ich hatte schon immer ein tiefes Verständnis und auch eine Art mütterliche Liebe für sie.

Ein festes Schema habe ich ohnehin nicht. Keiner meiner Partner*innen oder Liebhaber*innen war sich jemals sehr ähnlich. Innen wie außen. Und doch bleibt manchmal eine Sehnunach etwas Neuem, etwas anderem....

Bei mir war es fast immer so, dass nach dem 1. Kuss der Spuk vorbei war. Die Spannung war weg. Es war das Spiel davor das mir gefiel. Hier sehe ich keine große Gefahr. Dennoch bin ich dankbar für die Warnung und werde mich hüten und besser darauf schauen, was besser nicht sein soll.

Die Idee mit der seelischen Liebe gefällt mir gut. So etwas habe ich auch früher erlebt. Es passt auch zu den anderen Gedanken die ihr und ich habt. Ich bin bisher nicht wirklich darauf gekommen. Aber natürlich kann man einen Menschen auf sehr unterschiedliche Arten lieben.

Nächste Woche werde ich diese Anregungen mit ins Büro nehmen. Vielleicht habe ich dem Gefühl auch viel Raum gegeben, um dem Stress in der Arbeit zu entgehen.

Ich werde prüfen wie es ist, ihn einfach zu lieben. Als Mensch. Oder anders: das Gefühl des Verliebtseins ohne diese kleine körperliche Komponente erspüren versuchen. Und sehen was das mit mir/uns macht.

Danke nochmal für euren Beistand. Ich habe das Gefühl es hilft schon jetzt ein bisschen. Macht mich ruhiger.

12.10.2018 15:36 • #9


V
Also, nachdem mich die ganze Geschichte letzte Woche ja ordentlich mitgenommen hatte, habe ich heute angefangen eure Tipps zu beherzigen.

Ich bin auf Abstand gegangen, habe nicht jedes mal in sein Büro geschaut wenn ich dran vorbei kam. Wenn er über den Flur ging, habe ich nicht aufgeschaut.

Das Mittagessen (wir gehen 2-3 Mal pro Woche mit einem anderen befreundeten Kollegen) habe ich abgesagt. Darauf war ich besonders stolz. Sonst sage ich oft ja, obwohl ich etwas dabei habe, nur damit ich private Zeit mit ihm verbringen kann.

Als hätte er etwas gerochen, kann er heute auch nicht zu mir. Das war gut. Mir hat auch gar nicht so richtig was gefehlt und ich war nicht so aufgedreht. Tat mal richtig gut.

Nur beim Tschüß sagen war ein blöder Moment. Er saß wie so oft grummelig am Schreibtisch. Ich sage Tschüß und er schaut auf und strahlt über das ganze Geschicht als er mich sieht.

Für eine Sekunde wollte mein Körper wieder voll drauf anspringen und ich noch mit ihm reden. Bin dann aber gegangen und habe mich einfach darüber gefreut, dass er in meiner Gegenwart nicht so griesgrämig ist. Ich kann ihm ja als Freundin gut tun.

Das also was Tag eins meines Selbstversuchs. Mal sehen wie es weiter geht. Ich mache mir nicht vor, dass von jetzt auf gleich alles wieder normal ist. Aber es war ein erster Schritt. Oder vielleicht der zweite, nach meinem Entschluss hier darüber zu schreiben.

15.10.2018 15:42 • #10


V
Gestern war er nicht da.

Heute morgen sind unsere Energien ineinandergekracht, dass es besser nicht mehr geht. Bin schier auf dem Flur umgefallen, als er um die Ecke kam und mich angestrahlt hat. Verwirrung.

Später hat er sich blöd benommen. Das war heilsam.

Ich versuche ihm auszuweichen. Und er fällt mir dauernd vor die Füße. Er ist übrall, allerdings mit anderen involviert. Und ich bin genervt. Sein Getue wenn er mit anderen interagiert... Fällt mir erst jetzt wieder richtig auf. Wenn die Rosarote-Verblendungsbrille rutscht und die Realität zum Vorschein kommt.

Ich weiß gar nicht mehr, was ich denken soll. Oder was ich eigentlich fühle. Gleich haben wir einen Termin, da wird er 2 Stunden neben mir sitzen.
Und ich will nur meine Ruhe.

17.10.2018 11:41 • #11


K
Ups, da fällt er ja schnell vom Thron.

Vielleicht gut so. Schau ihn dir noch eine Weile genau an. Finde es komisch, dass er anscheindend ein eher grummeliger Typ ist und nur strahlt, wenn er dich sieht. Wirkt unecht.

17.10.2018 14:27 • x 1 #12


V
Ist vielleicht auch Wunschdenken. Grad sass ich wieder da wie ein verliebter Teenie.

Er ist nicht nur bei mir anders. Mit dem dritten Kollegen in unserem Bunde ist er auch nicht grummelig. Oder wenn wir privat unterwegs sind.

Er hat mir sogar erklärt, warum er so ist oder reagiert in der Arbeit. Alles nachvollziehbar.

Und ich kann ein echtes Lächeln von einem falschen unterscheiden. Oder echte Fröhlichkeit von gespielter. Er ist schon authentisch in seiner Art mir gegenüber.

Ich weiß auch nicht warum er es sein sollte. Also unehrlich. Er hat nichts davon.

Edit: Sorry, bin grad konfus. Ja, es ist gut so, wenn mein Bild von ihm Risse bekommt. Auf dieser einen Ebene.

Als Freundin verstehe ich ihn viel zu gut.

Danke für deine Bestärkung in diese Richtung, Karenberg.

17.10.2018 14:34 • #13


V
Nachdem in anderen Themen auf meine Geschichte Bezug genommen wurde, möchte ich doch noch mal etwas dazu sagen.

Als ich hier geschrieben habe, war ich wirklich verzweifelt weil ich diese Gefühle nicht einordnen konnte.

Die Antworten hier, aber auch das Lesen in anderen Threads hat ja einiges in mir bewirkt. Zum Beispiel den Versuch meinen Kollegen mit anderen Augen zu betrachten.

Einerseits tat es gut es sich mal von der Seele zu schreiben, andererseits hat es sich auch falsch angefühlt darüber hier zu diskutieren. Mit Menschen, die meinen/unseren Hintergrund nicht kennen.

Darum habe ich auch vorerst nichts mehr dazu gesagt.
Ich will auch niemanden mit Details langweilen, die vielleicht aber wichtig wären.

Zudem hatte ich das Gefühl, ich mache so eine größere Sache draus, als es ist oder sein müsste.

Ganz in Ruhe habe ich mir eure Anregungen, meine Gefühle und Gedanken noch mal angeschaut. Habe alles sortiert und Schlussfolgerungen gezogen.

Letztlich habe ich getan, was im Nachhinein das einzig sinnvolle war. Ich habe mit meinem Partner gesprochen und mit meinem Kollegen.

Ehrlich gesagt, habe ich beiden nicht die volle Wahrheit gesagt. Nicht weil ich lügen oder betrügen will oder wollte, sondern weil mein Partner seine Wissenwollen-Grenzen selbst definiert und um meinen Kollegen nicht in eine vollkommen unangenehme Situation zu bringen.

Im Gespräch mit meinem Partner wurde mir noch mal klarer, dass es mir bei dem Kollegen nie um wirklich körperliches ging. Wie erwähnt auch nicht um ein Leben mit ihm. Es waren und sind andere Punkte. Einige davon wurden in der Diskussion oben bereits vermutet.

Unsere Beziehung ist in den Tagen seit dem Gespräch noch mal gefestigter und tiefer geworden. Oder näher und ero.. Wie auch immer.

Letztlich ist etwas gutes daraus geworden (was nicht heißt, dass es leicht war), weil wir unsere Wünsche, Sehnsüchte und Ängste noch einmal sehr genau analysiert und besprochen haben. Und ich für mich einmal mehr festgestellt habe, dass ich mit meinem Partner wirklich über alles sprechen kann und wie tief unser gegenseitiges Vertrauen ist. Auch, wie sehr ich ihn liebe und er mich.

Wenn man das in wenigen Tagen bestimmen kann: die Freundschaft mit meinem Kollegen hat sich auch vertieft. Wir hatten ein paar wirklich gute Unterhaltungen seither. Wir öffnen uns beide mehr und er versteckt sich nicht mehr so sehr hinter Sarkasmus und Co.

Ich glaube, dass ich immer wieder Momente haben werde, in denen ich ihn anziehend finden werde. Das ist für alle Beteiligten ok.

Die anderen Gefühle sind - wie oben auch schon mal als Versuch beschrieben - einem tiefen Gefühl der freundschaftlichen Zuneigung, vielleicht sogar freundschaftliche Liebe, gewichen. Ich weiß ja jetzt, was ich gesucht habe und wofür meine Gefühle standen.

Durch die Akzeptanz dessen, haben sie sich nicht aufgelöst, sondern gewandelt.

Meine Zeit hier im Forum könnte jetzt beendet sein. Ich möchte trotzdem bleiben.

Hier gibt es viele emphatische und sympathische Menschen mit denen gute Gespräche möglich sind. Und ich habe die Hoffnung, hin und wieder einen Gedanken einbringen zu können, der hilft. Eine Idee, die ein Lächeln in ein trauriges Gesicht bringt. Oder einfach nur ein Ohr (oder Auge), das zuhört (mitliest), weil es oft so gut tut, wenn man etwas einfach los wird.

Danke euch, fürs Mitdenken, Mitlesen, Diskutieren, Kritisieren und Beistehen.

22.10.2018 10:36 • #14


H
Zitat von VollVer-liebt:
Ich bin in einer sehr glücklichen Beziehung. Wir heiraten bald und ich zweifle keine Minute daran, dass das der richtige Schritt ist.... Das alles erzähle ich, weil ich wirklich gefestigt ...


Klar doch !

PS

Natürlich wird es immer wieder Menschen geben, die uns faszinieren und in ihren Bann ziehen, aber sie sollten uns doch deshalb keinesfalls so sehr aus der Bahn werfen! Sorry, aber das hat nix mit gefestigt zu tun.

Wer einen anderen Menschen auf ein Podest stellt, der muss sich nicht wundern, wenn er irgendwann von oben herab behandelt wird !


VG Holzer60

22.10.2018 10:48 • #15


A


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