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Kopf über Herz - gerade deshalb tut es so weh

G
Denk nicht so, dass du alleine bleibst. Liebe kennt kein Alter. Menschen wünschen sich Partner bis sie sterben.

Du hast erst zwei Monate hinter dir, das ist doch gar nichts. In der Zeit entsteht nicht einmal Menschenleben. Trauer dauert doch nicht nur zwei Monate, du warst neun Jahre mit diesem Mann zusammen.

18.09.2020 23:27 • x 1 #16


M
Liebe Geheimnis,

das ist ein tröstlicher Gedanke, dass ja auch ein Menschenleben neun Monate Zeit braucht, um sich zu entwickeln.
Und nein, Trauer dauert selbstverständlich länger als zwei Monate. Da hast du ganz bestimmt Recht.
Doch 'irgendwie' wünscht man sich ja, endlich wieder einmal eine Nacht halbwegs gut schlafen zu können und nach dem Aufwachen nicht in der allerersten Sekunde an IHN oder die TRENNUNG zu denken.
Ich erstelle für mich schon so eine Art 'Statistik' über mein Befinden, indem ich mir jeden Abend mithilfe einer Skala von 0 (super) bis -10 (mega grottenschlecht) den für den Tag entsprechenden Wert auf einen Zettel notiere. Das mache ich jetzt schon fünf Wochen lang. Daran kann ich erkennen, wie schwankend mein Seelenleben derzeit ist. Der beste Wert an einem einzigen Tag war bisher - 6.
Insgesamt macht mir extrem zu schaffen, dass mein Selbstwertgefühl supermies aufgestellt ist. Dass ich den Eindruck habe, alle Töpfe finden ihren passenden Deckel, nur ich nicht.
Oft bin ich schon überzeugt davon, dass es für meine Topf gar keinen Deckel gibt, weil ich vllt. eine Pfanne bin.

19.09.2020 07:43 • x 3 #17


A


Kopf über Herz - gerade deshalb tut es so weh

x 3


Zweizelgänger
Malwieder ein kleiner Einwurf zu deinem Umgang mit deiner Trauer und deinem Leben incl Zukunft.

Meinst du nicht, dass eine Bewertung des negativen Zustands eher wenig hilfreich ist?
Wäre es denn nicht viel schöner und positiver, wenn du deine positiven Erlebnisse und deinen positiven Zustand notierst ...?!

Würdest du so vorgehen, hättest du vielleicht an manchen Tagen schon eine 5 erreicht und würdest vielleicht feststellen, dass auch Kleinigkeiten schon eine große Bereicherung sein können.

Ich weiß wie sich dieser Schmerz anfühlt, aber wenn ich mir nur vor dem einschlafen überlege, wie kacke mein Tag war, werde ich sicher unglücklich einschlafen und viell auch träumen und viell auch wieder aufstehen.

Überlegst du dir aber, dass du heute schon die Zugvögel gesehen hast, die sich langsam sammeln oder einen Schmetterling in der Sonne, dann wirst du langsam wieder einen Blick für die wirklich wichtigen Dinge bekommen und sehen, wie kurzfristig eigentlich unser Schmerz ist, von dem wir glauben, dass er immer bleiben wird.

19.09.2020 08:52 • x 2 #18


K
Moin Galaxy,
ich versuche mal ein paar Gedanken zu finden, die dir vielleicht helfen könnten. Gerade bei der Kopf-Herz-Problematik hat man nämlich einiges an Möglichkeiten der Einwirkung. Man ist dem nicht wehrlos ausgeliefert. DU bist dem nicht wehrlos ausgeliefert.

Es geht also nicht darum, die FAKTEN zu verändern. Die stehen ja fest. Es geht nur darum, die Sicht auf die Fakten zu verändern, deinen eigenen Standpunkt also. Es geht darum, der gegenwärtigen Situation mehr und mehr das Positive abzugewinnen, oder zumindest herauszufinden, dass der Status Quo auch Positives beinhalten könnte.

Zitat:
Konkret bin ich seit zwei Monaten alleine, nachdem sich mein Ex-Partner (+60) von mir (+55) nach neunjähriger Beziehungsdauer getrennt hat. Der Trennungsgrund war wohl keine andere Frau, sondern sagen wir einmal ein 'Projekt', das er schlussendlich nun doch ohne mich verwirklichen möchte.
Ich möchte jetzt hier in einem etwaigen Austausch mit euch aber gar nicht so sehr auf den Anlass der Trennung als vielmehr auf die Bewältigung derselben sowie - wenn es sich hier so ergibt - auch auf die tatsächlichen Gründe und die ehemalige Qualität der Beziehung eingehen.

Da wir in seine Gründe keinen Einblick haben, wird es an dieser Stelle etwas schwieriger. Denn Du hast seine Trennung natürlich als feindlichen Akt gegen dich angesehen, was auch sonst? Ich möchte seine Trennung aber lieber als Akt der Selbstliebe ansehen. Er hat das also nicht gegen dich getan, sondern für sich und dabei billigend in Kauf genommen, dass ihr kein Paar mehr sein könnt. Dein Partner hat also herausgefunden, dass es in seinem Leben etwas gibt, das ihm wichtiger ist als die Beziehung. Das kann passieren. Er darf das. Jeder darf das. Mein Wunsch wäre also, dass du herausfinden könntest, dass der Mann für sich (und zwar in seinem Herzen) in ein Dilemma geraten ist, das er innerhalb der Beziehung nicht mehr lösen konnte. Sondern er musste die Beziehung unterordnen und sich dem stellen, was sein Leben (als Projekt) noch mal grundlegend verändern soll.
Fazit: Er hat sich nicht getrennt, um dich abzuwerten, sondern um sein eigenes Leben noch mal ganz neu zu erfinden, ohne Kompromisse. Denn Kompromisse sind nicht sein Ding.

Hier könnte dein Herz also lernen: Es ist gut, dass dieser Mann nicht mehr mein Leben bestimmt, denn er hat Prioritäten, die mir weh tun. Er KANN nicht Rücksicht auf mich nehmen, er tut mir nicht mehr gut. Wenn er sich nicht getrennt hätte, hätte ich mich trennen müssen, weil Seine kompromisslosen Prioritäten viel zu sehr in MEIN LEBEN eingegriffen hätte.

Kurz: Es ist gut so, wie es ist! Es ist besser so, wie es ist! Ich könnte mit ihm nicht mehr glücklich sein, also werde ich ohne ihn glücklich sein!

Wenn es dir gelingt, diesen SCHALTER in deinem Kopf umzulegen, kann der Kopf auch dein Herz davon überzeugen, dass es seine Aufgabe ist, sein Glück anderswo zu finden. Eine Trennung wird nicht dadurch verarbeitet, dass man Zeit ins Land gehen lässt, denn Zeit heilt überhaupt keine Wunden. Sie wird dadurch verarbeitet, dass man seine Sichtweise verändert, optimiert, den Realitäten anpasst. Ich fürchte, du hast bisher vor allem seine positiven Anteile zurück gewünscht. Und in diese Figur, die aus seinen positiven Anteilen besteht, hast du Projektionen hinzugefügt. Damit wurde dieser Mann also zu einer Kunstfigur, die du dir zurückgewünscht hast, aber die es so gar nicht gibt.

Zitat:
Obwohl ich mir selbst immer wieder sage, dass ich eventuell ihn, aber keineswegs die Beziehung, so wie sie die letzten Jahre lief, zurückhaben möchte, schreit mein Herz dagegen und schmerzt selbst
jetzt nach zwei Monaten noch immer so, als gäbe es diese Vernunftsgründe gar nicht.

Dein Herz will also einen Menschen zurück, den es nicht gibt, dein Herz hat die Aufgabe zu lernen, dass er sich weiterentwickelt hat, und zwar von dir weg. Und der Mann, den dein Herz zurückwünscht, ist ein Wesen, das sich aus Erinnerungsstücken und Projektionen zusammensetzt. Der wahre Mann hat dir einen Gefallen getan, dass er gegangen ist. Denn sonst hättest du gehen müssen, weil er für dich keine Kompromisse machen kann.

Zitat:
Ich erstelle für mich schon so eine Art 'Statistik' über mein Befinden, indem ich mir jeden Abend mithilfe einer Skala von 0 (super) bis -10 (mega grottenschlecht) den für den Tag entsprechenden Wert auf einen Zettel notiere. Das mache ich jetzt schon fünf Wochen lang.

Auch da würde ich dir raten, diese Sichtweise zu korrigieren. Sie ist extrem negativ eingestellt und es liegt ausschließlich in deinen Händen, sie positiver zu gestalten.

Ich würde die Null als schlechtesten Zustand ansehen, die zehn aber als besten. Damit ist jeder Befindenszustand, der besser als null ist, zunächst mal ein Erfolg und positiv zu betrachten. Das anzustrebende Ziel ist also, durch kurze Glücksmomente (ein schöner Sonnenuntergang, ein gutes Gespräch oder ein berufliches Erfolgserlebnis) plötzlich eine 5 oder 6 zu erleben. Das wäre genial. Und es stünde ein Pluszeichen davor und kein Minuszeichen.

Zitat:
Daran kann ich erkennen, wie schwankend mein Seelenleben derzeit ist. Der beste Wert an einem einzigen Tag war bisher - 6.

Also eine +4, da ist die +5 oder +6 ja gar nicht mehr so weit.

Zitat:
Insgesamt macht mir extrem zu schaffen, dass mein Selbstwertgefühl supermies aufgestellt ist. Dass ich den Eindruck habe, alle Töpfe finden ihren passenden Deckel, nur ich nicht.

Warum willst du unbedingt ein Topf sein, der durch einen Partner einen Deckel drauf bekommt? Ich kann dieser Sichtweise nichts Positives abgewinnen. Ich sehe lieber Puzzleteile, die ineinandergreifen können. Und das tun sie nicht, weil sie so kompatibel geformt sind, sondern weil sich die beiden Menschen so aufeinander einstellen und aneinander anpassen, dass sie dadurch ineinander passen. Und das geht nur durch Kompromisse. Und die konnte dein Ex nicht. Das ist nun sein Problem und es steht zu befürchten, dass ihm das auch in künftigen Beziehungen wieder im Weg steht. Davon bist du FREI. Du darfst dich nun auf einen Partner freuen, der Kompromisse auch deinetwegen macht und mit dem ein Anpassen der Linien Freude bereitet. Aber bitte keinen Deckel, du bist kein Topf!

Und zum Schluss zu deinem Selbstwertgefühl das Wort sagt es schon. DU SELBER gibst dir diesen Wert, niemand anderer. DU SELBER hast also die Aufgabe, diesen Zustand zu ändern, nur du selber kannst das, niemand anderer. Das Gefühl der Entwertung hat jeder, dem vom Lebenspartner verlassen wurde. Aber damit wird ja nur der Wert beeinflusst, der dir von außen gegeben wurde. Du fühltest dich durch ihn aufgewertet, durch die Tatsache aufgewertet, dass es ihn in deinem Leben gab. Und du hast durch ihn bestenfalls auch Wertschätzung erfahren. Das alles war aber Wert von außen. Es ist nun deine Aufgabe, deinen eigenen Wert herauszufinden und für dich auch fühlbar und sichtbar zu machen. Das geht. Das schaffen viele. Keine Angst davor.

19.09.2020 09:29 • x 13 #19


M
Hallo Zweizelgaenger,

ein berechtigter Einwand. Das hatte ich mir auch schon überlegt.
Da ich allerdings noch am Anfang des ganzen Trauerprozesses stehe, wollte ich mir die Hürde selbst nicht so hoch legen, sondern mit der Skalierung im Minusbereich realistisch bleiben und damit kleinste Ausschlaege nach oben im Verlauf wahrnehmen können.

Ich muss dazu sagen, dass dies nicht meine erste schwere Trennung ist.
Vor genau zehn Jahren ist meine jahrzehntelange Beziehung zu meinem damigen Partner auf eine sehr unschöne Weise zerbrochen. Weil ich damals niemals mit so etwas gerechnet hätte, hat mir das den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich bin in der Folge auch in eine schwere Depression gerutscht, was ich nicht noch einmal in meinem Leben erleiden möchte.

Insofern habe ich jetzt schon etwas 'Übung' und gleichzeitig große Angst, dass mir das wieder so passieren könnte. Daher tue ich schon extrem viel, um dem entgegenzuwirken. Und die Fokussierung auf das Positive gehört dazu. Wenn man das 'übertreibt', kann es jedoch auch eine paradoxe Wirkung haben. Das wollte ich mit der Negativskalierung verhindern. Ich werde mir deinen Vorschlag aber auf jeden Fall noch einmal durch den Kopf gehen lassen.

Abgesehen davon versuche ich das 'Positive' auf jeden Fall zu sehen, gehe auch viel in die Natur, was definitiv tröstlich ist. Zumindest für mich.
Typisch auch bei weniger stark ausgeprägten depressiven Zuständen ist ja, dass die Stimmung abends generell besser ist als morgens und der Schlaf-Wach-Rhythmus insgesamt gestört. So ist das bei mir auch. Abends bin ich eigentlich das eine oder andere Mal relativ zu versichtlich und morgens geht es mir wirklich bislang immer grottig.

19.09.2020 09:33 • #20


M
Guten Morgen KPeter,

wow, was für ein kluger Post.

Ich danke dir recht herzlich und werde in Kürze gerne näher darauf eingehen.
Jetzt muss ich aber zunächst einmal los, um mir mein Frühstück und die erste Runde Bewegung zu sichern.
Eventuell werde ich es auch erst heute Abend schaffen, dir zu antworten.

Auf jeden Fall gibt es hier jetzt schon zwei Befürworter, die Skalierung in den Plus-Bereich zu verschieben.
Okay, überzeugt, werde ich ab jetzt so machen.

19.09.2020 09:42 • x 2 #21


C
Hallo,

Also ich muss sagen, selten so einen tollen reflektieren Beitrag hier gelesen.

Ich hab es ähnlich gemacht und ganz wichtig- unabhängig von den Gründen der Trennung -finde ich den Post von KPeter.

Der Morgenschmerz ist hier im Forum vor allem bei den Frauen anzutreffen, leider war das bei mir auch lange so.
Weil man wieder in der Realität ankommt, dass ist das Problem.
Aber du gehta auf jedenfall absolut den richtigen Weg.

19.09.2020 09:46 • x 1 #22


Zweizelgänger
Zitat von MissGalaxie:
sondern mit der Skalierung im Minusbereich realistisch bleiben und damit kleinste Ausschlaege nach oben im Verlauf wahrnehmen können.

Naja, du nimmst ja eigentlich Ausschläge nach unten wahr, die allerdings den positiven Bereich gar nicht berühren.
Bei deiner Skalierung wäre ja eine -3 ein guter Tag...

Zitat von Cathlyn:
Der Morgenschmerz ist hier im Forum vor allem bei den Frauen anzutreffen, leider war das bei mir auch lange so.

Ich denke, dass das nichts Geschlechterspezifisches ist. Das sind eher Anzeichen von depressiven Episoden.

Zitat von Cathlyn:
Weil man wieder in der Realität ankommt, dass ist das Problem.

Naja, ich verstehe was du meinst und mir ging es ganz genauso, da einem einfach die Realität bewusst wird, aber eigentlich sollte ja ein ankommen in der Realität nicht unbedingt ein Problem sein, sondern eher neue Möglichkeiten eröffnen.

19.09.2020 11:14 • x 1 #23


R
Zitat von KPeter:
Moin Galaxy,
ich versuche mal ein paar Gedanken zu finden, die dir vielleicht helfen könnten. Gerade bei der Kopf-Herz-Problematik hat man nämlich einiges an Möglichkeiten der Einwirkung. Man ist dem nicht wehrlos ausgeliefert. DU bist dem nicht wehrlos ausgeliefert.

Es geht also nicht darum, die FAKTEN zu verändern. Die stehen ja fest. Es geht nur darum, die Sicht auf die Fakten zu verändern, deinen eigenen Standpunkt also. Es geht darum, der gegenwärtigen Situation mehr und mehr das Positive abzugewinnen, oder zumindest herauszufinden, dass der Status Quo auch Positives beinhalten könnte.


Da wir in seine Gründe keinen Einblick haben, wird es an dieser Stelle etwas schwieriger. Denn Du hast seine Trennung natürlich als feindlichen Akt gegen dich angesehen, was auch sonst? Ich möchte seine Trennung aber lieber als Akt der Selbstliebe ansehen. Er hat das also nicht gegen dich getan, sondern für sich und dabei billigend in Kauf genommen, dass ihr kein Paar mehr sein könnt. Dein Partner hat also herausgefunden, dass es in seinem Leben etwas gibt, das ihm wichtiger ist als die Beziehung. Das kann passieren. Er darf das. Jeder darf das. Mein Wunsch wäre also, dass du herausfinden könntest, dass der Mann für sich (und zwar in seinem Herzen) in ein Dilemma geraten ist, das er innerhalb der Beziehung nicht mehr lösen konnte. Sondern er musste die Beziehung unterordnen und sich dem stellen, was sein Leben (als Projekt) noch mal grundlegend verändern soll.
Fazit: Er hat sich nicht getrennt, um dich abzuwerten, sondern um sein eigenes Leben noch mal ganz neu zu erfinden, ohne Kompromisse. Denn Kompromisse sind nicht sein Ding.

Hier könnte dein Herz also lernen: Es ist gut, dass dieser Mann nicht mehr mein Leben bestimmt, denn er hat Prioritäten, die mir weh tun. Er KANN nicht Rücksicht auf mich nehmen, er tut mir nicht mehr gut. Wenn er sich nicht getrennt hätte, hätte ich mich trennen müssen, weil Seine kompromisslosen Prioritäten viel zu sehr in MEIN LEBEN eingegriffen hätte.

Kurz: Es ist gut so, wie es ist! Es ist besser so, wie es ist! Ich könnte mit ihm nicht mehr glücklich sein, also werde ich ohne ihn glücklich sein!

Wenn es dir gelingt, diesen SCHALTER in deinem Kopf umzulegen, kann der Kopf auch dein Herz davon überzeugen, dass es seine Aufgabe ist, sein Glück anderswo zu finden. Eine Trennung wird nicht dadurch verarbeitet, dass man Zeit ins Land gehen lässt, denn Zeit heilt überhaupt keine Wunden. Sie wird dadurch verarbeitet, dass man seine Sichtweise verändert, optimiert, den Realitäten anpasst. Ich fürchte, du hast bisher vor allem seine positiven Anteile zurück gewünscht. Und in diese Figur, die aus seinen positiven Anteilen besteht, hast du Projektionen hinzugefügt. Damit wurde dieser Mann also zu einer Kunstfigur, die du dir zurückgewünscht hast, aber die es so gar nicht gibt.


Dein Herz will also einen Menschen zurück, den es nicht gibt, dein Herz hat die Aufgabe zu lernen, dass er sich weiterentwickelt hat, und zwar von dir weg. Und der Mann, den dein Herz zurückwünscht, ist ein Wesen, das sich aus Erinnerungsstücken und Projektionen zusammensetzt. Der wahre Mann hat dir einen Gefallen getan, dass er gegangen ist. Denn sonst hättest du gehen müssen, weil er für dich keine Kompromisse machen kann.


Auch da würde ich dir raten, diese Sichtweise zu korrigieren. Sie ist extrem negativ eingestellt und es liegt ausschließlich in deinen Händen, sie positiver zu gestalten.

Ich würde die Null als schlechtesten Zustand ansehen, die zehn aber als besten. Damit ist jeder Befindenszustand, der besser als null ist, zunächst mal ein Erfolg und positiv zu betrachten. Das anzustrebende Ziel ist also, durch kurze Glücksmomente (ein schöner Sonnenuntergang, ein gutes Gespräch oder ein berufliches Erfolgserlebnis) plötzlich eine 5 oder 6 zu erleben. Das wäre genial. Und es stünde ein Pluszeichen davor und kein Minuszeichen.


Also eine +4, da ist die +5 oder +6 ja gar nicht mehr so weit.


Warum willst du unbedingt ein Topf sein, der durch einen Partner einen Deckel drauf bekommt? Ich kann dieser Sichtweise nichts Positives abgewinnen. Ich sehe lieber Puzzleteile, die ineinandergreifen können. Und das tun sie nicht, weil sie so kompatibel geformt sind, sondern weil sich die beiden Menschen so aufeinander einstellen und aneinander anpassen, dass sie dadurch ineinander passen. Und das geht nur durch Kompromisse. Und die konnte dein Ex nicht. Das ist nun sein Problem und es steht zu befürchten, dass ihm das auch in künftigen Beziehungen wieder im Weg steht. Davon bist du FREI. Du darfst dich nun auf einen Partner freuen, der Kompromisse auch deinetwegen macht und mit dem ein Anpassen der Linien Freude bereitet. Aber bitte keinen Deckel, du bist kein Topf!

Und zum Schluss zu deinem Selbstwertgefühl das Wort sagt es schon. DU SELBER gibst dir diesen Wert, niemand anderer. DU SELBER hast also die Aufgabe, diesen Zustand zu ändern, nur du selber kannst das, niemand anderer. Das Gefühl der Entwertung hat jeder, dem vom Lebenspartner verlassen wurde. Aber damit wird ja nur der Wert beeinflusst, der dir von außen gegeben wurde. Du fühltest dich durch ihn aufgewertet, durch die Tatsache aufgewertet, dass es ihn in deinem Leben gab. Und du hast durch ihn bestenfalls auch Wertschätzung erfahren. Das alles war aber Wert von außen. Es ist nun deine Aufgabe, deinen eigenen Wert herauszufinden und für dich auch fühlbar und sichtbar zu machen. Das geht. Das schaffen viele. Keine Angst davor.


Wow, KPeter!
Ich danke dir wahnsinnig für diesen tollen und klugen Post. Der hat mir gerade irrsinnig viel gegeben.
Ich drucke ihn mir aus und lese ihn in schlechten Momenten durch, weil er mich sehr positiv stimmt.

Dankeschön von Herzen dafür!

19.09.2020 12:13 • x 1 #24


C
Zitat von Zweizelgänger:
Ich denke, dass das nichts Geschlechterspezifisches ist. Das sind eher Anzeichen von depressiven Episoden.



Ja, deswegen schrieb ich vor allem bei Frauen nicht nur.
Bei Männern wird dies bestimmt auch der Fall sein, vielleicht kommunizieren sie dies einfach nicht so offen.

Naja, ein Anzeichen depressiver Episoden...fände ich jetzt persönlich zu generell. Weil es ist nunmal eine Ausnahmesituation die man durchmacht nach einer Trennung....das man da zeitweise nicht auf dem Bett kommt, ist normal.

Ist nicht gleich ne Depressive Episode, ähnlich aber, das stimmt.

19.09.2020 12:37 • #25


Lebengehtweiter
@KPeter wow und Danke. Bin echt sprachlos.

19.09.2020 12:38 • x 1 #26


C
Zitat von RustysPearl:

Wow, KPeter!
Ich danke dir wahnsinnig für diesen tollen und klugen Post. Der hat mir gerade irrsinnig viel gegeben.
Ich drucke ihn mir aus und lese ihn in schlechten Momenten durch, weil er mich sehr positiv stimmt.

Dankeschön von Herzen dafür!


Dito, werde ich auch machen.

Nicht nur bach einer Trennung ein sehr hilfreicher Text wie ich finde.

19.09.2020 12:39 • x 1 #27


F
Zitat von RustysPearl:

Wow, KPeter!
Ich danke dir wahnsinnig für diesen tollen und klugen Post. Der hat mir gerade irrsinnig viel gegeben.
Ich drucke ihn mir aus und lese ihn in schlechten Momenten durch, weil er mich sehr positiv stimmt.

Dankeschön von Herzen dafür!


Dem kann ich mich nur anschließen. Ein ganz wertvoller Post. Vielen Dank dafür

19.09.2020 14:49 • #28


M
Lieber KPeter,

wie versprochen komme ich jetzt endlich dazu, dir auf deinen wundervollen Post zu antworten, für den ich mich bei dir noch einmal ganz herzlich bedanken möchte.

Du hast mit jedem einzelnen Wort Recht.
Nehmen wir zum Beispiel das:

Zitat:
Dein Partner hat also herausgefunden, dass es in seinem Leben etwas gibt, das ihm wichtiger ist als die Beziehung. Das kann passieren. Er darf das. Jeder darf das


Genau, er hat seine Priorität nicht der Beziehung eingeräumt, sondern den Fokus auf sich selbst gesetzt.
Damit hat er ein Verhalten wiederholt, das er - noch in der Beziehung stehend - sehr oft, fast möchte ich sagen andauernd, gemacht hat. Ein Grund, warum diese Beziehung meiner Ansicht nach Stück für Stück ausgeblutet ist.

Besonders bemerkenswert fand ich auch diese Einschätzung von dir:

Zitat:
Ich fürchte, du hast bisher vor allem seine positiven Anteile zurück gewünscht. Und in diese Figur, die aus seinen positiven Anteilen besteht, hast du Projektionen hinzugefügt. Damit wurde dieser Mann also zu einer Kunstfigur, die du dir zurückgewünscht hast, aber die es so gar nicht gibt.


Perfekt. Genauso kann man beschreiben, weshalb ich die letzten Jahre wie am Fliegenfaenger an
dieser Beziehung klebte, obwohl mir zunehmend klar wurde, dass meine Bedürfnisse hier eine stetig untergeordnete Rolle spielten und am Ende gar nicht mehr wahrgenommen wurden.
Und ja, wäre er nicht gegangen, hätte ich gehen müssen.
Immerhin muss ich sagen, dass wir uns beide im letzten Jahr sehr darum bemüht haben, das Ruder doch noch herumzureissen. Mit seinem finalen Alleingang haben diese Anstrengungen jedoch ihr Ende gefunden und mich sehr verletzt zurückgelassen.
Daher kann ich das hier vom Kopf her unterschreiben:

Zitat:
Und der Mann, den dein Herz zurückwünscht, ist ein Wesen, das sich aus Erinnerungsstücken und Projektionen zusammensetzt. Der wahre Mann hat dir einen Gefallen getan, dass er gegangen ist. Denn sonst hättest du gehen müssen, weil er für dich keine Kompromisse machen kann.


Mit Blick darauf markieren diese Gedanken hoffentlich einen Weg, der diese Einsichten vom Kopf in mein Herz lenken, aber so recht spüren tue ich es noch nicht. Will sagen, dass das im Endeffekt zwar alles richtig ist, die tatsächliche Umsetzung dürfte aber durchaus noch schwierig werden.

Auf jeden Fall habe ich schon einmal damit begonnen, die Skalierung umzustellen in den Plusbereich.
Heute war leider kein so doller Tag bis auf deinen Ausnahmepost. Aufgrund deines Textes bekommt der Tag heute von mir statt einer - 1 eine + 2.


Ganz liebe Grüße an den Weisen aus dem Trennungsforum,
MissGalaxie

19.09.2020 22:14 • x 2 #29


M
Guten Morgen ihr Lieben,

das hier von mir beschriebene Morgentief hat mich schon wieder aus dem Bett getrieben.
Daher möchte ich die morgendliche Stille nutzen, um an dieser Stelle neben @KPeter auch noch einmal allen anderen Mitlesern und - Schreibern hier in meinem Strang zu danken.
Seid also herzlich gegrüßt liebe/-r @zweizelgaenger, @rustyspearl, @cathlyn, @das Lebengehtweiter, @Lilli und alle anderen, die ich jetzt eventuell vergessen habe.
Ich freue mich sehr über eure Beiträge hier bei mir und euer Interesse an meiner Geschichte und meinen Gedanken.


Liebe Grüße von
MissGalaxie

20.09.2020 07:41 • x 1 #30


A


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