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Partner fühlt sich nicht mehr als Mann mir gegenüber

cicada
Hallo und hey, liebes Forum,

ich les' jetzt schon eine ganze Weile mit bei euch, hab' mich aber vor meinem eigenen Thema gedrückt.
Ich habe viel darüber nachgedacht, was ich mir davon verspreche oder erhoffe eines zu eröffnen, weiß es aber immer noch nicht genau. Einfach mal runterschreiben? Offenes Ohr? Ratschläge? Erfahrungsberichte?
Was es auch sein mag, alles ist willkommen; weil:

Mir geht's ziemlich mies und ich hab' keine Ahnung, wie ich mein Problem angehen soll.

Vor ein paar Jahren ist mein Mann schwer erkrankt- mittlerweile ist es überstanden, er hat's gerockt, wie ein Champ!
Die Zeit war hart und schmerzhaft, unsere Partnerschaft ist daran sehr gewachsen und wir haben ein top Teamwork entwickelt. Probleme aus der Vergangenheit waren auf einmal irgendwie trivial und alles in allem hat sich eine gewisse Gelassenheit auf viele Bereiche unseres Lebens gelegt, was ja durchaus positiv ist.
Jetzt drucks ich schon wieder rum.
Ich möchte nicht, dass sich jemand angegriffen oder verletzt fühlt, das Thema an sich ist ja schon sehr sensibel und ich weiß nicht, wie ich's ausdrücken soll, ohne dass es diskriminierend klingt. Also schick' ich eine Entschuldigung vorweg und sag es, wie es ist:

Er fühlt sich vor mir nicht mehr wie ein Mann.
Und ich weiß absolut nicht, wie ich das wieder richten kann, weil ich nicht den Eindruck habe, dass ich es angerichtet hab'.
Er ist und war immer stolz, ein Macher, souverän, immer im Zentrum des Geschehens, sehr selbstbewusst. Für mich hat sich daran nichts geändert, für mich ist er der selbe Mann, nur beeindruckender- ich war ja dabei und habe gesehen, wie er gekämpft hat.
Aber genau das ist das Problem.
Er weiß, dass ich alles gesehen und mitgemacht habe, das ihn in seinen Augen schwach gemacht hat, dass ich ihm helfen 'musste' und er über einen langen Zeitraum nicht mehr der sein konnte, der er gerne ist.
Seitdem kann er es nicht mehr annehmen, wenn ich ihm Komplimente mache, Lob für was auch immer kommt nicht an und wenn er Sorgen hat, spricht er zwar nach wie vor mit mir, aber er sieht mir dabei nicht mehr in die Augen.
Bestätigung holt er sich lieber außerhalb. Das hat mich anfangs extrem getroffen, aber irgendwo versteh' ich's auch, zumindest denke ich das.
Er ist seitdem auch recht eifersüchtig geworden.
Mir setzt es richtig zu, dass ich ihm anscheinend nicht mehr das Gefühl geben kann, toll zu sein und ich weiß einfach nicht, warum.

In unserer Beziehung läuft so gesehen alles tutti, wie haben stinknormale Streits über stinknormale dämliche Sachen, Alltag macht Spaß, wir lachen viel, Zärtlichkeit ist da. Körperlich ist es eigentlich auch sehr erfüllend, da kommt bei ihm nur leider auch oft der Kopf und er denkt, seit der Chemo ist es nicht mehr gut für mich- was überhaupt nicht stimmt! Er glaubt mir nur nicht.

In der Zwischenzeit haben wir noch ein paar mehr Krisenzeiten ganz gut weggesteckt und alles in allem liest sich das irgendwie, als hätte ich hier nichts verloren.

Mich belastet das nur wirklich sehr und auch wenn ich das Suchen nach Bestätigung draußen verstehe, wäre es gelogen, wenn ich behaupten würde, das wäre komplett cool für mich und eine Dauerlösung, mit der ich gut leben kann.
Dass viele auf ihn fliegen wusste ich ja von Anfang an und ich kann verkraften, dass er das seither gerne zulässt und für sich nutzt, aber ICH will auch noch was abhaben und kann das Gefühl nicht ertragen, dass ich nicht mehr ausreiche.
Aber steht mir das zu? Ich war nicht krank. Ich kann nicht wissen, wie das ist und was das mit jemandem macht.
Was hab' ich falsch gemacht, dass echt nichts mehr ankommt? Und wie bieg' ich das wieder hin?
Wir haben eine recht gute Kommunikation und er kommt mit allem, was war, soweit gut klar. Er hat auch bei niemandem sonst das Gefühl, in irgendeiner Weise weniger wert zu sein, nur bei mir.
Das macht mich fertig.

Danke an alle, die es bis hierher geschafft haben!
Vielen Dank, dass ihr euch meine Sorgen durchgelesen habt.
Liebe Grüße
cicada

18.05.2022 11:49 • x 4 #1


aciddd
@cicada
Naja, das Problem liegt definiv an Ihm, nicht an dir. Lass dir das schon mal gesagt sein! Auch dass du dich entschuldigst? Ist doch jetzt kein sehr sensibles Thema oder? ^^

Zitat:
Er ist seitdem auch recht eifersüchtig geworden.

Ja das passt zu allem wie du es beschrieben hast. Ich kann da leider auch nicht wirklich aus Erfahrung sprechen (Kranheit, was das mit einem macht), aber er hat definitv ein Problem mit seinem Selbstbewusstsein bekommen. Vielleicht hat Ihn die Tatsache dem Tot ins Auge zu sehen verändert. Oder eben dass er als starker Partner vor seiner Freundin die Hosen runter lassen musste. Aber Schwäche zu zeigen, bzw Hilfe an zu nehmen, sollte man eigentlich schon zulassen können wenn man ein Gesundes Selbstvertrauen hat. Aber wiegesagt, ich hab keine Ahnung was so ein Krankheitsverlauf mit ihm macht.

Rat? Puh, mit ihm reden, so wie du es hier geschrieben hast? Oder denkst du er reagiert da nicht gut drauf?
Von Typ her, wie du ihn beschrieben hast, wird es wohl auch schwer sein ihn zu einer Beratung zu schicken. Vermutlich würde ihn das noch schwächer da stehen lassen als er sich eh schon fühlt.

18.05.2022 11:59 • x 1 #2


A


Partner fühlt sich nicht mehr als Mann mir gegenüber

x 3


K
Hallo Cicada,

ich kann mich in Deinen Mann sehr gut reinfühlen. Nicht, weil ich auch so ein Typ bin, eher ganz im Gegenteil, aber für mich erscheint dennoch sein komplettes Verhalten extrem logisch (auch wenn ich es nicht als gut erachte).

Zitat von cicada:
Er weiß, dass ich alles gesehen und mitgemacht habe, das ihn in seinen Augen schwach gemacht hat, dass ich ihm helfen 'musste' und er über einen langen Zeitraum nicht mehr der sein konnte, der er gerne ist.

Hast Du gut erkannt. Wahrscheinlich sieht er sich in der Beziehung als der männliche Part, der Starke, der Dich beschützt, der Fels in der Brandung ist. Und evtl. darf er in seiner Weltansicht nicht schwach sein. Zu keinem Zeitpunkt. Er sieht es nicht so wie Du, wie ich auch, dass in einer Partnerschaft beide füreinander da sind und echte Tiefen (gerade solche, die ja nicht nur im Kopf existieren) zusammen gemeistert werden und dann nur zusammenschweissen. Er empfindet es als Schande an sich vor Dir. Hoffe, ich kann das verständlich ausdrücken. Vollkommen grundlos, sogar falsch, aber er sieht es nicht so.

Zitat von cicada:
Seitdem kann er es nicht mehr annehmen, wenn ich ihm Komplimente mache, Lob für wasauchimmer kommt nicht an und wenn er Sorgen hat, spricht er zwar nach wie vor mit mir, aber er sieht mir dabei nicht mehr in die Augen.

Wahrscheinlich, weil er in seinen Augen es nicht mehr wert ist. Er ist jetzt der verletzliche, schwache - und Du hast es gesehen. Er glaubt, Du siehst ihn jetzt anders.

Zitat von cicada:
Bestätigung holt er sich lieber außerhalb. Das hat mich anfangs extrem getroffen, aber irgendwo versteh' ich's auch,

Weil Dritte seine Vorgeschichte nicht kennen. Weil er dort stark auftreten kann, jetzt, wo er es wieder ist. Mach Dir auf jeden Fall klar, dass das Verhalten nichts mit Dir zu tun hat.

Zitat von cicada:
Was hab' ich falsch gemacht, dass echt nichts mehr ankommt? Und wie bieg' ich das wieder hin?

Ich befürchte gar nicht. Das ist nicht Dein Part. Du kannst das nicht, da er es wieder hinbiegen muss. Und dafür muss er zunächst verstehen, was da mit ihm passiert ist. Und warum er sich jetzt so verhält.

Du kennst ihn - ob er es verstanden hat, kannst nur Du sagen. Aber der Wille, da ranzugehen, muss von ihm kommen. Hast Du das - wie hier im Forum - bei ihm mal in aller Deutlichkeit so angesprochen? Wenn nicht, wäre das der erste Schritt, den Du gehen solltest. Ich glaube auch, dass da professionelle Hilfe angeraten wäre.

Was ich noch dazusagen will: Das ist nur meine Einschätzung. Ich kann danebenliegen. Du wirst es besser wissen. Aber für mich machts halt Sinn in der Form.

Ihr habt da echt was wunderbares. So wie Du schreibst, ist Eure Partnerschaft eine tolle. Auch dass Du für ihn da warst in der schlimmen Zeit, ist ja alles andere als selbstverständlich (leider). Eure Bindung ist es wert, alles zu versuchen, damit es wie früher wird. Wäre echt schade, wenn er das nicht so sehen würde.

18.05.2022 12:08 • x 5 #3


Ayaka
es klingt auf jeden Fall nach einer sehr besonderen, schönen Beziehung die ihr da habt - nur die Krise ist noch nicht ganz ausgestanden weil die Nachwirkungen noch verdaut werden müssen

wie lange ist er denn wieder gesund, also nicht mehr so sehr von der Krankheit gezeichnet? braucht er vielleicht einfach nur noch ein bisschen bis es sich wieder auf normales Aufmerksamkeitsbedürfnis einpendelt?

eine sehr sensible Situation, vielleicht würde es helfen, wenn du dich mit Komplimenten und Aufmerksamkeit zurückhältst und ihn diese wieder richtig verdienen lässt, vielleicht kommen sie zu leicht und zu oft für seinen Geschmack und das was er braucht. Wahrscheinlich will er kämpfen.

Zugleich würde ich dir raten wieder einige Zügel in seine Hand zu drücken die du eventuell während der Krankheit übernommen hast - nach dem Motto wieder als Team, jeder seinen Teil,... vielleicht hilft das ja ein bisschen

ich glaube aber auch hier könnte eine Eheberatung durchaus helfen euch dabei zu unterstützen eure gegenseitigen Erwartungen, Ängste und Bedürfnisse miteinander auszutauschen - vielleicht seid ihr ja ganz nah beinander nur versteht den Anderen gerade nicht so ganz

Kopf hoch und fühl dich gedrückt

18.05.2022 12:19 • x 6 #4


Cagy
Hallo cicada,
vielleicht erreichst Du ihn wenn Du ihm Deine Ängste und Sorgen genau so wie hier im Forum schilderst ?
Das er spüren kann wie sehr Du auf seine Hilfe angewiesen bist um in eurer Beziehung wieder froh und glücklich zu sein. Vielleicht weiß er gar nicht wie unglücklich Du bist.
Sprich mit ihm in dem Sinne das Du ihn brauchst. Ich denke auch das er mit dieser Rolle ( das er nicht mehr der *Stärkere* ist ) nicht zurecht kommt.
Gutes Gelingen und alles Gute Dir.

18.05.2022 12:20 • x 1 #5


cicada
Ihr lieben, vielen Dank für eure unglaublich tollen Antworten.
Ich möchte gerne jedem einzeln antworten, das dauert jetzt einen Moment- bis gleich!

18.05.2022 12:23 • #6


P
Schön dich zu lesen.

Ganz ehrlich, nein es ist nicht okay das er dir das Gefühl gibt, das du ihm nicht reichst.
Nein es ist nicht okay, dass er sich Bestätigung wo anders holt.
In welcher Form eigentlich?

Er war Krebs erkrankt richtig? Und er ist nun genesen?
Heißt, du hast ihn während der Chemotherapie gepflegt? Und deswegen meint er nicht mehr der Mann zu sein der er einmal war?

Ich würde auch mit ihm sprechen und um eine Ehetherapie bitten.

18.05.2022 12:25 • x 6 #7


B
Es ist oft ein Problem gerade für Männer.
Die werden so erzogen: Ein Junge weint doch nicht ... Er lässt sich nichts gefallen ... Er setzt sich durch ....
Er ist der Macher, der alles schafft ... usw.

Was meist dabei rauskommt, sind Männer die keinen rechten Zugang zu ihren Gefühlen mehr haben, weil sie nicht gelernt haben, überhaupt und bewusst etwas zu fühlen, geschweige denn ihre Gefühle zu benennen oder gar darüber zu sprechen. Sie fresses vieles in sich hinein.

Er war mal ein gesunder, leistungsfähiger Mann. Dann kam die Krankheit und auf einmal ist er nichts mehr. Der Medizin weitgehend ausgeliefert, Chemotherapien und deren Nebenwirkungen. Er ist krank und fühlt sich schwach und nicht mehr in der Lage, über sein Leben selbst zu bestimmen, weil alles von der Krankheit dominiert wird.

Du hast ihn hautnah erlebt. Wie er schwach wurde, seine Energie verlor und wer weiß was noch alles. Ich schätze, das geht ihm nun gegen seine Ehre als Mann. Er hatte ein Selbstbild, das von der Krankheit zerstört oder zumindest erschüttert wurde.
Und möglicherweise schämt er sich auch im Geheimen, dass Du ihn so gesehen hast und alles mitbekommen hast.

Und jetzt muss er sein Selbstgefühl aktivieren und es stärken. Ein Mittel dazu ist, dass man zusieht, dass man von der Außenwelt Bestätigung bekommt. Dann fühlt er sich wieder einen Moment lang, aber die Lücke bleibt und fordert neues Futter.
Wie sieht es denn aus, wenn er sich Bestätigung holt? Flirtet er mit Frauen oder geht es eher um berufliches?

Ich glaube, dass Du als diejenige die am nächsten an ihm dran ist, da nicht viel ausrichten kannst. Was Du lieferst, hilft ihm nichts, zumal womöglich unterschwellig sogar die Scham über seinen Zustand mitschwingt.

Was ihm vielleicht helfen könnte, wären oder mehrere Gespräche mit einem guten Therapeuten, der ihn vielleicht dabei unterstützen könnte, Zugang zu seinen Gefühlen zu bekommen. Wie auch immer er sich Bestätigung holt, es ist immer ein Zeichen für etwas, was fehlt in ihm. Er versucht es zu kompensieren was ihm vermutlich nicht recht gelingt. Ein Therapeut könnte hilfreich sein.
Nur, Du kannst es ihm lediglich vorschlagen und sondieren, ob er sich dafür öffnet, verordnen kannst Du es ihm nicht.

Was Du ferner tun kannst, mit offenen Karten zu spielen und ihm mitzuteilen, dass Dir aufgefallen, dass er auf Bestätigung aus ist. Frag ihn, ob ihm das selbst schon aufgefallen ist?
Wenn er abblockt, dann die Sache erst mal auf sich beruhen lassen.
Ich würde es ansprechen, aber zunächst nichts erwarten, nicht nachbohren, ihn nicht löchern und komm um Himmels Willen nicht mit dem gut gemeinten Angebot: Wenn Du darüber sprechen möchtest, dann höre ich Dir gerne zu.Denn damit bringst Du Dich in die Rolle einer Therapeutin und das würde zu einem Machtgefälle führen.
Das käme sicher nicht gut an. Ich würde es einfach mal ansprechen, eher so nebenbei und dann nichts weiter tun.
Möglicherweise wird ihm dann bewusst, dass Du das nicht besonders cool findest und dass Dir das negativ aufgefallen ist. Und dann wartest Du ab und beobachtest.

Wenn alles so bleibt wie es ist, dann nochmals ansprechen und klar sagen, dass es Dich verletzt.

Ich denke, in ihn dringen zu wollen und ihn zu bedrängen, wäre die falsche Strategie. Ich schätze, sein Selbstgefühl hat massiv gelitten und er hat gemerkt, wie fragil das Leben eigentlich ist und er hat sicher Ängste davon getragen. Die kannst Du ihm aber nicht nehmen, denn Du bist weder seine Mutter noch seine Therapeutin.
Es wäre gut, mit einem nicht beteiligten Dritten darüber zu sprechen.

Du könntest doch auch mal selbst bei der Caritas oder Pro Familia nachfragen und für Dich um einen Gesprächstermin bitten. Die Leute dort müssen nicht die schlechtesten sein. Und objektive Menschen bringen oft auch andere Sichtweisen hinein.Einfach mal so für Dich mit einer anderen Person, die aber schon eine Ahnung von solchen Dingen haben sollte, sprechen. Erstmal ohne ihn.
Natürlich steht es Dir auch frei, selbst mal mit einem Therapeuten über die Lage zu sprechen. Du hast jetzt eine Situation, der Du hilflos und ratlos zusiehst. Also kannst Du Dir auch Unterstützung holen.

18.05.2022 12:33 • x 4 #8


cicada
@acidd
Vielen Dank für deine lieben Worte und deine Einschätzung- mit der du übrigens voll ins Schwarze getroffen hast.
Das Ding mit dem Reden ist aktuell irgendwie so ein zweischneidiges Schwert. Ich hab sehr klar kommuniziert, dass ich sehr viel Verständnis für das alles habe, es mich aber trotzdem trifft.
Er wird daraufhin auch auf keinen Fall wütend- verstehen tut er es nur leider (noch) nicht. Und auch nicht, weil er es nicht will- sein Kopf lässt ihm einfach keine Zeit, das als Aussage zu verarbeiten, sondern er wertet es direkt als Bestätigung, dass er mir kein guter Partner ist und mich ja eh nur traurig macht. Daraufhin springt mein (zugegeben, auch irgendwo verkorkstes) Hirn an und ich beschäftige mich erstmal wieder damit, ihm zu sagen, dass das nicht so ist. Zum Verständnis, dabei kommen mitunter ziemlich schräge Gespräche raus, wie:
-'Du, ich weiß, dass dir das Schreiben/Flirten/Treffen mit FrauXYZ sehr gut tut. Ich komm' damit aber schlecht klar, weil ich mich dann fühle, als würde ich dir nicht reichen.'
-'*beep*, siehst du? Jetzt hab' ich dich schon wieder mit meinem Verhalten verletzt, ich pack' das nicht.'
-'Waaas, nein, nein, so war's nicht gemeint, so schlimm ist es jetzt auch wieder nicht.'
Von daher, unsere Kommunikation ist jetzt nicht schlecht, sie führt nur leider ins Nichts und ich würde gerne etwas gegen die Machtlosigkeit tun, bis er soweit ist, daran zu arbeiten.
Wie du sehr richtig erkannt hast, ist es schwer bis unmöglich, ihn zur Beratung zu ermutigen.

18.05.2022 12:42 • #9


Elfe11
Eine Erfahrung von mir von einem Parship Kontakt im letzten Jahr, der vor 10 Jahren einen schlimmen Krebs überlebt hat wie durch ein Wunder. Ich nehme auch an, dass seine bildhübsche junge EF ihm zur Seite stand. Was macht er? Er fliegt in die USA und fängt sich eine Affäre mit seiner Jugendliebe an. Er sagte das seiner EF vorher offen! Die Affäre hielt nur 3 Monate. Die, EF ließ sich scheiden und er musste um sein Haus kämpfen, das er auf sie überschrieben hatte. Es endete im bitteren Scheidungskrieg. Er versteht bis heute nicht, dass er seine, Ehe selbst vor die Wand gesetzt hat. Er gibt der EF die Schuld und fühlt sich als Opfer! Null Reue. Ich denke schon, dass der Krebs einen Menschen verändert. Da will man nochmal so richtig was erleben. Ein Feuerwerk der Gefühle! Leben! Und die armen leid geplagten EF werden mit Füßen getreten. Sorry, deine Geschichte erinnert mich an die Story meines Parship Kontakt. Er brauchte Aufmerksamkeit rund um die Uhr und sog egoistisch alles auf, was er kriegen könnte. Er datete auch parallel, woraufhin ich unser Kennenlernen beendete. Er war super verwöhnt. Positiv, er ging 3x pro Woche ins Krafttraining ins Fitness Center und hatte sich einen tollen Body antrainiert. Seine Komplexe stammten noch aus der Kindheit, der Vater hätte ihn beschimpft ubd hässlich genannt. Vielleicht steckt bei deinem EM auch was in den Kinderschuhen?

18.05.2022 12:43 • x 1 #10


E
Hallo Cicada,

Du scheinst mir sehr reflektiert und einfühlsam, sollte ich mal in eine Kriese geraten, würde ich mir jemanden wie dich als Begleitung wünschen. Das ist Gold wert.

Der Satz in der Fusszeile lässt mich vermuten, dass du nach dem eigenen Anteil in den Geschehenissen tendiert zu suchen, ist das so? Ich kenne das auch. Aber in deiner Story sehe ich nichts, was du hättest anders machen können.

Dein Partner hat eine schwere Zeit gehabt und du bist ihm beigestanden und es mitgetragen. Nun ist er genesen und die Freude daran ist dennoch etwas betrübt, weil die Unbeschwertheit als Paar ausbleibt. Was diese schwere Krankheit mit ihm machte, das lag nicht in deiner Hand, du hattest nichts daran ändern können, dass er sich schwach fühlt in deiner Gegenwart. Kann es sein, dass bereits deine Präsenz ihn daran erinnert? Auch dafür könntest du nichts......

Ich finde es total traurig und kann mich gut in deiner Lage versetzen, denke ich. Man hat zusammen gekämpft und vielleicht davon geträumt, dass eines Tages alles wieder gut ist, so schön wie früher..... Wenn er bliss wieder gesund wird.... Und nun ist es gut, aber doch so anders.......

Ich glaube von diesem so wie früher wirst du dich trennen müssen, denn nach einer bedrohlichen Krankheit sind Menschen oft verändert, das lässt sich nicht vermeiden. Dein Partner scheint seine Lebendigkeit zu genießen, die Tage unbeschwert auszukosten - verständlich nicht? Du hängst noch dem Erlebten ein wenig hinterher, voll in dem Gefühl, dass die Krise euch noch mehr verbunden hat, aber es fühlt sich gerade nicht so an, oder? Er scheint sich eher von dir zu distanzieren..... Das tut bestimmt weh.

Ich weiß nicht, ob meine Gedanken verstanden werden können, ich würde an deiner Stelle mich unabhängig von ihm, mich um meine eigene Unbescheertheit bemühen. In vollem Vertrauen, dass es ihm gut geht, dass er mich gerade nicht braucht, dass es für ihn gut gesorgt wird und ich mich um mich selbst kümmern kann. Dann könntet ihr euch vielleicht irgendwann wieder auf eine andere Ebene begegnen, wo die gemeinsame Vergangenheit als Stärke und nicht mehr als Last empfunden wird.....

Wichtig wäre es für dich, emotionale Unterstützung zu haben in diesem Prozess, denn es sind heftige Gefühle im Spiel. Ein Coach, Seelsorger oder eine gute Freundin, wichtig ist, dass du auch bekommst, was du brauchst. Vielleicht können wir dir auch hier ein wenig helfen, aber ein Profi wäre natürlich besser.

18.05.2022 12:47 • x 1 #11


cicada
@RyanG
Auch dir vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, zu antworten!

Du hast das sehr gut aufgeschlüsselt und liegst auch sehr richtig mit allem, was du schreibst.
Er ist gerne der Starke und gerne der Beschützer und das hab' ich ihm auch immer zugestanden- ich hab' wohl nur leider unterschätzt, wie schlimm es für ihn wird, wenn er es mal nicht mehr sein kann, sei's drum, ob das nur ein paar Monate waren.
Ich hab' Angst, dass ihn irgendwie gedemütigt haben könnte, indem ihn untertützt habe. Aber was wäre die Alternative gewesen, ihn allein lassen? Hätte vermutlich eine andere Art von Trauma hinterlassen.

Deine Aussage zum Thema Bestätigung von außen hat mir übrigens total geholfen, vielen Dank. So erkläre ich es mir nämlich auch- dass andere das auch so sehen, beruhigt mich sehr.

Ich hab' acidd gerade in meiner Antwort an ihn geschrieben, dass ich sehr klar kommuniziert hab', wo das Problem für mich liegt und das eher so mittel gut lief und läuft
Er ist für sich, denke ich, einfach noch nicht so weit, das Thema professionell anzugehen. Das gesteh' ich ihm zu.
Ich möchte ihn auch nicht drängen, ich denke, das ist der falsche Weg.
Ich empfinde uns auch als was wunderbares, was es sich zu pflegen lohnt. Manchmal ist's nur leider echt schmerzhaft.

Mir tut es erstmal sehr gut, eure Antworten zu lesen, das gibt mir sehr viel!

18.05.2022 12:53 • #12


cicada
Liebe @Ayaka ,
Danke für deine Antwort, das Kopf hoch und den Drücker!

Ausgestanden ist es seit etwa zwei Jahren; zwischen Ende der Behandlung und Covid hatten wir ein paar Monate zum Durchatmen und zum sortieren. Danach wurde es Covid bedingt etwas schwierig und ich denke, dass das auch ein Grund ist, warum du Recht haben könntest mit 'Vielleicht braucht er noch Zeit'.
Wir sind beide selbstständig und waren beide von den Lockdowns betroffen- da ging schon mal sehr viel Energie und Hirnmasse rein, viel Zeit zum nachdenken hat er sich nicht genommen.
Das macht er aber eh nicht gern und irgendwo hängt noch das Damoklesschwert des Zusammenbruchs, fürchte ich. Er ist aus der Behandlung ohne einen Tag Pause direkt wieder an die Arbeit- ohne einen Gedanken an das Erlebte zu verschwenden.
Ich wünsch' mir für ihn, dass er das wirklich so easy abhaken kann... ich glaub's nur nicht. Er ist ein Verdrängungskünstler.

Deinen Ratschlag mit dem 'Verdienen' find ich sehr interessant und ich möchte das auf jeden Fall mal vorsichtig ausprobieren! Ich zerdenke mir gerne Sachen und hab' ein bisschen Angst, dass er sich dann abgelehnt fühlen könnte oder als würd' ich mich über ihn lustig machen, aber hey- no risk, no happy husband oder so.
Das könnte wirken, bis er bereit ist, sich mal eine Beratungsstelle anzuschauen.
Vielen Dank!

18.05.2022 13:03 • #13


K
Zitat von cicada:
Ich hab' Angst, dass ihn irgendwie gedemütigt haben könnte, indem ihn untertützt habe. Aber was wäre die Alternative gewesen, ihn allein lassen? Hätte vermutlich eine andere Art von Trauma hinterlassen.

Ne, das Alleinlassen wäre keine echte Alternative gewesen. Du hast das richtig gemacht, ausserdem denke ich mal, hätte es für Dich sowieso keine andere Wahl gegeben, als für ihn da zu sein. Das bist halt Du und so willst Du sein. In meinen Augen auch das einzig richtige in einer Partnerschaft. Egal, wie schwierig es ist, man lässt den Partner nie allein.

Zitat von cicada:
Deine Aussage zum Thema Bestätigung von außen hat mir übrigens total geholfen, vielen Dank. So erkläre ich es mir nämlich auch- dass andere das auch so sehen, beruhigt mich sehr.

Und vielleicht hilft es Dir noch ein wenig mehr, wenn ich Dir sage, dass wenn er sich diese Bestätigung holt aktuell, es in keinster Art und Weise eine Konkurrenz für Dich darstellt. Auch wenn ich ihn nicht kenne, glaube ich fest, dass er keinerlei Ambitionen hat, seine Fühler auszustrecken. Er fühlt sich damit phasenweise besser, das würde ich ihm sogar zugestehen. Er wird noch feststellen, dass es ihm im Kern nicht helfen wird, dann wird er es von sich aus einstellen, hoffe ich wenigstens.

Vielleicht ist es einfach noch zu früh und er steckt voll in der Verarbeitung. Weiss man ja nicht. Gib ihm Zeit. Bedrängen bringt nichts. Wenn Du ihm durch die Krankheit geduldig geholfen hast, schaffst Du es auch, den Zustand erstmal eine Zeit lang zu ertragen. Wohlgemerkt, eine Zeit lang. Nicht ewig.

Und in der Zwischenzeit könntest Du vielleicht - ist nur eine Idee - ihm seine Stärke immer ein Stück weit unter Beweis stellen. Wenn es was zu reparieren gilt, oder Du Hilfe brauchst.... hol sie Dir aktiv von ihm, vielleicht mit dem Spruch ich schaffs nicht allein. Auch wenn es nicht stimmt, solch kleine Bestätigungen für sein Selbstbewusstsein wären bestimmt nicht falsch.

18.05.2022 13:04 • x 1 #14


cicada
Liebe @Cagy,

Danke für deine Antwort und hey- auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen.
Also, es vielleicht echt mal so auszudrücken, als wäre ich darauf angewiesen (obwohl ich's ja bin, so ehrlich muss ich sein). Das ist ein super guter Tipp und auch das werd' ich auf jeden Fall versuchen!
Vielleicht ist eine extrem auf gleicher Ebene ausgetragene Unterhaltung ja das Problem und es schadet nicht, sich mal 'klein' zu machen.
Ich danke dir!

18.05.2022 13:10 • #15


A


x 4




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