Guten Abend,
vorweg, ich komme gerade von einem längeren Spaziergang, habe viel nachgedacht, wollte mich kurz fassen, aber ich glaube es wird schwierig, ich fang einfach mal an.
Ich (44 Jahre) bin eigentlich wenig beziehungserfahren, war 6 Jahre verheiratet, mehr oder weniger eine Fernbeziehung, mein Mann war viel unterwegs, ich war viel allein und auf mich gestellt, habe hier im Ort meine Eltern, zwei Geschwister. Inzwischen habe ich eine tiefgründige Gesprächspartnerin, die ich aber auch nicht ständig sehen kann, da sie selbst Familie hat. Meine Ehe ist noch vor Corona also 2019 geschieden worden. Mein Mann hat sich damals dafür entschieden für die Firma alle zwei Monate den Standort zu wechseln, weltweit unterwegs, das kam für mich nicht in Frage und daher hat er sich gegen mich und für den Job entschieden.
Ich habe das aber verarbeitet, meine Zeit mit viel Sport inzwischen gut gefüllt, auch und gerade während Corona. Leider sind mir dem Ende der Ehe auch ein paar wenige gute Freundschaften zerbrochen. Kinder habe ich keine, auch nicht gewollt.
Ich arbeite in einem Büro, . und jetzt kommts, mein Ex Freund ist ein Arbeitskollege, zum Glück nicht in der selben Abteilung aber wir laufen uns mindestens drei Mal die Woche bei Meetings über den Weg.
Wie lernten wir uns kennen. Er war neu, ich war in einer Krise, da bei uns Abteilungen zusammengelegt wurden und ich nicht wechseln wollte. Er bekam das mit, war für mich da, war für mich ein super Ansprechpartner. Wir telefonierten abends stundenlang, er gab mir Rat, er war super liebevoll. Und er konnte die Situation natürlich nachvollziehen. Er fand mich übrigens mindestens so toll wie ich ihn. Er fand an mir irgendwie alles toll, so dachte ich. Er war spontan auch verfügbar, er war fast immer verfügbar.
Wir trafen uns zwei oder drei Mal am Wochenende und damals kam mir das nicht komisch vor, aber wir unternahmen schon Dinge, die ich vorher nie und vermutlich auch ohne ihn nie gemacht hätte. Wir waren Billard spielen, waren dann auch Dart spielen. Wirklich viel sprachen wir nicht, es ging immer eher um die Firma, um Allgemeines, er war aber so überfürsorglich, wollte mir alles recht machen. Irgendwann nach drei Wochen dann küssten wir uns, es war für mich so wunderschön, die Nähe, sein Geruch und alles mit ihm. Das übrigens vermisse ich total und bekomme einen Kloß gerade, wenn ich dran denk.
Ich erinnere mich noch an unsere erste Übernachtung, er war daheim an einem Freitag und ich auf einer Familienfeier mit meinen Eltern, zu denen ich einen sehr guten und engen Draht habe. Ihm war es egal wann ich komme, hauptsache ich sei bei ihm, er zeigte sich total flexibel.
Man muss dazu sagen, wir wohnen etwa 30min entfernt, haben natürlich zwei Haushalte, ich mache viel Sport, zu dieser Zeit noch Vereinssport, den ich mehrfach habe ausfallen lassen müssen. Als ich ihn kennenlernte, hatte ich das Gefühl, er sei gut beschäftigt, das passt mit uns. Als wir zusammen kamen warf er mir dann später vor, er hätte meinetwegen soviel aufgegeben und irgendwie kam auch zwischen den Zeilen immer wieder auf, dass er das selbe von mir erwartet hätte und ich eben nicht erfüllt hätte. Dazu später mehr im Text.
Irgendwie pendelte es sich so ein, dass wir uns einmal unter der Woche und an den Wochenenden Samstag und Sonntag sahen. Ich brachte Haushalt, meinen Sport, den ich wirklich brauchte als Ausgleich, da irgendwie unter, und reduzierte das meiste schon. Ich hatte ja nur wenige Freunde, die sah ich auch erstmal garnicht mehr. Aus einem Verein trat ich aus.
Ich merkte bei ihm zunehmend eine Unzufriedenheit. Man muss auch sagen, dass ich Beziehung so vorher nicht kannte. Wir hatten außer der Arbeit kaum Themen und er war auch ultraschnell genervt, wenn ich etwas doppelt erzählte, was ja manchmal vorkommt, unterbrach mich sofort und sagte dann Das hast du schon erzählt, weiß ich. Und er wollte ständig nur über uns sprechen, also die Themen waren ständig wir, unsere Beziehung und nach einigen Wochen hatte ich das Gefühl, dass ihm das alles zu wenig sei. Er hätte gern gehabt, dass wir uns täglich sehen, war aber nicht bereit auch mal zu mir zu kommen oder bei mir zu übernachten, weil ihm das zu viel Aufwand war. Sagte ich hier etwas, war ich die Bequeme und zu faul bei ihm zu schlafen. Irgendwann hatte ich auch den Blick dafür verloren, was Wahrheit und was nur seine Wahrheit war.
So nach und nach merkte ich schon, dass ich am Wochenende lieber Sport mache und ihn anschließend sehen würde und ihm das nicht recht war. Wieso weiß ich nicht. Er hatte wenig zu tun, irgendwie garnichts. Einkaufen, Netflix schauen und rumgammeln. Das war mir zu wenig und er merkte das auch. Er warf mir dann immer vor, dir ist das ja alles zu langweilig hier mit mir. Irgendwann unternahmen wir sehr viel am Wochenende, was schon fast anstrengend wurde, jedes Wochenende einen größeren Ausflug, das ging auch ins Geld, am Wochenende waren wir mit Sprit dann mal 100 Euro los, gingen essen. Die Ausflüge waren toll, aber daheim bei mir blieb immer alles liegen und ich merkte schon, dass ich richtig gestresst war, Ausschlag bekam und Kopfschmerzen.
Das ganze führte dazu, dass ich mich auch zurück zog, mich nicht so oft meldete, was zu noch mehr Stress führte. Er wollte an jedem Tag telefonieren, wo wir uns nicht sahen, dabei sahen wir uns ja schon täglich auf der Arbeit und er machte auch mit mir dort Pause, wir hatten überhaupt keine Inhalte, über die wir hätten sprechen können und er saugte sich dann immer Themen aus den Fingern, mich nervte das, weil ich nebenbei nichts machen sollte. Er hörte ja am Telefon, wenn ich kochte oder etwas am PC machte, und er wollte ich solle mich ganz auf ihn konzentrieren. Dabei waren die Gespräche ziemlich inhaltslos, es ging immer nur um uns, dass ich mich mal mehr in die Beziehung einbringen könne, ihm mehr Liebe zeigen könne und er kritisierte sehr sehr viel.
Ich hatte immer mehr das Gefühl, dass ich mich von ihm mehr erholen muss als von der Arbeit. Meine Eltern waren ihm auch ein Dorn im Auge, ich ging immer weniger zu ihnen, wobei ich vorher mind. einmal die Woche da war. Er baute interessanterweise wenns passte mal einen Kurzbesuch bei seinen Eltern ein und meinte zu mir immer, ich sei schlecht organisiert, wenn ich das nicht genau so schaffe. Meine Eltern jedoch sind auch nicht ständig daheim und warten auf mich, also ich muss mich absprechen, er nicht.
Irgendwann dann krachte es, das war ein Abend, an dem ich bei meinen Eltern war und total müde, er aber wollte, dass ich abends bei ihm übernachte, was mir zuviel wurde. Daraufhin kippte alles. Das war jenes Wochenende, an dem er dann das erste Mal mit Kumpels um die Häuser zog und am kommenden Sonntag mit ihm nichts anzufangen gewesen ist. Ich machte Sonntags vormittags dann sport, als ich sah, dass er mir um 4 Uhr geschrieben hatte, dass er zurück sei und jetzt erstmal ausschlafen wolle. Er war dann aber trotzdem schon früher wach, rief mich an und beklagte, wie es sein könne, dass ich beim Sport sei und nicht ans Telefon gehe, wenn er anriefe. Ich rechnete ja damit, dass er lange schlafen wolle.
Ab dem Zeitpunkt war er nur noch eifersüchtig, ständig am kritisieren und schimpfte, dass das mit uns doch keine gescheite Beziehung sei, wir machen kaum Alltägliches zusammen wie Einkaufen und so weiter. Sondern immer nur Ausflüge. Wenn wir dann aber bei ihm waren, war er zu faul etwas mit mir zu kochen, wollte nur rumgammeln und Netflix schauen.
Er warf mir ständig vor, frustriert auf mich warten zu müssen, da ich ja Samstags lieber Sport mache als bei ihm zu sein. ber wenn wir bei ihm waren, hatten wir weder gute Gespräche noch sonst etwas, da zog ich Sport vor.
Die Eifersucht war auch zunehmend Thema, er war inzwischen auf jeden Blick eifersüchtig, in der Firma beobachtete er genau mit wem ich spreche, mit wem ich zu lang am Kopierer stehe und ich musste mich später rechtfertigen. Er - zum Kontrast dagegen - war ab diesem Punkt alle zwei Wochen abends mit Freunden im Club, ohne mich, wollte umgekehrt aber nicht einmal, dass ich allein ins Schwimmbad gehe um Sport zu machen.
Das ganze begann eine Wende zu nehmen, so dass plötzlich er mir zeigen wollte, wie es sich anfühlt, wenn der Partner ständig mit anderen Dingen unterwegs ist oder ihm ständig andere Dinge wichtig sind.
Er beendete im Streit das erste Mal nach drei Monaten die Beziehung. Ich war bitterlich am heulen, weil ich inzwischen eine große emotionale Abhängigkeit entwickelt hatte, obwohl mein Bauch mir schon sagte, hier läuft doch was gewaltig schief. Und so kam es, dass ich ihm nachlief.
Das Spiel war dann jenes, dass er von mir Besserung verlangte, damit er einen Neustart versuche. Das ganze hatten wir mehrfach, er beendete die Beziehung, meistens per Whatsapp oder am Telefon und ich war schuld.
Ich muss dazu sagen, dass ich oft so verzweifelt war, dass unsere Streitgespräche richtig eskalierten, laut wurden, er schmiss mich auch regelmäßig aus der Wohnung oder ging, wenn er bei mir war, was ja selten vorkam.
Wir passten nicht zueinander, soviel war mir klar, wir hatte keinerlei gemeinsame Themen, gemeinsame Gespräche oder auch irgendwelche Hobbys. Er war ständig ab dem ersten Streit mit Freunden unterwegs, und daheim machte er das Nötigste, er putzte kaum, kochen mochte er nicht und auch um Papierkram kümmerte er sich ungern.
Wieso auch immer, planten wir trotz dieser ganzen Probleme eine zwei Wöchige Reise nach Schweden. Er wollte das unbedingt, Schweden ist nicht mein Land, mich interessiert es nicht, aber ich hätte mich darauf eingelassen.
Er war übrigens immer derjenige, der bestimmte, was wir machen, warf mir aber vor, ich sei zu bequem, mir mal Gedanken zu machen. Leider wurden meine Ideen immer sofort abgelehnt das kannst du ohne mich machen hieß es dann.
Er wollte übrigens mehrfach mit Freunden allein in den Urlaub, wenn ich nicht mit fliegen wolle, umgekehrt hätte er mich hier ja nicht mal allein ins Schwimmbad gehen lassen wollen, da er aber keine Lust auf Schwimmen hatte, wollte er natürlich auch nicht mit.
Da unsere Gespräche immer mehr zu Streit führten, hatte ich immer mehr Bedürfnis, meine alten Hobbys, und auch die wenigen paar sozialen Kontakte die mir noch geblieben waren zu kontaktieren und mich zu treffen. Ihm war jedes Mittel recht, das einzudämmen oder zu unterbinden. Aber bei dem Wetter willst du jetzt nicht ernsthaft Heike treffen. Ok, wenn dir Heike wichtiger als ich. Gut, wenn du dich mit einer Freundin treffen willst, gehe ich feiern am Wochenende, am Samstag Abend.
Er hatte ja einen riesigen Freundeskreis, den ich eher als oberflächlichen Kumpelkreis sehe, meist oberflächliche Storys von früheren Saufpartys, die dort zum Besten gegeben wurden, den wenigsten Storys konnte ich folgen, ich fand die Gespräche ziemlich hohl und auch unlustig. War ich dabei, kritisierte er oft, dass ich mich nicht an den Gesprächen beteiligen würde und nicht lache und da brauch ich auch nicht mehr mitkommen. Zugleich kritisierte er aber, wir sehen uns zu wenig.
Ich war am Ende so durcheinander und hatte ein dermaßen schlechtes Gewissen, dass ich keine Ahnung mehr hatte, was ich überhaupt richtig machen sollte.
Als ich sagte, dass ich aus gesundheitlichen Aspekten nicht mit ihm nach Schweden mit kann, weil ich einfach merke, dass auch das mit uns nicht funktioniert, beendete er aus Wut die Beziehung.
Das war im Juni. Bis dato hatte er die Beziehung sicher drei Mal beendet, jedesmal kam ich wieder angekrochen und entschuldigte mich für mein Verhalten.
Im Juni war das anders, meine Eltern brachten mich in die Klinik, da ich einen totalen Nervenzusammenbruch hatte und dachte ich bekomme einen Herzinfarkt.
Das Perverse, ich vermisste ihn, das Kuscheln mit ihm, ich vermisste ihn so sehr, ich vermisste ihn aber nur so, wie er die ersten Wochen zu mir war, liebevoll, fürsorglich, und blendete dieses komplett asoziale Verhalten, das er an den Tag legte aus.
Inzwischen sprechen wir in der Firma kein Wort mehr, er hat mich aus dem Handy gelöscht. Zuletzt grinste er mich noch an im Juli, als er mir noch ein paar Sachen zurück gab und meinte, dass ich so oder so niemanden neuen finde und so einen wie ihn nicht verdient hätte.
Er hatte die Beziehung ja beendet und schrieb vor dem Löschen noch, dass er davon ausgehe,ich bin dir ohnehin nie wichtig gewesen, da du dich nicht mehr gemeldet hast.
Jetzt haben wir August. Ich sehe ihn ja weiterhin recht häufig, obwohl ich inzwischen in einer anderen Abteilung bin.
Durch Kollegen habe ich erfahren, dass er wohl auch in seinem Abteilungsbereich mit niemandem wirklich klar kommt. Trotzdem hat er privat ja einen enormen Kontaktkreis, bei dem ich denke, dass es einfach Ausgeh-Freunde sind und Zeitfüller. Sind halt alle Solo und gern unterwegs.
Wieso schreibe ich diesen elendig langen Text? Weil ich gern von euch eine Einschätzung haben mag, hat das einfach nicht gepasst, oder bin ich hier als recht beziehungs-unerfahrene, da ich außer meiner Ehe kaum eine Beziehung hatte, in irgend ein toxisches Muster geraten oder was ist passiert?
Am Ende bin ich aus dieser Beziehung geschmissen worden mit dem Gefühl, total versagt zu haben, ihn enttäuscht zu haben und einfach beziehungsunfähig zu sein, weil ich gern mein Leben, meine Hobbys weiter leben mag und nicht alles bereit war aufzugeben für ihn. Und er mir immer wieder weis gemacht hat, dass man so wie ich das lebe, keine Beziehung führen könne.
Ich bin inzwischen so nachdenklich geworden und habe so große Angst, diese Fehler erneut zu machen, dass ich sogar über eine Verhaltenstherapie nachdenke.
12.08.2025 19:39 •
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