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Letzte Worte, Trauerfälle

Charla
@Florentine
ich glaube auch nicht ein einen Gott, sondern fühle eher in der Meditation und in der Natur eine berührende Verbundenheit, an etwas, was da ist und höher ist als ich und mir gut tut.

Einige Erfahrungen vor und nach dem Tod einiger Personen, die mir besonders nahestanden, haben in mir den Eindruck hinterlassen, dass etwas da ist, wenn auch nur für kurze Zeit, was unerklärbar ist. Das aufzuzählen würde den Rahmen sprengen.

Manchmal kann es auch hilfreich sein, an eine Illusion zu glauben als an einer harten Realität zu zerbrechen.

Tatsache ist, dass wir alle irgendwann den Weg gehen, den dein Großvater jetzt überwunden hat und jeder kann frei wählen woran er glauben kann und mag.

Dein Großvater hat sich dennoch deiner Großmutter dem Kirchgang angeschlossen und sein trockener Humor wird euch in Erinnerung bleiben und ein Lächeln auf euren Lippen zaubern.

02.05.2023 14:00 • x 2 #211


F
Ich habe mit meiner Großmutter telefoniert. Sie hat nun mit meiner Mutter die Beisetzung geplant.
Am Sonntag dürfen wir alle als Familie zum Bestattungshaus kommen und werden dann zusammen mit den Kindern den Sarg bemalen.
Mein Großpapa hat viel gemalt, war ein kreativer Geist, und hätte sich bestimmt daran gefreut.
Beigesetzt wird er dann am Mittwoch.
Großmama wünscht sich, dass ich was singe, aber ich weiß noch nicht, ob ich das kann/schaffe.
Wir werden sehen.

02.05.2023 14:28 • #212


A


Letzte Worte, Trauerfälle

x 3


Charla
Ich finde es würdevoll wenn ihr dem Opa auf diese Weise die letzte Ehre erweisen wollt, es hilft wahrscheinlich auch das Endliche eher zu begreifen.

Handle du nach deinem Bauchgefühl, prüfe, was für dich geht und mache dir keinen Druck, sei du selbst.

Alles Liebe und Gute euch!

02.05.2023 18:38 • x 2 #213


E
Hab mal alles durchgelesen, und diese Zustände im Gesundheitswesen bestätigen mal wieder meine Absicht, meine Mutter, solange es geht, zu Hause zu pflegen.

Dir, liebe Florentine, mein aufrichtiges Beileid.
Versuche, dich an den positiven Sachen zu erfreuen. Du hattest bis 40 einen tollen Großvater, der seine Familie geliebt hat.

Und es ist wirklich so, wie eine Vorrednerin geschrieben hat, solange man geliebt wird, lebt man weiter.
Ich denke in Liebe und Respekt an meine Großeltern, manchmal erzähle ich von ihnen, und dann spüre ich ihre spirituelle Anwesenheit.

Ich würde das mit dem Singen unbedingt probieren. In solchen Ausnahmesituation beruhigen mich immer Passionsblumenkapseln, vielleicht wäre das auch für dich eine Möglichkeit, ein bisschen innerlich gefasster die nächsten Tage zu verbringen.

02.05.2023 19:18 • x 3 #214


F
Heute war ein langer und sehr einfühlsamer Nachruf in der Zeitung und auf der Homepage der Fachhochschule, deren Gründungsmitglied und Direktor mein Großvater gewesen ist.
Es ist irgendwie schön zu wissen, dass seine Arbeit und sein Engagement dort fortgesetzt werden und die Leute, auch über den Familienkreis hinaus, seiner gedenken.

Meine Verwandtschaft hat dieses schöne Gedicht in die Trauerkarte gesetzt, das ich - auch wenn es nicht meinem Glauben entspricht - hier teilen möchte:

Steht nicht an meinem Grab und weint,
ich bin nicht da,
nein, ich schlafe nicht.
Ich bin eine der tausend wogenden Wellen des Sees,
ich bin das diamantende Glitzern des Schnees,
wenn ihr erwacht in der Stille am Morgen,
dann bin ich für euch verborgen,
ich bin ein Vogel im Flug,
leise wie ein Luftzug,
ich bin das sanfte Licht der Sterne in der Nacht.
Steht nicht an meinem Grab und weint,
ich bin nicht da,
nein, ich schlafe nicht

Gedicht der Lakota-Indianer

Es bewegt etwas in mir und ich finde den Gedanken schön...vielleicht kann ich es auch irgendwann fühlen und glauben.

05.05.2023 00:39 • x 7 #215


BrokenHeart
Zitat von Florentine:
Es bewegt etwas in mir und ich finde den Gedanken schön...vielleicht kann ich es auch irgendwann fühlen und glauben.

Ich wünsche es Dir .... und wenn nicht, schadet es auch niemandem

Wichtig ist nur Deine Erinnerung an ihn

05.05.2023 03:10 • x 1 #216


Charla
Zitat von Florentine:
Es bewegt etwas in mir und ich finde den Gedanken schön...
vielleicht kann ich es auch irgendwann fühlen und glauben.

Liebe Florentine,
wenn es etwas in dir bewegt, fühlst du die Bewegung und etwas fliesst in dir. Es ist auch tröstlich zu wissen, dass auch andere Menschen ihn wertschätzen und ihm ihre letzte Ehre erweisen.
Etwas von ihm bleibt immer.

„Trennung ist unser Los, Wiedersehen ist unsere Hoffnung.
So bitter der Tod ist, die Liebe vermag er nicht zu scheiden.
Aus dem Leben ist er zwar geschieden,
aber nicht aus unserem Leben;
denn wie vermöchten wir ihn tot zu wähnen,
der so lebendig unserem Herzen innewohnt!“

Augustinus

05.05.2023 05:01 • x 4 #217


F
Heute haben wir gemalt.
Es war schön, das zusammen zu machen.
Meine Großmutter wirkte heute angegriffen auf mich, ich kann gar nicht genau sagen, warum. Sie hat auch nur ein kleines Herzchen und einen kleinen Stern gemalt.

Es ist komisch, bei meinen Großeltern ins Haus zu gehen...da stehen noch seine Schuhe im Windfang und liegen seine Mütze auf dem Regal. Als würde er bloß oben einen Mittagsschlaf machen.
Das finde ich auch schrecklich.
Meine Großmutter wird all diese Dinge früher oder später in die Hand nehmen und entscheiden müssen, was damit passiert.

Im Bestattungshaus war ich kurz im Abschiedszinmer. Die Bestatter haben sich sicher redlich bemüht, aber der Körper, der dort lag, sah so gar nicht aus wie mein Großpapa.
Mein Onkel dachte auch im ersten Moment, er sei ins falsche Zimmer gegangen .
Naja. Das war sicherlich auch schwierig, so abgemagert wie er war.
Ich habe da jedenfalls ein wenig gesessen und habe nochmal alles gesagt, was ich sagen wollte.
In Erinnerung behalten werde ich dieses Bild aber wohl nicht.

Nachdem ich meine Bedenken bzgl. des Singens am Mittwoch geäußert habe, ist netterweise meine Tochter mit beigesprungen und meinte, wenn ich mit ihr noch etwas übe, wird sie mich unterstützen.

Mal sehen, wie das wird. Meine Großmutter meinte auf jeden Fall, sie würde sich freuen, wenn wir sängen.

07.05.2023 23:30 • x 7 #218


Catalina
Zitat von Florentine:
Es ist komisch, bei meinen Großeltern ins Haus zu gehen...da stehen noch seine Schuhe im Windfang und liegen seine Mütze auf dem Regal. Als würde er bloß oben einen Mittagsschlaf machen.

Das empfand ich nach dem Tod meiner Oma auch so. Ich hab mich die ersten Tage gar nicht getraut, mein Elternhaus zu betreten und als ich dann da war, war es so, als ob sie nur kurz spazieren gegangen wäre. Besonders schlimm war aber das erste Weihnachten ohne sie, da sind noch mal viele Tränen geflossen.

Ach Florentine, fühl dich umärmelt. Abschiede sind immer schwer, vor allem, wenn sie endgültig sind.

08.05.2023 09:51 • x 4 #219


F
Vielen Dank!
Besonders leid tut es mir einfach für meine Großmutter.

Und ich frage mich, warum ich so nah am Wasser gebaut bin...heute Morgen hab ich wieder viel geweint.
Gestern beim Malen war es auch ok und gut, bis meine Schwester reinkam und mich in den Arm genommen hat...da konnte ich dann plötzlich auch nichts mehr sagen und musste weinen.

Habe den Morgen und Vormittag an einem Lied und an einem Text für die Beerdigung rumgebastelt und es auch fertig bekommen nach einer Packung Taschentüchern.
Eigentlich hätte ich arbeiten sollen...aber naja. Das läuft nicht weg.

Dann habe ich meiner Großmama den Text geschickt, damit sie entscheiden kann, wann es wo und wie reinpasst.
Da hat sie mir zurückgeschrieben, dass sie es ganz schön findet und beim Lesen etwas weinen musste...was wiederum direkt dazu geführt hat, dass ich auch wieder weinen musste.

Hoffentlich kann ich das am Mittwoch dann auch vortragen, ohne dass mir ständig die Stimme wegbricht. Heute und morgen übe ich dann noch mit meinen Kindern.

08.05.2023 12:00 • x 2 #220


Charla
Zitat von Florentine:
ich frage mich, warum ich so nah am Wasser gebaut bin...heute Morgen hab ich wieder viel geweint.

@Florentine
die Trauer kommt wenn sich die Schockstarre löst in Wellen, mal sind diese sehr hoch und mal niedriger und mal kannst du auch Erleichterung, Freude und Dankbarkeit spüren, je nachdem wo du dich gedanklich und wahrnehmungsmäßig befindest.

Du machst, was für dich geht, sofern du es schaffst dein Lied vorzutragen ist das ok, falls nicht ist es auch ok, emotional bist du ja dabei.
Vielleicht hilft es dir wenn du um weniger Druck zu haben notfallmäßig für eine Vertretung vorsorgst, oder Kopien davon machst und alle bittest mitzusingen ?

08.05.2023 21:13 • x 3 #221


F
Zitat von Charla:
Vielleicht hilft es dir wenn du um weniger Druck zu haben notfallmäßig für eine Vertretung vorsorgst, oder Kopien davon machst und alle bittest mitzusingen ?

Mit den Kindern zusammen ist es etwas leichter. Wenn ich da zwischendurch ein bisschen ausfalle, übernehmen die.
Wenn da viele Leute sind, ist es ja auch nochmal anders als Zuhause allein im Wohnzimmer.
Ich spiele es jetzt einfach ganz oft und hoffe, dass es sich über die Wiederholung so einschleift, dass es von selbst geht.

08.05.2023 21:46 • x 4 #222


Jane_1
Zitat von Florentine:
Hoffentlich kann ich das am Mittwoch dann auch vortragen, ohne dass mir ständig die Stimme wegbricht. Heute und morgen übe ich dann noch mit meinen Kindern.

Und wenn deine Stimme bricht, ist das vollkommen ok.

09.05.2023 20:54 • x 2 #223


Jetti
@Florentine
Viel Kraft für den morgigen Tag wünsche ich Dir und Deiner Familie!

09.05.2023 22:32 • x 1 #224


F
Stimme hat gehalten, war aber knapp.
Nachher haben mir einige Leute gesagt, es sei sehr schön und bewegend gewesen .
Ging auch nur, weil ich vor meiner Schwester dran sein durfte, sonst wäre das nicht gegangen.
Auch meine Mutter und ihre Brüder hatten drei kurze, aber emotionale und pointierte Reden vorbereitet.
Der Organist hat dann noch eine wunderschöne Variante von Alle Jahre wieder gespielt, weil mein Großpapa das so gern gehört hat. Das hatte ich ihm am Krankenbett auch mehrmals vorgesungen.
Eigentlich hab ich zwei Stunden mehr oder weniger durchgeweint.
Fühle mich jetzt extrem müde.
Aber die Trauerfeier in der Kapelle war schön, sie hätte ihm gefallen.
Es waren auch sehr sehr viele Leute da, die Kapelle war bis auf den letzten Platz voll und auch beim anschließenden Kaffee waren noch um die 70 Gäste anwesend.
Wir haben uns gegenseitig immer wieder getröstet und Taschentücher gereicht - nur meine Großmutter stand äußerlich sehr gefasst, wird aber ihre inneren Kämpfe ausgetragen haben, auch schon in den ganzen letzten Monaten.

Er hat einen schönen Platz vor einem Bänkchen unter Bäumen auf dem kleinen Waldfriedhof bekommen.
Die Stellen daneben sind als Familiengrabstelle reserviert für meine anderen Großeltern.

In den kommenden Wochen wird meine Großmama dann mit dem Steinmetz sprechen, da mein Großvater eine seiner eigenen Sandsteinskulpturen als Grabmal haben wollte. Da muss man dann schauen, wie sich das verwirklichen lässt.

Fühle mich jetzt ausgelaugt und weiß noch nicht, ob ich morgen arbeiten gehe.

10.05.2023 18:18 • x 5 #225


A


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