Loslassen zur Selbstfindung?

Hallo an Alle, ich wende mich zum ersten Mal an ein Forum. Erhoffe mir einen regen Austausch und eventuell persönliche Erfahrungswerte. Es verhält sich wie folgt:

Ich bin alleinerziehend mit 2 Kindern und habe vor 2 Jahren einen tollen Mann kennengelernt. Wir haben uns in schwierigen Lebenssituationen kennengelernt. Es wurde eine klassische On- Off Beziehung. Vor einem Jahr trennte er sich endgültig. Ich hatte ganz böse Verlustängste und habe sehr gelitten. Trotzdem hatten die Monate mit ihm mich so verändert, dass ich auf einmal eine Ahnung bekam, dass ich jemand ganz anderes bin als ich dachte. Für mich begannen schmerzhafte Monate der Selbstfindung, Aufarbeitung der Kindheit, Bearbeitung von Glaubenssätzen und inneren Mustern. Ich bin über diesen Weg sehr stolz und im Endeffekt unglaublich dankbar für die endgültige Trennung. Mir wären die Prozesse nicht gelungen.

Im September letzten Jahres trafen wir uns wieder und hätten beide nicht gedacht, dass wir nochmal zueinander finden würden. Ich habe mich verändert und hatte viele Ansichten und Einstellungen revidiert. Nach 3 Monaten trennte er sich erneut und ich konfrontierte ihn mit meinem Verdacht, dass wir beide unter Bindungsangst leiden. Ganz klassisch: Ich bin unsicher gebunden und er ist überbehütet. Wir haben beide Angst vor Tiefe (obwohl tiefe Gefühle vorhanden sind) und drehen am Rad sobald die erste Verliebtheit weg ist. Ich zettel Streit an und er trennt sich. Ich war sehr dankbar und erfüllt über dieses reflektierte Gespräch. Ich habe ihm gesagt, dass ich an einem Punkt bin an dem ich nicht nach dem Partner suchen will sondern mit ihm zusammen das Problem angehen-gerne auch mit professioneller Hilfe. Das wollte er nicht. Ich habe ihm gesagt, dass es sein kann, dass wir noch 4,5,6 mal brauchen um anders mit unserer Kommunikation umzugehen und dann erst schaffen uns nicht direkt zu trennen. Dass es ein langer Weg werden könnte. Wir waren uns einig darauf zu achten.

Für mich änderte dieser Abend alles. Ich hatte das Gefühl, dass wir gemeinsam verstanden hatten was unser Problem ist und das fand und finde ich sehr wertvoll.

Vor 2 Tagen trennte er sich dann erneut weil er es nicht mehr aushalten würde. ich bin natürlich enttäuscht gewesen weil wir ja jetzt wussten was wir tun müssen und dann ins Gras zu beissen. Zumal unsere nächsten Beziehungen (egal mit wem) ja genau die gleichen Muster bringen würden wenn man nicht mal das Problem anpackt. Nun gut. Wir haben lange geredet und zuerst sagte er, dass die Gefühle nicht mehr ausreichen. Dann kam, dass es mit den Kindern nicht geht und irgendwann sagte er dann, dass er sich wünschen würde, dass er den Konflikt mit mir löst, es aber im Moment einfach nicht geht. Er ist seit einem Monat selbstständig, sucht eine neue Wohnung, hat einen Teilzeitjob der ihm nicht gefällt. Er sagte, dass er sich erstmal selber finden muss.

Als ich mich verabschieden wollte, lagen wir uns weinend in den Armen und er sagte, dass er hofft, dass wir das irgendwann schaffen und er selbste leiden würde. Das glaube ich ihm auch. Wir wollten dann beide die Nacht miteinander verbringen und ich habe ihm gesagt, dass ich stolz auf ihn bin, dass er diesen Weg gehen möchte und wenn Unterstützung von mir bedeutet, dass ich ihn jetzt erstmal los lassen, dann möchte ich das tun. Mir tut das natürlich unglaublich weh. Vor allem mit unserem refletierten Hintergrund. Da ich aber selbst weiss wie wichtig Selbstfindung ist, will ich ihn gehen lassen damit er den Raum hat, den er braucht.

Wie schätzt ihr denn die Situation ein? Hat jemand sowas erlebt?

Ganz liebe Grüße

P.S. Wir sind 30 und 32. Seine erste und letzte Beziehung ist 10 Jahre her.

Was ihr seid so jung und bereits so weit reflektiert, so dass ihr beide jetzt schon wisst, dass ihr Bindungsangst habt?

Nähe wieder Distanz usw. Dann wieder ein intellektuelles Gespräch über eure Probleme. Trennung. ....dann alles wieder vo vorn und immer so weiter. ...
Ich glaube bei euch können nur Profis helfen!
Macht es entweder allein oder zusammen :Therapie.

Euch viel Glück!

Ich finde es gut und richtig, dass Du Deine Probleme angehen willst und rate Dir auch zu professioneller Unterstützung und zwar aus drei Gründen:

1. Könnt Ihr offenbar nur mit Drama und das bedeutet möglicherweise, dass ihr in einer harmonischen Beziehung gar nicht mehr genug fühlen könnt.

2. Du lebst Deinen Kindern in Beziehungsangelegenheiten seit Jahren echt Schrott vor. Wie sollen diese so lernen, was eine gute Beziehung ist?

3. Für Dich selbst. Du bist auf einem guten Weg, aber ob er diesen auch gehen wird, ist offen. Also entwickele Dich unabhängig von ihm weiter. Irgendwann holt er vielleicht auf, aber vielleicht stellst Du auch fest, dass Du ihm entwachsen bist.

Guten Morgen an Alle, erstmal vielen Dank für die Antworten. Ich bin schon seit 1,5 Jahren in Therapie und habe schon unheimlich viel bewegt. Es scheint mir aber, dass das Bindungsthema etwas ist was sich primär in der Situation lösen lässt. Da ich etliche Bücher gelesen habe, bin ich im Bilde was das Bindungsthema angeht. Ich würde mir wahrscheinlich einfach wünschen, dass man das, erwachsen, zusammen angeht.

Euch einen schönen Tag und LG

Guten Tag,
hast Du mal in Erwägung gezogen das es für ihn einfach *nicht passt*..? Du diagnostizierst bei ihm Bindungsangst weil DU darunter leidest...und hast ihm damit die Hintertüre weit offen stehen gelassen.
....sondern mit ihm zusammen das Problem angehen-gerne auch mit professioneller Hilfe. Das wollte er nicht....
Warum wohl nicht..?
Du brauchst eine Erklärung dafür das er sich nicht für Dich entscheiden kann....ob Du richtig liegst und ob das die Grundlage für eine gefestigte Beziehung sein kann.....denk mal darüber nach.
Alles Gute Dir.

Zitat:

sagte er, dass die Gefühle nicht mehr ausreichen

Probleme hin oder her, wenn jemand diesen Satz sagt, dann meint er es auch so. Da wird es dir auch nichts bringen, wenn du nach Begründungen suchst, an denen man theoretisch und ganz erwachsen arbeiten könnte.

Du hast eher noch eine Chance, wenn du jetzt keinen Druck ausübst, ihn sein Ding machen lässt und in der nächsten Zeit nur auf dich achtest.

Hallöchen, ja, das habe ich in Betracht gezogen. Da wir uns aber einig über die Probleme sind, hat sich das nicht bestätigt. Trotzdem danke für den Anreiz. LG

An Jam: grundsätzlich bin ich bei dir. Da diese Art der Aussagen aber aus der Abwehr kommen (sagt er auch selber) und im Gespräch revidiert werden, lege ich den Fokus mittlerweile auf das was im Laufe des Gesprächs passiert. Und da passiert immer wieder das gleiche. Wir sprechen und bekommen auf einmal wieder den Zugang zu unseren eigenen Gefühlen und dann kommen Aussagen wie: ich würde gerne und ich weiß, dass wir dieses Problem haben nur im Moment schaffe ich diese Arbeit nicht da ich Arbeit mit mir selbst habe. Und das rechne ich ihm hoch an und bin bei ihm.

Bindungsangst beinhaltet auch oft, dass die Gefühle auf einmal verschütt gehen.
ich kann das gut verstehen - ich leide selbst unter bindungsangst. kann mich nur auf Männer einlassen, die mir nicht zu nahe kommen. bei männern, die mir wirklich gut tun würden, mit denen ich eine gute Beziehung führen könnte, kommen keine Gefühle . selbst bei meinem letzten auch bindungsängstlichen mann, hab ich die Gefühle verloren, als er immer lieber wurde zu mir und nach chaos ist die Sache kaputt gegangen.

deswegen verstehe ich deinen Ansatz zusammen an diesem Problem mit ihm zu arbeiten.
und ich gehe jetzt einfach mal von aus, dass er wirklich binungsangst hat - ich kenne ihn nicht und nehme das an, was du weißt.
aber wenn er das nicht will, muss er allein durch. nicht jeder will sich so reflektieren und handelt es dann mit die Gefühle reichen einfach nicht mehr ab

Genau! So ist bei uns beiden auch und wir wollen Kontakt haben und schauen wo die Reise hingeht. Danke für deine Offenheit.

Ich hoffe für dich, dass ihr es zusammen hinbekommt. ich hatte bei meinem letzten auch gern die Chance gehabt mein Probleme innerhalb der Beziehung zu bewältigen. weil wie du schreibst, man gerät beim nächsten mann nur wieder an diesen punkt. leider hat meiner den kontakt abgebrochen, weil bei ihm auch keine Gefühle mehr da waren.

Ich finde den Ansatz, dass Du primär an Dir arbeiten willst und das auch tust wirklich prima. Ich finde auch den Angang, dass Bindungsangst sich letztlich nur in der Praxis einer Beziehung heilen lassen wird, völlig nachvollziehbar.

ABER - Dein Festhalten an genau dieser Beziehung kommt mir vor wie ein Trick, mit dem Du quasi durch die Hintertür Deinem Vorsatz ausweichst. Bei jemanden, der seinerseits nicht bindungsfähig ist, wird Du keine Stabilität finden. Sowas führt doch eher dazu, dass man traurig um das kreist, was das Gegenüber nicht hinbekommt und lenkt damit völlig von den eigenen Ängsten ab.

Zitat:

Da diese Art der Aussagen aber aus der Abwehr kommen (sagt er auch selber) und im Gespräch revidiert werden

Revidieren/erklären/schönreden/um-den-heißen-Brei-reden, dass alles kann man während dem Reden schon machen. Trotzdem: Jemand der diese Worte sagt, der meint sie auch so. Ganz egal ob er sie im Nachhinein wieder revidiert.

Ich denke eher dass sein revidieren/schönreden im Nachhinein davon kommt, weil er nicht weis was er will, zumal er derzeit auch sehr mit sich selber beschäftigt ist. Also Warmhalten, bis sich bessere Alternativen ergeben haben.
Dass wird dir jetzt aber herzlich egal sein, da du deine Vorstellungen hast und deswegen erstmal so oder so dein Programm fahren wirst. In baldiger Zukunft wirst du ja sehen, ob es rein wegen Bindungsangst ist, oder ob mehr (fehlende Gefühle) dahinter steckt.

das nicht wissen wollen, ist oft teil der angst.

ich hab meinen ex sehr geliebt, liebe ihn noch immer...als es dann aber zu eng, zu verliebt, wurde, war ich mir auf einmal nicht mehr sicher, ob ich das will...ob ich ihn will....

ich würde gern über diesen punkt drüber gehen...aber meist schaff ichs dann auch nicht- flüchte, zettel streit an und geb mich von der art so, so dass der andere vor mir abhaut.
total strange. jetzt wo er weg ist, will ich ihn wieder und versteh nicht, warum ich mich so verhalten habe

vielleicht ist es bei dem exemplar ähnlich.