Lukas
An einem späten Abend so zu 22:00 Uhr wollte ich noch einige Schritte laufen bevor ich zu Bett gehe. Auf den Straßen war kein weiterer Mensch zu sehen, was mich nicht störte, eher angenehm war, bin ich doch gern allein. Plötzlich sah ich auf der gegenüberliegenden Seite der Strasse (Nähe Marktplatz) etwas großes Dunkles auf dem Gehweg liegen. Erst dachte ich an einem Rucksack oder einen Mantel. Ich konnte es in der Dunkelheit und von weitem nicht erkennen. Als ich näher kam, sah ich einen Menschen auf den kalten Steinen liegen. Ich dachte sofort an den zirka 50jährigen Obdachlosen, der schon einige Wochen in unserem Ort umherirrt. Die Temperaturen waren in dieser Nacht um die 1 Grad. Noch kein Frost, aber auch kein großes Plus. Als ich näher kam und in sein Gesicht schauen konnte, stellte ich fest, es war nicht der alte Obdachlose, sondern ein junger Mann. Ich überlegte einen Augenblick und entschloss mich dann, diesen jungen Mann anzusprechen. Vielleicht war er einfach zusammen gebrochen oder vielleicht ernsthaft krank. Weiter zu gehen und ihn nicht zu beachten, kam mir nicht in den Sinn.
Ich stellte Fragen wie z. B.
Was machst du hier, bist du krank, soll ich Hilfe holen usw.
Nach einer Weile antwortete er und sprach, dass ich ihn noch 5 Minuten hier liegen lassen sollte. Ich sagte ihm, dass ich das nicht machen würde, da es doch sehr kalt wäre und er schwer erkranken könnte. Ich forderte ihn dann auf sich zu erheben. Als er dann aufstand, bemerkte ich, dass er sich kaum gerade halten konnte. Es war Alk. im Spiel und seine Fahne war lang. Auf meine Frage, wo sein Zuhause wäre, kam nur wirres Zeug. Ich bestand jedoch darauf, ihn bis zu seinem Wohnhaus zu begleiten. Denn ich war überzeugt, dass er sich bei der nächsten Gelegenheit irgendwo hinlegen würde. Sei es einer Straße oder einem Gebüsch.
Ich fragte ihn nach seinem Namen und er sagte mir "Lukas". Lukas ist 19 Jahre alt und ist hier zu Besuch bei seinem Bruder. Wo der wohnt und wie er dort hinkommt, war ihm ein Rätsel.
Nun gingen wir schon zum dritten Mal um die Kirche vom Ort und er willigte ein, seinen Bruder über Handy anzurufen, damit er ihn abholt. Soweit ich das mitbekam, wollte sein Bruder der Aufforderung nicht nachkommen. Vielleicht in einer halben Stunde. Da platzte mir der Kragen. Ich nahm das Handy vom Lukas und sagte zu dem Bruder, wenn er jetzt nicht sofort komme, würde ich die Polizei anrufen, weil ich den Eindruck habe, Lukas ist eine hilflose Person.
Zehn Minuten später war sein Bruder mit dem Fahrrad an der Kirche und ich konnte mit einem guten Gefühl nach Hause gehen.