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Mein Partner hat einen Kontrollzwang

F
Zitat von Donauwelle:
Und wie bekommt er diesen Leidensdruck? Kann ich etwas tun, damit dieser Leidensdruck in ihm entsteht?

Ihr könntet zunächst einmal wieder getrennt wohnen.
So lange er davon ausgeht, dass du an allem Schuld bist, wird es schwierig sein - denn er sieht die Problematik ja bei dir und nicht bei sich.
Vielleicht merkt er was, wenn du dich mehr entziehst und ein getrenntes Wohnen vorschlägst, denn weiter so zusammenzuleben halte ich für schwierig.
Sein Verhalten hat sich zunehmend verändert und das wird es auch weiterhin tun - wo da eine Grenze oder ein Limit kommt, ist aktuell ja nicht abzusehen.

30.11.2024 12:46 • x 3 #16


D
Als ich mal den Wunsch nach getrennten Wohnungen geäußert habe, ist er gleich wieder ausgerastet. Er setzt den Wunsch nach getrennnten Wohnungen mit einem Trennungswunsch gleich.

Ich bin übrigens in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem es viel Gewalt gab. Meine Eltern haben mich ständig angeschrien und auch verprügelt, wenn ich nicht nach ihren Vorstellungen funktionierte. Dabei war ich gar kein so wildes Kind, im Gegenteil. Ich konnte schon mit 4 Jahren lesen, schreiben und mit den Zahlen bis 20 rechnen. Mir fiel es nie schwer, mich selbständig zu beschäftigen, ich war nicht auf die Aufmerksamkeit meiner Eltern angewiesen. Nach meiner Einschulung habe ich mir schnell angewöhnt, abends meinen Wecker selbst zu stellen und mein Pausenbrot für den nächsten Tag zu machen. Nach der Schule habe ich meine Hausaufgaben immer gerne und freiwillig erledigt, ohne dass meine Mutter mich dazu auffordern musste. Andere Kinder sind da weitaus unselbständiger. Trotzdem hatte meine Eltern ständig an mir etwas auszusetzen.

30.11.2024 12:47 • x 1 #17


A


Mein Partner hat einen Kontrollzwang

x 3


Y
Warst du selbstständig oder warst du ruhig und angepasst?

War die Beziehung die letzten Jahre gut oder warst du auch hier vor allem angepasst?

30.11.2024 12:49 • x 1 #18


F
Zitat von Donauwelle:
Trotzdem hatte meine Eltern ständig an mir etwas auszusetzen.

Umso mehr solltest du dich hier in deiner Partnerschaft abgrenzen, um zu vermeiden, dass du selbst zurückfällst in kindliche Muster und das Gefühl, ständig irgendwas falsch zu machen und nicht gut genug zu sein.
Vielleicht hast du dir deinen Partner auch unbewusst so ausgesucht?
Manchmal tun Menschen so etwas in der Hoffnung ein altes Trauma in der Gegenwart bearbeiten und überwinden zu können. So begeben sie sich immer wieder in Situationen und Beziehungen, die ihnen eigentlich nicht gut tun, in denen das alte Muster aber immer wieder reinszeniert wird (hier: Schreien/Gewalt, Abwertung, Schuldzuweisungen und Nichts-Richtigmachen).

30.11.2024 12:51 • x 4 #19


Joeyjo
Zitat von Donauwelle:
Kann ich etwas tun, damit dieser Leidensdruck in ihm entsteht?

Nein.
Mach nicht den Fehler und mach sein Fehlverhalten zu deinem Problem.

Das ist seine Baustelle. Nicht deine.

Für seinen Kontrollzwang ist er verantwortlich. Nicht du.

30.11.2024 12:59 • x 7 #20


D
Zitat von Yoffi:
Warst du selbstständig oder warst du ruhig und angepasst? War die Beziehung die letzten Jahre gut oder warst du auch hier vor allem angepasst?

Als wir noch getrennte Wohnungen hatten, pflegte jeder von uns auch seine eigenen Freundschaften und Hobbys. Als ich zu ihm gezogen bin, hat sich einiges verändert. Ich habe früher woanders gelebt und konnte dann unter der Woche nicht mehr spontan zur Familie fahren oder mich mit Freunden treffen. Am Wochenende habe ich das aber auch nur selten getan, weil ich in der neuen Heimat einen superstressigen Job hatte und oft viel zu ausgelaugt war, um in meiner Freizeit noch etwas zu unternehmen. Der Job hat aus einer aktiven Frau wie mir einen richtigen Couch-Potatoe gemacht, was ich nie für möglich gehalten hätte.

Mein Partner fand das nicht schlimm, weil sein Bedürfnis nach Sozialkontakten weniger geworden war und er sich in der Pandemie an die viele Zweisamkeit gewöhnt hatte. Irgendwann fanden wir es ganz schön, in unserer Freizeit überwiegend unter uns zu sein, gemeinsam zu kochen, kuschelnd auf dem Sofa Filme, Serien und Sportübertragungen zu schauen und lange Gespräche zu führen.

Nach längerer Zeit äußerte er den Wunsch, einmal wieder die Männer bei seinem alten Stammtisch zu besuchen, weil er sie schon lange nicht mehr gesehen hatte und wissen wollte, wie es ihnen ging. Damit hatte ich natürlich kein Problem. Als er aber die Woche darauf wieder hingehen wollte und in der übernächsten Woche auch, fand ich das seltsam und fragte ihn nach dem Grund. Da wurde er gleich pampig und machte mir den Vorwurf, dass ich ihm den Kontakt zu seinen Freunden verbieten wolle. Das ist natürlich Quark, aber ich fand es halt merkwürdig, dass er ewig kein Bedürfnis nach Treffen mit diesen Menschen hatte und dann auf einmal wieder jede Woche zum Stammtisch gehen wollte.


@Florentine: Schuldgefühle habe ich übrigens nicht. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich ständig etwas falsch mache oder nicht gut genug bin. So habe ich in jüngeren Jahren gedacht, aber ich bin jetzt auch schon über 40, habe einiges an Lebenserfahrung und mich schon sehr intensiv mit Themen rund um die Psychologie befasst.

30.11.2024 13:01 • x 1 #21


S
Zitat von Donauwelle:
aber ich fand es halt merkwürdig, dass er ewig kein Bedürfnis nach Treffen mit diesen Menschen hatte und dann auf einmal wieder jede Woche zum Stammtisch gehen wollte.

Vermutlich hatten sie ihm, evtl. unbemerkt, doch gefehlt? In der Corona-Zwangspause konnte er nichts dergleichen bemerken, weil ohnehin alles dicht war.

30.11.2024 13:04 • #22


D
Zitat von Sonnenblume53:
Vermutlich hatten sie ihm, evtl. unbemerkt, doch gefehlt? In der Corona-Zwangspause konnte er nichts dergleichen bemerken, weil ohnehin alles dicht war.

Er hat aber schon vor der Pandemie seine Stammtisch-Besuche reduziert und ist irgendwann gar nicht mehr hingegangen.

30.11.2024 13:07 • x 1 #23


S
Zitat von Donauwelle:
Er hat aber schon vor der Pandemie seine Stammtisch-Besuche reduziert und ist irgendwann gar nicht mehr hingegangen.

Seltsam...

30.11.2024 13:11 • #24


D
Es gibt da noch eine Sache an ihm, die mich wirklich sehr stört: Mein Partner hat ein sog. Elefantengedächtnis. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass ich ein schlechtes Gedächtnis habe. Im Gegenteil, ich kann mir z. B. Ereignisse in Kombination mit Daten/Jahreszahlen sehr gut merken. Mein Partner kann sich wiederum sehr gut merken, wer wann was zu ihm gesagt hat. Das kann ich nicht immer, v. a. wenn es um etwas geht, das keine hohe Priorität hat.

Auf jeden Fall kommt es immer mal wieder vor, dass ich mir etwas nicht gemerkt oder vergessen habe und er dann sauer ist und mir den Vorwurf macht, ich würde ihm nie zuhören. Mich nervt das tierisch, denn ich hatte schon mal einen Chef und eine Arbeitskollegin, die in dem Punkt ganz genauso drauf waren. Ständig kamen patzige Kommentare im Stil: Das habe ich dir aber schon gesagt! Das habe ich dir aber schon x-mal gesagt! Das habe ich dir schon 100.000x gesagt, aber du hörst mir nie zu! Genau dasselbe habe ich jetzt in meiner Partnerschaft.

Ein klassisches Beispiel: Wir sind gemeinsam unterwegs, er trifft per Zufall einen Bekannten, macht ihn mit mir bekannt, rede ein paar wenige Sätze mit ihm und verabschiedet sich dann. Ich rede mit dem Bekannten kein Wort außer Hi, ich bin Donauwelle und zum Abschied evtl. noch Tschüss, schönen Abend noch!.
Wenn ich mit einem Menschen nicht länger ins Gespräch komme, kann ich mir sein Gesicht meistens nicht merken. Wenn mein Partner und ich diesen Menschen Jahre später irgendwo per Zufall wiedertreffen und ich denjenigen nicht mehr wiedererkenne, ist mein Partner eingeschnappt. Dann heißt es: Doch, denn kennst du! Als wir ihn vor 5 Jahren in der Bar mal kurz getroffen haben, habe ich euch einander vorgestellt. Er kann das gar nicht verstehen, dass ich den Bekannten nicht wieder erkannt habe. Ich finde das nicht schlimm, wenn man nicht alles und jeden im Gedächtnis behält. Aber durch das Verhalten meines Partners fühle ich mich massiv unter Druck gesetzt, mir alles merken zu müssen.

30.11.2024 13:24 • #25


S
Liebe Donauwelle,

ein Partner ist im Allgemeinen unser Spiegel. Er zeigt uns unsere dunklen Flecken, dass, war wir nicht sehen möchten. Und uns genau deswegen triggert.

Gute Partnerschaft bedeutet, sich gegenseitig zu helfen, diese Dinge aufzudröseln, anzunehmen und loszulassen. Diese Möglichkeit gibt Dein Partner Dir gerade.

Aber wir sind alle nur Menschen...und deswegen klappt das oft nicht wie erwünscht...

Zitat von Donauwelle:
Auf jeden Fall kommt es immer mal wieder vor, dass ich mir etwas nicht gemerkt oder vergessen habe und er dann sauer ist und mir den Vorwurf macht, ich würde ihm nie zuhören. Mich nervt das tierisch, denn ich hatte schon mal einen Chef und eine Arbeitskollegin, die in dem Punkt ganz genauso drauf waren. Ständig kamen patzige Kommentare im Stil: Das habe ich dir aber schon gesagt! Das habe ich dir aber schon x-mal gesagt! Das habe ich dir schon 100.000x gesagt, aber du hörst mir nie zu! Genau dasselbe habe ich jetzt in meiner Partnerschaft.

30.11.2024 13:33 • x 2 #26


D
Zitat von Sonnenblume53:
Liebe Donauwelle, ein Partner ist im Allgemeinen unser Spiegel. Er zeigt uns unsere dunklen Flecken, dass, war wir nicht sehen möchten. Und uns genau deswegen triggert. Gute Partnerschaft bedeutet, sich gegenseitig zu helfen, diese Dinge aufzudröseln, anzunehmen und loszulassen. Diese Möglichkeit gibt Dein Partner ...

Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden habe. Darf ich nachfragen, was genau du damit meinst?

30.11.2024 13:40 • #27


PsychoMantis
Zitat von Donauwelle:
Vielen Dank euch allen für eure Einschätzung. Mein Partner stammt in der Tat aus einer etwas ungewöhnlichen Ursprungsfamilie. An seine Eltern als ...

Das nächste Mal, wenn er etwas an dir kritisiert oder versucht, dich zu kontrollieren sag ihm bitte einfach das es sein Problem ist wenn ihn das stört und er das mit sich selbst ausmachen muss.
Wenn dich das zu sehr belastet und er nicht an sich arbeiten möchte erwarte rate ich zur Trennung. Es gibt Menschen die ihr wahres Gesicht leider erst zeigen wenn sie keinen Rückzugsort mehr haben.

30.11.2024 13:51 • #28


Sitamun
Zitat von Donauwelle:
Ihn zu verlassen wäre nicht einfach. Einerseits weiß, dass er das nicht einfach so hinnehmen würde. Ich müsste mit einem heftigen Tobsuchtsanfall rechnen. Er könnte theoretisch passieren, dass er einige Gegenstände, die mir gehören, vor lauter Wut zerstört. Andererseits bin ich selbst nicht so belastbar, wenn um körperliche Arbeit geht. Ein Umzug ist für mich der reinste Horror, weil ich mit diesem Stress nicht klar komme.

Du bleibst also aus Angst und Überforderung bei einem Mann, der dich bevormundet und respektlos behandelt (die Gründe sind egal!) und der kein Paargefühl hat (meine LG hat ein Problem, ist mir egal. Hauptsache ich habe keins) und der nichts für euch tun möchte. Und der dich schlecht macht, wo es nur geht.

Na grossartig.

Hast du ihm denn schon mal - außerhalb eines aktuen Streits gesagt, dass das so für dich nicht mehr geht?

Wie reagierst du, wenn er dich vor anderen runter macht? Gehst du dann wenigstens?

Oder erträgst du alles stoisch?

30.11.2024 14:03 • x 4 #29


OxfordGirl
Zitat von Donauwelle:
Ich bin übrigens in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem es viel Gewalt gab. Meine Eltern haben mich ständig angeschrien und auch verprügelt, wenn ich nicht nach ihren Vorstellungen funktionierte.

Das klingt sehr, sehr grausam!
Zitat von Donauwelle:
Als ich mal den Wunsch nach getrennten Wohnungen geäußert habe, ist er gleich wieder ausgerastet.

Wie deine Eltern damals? Wie sieht das Ausrasten aus? Gibt es Anzeichen von körperlicher Gewalt?

Ist sein Verhalten dir gegenüber schlimmer geworden, als du das mit den getrennten Wohnungen angesprochen hast? Wie lange ist das her?

30.11.2024 14:05 • #30


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