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Mein soldat seine trennung!

A
hallo alle zusammen!
ich bin neu hier und hoffe gerade auf etwas unterstützung, ich weiß dass ist gerade sehr egoistisch, aber ich fühle mich sehr hilflos
heute ist kein guter tag, nein eigentlich habe ich schon lange keinen guten tag mehr gehabt... und ich hoffe das hier irgendwer liest und mir irgendwie helfen kann

ich weiß nicht mal so recht wo ich anfangen soll... mein Freund und ich sind seit fast eineinhalb jahren zusammen gewesen, bei uns ging alles sehr stürmisch, wir verliebten uns, zogen zusammen in seine wohnung und so nach drei monaten machte er den ersten heiratsantrag... für mich nie ernsthaft, aber ich lehnte nie ab! wir hatten höhen und tiefen wie jedes paar, nur eben alles etwas schneller! ich bin ein sehr neugieriger typ und stelle viele fragen, was bei ihm manchmal als eifersucht ankam, keine frage...ich verteidige was ich liebe, gebe auch zu das ich meine fehler habe, aber wir konnten immer darüber reden und es war schön einen mann an meiner seite zu wissen, der mich akzeptiert wie ich bin, eben genau so wie ich ihn!
dann kam der tag an dem mein soldat die einberufung für seine dritten einsatz nach afghanistan erhielt und alles war schlagartig anders. ..er redete nicht mehr, er warf mir eifersucht vor, gab mir sogar gründe dies zu sein, nachts im schlaf zählte er kodierungen auf, schlug um sich (das weiß er nicht mal), er betrank sich ohne verluste, machte mich bei seinen freunden schlecht und ich reagierte nur noch mit rückzug von allem! meine hoffnung war, den einsatz zu überstehen und neu zu beginnen, schließlich schmiedete er zwischen durch pläne für haus, hund, heiraten und kind! dann kam der tag des abschieds... ich heule schon los, wenn ich nur daran denke, wie ich seinen antrag unter tränen annahm! dann änderte sich alles, außer unserer liebe! ich musste mir seit dem er weg war, von seinen freunden anhören das sie mich hassen, seine mutter warf mir vor ich würde seine wohnung genießen und mich durch sein bett vög×××... irgendwann hielt ich es nicht mehr aus, auch weil er fragte was los sei, und habe ihm alles erzählt, auch weil ich einfach nicht mehr konnte, für ihn klang es wie vorwürfe an ihn! bei einem telefonanruf war er sehr betrunken und beleidigte mich auf's äußerste, ich versuchte ruhig zu bleiben, doch er schmiss mich raus, seine mutter begleitete dies aus angst ich würde etwas kaputt machen (lächerlich, da ich die welt da schon nicht mehr verstand), dass ist nun drei wochen her! ich brach den kontakt ab und nach vier tagen, kam eine nachricht von ihm, ich könnte meine restlichen sachen abholen und er wolle reden... es war unfassbar! ich könnte ihn nach all der zeit sehen, er war in deutschland, aber dürfte ihn nicht anfassen oder mich gar freuen dass er da ist! ich habe mich trotzdem gefreut und wehmütig geweint. .. wir haben uns zweimal getroffen, er war sehr kalt...und als er warm wurde, nahm er mich auch in den arm... die welt hörte kurz auf sich zu drehen, wir redeten über alles und er war sich nicht mehr sicher ob er mich noch liebt, nach alledem was ich mir anhören musste, war dies der moment in dem ich alle hoffnung aufgab! er ist jetzt wieder für den rest der zeit in afghanistan und ich versuchte den scherbenhaufen zusammen zu kehren, habe meiner freundin die sich nach acht jahren freundschaft, die meinung gegeigt, auch weil sie sich eingemischt hatte...woraufhin er jetzt vor drei tagen, schrieb Ganz ehrlich mach was du für richtig hältst. Lass mich einfach nur noch raus. Hab kein bock mehr drauf. Leb dein leben so wie du willst. Aber mehr wird da nie wieder raus. Leb wohl! ich habe kurz überlegt, aber in dem moment wusste ich es nicht besser und habe mich auch verabschiedet, aber netter als er! Jetzt sitze ich und heule, immer wenn ich alleine bin. ..ein halbes jahr, zwischen hoffen und bangen... und ich weiß und wußte immer dass ich ihn liebe! die vorwürfe gegen mich selbst, dass ich ihn da unten jetzt im stich lasse, sind dass schlimmste und ich bin jede sekunde mit meinen gedanken bei ihm. .. seit dem hat er ein mittelfinger hoch foto bei whatsapp drin und sein status ist 'endlich wieder frei Leben!' er ist wütend, dass weiß ich, nur verstehe ich nicht warum und vorallem wo bleibe ich? und verdammt, ich kann einfach nicht mehr. ..schließlich hat er schluss gemacht, mich wie dreck behandelt seit er den einzug hatte! ich weiß nur, dass ich ihn liebe und meinen starken soldaten nicht vergessen werde und ich insgeheim hoffe das er irgendwann merkt, dass er mich auch noch liebt und vielleicht einen Neuanfang sucht! ich würde gerade alles für ihn tun, so wie ich es immer getan habe, mit jedem paket etwas liebe zu ihm geschickt habe... aber ich denke das würde ihn noch wütender machen! ich weiß auch, dass ich ihn mit meinen sorgen belastet habe, was er von dort nicht ändern konnte...noch ein vorwurf mehr!

ich hoffe irgendwer weiß rat... und vorallem hoffe ich das überhaupt jemand antwortet. .. danke im voraus fürs lesen und ab in den nächsten sinnlosen tag, wie schon seit monaten!

danke
anti-quariat

10.06.2014 14:52 • #1


sozialtussi
Hallo AntiQuariat,

ich lese da raus, dass er von dir mehr Unterstützung erwartet hat,
während seiner Einsätze in Afghanistan.

Das, was er da macht, ist kein Pappenstiel, das weißt du und da verändern sich die Soldaten sowieso erheblich, je nachdem was sie erlebt haben und die erleben dort
keine schönen Sachen, wie du weißt.

Vielleicht hast du dich zu sehr in den Vordergrund gestellt und er hatte ganz andere
Gedanken und Ängste, die du nicht mit ihm geteilt hast.

Kann das sein?

10.06.2014 15:07 • #2


A


Mein soldat seine trennung!

x 3


A
hallo sozialtussi,
danke zuerst für deine Antwort!

es war schon nicht leicht, das alles wegzustecken was ich mir anhören musste und es ist gar keine frage, dass er da unten andere dinge zu tun hat, aber ich denke nicht dass ich mir alles gefallen lassen muss... ich bin nun auch nicht der mensch mit dem man nicht reden kann! und mehr, als ihm jedem tag zu schreiben, dass ich ihn liebe, ihn vermisse, mich darauf freue, wenn er wieder da ist, guten morgen und gute nacht zu wünschen, ihm briefe und pakete zu schicken und auf alles was von ihm kam immer direkt zu antworten. .. ich weiß leider nicht, wo ich noch mehr hätte unterstützen können! und ich glaube nicht, dass sich irgendwer zu kaffee und kuchen bei jemandem hinsetzt, der einem sagt, dass er ihn hasst?!
Und ja, es gibt sorgen die man nicht teilt, auf die man vorbereitet wird, zum beispiel das man seinen soldaten nach der rückkehr nicht einfangen soll. .. nur mich hat keiner darauf vorbereitet, dass ich als nicht angehörige meines soldaten auch von allen den hass und frust ab bekomme und ich gar keine unterstützung finde! meine einzige Sorge war immer und das weiß er...dass er mich nicht vergessen sollte

... ich habe noch immer ein nicht versandtes paket hier stehen, ich starre ständig darauf und frage mich, ob ich es schicken soll oder es einfach sein lasse, so wie er es sich wünscht!

10.06.2014 15:28 • #3


dbh
sers,

was ich aus den Beschreibungen nicht verstehe ist diese Ablehnung von Freunden und Familie. Kannst du das genauer erläutern wie das gekommen ist?

Was ich sehr wohl verstehe ist das Verhalten deines Exfreundes. Er wird Dinge gesehen haben, die ihn nicht mehr los lassen. Er versucht entweder seine Gefühle zu betäuben oder überhaupt etwas zu fühlen. Die Sehnsucht nach Nähe wird zum Fluch, löst Fluchtreaktionen aus. Zugleich die Sorge was mit dem geliebten Menschen passiert wenn die IED den eigenen Wagen trifft. Da prallen so viele unterschiedliche emotionale Zustände aufeinander, dass es schwierig ist eine klare Linie zu finden. Jedes liebe Wort erhöht den Druck, dabei braucht man es so.

gruss
dbh

10.06.2014 15:41 • x 1 #4


sanin
Ich verstehe einige Zusammenhänge nicht.

Wieso hat seine Mutter vor allem was begleitet. Warum hast du deiner Freundin vorwürfe gemacht?

Ich glaube die Einsätze in Afghanistan sind unvorstellbar. Es ist ein anderes Leben indem er sich befindet. Alles was man will ist lieben Kontakt nachhause. Mit deinen Problemen konnte er wahrscheinlich nicht umgehen.

Hat er dich von seinern früheren Einsätzen erzählt? Eine Kriegssituation kann einen Menschen von Grund auf ändern. Vielleicht war die Aussicht auf einen erneuten Einsatz ein Auslöser für sein Verhalten.

Was und warum die Freunde und seine Mutter dir vorwerfen verstehe ich nicht. Aber du hättest es alleine mit ihnen klären sollen. Vor allem warum hassen dich seine Freunde?

Auf jeden Fall kommt mir dein Soldat von dem Moment der Einberufung traumatisiert vor. Es ist möglich dass er dich mehr gebraucht hätte, er aber das Gefühl hatte es geht dir nur um dich selbst.

Das Päckchen würde ich auf jeden Fall schicken. Egal wie er drauf reagiert, aber so ein Päckchen aus der Heimat ist sehr wichtig. Und wenn er es aus Wut einem anderen schenkt so hast du wenigstens dem was gutes getan.

Wenn du unbedingt eine Chance mit deinem Soldaten willst, dann solltest du mit seiner Mutter reden. Auch sie kommt wahrscheinlich vor Sorge um ihren Sohn um.
Hört sie dich an, dann lass dir von ihm erzählen. Frag sie, was du ihm schicken kannst. ebenso rede mit seinen Freunden und frag warum sie dich hassen.
Vielleicht erfährst du mehr.

Dein Freund hat sich in Afghanistan wahrscheinlich vor die Wahl gestellt gefühlt. Als erwartest du seine Unterstützung. Er lebt wahrscheinlich in höchstem Stress, wie meinst du wirken deine Probleme auf ihn?
Nur wenn er zurückkommt und sieht, dass seine Freunde, seine Eltern und du ein gutes Verhältnis habt, dann erst hast du vielleicht eine Chance.

Wenn du nicht in der Lage bist das zu handeln, dann lass die Finger davon.

Google mal nach Frauen von soldaten in afghanistan

10.06.2014 16:07 • x 1 #5


A
hallo dbh,
danke für deine zuschrift...
ja ich kann es leider nur so erklären, wie ich es von seiner cousine weiß, sie meinte immer... er liebt dich, aber er würde gerade alles tun, damit du schluss machst um nicht noch einmal verletzt zu werden wie im ersten einsatz, als ihm seine damalige freundin fremd gegangen ist! er hat seiner mutter wohl auch genau das geschrieben, eben dass er das gefühl hat ich täte dies... und ich habe ihm nie das gefühl dafür gegeben! so bekam ich dann eben von allen seiten mit, dass er dort schlecht über mich redet und ich aufpassen solle was ich tue... ich habe immer nur versucht mich zu schützen vor diesen anfeindungen und ihm kein schlechtes wort zu verlieren, was er natürlich gemerkt hat, steht ja schließlich auch nicht auf dem schlauch, wenn alle dann sagen, ne die habe ich ewig nicht gesehen, aber keiner sagt warum! ich bin nun auch nicht die stärkste frau auf diesem planeten, sogar eher labil... aber wie gesagt, ich habe Fotos aus seine letzte Einsätzen gesehen, ich weiß sehr wohl was da unten abging und teilweise noch geht, aber ich sehe nicht warum ich an alledem schuld sein soll!?

10.06.2014 16:07 • #6


A
hallo sanin,
danke für deine Nachricht.
seine mutter hat meinen Auszug begleitet, sie stand irgendwann vor der Tür und da er mir nur 12 Std Zeit gelassen hat um meine Sachen zu packen, sonst würde ich auf die fresse bekommen, setze sie sich demonstrativ auf's sofa und wartete das ich fertig war! Warum sie mich hassen, weiß ich nicht und bei jedem gespräch breche ich momentan in tränen aus, zudem hat er mir den kontakt zu seiner familie und seine freunden untersagt... da ich aber diese eine freundin mitgebracht habe und ich durch das letzte treffen mit ihm wusste, was sie ihm alles gesagt hat, habe ich ihr einfach geschrieben und ihr meine Meinung gesagt, das ich mich eben Frage was ich ihr getan habe, außer mich zu schützen und sie vielleicht mit ihren aussagen mal zu mir kommen sollte! Da er mir dann geschrieben hat, gehe ich davon aus, dass sie anstatt es mit mir zu klären, es bei ihm losgelassen hat! seine freunde werde ich somit in ruhe lassen, weil bei ihm würde es eh falsch ankommen! bei seiner Mutter habe ich versucht so sensibel wie möglich zu sein, aber darauf hin habe ich merken müssen, dass sie recht unsensibel ist, schließlich vö××× ich mich durch seine wohnung! es ist so viel passiert, dass kriege ich gar nicht in so kurzer Fassung hin!

Wie redet man Bitte mit Menschen, die einen hassen? ich habe ihn nie vor eine Wahl gestellt! wozu auch, ich habe ihn geliebt wie er war, sogar unter der Umstand das er über mich sagt, ich würde ihm nicht gut tun! ich kann sehr wohl jede Aussage nachvollziehen, aber ich kämpfe jetzt schon seit August 2013 gegen Lug und trug und das einzige was ich immer wollte, war den mann zurück, in den ich mich verliebt habe, und wenn man hier sitzt und das Gegenüber sagt einem nach all diesem Kampf das er einen wahrscheinlich nicht mehr liebt, dann weiß ich einfach nicht mehr weiter!

10.06.2014 16:31 • #7


dbh
Zitat:
aber ich sehe nicht warum ich an alledem schuld sein soll!

Wer sagt denn das? Er? seine Mum?
Schuld ist selten nur mal einer, und an der geopolitischen Situation vor Ort trägst du bestimmt gar keine Schuld
Man sucht sich nicht aus in wen man sich verliebt. Du kannst kämpfen, du kannst reden (mit allen Leuten)...das wird sau anstrengend werden. Und am Ende will er dich dann vielleicht doch nicht sehen. Dir weitere Beleidigungen an den Kopf werfen. Wird sich dann zeigen. Du musst entscheiden ob du das bisherig Vorgefallene hinnehmen willst, und wo dann deine Grenze liegt für zukünftige Vorkomnisse.

Wenn dein Ex an der Grenze zur PTBS ist, wird das nicht so witzig werden. Andererseits nicht jeder mit Trauma verhält sich so wie dein Ex und sein Anhang. Vielleicht ist er auch einfach nur ein Ar. wenns drauf ankommt, keine Ahnung^^
In jedem Fall wird es glaub ich nicht so witzig, und du solltest überlegen ob es dir wirklich wert ist, oder es nicht vielleicht besser wäre sich jemand anderen zu suchen....

10.06.2014 16:32 • x 1 #8


R
Dritter Afghanistan-Einsatz? Das ist wirklich Alptraum.

Wir hatten hier im Forum mal eine Pfarrerin, deren Mann als Bundeswehrseelsorger in Afghanistan war. Im konnte nicht mal mehr eine Traumaklinik helfen.

Gib mal bei Google Afghanistan Einsatz Trauma ein. Da findest du viel. Auf Fotos kannst du überhaupt nicht sehen, was dort abgeht, weil es von der Seele keine Bilder gibt.

Dieser sinnlose Einsatz zerstört sowohl die Soldaten als oftmals auch ihre Beziehungen und ist auch auf die Angehörigen hier nicht leicht. Aber vor allem ist es für die Männer dort der Horror und wenn sie wieder hier sind, versteht sie oft niemand.

10.06.2014 16:36 • x 1 #9


L
Hallo anti-quariat,

Mein Ex ist auch Soldat, musste 2008 in den Einsatz. Zu dem Zeitpunkt waren wir schon 6 Jahres glücklich zusammen.

Bei uns war dieser Einsatz der Anfang vom Ende. Wir hatten auch Kommunikationsprobleme, er wollte, dass ich
mich viel und oft melde, sonst wurde er eifersüchtig. Dann wieder meldete ich mich zuviel, ging ihm auf die Nerven damit.
Es war ein einziger Eiertanz.
Die leben da ein komplett anderes Leben, suchen und finden für diese Monate ein Art Ersatzfamilie in ihren Kameraden,
was ja auch gut ist und dringend notwendig für's seelische und körperliche Überleben!

Die Partnerschaft rückt für diese Zeit in weite Ferne. Ich denke, sie müssen das sogar weitgehend ausblenden,
weil sie sonst durchdrehen würden.
Leider wird auch sehr viel Alk. getrunken, was das Ganze umso schwieriger macht.
Mein Ex bekam nach seinem Einsatz psychische Probleme, die er bis heute nicht in den Griff bekommen hat und schlussendlich dann dazu geführt hat, dass er sich von mir getrennt hat.

Ich lass jetzt mal bewusst Deine/seine Freunde, Schwiegermutter, etc. aussen vor, weil ich auch nicht so
ganz verstehe, was da läuft ....
Aber Dir würde ich raten, Deinen Frust runterzuschlucken, ihm einen lieben Brief zu schreiben, dass
Du auf ihn wartest (so Du das denn möchtest), und Eure Kommunikation für den Rest seines Einsatzes auf Eis zu legen.

Schick ihm das Paket, er freut sich bestimmt drüber
Weisst, die Kommunikationsmittel, die von der Bw zur Verfügung gestellt werden,
sind halt mal mehr als dürftig und unzuverlässig, da kommen schnell mal Missverständnisse auf

Wie lange muss er denn noch bleiben?

10.06.2014 16:44 • #10


S
Als jemand mit schwerer PTBS kann ich dir folgendes sagen:
Wenn man sich in einem derartigen emotionalen Ausnahmezustand befindet, und ich rede von Ausnahmezuständen, die kaum nachvollziehbar sind, dann kommen einem die Leute mit ihrem kleinkarierten Käse nur noch lächerlich vor. Das ist keine Anschuldigung an dich, wenn ich sage kleinkarierter Käse - es ist das, was man empfindet, wenn man in irgendeiner Weise Opfer wurde oder wird und Dinge aushalten muss, die eigentlich gar nicht tragbar sind.

Du erlebst Gewalt, Qual und Tod - die ständige Konfrontation mit dem Gedanken, dass es jede Sekunde vorbei sein könnte und dann kommen die Leute mit ihren First World Problems und sprechen vom Weltuntergang, wenn der Plasmafernseher kaputt ist. Dieser Vergleich Denk an die hungernden Kinder in Afrika mag für einen normalen Menschen langweilig sein und nicht zu vergleichen - aber in der Situation ist man selber das Kind in Afrika und kein Mensch kann auch nur ansatzweise nachvollziehen, was du fühlst und was es wirklich bedeutet!

Am Anfang geben dir die Leute noch ne gewisse Zeit, aber irgendwann wird man für sie zur Belastung. Sie gehen lustig Cocktails saufen und du sitzt immer noch da mit deinen Problemen, siehst keinen Sinn und keinen Anlass mehr, Cocktails zu saufen und sie haben irgendwann keinen bock mehr auf dich, weil du zu unbequem geworden bist. Sie lassen dich fallen, sie verstehen dich eh nicht - und die Krux daran ist: Du als PTBS Mensch verstehst diese Leute dann auch nicht mehr. Ihre Probleme sind für dich Fliegenfürze und du kapierst plötzlich nicht mehr, warum diese Leute ihre Leben so leben, wie sie es tun. Denn es wirkt sinnlos im Vergleich. Die Ebene, die ihr geteilt habt, bricht ab - sie bleiben in der Welt, du driftest immer weiter davon weg und je weiter du driftest, desto weniger verstehst du die Leute mehr.

Daher ist dein Soldat kein selbstloser Held, so wie Soldaten immer gerne in den Medien dargestellt werden, sondern jemand, der jetzt etwas erlebt, was ihn grundlegend verändert. Er ist mit der ständigen Ungewissheit um sein Leben beschäftigt und du willst Häusle bauen, heiraten und Kind.

Eure Bedürfnisse passen nicht mehr zueinander. Die Kluft dazwischen ist zu riesig geworden. Ich weiss nicht, wie es bei ihm ist - aber bei mir hat sich diese Kluft nie wieder geschlossen. Sie hat mich separiert und aussortiert. Und statt ich mich wieder auf die Welt zubewege, schwimme ich immer weiter davon.

10.06.2014 16:53 • x 1 #11


L
Danke, spaceboy,

Genau so habe ich das empfunden! Die Verbindung zwischen uns hatte einen Riss, der leider nie mehr zu reparieren war,
trotz beidseitiger Bemühungen
Schlimm finde ich im Nachhinein, dass man als Partner(in) in keinster Weise darauf vorbereitet wird, was auf einen zukommen könnte im Hinblick auf psychische Folgeschäden und mal entsprechend blauäugig und evtl. auch unangemessen reagiert

10.06.2014 17:04 • #12


N
spaceboy, ich wünsche dir ganz doll, dass du irgendwann zurück zur Erde findest. Nicht um dich an kleinkarierten Käseproblemen zu reiben, sondern damit du dich wieder so sicher fühlen kannst, das die Lächerlichkeit dieser Problemchen schon deine schlimmsten Sorgen sind.

10.06.2014 17:16 • #13


A
hallo ralf2...
danke, ja es ist der dritte einsatz!

hallo luna62,
danke auch dir... ja es ist ein eiertanz, nur unter mir liegen nur noch scherben und ich versuche leider immer noch dieses zerbrochene bild zu reparieren, ich bin der einzige mensch von dem er sich wirklich trennen kann und dem er für alles die schuld geben kann... ich hätte auch nie gedacht, dass ich so viel aushalten kann! Danke dir für diesen lieben Ratschlag, dass bedeutet mir sehr viel! er hat jetzt noch sechs wochen, dass ist nicht mehr lange...

hallo spaceboy,
dir möchte ich ganz besonders Danke sagen, für diese Nachricht, ich sehe sehr wohl jedes Elend auf dieser Welt, ich habe eine verdammt harte kindheit gehabt und ebenso schon viele schreckliche Beziehungen, ich war in Afrika und habe dort ehrenamtlich in einer krankenhaus bearbeitet, ich binaltenpflegerin und habe Menschen die palliativ geschrieben wurden auf ihre letzten Weg begleitet und arbeite Jetzt mit Menschen die eine geistige Behinderung haben, dazu mindestens einmal straffälliggeworden sind und die täglich eine impulsdurchbruch haben... mein helfersyndrom habe ich aber gut im Griff... ich habe ihn nie gedrängt, es waren seine Wünsche, dass Haus die Kinder und heiraten und wenn man jemanden liebt, dann war das der Punkt der mich dieses Alles überleben lassen hat! du hast recht das ihn solche kleinen sorgen nicht interessieren, dass ich ein halbes Jahr dass Schlafzimmer nicht einmal betreten konnte, hat er auch selbst bemerkt und war sehr verwundert darüber! ich weiß dass er mit Sicherheit auch eine ptbs diagnostiziert hat, darum verstehe ich auch nicht warum man den Menschen der eine liebt so fertig machen will!? Es wäre einfacher, wenn er die Dinge die er alle anderen über mich erzählt, einfach mal mir gesagt hätte und mir nicht über dritte sagen lässt, das er denkt ich gehe fremd! egal was man auf der Welt sieht, wer redet kommt auch weiter!

10.06.2014 17:18 • #14


S
Zitat von anti-quariat:
ich habe ihn nie gedrängt, es waren seine Wünsche, dass Haus die Kinder und heiraten und wenn man jemanden liebt, dann war das der Punkt der mich dieses Alles überleben lassen hat!


Da muss ich nochmal einhaken:
Es ist schwierig zu erklären, was in einem da von statten geht, aber es ist nicht so, als wären diese Wünsche komplett wegrationalisiert - man weiss schon, dass man sie vielleicht mal hatte, aber sie werden mit der Zeit absurd. Sie verkehren sich ins Gegenteil und werden zum Gewehr, das nach hinten ballert. Denn als Traumatisierter siehst du diese Dinge nicht mehr als eine Vervollkommnung des Glücks, sondern als etwas, was du nach dem Trauma eh nicht mehr genießen kannst, weil du mit dem Trauma auf einem anderen Planeten lebst und alles und jeder dich an etwas erinnert, was du lieber vergessen willst - und wenn es dich nicht bildlich erinnert, dann emotional - über allem liegt ein modriger Gestank, selbst augenscheinlich schöne Dinge sind ungenießbar. Du erinnerst dich, dass es mal deine Vorstellung vom Glück war - aber du empfindest es nur noch als fieses Lächeln des Schicksals, das dir in diesem schönen Weißwaschgang schwarze Farbe und Buttersäure in die Maschine geschmuggelt hat.

Ich kann dir sagen, dass ein Schwersttrauma alles verändert. Mit dem Trauma beginnst du alles zu hinterfragen, die ganze Welt, ihre Konventionen, ihre Gesetze - und nichts von alledem macht mehr Sinn. Es wirkt weit weg, es wirkt instabil, dir wird bewusst, dass alles von jetzt auf gleich aus und vorbei sein kann, dass nichts Bestand hat. Ein Lachen hört sich dann in deinen Ohren nicht mehr schön an, sondern es erinnert dich daran, dass du selbst nicht mehr lachen kannst.

Dass er dich fertig macht, liegt (kann ich mir zumindest gut vorstellen, obs stimmt, weiss ich nicht) wohl daran, dass er jetzt in einer anderen Dimension ist, als du. Und so sehr man auch für jemanden da sein will - im Grunde weiss man, dass der Andere einen nicht versteht. Man kann nicht von dem erzählen, was einen belastet, weil man genau weiss, dass der andere nur mitleidig dreinschauen wird, die Emotionen aber überhaupt nicht nachvollziehen kann und nur seinen Soll tut, um anschließend wieder in die Welt, die du nicht mehr betreten kannst, zurückzukehren.

Das Schlimme daran ist - wenn ich das so schreibe, klingt es wie A.loch on Tour. Dabei ist der Zustand das Gegenteil davon - pure Verzweiflung und vor allem das Gefühl, dass man ganz alleine auf der Welt ist, der auf dieser Ebene, auf der man nun steht, leben muss, da niemand auf deine Ebene drauf kann und du nicht mehr von ihr runter. Die Kluft trennt dich einfach von allem und jedem.


Zitat von Luna62:
Schlimm finde ich im Nachhinein, dass man als Partner(in) in keinster Weise darauf vorbereitet wird, was auf einen zukommen könnte im Hinblick auf psychische Folgeschäden und mal entsprechend blauäugig und evtl. auch unangemessen reagiert


Ich bin jetzt über 30 und ich glaube mittlerweile nicht mehr daran, dass es tatsächlich jemanden geben kann, der sich mit einem Schwersttraumatisierten intensiv auseinandersetzen kann, ohne entweder selbst kaputt zu gehen oder irgendwann die Reissleine zu ziehen. Denn wenn wir ehrlich sind - wenn man jemanden auch nur sehr mag, will man mit demjenigen Schönes teilen, man will, dass es ihm gut geht, man will zusammen Spaß haben. Und man will vor allem eines - dass es demjenigen irgendwann wieder gut geht, oder zumindest eine Veränderung bemerken, dass derjenige auf dem Weg der Besserung ist.

Wenn dann keine tatsächliche Veränderung eintritt, ist man irgendwann als Aussenstehender am Ende seiner Kräfte und es bleibt einem nichts mehr übrig. Zumal derjenige mit dem Trauma ungenießbar geworden ist, weil eben nichts mehr so wird wie früher.

Zitat von n-ever:
spaceboy, ich wünsche dir ganz doll, dass du irgendwann zurück zur Erde findest. Nicht um dich an kleinkarierten Käseproblemen zu reiben, sondern damit du dich wieder so sicher fühlen kannst, das die Lächerlichkeit dieser Problemchen schon deine schlimmsten Sorgen sind.


Danke, das ist lieb gemeint, aber das ist ein Zug ohne Rückfahrkarte.

10.06.2014 17:54 • #15


A


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