Hallo liebes Forum,
ich bin sehr froh und dankbar, dass ich diese Seite gefunden habe. Ich lese bereits seit einigen Wochen still mit und es tut gut, Worte von euch Menschen zu lesen, denen es genauso geht, wie mir. Ich rede derzeit viel mit meiner Familie und Freunden (z.T. gehe ich auch Fremden wie z.B. meinem Friseur mit mienem Leid auf die Nerven...unfassbar), aber kaum jemand kann es wirklich nachvollziehen. Die Standard-Sprüche/Ratschläge kennt ihr vermutlich alle. Nichts davon dringt wirklich zu mir durch.
Es ist nun genau 6 Wochen her, dass sich meine Freundin nach 6 Jahren von mir getrennt hat. Sie war meine erste wirkliche Liebe. Das erste mal, dass es lief mit einer Frau, dass ich mit vollem Herzen dabei war und dies auch erwiedert wurde. Sie war die erste Frau, der ich gesagt habe, dass ich sie liebe (Diese Worte habe ich mir immer aufgespart, für den Moment, wo ich es wirklich so meine...leider kam dieser Moment erst mit 25 Jahren). Sie war/ist so wunderschön. Ich war so verrückt nach ihr, konnte mich kaum an ihr satt sehen. Manchmal habe ich ihr beim Schlafen zugeschaut und konnte es einfach nicht fassen, dass dieses Wesen nun zu mir gehört. Im Bett war es einfach nur ein Traum. Meine Lust auf sie war lange Zeit ein Fass ohne Boden, selbst nach vielen Jahren hatte sich das kaum abgenutzt - nicht einmal hatte ich was das angeht das Bedürfnis, nach einer anderen. Ich hätte nie geglaubt, mal solch ein erfülltes Liesbesleben zu haben (leider waren die bisherigen Anbandelungs-/Beziehungsversuche eher erfolglos).
Das Problem waren unsere Persönlichkeiten, die unterschiedlicher kaum hätten sein könnten. Ich habe mein ganzes Leben nach einer Seelenverwandten gesucht. Hängen geblieben bin ich bei meinem absoluten Gegenpol. Wir waren in so vielen Dingen verschieden, dass ich aufgehört habe zu zählen. Wirkliche Gemeinsamkeiten hatten wir eigentlich nie. Aber das war am Anfang nicht schlimm. Sie hat mich ergänzt und ich sie. Sie hat mich dazu gebracht, Dinge zu tun, die ich ohne sie nie getan hätte (Bsp.: Ich bin eher ein stiller/introvertierter Grübel-Mensch, sie ein lebensfroher, lachender Mensch, der sich um überhaupt nichts Gedanken macht....und sie hat mich dazu gebracht, mit ihr tanzen zu gehen).
Mit der Zeit kamen die Probleme, vor allem als wir nach 1,5 Jahren zusammenziehen wollten. Wir wollten eine gemeinsame Wohnung einrichten und wir stritten bis auf´s Blut über Tapeten, Möbel, Lampen, Waschmaschinen, Kühlschränke. Ich kam gerade aus dem Studium, hatte ein paar wenige Euro gespart, sie war noch am studieren und hatte dementsprechend keine Mittel. Ich wollte/sollte alles bezahlen, musste mir auch noch Geld leihen und sie mochte quasi jeden Einrichtungsgegenstand nicht, den ich ausgesucht habe. Es wurde ein erbitterter Machtkampf daraus, kleinlich, erbärmlich und traurig. Ich weiß noch, wie ich einmal Abends im Bett lag und einfach anfing zu weinen. Sie fragte, was mit mir los ist und ich sagte Es geht alles kaputt. Der erste Knick nach einer langen Verliebtheitsphase war da.
Wir zogen dann dennoch zusammen und wir hatten wunderschöne Zeiten . Aber die Konflikte wurden immer mehr. Wir stritten wegen Geld, Aufgabenverteilung im Haushalt, usw....ich mag gar nicht dran denken. Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen, die kaum vereinbar waren. Wir wollten z.B. bald eine Familie gründen und da ich uns erste einmal ein Polster zulegen wollte, sparte ich jeden Euro der übrig war. Sie hingegen hatte noch Schulden aus dem Studium mit und scheinbar wenig Interesse, diese schnellstmöglich abzutragen (bevor sie schwanger wird und eine Weile nicht mehr arbeiten kann). Als ich sie darauf ansprach meinte sie Wo ich herkomme, ist es eine Ehre für den Mann, für seine Frau zu sorgen. Ich war so unzufrieden mit ihr, hatte immer Angst, dass sie mich im Stich lässt. Dass sie nicht mein Teamkamerad ist. Fühlte mich unverstanden. Die Sorgen des Alltags waren meine Aufgabe.
Diese Unzufriedenheit war wir ein Tumor in mir, der immer weiter wuchs. Ich war unzufrieden, dass sie selten mal auf die Idee kam, eine Waschmaschine anzustellen, sauber zu machen, zu kochen und wenn nur schnell und nicht so lecker. Dass sie sich nie bei irgendetwas mal wirklich Mühe zu geben schien. Selten Pläne schmiedete. Immer den Weg des geringsten Widerstands ging. Ich habe mir für sie immer den Allerwertesten aufgrissen, alles gegeben, was ich hatte. Ihre geringe Einsatzbereitschaft wertete ich oft als Zeichen, dass sie mich im Grunde vielleicht gar nicht wirklich liebt und respektiert. Aber das ist meine Interpretation und mein Problem. Ich fragte sie mal, wie sie für unsere Kinder sorgen will, sie hätte ja noch nicht mal Lust für mich zu kochen bzw. für mich zu sorgen. Antwort: Du bist ja auch erwachsen, um dich muss ich mich nicht kümmern. Das tat weh.
Für mich war es immer eine große Freude, ihr etwas gutes zu tun, sie nach Strich und Faden zu verwöhnen. Sie einzuladen etc. und mich über alle Maße zu investieren. Ich habe sogar einmal einen Anschiss von ihrem Bruder bekommen, ob ich ihn schlecht vor seiner Frau aussehen lassen will Ich war irgendwie auch stolz darauf, gut zu ihr zu sein. Mit der Zeit kam der Gedanke: Nanu, da komm ja nichts zurück. Je mehr ich gebe, desto weniger bekomme ich. Ich fing an darauf zu achten (Kommt sie evtl. heute mal auf die Idee das Restaurant zu bezahlen?) und wer sucht, der findet auch. Ich zog mich zurück, plante weniger, investierte mich weniger, brach Konflikte vom Zaun.....aus der anfänglichen Selbstlosigkeit wurde ein Handelsgeschäft. Ich konnte selbst kaum glauben, was aus mir geworden ist und ich schäme mich dafür
Mit der Zeit und nach vielen, vielen Streits engagierte sie sich deutlich mehr, sie kochte und kümmerte sich auch im Haushalt, insbesondere zu der Zeit, wo sie deutlich weniger arbeitete, als ich. Alles ok eigentlich, aber die Konflikte gingen trotzdem weiter. Es hatte schon eine Eigendynamik entwickelt und man hatte den bösen Blick trainiert.
Wenn wir nicht stritten, war unsere Beziehung sehr schön. Wir lachten und erzählten, sie nahm beim gehen immer meine Hand, verbrachten jede frei Minute miteinander. Bis zum Schluss hatten wir ein wundervolles Liebesleben. Wenn sie mal für ein paar Tage weg war, vermisste ich sie sehr und konnte es kaum abwarten, sie wiederzusehen.
Letztes Jahr hat sich irgendwas verändert. Sie ging öfter aus und bekam öfter Nachrichten auf Whatsapp-Nachrichten als üblich (ständig...). Sie nahm Abends ihr Handy mit ins Bett. Ich fragte Sie, ob ich mir Sorgen machen müsse, was sie verneinte. Ich hatte immer das Bedürfnis ihr nachzuspionieren, hab es aber gelassen (vielleicht auch aus Angst, etwas zu finden). Eines späten Abends ging sie ins Bett, ich ging noch zu ihr um zu kuscheln, sie war jedoch müde und wollte schlafen. Ich war noch nicht müde, ging auf die Couch im Wohnzimmer und schrieb etwas auf Whatsapp. Ich sah, dass sie noch eine ganze Weile online war. Am nächsten Morgen schnappte ich mir heimlich ihr Handy und sah, dass sie mir einem Mann schrieb, von dem ich noch nie gehört habe. Ich wollte das beobachten. Am nächsten Tag schaute ich erneut rein und die Konversation war gelöscht. Warum schreibt sie nachts mit einem unbekannten Mann und löscht die Nachrichten...?
Habe das ein paar Tage in mich hineingefressen, bevor ich eines Abends völlig explodiert bin. Ich habe sie angeschrien, eine Schl***e genannt (ohne zuzugeben, dass ich von diesen Nachrichten weiß), gesagt, dass ich sie hasse und dass sie aus meinem Leben verschwinden soll. Ich haderte sehr mit mir, so die Kontrolle über mich verloren zu haben. Heute weiß ich, dass ich einfach die totale Angst hatte, sie zu verlieren. Ich fühlte mich hintergangen und hilflos.
Einen Tag später ist sie zu ihren Eltern gefahren und ließ sich auch nicht mehr aufhalten. Wir trafen uns Tage später in unserer Wohnung und redeten. Sie sagte, dass sie schon seit weit über einem Jahr auf das Ende wartet. Dass sie sich nach anderen Männern umgeschaut hat, aber noch nichts gefunden hat. Sie war auf einmal wie ein gefühlloser Roboter. Ich sah in ihre Augen und erkannte sie nicht wieder. Ich brach weinend zusammen und heulte wie ein Schlosshund
Sie wollte wieder fahren, aber auf einmal nahm sie mich in den Arm und wir landeten im Bett.
Wir hatten so leidenschaftlichen S., sie hat mir so sehr gefehlt in diesem Moment. Ich kostete jede Sekunde aus. Dann blieb sie über Nacht. Ich war so froh, dass sie blieb. Unbeschreiblich froh. Die Tage danach waren ein einziges Auf und Ab. Mal war alles gut scheinbar, einen Moment später sagte sie, dass ihre Gefühle nicht mehr so sind, wie sie sein sollten.
Das ging dann noch über einen Monat so weiter. Sie konnte mir nicht mehr sagen, dass sie mich liebt und sie konnte sich nicht entscheiden zu gehen. Ich sagte ihr mehrmals, dass ich sie nicht verlieren will und dass sie sich für irgendetwas entscheiden müsse, aber sie sagte, sie könne es nicht. Es war der reinste Psychoterror....für uns beide.
Dann eines Morgens hielt ich es nicht mehr aus. Ich fing an zu weinen. Sie fragte Warum weinst du?. Was für eine Frage.... Ich sagte zu ihr, dass sie mir jetzt irgendetwas sagen soll, was mich noch von ihr überzeugt oder das wäre das Ende. Ihre Antwort: Ich weiß nicht was. Dann hab ich meine Sachen gepackt, sie saß regungslos auf der Couch, keine Träne. Im nahm sie noch einmal in den Arm, gab ihr einen Kuss auf die Wange und sagte ihr Danke, für alles. Dann bin ich gegangen und zu meinen Eltern gefahren.
Als ich dort ankam, brach ich völlig zusammen. Ich weinte 5 Tage und Nächte ununterbrochen. Ich hörte nur auf zu weinen, wenn ich keine Kraft mehr hatte. Ich habe nichts gegessen, kaum geschlafen. Und wenn ich mal einschlief, träumte ich von ihr. Im Traum war alles wie früher. Wenn ich wieder aufwachte, dauerte es einen Moment und die Traumwelt stürzte in sich zusammen wie in Kartenhaus. Ich wäre am liebesten einfach gestorben, mein Leben hatte keine Bedeutung mehr.
Dann am 6. Tag hörte ich schlagartig auf zu weinen. Aus der Traurigkeit wurden Gefühle der Angst und der Panik. Angst vor allem, dem Leben, der Zukunft, dass ich meinen Job nicht mehr machen kann, keine Kraft mehr habe, dass sie vielleicht gerade mit einem anderen Mann schläft, etc. pp. Ich ging an diesem Tag ins Fitnessstudio. Seitdem trainiere ich fast jeden Tag, das hilft mir. Von Alk. lasse ich derzeit bewusst die Finger.
Ich redete und redete und schrieb meine Gedanken stundenlang in ein Notizbuch. Ich machte Fortschritte, glaubte ich. Dachte, ich habes im Griff. Aber ich denke noch ständig an sie, jede freie Minute. Warte darauf, dass sie sich meldet (Ich habe den Kontakt komplett abgebrochen). Ich schaue, wann sie auf Whatsapp online war und schaue, ob es auf Facebook etwas neues gibt. Ich vermisse sie so sehr, dass ich es kaum ertragen kann. Ich rede mir ständig ein, dass die Frau, die mir fehlt, nicht mehr exisitiert. Dass es anders ist als früher und nie mehr so sein wird. Aber die Erinnerung an sie erschlägt mich. Die Erinnerungsfetzen an die vielen schönen, unwiederbringlichen Momente reißen jedes Mal wieder ein größeres Loch in meine Seele.
Ich sehe einfach keine Zukunft derzeit. Alles scheint seine Bedeutung verloren zu haben.
Ich schlafe nicht mehr als 4 Stunden pro Nacht und wenn ich aufwache, dreht sich alles im Kopf.
Ich habe mir einen Termin bei einem Psychologen bzw. Paartherapeuten gemacht, wo ich morgen hingehen werde. Hoffe, er kann mir helfen zu verarbeiten und die Fehler die ich in der Beziehung gemacht habe, nicht zu wiederholen.
Sorry, dass der Text so lange geworden ist.
Danke fürs zuhören....
Liebe Grüße
Riese
10.05.2015 05:24 •
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