Das war halt immer schon ein wenig das Problem in unserer Beziehung: Anstrengungen blieben in unserer Beziehung meist bei mir. Nur selten habe ich von ihr auch mal etwas eingefordert. Ich habe mich irgendwann auch damit in der Rolle des Mannes arrangiert, dass es nur nach ihren Wünschen geht. Sie ist eine sehr indirekt dominante und vor allem charmante Frau, die genau weiß wie sie bekommt was sie will. Auch wenn es manchmal eher unbewusst passiert.
Ja wir sind beide ziemliche Dickköpfe, auch immer gewesen. Gleichzeitig aber auch beide recht harmoniebedürftig, weshalb man Probleme gar nicht erst anspricht, bis sie irgendwann mal überlaufen. Aber gut, diese Erkenntnisse helfen mir auch nicht wirklich weiter. Sie ist weg und hat sich in einen anderen verknallt, bzw. ihre Gefühle für ihn in der kurzen Zeit freigelassen. Ich weiß nicht wirklich wie nahe sich die beiden inzwischen nach dem Treffen stehen, da er nach ihrer Aussage wohl eigentlich keine Beziehung will.
Sie sagt, dass sie mich immer noch liebt und wünschte, dass es anders wäre. Sie hätte mich auch gerne noch als Freund, aber respektiere natürlich meine Entscheidung, wenn es nicht geht. Grundsätzlich würde ich mir gerne einfach mal wünschen, dass sie nach unserer Trennung auch wirklich mal alleine und single ist. Damals hätte Sie alleine neu anfangen können (vorher bei den Eltern kann man nicht richtig zählen), aber eigentlich hatte Sie keine Gelegenheit dazu wirklich Single zu sein.
Vielleicht braucht sie das auch mal und sollte mal ohne mich bzw. einen Partner in Ihrem Leben klarkommen, um zu merken was sie vielleicht vermissen könnte oder was wir am Ende doch hatten. Ich glaube eines der größten Probleme ist, dass für sie auch viele kleine Dinge in unserer Beziehung selbstverständlich wurden (z.B. Fuß/Rückmassagen nahezu jeden Abend, eine vorbereitete Wärmflasche, Kopfkraulen in den Schlaf) und sie aufgehört hat diese auch zu wertschätzen.
Auch wenn ich böse sein müsste, will ich eigentlich nach wie vor nur, dass es ihr gut geht. Egal wie schlecht es mir gerade mit der Trennung geht. Manchmal frage ich mich jedoch, ob das wirklich die richtige Art von Liebe zwischen zwei Partnern ist? Denn es fühlt sich manchmal eher so an als hätte ich ein Kind verloren und nicht meine Partnerin.
Ich denke ich werde mich aber mal wie verlassener42 dazu hinreißen lassen meine Gefühle oder Erlebnisse regelmäßig aufzuschreiben:
Heute morgen bin ich (erneut) schweißgebadet mit einem Schrecken aufgewacht und hoffte, dass das alles nur ein Alptraum sei. Dies war bereits das dritte mal in dieser Woche, obwohl ich immerhin halbwegs gut durchschlafen kann. Da ich derzeit beruflich nicht eingebunden bin als Student (mit passivem Einkommen) ist es natürlich schon etwas schwer den Alltag mit recht wenig Ablenkung zu meistern.
Ich bin derzeit in unserer gemeinsamen Wohnung in der Großstadt. Erst vor einem halben Jahr sind wir hier eingezogen, aber ich fühle mich in ihr eigentlich ziemlich wohl. Grundsätzlich weiß ich aber nicht so wirklich wie es weitergehen soll mit meinem Leben. Meine Abschlussarbeit steht derzeit an und ich sollte auch keine großen Probleme haben einen Job zu finden. Bereits für das Pflichtpraktikum wurden mir Stellen bei IBM, PwC und Co. angeboten. Das Großstadtleben hat vermutlich auch Vorteile für mich neu anzufangen, daher würde ich nur ungerne darauf verzichten, obwohl es noch so neu ist. Auf der Gegenseite fehlt es mir hier (noch) an einem sozialen Umfeld. Meine Eltern wohnen recht weit entfernt und auch wenn man sich immer gut versteht zieht es mich nicht unbedingt zurück in meine Heimatstadt. Da ich beruflich in den vergangenen 14 Jahren sehr viel unterwegs war kam ich auch nur wenig dazu einen großen Freundeskreis zu pflegen. Meine besten Freunde leben ebenfalls noch in meiner Heimatstadt, aber haben inzwischen Familie und Kinder. Mein Studium neigt sich ja ebenfalls dem (offiziellen) Ende und damit scheiden sich auch die Wege meiner Kommilitonen deutlich. Und da ich (derzeit) auch keine Arbeit habe ist es auch nicht möglich hier soziale Kontakt aufbauen. Der Großteil meines sozialen Netzwerks hat sich seit meinem Umzug eher um meine Ex gedreht.
Da kommt schon die Frage auf: Willst du wirklich hier bleiben? Aber wohin sonst, wenn man eigentlich keine richtige Heimat mehr hat. Natürlich kann man das auch gleichzeitig als Chance auffassen. Vielleicht in die Beratung gehen und Karriere machen? Vielleicht eine Weltreise nach der Abschlussarbeit bevor es wieder in den Berufsalltag geht? Ersparnisse hätte ich dafür mehr als genug - auch um vielleicht ein paar Jahre nicht arbeiten gehen zu müssen. Gedacht waren die eigentlich für einen Haus- oder Wohnungskauf, aber hier in der Region zu kaufen wäre Wahnsinn. Ich bin auch froh, dass sie nicht für eine übertriebene Hochzeit draufgingen.
Nach dem Aufstehen habe ich erstmal einen Apfel gegessen. Momentan fällt es mir doch irgendwie schwer normal zu essen. Vor allem, wenn man ganz alleine ist. Vielleicht ist das auch nicht so schlecht, denn ein paar Kilos zu viel habe ich schon etwas länger. Seit der Trennung vor einer Woche mache ich zudem überraschend viel Sport (im Fitnessstudio). Leider hilft das auch nur wenig zur Ablenkung, da die Gedanken niemand einfach so ausschalten kann. Auf der Gegenseite fühlt man sich in Zeiten von Tinder und Co. irgendwie auch selbst als unterdurchschnittlich und zur Steigerung des Selbstwertgefühl hat man das Bedürfnis sich erstmal auf Modelmaße bringen.
Den ganzen Tag kreisen meine Gedanken darum, ob sie mich wohl vermisst... ob ich hätte was ändern können... warum ich mich so stur verhalten habe... ob sie uns noch mal eine Chance gibt... Ich weiß, man sollte so nicht denken, aber abschalten lässt sich das nicht. Dann fange ich wieder an zu weinen - erst innerlich, dann äußerlich. Es lässt sich nur schwer kontrollieren. Egal ob in der Wohnung, im Fitnesstudio im Verborgenen oder im Park. Ich wünschte man könne seine Gefühle einfach ausschalten. Klick und alles ist weg, aber das geht nicht. Es wäre auch einfach zu schön.
Plötzlich schreibt mir meine Ex eine Nachricht: Gehts dir gut?. Eigentlich sollte ich nicht darauf antworten, vielleicht sogar eine Kontaktsperre einrichten, aber ich kann einfach nicht anders und Antworte Ihr mit einem einfachen Ja.. Die Gedanken kreisen: Denkt sie an mich? Vermisst sie mich? Oder ist es einfach nur Mitleid? Ich teile ihr mit, dass sie mir nicht aus Mitleid schreiben soll. Sie verneint und versucht es mit Smalltalk. Ich antworte kurz. Im nächsten Moment reagiert sie verärgert und will den Dialog beenden, doch kann ich sie nicht einfach mit dem Bis dann gehen lassen und versuche die Situation zu retten, bleibe aber dennoch verhalten.
Ich verlasse meine Wohnung, gehe etwas in die Stadt und kaufe ein paar Pullover. Allein. Ein paar Kommilitonen wollten am Abend bei mir vorbei kommen, also durfte auch der Alk. und die Snacks nicht fehlen. Es war ein langer und anstrengender Tag mit vielen verschiedenen Gefühlsphasen, doch freute ich mich auf den Abend. Wir tranken, quatschten und lachten einige Stunden. Es tat verdammt gut, endlich mal richtige Ablenkung zu bekommen. Wir haben viel über unsere Zukunft philosophiert und wie es auch bei mir vielleicht weitergehen kann. Eine Perspektive zu haben... das fehlte mir in den vergangenen Tagen... Am Abend erhielt ich dann auch noch einen sehr netten Anruf wegen einer Bewerbung auf eine Stelle bei dem Arbeitgeber meiner Ex, die ich zwei Monate zuvor abgegeben hatte. Die eigentliche Idee dahinter war ursprünglich ein praxisnahes Thema für meine Abschlussarbeit aus der Tätigkeit zu ermitteln. Vor einem Monat hätte ich das Angebot wirklich gerne angenommen, aber auch so brachte es meinem Selbstwertgefühl in diesem Moment einfach einen kleinen Schub. Der Abend ging weiter.
Wieder erhalte ich einen Nachricht von Ihr: Was macht ihr?. Warum interessiert sie das überhaupt? Ich weiß, dass sie heute mit Kollegen (nicht dem) unterwegs war und vermutlich auch etwas zu viel Getrunken hat. Ich antworte erst nicht, aber nach einer halben Stunde muss ich doch. Sie sagt, dass sie in die falsche Richtung gefahren sei und gleich aber daheim sei. Ich bitte Sie mir mitzuteilen, wenn sie daheim ist. Sie meldet sich erneut und ich wünsche ihr verzögert eine Gute Nacht. Zwei Stunden später antwortet sie erneut. Was hat sie solange gemacht? Vielleicht mit ihm telefoniert? Will ich das wirklich wissen? Wir führen etwas Smalltalk, aber schließlich kann ich nicht mehr und teile ihr mit, dass ich vermutlich eine Kontaktsperre brauche, weil ich es sonst nicht hin bekomme. Sie sagt, dass sie mich als Freund nicht verlieren will und sich auch nichts sehnlicher wünscht, als dass es anders wäre. Mir fällt es wirklich schwer ihr böse zu sein und auch ich möchte meine beste Freundin nur ungerne verlieren. Auch wenn ich sie sehr vermisse und bei mir hätte, weiß ich nicht mal, ob ich wirklich eifersüchtig wäre, wenn ich sie mit dem neuen sehen oder ob es nicht lediglich der generelle Verlust einer idealen Zukunftsvorstellung ist den ich beklagen würde. Klingt das absurd? Ich weiss es nicht. Oder rede ich es mir vielleicht doch nur ein?
Und jetzt? Da bin ich hier und schreibe mir die Seele aus dem Leib, obwohl ich eigentlich schlafen sollte. Gute Nacht.
27.10.2018 04:25 •
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