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Noch eine Chance?

G
Hallo.

Mein Partner hat sich im Affekt getrennt. Vordergründiger Auslöser war ein Konzertbesuch meinerseits.

Tatsächlich geht es aber wohl mehr um Nähe/Distanz. Er klammert phasenweise. Schon öfter gab es Streit, weil ich mich mit Freunden verabredet hatte, ohne das mit ihm abzustimmen. Er fühlt sich dann nicht wichtig, sagt, er habe das Gefühl, in meinem Leben nur eine nachrangige Priorität zu haben, wohingegen die Beziehung für ihn vor allem anderen käme.

Ich liebe ihn, und er ist mir wichtig. Ich möchte allerdings keine symbiotische Beziehung führen, sondern über meine Zeit und meine Entscheidungen autonom verfügen.

Wir verstehen uns gegenseitig nicht. Er versteht nicht, dass ich trotz glücklicher Beziehung eine eigenständige Person bleiben möchte, ich verstehe nicht, was ihn so verletzt, an meiner Liebe und Verbindlichkeit zweifeln lässt.

Gibt es eine Chance für Paare, denen verschiedene Beziehungsmodelle vorschweben?

Getrennt hat er sich, nachdem wir für Fr erst verabredet waren, und ich ihm dann Di erzählt habe, dass ich Do mit einem gemeinsamen Bekannten auf ein Konzert fahre. Drama, telefonische Szene, Trennung. Und das, obwohl ich Mi früh ein Vorstellungsgespräch hatte.

Den Bekannten kennt er schon ewig, er hielt einmal große Stücke auf ihn, ist inzwischen aber sehr enttäuscht von der Person - nicht wegen mir, sondern aus anderen Gründen.
Das ist aber sein Konflikt, nicht meiner.

Wie haben uns Do Mittag gesehen. Viel geweint, uns auch geküsst. Zu dem Konzert bin ich trotzdem gefahren, um keine Mechanismen á la Du machst etwas, was mir nicht passt, also leide ich ganz furchtbar, damit du dich anders verhälst zu etablieren.

Er liebt mich. Und will mit mir Zusammensein. Und umgekehrt. Aber wir wissen nicht, wie wir das zur beiderseitigen Zufriedenheit hinbekommen. Jemand eine Idee?

01.06.2019 23:28 • #1


K
Zitat von ghostbuster:
Gibt es eine Chance für Paare, denen verschiedene Beziehungsmodelle vorschweben?


Die Chance ist sich frühzeitig zu trennen und einen geeigneten Partner zu finden bei dem die Augenhöhe , Nähe- Distanz stimmig ist.

Das von dir beschriebene verhalten deines Freundes hat nichts mit dir zu tun, du bist nicht der Grund.

Was du erlebst sind tiefgreifende Muster.
Er müsste sich verstellen und sich übergehen um die von dir gewünschte Gelassenheit an den Tag zu legen.

Was ich rauslese ist eine tiefe Bedürftigkeit seinerseits.

Die Neigung zu einer symbiotischen beziehungsführung seinerseits hast du selbst richtig erkannt.

01.06.2019 23:34 • x 2 #2


A


Noch eine Chance?

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Ayaka
sehe hier wenig Basis für eine Beziehung in der beide haben was sie wollen - eure Beziehungsmodelle sind nicht nur unterschiedlich sondern auch unvereinbar

nur weil jemand Nähe will ist er nicht gleich bedürftig - indem er sich trennt weil es ihm nicht passt zeigt er doch genau, dass er eben andere Bedürfnisse hat und wenn die nicht befriedigt werden, geht

01.06.2019 23:38 • x 1 #3


K
Zitat von Ayaka:
nur weil jemand Nähe will ist er nicht gleich bedürftig - indem er sich trennt weil es ihm nicht passt zeigt er doch genau, dass er eben andere Bedürfnisse hat und wenn die nicht befriedigt werden, geht


Oh doch!
Das komm her- geh weg macht süchtig und dient ihm dazu sie noch enger an sich zu binden.
Denn das Gehirn speichert ab:
Mache ich in seinen Augen etwas falsch , dann trennt er sich.

Sie wird diese Chance (s. Threadtitel) ,sofern sie das möchte ,von ihm bekommen .
Und dann geht es los das lustige on-Off Karussell.

01.06.2019 23:42 • x 2 #4


G
Danke für Eure Beiträge.

Ist Nähe-Distanz nicht ein permanenter Aushandlungsprozess?

Wir sind ungefähr gleich bedürftig, denke, das kann man schon so sagen.

Dennoch..dieses On-Off-Ding wird nicht funktionieren. Um solchen unbewussten Machtspielchen einen Riegel vorzuschieben, bleibe ich idR bei meinen Plänen, auch, wenn er sauer wird. Nicht, weil ich dann noch groß Lust darauf hätte, sondern um mich der emotionalen Manipulation zu verweigern. Aber ist das nicht auch schon eine Art Machtspiel? Ach Mensch...Paartherapie?

01.06.2019 23:50 • #5


K
Zitat von ghostbuster:
Paartherapie?


Wie lange wart ihr denn zusammen?
Ich denke das was ihr führt ist bereits eine on- Off Beziehung.

Er hat sich getrennt aber du redest im hier und jetzt und denkst über eine paartherapie nach.
Nochmal:
Er hat sich getrennt.

Verstehst du wie sich bereits deine denke in deinen Denkkanister eingefräßt hat?

01.06.2019 23:54 • #6


KölscheJung
Könnt ja mal eine Paartherapie probieren. Mein Bauchgefühl sagt mir eher, daß er an sich arbeiten sollte und autonomer werden müsste. Anscheinend definiert er sich nur über Dich und wenn Du mal nicht so machst wie er es möchte, dann bekommt er direkt Verlustängste. Das erfordert ganz viel Eigenarbeit von ihm, ob er das Muster durchbrechen kann ist schwer zu sagen und wenn nicht, dann wird die Beziehung wahrscheinlich immer von Dramen geprägt sein.

02.06.2019 00:01 • x 1 #7


G
Wir sind/waren seit knapp 3 Jahren zusammen. Streit gab es eher selten, eine Trennung erstmals. Naja, nicht ganz. Vor einem Monat ca. habe ich mit Trennung gedroht, weil ich mich so bedrängt gefühlt hatte.

Er arbeitet an sich. Seit neuestem macht er eine Therapie. Auch wenn er behauptet, das wäre sinnlos und bloßes Kaffeekränzchen, denke ich schon, dass da gerade einiges bei ihm in Bewegung gerät.

Allerdings macht er mir jetzt auch den Vorwurf, ich würde ihn pathologisieren und ihm psychische Probleme einreden.
Bei so offenkundiger Ablehnung ist Paartherapie wohl auch eher ein brüchiger Strohhalm.

02.06.2019 00:09 • #8


Ayaka
3 Jahre mit diesem Dauer Konfliktherd Nähe/Distanz - willst du das überhaupt?

Edit: war das immer schon so ein Thema zwischen euch? Ich mein wenn es Zeiten gab in denen alles tutti war denke ich die Therapie könnte sich lohnen, wenn es aber immer schon der Zankapfel war ist die Frage ob man hier nur weiter versucht etwas das nicht passt passend zu machen.

02.06.2019 00:19 • x 1 #9


K
Zitat von ghostbuster:
Er arbeitet an sich


Solche Muster sind erstmal keine Schande, eher ein eigenes Gefängnis - je bewusster man sich deren ist, desto besser.
Ich war zwar noch nie im Knast aber stelle es mir angenehmer dort vor wenn man weiß wo der Frosch die Locken hat.

Das bedarf aber Arbeit.

Zitat von ghostbuster:
Auch wenn er behauptet, das wäre sinnlos und bloßes Kaffeekränzchen, denke ich schon, dass da gerade e


Zitat von ghostbuster:
ich würde ihn pathologisieren und ihm psychische Probleme einreden.


Ist das Arbeit?

02.06.2019 00:22 • #10


G
Zitat von Körperklaus:

Ist das Arbeit?


Would say so. Wirkt bissken low-level möglicherweise, mein Anspruch hier gerade. Aber er ist von sich aus hin, sitzt nicht mehr nur apathisch vor der Spielkonsole, sondern unternimmt auch wieder allein was mit Dritten, hat sich nen anderen Job gesucht...Da passiert also schon was. Die Beziehung nicht die einzige Baustelle in seinem Leben, aber, wie er sagt, seine einzige Konstante. Vielleicht lastet dadurch auch bissi viel Druck/Erwartungshaltung auf der Beziehung.

02.06.2019 00:43 • #11


K
Zitat von ghostbuster:
Ich bin nicht die einzige Baustelle in seinem Leben, aber, wie er sagt, seine einzige Konstante


Autsch.

Zitat von ghostbuster:
Da passiert also schon was.


Ja, es ist was passiert.
Er hat sich getrennt.

02.06.2019 00:45 • #12


M
Ich finde, Du klingst sehr reflektiert und weißt genau um die Probleme sowie Dich abzugrenzen, wo es nötig ist.
Unterschiedliche Nähe-Distanz-Bedürfnisse sind sehr problematisch, aber ich finde, nicht sofort ein KO-Kriterium. Die Frage ist, inwieweit man Kompromisse finden kann, ohne sich zu weit anzupassen bzw sich dabei zu verlieren. Vielen gelingt das nicht und verstellen sich quasi.
Hier scheint mir ja das größte Problem, dass er von Dir als das Wichtigste angesehen werden will. Er soll wichtiger sein als alles andere. Woher kommt so ein Anspruch? Warum braucht man das und beendet eine Beziehung (aus Affekt, gekränktem Ego)? Warum kann er es nicht aushalten, wenn sie ein eigenes Leben hat? Das ist schon recht befremdlich, jedenfalls für mich.

Kann er aus diesem Anspruch raus? Traust Du ihm das zu? Wenn ja, habt ihr vielleicht eine Chance. Du müsstest mehr auf ihn zugehen und sein Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle etwas mehr befriedigen. Mit ihm mehr in Abstimmung gehen bzgl Deiner Aktivitäten zB. Kannst Du das?

Eine Paartherapie halte ich angesichts einer begonnenen Einzeltherapie bei ihm für zu viel derzeit. Du wirst schon einschätzen können, inwieweit ihr aufeinander zugehen könnt ohne euch zu sehr zu verstellen.

02.06.2019 00:50 • x 1 #13


G
Viele interessante Aspekte/Hinweise hier im Forum. Vielen Dank dafür. Werd' mal eine Nacht darüber schlafen...

02.06.2019 00:59 • x 1 #14


Kummerkasten007
Zitat von ghostbuster:
Ich möchte allerdings keine symbiotische Beziehung führen, sondern über meine Zeit und meine Entscheidungen autonom verfügen.


In einer Beziehung solltest Du aber schon auch eine gewisse Kompromissfähigkeit an den Tag legen.


Zitat von ghostbuster:
chon öfter gab es Streit, weil ich mich mit Freunden verabredet hatte, ohne das mit ihm abzustimmen.


Ganz ehrlich, wenn mein Partner mir gar nichts sagt, dann wäre ich auch angefressen.

02.06.2019 02:15 • #15


A


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